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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (July 1, 1898)
Vertheidiqnnq. Irm nennt ibr mich und ihr babi bit ter Recht, hin eine Magd nur unter meinen Schwestern; Mein Leben geht gen-! ewig gleichen Ug Daö Morgen ist wie heut’, das Hqu wie gestern. Un meinen Händen suntcli kein Rubin, Der Arbeit Ringe nur sind eingeschnü im. ilnb nirgends anders ist mein rascher u Als über’n Wiesen-Teppich hingeglit ien. Doch bin ich reich an Sorgen, Noth und Schweiß, Lang waren meine Tage, kurz die Nächte; Und stolz heb’ ich mein Haupt und hoch empor Zum Schwur die arbeitsharie braune Rechte: Reich bin ich, reich! denn nur die Arbeit greift Mit Segensbiinien in des Weitean Speichen! Arm isi wer sich fdes Müßigaanges reut! Ich trage stolz die schönen Armuth-'s zeichenI I Johanna Anrbrosiits. ; i Ein Uriqinac Von Marie v. Ebner - Eichenbach." .- .. » Wenn mit Recht behauptet wird, daß es teine Oriqinale mehr giebt, kann tiinnen Alle, die Herrn Gabriel Teiisenberq begegnet sinkt-, sich rühnrem etwas gesehen zu haben. das es nicht aiebt. Seine äussere Erscheinuna flößt we der Interesse noch Abneiaunq ein. Er ist zwei Meter hoch, entsprechend breit, bat den Teint eines rosiaen, wohlge niilksten Kit.ke5, und ein aroßes Ge sicht nzit feinen Ldiiiaerk feiner schlanler Nase, schön aesckr.ittenem Mund, iibsrr den-. ein dünner, scst zreisier Schnnrr kart wie Seide schimmert. Auch seine Brauen und Wimpern sind fast weiß, die Auan rund unt blau, nnd driicten aar nichts aus. Ach, was für talte, stumme Augen hat mein Sohn. dachte seine Mutter, so est sie inn cniab,1iecki tLilter als sein verstorbener Vater! Sie selbst hatte narme braune und war trotz ilrrer sechsundvierzig Jahre noch irr-mer eine hübsche. anmuthiie Frau. Sie bette in irrer Ehe mit einem sckxtrerlebigen und ihr aeistin nicjt etenbiirtiaen Mann tein Glück gefun den. war viel tin-worden und gefeiert weiten, und dernrich von ieder üblerr Nachrede verschont verlieben Die Leituna seines Gitter-. die Verwaltung seines Vermifaenk hatte itir involenter Gotte ihr iflerlassem und ihr Sohn sclate rsiesem Beispiel Er hätte nichts Hliiaereb thun tdnner.: seine Mutter reoierte aern und erfolgreich, und til-te nebenbei in der Stadt und auf dein Lande die liebennsiiidiasteGastsreund sei-alt aus. Eine Zierde ihres Hauses bildeten ihre drei inneren-, verwaistes Niaitem von denen ihr iede als Schwie ceriomter willtciinien aewefen ware. Ader Gabriel schenkte seinen Cousineri nicht mehr Aufmerksamkeit alt achsi duppen ils-n einaeflöset dä ..i, das heißt i:nbeivealicise. denn beweglicher nxiirden sofort fein ledhafteg Interesse erniertt baden. Er hatte eine Liebha ierri fiir alles LIEe-is:nische. für lleiiie und arofze Maschinen. Als Kind ver-» fertiate er Pumdein Mühlen und Pa ternistertverts aus Juckervadier und Zinn, und sie rührten sich ivirllich,» ireiiii nian an einein Faden zog oderj eine Kurbel drehte. Später dann hatte er ideniqer Glück; die aroßen landsi niitlfchaftlichen Maschinen, an denen« er allerlei Verbesserunan andrachtes riilirten sich nichi. Sein Leben fkofi ruhia dahin. Er ging früh fchlafen und stand spät auf,’ brauchte zwei Stunden zu seiner Tois lette, aß viel iind lancifani und ohne das qirinafte culinarische Verftiindnisi.1 Wenn inan ihn aefraqt hätte, »Was haft tsu lieber, Kartoffeln oder Peri einer-Trüman würde er aeantioortet’ balenr »Das ift niir aleich.'« Jnif Winter in der Stadt brachte er feine; Abende iin Theater zu, oder iin Club bei einer Partie Wbift. und was sie inil Tleeater aufsiidrten, und ob er irnSpie ’ le mir-Inn oder verlorcivar ihm gleich-. Auf dein Lande verliebte er fast den aaiixeii Taa in der Werkstätte, die erz fias i«n Schlosse einaerichtet hei. »Die· Vulkan-i« wurde sie von den Damen! genannt. Tort iiiufiteii fie ihn abholen· zu irrem Ausfliice in's Freie, den sie in feinerGefellfchaft unterneiinien well-U ten; und anf dem schönsten Spazier gnnae oder Spa ierritt, umgeben von trei holden, l enofroben Madchen.7 dachte er über Maschinen nach. » «Schau’. Gabeiel,« faate einnsal sei-U ne Mutter zu klun, »du solltest eine deiner Eoufinen beitatlien.« »Nicht aern.« antwortete er. Dei freute fie sich. »Darf ich das einer von ihnen faaen?« »O ia·" »Und welcher-W »Das- iit mir aleich.« Nun war ro wieder dar-bei mit der Freutr. « ; Eine der lnldsäien Crusinen nach der anieren lilirattete aus dein Haufe fort, Und bald nachdem Teufenbeta die letzte als Brantfiilirer zuni Altar geleitet hatte. verlor er feine Mutter. ’ « Sie hatte Kranke gepflegt, während einer Epidemie. die im Dorse herrschte, war selbst von den-Uebel erarissen wor den, und ihm in weniaen Tagen erle aen. Gabriel weinte nicht. klagte nicht, Niemand konnte ihm die geringste Trauriateit anmerten. und ddch suchte Jeder den einsam Zurückgebiiebenen zu trösten, ihm Muth zuzusprechem Das-, er jetxt «beirathen müsse, darüber waren alle feine Bekannten einia,· und er sah dei- ein. und wenn sie sagten, es handle sich nur darum, die richtige Wahl zu treffen, erwiderte er: »Fra lich·« Das Ende war, daß er nicht tväblte, sondern aewablt,tvurde von einer allerliebsten iunaen Wittwe, ei ner lsildschönen Frau mit i war-en Armen, schwarzen haaren so eine-lie derie und schlant, wie er kräftig ge gimmert i«nd wuchtia war. Sie ver liebte sich nicht in ihn, aber sie war ihn put, schiiyte seine Friedseriialeit, seiu sein«-, würdedelles Benehmen, und seine meralische Lauterkeit, sie behaup tete steis und fest, daß er durchaus nicht der alrichaiiltiae und pslegniatisce Mensch sei, stir den er aalt. Ein war nses Gefühl schlumntiere in ihn-« das nur noch nicht aeweelt worden sei. Ihre Freundinnen lachten sie aus: ,,Meinst du die Weckerin zu sein? Bor litusig merkt man- noch nichts. Er scheint derselbe, der er immer war.« Sie ließ sich nicht irre machen ,,Wartet«, sagte sie, »es wird schon kommen.« Cäcilie Teusenberg sah der Geburt ihres ersten Kindes entae en und er hosste sehnsüchtig einen ohn. »Du doch auch. Gabriel, sei aufrichtig,« sprach sie zu ihrem Manne. »Einen Sohn oder eine Tochter, was wün schest du dir?« »Es ist mir gleii,,« antwortete er 7hr, und sie glaubte ihm nicht, sie ers widerte: »Du Guter, das sagst du aus Zart gesiihL damit ich mich nicht tränke, wenn ich dir nur eine Tochter bringe« Sie brachte ihni einen Sohn, und iiberk Jahr einen zweiten, und diese Kinder wuchsen herrlich heran. Sie ijatten das brave herz und den hellen Verstand und die schönen Auqen und Zuge ihrer Mutter und die Prachtge stalt des Vaters. Der ältere war zehn, der jüngere neun Jahre alt, als in der Familie Ieusenbera abermals ein freudiges Ereigniß eintrat. Der Haqu vater war seit einian Wochen abwe send. Ein Geschäftesreund in England der Besitzer einer großen Maschinen fabrit, hatte ihn eingeladen, einen neuersundeuen Motor an Ort und Stelle functioniren zu sehen, Und er war der Einladung mit Vergnügen gefolgt. Ein Telegramim das die Nachricht brachte, ihm sei eine Tochter geboren, nnd Mutter und Kind befan den sich wohl, traf ihn vor dem Modell eines Laufkrahns, das seine hohe Be wunderung erregte. Er konnte sich von dem sesselnden Anblia nicht gleich los reißen, und er ersuchte seinen Ge fchöstsss und Gastfreund. der Wöchne rin zu telegraphiren, daß ihr Gatte sie beglticktoiinschr. . Einen Monat blieb er noch in Eng land und lehrte dann heim, gefolgt von ’einer Wagenladung von Geschenken für die Seinen. Bichcleo, Tantieme-, Telephon-, und Graphaphone,Schreib und Nähmaschinen und einem köstli Gen Nahhthaschiff Er fand sein Haus in bester Ordnung, seine Frau Und seine Söhne in bliihender Gesundheit. Nach dem neuen Aiitömmiing, ver Tochter, fragte er nicht« und Frau Cä cilie führte ihren Vorsatz aug, teine Erwähnung bon der Kleinen zu thun, so lange ihr Vater sie ignori:te. Die zn ei Jünglinge hielten aber das Schweigen iiber ihre Schwester nicht aug. Nach Tiche nahm jeber einen Arm des Papa und sie geleiteten ihn ins Kinderzimmen Frau Teufenberg folgte. Sie traten in bog geräumige, hohe, helle Gemach, an dessen Thiir eine stattliche Wartefrau und eine noch stattlichete Amme sie empfingen. Jm Holbduntel des tiefen Allooen erdliik:e man eine rrfige Wolke, bie auf einein beraoldeten Gestelle zu schweben s ten. Bei tiheier Betrachtung erwies si die Wolke als eine geschmactvolle Zuku. ntenstellung ron S leiern, Schleifen triftigen Stossen un mitten d’rin lag etwas Winzigeo, ein MiniaturiMeni schengebilde mit tugelrundem Gesicht chen, großen, blauen Augen, bie Einen ansahen» so merkwürdig fest nnd ru hig und mit einem seinen Räschen und einem halb eöffnieten Mund, dem Munde eines herubö, der eben anfan gen will, zu singen. Und ein paar zarte’ Hände erhoben sich und fochten ganz unvernünftig und sinnlos in der Luft; herum. Teusenberg betrachtete das tieine’ Ting so aufmerksam daß er die com plicirteste Maschine nicht aufmerksa nzer hätte betrachten können. und legte» langsam und vorsichtig den Zeigefin-’ aet in eines der kleinen Ländchen, dass sich so leich an ihn antlammerte. Und» in die em Moment ging eine Verände- ’ rung mit Gabriel Teusentierg vor. Seine Stimme tlang weich. wie sie nie Fellungen hatte, als er jetzt plöslich agte: »EinMädchen, fiel-' da, einMadchen.« »Deine Tochter Gabriele,« sprach se«·ne Frau, ganz erstaunt «iiber den Eindruck, den der Anblick des Kinde-· aui ihn machte. ; Von dem .5:ändchen, das sich noch tin-- · mer an den Finger des Vaters klam n«erte, ging ein Fluidum aus« eine Kraft, etwas Betebendes, Ertveckendes, und durchströmte den ganzen großen, breiten Menschen vorn Wirbel bis zuti Sohle. Wie wenn eine Flamme sich ins seinem Jnnetn entzündet hätte undi allmähig eine mitde Wärme durch« seine Adern triebe, so war es. Er beugte sich, titßte die Hände und das Gesicht des Kindleins und wendete sich dann zu seiner Frau. »Ich danke dir, das; du mi: eine so liebe Tochter geschenkt hast,'« sagte er. Sein Blick fiel auf seine Söhne und blieb lange mit freudigem Stolz auf ihnen haften: »und zwei so liebe Jun en,« setzte er hinzu. Er richtete auch reundliche Worte an die Wartefrau nnd an die Amme und kehrte wieder um und oertiefte sich von neueni in die Betrachtung seiner Tochter, die jetzt eingeschlafen war. Nun kamen Tage, an denen er seine Werkstätte nicht betrat. Die Freude an der Entwicklung des kleinen Lebens, das neben ihm emporfproszte, erfüllte ihn, schmolz alles Starre aus feinem Wesen hinweg und machte seine stum pfen Augen sehend fiir den Reichthuni an Glück, den er längst besaß, ohne von ihm zu wissen. Ein guter und bequemer Mann war er immer, jetzt wird er gar noch auf merksam und zärtlich, dachte seine Frau nnd begann ioirllich zu fürchten, daß sie sich in ihn noch verlieben könnte nach zwölffiihriger Ehe. Außer dieser Sorge atte sie eine zweite und schlim mere· s schien, daß die günstige Wandlung im Hause Tenfenberg durch ihre Urheberin selbst in Frage gestellt nerden sollte. Dieses Persönchen of fenbarte zu einer Zeit, in der andere Kinder gegen Alles, was lernen un: ernstlich nachdenten heißt, einen gro ßen Abscheu verspiiren, einen erstaun lichen Wissensdrang und einen ent schiedenen Forschergeist. Vor Allem auf dem Gebiete der Mechanik. Genau wie einst ihr Vater, verfertigte auch sie kleine Puinpen, Mühlen und Paterno sterwerle. Aber viel feiner nnd zier licher waren sie ausgeführt und innr »tionirten viel präciser. Sie hohlte die ;liilzernen Thiere ihrer Arche au- und idie Familie des Noah und brachte in Ideni leeren Raume Mädchen an und primitive llhrlverte, und sie niiifzien irr-« selbständig lsewegen. Die Wertstatte, das- iuar fiir sie der schönste und liediie Aufenthalt Ali-J dem Walde, sing dem Garten verlangte iie in die Weilstätt in den VJiafdiinen und spielte statt mit Rippen niii Mo dellen von Loconiodileii, Pumpwerteii nnd Göpeln und erlangte eine bewun derungstviirdige Fertigteit mit ihnen inizugehen Versagte einnicl das Eine oder das An dere den Dienst und be zniihte Teusenbetg sich die längste Zeit rergeblich, den Fehler zu finden, sie entdeckte ihn gleicb und ruhte nicht, be dor ihm abgeholsen war Eine Fülle rcn Ideen drängte sich in ihrem erfin dungsreichen Kopfe, und ein«-. ge wir den von Farhleuten genial gefunden ind sogar ausgeführt i Jhr Vater ging einher im Pl rpur des Stolzes auf sein Wunderkind; ihre Mutter räntte sich über die Erfolge eines Talents-, das für ein Mädchen sdech gänzlich ungehörig war. i »Meine Tochter — der Maschinisc« , Psagte sie ganz betrübt, wenn Gabriele Haus der Werkstatt tani init schauder hait zugerichteten Händen, Rußstreifen im lieblichen, vor Eifer glühenden G s-cht, das Rleid von oben bis unten niit Oel betropst »Wart«! Du betoniinst kein neues Ateid mehr, nur noch ein Schurzfell!« drohte sie. »Wart, du . . . und wenn du inir den Papa zuriicksiihrst in die-kral len des Maschinenteusels, dann sollst du was erleben!« Und sie Putzte an ihr isnd kleidete sie nni und herzte und küßte sie und dachte: Dasi dn nur da bist daß ich dich nur habe, Glückspen derin, Kind, das seinem Vater das Lebe-i gebracht hat. Es hatte auch keinen Anschein, daß er es wieder verlieren sollte. Er war nun einmal ein warmer, lieber Mensch und guter Pausvater geworden, und geheilt von einer eigenen hoffnungs losen Leidenschfaft iiirs Maschinenme sen durch die j reude an den Erfolgen seines Töchterleins Sie herrschte wie eine Königin in dein Reiche in dem er es nie aus eine höhere Stufe bringen tonnte Sein ganzer Ehrgeiz war nun darauf gestellt, ihr als Handlanger zu dienen bei der Ausführung ihrer kunstvollen Werte, von denen jedes neu s· immer erstaunlicher, immer glän zender bewährte. Der Ruf der jungen Erfinderin fina an, die Grenzen ihres Vaterlandeg zu überschreiten Sie wurde eingeladen, das ’"adell eines Motore, das in Eng land Aufmerksamkeit erregt hatte, zn einer Gewerbe . Ansstellunq nach Lon don zu schicken. Arn nächsten Tage sollte es abgesandt werden. Gabriele übern-achte die Verpackung. wünschte jedem einzelnen Stücke gliictliche Reise, schmeichelte ihren lfltein das Verspre chen ab, noch in diesem Frühling eine Fahrt nach dem gelobten Lande der Maschinen anzutreten. Vor demSchlas fenaehen lachte, scherzte nnd tollte sie dann wie ein Kind, das sie trotz ihrer. Klugheit und ihrer fünfzehn Jahre geblieben, Beim Morgengrauen aber plöhlich erwachend, lani ihr der Gedanke, daß einige besondere gebrechliche Theile ihres Modells vielleicht noch besser ver sorgt werden könnten, als es geschehen war. Ein unwiderstehlicher Wunsch, das etwa Verswinte sogleich nachzu holen, ergriff sie; sie stand aus, schlüpfte in ihre weichen Pantoffel, hiillte sxch in ihren Bademantel und schlich leise aus dem Zimmer-. Jm an-? stoßenden schliefen ihre Eltern. Se wagte nicht Licht zu machen, a s. Furcht sie zu wecken, eilte liber- den teppichbelegien Gang die Tregpe hin-’ unter, die dritte That links, as war. die der Werkstätte. Das jun e Mid-. chen öffnete sie und trat ein« ie Fensi L ster waren dicht verhan en, und es herrschte tiefe Finsterni . Gabriele ta pte zum Glasschrant hin, der ihre iarsten Werkzeuge verwahrte uiid aus dem das Feuerzeug stand Nun inusite sie in seiner Nähe sein, machte einen raschen Schritt und stieß hart mit dein Knöchel an eine eiserne Welle, die aus dein Boden lag. Die Hestigteit des Schmerzes raubte ihr fast die Be sinniing Sie wankte, stürzte mit vor gestreckten Armen. Der Wächter der arn Hause vorüberschritt, gkaubte, ein Klirren zu hören, einen leisen Scirei Doch war gleich daraus wieder Alles ruhig und er ging unbekümmert weiter Frau Teiisenberg war eineFriihauf steherin, und täglich fiihrte ihr erster Weg an’g Bett ihrer Tochter; da setzte sir sich hin und sah sie an und ionrtete aus ihr Erwachen, und wenn Gabriel die Augen aufschlug, begegnete ihr er ster Blick dem der Mutter, und du«-« er ste Wort, das sie an jedem Morgen sprach und hörte, war ein Wort der Liebe· Als Cäcilie heute eintrat, fand sie das Bett leer uiid rief in’s7 Schlafzinp n er zurück: «Jesus, schon sortz dent’ nur, Gabriel, sie ist schen iusgesian Lden!« : »Sie ist gewiß schon in der Wert statt Jch will gleich nach,« erwiderte zer, kleidete sieh in iiid eilie sort Es ioar ein trüber Märzmorgein IAlc Teusenberg ans deri Treppenab sah trat, sah er unten ans dein Gange die Haugleiite wie Schatten hin und her huschen mit aller Zeichen des Ent setzen-Z, schliichzend und händeringend durch die ossene Thiir der Werkstätte ein und aus gehen »Der Herr! Der Herr!« fliisterten sie als sie ihn er blickten s I tiin Schauder ergriff ihn, eine tödt ; Iliehe Angst -- Was ist denen? Weist sehen sie dort Gräszliihe67 Eines Blitzes- Dauei steht er, stijrnii dann iiber die Stuf herunter, de. risiikingaip - ge zur Werkstätte ,-,ii. - " »Nicht hinein, um Otottegwälleiil«l Erusen sie :t·m zu und steilen sicii ibsii entgegen. tsr sctiieot sie fort, tritt ein, Die Leu-— tc folge n in schüchterner Eiitfcriiiiiii. Die Vorhänge sind iirsti nicht iiifqe ,1cge«i,e3 ist halbdiiiitel n dein grossen Raume mit Den ruiietniesehwärzten l ! l i Wänden, und Allkg reaunqtsloz nnd still, trag sonst pustet nnd mirbelt und setz dreht und schtrinat ans Geheiß der« fneinm Meisterin Sie sei-Jst ist such regungslos und still, sie fliegt von ih Irern Blut umflossen vor dein Schranke, Fressen Glasscheibe sie im Sturze zer ztri imnert, an der sie sich die Piilsadern ider rechten Hand durchschnitten hat. i « Teufenberg starrte in rstblosenr’ Entsetxen zu der treiszem leblosen Ge istalt nieder. Plötzlich, mit eineanelyrei der Verzweislnnq aektte ek- von seinen Lippen: »Gabriel’ -— innd! Aber dar- Kind antwortete ihm nicht Niemand durs'e sie teriiltxerr Er sttua sie hinaus, er bettete sie auf ihr iLaaer nnd zwei Tage später in den .Sorg, nnd wich nicht von ilnn, bis er Y- .elioben wurde, und ver-wandte leinen lick von ihm brirn seietlichen Beatcib lrris;. Er führte seine Frau am Arme lrnd hatte kein Bewußtseer ihrer Nälse iiind keines von der sein:r Söhne, die ihr Beruf dem Hauie liingst ferne hielt nnd die berbeiqeeilt wirren aus den Wunsch ihrer Mistter. Der Segen des Priesters- var kre sprochen, die Tratsercböre verl)allten; von Weihrauchwolten umwallt, senkte der Sarg sich in die Tiefe. Teufenberg sah ihm nach, immer wie gebannt Man reichte ihm die Schaufel mit den ersten Schellen, die dem tirdentind in die Grube folgen sollte, nnd sachte ließ er sie hinuntetgleiten und seine Frau dachte: Du Armee, da rollt dein Leb-n mit. 1 - i t I Sie hatte stets lavser gehalten oie ganze Zeit hindurch; bei der jtiiictlebr in’c« Haus« dessen Seele etitwiclien war, ilberwältigte sie set Schmerz und sie Hyrcich einen Schatten von Vorwurf in Tonk: »Gabriel, ich habe aucti inei« Ftind verloren« nnd gan ans il)n zn ind wollte ihm Die band reichen. tir nich aug. Jlsee Söhne nahmen sie in« in ihre Arme inti ier ältere der Bei ten fragte: »Dars ich tiei dir bleiben? Jcti lilskibe gern. Soll ich neben oder bleiben, Bater?« I Zeusenberq weile die Achseln Seine luqen hatten wieder ihren alten tal ten Glanz »Was soll icli tltnn, Vater«, fragte rer Sohn noch einm.«-.l, «aek:en oder l-!eiben?« s »Da: ist mir aleich.« i Er blüht in Gesundheit, ei ißt nnd« trinkt und lleidet sich sorgfältig, er liestjI Zeitungen und manchmal auch ein« Brich, er gellt mit seiner Frau spazie-! ren, oder in’5Tt)ealei, oder in ein Con zert, aber einen Eindruck empfängt er nicht. Theilnahme slösit ihm nichts ein. Die Flamme, die sein Jnneicg er erlväemte und erhellte, ist erloschen. Ihm ist wieder Alles gleich. Bist-ask Weinhändlek: »Mir ist mein gan zer Keller ausgetäemt worden, habel aber teine Spur von dem Dieb!« Kunde: ,,haben Sie denn schon in den verschiedenen Spitälern nachge stagt2« W—— Beste-stich. Gesängniß- Director (zu1n neuen Sttä ling): » . . .Qsch sind Sie? Da will ich Sie doch versuchsweise in der Küche beschäftik ent« Sträsling:,, Tät wohl, err Direc tort Da seen te ’mal ehen, was» für einen Zu nus wir dann bald haben werdent« Der gestohlene Bräutigam. Eine schwedische Dorfgefchichtr. ; Von Alfred v. -f)edenst1·erna.l Drei nnmögliche Dinge giebt’s auf. Erden: sich selber in die Nase beißen, sich selber auf dem Rücken Huckepack tragen, und sich vor Dieben hüten. Jn den guten alten Zeiten schob man man einen Riegel vor Die Stall thiir, lehnte das Scheunenthor u,Erd Zipfel und Rüben lagen hausenweisc auf den Feldern, und nichts wurde ge stohlen. Heute ist alles unter Schloß und Riegel, selbst dort, wo man nichts zu Verfperren hat und doch ist das Weriöer Strafhaus so voll non Die-U ben, wie ein Bienentorb von Jmmein Bei uns ist seit langer Zeit nichts abhanden gekommen, außer dem Lämmchen der alten Bolsatra und dem Bräutigam der Anna Linnqsatra· Was das Lämmchen betrifft glaube ich meinerseits die Schuldigen zu ten nen, denn bei Nachbar Schuhmacher wurde in der nämlichen Woche ge ; spi ßt und gebraten, wie es sonst nur; bei Hochzeiten oder Taufschniäusen üblich, und der Lehrjunge bekam Backen wie ein Blasenget ! Womit ich keineswegs sagen will. daß Meister Schuhmacher das Lämm chen gestohlen habe. Oh, durchaus nicht, das übermiithige Thierchen war. sicher iiber den Zaun gesprungen und hatte ihnen den Futtergarten abge grast, wcfiir dann der Lehrling den-, Lämmchen tüchtig das- Fell gerbte· Jn seiner Verzweiflung und Scham war dann das arme Lämmchen der Frau Meisterin direkt in’«5 Messer gerannt. Und. vom Messer bis zum Brat spießs—--»il n’y a qu’un pas«. Aber wie Anna Ljungsatro um den Bräutigam gekommen, das weiß jedes . ind. Spint, der Schneider, liebte dic hübsche Anna seit mehr denn vier Jah ren mit derianaendem Sehnen, wie ein Rößlein den frischen Klee. Denn Anna war schön nebant und sie hatte runde, volle. rosiqe Bä·:llein, wie ein Borådorfer Apfel. nnd ihr Vater hatte auf’L- Bestimmteste erklärt, er gebe seiner Anna drei Bettiiberziiae, ein Schwein, eine Kuh nnd runde zehn tausend Kronen als Heirathsant So machte sich denn Meister Spint eines Abends-, nichdem er Tinqerhut nnd Nabel bei Seite aeleat, aus den Weg ntn nach antem alten Brauch, um Annae vFand mittheilten »Nim, wenn eg Gottes Wille ist, mein lieber Spirit, so sei denn Anna die fihsek sacste der alte Linnqsatra. »Ich aber widersetze mich dem Wil ten meiner Eltern nicht: wie sie es fiir qnt halten, so aeschehe es.« »Wann kann ich das Madel sammt mit dem Daniaehöriaen haben?«" fragte Spjnt sürsoralich »Die Melkkuh, dir dem Mädel ge hört, wird im kommenden Monat lal ben, das Schwein ist ausgemiisteL und etwa in sechg Wochen, wenn die Anna beim Erdävfelqnsneiimn ge holfen haben wird, kanns ssu sie l«-eimfiihren, obwohl die Gerstenernte aerrde in die Zeit fallen wird«, meinte Linnasatra Da aber weder Anna. noch auch ihr Vater ikjeit hatten mit dem Bräutigam zum Pfarrer hineinzusahren so ainas an eine groer schwieriae Schreiberei. denn sie aaben dem hiedern Svjnt eine schriftliche Erkläruna mit, laut welcher Jungfer Anna sich bereit er- « klärte, dein ehrsamen Meister Axels Zvint ein aetreuee Eheweib zu seins Am Freitag aderaliubisehe See- » ten könnten darin ein böses Linen se l len, stiea Meister Spint in dass Eisenbahnkouvr. das ihn zur dritt nächsten Station befördern sollte, wo der Pfarrer wohnte. l Kaum war er einaestieaen, alg feind Anae auf sein vis-a-vis fiel, eine nicht mehr iunae aber noch immer versiihre I risch scheine Frauensperson. deren volle Biiste mit dein lockiaen blonden Kopf zwischen Veraen von Schachteln her rorrastr. lfiniae Minuten lana blickte sie ihn so prüfend an, dafe es ihm siedend heiß durch die Adern lies· Dann fraate sie: . »Sind Sie nicht der lHerr Schnei der.neister Svjnt?« s ,,’freilich bin ich’g, aber darf ichs fraaen, mit wem ich die Ehre laber« I Fragen ist erlaubt. Jch heißes Sara Knellstjorpa, Gustav Johan-: sonnt-H. An der Aehnlichkeit mit Ih rem Vater. der mein Landsmann war, bab’ ich Sie aleich erkannt.« s »Ach, Du lieber Himmel. jetzt criti nere ich mich. wir haben ja aus dem Mdhader Jahrmarkt mit einander »ar tanåi. Herrir. was- waren Sie das ma s siir ein schmaleg Dina." Sara Wittirte das Kompliment mit l einem verschimtsen Lächeln, ohne dac« ominise ,,danmls« zu bemerken. »Wenn’«g fiir ein alleinstehendecs Mädchen keine Schcnde ist, mit etwas Branntwein auszutoartem so möchte ich anen ein Schlückchen anbieten, denn ich komme soeben von Alvesta wo ich zum Sonntags-wohl allerlei eingekauft habe.« »Na, na. der Branntwein wira darum nicht schlechten wenn er von schöner Dank eingeschmkt wird«, sagte Spjnt MINI »Ol), von onheit ist keine Rede«, zierte sich Jungfer Sara, und reichte ihm die Flasche Spjnt that einen langen, langen Run, räusperte sich und wischte sich schinatzend die Lippen. »Den Branntwein hat Gott für die Frommen geschaffen, denn er ist gut. Danke, Junaser Sara.« »Aber warum sahen Sie zu mir denn Fräulein, lieber Spini, wir sind Ia Landsleute.« ,,Wahr istM Und ich hätte eine schauderhafte Freude, wenn ich Sie duzen dürfte-" »So trinken wir auf gute Kamerad fchaft!« Svfnt that abermals einen kräfti gen Schluck, dann wischte er fein schick fam den Rand der Flasche ab und sagte: »Jetzt trink Du auch.« , ,,.lber Spjnt, so toisch doch nicht so viel an der Flasche herum· Wenn ich auch nicht so ganz jung bin, so werde ich doch nicht dran sterben, wenn ich eines Mannes Gedanken augtisinke.« »Meine Gedanken?« Willst Du sie wissen«, fliisterte der etwas benebelte Spjnt. seinen Arm um ihre Taille schwingend und einen berzhaften Kuß auf ihre Lippen drückend. »Aber Spjnt, schämit Du Dich denn nicht!« flüsterte Sara verschämt. c ..Soll ich mich schämen, ein schönes Mädchen zu küssen?« erwiderte der ehrsame Schneidermeister und küßte die hingebend sich an ihn Schmicgende nochmals-. »Dort in dem bunten Tuch hab' ich frischen Honigkuchen. Ich weiß nicht, was das heißt, ich kann Dir gar nicht so gram sein, wie ich sollte«, flü sterte sie wieder ,,Sag’ mal, Sara, pflegt der Pfar rer um diese Zeit zu Hause zu sein? Du tvohnst ja in der Nachbarschaft.«« »Ja! Was hast Du beim Pfarrer zu thun?« »Hm! —— --— Hm! —--— — Jch — ich will mich verbinden las sen mit der Anna Ljunafatra!« — .,O! Pfui, schäme Dich. Und ich Närrin bab’ Dich für einen ehrlichen Junggesellen gehalten. Nein, diese Schande!« Und sich in die Coupeecke druck end. schmollte sie trotz seiner Betheue rnngen, bis der Zug in der Statt-m anlangte. »Na, ich will Dir's« verzeihen, daß Du mich so hinter’s Licht geführt hast, wenn Du nur« hilfst, wir meine Packete nach Haus tragen. Der Pfar rer läuft Dir ja nicht davon. Und Du bekommst zum Lohn einen quten Schwarzen mit Koanak.« Kaffee und Koanak vermochte eine fiitilende Seele nie m widerstehen. Jndesz der Kafsce im Kessel summte, tummelte sich Kixnafer Sara geschäftig in der ksehaalichen Putzstxive umher öffnete die Schranke und vergaß sie zu schließen so daß Svjnt die boch ausgeschichtete feine schneeweiße Wä sche, die Seidentiicher und Kleider be quem besichtigen konnte. In Arm ei nen Joch lauen drei Wirlslsiss dsssen Deckel frommen biblischen Tkatiiiichen äbnette. »Stel7t da Grttes Wert in diesen Büchelchen?« sraate Spini, die Hand darnach ausstreckend »Ach nein, nur erbärml·cl7e3 irdi sches Gut«, antwortete Sau von obenber. »Auch irdischeg Gut ist nicht Zu ver werfen«, versetzte Meister Spint an dächiialich « »Liebe; Spirit, machtest Du mir nicht nachrechnen, ob mir die Bank die Zinsen gut ausgerechnet hat?« fragte Sara mit unschuldige-s Miene. Ob die Schelininl Jedes Büchlein lautete auf sechstauer Täufer und in dem einen lag noch eine Aktie aus vier-zehntausend Thaler. Jndeß war der Kaffec auch fertig geworden, und Sara stellte cis-. gei schliffenes Fläschchen voll goldigbriw nern Kognal auf den Tisch. »Du hast viel Geld. Sira«, be merkte Spjnd, den Kaffee fxblijriena »Na, viel, das wäre zu uel aesagi. Man bat, was man :)ra:1.tn, zu viel siir mich allein, genug auch ixir 311)ei.'« »Aber nun sag ich Da it iEir die Bes wirtaung ’s ist Zeit, daß Eis zum Pfarrer geh.« Sara schob ihre Tass- iart und kriielte das Taschenrifi isi die Klu gen. »So leb’ - wohl, Weh-:- Spint«, schluchste sie. »Ich toiifiibe Dir viel Glück.« Svjnt war aber icuii ui.t)t vxsn Stein. Er beugte sich til-er die Mei uende und tröstete sie liebreich. zog sie auf seinenSelioofz, streulnlre und tiihte sie und seufzte herzzerbrecherd »Die Versuchung ist groß« -— murmelte er, begehrliche Blick-s auf den Sehn-at inerfend, »aber Lunis salra wird doch wiitbenv sein, und Anna ,,Wird Dich nie so lkels haben. wie ich«', ichluchzte Sara . »Jetzt uder leb wohl, ich werde auf das tleineGiit irren siebet-« das ich von meinem Oulel Petersen rzeerbt habe, und dort tvcrd’ ich Deiner immer in chnvschafs ge denken.« Sojnt zog sie fester an sech. »Auf dem großen Gut der-) alten-Be tersen willst Du wohne-L allein nut terseelenallein? Nein. dir-« kann ich nicht erlauben. Willst Tit mit mir zum Pfarrer geben, rasnit er ian Ver lündige2« »Ja«, lispelte Sara »aber erst trinke noch ein Schäsibm Kasiee.« Und der KaffeetefH summte und fang: »Schelmin! Z.l.)e«:I-in.7«· Aber Spjnt verstand ihn nicht. --—- Au! »Der Studiosus Sitffel bat mir soeben in glühenden Farben seinen unausldschlichen Durst ausge nialt.« -—-- »Als-) Brandnralerei.« --—- Fromme Lüge. »Warum müssen denn Jlsre Lehrlinge immer auf den Kleiderbürsten izerumtratzem wenn Sie die Gymnasiastei Iastren?« — Bak bier: »Damit die jungen Herren fis einbilden sollen, das Kragen käme vm ihrem Bart.«