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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (June 24, 1898)
Klüfte und Ebenen. Roman von Hcrman Heiberg. (F-cktsilsung.) »Nun also utt Setzen wir uns und reden Sie. o« chon ich glang daß es » besser sein würde, Sie thaten, worum » ich Sie eben gebeten habe. Es lag ja schon in meinen Worten dazZugestänw . nisz, daß ich mich ebensoweniq fiir einen fehlerfreien Menschen halte, wie Sie einer sind.« Kardel wurde durch diese halb wär bevolle, halb anziigliche Sprache be troffen, aber er besaß neben feinen übrigen Fehlern noch ein Uebermaß von Ei ensinn. Es war ihm immer in der Welt zu gut gesungen, das Leben hatte nicht ceholfern seine Mängel auszumerzen. So Zäit er denn mit den hatten glitt ten "nden iibex sein Gesicht —- die stete Einleitung zu ausführlichen Re den — und sa te: »Sie haben hrc Ansichten und ich dir meinen. Das kann nicht anders sein. Verschiedene Menschen, verschie dene Art. Was ich Ihnen zu sagen habe, lie t mir schon sehr, sehr lange auf der Zunge. Wenn Sie von Jvren Schwächen sprechen, so habe ich diesen bereits seit geraumer Zeit stillschwei gind Rechnung getragen, aber da sie nicht gerian werden, sondern sich nsthrerh muß ich reden. Jch hin nicht für Untlarheitm nein, das bin ich durchaus nicht. ,,A·lso gestatten Sie, daß ich einmal « relapitulirr. Als Sie oor reichlich zrrei Jahren in mein Haue kamen, tor ren Sie, wie Sie mir selbst mittheil ten, mit sich und aller Welt Zerfallen auch mit Ihrer Familie Sie schaben s die Schuld anderen zu und erklärten, endlich einmal bei uns ein Haus ge- i funden zu haben, in Dem alles Ihnen s Wünschenswerthe bereitet sei. Jch darf i auch wohl sagen, daß wir Ihnen in jeder Weise entgegenlamen. Sie brach ten Ihre freien Stunden irn Kreise s meiner Frmilie zu, meine Damen nah- » men sich Ihrer bei Unwohlsein und » Krankheit in besonderer Weise an, wir ; suchten überhaupt durch jegliche Auf-— s nprrksarnkeit Ihnen unsere guten Ge sirnungen an den Tag zu legen. ! Nach einem Jahre erhöhte ich Jhnen i auch auf Ihren Wunsch das Gehilt rtnd gab meinem ganzen Vertrauen Ausdruck, indem ich Jhnen fast Die al leinige Leitung der Fabrikation mit ilsren Nebenztveigen überließ. Später, —ein weiterer Beweis unserer Stel lrng zu Jhnen —— willigten wir in die i Verlobung mit unserer einzigen Toch ter. Bis dahin war auch von Jhrer s Seite alles geschehen, was ein guteg i Einvernehmen besesti en konnte. Aber « nach der « eit —- ich spreche nicht von s hier ges ··ftlichen Thätigleit, für sie : be ich auch meine Anerkennung ane- » udriieken —- veränderten Sie Jkr - sen und Benehmen in ausfallender I Weise. Sie behandelten uns, als seien wir von Jhnen abhängi e oder nur ge litten-e Personen. Sie spielten überall . den Herrn und ergin en sich sehr häu fig in Launen und cäsiiielsichtszlosiglei ten, von denen Sie auch gestern und heute sehr starke Proben an den Tag i geleslt haben. « lso, erstens muß ich verlangen, daß Sie Jhr Benehmen ändern und zwar so ändern, daß wir den sicheren vindruet empfangen, daß es nicht ein Ausfluß Jhres Charakters, sondern nur durch unsere Nachgiebigleit her-« vorgerusene Unarten waren. «Nachdem« wijrde dann die Frage nochmals wieder ausgeworfen werden, ob Sie der Mann meiner Tochter wer den! Dabei will ich gleich das weite ei chieben. daß Sie nämlich isher ni den Wunsch an den Tag gele t haben,4-Angelica nun auch heimzufü3 ren. Sie sind mir bei Erörterungen daer stets ausgewichen! Mld war dies, bald war das! Was soll das Mädchen, dem Sie übe haupt selten mehr zuvorkommend be sät-. , davon denken? haben Sie die mir daraus zu antworten. Aber W Ae antworten und dadurch völ UIIF Klarheitstiltiichxtnsgere·privaten bund engescha n zie ungen rin — si oder so, wollen åie eilligst , d es unter allen instän als eine hre und ein Borng von angesehen werden muß, meine huszufiihrem und ferner, daß -s lau ich lebe, niemals aufhören meiner Familie, meines -.-- « der Mut-d ijchöftizubleibxksik »Aus Ihre Borwurse have Ia) kurz lgendes zu erwidern,« entgegnete egacdus, dem bei Kardel’g Rede alle Farbe aus dem Gesicht qetvichen war, . her sich aber mit aller Macht bezwang und nur ni Herr eines unheimlich finstern Bli es und nicht Herr des Dranges war. die Beleidigungen, vie i m widerfahren, durch einige spitz-: den wenigstens jetzt gleich in etwas zi- entgelten. »Ich gestehe zu, daß Sie mir viel aktbent Da Sie im Allgemei nen durchaus nicht ein Mann des Cebens sind — nichts für unaut und . Offenheit für Offenheit —- fo muß Hei doch auch einen Grund gehabt hoben, und in der Thai: ich gab auch Vcipkfskfiö Ihnen. Ich suchte disFch» " Eifer und Umsicht in thtem Gescheft - M ergo-TM g- eligem und nicht . — ex t o g. « »Die mit dem- Ladengeschäfi ver-! bundene Chocvladen- und Generqu serfabrit hat in den Jahren meines Hierseins einen außerordentlichen Auf schwung genommen. « »Das ist also das eine. Daß ich kein sehr zuvorkommendes Wesen habe, gebe id- zu. Es ist das ein Er ebniß mei ner Erziehung nnd der s weten Er fc htungen meines Lebens. Ich wüßte oder nicht, daß ich Jhnen ein Unrecht zugefügt hätte, daß ich Jhnen je zu nahe getreten wäre. Sie find in Bründe auch tein beliebter Mann, im Geoentheih ich wiirde deshalb aber doch nicht sagen, daß Sie sich ändern müß tnen Wer springt über seinen Schutt-ei »Was endlich Ihre Tochter betrifft, so liegt die Sache durchaus anders, als Sie sie darstellen. Nicht ich bin Schuld, dafz wir heute noch Verlobte slnd, sondern Sie. Ich wiirde längst Sie um Vervollständigung meine-« Gliickeg gebeten haben, wenn Sie meine —-—— wie ich glaube ——— durchaus berech tigten Wünsche erfüllt hätten Aber ibnen sind Sie stets aus-gewichen Daß ich sie stellen muß, liegt in den Verl-; l-ältnissen. Jrh bin durchaus mittel, los und zu gewissenhaft, um auf bloße Hoffnungen hin zu heirathen. »Wie soll ich denn eine Familie er nähren? Von meinem je igen Gehalt tann iich allein existiren, fiir zwei Per sonen genügt das- aber nicht. »Machen Sie mich zu Ihrem Sociuis und stellen Sie ein Schriftstiict aus. daß Sie Jhre Tochter zu Jhrer Erbin einsetzen, dann kann sich erfüllen, was wir beide ersehnen. »Ich dachte don Monat zu Monat, Sie würden sprechen; ich wartete da rauf. Meine Bescheidenheit hielt mich ab, zu reden Aber es geschah nicht-. Sie sagten mir damals und später nieder lt immer nur: »Wenn Sie meine oehter heirathen, werde ich e-i. natürlich besser stellen. « »Ja, was ist das? Soll ich etwa firner als « hr Geschäftsleiter hier ini Hause mit « hnen zusammenwobnen, soll im Grunde alles- beim Alten blei ben? Jch bitte, seien Sie doch gerecht ind lassen Sie Jhr Herx walten!« Wenn Legardus die Liede von Kai del betroffen hatte, so ward Kardel nicht minder durch die Schlußfolgerun gen des Andern geärgert Und wie bei jenem, so wurden auch bei diesem die Sympathien durch das Sprechen nicht erhöht. Er dachte nicht daran, Legardus zu seinem Compagnon zu machen —— sein Geiz ließ es nicht zu — er dachte nicht daran, aus dem hause zu gehen -- und endlich: schon jetzt ein Testament n cchen, hieß den Tod förmlich herbei ri:sen. Dazu war er viel zu abergläu-· bisch. Er und seine Frau hatten sich die Sache ganz anders überlegt. Da die Wohnung oben im Hause zu groß und kostspielig war, so sollten sich die Jungen irgendwo in der Nähe ein miethen, zunächst ein einfaches und billiges Logis beziehen-Kardel wollte höchstens 3—4000 Mart im Anfang zubilligen, erst noch und nach sollte es. etwas mehr werden, aber auch nur dann, wenn die Familie zahlreicher ward; Herr und Besitzer wollte er allein bleiben, Gütergenieinschaft —- er war der Vater der Vorsicht —- sollte zwischen denEheleuten nicht stattfinden. ber arbeiten sollte Legardus wie bis herWie aber stellten sich die Ansprüche von Le ardus nach dieserUnterredungPi Er spe ulirte offenbar auf seinen Tod und dadurch auf sein Gele Er liebte Angelieaäe r nicht Sein Antrag war nnr aus rechnung entstanden Jn dieser Annaan indessen hatte Kardel nicht recht. Legarus war ein Mensch, in dem sch seit seiner Jugend ein Gefühl von Auflehnung gegen alle besser Gestellten und ein nicht zu stillcndes Verlangen nach Besitz unt-Ansehen festgesetzt hatte. Wo immer Jemand mehr hatte als er, re te sich in ihm ein Neid, der oft die be eren Regungen seinerNatur ersticktr. Leiter-er hatte man im Elternhause nicht aufzuhelfen gewußt. Weder Vater noch Mutter hatte eine Ahnun» wag eigentlich in der Seele des verschlossenen Knaben vor sich ging. Niemand bekümmerie sich darum. Die Mitglieder der zahlreichen Familie so weit zu bringen, daß jedes einzelne einigermaßen aus eigenen Füßen stehen konnte, darauf war das alleini e Augen-nett gerichtet gewesen. — b einer liebelediirftig war, ob gerade das her-z Nahrung bedurfte und gefördert werden mußte, danach ward nicht ge fragt. e ardus’ Eltern waren ehren fte, aber eine weichen Menschen ge en. Zur Erreichung seiner Ziele aber hatte Legardus niemals die in der Welt zum Fortkommen gebräuchlichen Mittel angewendet Sich zu bücken, verstand er nicht, schöne Worte zu machen, war ihm nicht gegeben. Er war eine rauhe, abftofzende Natur, und er war es ge blieben, obgleich ihm die Erfolge nicht zur Seite standen. Und so hatte er denn auch trotz seiner Pflichttreue nir gend festen Fuß fassen können. Den märtischen, unliebeniwiirdigen Gesellen wollte niemand. Die Welt s liebt »den Honig ver Schmach-t rede, und e fehlte ihm. Als Legardus die Stelle in dem Kardeks n Geschäft erhalten hatte, ! war er sa ans mit sich und den Men ; schen zersa en. 2 Er fühlte, woran es lag, daß er sei I nem ein igen LebenszieL etwas zu wer ; den, ni näher rückte, doch vermochte er sein Wesen nicht zu ändern. Aber » gerade, weil er es nicht vermochte, wälzte er die Schuld auf das Schicksal Er war einmal tcin Glückstind; dieser Gedanke ersiillteitxm und cr forderte die Bitterkeit seines Innern. Kardel war insofern auch ganz sein Mann gewesen« als er auch Thätigieit und Verdienen voranstelltr. Und wie derum hatte Kardel in Leaardus Die Persönlichkeit erkannt. die er fiir seine Zwecke augnützen konnte. Er war ihm aus« dies-m Grunde in ganz besonderer Weise entgegenaelominen, ja, hatte ihm sogar zuletzt seiner Tochter Hand zuge sprochev. « « « Legardus liebte Anaelica in seiner Art. Er hatte völliaes Verständniß für ihre trefflichen Eigenschaften und sah sich also auch nach dieser Richtung nicht betrogen. Statt nun aber jetzt weiche Seite-! hervorzuiehren und dem ihm so inerwartet aewordenen lüct auch seinerseits die Hand zu bie: ten, hatte er, einem starken Selbstge fühl nachqebend, ein womöglich noch schrosseres Wesen an den Tag gelegt und sich-sicher gemacht durch Kardeks Rachaiebigteit—- von Monat zu Monat mehr geh-en lassen· Wchl war ihm im Laufe der Zeit wiederholt der Gedanke aetommen, das-, er mit Angelica Ernst machen, daß es die Verwunderuna seiner Umgebung hervorrufen müsse, daß er bisher nie ein Wort über Heirath-en gesprochen hatte. Aber vor Raidel hinzutreten und ihm zu sagen: Lassen Sie tin-Z nun einmal ernsthaft sprechen. - ihm daz« zu ertlaren, wag er heute in seiner ge reiztenStiminung herborgestoßen, hatte er nicht einmal in Erwägung gezogen, kreil er Von der völligen Nutzlosigteii überzeugt war. Er durchschaute starr-ei und wußte, wenn er seine Zwecke er reichen wollte, mußte er ihn durch Schweigen zum Sprechen oerc.n!.isseii. Aber ergab auch in seinem Trotz nicht nack, als- KardeL seines Vorthei les. des Urtheil-:- der Welt und seiner Tochter Gsiuhle iiir Leaardus einge denk, am Schluß der erregten Rede bermittelnd sagte: »Ich will Ihnen einen Vorschlag machen, Herr Legardiig. Ich gebe Ih nen Bedenkzeit, sich zu prüfen, ob Sie im Stande sind, inii und den Meinigen in Zukunft nach allen Richtungen Co zu begegnen, wie ich es Ihnen als erfor derlich angedeutet habe. Vermögen Sie denEntschluß zu fassen, sich anzupassen, und lei en Sie siir die nächsten Monate Bewei e dafür an den Tag, so steht »h rer Verbindung mit meiner To. ter nichts im Wege Jch werde Ihnen Jhr Gehalt so erhöhen, daß Sie anständig zu leben vermögen, im Uebrigen bleibt, abgesehen von der Einrichtung eines eigenen Haushalteg und einer Weh nungsveranderung alles wie bisher. Was einmal später wird· muß sich fin den. Sie wissen, daß ich lediglich das Glück meiner Tochter im Auge habe, daß also Aussicht vorhanden in, dcß . hre Wünsche sich dermaleinst erfüllen. inden aber will ich mich nicht nach ir gend einer Richtung!« »Von Jhrer Tochter Wünschen und Meinungen ist gar nicht die Rede?« entgegnete Legardus, ohne aussiardellg übrige Worte einzugehen. »Meinen Sie, daß sie sich im Falle ohne Weite res Jhnen fügen, aus Ihren bloßen Wunsch auf mich verzichten werde?« »Ja, das meine ich allerdings. Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß An gelica das will, was ich bestimme!« uSo — so —- so,« machte Legardus· »Hm —- hin ——. Nun gut, Sie haben inir Bedenk eit gegeben. Jch werde mich bedenken. ur eins ist mir völlig un verständlich. Ich sehe nicht, daß sich I irgend etwas seit demTage, an welchem « Sie mir die Hand Jhrer Tochter zu ;sprc-chen, geändert hat. Meine ge legentlichen kleinen Schwillt-den« mit der-en ich nicht Böses beabsichtigte, die eben nur ein Theil meines äußeren Wesens sind, können nicht der Grund sein, daß Sie jeyt mit völlig veränder ten Gesinnungen mir gegenüberireten. Meine Thäti eit, die doch nur Erfolae auszuweisen t, kanns erst recht nicht sein. Die Gründe« weshalb ich bisher zögerte, JhreTochter zu heirathen, habe ich erörtert, unthr Unmuth über diese Werung ist dadurch wohl ebenfalls eitigt —- also -——' »Sie irren sich durchaus, Herr Le arduö. Gerade in diesem letzteren Hunlt liegt das Schroergewicht. eIhre orderung aus Theilhaberschast, Ber mögenözuwenduna und all dergleichen unaussiihrbare Dinge haben sogar die Differenz, die durch Jht sonstigei Ver halten entstand und besteht, verschärft, und vor ganz bündigen Erklärungen und vor dein Eintritt eines veränderten Betra ens Jhtetfeiis bleibt alles Ge sagte tehen. «Al o bitte halten Sie das seöt Und kam on beichtet-! Die uia i zip-us morden und ich bin müde. — Gestat en Sie daß ich das Licht auslösche s— Sie haben wohl aus dein Flur Ihre Lampe? Gute-Postil: « » » l Am folgnden Morqu verzehrte Frau Kur l die Unqeduld, etwas Nähetes über die am Abend vorcm abgehalten-e Rede zu erfahren. Am liebsten hätte sie schon in der Nacht ge fok cht.Er hatte aber ihrem vertrauens vo en »Nun? Alles wieder inrdnnxcg, Adolf?« mit einem »Nein. durchaus nicht. Jch werde Dir morqu erzählen, — jeßt bin ich m—iide!« Antwort ertheilt. Und da sie seineArt kannte und an dem Ton a·bmaß, daß jeßt nichts mehr ans ihm wiirde herauszubringen sein, hatte sie nothgedrungen ihre Neugierde be zwingen mussen. Diese war aber nun so gewachsen, daß sie schon während des Antieidens im Schiafzimnier überleat hatte, ob sie nicht ihren Mann, ganz gegen ihre Ge wohnheit ——- vor dem Kassee ward nie ein Wort zwischen ihnen aeredet an sprechen sollte. Aber sein mürrischeg Gesicht hatte sie abgeschreckt, auch sagst-: sie sich, daß sie viel mehr aus i herausbringen werde, wenn sie sich de herrscyte und gar nicht nachfragte. Das war einmal so. Man mußte die Män « net so leiten, daß sie selbst den Mqu öffneten Sie mußten. einc verdrießliche Stiinmunq vermuthend. durch Spre chen gut Wetter herbeizuführen suchen. Zum Glück hatte sich Anaelica noch nicht erhoben, als Frau Kadel dac- nach tinten gelegene Speisezimniey ro sie den Kaffce einzunehmen pflegten, de trat. Auch Legatrsug war noch nicht da, und nun eben erfchienauch Brunner, das alte Laboratoriumfaiiotum, und bestellte, wiss uft gefchaht »Herr Lecherdus baten, daß Sie ihm n.an den Koffer in’g Kainvtoir schick ien. Er wäre nicht gut zu Paß heute Morgen« »Ja, Lene soll das Nummer hin ikbertragen,« ertliirt e Frau Kardel, eine korpulente, braunhaarige Dame mit etioag groben Gestank-singen aber hübschen Händen und stets strick-mail wll gekleidet, demAlten, der anfänglich ögernd und darin nickend und über und und Nase ftreichend sich ent fernte. Er war enttäuscht. daß Frau Kardel ihn nicht, wie gewöhnlich, zu einem kurzen Betricht aufforderte, ob schon er im Allgemeinen nicht schwatzte, und ioenn’s geschah, niemals eine wirt liche oder seine vermeintlich-.- Klugheit aus« dem Auge Ließ. Nun trat auch endlich Kardel, der nach einer Gewohnheit noch voerher ei nen lick iiber den Hof und Garten ges irorfen hatte, ins Zimmer und lief-, sich an den Kaffeetisch nieder. s Jn der ganzen Wohnung, die aus sechs Zimmer-n bestand, herrschte eine spiegelglaite Ordnung, nichts war losti bar, aber jedes Stiick tadellos-, als ob’s eben aus der Hand des Tischler-: ber oorgegangen oder neu aufgeputzt sci. Ueberfluß herrschte nirgends; es trat teine Anhäufung von Möbeln oder sonstigen Gegenständen hervor, aber es fehlte auch n-.chtg. und das. was vor handen, war gediegen. Auch das Spei seziinnier, durch Kardeks Arbeitsge inach niit der Wohnstube -)erbun·oen, blitzte in sauberer, wenn auch etwas lalter Nettigteit und leate Von der Lkohlhabenheit der Besitzer Zeugniß a . »Legardu§ hat seinenKaffe nach dem Komptoir gewünscht,« hob die Frau an und seth ihrem Mann eine große, init einem milienportriitgeschiniickte, in rnattbrauner Farbe ausgeführte Kas feetasse hin. »E wäre unwohl, scgt Brunner.« »Hm — hni —- so, so —- wird wohl nicht so schlimm sein! Denke Dir, ikas er gestern forderte, als der Heiraths plan berührt wurde ——«' ,,Nun?« Frau Kardel war die Neu gierde bis in die Fingerspitzen gedrun gen; die Kasseetasse erhielt beini Nie derse en einen ganz schiefen Platz auf der niertasse. Erstens will er gleichberechtigter Socius werden, dann einAltenstiiit ha ben, daß er mein Erbe wird.« »Wie? Was? n dieser Form?« »Jathl! —- - r bät offenbar darauf gewartet, daß ich ih ein solches Ae erbieten machen würde. Er hat nicht gest-reichem weil er nur dann unsersiind :rathen will. —- Na ja, nicht so ganz vielleicht, aber doch ähnlich. —- Er ist so, wie ich Dir oft sagte: von Berech nung, und fiir Anaelica hat er ini Grunde nichts übrig. Sie war Stirn blos Mittel zum Zweck —« »Nein, nein, da irrst Du. Er liebt sie und wird sie in Ehren halten. Aber laß hören! Wie ist es denn nun ani Ende geworden? Du saatest gestern Abend —« c s »Gar nichts ist geworden. Ich habe ihm ertlärt, daß, wenn er nicht ein rücksichtsvclteres Benehmen an den Tag legte und wenn er sich nicht mit dem Einfacheren wasich ihm qeschöftlich böte, zufrieden aiibe aus der Heirath mit Angetica nicht«- werden tönne » zn der That? Das hast Du iym ertlart ) Um Himmels-willen Adolf! s Und was erwiderte er?« »Was sollte er sagen. Er schien daraus anspielen zu wollen· daß An gelika sich nicht so ohne Weiteres fügen werte« »Da hat er auch recht, Adels! Sie liebt inn, sie wird nie von ihm lassen.« »Ach, PenperlapappI Wenn wir ihr auseinandersehem welch ein Mensch er ist .Aber er ist doch ein ordentlicher Mensch, wenn auch nicht immer tie benswiirdta —« »Ja, ja, ganz aut, aber daß er das Mädchen liebt. hat er noch nie an den Tag gelegt, also -—« »Du denkst wirklich daran, die Sache rückgänai zu machen? Es kann Dein Ernst ni t sein, Adolf! Du hast anch Schuld. st Du ihm nicht Dein gan zes Vertrauen geschenkt, ihm bis-her al les hingeben lassen? Er mußte doch meinen, daß Du ganz mit ihm einve standen seist « »Ja, aber mirs md jedt die Au akzäi auxgegangem Jsts s nicht unnatür da er nie von heirathen gesprochen hatt Und Eure Erzählung! —-- Das geht denn doch zu weit —« »Du hast aber auch nicht aeredet —-·« k ·Weil i Angelika nachgab, die meinte, ei ei ten-zart er werde seine Gründe haben. Er werde i n kom men. Er wollte erst das Ge chäst bis zu einer gewissen hohe bringen. Des Falls spräche er nicht. —- Nun aber hat re doch selbst damit angefangen und mit Recht!« »Gewiß, gewiß, aber so, denie ich, machen wir? doch nicht« Adolf. Jch will heute zunächst einmal mit Angelika s prechen, ich will sie sondiren --—« »Damit bin ich einverstanden. Und siehst Du, daß ihre Neigung zu ihm nicht nachgelassen hat. dann wollen wir's doch noch sehr überlegen. Legar dus hat mir bei der gestriaen Unter redung ganz und gar nicht gefallen, überhaupt ist’5 mir plötzlich, als seien Schuppen von meinen Augen gefallen. Aber still, da kommt Angelika. Reden wir von anderen Sachen.«· -- « Die beiden Frauen waren allein, und jeder war’3 Bedürfniß, über dass zu sprechen, was sie beschäftigte »Was-a und Rochug haben schon ge friihstiickt?« begann das Mädchen, nachdem sie, nach ihrer Gewibnceit, der Mutter die Wangen geliißt hatte. Und: »Ist Papa vergnügt?« fuhr sie sdrt. »Und sie wieder ausgesät-nis- Hast Du R chns gesprochen? Und ist er freund licg bei der Unterredung gewesen ?« »Nein, ich habe nur Deinen Vater ersehen. Er hat mit Deinem Verlobten iiber Eure Hochzeit Räcksprache genom. men. Es scheint alles soweit in Ord nunå nur -—« » ch, Gctt sei Danl!« stieß das junge Mädchen hervor und eine tiefe - Glücksrötbe slutbete über ibr blasses Gesicht. Und: »Endlich, endlich!« fuhr sie sich erhebend fort und umarmieFrau Kardel stürmisch. »Bitte, bitte, erzähleL Ach, ich bin so glücklich!« Nun wußte Frau Kardel alles, was sie b:auchte, aber dieser Umstand än derte ihren ursprünglichen Entschluß. sich lediglich auf Prüfung des Herzens zustande-Z ihrer Tochter zu beschränken. Die Stimme etwae dampfend, sagte sie dann-: i »Ich war im Zweifel, mein seian od ich und wie ich mit Dir reden sollte. Höre alfo Folgendes-: Dein Vater ist auchjetzt noch nicht in auter Stimmung ; gegen Rdchu5. Dein Verlobter hats materielle Anforderungen gestellt, die H, ihn durchaus ungerechtfertigt erfchei nen die er nicht erfüllen will.'« Die bist-Je glückliche Miene des jun genJltädchens verwandelte sich "ijbling5, die gewöhnliche Blässe und er alte zaghafte, fast demüthige Ausdruck trat in ihre Züge. Aber sie saate nichts, sie wollte erst mehr hören. »Ich meine nun so! -- Ich will mit , Legardus sprechen und ihn bitten, nach zugeben. Wenn er sich fügt. ist ja alles gut. Will er aber nicht, mußt Du ver suchen, ihn zu bewegen.« »Ja ja ——- " bestätigte Angelika eifrig und wieder hoffnunaåsvoll Und nach kurzem Besinnen: »Was verlangt denn NochusZ« »Er — er will« ----- zögernd sprach die Frau — »So:cius Deineg Vaters werden und andere Dinge. die ich, mit Geschäften anvertraut, nicht derstete.« »Das finde ich doch auch ganz be rechtigt.« Nun nahm die Frau gegen die Joch ter Partei und faate: »Nun, das weiß ich doch nicht«-das könnte sich später finden. s-— Jch meine, Nochus soll sich erst mal fügen.« »Und wenn er nicht will. Mutter? Ich halte das wohl fiir möglich-« »Nun, dann tanu die ganze Sache in Frage tomnien!« »Welche Sache. Mutter-e« »Welche? Eure Heirath Papa will dann nichts davon wissen.« Das Mädchen brach bei diefer völlig unerwarteten Erklärung wie vom Schreck gelähmt zufammen. Der Kopf und die Arme fanten herab nnd die Brut wich unter dem Kleide zurück. » öre, Angelika, wir wollen einmal anz tlar werden,« hub die Frau, halb -etroffen von Mitleid und balb in der bisherigen Theilnahme an. »Liebft Du Legardus? Liebst Du ihn so, daß Du alles auf Dich nicht nehmen willst? Meinst Du, daß Du ohne Deine-El Va ters volle Zustimmung glücklich werden wirft? Er est ein arbeitfamer. Pflicht e treuer Mensch, aber ich selbst muß Pa gen, daß sein Wesen häufig äußerst ab stößt· Er ist eingebildet und legt oft Ihr wenig Lebensart an den Ta . nd, Kind, war er je zärtlich mitDir k« »Ich age und liebe ihn. Er ift ein Mann! eine Fehler febe ich, aber es sind teine. die nich änaitigen Er hat keine Leidenschaften wie andere Männer. Er ift mäßig ini Genuß, fin det lein Vergnügen an Nichtigteiten und hat dasStrebem vorwärts u toms men. Jch weiß auch, daß ich influfz auf ign gewinnen kann. Was will ich mehr « »Hm s- lym,« machte die Frau und dann rasch entschlossen: »Nun ’a, so sprich Du lieber selbst mit inm! ann berichte mit! Willst Du in’s Komptsir gehen und ihn dort aussuchen s« Jn diesem Augenblick öffnete Kardel rie Thür, beachtete seine Tochter gar nicht und rief im höchsten Augen »Diese Gaarz, das ist ein Voll. Da schlägt das Mädchen eben vie Teppiche aus dem Fenster aus und Papier und Unrath slie t aus den hof. Wo ist das Mädchen, te soll gleich hinmål und sagen, daß ich das untersuqu nd an der Pumpe stehen noch die Eimer non gestern« und das Waschhaus ist nicht gesgt.« tatt ein ulcnlen, stimmte die Frau mit noch chätseken Aus-drücken bei, schalt unt- erbosle sich über vie ungebil dete, hochmütbiqe Frau. die Dottorin tind warf sogar hin: »Die Leute tönnen wir nicht im hause behalten·« - Eine Weile hörteAngelira stumm zu, dann aber fschli sie sich, in tiefster Seele betro Ohren zuhalten mögen. sie tonnte diese Zornesausbriiche nicht hören. JhrFein efühl ward gerade heute aufs Aru eerste verletzt. Jn demAugenblick. wo es sich um ihr Glück handelte, hatten ihre Eltern Zeit und nahmen Anlaß, wegen solcher Lap palien sich in solcher Weise zu erregen. —— Sie fühlte heute besondere-, wie we nig sie mit ihrem Denken und Empfin den zu ihnen gehörte, wie tleinlich, wie äußerlich sich beide waren. Und auch die Eindrücke des Gespräch-Z wirtten nach. So wandte sie sich denn riber den von dem Dust des eben in der Mühle be findlichen Cacaos erfüllten Hof, an dem Fabrilgebäude vorüber in den Garten und setzte sich, still vor sieh hin weinend, in eine der Landen. --— Hier blieb sie lange und lief-, alles noch ein mal an sich vorüberziehen. was ihre Mutter ihr gesagt hatte. Sie wußte, es waren keine bloßen Worte gewesen, sie besaßen einen sehr ernsten Inhalt. Ihr Vater widersetzte sich LegarduH, weil er nicht nur ein Arbeitender sein wollte, sondern den entsprechenden Lohn für seineThätigteit in empfangen wünschte. Deshalb ging er mit dem Gedanken um, sich wieder von Rochus zu trennen! Und sie war ohne Weiteres das Opfer, sie ward gar nicht gefragt Sie sollte nach ihres Vater-H Gefallen eine glatte oder eine rauhe Seite det verkehren i ( sen, ort. Sie hätte sich die H » I- 'i("r- F XII-N- Fsswsmd — CI O »Es-« -· k- II Wirt-ich warmes weiuni oesasj er nicht fiir sie, und an ihr-er Mqu hatte iie auch keine Stütze. Die that stets nur-, was er wollte.-——Alle instinktiven Empfindungen, daß ihre Eltern eigent lich nichts anderes seien als engherzige EgJisten ohne höheres Sitttichteiisges fühl, daß sie behaftet waren mit all den kleinlichen Eigenschaften, die Menschen verächtlich machen, gestaltet-Zu sich zu bewußten Vorstellungen, nnd einmal kam ihr in ihrer trostlog oerzweiselten Stimmung sogar der Gedantet es werde nöthig sein, mit ihnen zu bre then Jhr Herz verlangte nach Liebe und Warme, ihr Sinn nach Abwechselung. Sie sehnte sich aus der Jede beraus. Die Welt war schön und zum Genieszen da! Jhr ahnte, das-, es tausend Freuden gäbe, die sie kaum dem Namen nach kannte. Und den Mann, den man ihr streiti· machen tri:-llte, wollte sie. Sie bebte gei deni bloßen Gedanken, dcsz sie ihn verlieren könne! Und ihr Entschluß irar auch gefaßt. Von hier aus ging sie in ihr Zimmer, schloß sich ein und schrieb einen Brief an Leaardug. Sie wollte noch an demselben Taae ein-: ac-. heime Zusammenkunft mit ihm herbei führen. si- sis y Doktor Karl Gaan stiea in sehr er regter Stimmung die Treppen in dein Posten, mit einem alten doppelthitrigen Ochrank versehenen Flur des Kardek schen Hauses hinab. Das Mädchen hatte oben angeklopst und der Frau Doktor Gaarz sehr un eschickt und in einem keineswegs hüb chen Deutsch bestellt: »Herr diai del ließ die Herrscha ten sagen, daß er die Verunreinigung von den Hof mit Decken-Ausklopsen nicht haben wollte. Sie sollten auch aleich das Waschhaus reinmachen und dieEimers wegnehmen, gleicht« Ueber diese unr- andere Angelegen heiten wollte er mit dem Herrn Haus betzer reden, ihm überhaupt einmal seinen Standpunkt klar machen. Es dauerte lange, ehe Karl Gaarz die friedlichen Gesinnunaen abstreiste, aber war es dann einmal geschehen, kannte er auch keine Rücksichten mehr! Er mußte seiner Frau recht geben, des war ein unerträgltches Voll! Kein Tag verging, an dem nicht etwas vorlam· Man wurde seines Lebens in diesem hause nicht froh. Jn den Laden führten zwei Thüren. Die eine befand sich der rechts im Flur befindlichen Treppe geaeniiber, die an dere gleich vorne am Windia inmit ten des in den Flur sich hineiiisl ieben deu, mit Glas versehenen. m t wet großen Fenstern nach dem Markt s u enden Leidens. Doktor Gaarz trat in die Mitte em und fragte den Lehrlina ——-— außer Le «ardus war noch ein Gehilse Und ein Zehrling im Laden beschäftigt « -- ot) Herr Kardel zu sprechen sei. ,,;Z——Nein --— aber Herr Legardus ist da. herr Legardus!« waate der ängstliche Junge ins Komptoir hinein-zusprechen »Nun?« erklana’5 kurz und verdrieß lich, und mit mürrischer Miene erschien Rochuö. »Ich wünsche Herr Kardel dringend zu sprechen! Mögen Sie die Güte ha ben, mich zu melden." « ,,«;arvohl! Bitte, Platz zu nehme-it - Gehen Sie hinüber. Waldemar, und sagen Sie, daß here Doktor Gaarz « nicht wahr, Herr Doktor GaartzJ --s da sei,« entschied Legardus desehlend und Gaarz mit gemessener Höflichkeit be aegnend Er blieb auch nicht in dem Laden, sondern zoa sich dann wieder zurück Ja·s bitte?« setzte Kardel an und trat ge chästig und kur grüßend offenbar nicht minder kam ereit all Gaarz, in den Laden. »Mit kann ich Ihnen dienen?« »Ich wünsche mit Ihnen vrivattm zu svrechen,« -——- erklärte Gaarz kalt. »So -— so! Also wenn's gefällig ist —« entschied KardeL nahm den Weg durch den Laden voraus nnd ries ins Zimmer hinein: Haben Sie die Güte und verlassen Sie das Komp toir, Herr Legardus!«-—Und zuGaarzt »So, mein herr, ich bin zu Ihrer Ver stigung!« ists-Ostsva Not-)