Ver-Dritte Von Betthold Paul Förster. Mit der Liebsten schreit« ich wieder Aus den altvertrauten Wegen; We vor Jahren fließt die Sonne Durch das Grün nach Sturm und Regen. Damals ging an unserer Seite Noch ein Dritter, so wie heute, lüsterte manch neckisch Wörtchen — mor nannten ihn die Leute. Aber nunmehr will der Kleine Fitstern nicht, erst recht nicht schwei gen: Schneckenhäuser, Steine, Käfer — ( -Alles, alles will er zeigen. l Auf dem blonden Kinderkdpfchkkk ! Sin ihm schiesgeriictt die Mütze, Red, mit frckhem Heldenmuthe Paticht er durch die tiesste Pfütze. ebe bunte Frühlingsblume ird der kleinen Hände Beute — Und er heißet nicht mehr Amor: Gänschen nennen ihn die Leute! Die Drehen-get Von Franeois tsopder. Deutsch donWilhelmThaL Wie aufregend doch die Musii mirttt Wie lebhast sie alle schmerz lichen Erinnerungen in uns weckti Und wie tliiglich klingt in der Däm merung der weinerlicheTon einer-Dreh or. el, die eine alte Polia spielt! Eine alte Poliamelodie, die ganz Paris vor 15 Jahren hiidsen ließ« ali Sie, Madame, tanm 18 Jahre zähl tenl Ja, Sie, die arme traurige Blon hine. die Sie einen ausgehtaßten blauen Sammethut tragen und den kleinen Wagen, in dem Jhr drittes Bahn schläft, unter den blätterlosen Plaianen des trübseligen Boulevards schieben! Wie hübsch waren Sie zu der Zeit, da man diese Polta in allen Biirger häusern zum Tanz aufspielte, wo es Thee und trockene Kuchen gab! Wie biibsch waren Sie damals mit ihrem frischen Gesicht von correggianischem Odal mit den wunderbaren blonden Lockenhaaren, von denen Sie dieHälste leider in einer langen Krankheit ver loren haben! Ohne Mitgift! Ja, Sie waren ohne Mitaist! Konnte es anders sein bei der Tochter eines ehrenhaften Unter-s beamten, der von seinen Vorgesetzten stets nur die veriweifelnde tkensur er hielt: »Guter nnd bescheidener Beam ter, stets sehr tüchtig in seinen-. Fach«. dieses armen Mannes. der iixi den Ballen, wohin er Sie bealeiteie, nicht; wagte, sich an den Wdisttisch iu lllss Sous die Partie zu setzen und stets-s in die Westentasche iuhlte, um sich Ink« überzeugen, ob er Die drei Frincz s-« den Nachtsiater auch nicht oeelor.·.. hätte! ; Ohne MitiiitS Alle Spiegel dek Salong sagten Ihnen, dasr Sie dessenI nicht beduritm wenn Sie strahlend in einem rosa Spitzennebel am Arme JhssI res Vaters eintraten Wer tonntej wohl ahnen, daß die Manni, die der Toilette halber zu Haus redlichen. war, Ihren Rock auf dem Tisch-i des-« Eßzimmerg zugeschnitten, nnd dafi Sie Jhr Kleid sich selbst aearbeitet und genaht hatten? Wie hätte man da mer len können, daß Sie an den vFinger spitzen Nadelstiche hatten? , Hören Sie die alte Raita, die die Drehorael herunterpliirrt! Möchte man sie nicht siir den Gesana einer Wahn sinnigen halten, die von Schlnchzen unterbrochen wird? v Sie lud sie ost ein, diese Polka, mit ihm, dem schönen, briinetten jungen Manne mit dem militiiriictsenSchnxirp hart, zu tanzen, der in seinem ele aanten Frack so schneidig nieset-, nnd den Sie im Gedanken heim Vernamen Irederic nannten. Er forderte Sie aus, diese Polta mit ihm iu tanzen, ebenso wie den Mauer und die Ma zurka Ihre Stimme vzitterte ein we nig, alg Sie »Ja, mein Herr!« ant worteten, und auch Ihre band zit terte, wenn Sie tie in die feine legten. Dean man behauptete, er wire ein Sohn aus reicher Familie, ein ziemli ches «mauvais snjet«, der bereits ein Duell gehabt, und dessen Schulden der VMI schon zweimal bezahlt hatte Pie er Sie mit sester Hand nm dic·l Tstlle fa te. und wie er in den Minu- l tm de: ause. da Sie sich, lächelnd und schneller athnien"e, auf seinen Arm strikten-Sie- in Verwirrung brachtes« eue-: Um seiner Verr wie Herr Fre ksenc war nicht geschaffen, um int lcnge aus den Philisterbällen ansle halten. Er ging zu andere-i Festen und elxne sich das selbst zu gestehe:1.« waren Sie darüber than-im nicht tratrk DIan verflossen zwei, drei, vier Und fünf Jabie Sie zogen kein rosa Kleid mehr nn, waren ein bischen blaß geworden und in den lleinen Philisi teisränzchen no sich da- musikalische eperloir nie nennen-wenn ändert,i lrsielte nean noch immer die alte Voll-J,l me Sie en; beten Fcederic erinnerte. Schließlich mußten Sie Die Dinge ansehen. wie «ie waren, einen ihn fchluß fassen. und so ji«-den Sie Denn den schüchternen junges Menschen qe heirathet. der mit den alten Jungfern tanzte und die Deeißiq streifte Frü btr hatten Sie mehr als einmal seine Quadrille vergessen, obwohl er auf Its-ge betleiärenb END-klan- ein ge rre n an. t tek « nen eln vigelsen leis, Wehen Sie esniyuliz der gute her-r Jules mit feiner o ßen weißen Kravatie und den seit n —-.—— jin gereiniezten hart-schaben Tros dein baden Sie ihn aebeiratbet, und er ist alles in allem ein fleißiger Arbei ter. ein braver Familienvater. Jetzt ist er Unterckses wie Jhr seliger Herr Vater und bekommt dieielbe anmuthi aende Censurt »Gu« und bescheide ner Beamter. und sehr tücktig in sei nem Fach.' Drei Kinder! Zuerst zwei Söhne, und dann ein Mädchen, das kostet Geld! Gliicklicherweise ist der Aelteste schon im Gnmnasi11m, wo er eine balde Freistelle hat. Mit vieler Spar samkeit tomrnt man gerade aus. Doch welch tristes, einförmige-I Leben! Der Vater aebt schon am Morgen fort und nimmt in den Taschen feines lieber ziehers sein Frühstück mit. Sie haben sich in’g Unvermeidlickse gefügt. Das Schicksal hat Sie zweifellos besiegt» Doch diese alte Polkamelodie, die die Drehorael noch immer spielt, erinnert Sie daran, daß Sie neulich, als Sie ebenso wie heute den kleinen Wagens vor sich hinscholsen in dem Jhr Kuth schläst. beinahe von einer mächtigen Viltoria überfahren worden wären, und daß Sie auf den schwellenden Pol stern den schönen Fiederic erkannt ha« ben, der derselbe geblieben ist und noch immer die jugendliche Miene glücklicher Menschen trägt. Nicht wahr-, diese Drehorgel ist nn erträalichf Glücklicherweise schweigt sieI sent. Und nun sinkt die Nacht hernie-! der. Gehen Sie nach Hause, Madame Juless Jhr zweiter Sohn wird schon aus ier Schule aeioimmen sein, nnd’ wenn Sie nicht da sind, lernt er seines Lektion vor dem Diner nie. Gehe-il Sie ncch Hause, Madame JulesL Jlsrl Mann wird bald ermüdet und hungrig aus dem Eiireau kommen. und Sie wissen, daß das tleine Dienstmädchen siir 25 France- monatlich außer-Stande ist, den Nest des Rindfieischeg von ge-( stern Abend mit Zwiebeln und Kartof-« sein genießbar zu machen! l ·- - II Wie anstrengend doch die Musikl wirttk Wie leohast sie alle schmerzli chen Erinnerunaen in uns weckt! Und wie lliialich Hingt in der Dämme-l rung der nseiterliche Ton der Drehor gel, die eine Galoppmelodie spielt! s Woran denken Sie, wenn Sie sie hören, Frau Grasin nnd warum blei ben Sie vom Sinnen wie neriteinert an dein liohen Fenster Jhres Boudoirs stehen? Woran tann Sie, die Ausli che, in der vollen Schönheit Ihrers dreißig Jahre stehende Frau die altes Galopvmelodie masbnen. die da unten aus den trüben Boulevardg, jenseits-i der entbliitterien Pappeln Jhreg Gar texts, von der lreiichenden Drehorgeis aespielt wird? Sie erinnert Sie an das aerautni:; ge Amphitheater reL »Jol9nson5 Ame-« rican Circu:«. das mir aufmerksamen Gesichtern vollaepsropst ist, nsie es sichs zur Zeit ihrer eanestrischen Erfolgely Jnren Blicken dot. Die beiden Ungar-; iirtupen haben ihr komisches fron ert beendet, nnd der Stallknecht siibrt ht, Springpserd in die Manne Sie wis- « sen doch nai- ricsige, sriedliche Pferd» das schroarzaesleckte weiße Thier, oei dem rnan an eine aebratene, mit I'riis-»i seln gespickte Pute denken mußte Nunc hielten Sie Ihren Eintritt und reich-i ten die Hand dem prachtigen Stallmei ster im scharlcchrothen Frac, in den Sie nistet-sen Sie es nur tote alle Schulreiteiinnen der Truppe ein tvenia terliebt waren. Sie oegriifzen das Publalnm mit einem tsntreetnr und sofort, mit einem Satz dcppk sie-« hen Sie auf tem Sattel. Eine Peits;)e« llaticht, das Orchester schmettert los, das »Triiffelpserd« setzt sich in leichten Galopp und t-!opp dopp! machen Sie Ihre Kunstr. i Welch olnmpisches Geictjopi waren cie damals, Grasinl Si bzetms anre alt und die Gestalt einer tapitolifchens Wenn-. Kraft nnd Linn-um Eine je ner vollrndeten Schönheiten, ioie sie nur die Mischlinasrassen der neuen Welt auszuweisen haben. Ein Mut-i ineln durchläuft die Zuschauermengus Die schöne Adam Die Amerikznerini Und berauscht oon diesem Sturmwind des Triumphes, verdoppeln Sie Jhrez litt-neu Vi: ouetten. s Der erste Theil der Vorstellung en-j digte steif mit einem langen Bronnen-« schrei. Während die Stallnieister aus. Bänle steieien und Bänder und Reifeni herbeischleppem ich ver Clown, tun» die Galerie zu arniisiren. seinen Ka-. nierciTen niil einer Ohrfeiae platt ans den Bauch wirst und ihn behutsam bei der Hofe wieder aussieht eilten Sie im Schritt tun die Maneae, aus dentRand deg- Eattelg init der Leichtialeit eines Schmetterlings sitzend. Das war der schönste Augenblick siir Ihre Bewunde rer. Sie hielten Ihren Göttinnenlops unter Jst-rein Helin schwatzen mit Blit :nen geschiniickteis Haare gerade nnd aufrecht, nnd nut- dem bnuschigenGazes rock til-en sich Ihre in rsia Trikots sleetuirsen Beine wie von einer Wolle erb. Jn einer dieser Ruhepausen be nierttei Zie .-.«.nn ersten Male den Gin sen, keutr Jibren Getren, mnuks einen der wildeiten Lebe-iäiiiiek»wn Paris. Er sit-nd ini »Steuer«-in Hof-, dijnn unt lonelt, in seinem qiiiqelndpkten Gebrock eine Lilie ini Immwa iin grauen Cl)linder, uno schlug sicli mit dein Gokktnovs seines Epizierstockez gegen die Lippen. Am zinrmten Tage kam er lvieler. am überndchsteti editi salle, i.nd so alle Tage; nnd »Die senkten verwirrt die Augen, wenn Jlir Blick seinen sehiisiichtig starrenben Au gen begegnete, den Augen eines Man nes, ver den Kopf verloren hat. L i Er hatte in irr That den Kopf ver Jloren. Doch Sie waren ein ehrenhaf teö Mädchen Mit fünf Jahren wur den Sie Waise, Ihr Vater, der Schlanaeninenfch nnd Trapezliinstlex, fiel vom Trapez und brach sich das He nick. Die Circusleute hatten das ver lassene Kind adoptirL Der alte Pari ser Clown Misligris hatte Ihnen Französisch und dann ein bischen Ue sen und Schreiben beigebrachi. Nach dem Sie das verhätschelte nnd trotz allem gerichtete Kind dieser braven Astr tisien gewesen, waren Sie ein ,,Star« des Unternehmens geworden. Sie ver dienten ehrlich Jhr Brod, doch Sie wa ren dabei auch llua, und erinnern Sie sich des Abends, an deni Ihnen oer Graf ziemlich roh jenen Tiirtisschmua anbot, und Sie ihn mitten im Stalle vor dem Elephantenläfia beinahe mit der Reitaerte schlugen? Das mußte einen leidenschaftlichen Menschen nur noch mehr entfesseln. ,,Jsohnfon’s Anieriran Circus« durch zog ganz Frankreich Der Graf folgte Ihnen nach Orleans, nach Tours, nailp Angers und endlich nach Nanies; dort machte er die Tollheit volltmninen und da er weder Vater noch Mutter besaß, so entführte er Sie, um Sie zi: heirathen. Oh, wie kläglich weint die Drehorgel die alte Galoddmelodie in der Däm meruna! Was sollte man anfangen. nachdem die ersten Wochen des glühenden Ho nicnxrudes vorüber waren, die man am Rande des Meeres in einem verlo renen Dörfchen verleth Man blatzte da unten im Jockehklub vor Lachen, und die Frauen von Welt erstickten var Entrüstung hinter ihren Fächern. Der Graf faßte den besten Entschluß; er wanderte auf mehrere Jahre aus. Ach, arme Gräfin, wie sehr haben Sie sich in Florenz gelangtveilt, in .jenein fin steten Plast, in dem Jhr Gatte Sie wie ein kleines Mädchen erziehen und unterrichten ließ, und wo Sie so viele Lektionen und Lehren iiber sich mußten ergehen lassen! Als dankbare Frau, leider mehr dankbar als verliebt, woll ten Sie dmi Grafen aefallen, seiner wutdiq werden. Aber natürlich ge brauchten Sie dazu Zeit; und so gedul dig er auch war, wie hat Ihr Gotte Sie mit seinen destiindigen »Das thut man nichts Das sagt man nicht!« ge quält, wenn er auch stets ein recht trectenes »meine Theure2« solaen ließ. Alle Frauen sind zu erziehen. Der Begriff .,Parvenu« laßt sich auf das weibliche Geschlecht nicht anwenden Nach Verlauf von drei Jahren sparen Sie eine reiche Grafin Der Graf, der in den Museen aahnte und fiir dieMas litei sich nie hatte beaeiftern können, lernte es nicht mehr aushalten nnd brachteSie nach Paris zurück. Die Vor-: hänge des alten Hotelg, die Tange ge schlossen gewesen, wurden aufaezogein und Sie hielten Ihr erstes Rudtehrcs diner in dein aroßen Eßiiininetz vor dem riesigen Portm des tlrahnen des Grafen, des Könialieutenant5, Jer, ge piitert, mit dein rlauen Stern auf dein rrthen Flatt, ganz besonders durch die ungeheure Familiennafe auffiel nnd» Ihnen einen strenaen Blick zuznnserferiT schien. · Auch hier trar fiir Sie, Gräfin, wie-i der Einsamkeit und Melancholie die; Devise Es ist schrein Gatten jetztj trst gelungen, nach sehr viel Beinnhin « aen und Lcdnrch, daß er das GENI« haufenweise milden Werten zuwand·te,s Ihnen eine tleine Gesellschaft ocnPriez stern und sronimen Damen in sciiaf ; fen. Wie diisier find diese schwarzem Gewander beiderlei Geschlechts-! Seiti sechs Jahren besuchen Sie alle Mor » gen »Mit-den« und Schulen undlangs« weilen sich Abends in Ihrer einsamen Loae in ter Oper oder im Theatre Fiiiiiiaig. Kein Kind! Und die Jahre veraehen! Und das Schlimmste ist,! daß Sie fiir den Grafen nur eine tiefe-. Dankbarkeit einkaudrtn nitr eine auf » richtige Freund-schifft hegen und ihn zu» beiirtheilen vermöaeii! Oh! Gen-iß ist er vollendeter Ehrenmann, tosh voll» aristotiatifcher Albernheiten und lang J weilia wie ein Shmiphonielonzert Er; ist ietzt 42 Jahre und der alte, ver » niinftia gewordene Gert, ein ziemlichs fades Gemisch von vornehmen Aan tritten, aeschminlten Backetibart, Vor urtheilen, grauen Huten und steroors benem Maaen. Warum spielt diese grausame Orgel noch immer die alte talopinetodie, die einst Jhre t·nire(hatz aus dein Rücken des »Tiiisselpserde«s« hegte tetet Sie sehen sich wieder in der Are ; na, zu Ende Jhrer »Exercitien«, sen den dem Publikum den s.-li)scl)iei)selnss, und hören mit wonnigem Behagen da Beifallsgejnbel Sind Sie ivahnsin nig, Gräsin? Jhr Herz tlopst jetzt nncs Sie durchleben Ihre erste nnd töstliche Jngrndempfindung als Sie glaubten der schöne Stallmeister mit dem scha - lachrothen Frack hätte Jhnen zärtlich die Fingerspitzen gedrückt, ulip er sie aus« der Menage zurückgeleitetel I Endlich ist rer Ton der Orgel ver-1 llungenr an dem immer dunkler wer . denden Himmel unterscheidet man rieJ großen Gerippe der entblätterten Bäuxs me kaum. Der Kammerdiener trittl leise herein und bringt« eine Lainpzl Er stellt sie aus einen Tische nnd sagt «.;.ii feierlicher Stimme: I »Der Herr Pfarrer von St. Mantis-i erwartet die Frau Gräsin im Salonl' Vsksdtfr. Der Mensch drang in die Tropen ein, Fing Elephantenherdem s Mocht’ Tasten aus demp Elsenbein s « So rächt sich alle Schuld auf Erden.l W Tier Ausschneiden Eine heitere Geschichte von , Karl Wilhelm Geißler. l --.... » , Nicht jeder gunge bat eg- oåut wie der siebzehnjiihrige Held dieser fchichte, feine Schulferien in einein ehrwürdigen Schlosse zuzubringen die ISchulbänle mit den ungleich romau tischeren eines gräflichen Paris ver tauschen zu können. ilm zu solchem Vorzug zu gelangen, muß man ent fiveder selbst ein Graflein oder der Sohn eines gräflichen Rentmeisters sein Felix hat das letztere, bescheide nere Los gezogen. Trotzdem fiiijlt er sich in den Ferien, namentlich m de nen, die in die sommerliche Jahres zeit fallen, als- Freiherr. Unter dem Arm eine Mappe mit dem Entwurf zu einer fiinfaktigen Tragödie, in der Substitute für Hainlet und Luise Mil lerin sich zum vom Schicksal verfolgten Liebespaare zufammenfinden, in der einen Tasche ein Tabakspfeifchem in der anderen die Bestandtheile zum fru galen zweiten Frühstück so wandert er zu seinem Lieblingsplätzchem ei nem lauschigen Winlel inmitten hoch stämmiger laubiger Buchen, die einen heiteren Ausblick auf einen Weiher ge statten. Zwei Schwäne gaben dem Gewiisser die erforderliche Classage, dem jungen jambenreitenden Vrima ner die beruhigende Gewißheit wenig-— .sten5 die Vögel des musenfiihrenden Apoll, wenn schon nicht besagten Apoll felbst in der Nähe zu haben. Er überlieft die letzt-. Stem, das- Pfeifchen kommt in Brand, der Dichter ins-tun muiig. »Das ist etwas für Mailowsiy!« lBetannter Berliner Schanspielm fchmunzelt er. Er bemerkt nicht, daß eine junge Dame sich seinem Winkel genähert hat, die, anfänglich etwas verstimmt, das Bänlchen beseyt zu finden, den hübschen Alters-genossen nun lächelnd betrachtet. »Machen Sie Schularbeiten,,’5elir«.-« »Pardon —-— Sie hier —---- Gräfin Paula —- wenn ich gewußt hatte, daß Sie wieder im Schlosse sind " Er wird ganz roth, als er die Zet telchen eilig in seine Mavpe packt· »Darf ich fragen, wag Sie di ver beraen?" »Natürlich! — - Keine Schulurbei ten ---- solche Dinae wie die da, ver lanat man von uns nicht -- leider« Man giebt sich im Geaentheil die aller größte Mühe, alles lächerlich zu ma chen, was nicht in dir Schablone Paßt!« Die jnnae Gräfin lacht nnd nimmt anf dem Bäntchen Platz, von dem Fe lix aufgesprnngen ist, während er nnn nach einein Versteck fiir seine Ta batsvfeife sucht, die ihtn mit einem male aanz abscheulich vorkommt. »Wissen Sie, Felix, das; Tor-te neu lich Sie tvirtlich für ein Talent er klärte? Wird Sie das eitel machen« »Nicht im aerinastenl Na, nnd Ihre Ansicht, aniiviaste Grsifin?« »Ich müßte erst etwas hören, um zu urtheilen. Kommen Sie heute Nachmittag nnd brinaetx Sie mit, wag Sie haben »Ich soll vorlesen?« »Ja, macht Ihnen denn da-; Panz-te riateiten?« »th! Wollen Sie nicht liebt-: selbst lkr reicht ihr treuhcrtiq die Blätter. Sie wirft einen fliichtiaen Blick hin em. »Hu, dasJ sieht aruslich ans-« ji«-. solchem Wirrwarr tann nur der Autor Rath wissen! Also kommen Sie, ich werde Tante vorbereiten!« Damit steht sie auf, reicht dem Fe lirisfnnus zum Abschied die Fund und setzt ihren Spazierganq fort. Sie hat ihn nicht eingeladen, sie dabei in be gleiten, aber Felix empfindet das tei negweas als etwas-, das seine qute Laune zu beeinträchtiaen vermöchte Er ist mit dem, was ihm ve: juuai Morqu vis- jetzt bescheert hat« vollaus zufrieden. Er sieht ihr nach, so lanae et kann EI- scheint ihm selbstverständ lich, das: sie sich noch einmal nnuven den müsse. Sie dentt nicht daran: aber er lächelt, als die letzten Zchim mer des hellen Flleidchencz zwischen del-— Gesträuch verschwunden sind. Er la chelt so recht stillveraniiat, faßt an seine Brust, tvo er das Manuskript seines Trauerspiels aieift auch sein Herz fühlt er da tlopfen lauter, schneller als sonst. Seine Phantasie vollführt den tollsten Wirbeltanz dem er sich mit Behaqen überläßt Jetzt etwas sein, etwas bedeuten! liin dersviel! Er wird alles erreichen« im Fluge erreichen! -- Eine Graimk Als ob Männer von Geist nicht schon Prinzessinnen von Gebliit heiusaesiihrt hätten! J L L Felix kommt am Nachmittag in der Gtäfin. Er kennt den Wen, e: weis-» wie er da empfangen wird. Die Dame ist gönnethaft liebenswürdig nnd thut sich anscheinend etwas darauf in ante, in dem dunkeläuaiaen Sehne ihn-etv Rentmeifters einen lteinen Iaiso zi: tsroteqieren Ach, diese Protettorin ist ihm heute entsetzlich aleichaiiltia. lssr tiißt ihr, wie aeivöhtilicl1, mit inmixtkr Attialeit die Hand nnd sucht unter dessen mit den Anqen in- Bouisoir nich feiner holden. tliichtia. da jtetn sic der Nische, die vom Zimme-« hinan auf den weinlandüverdachtcu Balton führt Er bildet sich ein dan sie itzu-v fkeundlich, ermutliiaend iulactielt H lächelt wieder und unterläßt Den Kuß auf das liebe Kinderhändchen, dir ein zige, ihm ietzt erlaubte ritterliche Hut diauiig, auf deren Datbrinauni er sitt-, Stunden vorher kindisch aefreut nnd geübt hat. Es ist sehr schwül in dem Zimmer. I Die Gkäiin liegt mit bang-schlosse nen Augen- in einem Stuhl zurück e lehnt. Sie ruft die Nichte und heißt sie dem Ankömmling Kaffee anbieten IFelix lehnt ab, läßt sich als Junge von guter Erziehung nöthigen und ist auch überglücklich als ihm die kleine Com stesse trotzdem mit erneir Zrtierzworte idie Porzellanschale aufdeanat und ib sren Inhalt-r oline viele Uticstande dee Irrtcrderlichen Z-:thaten beitnts.1ki. Ge Iwissenhaft aiebt er auf ein«-ge miidr IFragen der Tante nach den Fortschrit lien seiner Studien Auskunft geduldig Inimmt er dir üblichen Rathschliige für Berufswahl und ähnliches entge gen, mit denen die würdige Dame frei, gebig genug verfährt. Einigermafnn verwundert ist er, als sie plötzlich feine poetischen Versuche tadelt und zwischen der dadurch nützlicherer Ar beit entzogenen kostbaren Zeit nnd dein Wer-the des Geleisteten tein Verhält niß entdecken zu können, behanptet Felix erröthet, weil eine Zeugin die ser am Ende nicht ganz nnvc:dienten Vorwürfe da ist, weil er abgetanzelt wird, wo er gehofft hatte, gelobt. wenn nicht gar ausgezeichnet zn wer den. Widerwillig empfängt er aus der Hand der Gräfin ein Buch, aus- dem er vorlesen soll. Er will es zur Seite legen, will sagen, daß die junge Com tefse etwas ganz anderes. daß sie etwas von ihm verfaßtes erwarte. Der Wi derspruch bleibt ihm in der Kehle stecken, die gute Erziehung tragt den Sieg davon, er vertröstet sich auf spä tere, günstigere Gelegenheit und liest-— gedanlenlos, flüchtig, endlich vollends unluftig, als er bemerkt, dak Corn tesse Paula das Zimmer verla en hat. »Sie wäre geblieben, wenn ich hätte lesen dürfen, wag ich für sie mit-— gebracht habe! Die dumme Grille ih rer Tante, die nicht minder dummen Grillen dieses Aporismenjägerg haben sie oerschenchtl« denlt er bei sich, in dem er beim Umwenden beinahe ein Blatt des kostbaren Velinpapiers zer reißt. Die Gröfin beurlaubt ihn just in dem Augenblick, als er im Begriff steht, Kopfweh oder sonst etwas Vor linschiitzem um sich Urlaub zu erbit ten Als er iiber den Hof der väterlichen Wohnung zuschreitet, glaubt er sich gerufen. Er wendet sich um. Ihm ist, als sehe er oben hinter den rothseide nen Gardinen blonde Zöpfe, ein wei ßes Kleid. Er wartet —— das Kleid verschwindet Gar still und traulich isi es auf dein geräumigen Hose. Ein paar Truthennen, zwei weiße Taub chen, die sich von dem Gesliiaelhof hier-· her verirrt haben, halten zwischen den bemoosten Steinen eine stillvergnügt-: Nazzia aus verlorene Kärnlein ab. Vollendg einsam und traurig fiihlt sich Felix, alg plötzlich aus dem acdtfueten Fenster die Klänge eines Fliigels zu ihm dringen. Das ist sie! - -- Das ist Sehnsucht »aber wenigstens Begreisen .neinei Sehnsucht!« fliisterte er, indem er den Atbem anhält. Die Tone finden in seinemHerzin ein Echo und er weint bitterlieh Vor den Truthennen und Täubehen braucht er sich tein.-i1«-;wan(; aufzuerlegen E. Je rtc Felix hat Besuch bekommen, eiuen Studiengeuossen, der zu seinem Freunde seinen Talenteu und Erfol gen mit unoerhohlener Verehruna neidlog einnorblickt. Nach der Abend mahlzeit unternehmen beide einen Spaziergang in dem zwlngerähnli chen Theile deg ·Zchlos),garteiig. Die Dämmerung bricht herein, und Felix schwärmt, seine Empfindungen ganz dem Einflusse der beginnendeu schö nen Soiinnernacht iibiilassend Seine Wünsche weiß er dem andachtigen Freunde uiit jo lebhaften Farben zu schildern, daß sich die Greuzlinie zwi schen Ersijlltem und eben nur Ge ioiinschtem immer mehr oerwischt »Und nun, mein Lieber«, ruft er aus« während er sich an der Seite des Freundes aus eine im Gebusch ei iieö Roudelss versteckten Bank nieder läßt, »und nun sollst Du endlich auch das große Geheiinniß meines Glückes hören! Du glaubst hier in einem al ten Schlosse gewöhnlichen Schlagesz zu sein« nicht wahr? Fehlgeschosieni Du bist hier im Himmel, oder wenigstens im heiligen Vorhofe des Himmels Wenn Du das Mädchen sehen ioiir dest, das ich täglich sehen dars, da- ich liebe - Du iviirdest nicht daran zwei seln! Jetzt sreilich, jetzt steht sie ’noch hoch über mir — - sie ift eine Gra fin, ihr tvird das Schloß qehdren, die fer Gatten, die Wälder und Fels-cr, so weit Du dort siehst Du staunst iWit Dichter dürfen die Aitaen zun: Höchsten erheben! Hier auf diesem leäntchen haben mir aefessen, hier hab-. ihre Hände kiiffen dürfen hier Idurfte ich Worte aus Engels Munde ihöretr daß ich aeliebt bin ; Der qute Felix erlaubt an alles-, roaLs Her faqt obwohl es in Wahrheit nicht-Z anderes als die iollften Flunteteien jeiner kindlichen Phantasie sind. lfr Itnill fortfahren, das einaebildete Glück seiner jungen Liebe zu schildern da irauscht es hinter ihnen Von der mit ihrem Sitze lorrefdondirenden Bank .c«n der anderen Seite deg Rand-le- er hebt sich eine Dante die lsosniefie Patria helix erbleicht Wer hätte ahnen können, difi fie gerade heute tu so un— ·aen)ohnter Stunde . Sie schreitet rasch an den sprettnden dotiider. Dein armen Felix .1)irft sie reinen Blick in der mit eine-n Male lftiirinifche Bluttvellrn aeaen feine Schläfe preßt Dieser Blick diefeg itziicheln das inmitten der Dämme tungsfchaiten fast aefpenftifch er tfcheint, läßt keinen Zweifel iibriat fie that alles aehkrtl si W Von diesem un lücklichen Abend II gebt der Rentniei erssohn der jungen schönen Gräsin aus dein Weg, wo nnd wie er nur kann Er slieht den ask nnd die beschatteten verrätheri cheu Ruheplätze, er flüchtet sich in sein stille-Z Ziininerchem Dort hinein grü ßen die hohen Winsel der Kastanten. »Sie beugen sich leise, sie nicken ihm zu, kund er kann sich einbilden, daß sie wenigstens die vorschnellen und vor witzigen Träume eines wunsrbreichen Knabenherzens begreifen, der endlichen Zierwirtlichung siir sähig nnd würdig alten· M Unin- Klei I Cada. l Wir haben betanntl ich längst unser i«Klein : Deutschland« nnd viele an sdere Lljiiniatur : Ausgaben von aus war tigen Ländern in den Ver. Staaten und seit fünfzehn Jahren haben nir auch ein sehr let-endige- Klein Cuba, jdas in diesen ausgelegten Tagen schon « Zweit-m seiner Lage noch manchmal die ".-lusnicrlsan:leit ans sich ziehen dürfte. Z Zwar let-i in mehreren Großstiidten Iunsere-Z Lande-, in denen das edle sTtiaucherkraut sehr schwunghait verar beitet wird, eine nicht unbetrachtliche Anzahl Cubaner, namentlich in Go wthain »Klein- Cuba« jedoch liegt in unserem siirlichsten Staat, welcher jetzt ialg Ausgangggeoiet mlilitärischer Ope irationen noch mehr als-« früher in den lVordergrund tritt; es- wird von sen Florida er Countieg Hillgboro und Ranatee gebildet Fast ist der obige Titel etwa-:- zu bescheiden; denn es leben hier reichlich 5(.),000 Culzaner, iund dac- ist schon eine recht stattliche iZlJiiniatur Ausgabe C-ubas, wenn man bedenkt, daß die ganze Insel, um die sich jetzt so viel Weltgenliichte dreht, heute nur etwa 1,-0(), H) Einwohner hat Man kann sagen, ka-; es zur Zeit zwei cubanische Repuvsil en iibt; eine im Innern Cubag selbst n J die andere im westlichen Florida. ! Die Bildung der le irre-r sozusagen verjüngten cubanischen Repribik be gann vor anderthalb Jal)".zel,siiten; die ersten Pioniere ließen sich in steh-West nieder, das ja Haoana atn nächsten lag, und dessen Boden und .’c·lim—.i so gute Gelegenheit zum Anbasien von Taba! höheren Ranges boten. Erst in ten letzten 4 oder 5 Jahren sind die Tuba Iner noch weiter nördlich gegangen und haben sich auch über das ganze Fest land hin verbreitet. Die Heime von al len diesen liegen in einein Radius Von 50 Meilen um Tampa herum. Lliielz das Land hierherum ist sehr geeigne siir Tabatbau befunden worden, ob wohl eg- durch Hunderte von Meilen Sumpfländereien iden ,,Everglades«) von Keh West getrennt ist, und der Jn halt der bei uns vertausten »Havan.1 Cigarren« tomnit zum graszea Theil von hier. , Ein großer Procentsas dieser Leute sind Flüchtlinge, welche den spanischen ’Gesiingnissen oder nech Schlimtnerenk entrinnen wollten« Die Uebrigen sind ihnen freiwillig gefolgt. Viel- kamen einzeln; Andere aber, desonoerJ in den letzten Jahren, brachten Familien init. Er- ist tauin glanblich, wag fiir ein Haß gegen Spanien hier glüht, und eg ist .n Tampa lind einige vierzig Meilen im Umkreis stets-« lebensgeiahrkich, irgend welche Sympathie siir die Don-i ans zitdriickein Diese Leute lieben dass Vergnügen leidenschaftlich, und selbst die Hochsotn mer -!lläcl)te sind den schwarzaugigen Cavalieren und hübschen Senoritasss nie zu warm, um sie abzuhalten, oon Sonnen - Untergang bis Sonnenauf gang das Tanz-dein zu schwingen! Das Tanzen ist hier nnzertrennliai von al len großen und tleinen EIN-tun ein schließligi der kleinsten Minuten-Uf faire; nur Leichenbegänginsse und Sonntags Gottegdienste sind davon ausgenommen Jm Allgemeinen be ginnt hier der Arbeitstag inLt Sonnen aufgang und endet mit Eint-einnim ganax doch leistet man sich «n Den zwei oder drei wärmsten Stunden degTaaes eine »Siesta«. Jn den belebten nächtli chen Vergniigungs Sirenen unterschei det sich Tampa fast gar nicht Von Da dana. Wenn Diese wienicneniinoer seen ver gniiaunqgsüchtia find, und Dis Gelb bei ihnen leichter geht, als Sp« tonnnt, so darf man sie darum doch durchaus nicht fijr liederlich oder schleunnerpost halten. Ganz ini Gegenthsksll ;,hre Lebensweise ist eine recht einfach-, unb ihre hauptsächlichen Nahrungsuittcl sind die, hier iiberreichlich er.).ltlichen Fische, Obst, Maigbroi nnd einige tre niae Geniiise Artikel Außer dem od linaten Kassee trinken sie billige Weine nnd eine Art Abtochuna von Orangen sast. llnrnäszige Trinter gibt es nur äußerst wenige bei ihnen. Und an si nanciellec Ausonserungåsähigteit für die Freiheit ihrer alten Heiinath stehen sie fast ohne Gleichen in unserer Iseit do! Uebrigens sind das Sternenbannser nnd die rubanische Freiheitgslagge bei ihnen stets nebeneinander zu sehen. Tausende dieser Klein anbanek dürften wieder zueiirlwandern, wenn Cuba unabhängig ist« aber bei Wei tem nicht Alle. Beim Oelmttioverms etc-. »Nun, Herr Baron, enttiiusctie ich Sie nicht bei der persönlichen Bekannt schaft«?«·« »Ach Gott, meine Gnädige, ans die sen-« nicht niebt ungewöhnlichen Wege macht nian sich eben aus Alles· gesaßt.« » . ...-.-. « - -Ein Mißverstäiidniß. Madame: »Sie wollen bei niie cilg Dienstmäd chen eintreten? Haben Sie auih schon in qroszen Hänsern aedient2« — Die Jungfrau: »Bes, Mam! Dac- Teue iiienthaus, wo die Grocersleute wo - ;nen, wo ich zuletzt bei war, ist se S ;Stories boch.«