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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (June 24, 1898)
Ein weltgeschichtliches Damm Von Johannes scheer (Fortf«311na.) Inzwischen hat aber ein Student· ,ngcfangen, von der Rednerbiihne, d. ; If. von den: Brunnendache draußen im x — ofe herab die Kossuthrede vom 3..’ März vorzulesen und alsbald beginnts sas Feuer derselben auch hier Funken i u werfen. Diese Funken platzen in mitten der Menge, daß es kracht und dampft. Die Rede giebt ein hand -liei)es Programm. Die tressiich ge irimmien Kehlen haben jetzt einen ext mit Roten und die Symphonie bt an: »Abdanlung des allverhaß ten Ministetsl« —- ,,Weg mit den Bottsverdummern nnd Spitzeln!« -— ,.lieine Russen l« «- ,,Augenblickliche Bürgerbewassnung!« Jn dieses Kon zert herab sällt aus einem Fenster des s Stöndehcuses ein Blatt Papier, wor auf geschrieben steht, die Stände hät ten beschlossen, den Kaiser um Veröf fentlichung-des Staatsbudgets und um Berufung eines ständischen Ausschus ses aus allen Provinzen zu sbitten. »Mehr nicht ?« —- ,,Zum Teufel mit den Ständen !« —- »Zerreißt den Wisch l« Ein Student thut so, erturnt dann den Balton des Ständehauses unt rust die Losung iiber die Menge hin : »Wir wollen eine Verfassung! Es »lel)e der tonstitutionelle Kaiser von « Oesierreich i« Wenn der »allerhö(hsiselige« Kaiser » Franz in seiner Gruft bei den Kapuzi nern diesen Ruf gehört hätte, er würde sich zweifelsohne nicht nur einmal, son dern dreimal im Grabe herumgedreht Hhabein Dem bei Lebzeiten eines Tages sVersklxsnupsten hatte sein Leibarzt iStifit gesagt, die Sache habe nichts zu bedeuten, Se. Majestäi habe ja eine gute Kanslitution »Was, Konstitu tion !« rasselte der steinherziae Despot den Arzt an. »Was schwatzen’s da, tStisfte Dies Wkkt lassen-g mich hart nit wieder hör’n! Eine gute Natur, sagen’s nicin’thalb, oder in Gottes-na Jnen eine gute Komplexion; aber-, schauen’s, eine aute Konstitntion giebt es gar nit. Jch bab’ teine Konstitution lund will ieine hab’n!« , spricht nur no«" die geflügelten Worte: Die erste Bluttau’e. »Schlagi an! Feuer!« »Fort mit dem Militärk den Ideen des März vorgeschritten, daß man die Gebote der Lohalität und die Aufforderungen des Liberalismus in dem Nase: »Wir-at der lonstitutionellek Kaiser von Oesterreich !« zusanimentuv- « pelle. Damit hielt man sich noch inner- ; i l i Soweit also war man in Wien ans I halb der Schranten der Wiener Gemütli lichleit. Aber nur noch einen Augenblick; denn im nächsten that man Joch schon; einen Schritt darüber hinaus und zwar « zunächst in das Ständehaus hinein. Daran war eine Art Panit schuld, welche aber diesmal die Leute nicht rück wärts, sondern vorwärts scheuchte. Aus der einen Seite des Hofraums hieß es: »Der Dottor Fischhof und unsere übri- ; gen Vertrauensmänner, die mit dem Landegmarschall verhandeln, werden Ia drinnen im Landhaus als Gefangene zu tiickgehalten.« Auf der anderen : »Vom Schottenthore zieht Militär heran t« Zorn und Furcht können die Menschen betanntlich zu allerhand machen. Hier machten sie die Menge zu einem lolossa len Sturmbock, welcher mit einem Male wütherixd gegen das Ständehaug stieß. Die Treppe hinan» hinein, hinaus, gera deaus, rechtshin, linkshin, in alle Zim mer und Gänge splitterten die einzelnen Theile hinein, in welche die Maschine in nerhalb des Hauses auseinandergeborsten war. Die »Stände« entfuhren ihrem Sikungssaale wie ein Klumpen Quer-t silber unter einem Hannnerschlag nach allen Seiten hin auseinandergespritzt. Der Landtagsmarschall von Montetuiulk »Meine Hure-» es ist nichts mehr zu thun als die Vollswünsche dem Kaiser In überbringen-« Etliche seiner Kolle gen schließen sich ihm an, Studenten vorauf. Studenten hinterdrein, so geht es zur Burg. DIE Staatswllscchlz nml’lll, cht I s nteiukuli bringt, in Beratiiiing. Sie j ßt alles, was von Weisheit uno That ast in ihr ist zusammen und bringt ei- ! tig zu dem Beschlusse, es sei den« iänden der Bescheid zu ertheileu: ! l l l — «Dagseni·oe, was den gegenwärtigen Heit verhältnissen entspricht wird «urch ei Izgens hierzu ausgestelltes Comite geprüft nd der allerhöchsien Entscheidung unter gen werden, worüber Allerhdchstoiesel n das zum Allgemeinen Wohle der sammtheit ihrer geliebte-n Untertha n Dienliche mit Beschleunigung be iieszen werden«.... Hört Jhr das öckleins Macht Platz, Damit man »System« die Sterbesatramente ngen sann. ", ker horch, ein anderer Ton! Knat ie da drüben beim Stänoehause nicht eine GewehrfalveZ Und folgte dersel ben nicht ein wirres Weh-—- und Wuthge schrei? « Wohl, so war eg. Aus demselben Platze, wo vorhin die Wiener Revolu tion mit Reden etaust worden« hatte sie auch ihre erste luttaufe empfangen . .. Schon am Morgen waren Truppenab theilungen aus den Borftädten nach der inneren Stadt gezogen und insbesondere die Zugänge zur Burg stark mit Fußbolk und Reiterei besetzt, auch zum Schutze dieser Zugänge, sowie anderwärts-, Ka nonen aufgefahren worden. Das Kom mando hatte der Erzherzog Albrecht, ei nes volle-beliebten Vaters, des Erzhev zogs Karl, unbeliebter Sohn, obzwar sich ihm.weiter nichts nachsagen ließ, als Daß er eben ein Erzherzog vom gewöhn lichen Schlag, schnauzbärtig-barsch, wie das ja einem Prinzen und Soldaten ge ziemt. Er leitete vom Platz «am Hof« aus die militörischen Anordnungen und Bewegungen, in welchen übrigens tun-« dige Augen Von Anfang an eine gewisse Unbestimmtheit und Schlaffheit bemerkt haben wollen. Die Truppen dagegen waren im Ganzen »vom besten Geiste be seelt«, d. h. sie waren willenlose Maschi nen wie dies die Soldaten einer stehen den Armee oon Discipling un: Subordi nationswegen fein sollen. Als die Nack richt kam, das Ständehaus sei vom Volke gestürmt worden, wurden vom Minoritenplatz aus Grenadiere und vom Schottenthore her Pioniere in Bewegung gesetzt, um Haus und Hof zu saubern Es geschah dies ohne Zweifel nicht in Der Absicht, einen gewaltsamen Zusammen stof-, hervorzurufen ; allein die Möglich keit, ja die Wahrscheinlichkeit eines sol ckIen lag schon in der Luft. vMnn die Stimmung der aus alten Plätzen und Straßen dicht nnd dick-hier sich anfanimelnken Elliassen war seit etli chen Stunden immer heißer geworden Das blitz- und donnerfchwanaere Flui dum, welches die Menschen mit Berlin verungslust und Kampfzorn tränkt, las auf der Stadt. Tag Glacig wimmelte von Vorstä:tern. Auf dein Ballplatz oor ver Staatstanzlei brach ein Were-at Melternich !« nach dem andern log. Auf der Freiung hieß es: »Fort rnit Seht nitzly !« und eine Straße wars der an deren die Vertviinschungen des- verhaßten Startslanzlers und seines dreimal ver maledeiten Obersbirren zu. Jn dem Ge- . wiihle und Gewoge mußten die Bewe« ; gungen der militärischen Patrouillen, jir I garzer Aolonnen immer schwieriger i werden. Die unbewaffnete Menge wich Zwar überall vor den Kompagnien und Bataillonen auseinander, aber allentlkals » ben schlug sie sofort hinter den Soldaten-«- s reihen wieder zusammen, zifchend, heit- ; lend, brausend wie ein brandendes Meer. l Mitunter aab es auch schon Vorzeichen, i daß die militärische Maschine doch nicht ganz durch und durch niet- und nagelfest sei. Man sah eine Kompagnie von Gre- i nadieren dem Zuruf von Seiten oest Volkes: «Gewel)r hei Fuß !« nachkom- s men; man sah anderwärts, das-, eins Zug von Pionieren aus freien Stücken s die Bajonette von den Gewehren that. I Auf dem Hofe des Ständeharsec » wurden die Truppen mit Zischen nnd1 Grunzen empfangen Als sie Anstalt machten, den Platz zu säubern, schritt das Volk, welches die Raume des Stän dehauses von unten bis oben anfiillte, Dazu, alles Mobiliar zu zerschlagen, nrn mit den Trümmern von den Fenstern aus gegen die Soldaten bombaroiereno zu hantiren. Ein Ofsizier der Pioniere ( wird von einem dieser Wurfaeschosscl mehr nur gestreift als getroffen· Er schreit seinem Zuge zu: »Schlagt an! Feuer l« und die erste Salve entladet sich gegen die Fenster-. Sie verwundet Nie wand, aber das Getnalle steigert den Trotz und Zorn des Volkes und Haus und Hof widerhallt von dem Ruf : »Fort ,mit dem Militär l« Die Revolutlon in Wien. Da kommt der lonnnandirende Erz herzog selber angeritten mit seiner Gene raliiiii. Er will in seiner Weise Ord nung schaffen. Er hat soeben drüben »ein Hos« einem Bürger, welcher ihn dringend bat, die Bürgergatde aus« rücten und durch sie die Ruhe herstellen zu lassen, wie das Volk es verlange, die Absertigung zu Theil werden lassen: »Einem Volle, das veriangt, geb’ ich nichts-; ich wevde es zu trattiren wiss sen !« So traltirt er es denn aus seine Manier, nicht aber --- man darf das nicht verschweigen ohne persönlich ge reizt worden zu sein« Eines der aus den » Siiinødshaussewstern fliegenden Holz stücte trifft den Erzherzog empfindlich und unmittelbar daraus krachen zwei Waben-. Ob der Prinz selber da zu das Commando gegeben oder nicht, gleickwielz die Salden krachen los-, mit ten in das Gedränge der unbewafsneten Menge im Oksraum hinein und strecken fünf Personen todt zu Boden, dar-unter » einen Greis mit schneeweißem Haar i Als Sieger zieht der Erzherzog mit seinen Genevälen, Korporalen und Sol daten ab Denn diese Wassenthat hat den Pkatz im Nu gesäubert. Aber die s Fliehenden wollen Rächer sein. »Was sent Waffen. "« schreit es »Zum Zeug Its-aus i« Und sie werfen sich in die engen Gassen, welche zum bürgerlichen Zeug führen, in ihrem Grimm und Groll nicht darauf achtend, daß die dort rinsck,i;ven-kensde schwere Reiterei sie nie drrhaut und niedenstanvpst Sie suchen sich, hier geworfen, aus der Freiung wie ker zu setzen. Andere Schenken, noch s immer ivasiserslos, machen sich mit flie seien-dem Athem und ungeschickten Hän den cann, aus dem Judenpkatze Barrii » knxen zu iniprovisiren Auch beim Sankt »Stesphan, am »hohen« Markt und in Yder Nähe der Hostrg spielen einzelne i Kampsscenen Aber dass Alles sie-ist noch nach nicht viel aus-, ist verzettelt, kraftlos, dilettcintisch Man erkennt ; deutlich, daß Die Weltgeschichte in dieser » guten Stadt Wien bislnng noch keinen Lehrstwtjl der Barrikadosophie errichtet » hatte. ; Nun aber bekam es ganz den An i schein, als sollte diese Wissenschaft auch i in Wien nicht allein theoretisch gelehrt, ’ sondern sofort in praktische Uebung ge - bracht wenden. Denn das beim Stände hause Oergossene Blut schreit, wenn nicht zum Himmel, so doch zu den Herzen der Wiener Bürger und zwar der wohthäbis gen Wicner Bürger, welche berechtigt ·waren, die Uniform der althertömmli: chen städtischen Bürgergande zu tragen· Vielleicht hatte leiner dieser ehrenwer t·l,en Familiewbäter jemals die Orestie ds Aeschylos gelesen-, all-wo die Chor fiihrerin meint : »Für blutigen Mord sei blutiger Mord Als Buße gesetzt ! Wer frevelte, biiße !« Aber als die Kunde dessen, was beim Landbause geschehen blitzschnell durch alle Quartiere der Stadt sich oerbrei: tete, ging unter den Leuten oom »Besit3« und don der »Jntellig-;nz« ein zornigeg Rumoren um, so etwas könnten sie sich doch nicht gefallen lassen, und die Mehr zalbl entschloß sich denn auch obzroar selir allmälig, so etwa-J sich wirklich nicht gefallen zu lassen. Angesehene Männer aus ihrer Mitte, wie die Her ren Scheuer, Arthaber und Bach, waren nach verschiedenen Zeiten bin thätig, um das Wiener Bürgerthum auf den Plan und in Tbätigteit zu bringen. Tie Einen bestiirmten den Bürgermeister, einen Tron der Iris-pfe, durch Schlagen lassen des Generalmarsches das bewaff nete Biirgertorpg zur Sammlung zu rufen, und als der Jammermensch es » nicht wagte, ließen sie auf eigene Hand von Gasse zu Gasse die Trommel wir beln. In Folge dessen begann sich in den ersten Nachmittagsstunden die Bür gergarde auf den Gbacis zusammenzu thun. Vom Versammeln bis zum Han Oeln war es freilich noch weit. Die willenslose Schläfrigkeit und viereckige Unsbehilflichteit, welche durch einen jahr- » hundertelangen Despotigmug gepfslanzt" worden, konnte nicht plötzlich verschwin den. Darum brachte es der unermüd liche Scherzer nur mühselig dazu, daß sechs seiner Mitbiirgeroffiziere sich bereit finden ließen, ihm als Abordnung nach der Hofburg zu folgen. Diese Abordnung sollte zuvörderst nur die Zurückziehung der Truppen und -die Betrauung der städtischen Bürger miliz mit der Wiederherstellung der Ordnung von der Staatstonferenz er swirten5 allein unterwegs mußten sich die Mitglieder der Deputation überzeugen daß mehr, viel mehr gefordert werden müßte, falls einem Aeuszersten vorge beugt werden sollte, Alles in Allem: die Entfernung Metternich’5. Denn »mit der Schlange stirbt auch ihr Gift«. Man sollte jedoch die Erfahrung machen daß die Schlange mitunter ihr Gift hin i ter sich zurückläßt s Um Tun-s Uhk Abends Mille Lächel zer mit seinen Kameraden in der Bura ; an. Etwas später traf selbst eine Alb ordnung der Universität ein. Die ZU l denten nämlich hatten sich wieoer ists Masse in der Aula gesammelt und er hoben den Ruf nach Wasserk. Professor Hye suchte sie mittelst eineg Schwatzeg hinzuhaltem welcher unter anderen schö nen Dingen auch die großartige Selbst berühmung enthielt, daß er, Que, ,,od gleich Vater von vier Kindern«, so mu thia in die Bresche träte. Als aber die Blutbotsschast vom Ständehausplatze lxreinfanh machten die jungen Leute dem prosessorlichen Geschweige tunutltnas risch ein Ende, einstimmig nach Wassle schreiend unsd drohend, sie würden , so nvan ihnen keine Wassen gebe, das Zeug-dank stürmen. »Der Rettor soll unsere Bitte um Bewassnung an den Kaiser bringen schlug ein junger Arzt, Doktor Köck, vor ----—— er hat ja das althertömmlicheRecht, allzeit un angemeldet beim Kaiser erscheinen zu dürsen.« Man holte den Rettor Jenucl herbei und der zweiundsiebzigiäbrige Ososrath war in diesem 13. März so sehr Man-n und Nichthosrath, daß er die Sendung übernahm und, begleitet von den Herren Hye und Endlicher, nack der Hosburg sich aufmachte, nachdem ibm die Studenten versprochen hatten, tis zu seiner Rücktehr nichts zu unter nehmen. So san-den sich denn nach und nacb drei Abordnungen, die ständische. die bürgerliche und die atademische, in der Burg zusammen. - Das Wickeltind der Wien-er Revolution war nur erst zum -—————J Ihalbirüchsigejt Möbel-then gewotdkm wel ches als BIEt-gangenn sem Gluck ver suchte. Metternielfs Sturz. Tag labyrinthische Wintelwerk der Wie-net Hofburg, allwo hispanisches Mittelalrer in allen Ecken kauerte, hatte so Ungeheuerliches, wie an diesen März ioen geschah, noch nie geschaut.· Selbst an jenem Junitag von 1619 nicht, als die Faust einer adeligen Rottirung den zweiten Ferdinand in seinem Cadinet am Kollet Packte. Denn das war eben einJunkertrawall gewesen, weiter nichts-; heute aber schien die Stamnigästin der Tuilerien, Dame Revolution, auch ein mal im Kaiserpalast an der Donau einen Besuch abstatten zu wollen· Tie Burg bot in ihrem Innern ein uritroskopisches Spiegelbild dessen, was gan» Wien, was ganz Lesterreich un diesen- Märztage war: —— ein Bild hilfloser Anarchie Oberceremonien meisterin Etikette that schon auch hier, wag sie 10 Tage zuvor Im Königspalast an der Seine gethan hatte: sie packte ihren liram zusammen. Jn den inneren Gemächern saß die Staatskonferenz da :u Permanenz und der Familienrath dort. In den Vorzimmern und Cont drren drängten sich die Staatsräthe, Generäle Hofräthe, Hosdainen, Zoer und Lalaicn Die Metternichtigteit suchte derweil ihr EinzkgeT ihre vornehme Kühle und Unnahbarkeit, noch immer zu be uahren Dies zeigte der Nichterfolg der akademischen Abordnung Rettor Jeuull irr-d seine zwei Begleiter ver suchten umsonst, zu dem abgesperrten Kaiser zu dringen. JJtan führte sie endlich zu dessen Bruder, dem Erz i,erzog Franz Karl, welcher ihnen »als eljrlicher Mann« die Versicherung gab, eJ seien ,,C0ncessionen im Werte«. Ob der Erzherzog auch die Uebertragung deL Oberbefehlks über die gesammte Macht an den Fürsten von Windischs gräti -— welche mit diltatorischer Voll macht auogestattete Uebertragung noch am Abend deg M. März stattfand unter diesen ,,Concessionen« verstanden habe, ist nicht recht klar· Die Abdru uung wollte eben einen bestimmten Be -scheid haben und drängte sich mühselig bTJ zum Lfrzherzog Ludwig durck Der zeigte sich anfänglich noch völlig age inauert in seinem lothringischshabghur gischen Dünkel. Da wars sich der alte Jenull vor ilnn auf die Knie: -—--s »Kai serliche Hoheit, es steht Alles auf dem Spiele, wenn unsere Bitten abgeschla gen werden« Herr Ludwig war zwar ein Erz lerzrg aber keineswegs ein Erzheld tie- wantte. »Nun ja« — sagte er « »die Staatstonferenz wird beförderlich t-rrathen, welche Zugeständnisse allsäl Iig zu machen seien.« »Und die Bewaffuuug der Studirem denk« »Man wird sie in Erwägung sie l,rn.« ! Mit diesem sattsam untröstlichen tfrgebniß ihrer Sendung machte sich die Tepuiation aus den Rückweg zur .li«ta, kreuzte sich aber unterwng init einer zweiten von dort kommenden, :relche, von oer medizinischen Fakul tsit abgeorrnet, die Forderungen der Studirendcn in noch energischerer Form nack, der Burg zu bringen beauftragt nur« Dei Dekan Lerch und die Tok ioren Engel und Schilling machten cicse Anordnung aug, Manner einer jüngeren Generation, deren Haltung dein Gelehrtenstande Wiens einen sehr ehreiuoerthcn Antheil an den März :rcianissensicherte. Dieser Deputation gaben die Studenten das- Versprechen, ZU El Uhr Abends zu warten. Wurde ri- zur bezeichneten Stunde ihr Ge sneb nicht beioilligt sein, so wollten sie losbrechen Die Albordnung konnte nur mit großer Miiljsal zur Burg ge langen. Denn die unteren Schichten der Stadibevölleiuna hatten jetzt in ihrer Manier in dic Bewegung ein zugreifen begonnen. Die Menge hatte lich init Wehr und Waffen versehen, s-) aut es gelingen wollte, d. h. mit dein Geräthe der Werkstätten und der Jelkarbeit Unter Vortragung von wunderlichen Standorten und Ein tilemm z. B. einem schinntzigen Lap oan an einer Stanae mit der Jn schrift »Vivat, Sedlnitzlh, der Haupt lump!« -— schaarten fich die Haufen und warfen sich zerstörend auf Wacht hiLuser und öffentliche Gebäude. Freut euch, ihr Glasermeister von Wien, ihr werdet nioraen unendlich viel Arbeit vorfinden Wurden roch sogar die Fenster des dem Josephgplatze zuge telkrten Flügelg der Hofbura zertrüm mert. Aber am wildesten raste die Verwiistunassaune an und in der orientalischsiippig eingerichteten Villa JJietternich am Rennwea. Es blieben oon diesen-. Prachtwohnsitze· vornehmer stiible nur die nackten Mauern stehen« Auch an den Gasleitungen übte sich die Zerstörungswuth Vom Kärnthss nerthor bis zum Burgthor waren auf dem Glacisz die Röhren blos-gelegt und« ans denselben loderte das entzündete Gar in dicken, baumhohen Säulen in den Nachtltimmel empor. Da und dort schritten die aufge stellten Truppen zum Umriss auf das Voll. CI war aber kein Plan und Rusamnienhang in diesen Angriffen. Ein heftiger und dauernder Kampf lkattc am 13. März niraendg ftattae-· fanden: dir Gefammtzahl der Getöds teieu Und Verwundeten erreichte nicht die Ziffer 50. Aber freilich hing es nur an einem Haare, daß vor den Thoren · der Burg selbst ein gräsliches Blutbad kanerichtet worden wäre. Die Menge stand dort so dicht, daß ihre Vorder reihe hatt an die Bajonctte der den Pa lasi abspertenden Soldatentette und an die Mündungen der daselbst aufgefah cenen Kanonen gepreßt war. Einer der vielen E:zherzoge, welche an diesem Tag-e in der Burg sich unnütz machten, thaximiliam hatte den Befehl gegeben, das Volk mit Kartätschenschüssen zu 1iidzutreiben; allein ein verständiger Feuerwerkcr nahm den Artilleristen die brennenden Lunten weg und trat sie AUE. I Aber trie war es inzwischen den ab geordneten Bürgerwehrofsizieren in der Burg ergangen? Schlecht genug. Junächsi hatte ihnen der Herr Staats ratb Gras Hartig auseinandergeseht, ne irrten gröblich, wenn sie wähnten, dem Kaiser mitspielen zu können, wie dem LouiH Philipp in Paris oder dem Ludwig in München mitgespielt wor den. Die Ossiziere ließen sich auf keine Entgegnung ein und wollten zum Kai ser rder«wenigstens zum Stellvertreter desselben, zum Erzherzog Ludwig. Zum letzteren zu dringen gelang end I lich. Aber Se. kaiserliche Hoheit war wieder ganz starr und störrig Die einzige Antwort, welche der Präsident der Staatåkonserenz der Abordnung zu geben sich herabließ, lautete: »Kon zessionen .- Nichts da ! An den Bürgern ist eg, sur die Wiederherstellung der Ordnung zu sorgen. Basta!« Aus dem Empfangssaale des Prinzen in das von Menschen wimmelnde Vor zinimer hinausgetreten sagt Scherzer zu seinen Liliitdeputirten: »Wir haben hier nichts mehr zu thun. Laßt uns ge l)en.« Da faßt ihn Jemand im Gedränge beim Arm und Scherzer erkennt den Erzherzog Johann, welcher zu ihm sagt: »Ich weiß, wo es fehlt, lieber Freund; aber warten Sie noch!« und dann schnell in den Saal hineingeht. Die Wartenden tritt wiederum der Graf Hartig an mit der Frage : »Was wollen Sie denn eigentlich ?« »Den Riicltritt Metteririchs.« »Wie ? Was unterstehen Sie sich? (8.!laul«en«Sie denn, daß der Kaiser den Mann, welcher seit 30 Jahren das Staatgruder geführt hat, einer Volks laune vpfern wird ?« »Da-H weiß ich nicht; aber wag tel ioeiß, ist. daß ich im Namen und Austrag des Volkes hier bin und daß es meine Pflicht, auszusprechen was das Vol denkt.« Der Herr Gras schwand weg und dieser Hasuptadept der Metternich tigleit hat dann, wie selbstverständlich, den am 15-’-. März noch vergöiterten Herrn und Meister schon am 14. verleug net. Nach allerhand nutzlosem Hin- und Herreden rief ein Adjutant die Bürger wehrossiziere wieder in den erzherzvgli chen Audienzsaal hinein. Sie fanden jetzt in demselben außer dem Erzherzog Ludwig die Erzherzöge Albrecht und Maximilian sowie den Fürsten Metter nich Im Hintergrunde hielten sich ver schiedene Gruppen von Hofwürdentrii gern, Staatsbeamten Generälen und Ständenritgliedern Metternich trat vor, klopfte Dem Sprecher der Deputatiossl ans die Schulter und sagte: »Sie sind ein Wiener Bürge» Für die Bürger Wiens wäre es eine Schande, so sie im T Verein mit dem Militär nicht einen I Straßenkrawall besiegen tönnten.« . ,,Durchlaucht,« entgegnete Scherzer genau mit den Worten, welche Aberwi 10 Uhr am 14. Juli 1789, am Abenj des Bastillestrrrmtages, der Herzog von I Larochesoucduld-Liancourt im Schlosse zu Versailles zu Ludwig dem Sechszehm ter- gesagt hatte - »Durchlaucht, das-ist , tein Straßenkrawall, sondern eine Revo j lution, an welcher alle Klassen sich be ; theiligen.« l l l i i i i i l »Das ist nicht wahr. Es sind nur Polen, Italiener, Schioeizer, welche das Volk aufwiegeln.« ,,Dnrchlaucht, die Petition an die nie derösterreichischen Stände ist von Tan sei2den aus allen Ständen unterzeichnet und außerdem kann Ihnen ein Blick in die Straßen die Wahrheit meiner Aus sage bestätigen. Mit dem Militär zu ; saininentvirken, ist für ung Bürger eine Unmöglichkeit geworden, seitdem jenes auf das Bolt geschossen hat« Der Erzherzog Albrecht hielt diese Unmöglichkeit keiner Beachtung werth. E Er sagte : »Man könnte die Bürgergar den gemeinsam mit dem Militär die Wachtposten beziehen lassen; aber jene müßten daraus gefaßt sein, das-, bei dem ersten Zeichen von Widerstand scharf ge schossen wiirde.« »Wir müssen uns entschieden wei gern, diesen Vorschlag anzunehnien,« erklärten die Bürger. Worauf der schießlustige Erzherzoa IJtaximilian hoch herab: »Nun wohl, so seid auch ihr Rebellen und wird man auf euch schießen.« Das war aber den » guten Wienern doch zu erzherzoglich. Sie j kehrten der durchlauchtigen Versamm , long den Rücken, stürzten in das Vor zimmer hinaus, wo sie ihrer Entriistuno in unztveideutigen Worten Luft machten und wollten fort. Da wurden sie aber Von den Höflingen, dean meisten das Herz aus Furcht schon anderswo saß als in der Brust, mit sanfter Gewalt zu rückgehalten, um wenigstens keinen trost losen Bescheid aus der Burg hinaustras J gen zu können. i Gerade jetzt traf auch die Abordnunss l der medicinischen Fakultät im Vorzim l mer ein. Jhr erster Sturm auf die knös cherne Halsstarrigkeit des Erzherzogs l — Ludwig und aus die vornehme Kühle des Fürsten Metetrnich schien gar keinen Er folg zu haben. Allein schon vereinigten sich in dem Audienzsaale mit den Bitten der Deputation die Vorstellungen von Herren w ieKoloivrat und aus dem mehr und mehr in den Zustand tumultuarischer Bewegung gerathenen Vorzimmer drang . ein lauter Warnungsrus nach dem an oern herein. Dortthin hatte soeben ein Ossizier der Bürgergarde die Nachricht gebracht, daß Von im Polizeigebäuve ver steckter-: Soldaten aus friedlich Vorbei marschirende Bürgergaroen geschossen worden und Durch diese meuchlerksdlkea Schüsse lzwei Gardisten getösiet seien Allgemeine Entrüstungsbezeiigung, denn sogar Höfliitge und Hoflakaien stimmen in dieselbe mit ein. Der aus Dem Ein Mariae-Saale tretenoe Erzherzog Alb recht mochte aber die Entriistungsbezeik aung alg an seine Adresse gerichtet an sehen und sagte unwirscbt »Der Vor fall soll untersucht Werden. Uebrigens ist ja mit Holz unsd Steinen aus mich ge worfen worden und zwar von Bürgern.« Ein Mitglied der zuletzt von der Uni versität angelangten Deputation will ei nen Einwurf vorbringen. »Halten Sie das Maul !« runzelt ihn der Erzherzoa an. Da geschieht etwas in diesem Raume noch nie gefchehenes: —— der Erzherzog wird ausgezischt Der Angerunzelte sagt so etwas wie: »Kaiserliche Hoheit, Grobsein ist keine Kunst« —- und setzt dann deutlicher hinzu: »Es sieht alles danach aus, als würde es auch hier bald heißen müssen, wie es in den Tuilerien geheißen hat : — Zu spät t« Unwilltürlich echot die ganze bunt durcheinander gewürfelte Versammlung das schicksalsschwere Wort. Ob es auch drinnen hinter den Flü aelthüren einen Widerhall gefunden? Ob dieser Widerhall verschörft wor den durch das Büchsengeknatter, wel ches von den Stallgebäuden der Burg herüberscholl? Es mag sein; denn ge wiß ist. daß man sich im Audienzsaal endlich zu einer Concession sverstand und zwar zur Aufhebung der Censur, weil mai-« damit den Dank der »Jntel ligenz« zu erwerben und die dankbare Bürgerschaft vorn Volke zu trennen hoffte. Der Herr Haus-, Hof- und Staatstanzler begab sich- aus dem Saal : ein anitoszendes Kabinett, um den Tit-muri ein-er Presseverordnung etwa- nach dem Muster der Preufzischen Vom 8. März, zu Papier zu bringen. Da schlägt durch die halsboisene Thüre vom Saale her das Wort an sein Ohr: ,,Metternich muß abdanken!« Er glaubt zu träumen, er hat wohl falsch gehört, er «laufcht. Wahrhaftig wie derum: »Ja, der Fürst muß zuriE treten!« Nun, Mann der vornehmen Kü-hle, zeige, oh du mit derselben Gelassen H heit, womit du das Glück der Völker ’zu Grunde zu richten geholfen, das eigene Gliici dahinfahren sehen kannst ..... Er konnte ei, das muß man ihm lassen! Und sei es auch nur mit der Würde der- Blafirthcit, er ist wenig stcixcs nicht ohne Würde gefallen; nicht to kläglich und jämmerlich, wir Louis Pslxklipd und« Monsieur Guizot fielen. tsr i·7t in Wahrheit aufrecht von Ian ner geaangen.« Jm Vorzimmtr drängten sich in zwischen die bedrohlickJten Botscha·ten, mehrte sich dag clfaonsche Durchein ander, stiegen Spannuna und Un e duld bis zur Uiiertrchiiichkeit s a thaten die Saaltksürzn sich ans und die Ali-Erdjunan der Titrkjerwclkr und der Hochschule wurden hineingerufen Aus rein Kreise der Erzlherzoge, Staatexätkfe u. s. w. trat der Fürst Metternioh hervor und ließ sich, zu den Biiraerivehroffizieren gewendet, mit ,,ruhigem Anstand« also verneh n«-.n: »Es ist die Aufgabe meines Ledean gewesen, von meinem Stands rsunkt aus iijr das Heil der Monarchie zu sorgen. Glaubt man, daß das Be harren auf jenem Etandputttte Dieses Heil gefährde, so kann eg siir mich kein Opfer sein, meiner. Posten zu ver lassen. Sie haben erklärt, nur mein Rücktritt vermöge die Ruhe wieder herzustellen Ich effektuire denselben also mit Freuden. Ich wünsche Ihnen Glück zur neuen Regierung, iviinsrte Oesterreieh Glück.« »Tu:chlaucht,« entgegnete einer der Vitrgerofsfiziere, »wir haben nichts wider Ihre Person, aber alles wider Ihr System, und darum müssen wir widerslxrilem nur durch Ihre Abdan tut-g retten Sie den Thron und die Monardjke Wir danken Ihnen also für Ihrer- Riicltritt. Vivat Kaiser Ferdinar-d!« s Das Vivat kviderhallte un Saale, scholl i:: das Vorzimmeszr hinaus und wurde von dort durch die ganze Burg neitrrascrufzn Metternich wiederholte die Versicherurg der Bereitwilligkeit seireg ttiiicltrittes, welche Wieder - lung aanz überflüssig war und den tünstlerischei. Effekt seines »Abgangsk« bedeutend beeinträchtigte. Er verlor sich rann unter den Anwesenden, ver schwand im Hintergrunde qlitt unbe merkt aus der Burg, swußte in den Palast des Fürsten Lichtenstein zu ge lanqen, wo er die Nacht verbrachte. enttam dann- am folgenden Morgen mit allerlei Listen unt-er der energischen Bedeckung seiner Frau Gemahlin aus der Stadt. tFortsetiung Mth -W-· -- Ausxtuneigung — Franc »Aber Arthuy Du Iommft ietzt recht bedenklich oft bezopft noch Haus«-« W: »Ja ich schwärme- fo sehr stik Glutrot-«