Ti e .t-..lt.;t.. k. MS WANT cine Erzälztung aus Indien. Von W a l l a h (Votnbay). Lin- der-: groszcn Passagier-Dampfer .,.O.-n.»;-.s)", lkselaxer im Monate Febru cr t-c·— verflossenen Jahres auf feiner t::r-;..i.t:itjen Ueeise nach Indien begrif fen :uc.r, Fing es täglich außerordent lich leihe-it zu. Hunderte von Reisen den alter Stande und aus aller Oerren Läneern erraten durch einander, und tiae rege Leben auf dein Schiffe währte vrn Evnnencusgang his tief in die Nat-it. Alte Freunde trafen sich wie der, und neue Bekanntschaften wurden rasch angetanpr Hinter die letzteren zahlte die von Retert Ster einem frtlict,teis.. strebsamen Manne aus Ttukftklrnd der eben seine Studien dernd:t larte und durch befckeikene Reise-mutet unterstützt- nun in Jndien ein Fortkommen suchte, rntt Rosa Win ters-alber. einer jungen Gouvernante ans der Schwein welche mit der Fa milie eines englischen Offiziers nach dessen Bestimmungsort Panchgan in der General-Provinz reiste. Die ztrei jun-sen Leute, welche die seincinsaine Sprache zusammenfiihrte, schlossen sich in aufrichtiger Freund-» fchaft an einander, und es war Beiden seine grosse Freude, als bei der Ankunft in Bomban die englische Familie herrn Stark einlud, mit ihr nach Panchgan zu toniinen und drrt den Erfolg seinerl Grsurhe um Anstellung abzuwarten. Der junge Mann begleitete in Pan-Ih gesn die Gouvernante, wenn sie Mor gens und Nachmittags die ihrer Er ziehung anvertrauten Kinder zum Spaziergange führte, und der lauteren Freundschaft entsproß eine innige, auf richtige Liebe. Während die Kinder spielten, taufchten Norbert und Rosa ihre Gedanken aus und plauderten«, ihre Hände in einander legend, von der Hei-noth, der Gegenwart und der Zu unft. Sie wählten ihren Lieblings Sitz auf einer schlichten Holzhanl un ter einem Baume, der iiber und über mit feurig - rothen Bliithen behangen war, die wie riesige Blumentrauben von jedem Zweige herniederhingen; sdiefe vielen Blüthen lassen teine Blät ter aufkommen, to daß die dichte rothe Menge einer großen Flamme gleicht, und dem Baume daher der Name ,Flamme des Waldes« von den Indern See-eben wurde. Es wurde den jungen euten auch gesagt, das-, der Baum das ganze Jahr hindurch in diesem bren ninden Noth prange, wie in Europa der Trauerbaum immer fein Grün bewahre Nach Verlauf weniger Wochen traf für Nordert Statt eine Mittheilung ein, gemäß welcher er mit einer An Kellng bei dem Raiah von Kolaba an r Malabarliifte betraut wurde. Am sbende vor der Abreise saßen die bei den Liebenden wieder unter der Flam me des Waldes und hielten sich zärtlich umschlungen; Nothert versprach, gleich noch seiner Ankunft in Kolaba zu be richten, welche Aussichten seine neue Stelle für die Zukunft biete. Sie drückten sich recht herzlich die Handh dte sich laum mehr trennen wollten;l Nordert fah mit festem Blicke in ihres Augen« denen heiße Thränen entquol len, indeß sie glücklich lächelnd zu ihm auffah, als er mit feierlicher, überzeu gungsvoller Stimme ihr fagte: »Und mag kommen, was da wolle, fo lange die Flamme des Waldes leuchtet, glau be an meine unwandelbare Liebe nnd: Treue, die nie erfterben werden!« Jhref Bruft wogte ftiirmifch, und ihr Herz schlug zum Brechen, als sie sich weinend an seinen Hals wars und mit von Schluchzen unterbrochener Stimme, ihn trampfhaft an sich drückend, aus rief: »Aus ewig Dein!« Ein heißer, jnlsrunstiger Aan besiegelte ihren» Schwur . . . s Die nächsten Tage verflossen flir« Rofa ungemein glücklich; sie sah die Erfüllung ihres Herzenswunfches so viel näher gerückt, und wenn sie mit den Kindern wandelte, fchien ihr jede Flamme des Waldes einen freundli chen, lebhaften Gruß von dem Manne ihrer Herzensneigung zuzuwinken. Wie ungern trennte sie sich jeden Abend von den ihr so lieb gewordenen Bäu men, und wie fputete sie sich jeden Morgen, um zu ihnen zu eilen und ihren Gruß zu empfangen! Wie oft ruhten ihre Blicke auf ihnen, so zärtlich und voll des Gliicles, als ob sie damit dein fernen Gelietten in dessen treue Augen blickte! Ihre Wonne schien unbegrenzt! So verflosz eine Woche, und die Zeit war hernngerucit um NorberM erste Nachrichten zu eint-sangen· Von dem Si e unter beut Lieblingsbaunte konn te te die Straße übersehe-n aus welcher der Brieskcte sich dein Hause näherte, und ilopsenven Herzens ging sie ihm gets entgegen, mit Spannung aus das riesbtindel blickend, das er durchblät terte; doch —- tein Vlies sur sie. und so kehrte sie iii lich, langsam und in Ge danken ver unten, sur Flamme Iez Waldes zurück. »Kerl-en ist wohl während tet ersten Tage mit Arbeiten überhäuft,« sagte sie zu sich. »und eg ist eigentlich unbillig vcn mit-, unter bie sen Umständen bereits einen Brief von ihm zu erwarten-« Aber die Tage ver trtchen, und teine Nachrichten von dem einen Lielen trasen ein. Rosa wurde nun ernstlich unruhig, und peini ende Ungewißheit beherrschte ihren eist; wie, wenn Nordert tranl wäre, von keinem liebenden Menschen umgeben; wenn ihm ein Ungliåkt zugestoßen wä re? Was mag es sein, was ma ett ein-s Sollte-? Sie wagte nicht« e enGedanlen auszuspinnen. «Nein,« - sie sich zu, »mem Glaube wird nicht getäuscht zrerden, ich kann auf Nor lsert’s Treue zählen trie aus mich selbst! »Aber warum kein Wort von ihm?« Und sie eilte zu ihrem Lieblingöbaume, um Trost zu schistsen Da schien es ihr, als ob die rothen Blüthen nicht mehr so feurig in der Sonne glänz. n Beirofsen hielt sie an und starrte aus Tdie Flamme des Waldes: kein Zweifel, Idie Blüthen hatten tas brennende Noth trerlorem das eine blässere Färbung sannahm ,,Me?n Gott, sei mir gnä ldig!« sagte sie mit bebender Stimme, irhre Hände faltend, und die Augen ge fgen den Himmel gewandt; »mein Gott« ,sei mir gnädig!«' wiederholte sie betend, als fie gesenkten Hauptes, ihre Schritte ,dem Haufe zulenkte . « «- es st Norbert war nach zweitägiger Reis-; »welche ihm in den Träumen seines Giiickes rasch verfltgen, in Kolaba ein getroffen Bevor er sieh noch ausruhie, schrieb er einen zärtlichen Brief an Rosen legte die Blutbe einer Flamme des Waldes hinein und iibergab ihn seinem Diener zur Ueberbringung an das Postamt. Eine Stunde darauf betrat er den Palast des Raiahs, eines freundlichen alten Herrn, der ihn wohl wollend empfing, und nächsten Tags trat Norbert feinen Dienst an, doch nicht, ohne vorher einen längeren Be richt an Rosa zu senden, in welchem er ihr von der freundlichen Aufnahme Mittheilung machte, die ihm ein günsti ger Vorbote fiir die Zukunft erschien; er sprach von der schönen Lage der Stadt an der Meereskiiste,sdie ihm noch tausendmal schöner dünken wiirde, nsäre sie, die Geliebte, an seiner Seite, unter den Bliithen der Flamme des Waldes-, welche lsier, von der Meerluft begünstigt noch herrlicher prangte als in Panchgan Jeden Morgen war Narbert zeitlich und eifrig an der Arbeit, an welcher er überaus großen Gefallen fand, und von der er voran-sah, daß sie ihm seine Zukunft, ihr beiderseitiges Glück, siche re. Bevor er täglich an seine Arbeit schritt. schrieb er stets an Rosa und theilte ihr Alles mit, was sie interessi ren konnte, und irr-mer schloß seinBrics eine feurige Blüthe des Liebling-Hinu nies ein. i So verflos-, die erste Woche, und Ncrbert sah mit großer Spannung dem ersten Antwortschreiben entgeaen; ieinige Tage waren bereits darüber sperstrichem daß ein Schreiben von dem theuren Mädchen, an welchem er mit ’·c-,anzer Seele hing, hätte eingetroffen sein können, und stets ging der Brief träger an seinem Hause vorüber, ohne einzutreten. Er schrieb drinaend, ihn doch nicht ohne Nachricht zu lassen, namentlich nicht, falls sie trank lei. da er obne Schwierigkeit sofort Urlaub erhalten würde. um an ihr Kranienlaaer zu ei len· Doch wieder blieb die Antwort aus. Norberts Besoraniß machte einer furchtbaren UnruhePlatL die er nicht ertraaen konnte. und oie ihm jedes Schafer zur Unmöglichkeit machte. Er entschlos; sich eines Moraens, an die Familie zu telegrapbiren. bei welcher Rosa war. und erwartete in äußerster Aufreguna die Antwort. Er hielt es in seiner Wohnuna nicht mehr aug, die Ungeduld versehrte ihn, und er trat an die Gartentbitr. um die telegrarhische Antwort beim Anlanaen sofort lesen zu können. Doch kein Telearaphenbote zeiate sich. Es wurde Wbend —— und keine Nachricht tam. Er eilte auf das Telearaphenamt, und er war seiner Stlusregung nicht mehr Herr. als er hör te. daß teineDevesche fiir ihn angelangt fei. Garn verstört tam er nach Haufe; noch nie hatte er so tief aefiihlt, wie das Schicksal Roiag ihm am Herzen lag, und das unverbrijchliche Schweigen, das nun argen vierWochen währte, war ihm furchtbar, entsetzlich . .. Am nächsten Momen, welcher Rost-H Entdeckung solgte, daß die Flamme des Waldes Von ihrer herrlichen Farbe ein gebüßt hatte. eilte sie wieder frühzeitig zu ihrem Lieblinasbaume. in der Hoff nung, dasi ihre Auaen sie am vorherge gangenen Tage getäuscht hatten. Doch es war iein Zweifel. die Blüthen hatten eine gelbliche Färbuna angenommen und schienen etwas schlaff von den Zweigen zu hängen. Trauriae Ahnun gen beschlichen ihr Herz. »So lange die Flamme des Waldes leuchtet. alaube an meine unwandelbare Liebe und Treue2« klana es ihr im Ohr. »Und nun," Jauchte in ihr der Gedanke aui, »da die Flamme des Waldes erblaßt. stirbt sei ne Liebe tu mitt« Sie konnte die Thra Inen nicht länger zurückhalten. die durch die ihrAntlih bedeckenoeniFnaer dräng »ten und unablässig in ihren Schooß ifielen . . . . Jn ihrer Stube lann lie beständig über die Ursache von Nordens Still schweigen nach: »Wenn er mich auch lnicht mehr liebt, mein Herz wird doch nicht aufhören, litt ihn zu schlagen. Wenn Nordert ebne mich alitcklicher ist, nsaruin toll ich feinem Glück im Wege stehen? Jst es nicht häßlicher Eigen nutz von mir. mich an einen Mann zu tlann.tern, dem ich aleichciltia hin?« So machte sie sich Vetwiirfr. als ihr ein Gedanke durch den feovf schoß; festen Schrittes trat sie an ihren Biiipertisclk und 7chrieb: »M(ir tkeurer. tbeurek Not-beri! Die Flamme des Waldes ist erblaßt und .nit ibr Ihre Liebe tu mir. Wer kann den Gang der Natur aufhalten? Ein fclnrachee Mädchen? — Ich habe mich daher in das- Unvermeidtiche ges fügt rnd meine Hoffnunoen in dass Grab celenlh bevor ich auch dort ruhe, lassen Sie mich Eis-es wissen, nur Ei nes: daß Sie aliicklich sinds Und ich werde täglich Gott bitten. tdaß et Ih nen das Gliick recht, recht lange erhal i ten möge. Betreten Sie mich, mein thenrer Nr-rbert. von der furchtbaren Ungewißheit die mit das Herz bricht! Lassen Sie Ihr autes Herz Mitleid mit mir haben und mir die Freuden iunde zukommen, das; Sie alücklich sind und mir verzeihen, wenn ich bleibe mei nen- Schwure aetreu, aus ewig — Dein« Rasch sandte sie den Brief ur Post, und erleichtert athmete sie aus. »Nun werde ich doch endlich Gewißheit haben, und welches immer auch die Antwort sein wird, ich werde zufrieden sein,Nor bert glücklich zu wissen.« Jhr Blick glitt über den Spieael, in welchem sie ihre abgehärmten Riiar. ihr blasses, atgemaaertes Antlitz sah. »Ich gkänite mich Um ihn. und er ist es wohl werth, dass ich so tiefen Kummer um ihn lei de,' sagte sie sich mit Beruhiauna mit Ueberzeuguna hinziiietzend: ,,Ginae ich doch aern in den Tod für ihn!« Wieder verainaen die Taae, und die mit unaussprechlicher Sehnsucht er nartete Antwort lanate nicht ein. Ihre «Beiümnierniß war so aroß, daß sie die selbe nicht länaer ertraaen konnte; ge beugt, aebiochen. wandelte sie unrher, betrübt bis in den Tod. und es war ihr ein neuer Schmerz. der ihr tief in die Seele drang, als sie aewahr wurde, daß die verblaßten Blüthen der Flamme des Waldes zu Boden fielen. Sie sam melte tieselben sorasam. füllte damit ihr Arkeitkiörbchen nnd bewahrte sie zu Hause auf. ..Sind meine Hoffnun aen auch aetnictt. nein Glück erblaßt und aebroehen, so will ich doch in der Erinneruna an dasselbe leben und sei ner etvia aederilen.« Ein Ihrem-n strom, der tein Ende nehmen zu wollen schien, entftürtte ihren matten Augen, und sie blickte trauria nach dem Lieb linaszbaumr. an dessen Zweigen nur mehr treniae trockene Blüthen hingen· Doch jeden Moraen kam sie ieitlich an die Stelle zurück, jedes kleinste Blü thenblatt auslesend und betr.fihrend. Judesi sproßten lleine arüne Blättchen nach kurzer Zeit an der Stelle der Blü then, wie in Europa im Friiislinae nach »der Knoedenhilrrra .. e- ss- « Am rächsten Taae eilte Norcscrt nochmalc nach dem Telearadlxnaxnte, idoch war noch intiner eine Dedesche sti: »il-,n eiroetrotien. E: erkundigte sich, .um wie viel Uhr die feine abgesandt itvucde.« Man blattcite nach und fand, sdasJ lerne Tevefche in seinem Namen Heinaereicht worden «.:ar. Nurhert stürz ;te ixcch Hause rnd aus feinen Diener fällt »Wo und wann haft Du gestern mein Telearainm abaesandt5« Der Tiener erhleichte, stammelte einig-: Worte. und vor den furchtbaren Bli Lcken seines Herrn erbeehnd fiel er aus idie Knie. und utn Gnade flehend, qes stand er, daß er sich das Geld siir die Depeiche anaeeianet hätte. und daß er bis jetzt dasselbe mit dem Geld fiir die jBriesmarken aethan hätte. daher keines sder Schreiben seines Herrn abgegangen ssei. Norbert war außer sich. er glaub Jte, den diebischen Diener Zermalmen zu müssen. Doch wozu? Der Gedanke an Rosa beherrtchte ihn oald wieder. Was mußte sie von ihm -denten, daß er sie so lawae ohne Nachricht liesilt Muß te sie ihn nicht als einen wortbrüchiqen Mann verachten. fein Andenken ber schmähen!? Er überleate einen Au aenblick, eilte dann wie ein Rasender nach dem Telearavhenamte und setzte in fsbieerhaster Hast solaende Depesche an : »Mein Diener unterictilna sannst liche Briefe, die ich Dir sandte. Reise heute Abend zu Dir·« Seiner Sinne nicht ciiächtiq, eilte er zum Palaste, in seiner Vertrirruna aber verqessend, die Der-eilte ans-Schal-« ter abzuaeben und iie in die Roatasche schiebend Er erbat sich Urlaub. welcher Linn sofort aeivährt wurde. und Abends lre Hut-te er den Zua nach Panchqan Wie lana erschien ihm die Reife, wie lara sam rollend der Ana. wie lang der Aufenthalt auf den Stationen, welche lein Ende nehmen wollten! Ausier dem reanete es unaufhörlich. um die Reise noch trauriaer zu acstalten. Am Nachmittaae des zweiten Taaes tlartel strb das Wetter auf. und die Sonne strahlte herrlich auf das eririfchre Land und das erauickende üddiae Grün, wel ches der warme Neaen hatte hervor lvriehen lassen. i Nordert lanate in Vanchaan an unds war verwundert Rusa nicht an deri Baan zu treffen. Da erinnerte er siel),1 dasz er das Telearamm aar nicht abge-; sandt, sondern in seit-er Raeltasche hats4 te. Dies irrrnte ihn noch mehr an,( »und ohne einen Waan zii n.iethen, der; doch zii lanasain siir ihn aeiahren wä » »re, eilte er nach Kosas Wohnun- tin-i zieriveas warf er einen Bliel naai dein; »«.ibi«eitg von der Straße befindlichen »Lieblinazbaunie. Er sieh die Kinderl iort spielend nin eine Dame herum» nelche, die Hände im Scheuer wie ioirq Im die Ferne sah. In deni Maße, wie Norbert näher kam. schienen ihm die ,I«’.iiae der Dame bekannt. Sollte es iRosa sein, aber in dem Zeitraum von. »Wochen un: iehn Jahre aealtertt Dir jiielen ihre Blicke auf il)n. und »Not lsirt. mein Norbert!« ausrufend, eilte sie ihm niit augiaebreiteten Armen ent (-.eaeii. und wie damals beim Abschiede drückte sie ihn tramvfikast an ihr Herz. Er xoa sie sawit nach der Bank unter ireni Baume nnd ericililte ihr, warum »siini Briese ilir nicht zukamen. Es lliirte sieh auch bald aus« warum Rosas Briese nicht in seine- ssjnde aelanaten. Der Diener. welcher ihre Biiese zu be tiörtern hatte. war ans Bombay, aus einer Vorstadt, welche den Namen Ka laba führt. Er alaubte dalrer, daß Rosas nach Kolaba asrressirte Briese sfiir diese Vorstadt seien. unsd ließ stets aus der Post das Wort Born-day bei seken, so daß sie nie nach der Stadt Ko laba an der Malabariiiste aselangten· Rosa erzählte ihm den Inhalt ihrer Briefe, und daß sie vor allem wissen wollte, daß er glücklich sei. Norbert hielt sie sanft umschlunaen, und ihr unzähliae Küsse aus den Mund drä ctend, flüsterte er ibr zu: »Wenn Di. inmser bei mir bist. wenn Du mein lie bes Weibchen bist. wirst Du es am be sten wissen: ich habe Urlaub für die Hochzeit« All ibr Leid war vergessen, sie sanl schlnchzend an seine Brust. Er tüßte ibr die Tbränen von den Auqen und sagte, über sie aebeuat: »Siebst Du das freundliche. erauickende Grün über uns, in dem die Vöael fröhlich zwitschsernx dieses einladendeGrün, das wir jetzt sehen, ist es nicht doch noch schöner und rsiel traulicher als das brennende, versenaenide Rotb unserer Flamme des Waldes?« W Un it er Klippe. Novellette von J oe v o n R e u ß. Rasselnd sank der Anker herab, der Dampser leate an. Ueber die Schiff briicke drängen die Passaaiere in bun lter Reihe, bleich, sturmzerwiihlt, rück sichtslos· Die Uebersabrt war wieder einmal Estijrmisch aewesen. Am Strande ste Hben die qelanaweilten Badeaäste und jbilden die »Lästerallee«. welche die An Hommenden zu durchschreiten haben. s,,Dies Bild hier, es verdiente festge balten zu werden, mit unsterblichem Pinsel, Lillychen«, lacht der junge Maler neben dein Backfisch, dessen Langzöpse nnd Fliiaellleid merkwür dig mit seiner Ernstlmstiateit kontra niren. »Prachwoue Illustration des sogenannten Reiseberaniiaensz Lauter aeschmiicktes Elend! Der Reiter ist nicht schlecht, auch ohne Bremer Nathskeller!« »Aber Herr Helmhold. müssen Sie denn immer fvotten«?« tadelte die Kleine alttlua. »Ich muss Sie doch mal wieder böse machen! So -—- farnog! Es steht Ih nen aanz allerliebst . . Der Spre cher stockt plötzlich und zieht den Hut, tief, aber hoch erschrocken. fast starr vor Staunen. ,,.Kennen —-— Sie die Dame?« staat die kleine Professorentochter verwun dert. »Die Dame? Ja, allewian ein we: nia, nein, ziemlich aenau«, antwortet Martin Helnibold stockend. »Wir wa ren foaar--—-sehr intim« . . . ,.W-—-ag?« »Verzeihen Sie, Lillhchen—ja, so etwas paßt noch nicht für Ihre Ohren -s—-ja. ich weißt . . . Wahrhaftig, Sie sind ganaz roth aeworden!« »O, nein, nein!« »Doch, doch!—-«’fräulein Ruth Feh lina, ich meine die Dame dort; ihr hat die Seekrantheit nichts anhaben tön nen!« redete der Maler im Gehen wei-’ ter, während feine Auan der Dame folgten, wie einem am Horizonte em Porziehenden Sterne. »Zum Teufel was rennen Sie denn, Jünaer der aöttlichen Kuns«, sagte der kleine Professor äraerlich, indem er das Handaelent des fechgzehnjährigen Töchterchens plötzlich in feinem Arme fühlte. Es war, als ob ihn die Kleine zurückhalten wollte. dem Maler zu folgen. Der Professor aber schüttelte das Hindernisi ab und irua trium phirendz »Habe ich Ihnen schon von meinen neuen Alarn erzählt? Großm tia!« »Nein —-—— ich hörte noch nicht!« ent aeanete der Maler ziemlich zerstreut, aber dabei die Schritte inäfiiaend »Ganz außerordentlich-s-—ioeit mehr als ich erwartete! Nicht in der Mas senhaftiateii, sondern in der Verfchie denheit und Unendlichkeit ihrer For men ist die Natur am aröfiten!« do-v zirte Professor Hauschild die Tochter am Arme Der Maler aber hörte nicht mehr, der glücklich aefundene Freund war plötzlich bemessen Die Dame dort, die zwischen zwei Herren einherschritt: sie war das Weib. das die Vorsehung bestimmt hatte, sein Schicksal zu ma chen! . . Vor drei Jahren hatte er im Kunstverein ein Bild ausgestellt, das der Neid in einen Winkel aebannt hatte, bis es Rath Fehlinag Künstler auae entdeckte. Sie rühmte es ihren Bewunderern aeaeniiher nnd ließ es anlausen. Und bald nannten es die Zeitunaglritilen eine Perle der Ans ttelluna. Persönliche Ezzetcmntsrhaftl vermehrte noch das aeaenfeitiae Inter esse. Maler Oelmbold ward Ruth’H Lehrer und herauschte sich qleichzeitia an ihrer Schönheit und ihrem Talentl Ijlächtiq drängte es ihn zur Aus-spra-4 che. —- Ruth- aher verstand sie jeder ieit zu vereiteln Es tvar so pikant« sich heimlich aeliebt »in wissen, noch dazu von einem Künstler und dabei doch das Ziel vielfacher Wiinsdze zu bleiben. Ein kleines Kavital, das ihm als Erbe einer Vathin zufällt, macht ihn frei, indem es ihm die Mit tel gewährt in einer italienischenReise. Zuriictaelehrt streift er mit ein paar Münchener Freunden im Vaterlande umher, und aelanat dabei auch nach der verantrten norddeutschen Haide. Die tief innerliche Schönheit vonMoor nnd Haide entneht den Kilnfllerauaen nicht, —-- seit voriaem Sonn-Irr sind sie in einem unbekannten Lmidedorse gefesselt. Worvzntede nxit seinen tief melanchnlischen Schatten nnd minder baren Lickktresleren beainnt Mode zu werden. alle Ansstellungen öffnen den Ineu entdeckten Schätzen bereitwillig die Pforten. Vor acht Tagen kam er von dort bei einem Aussluae auf dem Ber niigungsdampfer »Kehre wieder« hie gey — seit dieser Zeit lebt er haupt «fächlich in der Familie des Profes sors —- und ist gefeiert! Mit dreißig Jahren fängt man an für die Back sische zu schwärmen. und die kleine Lillh mit ihren Taubenaugen, Lang zöpfen und ihrer pedgntischen Ernst haftigieit ist wirklich eine Spezialität Er kann Ruth Fehling ruhig begeg nen. Ein Ausweichen auf Helgolgnd ist auch unmöglich. Gleich bei dem ersten Wiedersehen stellt ihm seine ehemaliae Schülerin ihren Bräutigam, einen adligen Meg lenburger Gutsbesitzer vor. Die Ber lobung erleichtert noch den Verkehr. Die Bewegungen sind hier auch ganz ungusbleiblich sogar Ruths Vater, ein reich gewordener Lederhändler, be grüßt ihn als alten Freund. Man sieht sich auf der einzigen Promenade, früh ftiickt zusammen im neuen Straubing villon, und begegnet einander Abend-Z in der Reunion. Dennoch —- sieht man sich bald nicht genug! Denn schon der erste Gedankengustgusch zwischen dem Lehrer und seiner ehemaligen Schülerin läßt erkennen, daß das ge genseitige Verständnisr noch gewachsen ist. Mit wunderbar künstlerischem fJnstinkte weiß Ruth Fehling die ein fzelnen mglgerischen Motive des groß sartigen Natrtrbildes, das sie täglich »iiberblicien, herauszufinden —- jeder HTag fiigt den Schätzen seines- Skizzem buches neue, gemeinsam entdeckte Kost barkeiten hinzu. Und Ruth beginnt die Gesellschaft ihres Bräutigams im mer unerträglicher zu finden, und der Maler begreift plötzlich nicht mehr, wie ihn Lillhchens kindliche Ernsthaftigkert entzücken konnte. Neu ernvorlodernde Leidenschaft zieht die Beiden mit All gemalt zu einander hin . Gegen Sonnenuntergang steht der Maler Helmhold droben auf derKlippe und überblickt Zum letzten Male das Meer. Er hat sich zur Abreise ent schlossen und bereits an die Kollegen im Haidedotfe geschrieben und sich zu rückgemeldet. Schon morgen sitzt er hoffentlich wieder im strohbedeckten Gieoelhguse von Worvswede unter den stillen Haidebguern um die Schätze seines Siizzrenbucheg auf der Lein wand zu Ver-werthen Er selbst be ginnt Mode zu werden und die Aus deute von Helgoland wird seinen Hai delandschaften neue Bewunderer zuge sellen. Aber er fühlt, das Beste was er geben kann, verdankt es ihr! Und unwillkürlich breitet er die Arme aus. wie nach einem Sterne! Beide-uner reichbar! . . . Da plötzlich steht sie dennoch vor ihm. aus dem Boden em porgewachsen. Man sieht einander an, todterschrocken, sreudestrahlend. Jn höchster Erreauna sinkt Ruth nieder und sagt: »Sterben!« Er fänat sie in seinen Armen auf. Dann nimmt er niedertnieend ihre beiden Hände und bedeckt damit sein Angesicht. »Die Trennuna—wie soll ich sie überstehen?« : «Trennuna? Wieder Trennunng Unmöglich! Du darfst mich nicht wie der verlassen! Gieb ihn auf, den Kampf — er lähmt!« Und er fühlt mit einem Male, das-. sie Recht behal-; ten könne. Der Verkehr mit den Kolle gen kann ibm nimmermehr die Ante-s gung ersetzen, die er Ruth verdankt. l »Du darfst mich nicht verlassen«,1 redet sie weiter. »Las; mich nicht ver-l schmachten. Das Band. das ich bre chen werde, ist nnr locker gewobens Mein Verlobter wird leicht eine an« dere finden, die ihn besser liebt, als ich. Rette mich!« » »Ruth, mein Hinnneh mein Alles!««l rief der Maler hingerissen nnd wollte ihr zu Füßen stürzen, alg plötzlich bon( der anderen Seite Jemand an Ruthi l-erantrat. Es war der Professor. . »Man sucht Sie. Gnädiaste«, sagte der Professor den orrwiitertenStrandis but lüftend. der ihm wie ein richtiger: Siidioester im Nacken saß. »Man sucht Sie wie eine Stecknadel ——- Jhr Papa und Ihr Verlobten Das einzige Kar toffelfeld hier oben-es ist wohl — sehr-— interessant?« Ruth war todtenblasr, machte eine! unmuthiae Schulterbeweauna unds wars dem kleinen Professor einen Blicks zu, haßersiillt, todtbrinaend. Dieser fuhr fort: »Sie werden im Strandpa villon erwartet, Gnädiastel Oder darf ich Sie nach der Lästerallee be-. gleiten? Hochdeutscb und vlattdeutsck),i englisch, französisch. die richtigej bahylonische Sprachenverwirrung dort -— die Berliner Zunge bleibt natür lich die leistungsfähiaste«, setzte er malitiiis hinzu . .. »Wissen Sie, Jün ger der göttlichen Kunst, daß Helen land im Mittelalter ein willkommener Schlupswinlel siir die Seeräuber war? Zum Henker-, was starren Sie denn in die Luft?« Der Maler zwain sich zur Samm lung, nachdem er Nachts blaue-J Som nerlleid unter sich verschwinden sah. Hernersülld voll Aeraer hatte sie das Feld geräumt und qasi i ihren Llncsehö riaen zugewandt. Der Professor hatte niemals ilsreGunst besessen,set1,t loderte ihr Herz in Haß ..... Der Maler hatte augenscheinlich die Absicht, der Verleg nuna in den Augen dej Professorg die Bedeutung zu nehmen und beaaun eine Unterhaltung, anfangs gezwungen, später durch Leutseliakeit und Humor deJ Professor-H natürlichen Der Ent schluß seiner Abt-e se selien den Pro scssor zu freuen s» Dac- Felseneilind l,.«i r ist es nicht ein Altar, den sich di e Gottheit selbst erbaute, nach der Schöpfring?« fragt der Maler u: it einein letzten Blick von voben herab. Dann solgt er dem her absteigenden Freunde, um ihn zu sei ner Firnilie zu begleiten, der er eben Lebewohl sagen will. Unten ist die Absicht schnell wieder vergessen! Am Strande steht Ruth mit ihrem Bräu tigam, daneben ein alter Helgoländer. Anscheinend verhandeln sie über eine abendliche Bootsahrt. Fast allabend lich läßt Ruth sich hinausrudern Aber der Alte schüttelt trotz seines heimath liehen Phlegmas heute energisch den chf und scheint zu widerrathen.. . . Unwilltiirlich, ist Maler Helmbold bis san Hörweite herangetreten, mit All gewalt zieht es ihn zu Ruth. Bewun dernd und schönheitsdurstig sieht er die edlen Linien ihres seitwärts gewende ten Antlitzes gegen den dunkelgesärb ten Himmel sich abzeichnen, ihr Haar in: Winde flattern. Sie ist todten blaß und anscheinend zornig über den unerschiitterlichen ubweisenden Gleich muth des alten Schifferh »Warte, Süßing, bis wir inSchlem min sind — miteinander«, beruhigt sie Herr oon Horsten »Der Rudersport, Du weißt es, ist weine Leidenschaft — töglich werde ich Dich aus den See hin ausrudern!« ,,’fehlt Dir der Muth?« höhnt Ruth. »Laß uns jetzt hinaus — ich ersticke!« »An meiner Courage, nein, daran darfst Du nicht zweifeln?« wehrte Herr von Horsten ab. »Ich werde Dich selbst hinausrudern! Wozu ist man Mitglied des Rudertliids?«..» Die Aussicht, mit Ruth allein im Kahn zu sein, war verführerisch- Schnell ist das Boot bereit, Ruth steigt ein und duldet es, daß Herr von Horsten ihr glückselig das Plaid iiber ihre Kniee breit. Dann lenkt er geschickt aus See hinaus-, ebenso wie der alte tat-act kauende Helgoländer, der vermnihlich heim an’5 Herdseuer getrottet ist. Der Maler wendet sich nach dem Strandpavillon, rni den alten Freun den Lebewol)l zu sagen. Als Lillh von seiner Absicht, die Insel zu verlassen, hört, beginnt ihr Auge feucht zu schim mern, aber das Lächeln des Mundes straft es Lügen. Trotz der heimlichen Ihränen scheint sie sein Weggehen zu freuen. Maler Helinbold verspricht ihr auch ein paar Haide:Stizzen zu schicken, vielleicht das Bild einer ural ten, ninlerisch verwitterten Kiefer, oder Klaus, den strnmpfstridendcn Heid sctznuckenschäsen Der Abschied ist wie ein innerlishesz Wiedersinden. »Als Gegen-Geschenk werden Sie meine ,,specie5 algarnm" erhalten:" sagte der Professor großmiithia, »der Druck ist bald vollendet. Mertxä auf im Notizbnche!« ,,Unnötbig, Papa, ich vergesse es ganz gewis-, nicht! Was ist Ihnen, Herr Helmhole« srug sie erblassend, als sie die Augen des Malers starr aufs Meer hinausgerichtet sah-, wie geistesabwesend - Der Maler hörte nicht. All sein Denken und Empfinden richtete sich aus einen Punkt, das zikriicktehrende Boot, das mit plötzlichein schweren Seegang kämpfte, den eine nnruhige Möwenschaar längst verkündet hatte Eine Minute später stand et schon nnten am Strande, neben dem taback lauenden Jan, der plötzlich das Phlegma seines sriesischen Stammes abaeschijttelt hatte, und sein Boot klar macht. Schon steht der Maler drin nen und merkt es nicht einmal, dafz ihrer drei geworden sind durch die Theilnahme des Professors. ,,Vorwärt5!« kommandirt Maler Helmbold Ringkum brandei und wogt es wirbelziehend, zisch-end lösen sieh die meterhoch gehenden Wellen in weißem slockigen Schaum. Da, plötz lich, sträubt sich das Haar deZ Maleer weil das Schreckliche geschieht: das Boot drüben ist gelentertl »Rette 1nich!« klingt es von Rutle Munde in die Ohren deg- Maler5, wie vorhin. Nein, er weiß, daß eH Tän scksung ist! . . .. Dennoch treibt es ihn noch eiliger vorwärts -——- dag- umge stiirzte Boot treibt jetzt, kaum fünf zehn Schritt entfernt,. Vor den Rettern aus den Wellen und angeklammert an seine Flanlen hängen die tin-glücklichen Tie Kraft des starten Mannes wird aus-reichen Rutl)’s Kraft scheint er schöpft. Sie sinkt unter! ,,Rutl), ich tummel« --— -«-— —-—-- — Eine volle Woche ist vergangen seit dem Unglijckgfalle Innerhalb der Hochfaison mit ihren rasch wechseln den Bildern ist derselbe bereits in der Erinnerung zurückgetretem lsumal da Ruth’5 Vater und deren Verlobter schen anderen Tags abgereist sind, mit der Leiche der Unglücklichen. Der Bräutigam hat sich als Gunst erbeten, die Leiche der Heißgeliebten bei sieh in Schlemmin in die Erde betten zu dür sen.... Auch der Maler sitzt lvieoer vor seiner Staffelei im Haidedorsr. Das Fieber, das ihn wie mit eisernen Klammern ergriffen hatte, nachdem dem alten Jan seine Rettung aus den Wellen gelungen war, ist überwun den. —- Einsamteit, Ruhe nnd Arbeit sollen ihn nun rollend-Z gesunden tas sen. So wollten e5 die aus der Insel zuiiickgelassenen Freunde Der Vor trnrs, an dem er ccrbeitct, zeigt Peter, »densxiidskimuclensitxsiiser, der von einem FHiinengrabe herrv sein Reich. die roth isclxillernde HaiIe jäh-erblickt Das Bild ’ist sijr die kleine Lilln bestimmt ——s- auf das Gegengesschent tie ,.specie"3 atem rum« des Professoris möchte er gern verzichten, in der Hoffnung eines spä teren, besseren Lol;1:e5!... Die herr liche Angbente von Helgoland, er mag sie nickst ansehen jetzt — dort ruht sie lin: rotheingebundenen Stizsenbuchu Sie ist wir ein blutbeslerkter Schatz . » «»Aee: die mippc ist umschisfm