Eine Rothküge sum-presse von Rudolis New rocki. Es hatte schwere Kämpfe gekostet-. ehe die beiden Naturen sich an einander: gewöhnten, das heißt. bis es ——— ihr lnnaen war. ihn unter den Pantos el zu bringen· Nicht durch aewaltsame, stürniische Asustritte war et dahin gei tonnnen. O nein. in aller Ruhe nnd unter den liebenötviiediasten Fort-sen hatte sich dies heimliche Rinan um Die häusliche Hewonie nbgespieli. Nach außen hin suchte der Herr Dot tot freilich iden wahren Zustand der Dinge zu verschleiern, nnd er war It-er Meinung, ibn1, dein qewieaten Math 1natitet, könnte es nicht allzu schwer fallen. der Welt ein X für ein U n- ikm . chen. Aker wenn et auch den Anschein zu eiwecken suchte. als ob die Hervor; keneunq nusaesvrochener Gi:ecnnnn5tn nenden seiner Mannesehre teinen Ab s druck- tbun könne, im innern seines Herzens mußte e: snn wohl od k Iibelj gestehen, daß, wie mannnait er auch immer seine Oberherrlichtisit zu wahren bestrebt aewesen war. sein sanfte-Z Elschen dennockl mit seinen diplomati schen Künsten bog Reaitnent an sich zu brinan aetrnset hatte. Auch tas sirh »der Herr Doktor bald ein, daß es ein veraebliches Bemühen war, seine nähere Umaebuna auf die Tauer iiber die thatfiichlichen Verhält nisse in seinem Hause zu täuschen, we nigstens hatten die Herren Kollegen seinem eigenartigen Heldenthuin bei passender Gelegenheit die ihm gebüh rende Würdicunc vorenthalten. Cis-J cheii behauptete jetoch ihre einmal ge-« wonnene Machtstelluna mit so sichereni Erfolge, daß seine arlegentlichen Ver suche, eigene Weae zu wandeln, stets einen tliialichen Verlauf nahmen. » So war er ein Philister bester Art aenriten - Jahre ninaen hin· Die junge Frau lonnte sich kaum des- tleinsten Ziviiiez entsinnen. der iemalcs den häuslicheu Frieden bedroht hatte. Doch nein! Ein Vorkommnis-, has tetis unauslöichlich in ihrem Gedacht ais-« teiiinstaltete wie ein häßlicher-Fleck das an sich sonst so schöne Bild ver gaiigene:«. Ehealiicke. Sie erinnerte sich des Tores noch sehr aeiiau. Bis dahin war ihr Hans curh nijht ein einziges Mal ohne sie nach zehn Uhr außer deni Hause aekliehen. Nie! So weit hatte sie ihn schon gehabt. und dann war er ei nes- Abends rcch einem aemiithlichen Ruiainmensein mit seinenKollegen nicht nur nicht zur aewrhnieu Stunde, sans derst erst am frühen Moraen und ir aar lfäalichem Zustande heimgekom men. Es überlief sie noch ietzt ein Schau der, wenn lie an die Schrecknisse jenes Bangen Nacht wachte. da sie vergeban feiner harren n Liste. Freilich katte er damals unter der tiinwirluna tiefster Zerlnirschung das seierliche Versprechen aeaeben, nie wies der derart aeaen seine Natur und den heiliaen Frieden ihrer Ehe zu siitidizjem aber . . . sie vermochte sich nie ganz der geheimen Furcht zu entziehen, daß er eines schönen Taaeg rückfiillia werden, sein Wort brechen könnte. l Sie hatte ihn seitdem immer nur; schweren huan außerhalb deSSlJiacht-j lereichs ihrer Augen gewußt. So auchl heute, als ein baar seiner eheinaligenj Studiengenosien.die nur voriisbergehendl in der Residenz weilten, ihn besucht undj am Abend zu einem aemiithlichen Plan-» derstiindchen nach iraend einer deri siiiidtaft zahlreichen Weinituhen ver-:i sckurivt hatten. » Nur iiir ein Stündchen wollten die Freunde ihn ihrer beltrickenden Zau bers berauben . . .. damit hatten sie schmeichelnd ihr seine Freiheit abgerun gen, und Haus« das eindrinalich beredte Mienenspiel seiner iunaen Frau mit sicheremVerstänrnif deutend. hatte ver shrochen, pünktlich heim zu tonsniein Auc- dem einen Stunsdchen aber irurden zwei, drei . . .. der Herr Dol tor ließ sich nicht blicken. « Soeben schlua es vom nahen stirckw ttsurin zehn Uhr. Von hanaen Befurch runan gequält, hatte die junge Frau diesem Augenblick entaraenaeseheii. Alle war er doch riictiälliq amor den. Mitternacht kam heran. Shauer lich llanaen die dumpfen Schläae der alten Kirchenuhr durch die Stille der Nacht. Wenn ilirem Gatten ein Unglück zu ailtofsen wäre! Elle erschauerte vor iii neiei ifrreauna Alle fünf Minuten trat fie, aebeiniat von been A-hnunqe:i, ai-f ten Balle-n um mit verhalte-rein Athekii iis iie fckioeiaeirde Nacht liins csiisiiil-.iiis"cti(ii. Das-«- Giiiiiilch iiatienver Schritte drana aii ihr Ohr . . . Wenn er es träte . . . . ! Aber Ver späte Wande rer baltete rsisriötii nd wieder lagerte unheimliche bedriiarnde Stille über der. iiienfchenleeren Straße i Bekenb vor Anast. schlich die Aetiiistej iii das Zimmer .iuriict. Schluchzeiidl stiftete sie das Haupt in bic zitteriibeip Hände. So lauer-te fie im Gefühl volls; toiiimenfter hilflosiateit in einer So-? vbaecke des matt erleuchteten Valtoii ( stimmt-. Sie fühlte sich lo einian und verlassen. und die unheimliche Ruhe: iinasumber fiel ibr auf die Nerven. Daß Minna auch aerade heute zu der tranken Großmutter mußte! Aber sie -t,atte es ihr eiern aeltattet, weil Las iiinae Mädchen fetten von ihrem Aus aehtaa Gebrauch machte. Elle waate nicht. das Bett aufzusa chen. Wozu sticht An Schlaf war heil ihres hocharadtaenAufreaima doch nicht zu denken. IhrePhantasie war erschreck lich rege und zeiate ihr den Gatten inlf tausend Gefahren-. Brachten die Sei-J tunan doch erst kürzlich die Nachricht von dein qrausiaenllebersall eines fried lichen Passantenl Konnte ishr Haus nicht unter Mörder aefallen, verun gliiclt oder sonst in eine aesalirvolleLage aeratlten sein . . . It Das Geräusch eines beranrollenden Waaens wurde vernebmsbar. Sie wagte kanni. zu atkimen. AmEnde brachte man ihr ten Gatten . . . todt . . . sterbend. Das Gerassel des Gefährtes verlor sich noch der entoegenaesetzten Richtung. Sie atdmete erleichtert aus.um im näch sten Moment jäh ausser-schrecken, als sie Brikclsstiirle eirer ron der Straße her auffcballenden lebhaften Unternaltung aussina. Sie glaubte aanz deutlich den «-Hilfernf iliree Mannes vernommen in kalten. « Je länaer sie so in veinlicher Erwar tung da:saß, desto schmerzlicher litt sie unter den aewaatesten Walmvorsiellnn gen ihrer ariolterten Seele. Sie war erschöpft , zum Sterben iniide. Fröstelnd drana der kalteNacht wind durch die lialdaeössnete Balioni tliiir in’s Zimmer. Sie beachtete ez nicht. Sie zerbrach lich den Kopf, nas in.ihrer schrecklichen Laae wohl zu tlzun n:are. Es kam ihr iedoch kein rettender Gei danke. Schon araute der Morgen. Jn den Straßen wurde es lebendig. Hans tam iinmer noch nicht. Die volle Tages helle sluthete in’s Zimmer-. Wenn er nur liime—. so käme wie damals! Eine heiße Blutwelle schoß in ihr überiiächtig bleicher-« Antlitz. Unaefehen konnte ei, belebt wie die Strafre bereits war, nichi mehr in das Haus aelanaen. Schon trollte ein Truvv munterer Schulbuben die Straße herauf, bald mußte dieselbe von der lernbeaieriaen Juaend über schweinmt sein. Es fehlte nur noch, dafi Hans sich durch diesen lebet-den Strom einen Wea bahnen mußte! Aber ihre Sorae war überflüssig; er kain nicht. Herraottl und in aenaii einer halben Stunde mußte er in der Klasse sein! Erst jetzt dachte sie daran. Die Situation wrirde immer deriiveiseltei. In ihren Schleifen lsäiiiiiieite und posch te eg :iiierträalich. Aus jeden Fall mußte sein Ariel-leihen aus« der Schule ent schuldiat werden. Sie selbst wollte dies besoraen Während sie sich eilia fiir den Gang rkistete, überleate sie, ob es nicht rath sam ware, bei dieser Geleaeiilicit auf dein nächsten Vetireiamte Anzenic von dem Verschwinden ihres Gatten zu ni: chen. Jedenfalls war hier am eiiesien etwas über den Verbleib des-selben zu erfahren. Schließlich blieb ihr ir. imdi nichts anderes iibria! Sie einschloß sich aber, erit noch einmal nach Hause zu rückzukehren eg war doch immerhin möglich, das-. Hang inzwischen sich ein aefiiiiden hatte. So sturmte sie fori. Uiiterweags iiberleate sie, welchen Grund sie für das Fehlen ihres Manne-,- an aeben Wollte. Uninöalich konnte sie den Direktor über den wahren Sucht-erholt ausklaren! — - Nein. siir’g Erste sollte keine Menschenseele erfahren, wars ihr schier das Her-i abdiijckte! ktin na türlichsten war es, dasi sie plötzliche Er kranluna vornah. Eine kleine Notl liiae schien ihr in diesem Falle nur alliii verzeihlich Weniai Minuten nach acht betrat sie dag- Schulaehäitde. Im Korridor dec Erdeeschossees traf sie den Direktor, der sie niit sichtlicher Ueberraschung eni vsina. »Nun. meine verehrte Frau Doktor. nar- oerschafst uns die Ehre Jhres so frühen Besuches ? Gewiß ein drinqeiideg Aiilieaen an den Herrn Gemahl? Darf id »Seht liebenewcrdia Herr Diret ior . . .. aber mein Mann ist mein Mann kann heute. . .. ich bitte meinen Mann fiir heute zu entschuldi aen, er. . .ist. . .krank. . Endlich war's beraus. Wie schwer es ihr aeworden wart Sie holte tief Athem .«)lber daron hat er mir ja kein Wort aesaat!« erwiderte kopfschüttelnd der Direktor ««’freilich, schlecht izh er aus, sehr seine-«- .-,t . . »Ja, nnd nur. ist s über Nacht noch scklinx iner aeworden, so dasi ec- ihiii un möglich isi, in: unterrichten,« fuhr sie iiiiitksiaer ireriend fort. »Was sie ice-en» »Die aanie lltccttt bat er tun kluge Summa »t« loa sie mit entziictender Annsutlx «t.kkst aeaen Moran fand er ein wenia Schlaf . . »O. im ängstin nich über die Maßen!« »Na, da ist freilich am besten. Sie nehmen ihn aleich wieder mit . . Der Direktor wandte sich sur Tbiir des nächsten Klassenzimmers. aber Frau Els« inelt ihn auf. ,.Bielen Dant. Herr Direktor. aber rixein Mann ist aarnictpt hier: ich habe ihn lieber qlerch tu Hause behalten. . »Wa a St!« Itn des Direktors Mienen spieaelte sich für einen Augen klick der Ausdruck maßlosesten Erinn nenks wider. »Aber das ist ia unrnöa licht« stieß er nach einer tue-ten Pause während welcher er die junge Frei-. iiber seine Brille binwea durchdringend ceuinstert hatte, mit so merttviirdiger Betonuna hervor, daß Else heftig zu sumnienschrack. » »Und doch ist es, tvie ich Ihnen sage . . tsetbeuerte sie verwirrt. Auf ih-» ren Wanan kamen und ainaen die ro« sicen Wellen. Sie schlua vor den for sctenden Blicken des Direttors schuld bewußt dic- Auaen nieder. Plötzlich machte dieser nach turzer Ueberleauno eine entschlossene Wen dunst- ,,Aber to überzeuan Sie sich doch fetbft . . ." Mit diesen Worten öffnete er die Thitr des zunächst liegenden Hlassenzlmtner5. und die junge Frau « i erblickte · . . sie meinte. in die Erde sinken zu müssen —- ibren Gatten, wie er, wenn auch ein wenia blaß und iiber nächtia, so sdoch aesund und, soweit man dies nach einer vurchschwärmten Nacht sein tann. frisch und munter sein-: Schüler in die Gelreimnisse der sphäri schen Triaonometrie einzuweihen be miibt trat-. Jsm nächsten Auaenblicke standen die beiden Gatten sich ohne Zeuaen wortlos aeaeniiber . . . Ter Direktor. dem all mälig der wirkliche Zusammenhang klar aeworden war. hatte sich in sein Amtszimmer ;:-riickaezoaen, um die nothwendig aetvordene Vertretung an zuordnen. i Weniae Minuten sväter verließ die Frau Doktor in Bealeituna ihres Man nes tas- Schulaetsäude . . . Jn einaeweil,teii Kreisen war siir i niqe Zeit nach diesem Verfall das-« Ka: isikel vrn den Noth-Horn ein unserer deritiicv beliebte-Z Gesurächgtiiema Eis bedarf irr-til kaum der Ertränkte-tun dis; auch unter den zunächst Betheiligten lzieriiber eingehende Erörtermuen ge pflogen worden sind. Mieliiillia ist der Idle Doktor nicht mehr riet-soeben. . . . .-—...«..— ! geheimnisvolle Liliiichle. . «.--—. l Novellette von J u l in s W e i l. Wie glücklich traren sie doch gewe sen, als er die Stelle in Hohenthal bekam! Nun hörte das Nomadenleben auf, nun waren sie festongestellt, und wenn fie nicht wollten, brauchten sie nie mehr von hier fortzugehen Und sie dachten auch gar nicht daran Hohenthal war keine Großstadt eher das Gegentheil davon, aber es lag in einer herrlichen Landschaft, mitten in ren Bergen, und die Menschen maren vrn gutherziger, frohlebigerArt· Kaum ein Monat verging, da fühlten sie sich so heimisch hier toie kaum die Kinder der Stadt, warten auch nicht anders von den Hohenthalern angesehen, denen sie beide ausnehmend gefielen: der stattliche, seine Würde mit Bescheiden-» heit tragende Amtsrichter und die» jisgendschöne, immer heitere Frauj Amtsrichter. Fehlte aber noch irgend etwas zu ihrem vollkommenen Glücke, so brachte es das pansbäckige Bürsch chen mit, das nicht lange darauf vie Seelenzahl von Hohenthal vermehrte und das stille Arntsrichterhaus mit; Fiinderliirm und sLust erfüllte. « Doch es scheint wirklich so, als ob; nienig Menschen ein vollkommeneZI Glück ertragen können; die meisten bemühen sich alsbald ein Stückchen nach dem anderen davon loszubröckeln, bis es eines Tages lraehend zufarnsi n:enstürzt; dann schen sie weinend aufs den Trümmernund klagen den Hirn nel an statt ihren eigenen Unver-: stand. » So erging es auch unserem Ehe Paar. Frau Saphir zwar genoß mit dankbarem Sinn, was das gütige Geschick ihr beschieden; er aber begann an der vollbesetzten Tafel zn hungern und sror unter der strahlenden Sonne« Tie ersten vier, fünf Jahre war allesI schön und gut. Das Amt machte ihm Freude und ließ ihm hinreichend Zeit zur Erholung nnd zu privaten Stu dien; seine gesellschaftliche Stellung war vie beste: wo irgend ein gemein niitziges Unternehmen geplant, ein künstlerisches Beginnen im Werte war. sit-nd sein Name an erster Stelle. Aber plötzlich erklärte er der darüber nicht nsenig erschrockenen Gattin, er halte es in diesen kleinlichen Verhältnissen nicht n.el;r aus, er müsse fort von hier. Ver gebens suchte ihm Frau Sophie, die, obwohl Großstätterin, ihrer Natur nach einem Leben in der Enge zu t-eigte, die Reize der Gegenwart: ihr häusliches Wohlbehagen, ihre angesc hene Stellung, dazu die Hingebung der neuen Freunde und die Annehm lichteit der Hohlenthaler Natur in ver lockenden Farben dar-zustellen; verge— bens erinnerte sie ihn daran, mit wel chen Gefühlen er die Stelle angetr tn. Er blieb dabei, er müsse fort, sonit geratbe er in Gefahr zu oerb.1ttern, auch entbehre er für seine wissenschait lichen Arbeiten aller Hilfsmittel, sog-it in seine-n Interesse für allgemeine Bils dringe-fragen fange er an nachtulaf sen kurz, er müsse fort! Er beantragte denn auch an zustän diger Stelle seine Versetzung in eine größere Stadt. Die Ersolgtosigteit dieses Schrittes verbesserte feine Stint ntung nicht, sie wurde nur um vieles schlimmer. Wir es bisher nur ein Gefühl allgemeinen ilnbehagens geroc sen, ein mehr unbetrußtes Sirhhinausi sehnen in die Welt, so trat jetzt das Verlangen nach einem Wechsel seiner Stellung immer dringlicher hervor-, leider gemischt tnit einer Bitterkeit, für die es an jeder vernünftigen kir soche fehlte. Er fing ietzt an, die antt liche Laufbahn gleichaltriger Freundei zu verfolgen und fand heraus, daß eri schlecht behandelt lrerdr. Zu oft ers las, daß ein Betonuter an eine besseres Stelle gekommen oter gar besörderts worden war, klagte er iiber bininiels s schreiende lliigerechtigteit ist spiackn die Ansicht aug, dass er es den inge recht Bevorzugten mindestens gleich tl,ue an Tüchtigkeit und Wissen; er iniisse irgendwo einen Feind baben, der ihm seine Karriere verderbe; er selsei setzt ein, daß er seine besten Jahre in diesem elenden Jleste - so lveit warl das gute Hohenthal schon in seiner Achtung gesunken better-um« seines besten Kräste hier nutzlos vergeuden müsse; selbst seine litterarischen Arbei ten — womit er verschiedene Fachgen schtisten von Zeit zu Zeit erfreute — fänden seine Bedeutung, als dächten die Leute, was könne siir einLicht aus gehen von HoheuthaL Und er meldete sich zum zweiten ind drittenmal fort, und es war beide mal umsonst. Nun klang die Rede aus einer anderen Tonart: »Was nützen Fähigkeiten, Kenntnisse, Leistungen, nsenn man keine Beziehungen, keine einflußreichen Gönner und Freunde hat! Man muß halt mit einer Vetter schast aus die Welt kommen oder sie erheirathen, wenn man vorwärts kom men will. Unsereins aber — du lie ber Gott!« Frau Sophie, an die sich alle diese Klagen wandten, war tief unglücklich iiher die Veränderung, die mit ihrem Gatten vorgegangen war. Sie wollte sich’s nicht eingestehen, aber sie hatte das dunkle Gefühl, als richteten seine Stachelreden ihre Spitze gegen sie; denn sie war weder vermögend noch von einslußreicher Familie, und er hatte sie trotzdem auserwählt weil er sie liebte. Reute eg ihn nun? Hatte der Ehrgeiz die Flammen der Liebe in seinem Herzen erstickt? Sie hatte in der neuen Heiincth eine mütterliche Freundin gewannen. Der schüttete sic, da sie einst gar zu traurig gestimmt war, ihr Herz aus. Die wiirdige Dame suchte sie zu heruhigen. »Ich verstehe mich ein klein wenig auf die Münner«, sagte sie. »Sie wer den bisweilen von einer Leidenschaft für irgend etwas erfaßt. Der Ehr geiz gehört auch dazu, er treibt sie, das Höchste zu erstreben mit allen Mitteln, mit jener Rücksichtslosigteit, wie sie nur ein Mann zeigen kann. Aber allmäh lich kehrt der hochfliegende Geist von den Sternen zur Erde zurück, und der Mann, der auszog, Minister zu wer den, fühlt sich als simpler Rath oder, wenns hoch kommt, Geheimrath am Ende ganz glücklich« »Aber die Peit, bis die Ernüchteruug eintritt,« ver etzte FrauSophie beküm mert, ,,ist für das Glück verloren, mehr noch, zerstört auch das künftige Glück.« »Was sind das für Reden, junge prau!« rief die gute Dame »Und mit welchem Gesicht sitzen sie da! Und ver langen, daß Jhr lieber Mann ver ginigt und zufrieden sein soll! Wenn -ie nicht heiter sein können, so müs sen Sie es wenigstens scheinen, sonst verderben Sie alles. Je verdrossener e-- ist, desto mehr ist es Ihre Pflicht, ihn froh zu stimmen, statt in sein Horn »u blasen.« Frau Sophie hörte aufmerksam zu. Sie liebte ihren Mann von ganzer Eeele; sie wollte cs denn mit der Lu stialeit versuchen. Aber auch dies Mittel schlug nicht an. Es wurde im mer schlimmer mit ihm, er quälte seine Frau, sich selbst, zum Gotterbarmen, die ganze Welt war ihm verhaßt, Ho lienthal ains meisten, was er sprach, war mit Galle versetzt. ja — sie sah es mit Schaudern - selbst dem Jun gen gegenüber war er gleichgiltig. er beachtete ihn taum. Wie sollte das enden? Eines Tages tam er in besonders ans-«- Laune vom Gericht. »Hast du Verdruß gehabt"s« fragte sie besorgt. »Mein Freund Manglen der Kre tiu, ist befordert worden!« rief er oh nilch »Wenn das kein Verdruß ist!« Sie ftreichelte ihn zärtlich· »Deine Zeit wird auch kommen, lieber Her i--ann, sagte sie. »Freilich, freilich, wenn ich meine unsng Dienstjahre auf dem Rücken liabe i: nd hier iu Hohenthal Ehre-ironi ger geworden bin!' « »Ich habe mehr Vertrauen zu dir als die selbst. Deine Fähigkeiten, deine Leistungen —- « »Don aufl« unterbrach er sie und tkielt sich die Ohren zu. »Ich tenne ras auswendig. Lerne dir ein anderes Sprüchlein ein, wenn es dir möglich .st. Aber freilich: im engen Kreis ver ingert sich der Sinn!« Sie wandte sich verletzt ab und sagte isher die Schulter weg: »Dein Ehr geiz wird auch der weiteste Kreis zu eng.« »Aber die Bescheidenheit weitet auch tin enaiten Kreis, hättest du hinzufü gen sollen, un: deine moralische Sen i.uz zu vervollständigen.'· »Warum wouen wir uns gegensei tra quälen Hermann?« versetzte sie, aus ihn zutretend »Du weißt ja doch: ist, deute und lebe nur für dein Glück-« »Glüct! Glück! Das ist es ja eben. Wir werden uns nicht darüber verstän digen.« «Doch, HermcinnI Jch will. was du n-Lllst. Vielleicht giebt es doch ein Mittel, einen Weg, es zu erreichen. Laß uns nachdenken, vielleicht finden mir eine Beziehung, die dir förderlich sein töunte Wenn ich dir einen Weg li. lmen tönnte, kein Opfer, glaube mir, toäre mir zu groß.« »Du weißt, ich habe teine Beziehuxzo gen, ' antwortete er achselzuckend »Du darfst nicht so muthlos sein,' fihr sie beharrlich fort »Sage mir, ner entscheidet über deine Melduqu »Der Minister, wer anders?« »Ja, are-· ich meinte, wer bei-nistet dein Minister l—c.1«iber? Er tann Doch nicht jeden tennen?« »Da kommen verschiedene in Be tracht, vor allen- unser Präsident in Buchenwalde.« »Nim, hast du es bei ihm versucht?« »Mehr als einmal, er will niir nicht wohl.« »Aber warum, Heriitantis« »Wenn ich das wiisxte!« Damit lsrach er das Gespräch ab und ging ans sein Zimmer-. Zur selbigen Stunde faßte Frau Sophie einen heroischen Entschluß. Niemand sah ihr in der Folge etwas an, aber wer sie genauer beobachtet hätte, dem wäre ausgesallen, daß sie insgeheim das Kuksbuch studierte, "r-ertranliche Gespräche mit der Köchin dielt und sich unter der Hand nach dem nächsten Gerichtstage, der in dem zu Hohenthal gehörigen Marktslecken Nasserode abgehalten wurde, erkun digte. An diesem Tage reiste der Amtsrichter regelmäßig in aller Frühe mit seinem Gerichtsschreiber ab Und tehrte erst in der Nacht wieder heim. Als der fragliche Tag angebrochen war und ihr Gatte in der neuen Ka lesche des Posthalterg zum Städtchen binaussuhr, kleidete sie sich zum Aus gehen an, nahm einen beweglichen Abs schied von ihrem Jungen, band der Köchin Haut-, Wirthschast und Kind auf die Seele und eilte auf dem Bahnhof, wo sie eben noch Zeit hatte, eine Fahrkarte nach Buchenwalde zu lösen und den bereits eingetroffenen "Schnellzug zu besteigen. Nach kurzer Fahrt langte sie in Buchentvalde an. Der GerichtgpräsidenL ein vorneh-v mer, alter Herr, war wenig erbaut, als ihm der Diener eine Karte mit der ?lusschrist: Sophie Schönemann, geh. Shdow« überreichte. Er war kein Freund von Damenbesuchen. Er ern xsing daher die Eintretende ziemlich fühl. war aber angenehm überrascht, eine anmuthige, junge Frau vor sich zu sehen· »vait kann ich dienen?« fragte er zum Sihen einladend. J Das Herz klopfte der kleinen Frau Jroch gewaltig, als sie nun dem ge strengen Herrn gegenüber faß, der ih rem Gatten, wic- dieser versichert hatte, so garnicht wohlwollte Sie antwor tete daher recht zaghaft. ’ »Mein Mann ist der Amtsrichter Schönemann in Hohenthal.« »Ah, also Frau Kollegin,« versetzte der Präsident. »Und was verschafft mir die Ehre Jhres Besuche5?« Nun galt es, allen Muth zusammen zunehmen. Sie dlictte ihr Gegenüber rittend an und antwortete: »Mein Mann bewirbt sich um eine hiesige Stelle, Herr Präsident! Jch bitte Sie inständigft, verhelfen Sie ihm dazu!« Der Präsident machte ein ziemlich ierbliifftes Gesicht. »Und warum kommt Jhr Herr Gemahl denn nicht selbst, wenn ich fragen darf?« »Er ahnt nichts von meinem Vor haben. Herr Präsident Er hat allen Muth verloren, nachdem er sich wie derholt vergeblich von Hohenthal fort gemeldet hat« »Ich weiß, ich weiß,« sagte der Prä s.dent, sein weißes Haupt bewegend. »Es geht nicht, meine Gnädige. Wir tönnen an den kleinen Gerichten nicht ,so häufig mit den Richtern wechseln. Jhr Herr Gemahl hat sich in die dor tigen Verhältnisse eingetebt und be Jwährt sich gut, wenn er später seine tLLtiinsche vorträgt -- ( « ,,Später wäre zu spät, Herr Prä ;sioent,« fiel sie unerschrocken ein, aber lihre Stimme bebte doch. »Er tann eg- in Hohenthal nicht länger ertragen, Herr Präsident, die engen Verhältnisse -diiicken ihn zu Boden. Aller Froh sinn, alle Lebensfreudigkeit ist von twm gewichen, seiest Häusiichkeit unk «F«aniilie vermögen ihn nicht mehr um« tzusttni:nen.« I Hier hielt sie inne; denn sie fühlte, sioie ihr die Thränen iti die Augen stie: gen. t» Der Präsident sah sie theilnahmvoll an und sagte: »Das ist aber nicht recht von Jhrem Herrn Gemahl, seine Familie in Mitleidenschaft zu ziehen.«' ,.Legen Sie ihm das nicht zur Last, Herr Präsident,« erwiderte sie hastig. »Er ist der beste Mensch von der Welt, aber er tanti nicht gegen seine Natur. Sein lebhafter Geist sehnt sich nach sxiirkerer Bethätigung, er muß einen größeren Wirkungskreis haben, um ihn zur Geltung zu bringen« Er ar beitet unermüdlich, studiert Tag und klracht, doch es erfreut ihn :iicht, die in nere Unruhe verzehrt ihn.« »Und darun« sind Sie zu mir ge kommen?« fragte der alte Herr, sie durch eine freundliche Miene ermun irr-nd. »Ja, Herr Prasideiit,« antwortete ske, nnd nun wurden ihr wirklich die steigen feucht. »Ja, eL geht so nicht weiter-. Wenn ei nicht fortlonimt, ist es- unt unser Gliiit geschehen. Hilfe-i Sie mis, Herr Präsident, ich bitte vSie « Die Stimme versagte ih. Der Präsident erhob sich und strect tc ihr iibei den Schreibtisch die Hand entgegen »Sie find eine tapfereFrau,« sagte er. ,,Fahren Sie ruhig nach Hause, »Frau Kollegin. Wir wollen sehen, wag sich thim läßt« Sie nahm seine Hand und fah ihm dankbar in das giitiae Gesicht. »Aber nicht wahr, Herr Präsident, mein Eltann wird von diesem Besuche nichtd erfahren?« »Verlassen Sie sich darauf!« t Sie verneigte sich tief vor dem alten TOerrn, und disser geleitete sie zuvor: fivmniend bis zur Thur. Dort fragte ’er stehenbleibend: »Sie sind nicht auszs »dieser Gegend, Frau Kollegin?« s »Nein, ich bin aug Haitiiover.« »Das hörte ich Jhnen an. Dann ’find toir ja Landsleute. Also auf Wiedersehem Frau Landoinänuin!« Als der Amte-richtet kurz vor Mit ternacht vom Gerichtstage in Nassei srode nach Hause kam, fand er seine tGattin in friedlichem Schlummer. i Acht Tage darauf traf ein amtli tches Schreiben ein, worin ihm seine Versetzung angekiindigt wurde-. Freu« sdestrahlend brachte er’s seiner Frau. « »Eudlich! Endlich!« rief er ihr zu t,.Wir kommen nach Buchenwalde.« t Sie umarmte ihn überglücklich; er tfah nicht, wie sie heftig erröthete. s »Spät kommt es, doch es koninit!« sxaäte er heiter. »Das hat mit zwei e os meine leyte Arbeit in der juri frischen Monatsschrist eingetragen, im stillen habe ich darauf gehofft.« ,,Siehst du,« erwiderte spe, »cnan soll den Muth nicht sinken la en.« So verlor Hohenthal seinen Amts richter. Frau Sophie trennte sich mit schwe rem Herzen von dem schönen Städtchen nnd den guten, treuen Freunden, aber »il;res Gatten Glück erleichterte ihr doch stag Scheiden aus den tret-gewordenen Terhältnissen I Als der Amtsrichter sieh bei dem Präsidenten vorstellte, fand er einen freundlichen Empfang. Der alte Herr fragte ihn, ob der Aussatz über-Arbeits recht in der ,,Monatsschrift« von ihm )s(i, und als die Frage bejaht wurde, todte er« die gründlich-.- Behandlung des Themas. Beim Abschiednehmen sag te er: »Ich höre, Sie sind verheira ti,et.«' »Jawohl, Herr Präsident.« »Und Ihre Gattin ist eine Lands I.ia·nnin von mir. Ich bitte, richten Gie ihr meine beste Empfehlung ang.« Eine halbe Stunde später sagte der Llpkitsrickitcr zu seiner Frau: »Jet Iauszte es ja, meine Arbeit hat inir die thelle verschafft, der Präsident hat es mir deutlich Zu verstehen gegeben. Uebrigens läßt er sich dir unbekann ltiriveise natürlich -- empsel)len.' W— Gedanken-splitter. Hccb über dem Uebermenscben steht der Mensch. Il- sk II t Wein, Weib, Gesang s Sind die drei falsch, so wird uns angst i und bang. ds- Ik st Die Naturalisten haben eine neue Natur erfunden, weil ihnen die alte nicht mehr originell war. II- I- st Der richtige Optimist schließt so: »Ich muß auf Rosen gebettet sein, weil ich die Dornen im Fleische fühle. V Il· It Jn gut reaierten Staaten werden die Aemter mit Leuten, in schlecht re aierten die Leute mit Aemtern verse ben. H- -lc sie Man sagt, die Frauen vertragen kei nen Widerspruch, und doch bedürfen sie desselben-sum Reckt zu behalten. II Manche Leute nennen.jeden wahr heitsliebenden Menschen ein »Ensant terrible.« II sit III Du machst, wenn du so viel an Glück aewannst. Daß du dict) deines Lebens freuen kannst. Von deinem Glück erst völligen Ge brauch. Wenn Andere freu’n sich deines Le bens auch. Il- -tc It Vlasirt ist die Carricatur der Resig nation. ——.-....—..— Der Fuß feiner Lordschast. Das jüngst erfähienene ,,Tagebuch eines Volktiker3« enthält eine heitere Anetdcte ans ter Jugendzeit der jetzi gen Raiserin Friedrich und ihres Bru deer teg Prinzen von Wales· Der ver storbene Lord X» der einen niißgestal teten Fus- katte, sollte die Königin in Windsor besuchen- Vor seiner Ankunft berieth oie Kisniain mit ihrem Gemahl, den: Prinzen Albert, ob es nicht besser ·e7., die Prinzeß Rohal und den jungen Prinzen lon Wales cui dieses körper licve Geticchrn damit sie keinen Takt seliler begingen, vorher aufmerksam zu machen, oder oh man den Fall ihrem eigeien richtiaenGesiihl üsberlassen solle. Man entschied sich sür das Letztere. Lord X. erschien. Der inisiaestaltete Fuss rief keine veinliche Bemerkung sei tens der beiden Kinder. die bei dem Ci« vsange aeaentvärtia waren, hervor. Aber ain nächst-en Taae sraate die Prin zeß Royal die KEniaim ..·3.ko ist Lord X.?« Die lKöniain antwortete: »Er ist nach Lendon zurückgekehrt« »O, wie schade Er hatte uns- ver sprochen, Bertie und mir seinen Fuß zu rciaei«i.« Die Kinder hatten den armen Lord im Krrridor abaefaiit nnd ihm das Versprechen alsgenötnigh seinen vFuß be sichtiaen Zu lassen. W— ! s euren-« Wenn hinter den blauen Bergen Die Sonne niedergeht, Dann läjuten die Glockenblninen Jni Walde das Gebet. Der Finster, der sie ziehet, »Das ist des- Abends Haut-in Its-I tauschen Halm nnd sstriiser »Und jedes Blatt ain Sirt-um Und alle Vögel schweiaen Andächtia im griinen Hast-— Da legt sitt, hin, zu st-:r..sen, Der miide holde Taa. H. ·-«,l in In a n n. s—-—————-- — Deldeu von einst und jetzt. Einst bat es wohl Helden aegeben, Gemachsen der Freud’ Und der Noth-, »Sie wußten gar tüchiia zu leben, Ellnd gingen, linme aust, in den :pd. Doch an des Jahrhunderts Neige Sind die Helden ara Deaenerirt, Zum sterben sind sie zu feine, Zum leben jedoch zu !slaiiri. ——— —- — . . .-. ----— Warnung. Vater ileise zur Ala r er spielenden Tochter): «Bekctha, jetzt hör aqu Jcb sehe in dem Gesichte Teines Bräutigams schon vie Verlo bungsauflijspng zucken!«