Yie Flucht Rotnan von Jda pr - Ed. (3. Fortsevuna.s, » Alsbald erschien die Dame mit den weitablonden Scheiteln und der starren Atlasrobr. Felix verneiate sich tief, nährend er noch darüber nachdachte, das-. Conradine mit so umständlichen Worten vermieden hatte. »meine Schwieaermutter« zu faaen. .Mein neuer Güterdireltor, Herr Felix Dablland —— »Madarne mere,« saate Ccnradinc keiter. Auch in der Folae hörte Nlir nie mals, daf: fee »Frau de la Fremoire« cter »meine Schwieaermutter« sagte; leide-s wußte sie mit aroßer Kunst zu dxrmeibem Etwas zu ftrena und kurz erwiderte »Wer-am mere« den Gruie und fah darauf erstaunt Conradine an. »Schon wieder ein neuer Beansrter«3« fraate sie. ,.Freilich,« deitätiqte Eonradine, »und diesmal einer· an dem wir auch einen willtkmmenen Gesellschafter fin: den für die lamen, lanaen Abende auf Trcbbin tret Doblatsch. Herr Dah land ist mir durch Stevban Alius warm empfohlen: Alius war intim mit Herrn Dabllands Eltern, Oberst Dclilland und Frau, befreundet; sie verlebten alle Jahr beim eFürsten We ttqu ihre Sommerfritche zusammen« Ueber diese lülme Erzählung er staunte Felix und lab Eonradine de la Fremoire mit unwillia aufblitzendem Aqu an· Doch ebe er den Mund dif nei konnte, zu vrstestieren, reichte ,.«l·1."adame mete« imn die Hand hin nnd fnntes K ,,Seieii Sie herzlich willkommen. Meine Tochter hat so viel üble Erfah risiseen mit ihren Beamten aeuiacht, dass, ich es« frolh beariisie. endlich je iitand aus unsern Kreisen neben ihr in einer Vertrarenåstelluna iu iehen.« lifonradine hatte die Auaen halb ge sel-lossen, wie ein Kuresichtiaen und ein ixieriiviirdiaes Mienensoiel verschärite die Linien um ihren Mund Sie on iibte sich und-achtet, Felix hatte es clser doch aesehen. Er übern-and sich isnd tiißte der Frau. sur welche er mit ciniarn prahlerischen Flittern umklei det werden war, die Hand. Ali-bald fühlte er, dasi er mit diese-in Haridluß leide Damen befriediat hatte. livnradine sprach in ihm von den näclst zu erlediaenden Dingen, aber in ihren Atmen funlelte dabei etwas wie tleberleaenheit. die verachtet, unt sie sah Felix an, als stehe er mit ihr in aeheiniem Einvernehmen, während er doch kaum etwas von der Natur der Verhiiltnisses zwischen den beiden Frauen zu ahnen benann. In zwei Stunden sollte Jene-person kommen, dann zunächst sei die »Que stion d’argent" zu reaeln —— die Ge hälter würden vierteljährlich präniis merando ausbezahlt Morgen Vor tnittaa möge Felix dann kommen und sein Amt antreten. Heute werde er noch siir sich in thun haben. Jn we iziq Tagen würde er wohl nach Tisch bin abreisen :niissen. Sie bäte liber hauot, sich mit allem tu versehen, was ein Kavalier ans Reisen brauche. Er werde oit unterwqu sein. Unwillliirlich nah-n Conraoine de la Freinoire während ihrer Rede all mählich einen kälteren, beselilshaberp schen Ton an. Er verletzte Felix nicht. Ei wollte fühlen, das; er der Unter geb-ne sei. der sich in heißer-, treuer Arbeit erst die Freundschaft seiner Herrin iu erwerben habe. ’ltliit3liai. als bemerkte sie selbst ih ren Ton, staates sie: »Es deniiithigt Sie nicht, von ei ner Frau Befehle entaeaen zsi neh men?'« .,Nein«« sagte ir ehrlich, »ob ich nun als Assessor meinem Bureauches, oder als Lieutenant meinem Haupt mann, oder als Prioatbeamter meiner Herrin gehorche, ailt mir aleich. Ge horchen ist ia sast immer dag Theil der Jungen. Später freilich, wenn ich Reise und Können haben werde, dann iveisi ich nicht« ob ich es fririiah blos qehorsanies Werkzeug zu ein. Ihre Zwischensraac fiel ihm aber doch sehr auf und blieb für immer in seinem Gedächtniß hatten. llnd denn war er entlassen. Als ern halb verhnnaerter armer Teufel war er aetornmen, als Mann mit einein Jahresnehalt von siiiistau send Mart gina er. Sein Gluck war so groß, daß ck lich nicht lxineinsinden sonnt-. Aber ist«-eines arosi wer sein Erstaunen über hie Freu, der er nun in tägli(hemV-k lehr nich- treten sollte. Die Heldiri seiner Liebesträuine verschwand aani vor dem Bilde der Wirtliebteit. Ja, er erinnerte sich nur Init Verlegenheit oer Kühnheit seiner Phantasie. ·Er dachte immer nur: s. » ..Welch ein merkwürdigen großar tiaer Mensch sie ist.« - Und in seiner Seele brannte das Verlangen. nur recht schnell und recht artindlich zeigen zu können, daß er ih Zs Vertrauens werth sei. OT ) , s-« 4 « .- - .«« J Am Nachmittag desselben Tages be fand sich Conmdine de la Fremoire in einer sehr peinlichen Stimmung. Und da sie sich niemals selber etwas vor machte, gestand sie sich frei, daß sie ei nen »motalischen Katzenjammer« habe. Wenn sie Wichtige-s sprach, pflegte · e auf und ab zu wandern, wenn sie tchtiges dachte, legte sie sich still und vsinnt-n auf die Chatfelounge oder gar auf's Bett und bohrte ihre Gedanken test in den etnen Gegenstand, det sie bes s . . chastith So la sie auch est au jxiem schwarzen Fes» das Ge cht halxl Ttn Kissen gedrückt, die Arme aus der Brust verschränkt, die Augen geschlos sen, und dachte. » Also sie hatte sich wieder einmal von ihrer impulsiven Natur hinreißen las sen! Wann würde sie sich es abgewöh nen, nach den ersten Eint-rücken zu ur theilen, sich vom Mitleid sortreißen, Von gesälligcm Aeußern bestritten zu lasienl Leider Gottes wahrscheinlich nie. An iiblen Erfahrungen, die ihr Lehre hätten sein können, fehlte es Ia Nicht Da war Lenhoff gewesen, den sie als Verwalter engagirt hatte, weil seine wunderschöne junge Frau, die mit allen weiblichen Tugenden geschmückt schien, sie bezauberte und sie sich stag te: Ein Mann, der sich solche Frau erobern tann, muß besondere Qualitä ten haben; deren hatte er auch in Hülle und Fülle gehabt: er war ein Trinler undSpieler, der seinerrau mißhandel te. Dann fiel ihr Meyholz ein« der ei nen so himmlischen Patriarchentopf ge habt mit einem Bart, der so weiß und so wallend war wie der Bart des Rem brandt’schen Paulus; man konnte sich nichts Ehrwiirdigeres und Vertrauen erweckendereg denken als dieseMänneri ’erscheinung; sich nach der Ehrlichkeit »und Befähigung eines solchen impo ssanten Mannes zu erkundigen, wäre sbeinah tränkend gewesen; dieser Pa triarch hatte sie aus Trebbin um zehn tausend Marl bei Getreideverläusen betrogen. Und noch andere tauchten »vor ihr aus. Es war nicht angenehm, san alle Enttäuschungen zu denken, in kdessen schenkte sie sich keine. Und nun hatte sie sich wieder hinrei ßen lassen, entweder durch das ästhe tische Wohlgefallen an der schönen Er scheinunglAlius hatte recht, Felix wirkte wie ein ,,Prinz in der Verban nung«) oder durch das Mitleid mit all dem Elend, dessenBeute er war. Wahr scheinlich durch beides-. « Außerdem empörte sich ihr Hoch muth dagegen, daß dieser junge Mensch denken könne, er habe ihr gefallen, denn ihr Gedächtnis-, hielt ihr deutlich die Scene im Juwelierladen vor, und sie wußte recht gut, das; sie sich auf der Schwelle noch einmal umgedreht hatte, ihn in diese lodernden Braunaugen zu sehen Jhr nnangenehmer Seelenzustand ward ihr zwar etwas dadurch erleich tert, daß Madame »mere« ihr nicht hineinredete und ihr laut vorhielt, was sie sich selbst unerbittlich genug imStil len sagte. Denn für diesmal war ,,Madame niere« mit dem Engagement einverstanden, weil man ihr den jungen Felix Dalilland aufgeputzt und ihm einen Hintergrund von hohen Militärg lund gar einem Fürsten gegeben hatte. Ecnradine lebte init dieser Frau, um zu verhüten daß diese, aufsichtsloH, den Namen de la Fremoire mit Halb-: bildung und Taltlosiqleit kompromit tierend durch die Welt trage. Sie er trua die Last, die sie sich aufgebürdet hatte, mit verzehrenden innerlicher Un igeduld und voll äußerlicher Haltung. iSie war immer bestrebt, die ältere »Frau vor den Untergebenen und der tGesellschaft zu heben, und hatte vor Fallen Dingen damit erreicht, daß »Ma »dame niere« sich selbst sehr gehoben siihlte. Aus der unermiidlirhen Rück sicht, die Contadine auf sie nahm, leis tcte sie schon lange den Anspruch einer iniitterlichen Autorität her, nnd glaub te auch in vollem Ernst, solche fijr Con ziadine zu sein. Sie war die Haushal terin des alten Herrn de la Fremoire gewesen, der gern mit dem damals l,ijbschen, drallen Mädchen eine kleine Liebschaft angefangen hatte. Er war auf tlugen Widerstand gestoßen, und .pnertiviirdigcrweise rechnete die Frau «sich nich heute diesen ihren Widerstand — ob er nun Von beiechnender Klug heit oder von feibftberftändlicher Sitt lichleii bestimmt war, als hohen Tu gendbeweis an und fühlte sich iiber alle menschlichen Verirrungen und Sünd hastialciten erhaben. Jhr Widerstand trug ihr die Hand desj alten Herrn und ,eine auslömncliche Witwenrente ein Der Sohn war nicht sehr entzückt, aber doch im Ganzen gleichgültig gewesen gegenüber dieser späten Heirath seines Vaters. Er gehörte zu den Naturen, die ihren Nebenmenschen gern nach ei sian Fasson die Zufriedenheit suchen a en. Erst als auch er davongeaangen, trat Conradine zu der damals taum Ge lannten in ein näheres Verhältniss, indem sie aus Gründen des Stolzes und de: Pietät sie mit sich zusammen leden ließ. Im Grunde war auch der linticblun seinerzeit in einer jähen ttuswallung gefaßt, als ihre schmerz tekeln-untre Seele nach einer That suchte, den Verstorbenen noch zu ehren, ihm mühsame Opfer zu bringen. Gegen Abend unterbrach Jasperson ihr stillschweigende-s Hinbriiten. . Er war der Felix Dahlland gewesen und wollte Bericht erstatten. Jasperson war ein hoehaeivachsener, breiterFsriesr. HSeine Haare, blond und tveißlich er xaraut in scheetigem Gemisch, deckten ’dicht seinen großen, eisörmigen Schä Hdel. Sein langes, srischeg Gesicht er schien noch länger durch die rothgrauen sBartstreisen vor den Ohren. Mit sei .nen sehr hellblauen Augen guckte er sei ’ne Herrin stetig an, mehr aufmerksam als gerade unterwürsig. Er war in Heine braune, unscheinbare Livree ge kleidet in der er wie in einem Mag kenaewand steckte. Seiner kolossalen Ge talt hätte eine Bauernjacke oder eine Fi cherjoppe besser gestanden. Jaeperson hatte vor acht Jahren de: jungen Frau seines errn einmal das Leben gerettet, als hr Pferd durch-· ing. Seitdem ließ de la kemoire äonradine weder reiten no fahren oder reisen, ohne die Begleitung des er gebenen Riesen, der seit dem Tode des Herrn als fein spezielles Vermächti niß ansah, mit bevornrundender Wach samteit auf die Frau zu achten und sich für ihre Sicherheit tief verantwortlich zu fühlen. Als er eintrat, seufzte Conradine er geben. »Hier ist die Empfangsbescheini gung,« sagte er. Conradine nahm sie und setzte sich auf, fragte aber nichts. Jndeffen hatte sie früher einmal ge äußert: »Wir wollen doch immer dar auf achten, Jagpersom in welcher Art die neuen Leute versuchen, dich auszu fragen. Ein Mensch, der dich zubring lich aushorchen will, kann keinen ver trauenswerthen Charakter haben, be sonders nicht, wenn es ein Angestellter ist, der iiber dir steht.« »Der junge Herr hat mich gar nichts gefragt, nicht einmal, wie lange ich im Hause bin«, meldete er in feinem bar ten schleswigschen Dialekt. Conradine sah empört von derQuit tung auf; der Namens-zeig ,,«’5elirDahl land« ward von ihr wie ein interessan tes Schriftstiick besehen »Was fällt dir ein, Jagpersonl Es versteht sich von selbst, daß ein Mann, wie Herr Dahlland, teine Ausfrage «reien versucht«, sagte sie scharf. T Jasperson blinzelte ein wenig mit den Augen und sah dann nur noch aus »mertsai·ner und stetiger seiner Herrin fins Gesicht. « »Er hat etwas von einem Gesang-! nrßwarter an sich,« dachte sie förmlich« erbittert. r Am andern Morgen, als Felix, von Muth und Freude strahlend, bei Con radine de la Fremoire eintrat, fand er eine Frau mit kalten, fast gelangweils ten»Mienen, hörte er einen kühlen, ge lsciktaftlicben Ton. Er hatte sich das so igewunfcht, denn er wollte weder Güte «noch Vertrauen geschentt haben, er wollte es sich verdienen. Aber dennoch bereitete ihm die That sachc eine so bittere Ueberraschung, dasz sein Gesicht erblaßte und seine Stirn .ine bebte. Jrn Laufe der Stunden, die sie dann ssusainnien zu verbringen hatten, ver-s sänderte sich Conradmens Wesen. Es .wurde wieder heiter, zutraulich, ja er-. «weichte sich bis zur Gitte. ! Die rasche Art, wie er ihren Aue-I leinand-:rs:43:m-,!-.-!: folgt-, gefiel ihr.; 1,,(-Fr lann am Ende doch tva5.« Daß er sich sofort in den Büchern stnrecknsind der-en Ralylenreihcn ih: «iin.s!ier grossen Schrecken verursachten trar fiir ilsn selbstverständlich denn es» rvar ja sein Beruf qeweseii, Buch zu shaltem ihr, die aar nian rechnenl konnte, imronirte das. »Er scheint ein aewandter nnd beqabter Lilienfch zu l sein.«' Ihre bisheriaen Verweilten-ON «reltoren oder Jnsveltvren waren im !ner Landwirthe von Beruf nnd nied riger Hertnnst gewesen, die fich in ih-- · irer aesellfchaftlichen Bildung wesent-j Ylich von Felir unterschieden. »Wie «reizend das siir mich ift, fortan mit je mand zu thun zu haben, der neben--s ibei Kavalier ist« Felsr aestand offen, ein, daß er von Landwirthschaft gar Vnichts verstehe. »Die jetzt haben mir noch alle immer voraeloaen, sie ver-« .ständen alles.« Und sie setzte ihm mit« chhaktiateit auseinander daß seini Amt a auch einentlicti blos sei, dies ,tausmannifche Seite der Betriebe ni, .tontrolliren, und das; er sich den nis-I «thiaen tleverblirl bald aneianen werde: ,anch werde Adrian von lfpllas ihan jsicher helfen, sich einiqe theoretisches kKenntnisse anzueianen Felix hattej jsich neu aetleidet, znit tadellofem Gr« Hschinact erschien er des Morgens in keinem arauen Jacketannia, deg Nach-· Jnittaag iu Schwarz; an sein-r band ngiinzte wieder der alte ariine Rina. -j,,Ach — - schön ist er, das ist wahr.«l illnd er hielt immer den Ton der Be- · lscheidenheii ohne Unterwürfigkeit seitl und zeiatc immer den aleichen ein-l dringlicher-« Eifer. »Welche vornehmev und tattvolle Art, sich zu qel)en, nach iallein was er durchaemacht.« . Diese Steiaeruna vollzog sich jeden Taa von neuem. Felix sah sich immer hochmiithia empfanqu und zögernd! entlassen. Kam er, so sah (5-onradine; ihn kaum an, aina er, so schien ihrs Blick ihn zu halten, sich nur schwer. von ihm zu trennen. i Er fühlte sieh dadurch in eine un siigliche Erreguna versetzt, jeder Taak ward ihm zu einein Schauspiel voll. sstarter Spaniiuna. lI i Aber dennoch wuchs mit jedem Tini seine männliche Sicherheit: denn je mehr er in ihre Lebensuinstäude ein-; drang, je mehr beariff er, daß Ton-» radine in einer nrandiösen Naivitiii ihm eine ungeheure-, veraiitioostlichc· Last aufnebiirdet hatte, indem sie ge s glaubt. ihm eine Wohlthat in ernoei Hen. Eine Wohlthat war es gewesen sin einem oiel grösseren, tieferen Sinn,’ snlg sie selbst aeahnt, denn Felix sah« Ivor sich, was er gewünscht: große Pflichten« an denen er wachsen konnte. s « Am 1. Mai sollte er nach Dol batsch und Trebbin abreisen, unt-Con "radine wollte mit ihrem Hofstaat, wie sie selbst saate, reisen. Nach Oberitalien, nach Paris, an die See. wohin die Launen sie trieben. Ein Kurier war angekommen »Ma dame mere«, Jasoerson und dieser-nas fer qinaen mit Am vorletzten Taa empfand Con radine es plötzlich als ihre Pflicht, Felix einmal bei sich als Gast zu se ,en. Aber sie wollte sieh dazu überreden lassen. »Ich hab’ es immer vermie den, die Angestellten an unsern Tisch zlu ziehen«, sagte sie. »Es ist ja iin llaemeinen richtigen die Distanzeu zu galkem 5Eber Felix Dahlland am u . . f s Cpnkadim fürchtete nicht, mit der-l gleichen Aeußerungen zu verletzen. Sie wußte, daß in der Erinnerung von »Madame mete« die Zeiten län st er loschen waren, in denen sie als inh schafierin Beim Kurz csm Domestiken iisch von Schloß Dolbatsch präsidirte. Voll entziqu Würde meinte diese nun in ihrem ruhenden, ja bestim menden Ton: »Der jiinaere Dahlland ——- das ist freilich etwas anderes. Ein Mann Aug unseren Kreisen! Bedenke doch: seine Eltern waren Freunde einesFürH sten!« s c-o wurde Felix zum Diner eingela-! den. Conradine vermied seinen Blick,! als sie etwa-z atbemlos beim Alb-J schied same: »Darf ich moraen um das Ver Fujiqu bitten, das-, Si-: bei mir spei en.« cir erröthete und sagte vilichischuL digst zu. Wie aern hätte er .1bgesagt! Er bildete sich ein, es lieae etwas De müthiqendes fiir ihn darin, um Tische des Frau zu sitzen, Ln deren Lohn er gestanden, ohne ihr noch gedient zu haben. Aber an dem andern Mittag ge schah ihnen beiden etwas aanz Natür licheg, das sie nur iiberraschte, weil sie es nicht erwartet hatten: Con radine sah in Felix nur ihren Gast, und ihre Stimmung tvar von der ersten Minute an frei und leicht, und Felix fühlte sich vollkommen als-Mann der Gesellschaft Conradine hatte noch ihren Rechts anivalt einaeladen. Der Jusiizrath Wörmbche sah gerade aus wie Jbsen, und Felix beobachtete, wie der alte Herr mit der weißen Bärenmähne Und dem scharsaesehlossenen Mund voll ritterlicher und natürlicher Verehrung sich um Conradine bemühte. Man speiste eben im Salon, und außer dein Ftellner bediente Jus-per on. »Madame mere«, wie immer in schwerem Atlas und ohne Häubchen auf dem iveifiblonden Scheitel. ivar uiiaemein leutseliq aeaen Feltr, so sehr, das-, es ihn töotlich verletzt ha ben würde. wenn Conradiiiens bes zaubernde Verbiiidlichteit nicht all die Tattlosiateit iiberstrahlt hätte. »Ma dame niere« trua eine alte Brosche mit Biriienperlen, Topasen und Saphi reii. Als sie sah, daß Felix’ Blick daraus ruhte s— denn er alanbte dac Stück wieder zu kennen, daH Coura diiie damals aekauft bemerkte sie, indem sie iuit ihren fleischian vFin gern das Schmuctstijck unter ihrem Kinn betcstcte: »Ein altes Familienstiict Jch bin darin etwas einseitia; ich traae nur alten Schninck.« »Schön, schön«, saate Felix etwas zerstreut. Er sah, dasi über Conradinens Ges sicht eine Röthe floa. Aber sie sprach unbesanaeii weiter. Noch iehnmal während des Mahle beobachtete er, wag er jeden Taa aisch bei der Arbeit mit neuem Erstau nen sah, daß diese stolze Frau jedes ihrer Worte in der Gemalt hatte, daß ihr Benehmen immer von vollendeter Beherrschung war, das; sie aber ihre Mienen so ivenia in der Gewalt hatte, daß das Spiel derselben dennoch alles verrieth und »ele«aentlich allem ivis dersprach, wag ihr Benehmen und ibre Worte zu saaen wünschten Und ivasJ er beobachtete-, blieb wahrscheinlich auch andern nicht ver doraeii, und so war vielleicht dieSeele dieser Frau siir alle. die häusiaer mit ihr verkehrten, irie ein aiisaeschiaaeiieis Buch. Aus dein Tische standen viele kleine, schmale Maser, in jedem drei rothe Rosen- Sie waren aleichntiifiia iider die kleine Tafel vertheilt nnd sie ais ivährten einen wehenden Anblick. Das Mahl war so iivvia, wie Felir noch keines aenossen. lsonradine planderte mit einer erstannlichen Gewandtheit iiver alle-«- und vermied es- niit sinnst, alter scheinbar wie selbstverständlich, auch nur ein Wort zu ältste-rn, das den Instizrath oder aar Felix an die Geschäfte hätte erinnern tönnenSelbst die etwas niassiv anspruchsvolle Ge aenwart von ,.Madame niere« konnte die Sphäre nndeschreiblich vornehmer Antnuth nicht Ferstören die um OTon radine sich verbreitete. Felix fiihlte sieh qeztvuncien, an feine Mutter zu denken und an deren Durst nach sei nen, schönen. heiteren Lebens-gewissen tsr benrisf seine Mutter nur Zu gut. »Vielleicht ist es mehr das Zeichen ei nes künstlerische-n Geistes als eine-J materiellen Hanaes, den Genuß in ed Ier Form zn suchen nnd zn lieben, dachte er, nnd nahm sich vor, »später« einmal mit Conradine de la Fre nioire darüber in sprechen. Dieses später spielte eine nnllare Rolle in seiner Phantasie-. Wenn sein Verstand seine dssantastischen Gedanken stellte und von ihnen Rechenschaft forderte veäzisirte er es dahin, »svöter, wenn seh ihr Vertrauen verdient haben merde.« Nur etwas störte sein Gläcfzaesiihl in diesen ersten Stunden an ihrem Tisch. Er bearisf nicht was es war, tein konnte. Manchmal fiel es aus ihn wie plötzlicher- Verstnmmen Eine Art Kälte durchflon ihn nnd hemmte den warmen Strom seine Freudigkeit, weiterzuflnthen Zuletzt bildete er sich ein, dieses Ge fühl packe ihn jedesmal, wenn derBlick Jasversons ihn treffe. »Ich bin doch nervös geworden in oll den schweren Jahren«, dachte ek trat-rin. Aber er erinnerte sich trost: des Versrchs, diese Einbilduna als Nervosität zn verlachen, doch genau dafi er Vor zehn Tagen, als dieser Jasperson seine Schwelle überschrit ten, dasselbe Gefühl Von äusserstemuml behagen gehabt. Anstatt den Boten Conradines de la Fremoire, der doch Geld, Geld! brachte freudig zu be ariißen, hatte er ihn so wortkarg und so schnell wie möglich abaefertigt. Da mals schob er das Jussein Schamge fühl. Der Diener konnte sich iiber die armselige Behausuna des neuen ,,Gii-, terdirektors« zum Spott verführen lassen. Aber seitdem hatte Felix ja erfahren, dass Ins-person der Lebens-: retter seiner Herrin nnd ihr treuer Schatten sei. Er hätte ihm dafiir dankbar gesonnen fein miissen --— er war es auch Aber trotzdem —s- — « Er sah Jagperson aufmerksam an und suchte sich dann klar zu machen, H ob an dem Mann denn etwas Beson dereg sei Ja, es a—.na eine ruhiae und doch bedrohliche Gewalt non ihm aug. Es war etwas Unzerstörbares an Ihm, wie eine stille Naturkraft, die stetig fortwirkt. Seine Bewegunaen waren lang- I sam und doch aewandt Sein helles Auge hatte einen seltsamen Blick. ! Felix glaubte noch nie jemand ge sehen zu haben, der so fest und un verwandt den Blick eines andern Men schen aushielt. Es schien, als ob in diesen Auan lauterLicht, hellstes Lichts sei Aber dennoch strahlten sie feine Wärme aug. Jhm fiel jene weiszbehandschuhte Faust ein, welche sich vorstreciend dens Thurllopfer des euwelenladens ge-l packt hatte-das war damals Jasper-. sons Faust aewesen, die seiner Herrin die Thür geöffnet —Felix konnte nicht« anders-: er sah auch hier bei Tisch im-; mer auf diese toeißbehandschuhte Faust, die jetzt eine Krhstallslasche mit Rheinwein am Hals umschlossen hielt» Eiaentlich war es komisch-«—das erste,l was er von Conradinens Haus und Leben erblickt, war Jagpersons Faust« aewesen. ( »Was qeht mich dieser Mensch an!«s dachte er jetzt, empört über se: ne Ner vofität. i Draußen aina ein wiinderbareri Frühlings-san zu Ende, und Conra«-; dine saate. sie wolle nach dein Diners noch spazieren fahren Sie dispensirtei ausdrücklich und mit den höfliaisten Worten ,,Madanie niere« davon, sie zisi begleiten ehe diese ihre Begleitung cin- i vaeboteri, sind sprach sofort mit derii Jiistizrath Wornibehe davon, d.s3 sie moran Abend noch in dag ,,Deuische Theater« aehen wolle, weil Kainz und die Sorina spielten; denn sie müsse »die rareii Geleaenheiten benutzen, sich "«zu »bilden« Aber ihr Aiiae ging sehr iichnell zu Felix hinüber und ein Lä chelii spielte um ihren Wund, ein La« cheln voll isnbewnfiter und unendlicher iZärtlichteit, ia voll Schelmerei, alg sie die Bealeituna von »Madanie Intere« ahlehnte, so dafi Felix niit ei nem wonniaen Schreck ahnte, sie werde ihn ausserdem, mit zu fahren. Als die beiden Herren sich dann verabschiedet hatten, faate Conradine wirklich: s ,,Erwarten Sie mich unten, lieber Dahlland Wir haben noch allerlei zu reden —- wcnn Sie eit und Lust ha ben, fahren Sie do mit mir Die Aufforderung klana mehr wie ieiiie Bitte als ivie ein Befehl Felix tverneiate sich stumm. Der Justizrath und »Madanie inere« wechselien un willliir lich und aani und rholen einen isehr erstaunten Bl lieb . Unten iin Vesiibiil wirtete Felix-; der zustizrath stand noch ein Wei ichen neben ihm, zündete firh eine lsigarre au, und schien etwas auf dein Herzen «iii haben. Felir hatte weniasieng daL s )Gefiihl, alö wunsche der andere ihn etwas zu fraaen oder ihn-. etwas zu! saaen Doch überwand der Justiziathi Iden Wunsch nacht ersichtlicheni Beden J leu, schüttelte ziselir plötzlich die Hand und aina davon, bedichtia und feier-’ klid), den lilanten Cnliiider auf der weißen Löweiiiniihne ein Glan, licht iaiif dem prallen Rücken te s shwarzen )«s.iehroetes. I Draußen wartete der Waaen. Die Pferde sihliiaen zuweilen neit ihren Hufen das Gestein; es aab jedesmal einen klappernden Ton, und Felix fsuhr darüber zusammen. Sein Hände waren kalt, ihm war, als bebten seine Kniee. s « »Das ist Nervosität«, redete er sichs em. J Jetzt rauschte ein Gewand hinter ihm. Conradine taui: sie hatte um ihre Schultern ein rundes Mäntelchen ’aetban, das aug« lauter schwarzen Spitzenrüschen zu bestehen schieuAus dem Kopf trua sie einen dunkeln Hut init vielen schnmnlenden Federn, und lein Schleier bedeckte ilir Gesicht Wie sie so daheriain, war ihre Erscheinung von einer inaiestätischen Elegan3, die Felix, er wußte nicht warum. in die seen Augenblick bedrückte. und ihm zu gleich Ruhe wiedergab. Bilder kaum saßen sie zusammen ii:: Wagen, so iibersiel ilin von neuen. eine unerträgliche Auseeauna. Der ossene Landauer aab sie den Blicken aller Vorüberaehenden und Fahrenden preis: auch vor ihren Au gen entfaltete sich ungeheinmt das ganze Bild des bunten, ewig wechseln den Straßenlebch Und doch, als er so an der Seite der schönen Frau da hinfuht und der Lärm, der sie nichts anging, um sie tobte und die Men schen, die sie nicht kunnten. an ihnen vorbeiströmten, hatte er durchaus das Gefühl, in ungestörter Zweisamleit mit ihr zu sein. Seit acht Tagen hatte er jeden Morgen und jeden Nachmittag einige Stunden ihr gegen iiber gesessen, »Madame niere« war in den seltsamsten Fällen zugegen gewe sen. Aber neben ibnen war, als un sichtbarer und doch sehr sühlbarer Dritter, die Arbeit gewesen. Der Wagen verließ durch dasBraw denburger Thor die Stadt und nahm die Charlottenburger Allee. ,,Weit hinaus, wo ein bischen Stille und Na tur ift," hatte Conradine beim-Ein fteigen zu Jasperfon gesagt. Der saß in korrekter Haltung auf dem Bock, die Arme auf der Brust gekreuzt, und obschon er sich natürlich nicht ein einziges Mal umfah, durchzuckte Felix manchmal das Gefühl, als fäße da ein Wächter. »Sie hat recht, er hat so was vom Gesängnißwiirier an sich«» dachte Fe lix, sich der fcherzhaften Bezeichnung erinnernd. iie Conradine manchmal fiir ihren Getreuen brauchte »Ich muß mir meine ungerechte Abneigung gegen diesen Mann ernstlich abgewöh nen«, nahm er steh vor. Vor dem Thor, wo das Leben nicht geringer, aber weniger lärrnvoll war, begann Felix: ,,Gnädige Frau wünschten noch ei nige Befehle zu ertheilen?« »O, nichts Von Geschäften«, sagte sie, »wir haben ja alles zehnmal be sprochen· Der Abend ist so fchön·« Und sie legte sich tiefer in ihre Ecke hinein, rnit einer unwillkürlichen Be wegung, die das Behagen deutlich ma chen wollte. Er schwieg. Sein Herz klopfte. Der Wagen bog in stille Nebenwege des Thiergartens. Ein ziemlich star ker, warmer Wind ging hrausend durch die Bäume, die im hellen Grün ihres noch gleichmässig entwickelten Blattschrnuckes standen. Gleich dem Rauschen der Meeres-wogen schwang sich der Wind durch die Wipfel daher; er strich alle zarten Blätter wie we hende Fähnlein ostwärts-, so daß die grünen Töne sekundenlang vergingen im Silberschimrner der rsn tereu Blatt seiten. Wenn die fröhliche Bewegung in der Lust weiter fuhr, schüttelten sich die Bäume, die Blatter entfalteten sich, und griine Farbentiese schien die Zweige zu iibersluthen, bis die tau send und abertausend Blätter wieder vorn Winde hinausgezerrt und umge mendct wurden. So ging ein unauf hörliches Flimmeru von grünen und silhrigen Lichtern tiber die Wand der Bäume hin, die, Zweige in Zwerge verschränkt, die Wege einsäunien Der Himmel war hoch und blaß, sein Blau schien langsam zu versiegen. Ganz fern, durch Liicten zwischen den braunen Stönimen und breit sieh aus« einander neigendem Blüthengebusche, sah man gelvroth und metallisch die letzten Sonnenstrahlen blitzen. »Sie sind sehr schweigsanr"', sagte Conradine, ohne Felix anzusehen. »Wovon durfte ich wagen, Jhnen zu sprechen, gnädige Frau, da Sie von Geschäften nichts hören wollen?« antwortete er mit einer unsicheren Stimme »Sie sitzen hier alz Mensch, nicht »alt- ein Beamter-C rief sie dann leh ll)l’lsl. »Auch alö Mensch habe ich das Ge iiihl, Das-. rh mir erst Vertrauen er werben muß, und das; mir Bescheiden l«eii zienst«·, sprach er. Und er dachte mit Zrorn »STif;e ich hier neben dir. dir gleichberechtigt, ich wüßte ston das eine Wort, oai ich dir sagen nollte«« Sie sah ihn an, schr nachdenklich und sehr unaenirt, alg unterzdge sie ihn einer Prüfung Er fühlte diesen Blick und schlug die Augen aus Un uerwandt nnd schweigend schauten fis sish lange an. « In Felix galjrte so viel Manne stol:, der, scheu und leicht gereizt fürchtete-, das-, diese-Frau ihm ngSklu ten die gnädige Lame einer Fiirstin zeige: Unglück darüber, daß nicht er hier der Herr war und sie die aus-er lich Geringere; nnd doch trog allem ein heiße-T 11nsiialictie5, nie zu sätti gendeg Wonne-gefühl, das ihre blosre Nähe gab. link cr, der noch eben von ,,Beseheidenheit« gesprochen-, sah sie mit blitzenden und zornigen Augen an, Conradine seufzte-, ihre Lippen öst neten sich leicht. »Wovon sprachen wir doch?« fragte sie endlich. »Ich weiß es nicht«, erwiderte er leise. Der Wagen fuhr langsam zwischen den Bäumen hin. Trotz der Bewegung schien die Luft schwer und schwül. lFortsetzuna folgt.) —-— Rassinirt. A.: »Deine Alte hält Dir wohl nie eine (.S)ardinendredigt?" ——— B.: »Sie kann nicht, ish verstecke nämlich regelmäßig beim Fortaehen ihr Gebiß, ohne das sie kein Wort hervor bringen kann.« -— — Die Todten. Von den let-ti) Millionen Bewohnern der Erde stirbt durchschnittlich in jeder Setunde ei ner, an einem Taae also seh-Um ian in einem Jahre unaefähr III !Ux«illionen Menschen Zieht inan die allmähliche Vermehrung-. deg menschlichen Ge schlechts in Betracht, so kommt man zu dem Schluß, das; seit zehntausend Jahren nicht weniaer alg 200 Milliar den menschlicher Körper zu Staub ge worden sind. Alle die Sauerstoff-, Wasserstosf-, Kohlensiiisre- und Inei stofsmoletiile, welche jene Körper ne bildet hatten, entstaminten der liede; sie sind wieder zur Erde zurückgekehrt, um neuen Lebewesen die Nahrung zu geben. Die ganze Erdobersliiche ist aedijnqt mit den Ueberresten jener nn zähliaen Oraanismem welche einst ge lebt baben Mit jedem einzian un serer Schritte treten wir auf die Reste von Todten, mit jedem Bissen, jedem Schluck nehmen wir zu uns, was schon tausende Male geaessen und ge trunten ist, mit jedem Athemzug zie hen wir die Luft ein« die vor uns schon viele Andere erquickt hat. Wir leben von unseren Vorfahren, wie einst un sere Nachkommen von uns leben wer den