«— Noch junqs cine Studie von Sophie vor Ahnenbeeg lWien). « Sik saß in them hiibschen, kleiner Salt-in stügte den Kopf in die Hand und dachte nach. Es war ein unge heuer heikles Thema, über das sie nach dcchte, ein Thema, das ihr zugleid heis; und kalt machte, süße Erinnerun gen weäte nn-: einen webmiitbig dunk len Schatten aus die Zukunft wars Sie dachte nämlich über -- ihr Alter nach. Das Alter einer Frau ist immer et was sehr Mertwiirdiaes, etwas-, das man mit zarten Fingern, oder lieber gar nicht anfassen soll. Nicht einmal sie selbst wagt sich offen nnd ehrlich derart, sie umschleicht mit zierlicher Grazie jeden ihre-.- Geburtgiaae nnd verzichtet eber auf Blumen und Glück wünsche, als daß sie zugiebtt Auch ictiv bin geboren. Dieser denkwiirdige Tag, an dem sie das Licht der Welt erblickt hat, bleibt ewig ein verschleierteg Bild von Sais sür alle ihre Bekannten und wehe dem wissensdurstiaen, laitlosen Jijn ling, der es zu lüften versuchte! A r zuweilen, wenn sie allein ist im dämmerigen oder matt beleuchteten Ge mach, wenn irgend ein Brief, ein Buch, eine Begegnung sie nielancholisch ges stimmt bat, dam- fängt sie an, ibre Jahre zu zählen. Nicht hörbar, nicht einmal leise, nein. sie denkt nur an ge wisse Ereignisse in ihrem Leben: An gecße Schmerzen, denen sie zu unterlie Fen gemeint, und die sie dennoch mu big ertragen hat, an süße Augenblicke set Freude, die sie gerne sortgesponnen hätte zu einem langen rothen Faden der Glückseligkeit, und die plötzlich zer fasert in alle Lüste flogen. Sie denn an eir paar oumqe me beleien, an die Zeil, da ihr großer Junge noch im Deckchen lag, mit him melblauen Maschen geschmückt an ih ren Hochzeitstag, der so lächerlich son nig war, daß die alten Weiber meinten, das bedeute sicherlich nichts Gutes. Und dann denkt fie aanz weit zurück, an die Tage der Kinderzeii, als ihre Mutter noch blorbe Haare hatte, an die Abend-Gesellschaften im Haufe ih rer Freundin, der zierlichen, blassen Kkmtessh bei denen es immer Schaum torte gab und Qrangenschnitten Dick in Flecke-e gebettel. Und auch an Den er en Ball denkt sie; sie war noch so ma ger und unbeholfen in ihrem Rola Lleib, aber ein braver, stiller Brocken burg war dabei und schwärmle sie an, indessen sie muthtrillia über ilsn lachte unb« nur baran bedacht wor, iyn zu qualen. Ach! wie köstlich das war! —- Sie versinkt in fromme Betrachtung all’ dieser kleinen und großen Ereignisse Aber plötzlich merkte sie, wie lange es her ist, daß sie das Alles erlebt hat. Zählt-an greifbar fast, dehnt sich die eit zwischen den einzelnen Begeben heiten. Sie zählt nicht nach Jahren, sie zählt nach Eri:.nerungen, die wie eine schäumend Hrchfluth ihre Seele i«llen. Oh, diese rielen Erinnerungen! nd sie frägt sich mit einem schmerzli chen Seufzer: Bin ich denn schon so alt — so alt?! Das Wort thut weh, obgleich Nie mand es gehört hat. Sie steht auf und tritt an den Spiegel, dessen große, glänzende Fläche ihre ganze Gestalt wiedergibi. Prüfend betrachtet sie sich, von dem reichen, dunklen Haar an bis hinab zu den kleinen, schmalen Füßen. Sie ist allein und sie will sich selbst einmal die Wahrheit sagen, ganz offen heraus, ohne schmeichelnde Schonung. Das helle Sommertleid schmiegt sich weich an die schlankem kräftigen For neen, dasHaar bauscht sich gefällig über der klugen Stirne, die Augen blicken ernst und träumend; nur der tleine Mund lächelt ein wenig, als wenn er die Grübeleien hinter den dunklen Stirnlocken recht spaszhaft fände. Aber er hat Unrecht zu lächeln ——— denn da, mitten durch die duntlen Haarwellen fließt ein schneeweißer Fadens Wie ein Federzug des Grams sieht er aus« eine leise, zitternde Spur von vergan genen Kämpfen. Und um die träu menden Augen ein paar kleine, dünne Schatten —- eine Falte ist's nicht, aber ein Fältchen Ach, es ift also wirklich wahr —- sie beginnt alt zu werden! Ja, wenn man Primaner zu Söh nen hat, was kann man anderes thun, als so allmälig, wunschlos und klag lds eingehen in die trosilofe Oede des Alters. Die Farben der Kleider müssen dunkler werden vrn Jahr zu Jahr, die Hüte immer unauffälligerx die Hauswirthfchaft dominirt, alles Ueb rige stirbt langsam ab. Die Herren hören auf galant zu sein die jungen Mädchen werden immer respektvoller Niemand wendet mehr den Kopf nach ihr um, wenn sie vorübergeht Und wenn von schönen Frauen die Rede ist, darf sie sich nicht mehr getroffen füh len. Es paßt auch nicht mehr recht, daß sie fo fröhlich auflachi, wie ihr s sein-eilen ums herz ist oder daß sie Schmeichelreden als etwas ganzSelbst verständliches binnitnmt. Sie muß denen g est erscheinen, anspruchslos und tu ig. Aus ist s mit allem Scherz und Fliri, Alles stumm, Alles verblaßt —- und sie wird unfäglich traurig sein Tiber sich selbst Oh nur nicht alt werden, nur das nicht — es ist fiir jede hiiihsehe Frau der Tod bei Esset-Wem ..... vegrnn Udele isenf Zt tief auf und wen Hchm den- b sen Spiegel ah, der se indiiteete Dinge onst-landete Dann iw E wlkic sc. Stkc sspstüsk Weithin cktei hist eben aus und schickt sich an, einen längst geplanten Besuch zu machen. Sie ist gheute nicht iiihi , zu lesen, oder mit « ihren Jungens atein zu üben, — der Hunnene Menolog vqn vorhin klingt htoch wehmütbig in ihrer Seele fort. Sie muß hinaus in vie Sonne, unter Menschen, um diese bellemrnendeStim Hnung wieder log zu werden. Ehe sie "geht, wirft sie noch einen Blick in das Zimmer ihrer Söhne, läßt die blon den Köpfe, die fo emsia über die Bücher geneigt sind. »Wir sind bald fertig, Manm«, sagt Der Eine. »Das ist reine« ---— erwidert sie lächelnd, »dann tollt Euch aber auch gründlich ans im Garten nnd laßt Auch von Helene Die Erdbeeren geber-, rie im Buffet stehen« Vier leuchtende Augen sahen zu ihr en.Por, dann senken sich die blonden Its-spie wieder auf iie qeöffneten Bücher herab und Frau Adele schreitet zur «Thiir hinaus. Der Besuch war erledigt, ohne sie besonders erheitert i haben Nun lrclte sie der fluihenhe Frühlings-son isinschein in den nahen Park und sich dank der süßen Müdigkeit überlassend, die sie erfüllt· geht sie langsam, in un bestimmten Gedanlen durch die grii neu Laubgänge dahin, setzt sich end lich aus eine einsame Bank und sieht träumend aus das satte Farbenspiel der blumengeschmiickten Rasensliichen, iiber die die leise bewegten Baumkro nen zitternde Schatten streuen. Auf einer Tannenspiye sitzt eine Amsel und singt. Weithin tönt das reizvolle Lied und til-erklingt wrhlthuend das wirre Gezwitscher der Spatzen Frau Adele seuszi, wie vorhin in ilirem Zimmer. Der Frühling stimmt immer traurig, wenn man selbst nicht mehr Frühling ist« Es ist wie ein Mißklang der Eifersucht zwischen dein Menschen und der Natur zu solcher Zeit. Die Natur verschönert sich im mer wieder im Jungbrunnen des Len zes, der Mensch aber altert; altert hass m naslos Und wenn dieser Mensch nun vollends das Unglück hat, eine etwas eitle Frau zu sein — oh, dieser herrliche, Mahag, er sprach um kein Haar trostreicher, als der Spiegel in Frau Adelens Zimmer! »Gniidige Fräulein gesiatten«, klang eine helle Baritonstimme mit fremden Acrent plötzlich arFrau Adelens Seite. Sie wandte überrascht den Kopf uno sah einen hübschen, stattlichen Mann in gutsihendem englischem Ueberrock, der neben ihr Platz nahm. »Bitte«, sagte sie mechanisch und guckte ihn unter dem ausgespannten Sonnen schirrn hervor genauer an. Er hatte ein sympathisches Gesicht einen gut gepflegten Spitzbcczrt Kragen und-ira rsatte waren tadellos. Dann als sie Fu bemerken glaubte, daß er seine schwar zen Augen auf ihr ruhen ließ, senkte sie den Schirm ein wenig und sah geradewegs in’s slimmernde Rasen arti-n hinaus. Da riang von Dreuent ore Stimme neben ihr: »Werden verzeihen, gnädige Fräulein, aber it haben schon einmal das Vergnügen gehabt, in die Oper neulich, in »Siegsried«. Jt sein geses sen in die Fremdenloge und haben gar nix gehört von die Musik, die sehr unmelodiös sein, il haben nur geschaut auf Jhre Plan in Partei und it sein-— irie sagt man -—- sehr sehnsüchtig gewe sen Fräulein kennen zu lernen.« Frau Adele wandte ihm überrascht, rnit einem lächelnten Ausdruck, ihr Gesicht zu. »Aber das war sehr Schade«, sagte sie heiter, » »Siegsried« ist so schön und ich — ich bin längst verheirathet." , ,.Berheirathet?« wiederholte der Fremde betrübt, »das thut mir wirt lik sehr groß leid! Jt hätten selbst wallen heirathen der Daniel It sein sehr gut situirt und il haben große Vorliebe siir Jhrer Erscheinung.«« ; »Ja, sehen Sie«, lächelte Frau Adele, »da läßt sich nun nichts machen!« Und in ihren Augen blitzte es schallhast; »vielleicht, wenn der Zufall uns var Jahren zusammenge sühkt hätte....« Ah!« machte der Fremde mit einer bedauernden Handbrwegunq. Dann sagte er in naiver Beharrlichleit: »Aber möglil, daß gnädiae Frau nit glücklil sein« —- ik kennen viller solcher Eben — rnd möglik, daiz Sie sein vereinsamt und haben Sehnsucht nach Liebe?'« Er drehte sich herum auf der Bank und blickte sie fragend an. Frau Adele hatte die deutliche Empfindung in die sem Augenblick, daß sie empört aufsie hen, ihm einen ver-richtenden Blick zu werfen und sich hoheitsvoll von ihm abwenden solle — aber sie konnte nicht, sie mußte wider Willen lächeln, ja bei nahe fröhlich auflachen über dieses-brei ftiakeit. Es war etwas so Erfrilchen des, Heitereg, diese ungeschminkte Er klärung im frühlingsgriinen Vari. » Wie ein lustiger Sprühregen müde Blumenhiiupter aufrichtet, so wirkte die kleine Szene auf ihre gedrückt Stimmung. Und so neigte sie nun mit graziiiiem Spott den Kon gegen ihn hin und sagte, indem sie sich erhobv »Es thut mir wirklich leid, mein Herr," baß ich nicht unglücklich bin, — nicht; so unglücklich als es Ihnen vielleichti wünschenswerth erscheinen möchte. Mitl der Liebe ist es also nichts, — aber ich danke Ihnen für die kleinen Scher , er war originell und man erlebt o wenig Originelles heutzutage! Adieu, mein here . . . ." Und während der fremde Schwere-l nöther etwas verlegen seinen tadello len t lüftete und mit sehr Heini ch ten mpiinbungen der sich an am Entfernenden nachblickte, s wehte ran Adele til-er die Parkwege hin, als W sie sliigel hätte. - M M nur sein mochte, daß bie I set weiche Frühlin sing ihr nun mit einem Male lg tot-last that in inneeftet Seele-N Die Sonne leuchtete und n-ätmte, die Bö el fangen innigek als zuvor, die Men cher die an it vor iibergingen, schienen it sympathischet als sonst zu fein. Sie fühlte ordent lich, wie hübsch sie aussah in ihrem hellen, eleganten Kostiitm Alles um sie bek grüßte, lächelte, tut-i sie war in freier, glücklicher Stimmung —- wag tas nur fein mochte?! Ach, es war ganz einfach dies: das ichlummernde Bewußtsein ihrer sieg lsaftcn Meiblichteit war aufaewacht, dehnte sich woblig in dein eitlen-Frauen herzem wie eine schimmernde Lacekte im Sonnenschein rnv tief mit einem feinen Märchen-Stimmlein imcnetziu »Du bist noch jung noch jung!'« O Va droben aus dem Bett-e Jn der EifeL wo sie hoch wird, ehe sie öde wird, lieat die kleine Klause Versteckt von«Fichten. Eine ganze Allee führt htnauf,-la11schig. Plötz lich thut sie sich auf —- und links ist eine Estrade von Stein« darüber hin aus und in der Tiefe --—— Wald. Wald, herrlicher Wald. Aber es ist nicht Thüringen; es ist die Eitel, die herbe, die hier sanft wird und wohlig. Recht-· steht die Klause. In dem Kirchlein brennt das ewige Licht s-— und da steht ein Opferstoct, darauf ist zu lesen: «- iir den Brus der«. Hart an dem irchlein lehnt die Behausung des Bruders, winzig klein —- die Fenster sind kaum zu se hen vor dem wilden Gerank eines Bäumleins; sonst ist der Krautgarten ziemlich in Ordnung. Durch die nie dere Thür kommt man in einen kleinen Raum, da verkauft der Klausner hei tifenbilden wohl auch von seinen se bstsepflanzten spärlichen Bohnen und ariosseln. Das kommt aber sel ten vor. Und er kann auch nicht ab w·ä en; er giebt den Leuten viel zu vie-. Oben im häuschen schläft er — auf einer alten Matrahq Bücher und ei nige Kochgerätbe liegen wire durch einander, der kleine Ofen hat dieWand Zschwärzy es ist sehr unwirthlich. - urch eine Fensterösfnung sieht man von hier hinab in die Kirche. Des Nachts und im Winter ist der Glocken ftrang durch die Oeffnung gezogen, daß der Bruder läuten kann, wenn Einbre r kommen. — Am ag versorat er sein Kirchlein, betet er seine Gebete und geht seiner kleinen Landwirthschaft nach. —-— Des Sonntags Morgens geht er hinab ins Thal. m alten Städtchen hört er das Ho mi· Dann kehrt er zurück hin-auf in seine Einsamkeit. Ja, im Winter, wenn der hohe Schnee liegt, da ist er ganz allein mit Gott und seiner Natur. Da bringt snur ein verirrtes Vöglein ein flat ternd-schenke Leben dort hinauf, dem theilt er von feiner Nahrun und es sagt ein rasches »Vergelts ott« und fliegt abwärts in die Thaler· « Aber im Sommer da verlieren sich mitunter andere Vögel dort hinauf. Sommervögel ohne Flug. ———- Sie teu chen und haben dicke Bäuche, den hut im Genick und die Weinflasche iu der Hand. Wenn sie oben sind, lassen sie sich wohl auf die Steinmauer fallen, baumeln mit den Beinen und thun einen lan en Athemzug und einen Trunt. Hin und wieder stimmt auch wohl Einer ein weltlich Liedlein an s daH trägt hier gar gut -—— Juhu — wie das schallt! Ehe sie ehn, werfen sie einen Blick in’s Kir lein. Auch Einer oder der Andere wird nobel und greift in seinen Sack: »Für den Bru der«. Der hat sich zurückgezoqem wie die Schneck in’s haus. , Die Sonne geht unter in einer so herb wehen Herrlichkeit, wie sie nur in der Eifel untergeht. Die Männer werfen ihr einen verständnisvollen »S eidegruß zu, schieben den hut noch »tie er in’B Genick und trätlern heim wärts; die Frauen plaudern und fol ’gen ihnen. — I Schwahhaftes Volk! Schlimmer als die SpahenL I Pater Martinqu tritt vorsichtig vor sein Pförtlein. Die Nacht sinkt. Er entfernt die Ueberresie der leischess .lust. —- —— Feier-lich und eierlicher Ifenci sich die acht. Das tleine Licht leuchtet durch die offene Thür. Er ltniet nieder vor dem Altar, schlägt das Kreuz und betet: I »O wie reichlich strömten mir Got »tes Gnaden heute u. Nie werde ich »Deine Liebe derge en, o mein Gott. HO wie schrecklich ind Deine Gerichte, wie unendlich it aber auch Deine iBarmherzigteit. Wer w· K. meinen »Augen Thränen geben, da ich Ta und Nacht meine Sünden beweine O Wunden meines heitandes, heilet »wich; o Jesus, in Deine heilige Sei ’tenwunde schließ' meine Seele ein« Jeh habe es beschlossen, ich will mich in Ewigteit nicht mehr von Dir trennen. Amen.« Auf seinem ärmlichen Lager liegt Pater Mattinus. Er schnitt Das Mvnvlicht beleuchtet sein hageres Ge sicht, webt einen Schein um seinhaupt. Die stammen, armen Finger haben sich auf der braunen Kutte gefaltn. Durch das Fenster hängt der Glocken strang, es schimmert leise röthlich in der Kirchenöffnung. —- Todtenstillek —- Nur der Athem Des Mannes sp und dann unt- tvann knistert das ; Lichts ) Ein heißer, klarer Nachmittag ists, mitten im Sommer. Blendend leuch tet die Sonne. Da ilopst es ein ar Mal fett und sicher gegen das P ört llein zur Klause. Niemand rührt st . Es klopft wieder. —- Der da Einla begehrt, inuß einen kechtsgiltigen Grund haben, denkt veiBtudet, nimmt den Schlüssel von det Wand und schlappt ruhig, ohne aft und Neugier der Thüt zu und ö fnet. Da steht vor ihm —- erhißh rosig bis unter das lockige Stirnhaai«, ein junges Weib. Breittandig ruht der Strahhut auf dem feinen Kopf, ein Buch triit te unter dein Atm. Neugierig siegt e ihn an. —- «Brudet MattinustZt — Jch hab’ eine rechte Bitte!« Halb ver legen klingt es, halb treuherzig, ein bischen übermüthig ——— und schon ist sie drin in dem kleinen Höflein und der Bruder schaut sie fragend an. Sein Blick ist ganz ruhig, gleichgiltig freundlich mit einem Miit-erblicke schaut et ihr gerade in die Augen; sie fentt oie ihrigen, weiß nicht recht, wie beginnen »Wolleii Sie mir eineii rechten Ge fallen thun, haben Sie eine Stunde Zeit, eine kleine -— ich möchte Sie zeichnen « in mein Skizzenbuch « r, sehr-n Sie« -—- und sie schiebt ihm as Büchlein zu. »Hier, der Kantor —-— ganz getreu ——— und der Peter Michel, die alte Großmutter « der Freiherr!«—-- »Der Freiherr toinmt öfter hier heraus,« nickt der Bruder —— er ist ganz vertieft. ,,Ja", lacht das Mädchen, das Boden ewinnt, »der Freiherr ist mein On el « ich will i n überraschen· Bitte, liebe-r ater, sitzen Sie mir, oder haben Sie keine Zeit-F »Doch, gern, ich komme aleich.« »3«.vei Stühle. Herr Bruder!« sie ordnet die robgefiigteii auf dein tlei nen Hof. »Ein Glas Wagen Herr Bruder, ich verfchmachte.« uhig und selbstverständlich wie ei Alles thut, bringt e: das Gewünschte, ein Glas trifiallklares Wasser; er bringt es auf der flachen band mit einfach vorneh mer Bewegung. Edith Werner hat den Strohhut abaenoinnieii, die Hand schuhe neben sich in’s Gras geworfen und schaut sinnend nach der Thür, «hinter der der Mönch verschwunden ist. Ein eriihrtes Lächeln legt sich unt .ihre sippeiy ---— Ja, gut sein, einfäl «’tig sein, das ist die wahre Vornehm Iheit. Sie seufzt auf und streicht sich Tmit ungeduldiger Bewegung das aar kaus der Stirn; ein schwerer -rnft slagert sich darüber, sie sieht unt Jahre Iälter aus. Wie uni lästige Gedanken zzu verzagen, schüttelt sie den Kopf. )zieht e ne längliche Dose aus der Ta sche und bereitet sich Stifte und Guitt iiii. Es bleibt lang — -— das Modell « sie sieht sich prüfend um. Das schatti e Hösleim das in den Krautgarteii lkühl-L der jetzt in praller Sonne liegt Wund dort, was ragt dort in diehöh’, imitten unser Kohl und Riihent Ein Mächtiges Kreuz aus ungefiigeni holz ,mit der Lan e und allen Marterwert szeu en, mit ögeln, Zangen « » a tönen Schritte. Er steht vor ihr angethan mit seinem besten ha jbitz ie Schnur um den Leib, dran jhän der Roentranz —- aus dein Mop trägt er eine kleine braune Kopi bedcctung. « Sie schiebt ihm denStiihl zurecht, ladet ihn ein« sich daraus nie derzusetzem er thut es. »Man wird es Jhnen nicht ver übeln, wenn ich Sie zeichne?« fragt endlich Ebith, in ihrer plötzlichen Art. »Sie werden das Bild nicht verviel fältigen oder es irgendwie in den Han del bringen?" »Nein, nein,'« sagt Edith, »nur fiir sinich, sür mein Sti zenbuch.« »Dann kann Niemand etwas da .wider hat-ein« Sie athniete aus· »So —- etwas t mehr nach rechts ·—--— die Augen dort hin gerichtet. Z nach deei«, sie sieht hastig nach der Uhr. «- ,.So« —- und te beginnt zu zeichneii. Sie vertiest ich in dieses magere Profit mit den scharfen altdeiitschen Linien· Die ho e Stirn bedeckt mit dein grauweißen aar —- die feingezeichnete Nase mit dem leichten Höcker, der edel eformten Kunde-, den weitausgeschwei ten Rit fterii. Der Mund giebt ihr zu rathen, «diefer tie liegende Mund mit den schmalen ippen, ein Mund der Ent , agung. Das lange, vortretende Kinn lund die Augen — tief und wasserhell lzugleich und weit geöffnet »Sie ind müde « »Ich abe Schweres in meinem Le ben voll ringen müssen.« Sie sieht jetzt erst die tadelloseii Zäh ne des Mannes. Der tindliche Aus Idruct seines Gesichtes mit dein grauen ihaar kommt ihr zum Bewisztseinz er lscheint ihr ausfallend jung. i »Wie alt sind Sie?« ; »44 Innres x »Und das weiße Haar?« i »Ich habe einen großen Schrecken durchlebt.« « ? »Sie find nicht immer hier als Ein siedler gewesen?« hast«-CAN weiter, »ihre Finger gleiten emsig riber das Pa pier. »Nein, ich war in einem Brut-erbr den zum heiligen Franziskus Jch war Orgelbauer ---- Schreiner.« » »Dann haben Sie das Kruzifix dort gemacht im Garten?" i »JC.« Eine Pause. Der Mönch sidt wie ein aus Stein gehauener heiliger, dre ichnetiu arbeitet mit roßer Vertie ung —- ihr anzcs Ge icht arbeitet m jähem Wechle Init, bald zufrieden nickend, bald mit dem Ausdruck der Un eduld, der Enttiiufchung· Die shei e, heiße Sommerfonne brennt,Bie-» lnen fummen —- fonft ift es lautlos. I»Ach. —- tvenn ich arben hättet Wel eine Ireilichtfiud e diefe zart viele ten Töne! Die Schatten.« Sie eufite tief auf. Dann arbeitet fie wei Mt M ti- msiM Ihnen ist luicht wohl-, forscht sie auqsttich. Des lWesen des stillen Mönche-s drückt Un ruhe aus. »Ach nein« —— und ein verlegenes iLächeln spielt um feinen Mund -——— F »die Bühne-" — z »Die Hühner?« Edith hört ein - Flattern, sieht in der That einige Hüh ! km über vie Beete des Giikuems sie gen, bereit, sich dort niederzulassen « »Ich werde sie fortfchmchen«, sagt sie aufsiedend und geht den Hühnetn ;nach. »Husch, hasch« --— und vie Er Ischkeckien fliehen eilends. Die Züge des Bruders sind wieder vollkommen ruhig. ; »Die Abscheulichen —- Jhr bischn Geiniise wollen sie » hnen zer töten — und davon leben Sie wohl im Win ter «- ja von was leben Sie denn übers-rupft« » on Wasser und Brot zumeist. Im Sommer geht es, aber siir den Winter muß ich sammeln.« »Und bekommen Sie gar kein Geld von Jhrem Ordens« ,,Geld, nein. Außer dem, was der Opserstoek manchmal bringt, aber das ist nur im Sommer.« — b Edith ist wieder fleißig bei der Ar eit. Jene noch zwanzig Kinuten,« sagt sie verzweifelt. »Ein wenig nach links -—- das ist zu weit. So! --— ·—Und sind Sie immer in derselben Gegend gewesen? An demselben Orte, meine ich." »Nein, ich war in Jtalien." - » n Italien!? ———— Sie Glücklicher. Jn . talien?! ——— Wie tanien Sie da u?« z »Mein Orden sandte mich dorthin.'« »Es ist schön in Italien. nicht wahr? Wunderschön?!'· « »Ich weiß es nicht, es ist aanz sprich gilti , wo man ist —-— im Ansanq stei lich scheint es anders, dann aber ist es anz gleichgiltig, -——- ich hatte viel und » chwere Arbeit.'« — » Edikh legt die Hände in den Schooß und sieht den Mann an, erstaunt und sraaeiid --—- dann schüttelt sie den Kopf. — Eine fremde, ferne Welt. -—— — , Schnell, schnell, sie muß heim, es könn ten sgremde kommen noch die Kutte ange eutet, den Strick — ; »Und jetzt ——- hier so ganz allein — S ist es Jhnen nicht einsam".?« J »O nein! Jch bin lehr glücklich so. g——— Wenn man unter vielen Menschen , war, mit so vielen bat auslommen Zmüsse-i — ich wimichk mir nichts Bei seres.« . -« Das Weltlind seufzt. »Sie ist wohl schwer, die Malerei?« ; »Ja, ja, das ist fie. Aber jetzt sind F Sie erlöst, die Stunde ist um. Sehen ; Sie hier — sind Sie hast« : »Ich kenne mich zu wenig »s- es wird « wohl so sein« ---— ; ,,haben Sie Danl," sagt Edith und s reicht dem Bruder die Hand. Er giebt Esie ihr, einsach und selbstverständlich, I wie er Alles thut. s Sie steht draußen vor dein Pfört s lein, wendet sich und tritt noch einmal : in die Kirche sie ist seltsam ergrif sen. So still, so leise, so voll Frieden. ;»Nicht wie die Welt«, nicht wie die Kunst giebt. --s— »Für den Bruder«. sie senti ihren kleinen Dank hinein. , »Es ist eine Ruhe vorbehalten den JKindern Gottes«, oder ist es »Friede« ——— Edith ist nicht bibelsest — wo liegt das große Geheimniß?! Sie tritt sin nend wieder heraus, heraus in das un ruhige, heise, verlockende Sommetles ben. Ja eben, das ist es. Und das Andere heisit S t e r be n. Be wu t, srohbewu t, Glied siir Glied, so siir Zoll ab terben mit glücklichein tächeln —- sich hingeben siir eine große heilige Idee. » Wie hatte jener gewal tig Kanzelredner damals eilt-an » «e Kerze ist ein Symbol der sie ,in Christi. Gleich wie sich das Wachs be ständig ver ehrt und doch die Flamme in gleicher luth undReinheit erstrahlt ;— bis ulekt —- aiso verzehrt sich der sLeib C rist , während der Geist leben sdig und start bleibt, bis zum lekten Athemzuge.« So soll es bei seinen Nachfolgern auch sein« daran gewah znen dle Kerzen. i Ein ntyttitchcs Dammern legt sich ; um ihre Stirn und sie ist fast erschro ·cken, als sie auihlickend den Bruder ru ! hig und heiter an seinem Pförtlein er s blickt; er hat sie erwartet; er hält eine those in der hand, die er ihr reicht. ; Eine Königin des Krautaärtleing und zdoch voll Leben, voll Duft Bruder FMartinus hätte ihr ein Heiligenhild ; qeschentt oder ein Gericht Bohnen, aber Esein einfältigeg Herz entschied richtig; ’er hatte aus den Fraan die Ketzerin wohl ertannt ----- er war auf einer Stu ie der Weisheit angelangt, die höher Iorganisirten Köpfen versagt bleibt. » ; »Gott hat es den Klug-n verbot en, J gher den Einfaltiqen hat er es geoifeni art." — » Edith fühlt sich frei und leicht und zohne Erdenschroere, als sie den Berq khinunterträurnt dem Städtchen zu, sder tleinen Setundiirhahn zu. L an der Nacht die Sterne stan zden hoch arn himmel, die Vögel schlie jien, die Bienen schliefen, die hishner stoßen geduckt, das Holztreuz ragte sehn-an —- in der Nacht tniete Bruder k Martinus vor dein Altar und betete. veer Innres-one Tot-. entfe. Viele ameritaniiche Zeitungseorre spondenten, welche sich rnit Vorliebe Bestjen-Sensatlonsaeichichten widtnen, nnd dieselben nicht völlia aus der Luft greifen. sind lich noch nie darüber einig geworden, wieviel Btlle von Thieren veraittend wirken können. towett diese Thiere nicht olmedles als Giitthiere he tannt Std, oder soweit sie nicht ettva an Wutltrantheiten gleich oden tollen hundert leiden. Ars- tttr Gelehrte tlt —..»- --.- -..-.....·-. ----».- ,. ..-. .· «- — f diese Frage zum arvsien Theil noch eine offene. und in sder Sommerszeit macht dieselbe allemal asm meisten von Zli re den. da die wirklichen oder angeviicizen Fälle« welche in dieses Cadilel gehören, sietg in der heißen Zeit am zahlreich sien find. Es ist nierliviirdia. wie viele diesbe zijalicbe aiundloie oder aus Dichtung itnd Wahrheit aeinischten Eies-Dichten sich bei uns lanae behaupten. und ein Brstaudttieil des allaemeineii Volks cilaulsens ircrten können. Das Sprich wort, tciß Liiaen kurze Beine haben, wird durch Tausende qeaentheiliger Beispiele selber Lügen qestrafi. Erst vor Krrzem waale der Verfas ser eines Buche-. iiber amerikanische-Z VielkirseitesLeben die Behauptung, daß unsere Hirtenburschcn und Coiolioyg nichts zneiir iiirchlen. als den Biß des Jltis, da derselbe sicher zu Wasserschcsiz und Tod sülfsrr. und schon viele Hirten burschen ilir Leben dadurm verloren l)ötien. tas; sie von solchen Thiercii, die Rock-is unter ihre Decken krochen, sie lbissen worden seien: auch ein Argo-— ii«a’er Posten der Bundeöormee sollte in einer einzian Saison 175 i!) Mann durch Illig-Wisse verloren daben, Da bei ist die T-k,atsache, das-, der Jltie auf kunieren Ebenen übermuvi nicht vor lomini. neniastens noch niemals nach aeiviesen worden ist. I Allem Anschein nach aber bilden obige Anaaben eii«en Nachhall einer be merkenswert-den Mvibe. welche in ge wissen Theilen unseres großen Landes weithin Verbreitunc fand und sich da und dort ntsch bis heute erhalten bat: nämlich die Mntbe von der »Stinl lasen «- Tkslltvutli«. Diese Mythe ist wahrscheinlich durch die Thalsache lice vorqerusen worden, baß einmal in Ari zona eine ausnedeltnte TollwuthsEpis vemie unter den kleineren fleischftes senden Tosen-n ausbrach. Das ist nichts bestnverg Auffallenoes; denn in Europen wo man solche Dinge schon längst somsiiltiqet rerzeichnet hat, weiß man von nichi weniger, als 9 derarti aen Evidemien unter wilden Füchse-i in verschiedenen eiikovöischen Gegen den während 35 fuhren. sowie auch« von zwei ähnlichen Katzen — Epidemien ini selben Zeiltauni. Bei uns aber gin aep Viele ans Grund iener Erschei nung so weit, zu behaupten. baß Der iBisk einer oeinnden Stinliatze isckon aiftia seiunr Tollivizih oder ’Wossericnen erzeuor. Ja. es giebt noch ietzt Anierilanet. nelkbe die tonlichen Folaen eines- Bisseg von Stintlaizsn aanz willliirlich nach nördlichen tmv südliclien Breitearoden einer bestimm tten Region cbaienzens Bei aueoem nat rre annie seraae oer JTlrier -- Bisse noch vieles !ltätl;selaaite. iund viele wrhlbealaubiate Aussage-n zlieaen iiber die urhiinanisrvolle Nach lnsirkung solcher Bisse auch von gesun sden Thieren rrr. Man rnuf srch nur bitten, daraus ein allaerneineo wesen zu sieinoelm wenn ein solches verhan den ist, sknd wir jedenfalls noch nicht in der Laae. dasselbe ru iorniuliren. iBorwieaend scheinen solche Falte Lei «den Bissen sleischsreslenoer Thiere vor zukommen; indes-. find sie auch bei .r-flan-rensiessrnl-en Thieren keineswegs auaaeschlossem rsnd die Veaetarianer Iniöaen sich daher noch besinnen, ehe sie Kapital daraus schlaaen. l Wasser-scheu bei Menschen wurde u. iA. nicht blos durch Hunde. an denen man teine Krankheit nachweisen konn-« le, sondern auch durch den Biß von Eichhörnchen, Fisch-sen, Ratten und verschiedenen anderen wilden Biersii szern verursacht — - das heißt, lediglich bei einer Verkniivsuna nicht näher be kannter Unsstöntr. So viel kann als «feststel«end gelten, das-. die Erragung von Thieren viel mit dem Charakter ihre-z Bisses zu thun hat« bei welchem ein mehr oder nseniaer aiftiaer Spei chel erscheinen tann. hundebisse sind iaberdarpt stets gefährlich ---— bei geö szeren Hunden schon iveaen der schreck ·lichen Wunde. welche ihr Biß verursa ieben kann kwenn auch nicht in solchem Maße, wie rer Bin von Wölfen, Ti aeris und Lervarteni. Und man kann getrost noch eine Stute höher steigen: Auch die Bisse vkn Menschenwesen, die sich zur Zeit in arrsser Erreguna he sinden, baden bekanntlich schon in gar rranchen Fällen eine Nachwirkung ge zliabt die vollkommen einer Vergiftung alich Auch tie Einbilduna hat viel, aber leinleireas Alles- nrit dergleichen »Hu thun. Wenn solche Voraiiiue je jnsals ihre volliae Aufklärung sinden, Eso werden iie lich Zrohl alle als inebr Hoder weniger aleichartia herausstellen, »--—s abgesehen orn Veraiitunaen, welche »etwa dadurch entstanden. daß die ·Tbiere Pilaniienaiit weitertrugen. i Die .rahlreicken Ovser verirrngniszi Idoller Thierlisse lind Kinder: in man chen lsetreskenden Fällen, in denen sich ikeine Bluiverailtunc oder Tellwulh zeirsaesrellt hat. ist lekenslanaliche Vet Ikriippetixna ertelat. Man ist zu vek Ansicht gelangt. daf- Thiere irn Allge Hrneinen riel leichter ron Bistwunden ge Inesern als Menschen: eine nachiveioliche jAucnahme hiervon nachen iedoch wie Idrrrsrn der Hirsch und das Reh. ·--—— Eitel. »Warum willst Du denn aber nicht mehr mit Gretchen gehen, Elli«:"' -—--s Ellt (fechck:«iähria): »Ach. die hat so eine unmodeme Schulmappe!'« —- Jn schlechter Zeit· Bettler: »Ich bitte ja nicht um Gelt-, sondern um abgelegte Kleidet.« -- — Hauf-from »Die abgelegten Kleider trägt mein Mann selber-« —- Dee Reiterei-d Schaff-ten »Ge tchwind, here von Dividendeles. der Zug fährt gleich abt« —- »Ru', wenn er abfähtt, merk ich for mich bestellen e Oktavng