Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (May 27, 1898)
Evas Liebe. Mute Idece hindermmm l l. Fortkiunq ) . M tut zu mir. Es war niemanr m der Ehe, so konnte ich wenigstens gingt-at leise Eber feine liebe Hand den. Ob mit nicht kalt lei? Ob ich leine Jacke anziehen wolle? sp Ich lachle.- »Bei ver Temperatur Jch habe überhaupt nichts mitgenmn men.« »Aber Du hast doch das dünne roh Kleid an.« »Die andern Damen find ebenso leicht angezogen« »heben sich aber auch alle schon ein seinilli.« lichem-te mein einensinniqer. zukünftiger Tyrann. Da hatte er tecbif Sie Waren alle lchosn in die Plain und Jucken qes schlüpft nnd zogen sich nnn sogar schon eine nach der andern in die Kniiite Jus rück. Ich all-er konnte mich nicht trennen von dem gelben Himmel mit he» schwatzen Pappeln davor, ich mußte MS Wasser schauen, unverwandt, in die endlose, teilförmiqe Furche, die der Dankt-fee hinterließ und besann mich wieder einmal wie so oft darauf, welch’ ein glückliches Menschenkind ich bin! Ja, ja, Liefe. das ist geworden aus Deiner vernünftigen alten Eva. O 30. Septemiber 1895 Meine Liefe! » heute ift ein deretwiirdiaer Tag fur mich: ich habe nämlich meinen ersten Zank mit Willv gehabt. » EigenUich iiH nur ein Zanlchen nnd noch dazu um etwas so bqonders Dammes nnd Kleiniichezi Du wir-US W Klaus-en Ich muß sellkft noch W laden Und eben der Ksirontat wesen erzähle ich Dir's aleich und wörtlich Sselk Dir, bitte. folgendes vor. Mein Willy ergreift meine beiden M rmlv sagt mit inniaem Ernst in der Stimme: Liebling willst Das mir eins Wurst-IS' , » Ich dachte: .alles!« Und sagte la chelnd: ·Jdm?« .Daß Du das nachst ÆL wenn wir mitgchein eine Jacke mitninsttst.' Mir MS wie jemand der sich an schickt, sei-one Eisenaetvichte zu heben nnd findet plötzlich, daß sie hohl und von Puppe sind. · Mr lachen mußte ich til-er diesen. mit tragischein Ernst vornehme-Ihn Wunsch. Ia. wenw ich mir noch eine Erkslwnq geholt hätte bei der Wasser fubttl Aber nicht die SM! Und weil ich klin nur anlachte, wie derholte er nochmals: »Bitte versprich wir das, ja?« »Warum? Ich brauche keine Jacke, ich bin vollständig unempfindlich gegen ein bischen TemperaturweckkseL das weißt Du boch.« »Nun ja. getvißl« Er schien selbii nicht recht zu wissen. wie er’s in Worte kleiden sollte, »stel) mal, Du brauchst sie ja mrnicht anziehen, nur nimm et was mit, wie alle Damen klam, damit Du als einiiae nicht auffällst!« Du wirst ten Kopf schütteln, ebenso wie ich that: aber ich wiederhole Dir wörtlich, wie sich das wunderliche Ge spräch ais-wickelte »Du fällst mii,« hatte er qesagi. Das war nicht vkn Ein-n. »Saat’s Tante Mathilde oder Taufe Luisei«« fragte ich histiq. Er ging in die Falle. »Tante Lui e meinte es, und ich finde, daß sie ni i so Unrecht hat« denn ——« Ich zoa mei ne hänte ans den seinen. Beareiffi Du, Lieiel, wie der Name in vielem Augenblick aus mich wirten Musik«-? Was sollte ich nusi daran innen? Die qanze Sache ist wirklich zu albern, Im überhaupt ernst genommen zi- :er bm Da es aber eine thatsiichkiclse kleine Streitigkeit zwischen Willv und rnir zu werden rechte, so var ich wohl ge Magen, sie ernst zu nehmen« Lachen mußte ich trotzden DIE-, aber wahrscheinlich Links ein bischen gereizt Teilungen »Akso ich soll eine Jacke oder ein de: artiaes Möbel einen aankenssinchnsittag auf dem Arm spazieren trag-ken, obwohl ich bestimmt weis-, daß ich sie nicht brauchen werde. und warum? Weil andere Damen es thun! Köstlich!« »Aber es ist doch nur eine kleine Mühe« meinte er bewätiaeno »Mühe? Eine Komödie ist es,« sagte ich kalt. »Also Du willst mir den kleinen Ge sallen nicht thun?« Mein Gott, was thäte ich nicht siit chi! Einen ganzen Kleiderschrant würde ich spazieren trauen, wenn ich ihm eine Freude damit machte! Asbek das- er’s wünscht, daß er aus diesem Staiwpunki steht dis- er nicht einsieht, warum ich »Mit-, das machtmich traurig, tkohig, stumm. »Mit zu Liche.« Wie er das sagt! Wenn et es doch begreier wollte, daß es sich hier nicht M das »Was«, sondern mn das »Wa M:« handelt! Ei hat doch sonst sein Ding send-ein in dem wie uns nicht IesV-reden hätten. « Ich versuchte noch einmal, esihm klar zu machen, es aecang mir auch, vie es schien. " »Du hist Ia recht, aanz iecht«, sagt-: ek, »aber wde ei Dir denn so furcht sne schwer, Dich trohdem einmal en i Wiss Du ei nicht mit zu Lie hast« M so W gen-einen Nov zwi W seiden dein-de, sah mi ein en sitt seinen lieben und schönen Wagen nnd ließ den anzeni ssanber feiner Persönlichkeit an miet wirken. s Nach einei; stummen halben MinuteU sagte ich .ja«. Nur das eine Wort. Mehr brachte . ich nicht heraus. Mir saß es wie ein Knoten im Halse, und ich hätte am liebsten mit den Zähnen geknirscht.—«f ! Darüber find Stunden ver angen·" IJch werde den indtucl ni t los« igrühle Innner n darüber nach » Jch habe mich ganz ernstlich gefragt: JJOst es ein gewöhnlicher kindischet Ei- · jqenfmn, oder habe ich recht mit meinem · IStandvunltZ l T Vielleicht denkst Du auch: Wozu se viel Lärm? Der liebste Mensch oenj Du auf Etoen haft, bittet Dich um eine Kleinialeit, und Du kannst über-T hauvt zögern, aern und freudig »ja«l zu faaen! ! Unwilltürlich drängt sich mir der( Gedanle an Gretchen auf wie sie na) in einer solchen Laqe verhalten haben wsürbr. Ich bin überzeugt, sie würde freund-! lich lächelnd seinen Mnschen nachkom men, in blindem, fraglosem Autori tätsalanben Wäre das nun das Rechte? Warum kann ich das nicht? War-« um muß ich mich berumauälen mit ei-! nein Etwas in mir, das sich aegen dies» aedanlenlose Nachgean sträubt, mitl einer Bedarrlichkeit. die in keinems Berdöltnisz steht in der Baaatelle, ums die es sich handelt! Eine Bagatelle,? nicht der-Worte werth, die daruns schon gefallen, und viel weniger diesen Aus wand von Opposition, den sie bei mir hervorgerufen bat. Warum muß ich durchaus erst ein sehen, ehe ich mich stian Was ich nur siir eine unbequcmeNai tur din! Sogar für mich selbst. Saa« ’mnl, hast Du das an mir auch wohl recht unangenebsn empfunden2 Du bist ja meine höchste Instanz in solchen Dinger-, denn Du kennst mich genau, und ich-habe die Uebersrth riber mich selbst ausaenblicklich verlo ren. Jch weiß nicht mehr. wag recht und was unrecht ist. H Daß es Fälle aiebt, in denen man sich bestimmten Formen fügen musi, »auch wenn man sie innerlich belächelt, list ja selbstverständlich sobald man «wenigstens die Notbwmdiqieit dazu annähean einsehen kann. I Aber hier? Es ist wirklich zu lVUMMI . Ich brauch' sie ja nicht anzuzieh’n. «die Jacke: nur mitnehmen! Sieh. Liesc. gerade diese Konzession Irr-ist mich auf. Weil ich sonst »g:rssalle« —- isi es nicht eigentlich zum Lachens Es ar biitt wirklich eine tüchiiae Portion Ei telkeit day-, uns zu Henker-. daß man i davon thiz nehmen l«önnte. I M ich um m migkgxshikir d; meinte er-. bei mir trsiitde es ausfallen, ich bliebe überhaupt nicht leicht unbe arm-it l Nun erschrak ich shek anniin .uud irarumk Wodurch? « Des sei eigentlich nicht zu bestsi "ren, es läge in meiner ganzen Er scheinung vielleicht auch zum Tbeil in meinem brknetten Thous: aenuxr unt erenn ich noch so unscheinbar gekleidet leäre, ich würde stets bemerkt werden. jUnd dann fiel noch-das Wort »Mit-sch« und Aehnliches in diese Kateqorie Ge böriaes—das sollte natürlich ein Bon don sein. i O der Schlawberaeri s Aber aus Bonbons mache ich mir Haar nichts-, das saate ich dem unaus siehlichen Gardinendrediaer arad’ vor zden Kopf, und bäbsch auszuseben sei ich mit meinen sünsundzwanzig fab ren gar nicht mehr verpflichtet u. .tv. ; Ja sieb, Liesel, das war nun die Ge schichte unseres ersten Zanles, der mir geainahe ernstlich den Taa verdorben . "tte. " Aber nun. da ich Dir nun Alles er zählt, ist mir’s Tanz leicht geworden ,um’s Herz, und ich bin wieder ganz isideL l Um eine Jacke —- »tant de bruit!'« Nun adieu, sei mir gegrüßt! i Deine Eva. k V. S. ! Schreib mir doch bitte mal Deine Ansicht über die Sache, aber nicht ver saessem hörst Du! 4 8. Oktober 1895. Liebe alte Liesc! ! Du bist wundervon aufrichti, das lnmß ich sagen. Mit etwas zacfsaster Neugier betrachtete ich das Bild, das iDu da in Deinem gestrigen Brief von Srneiner Wenigkeit ganz ieeienrichig Eentrollstr T »Ja, Du besisest einen startenhang, sin manchen, an sich ganz tin-wesentli chen Dingen streng Deiner Eigenart jnachzu leben, und das ist sast gleich «bedeutend rnit ständiger Opposition sEs ist ost nnr ein ganz kleinetSchritt, der Dich dabei von den andern trennt, aber aerade den kannst Du nicht ina chen. Du möchtest wohl, Du würdest auch. wenn Du es nur einsehen könn test. Ader ehe Du»das»nicht han giebt es siir Dich kein FULL und wer am meisten dabei leidet. bis Du sekbsi. Wenn Du Dich auch stolz in Dich selbst zurück-Mist und sagst: ich bran che niemand. Du hatt eben einen har ten Schädel unter Deinen s rzen Haaren, mein Kind (,.Dickt « sagt man ganz trivial lsei uns in Wein-ha len), aber glaub mir, die Wände, durch die Du rnit besagtem Kopf so ern hindurch möchtest, find doch noch .r-s ter. Und wozu wären denn emch die Thüren dat« · Also ein »Dieses-F bin ichs danke verbindlichst. ·hattest auch wohl we nt s ein bischen was Rettei von in sagen können. Du! So etwai, an dem sich mein Nennen-« vie aus« Null gesunkenes Selbstbewußtsein ein wenig hätte attitichten können! · . Ja wirklich, ein guter Eindruck wäre mit heute bitter nöthig eweseni Kennst Du solche Lage seelischeei Depression, an denen man umhergehts steudlos, mäde verstimmt, ohne doch zu wissen, waran Denn wenn man das erst weiß, die Diagnose richtig ge stellt h-,:t ist die Sache schon zu rei vietteln gehoben! Man weiß es aber meisteng nicht, ist nur schließlich so weit, daß man nach einem guten Ein dtuel und sei et noch so llein, sehnsüch tiq ausspäht, wie ein Feierendec nach einem akmseliaen Sonnenstrahl Das nennt man ja wohl Stimmuni gen. Zu dumm. daß man sich als. Kultutmensch. Ende des neunzehnte-it Jahrhunderts, davon nicht emanzipis ren kann. Ich glaube, bei mit lonunt es dies mal von dem endlosen triefenden Re gen, der seit Tagen herunterttiipselt, · die Blätter von den Bäumen reißt und alles häßlich.sch1nutzi«a und grau macht. Du weißt ja, daß mich in jedent Herbst das langsame Sterben der Na-ll tut berührt. als wenn ich einen per-« sönlichen, schmerzlichen Verlust etlitte.; Und Willn habe ich auch seit Tagen» nicht mein aeielz’n! ( ( »Ach so«, trirst Du sagen, »daher!«j Nun ja. vielleicht hast Du recht. l Er kann sich mir augenblicklich nicht mehr ividinen, muß fiir Gret en ctlnnoncen aussetzen, Briese schreiben, Wege besorgen,Empfehliingen verschaf- » fei: und Gott weiß. was sonst alles. ( Sie ist so sehr unselbststandig und wenig energisch, die Kleine: sie braucht freilich jemand, der ihr in solchen( Dingen ein wenia ziir Seite tteht. Es ist hübsch den Willv daß er sich ihr so ganz zur Versünung stellt. trotz dem seine Zeit gerade jetzt ohnehin sehi gemessen ist der Doktoraroeit wegen. Tit-schrieb Dir doch, daß er seinen Doktor machen will nicht? Natürlich fliegt rnir als ein kleiner Ersatz jeden Taa ein Briefchen von ihm in s Haus Du glaubst nicht wel che liebe, entzückende Briese er schreit-H Q, da brauchst Du aar nicht zu lä-: cheln, der Kollettivnaine Diebes brgfe« deckt hier den Begriff noch langl ni t. Es sind eben treue Sdie elbilderj seiner Persbnlichteit. seines seiner augenblicklichen Seelean MW Ich ichs ikm ich höre ihn spte chen, ich habe eine genaue Vorstellung von seinem Denken und Eint-finden, sogar die kleine Unmuths-Ue M· wenn er fie zu verbergen sucht, finde ich sofort aus seinen Zeilen herauH falls sie eben beim Schreiben vorhan-; den war. l Cz mach-i mich so glücklich, roeniil jedes noch so sliichtiae Briefchen inir von Neuem sagt ioie nah wir uan aeistig stehen toie eng unsere Interes-! sen miteinander verwachsen sind, wief ils-»F das Seelenleben des andern mit- i Denndasist esdoch meine ichi tras den eigensten wohksien Kern der Liede iugniacht Und darum ist'S mir auch gar nichts schrecklich. wenn wir uns einmal einige Tage nicht sehen und sprechen —- — Das heißt —- das heißt, es ist doch recht schwer! Briefe sind immers nur ein Siirroaat, und heute, ja, da warte ich soaar aus das Suriogat ver geblich. Jst das denn nicht uner hört? Vergeblich horchte ich aus jedes Klingelm der Mann von der Privat-« vost init der ariiisaeränderten Mütze ist’3 immer nicht. »O, dieser Biiesträger mit den gril nen Streifen! Jch glaube, wenn ichs hundert Jahre alt werde, vergesse ichl die Erscheinuna diese-J Mannes nicht« hat er mir doch so manches Stück chen Himmel in’s Haus aetraqenl Wenn ich so ein kleines sestes Cou vert mit dieser-—diesei Schrift in der Hand halte-mein Athem setzt aus vor Freudeb-— Aber heute toninit nichts mehr. E ist neun Uhr Abends. Dieser Tag war leer. Gut, dasz er gleich voriiber ist. Morgen früh. ein Viertel nach acht, loinint die erste Post. Also noch fast Zwölf Stunden. Ich möchte recht rasch schlafen LebewchL inein Lieselchen, schreib inir recht bald wieder. ich freue ini til-er Deine Briefe. auch wenn nicht durch Regenwetter beistimmt bin. Eva. Meine Liefe. tbeuersies Geburtstagzkind. N Viel Liebes wünsche ich Dir von nanzem Herzen zum heutian Tage, möge sich das neue Jahr Die nur van der Sonnenfeite zeigen! . Soweit das eben auf dieser jämmer-v :lichen Erde möglich ist. Wieviel Glück wird man Die heute gewünscht haben, fern- unv naheste her-de Leute, und die ledteten minde Isieni sprachen es gewiß aus aufrich Ztickttem Eint-finden betont ; Und doch —- neun Dir was Gott verhüten möge, Lummer unv herbes Leid beaeanen werden, von wem aber kommt ei? Von eben benen, vie Die am innigsten «Glitek« gewünscht, von Denen, vie Deienm hetzen nahe stehen! Denn nur diese sind im Stande, Die wirklich wehe u tlsun, Dich im tiefsten Herzen zu tee ken; nur viele-— Abet was für AnwanblungeM B schwate jc wie ein alter Unglückjta etave ich! G kommt mir mit einem l um Bewußtsein, wie komifQ das tun-de ist. 5. 15. Otto-de- 1895 l Nein, wel Amt-U ,- le rischen Miit-spähn darui doch wahrhaftig keine Veranlassung« Gegentheilx mein innigstet Wunsch r Dich. mein Herg, iit der: mögest Du dald ein solches Glück finden, wie ich es gefunden habe! Nun aber tu etwas Realerem Weißt Du auch, daß ich die beifolgende Schürze nicht nur selbst gestickt, fon dern auch höchst eigenhändig zugeschnit ten und aenöln habes Jawth ich habe mir nämlich neu erdings eine Nähmaschine getauft und fchneidere mit einem Eifer, als wenn ich demnächst »auf Kundfchafi« gehen wollte. Muß mich doch langsam auf meinen einstiaen Beruf als Hausfrau vorbereiten. Deus habe ich die Sommersachen iveaaepackk, und nun denke, was fiir ein komischer Kauz ich doch bin: es wurde mit herzlich schwer, die paar hellen Fahnen endqisltia fort ulegenz es knüpft sich so manche liebe Erinnerung daran! Und als ich an die rofa Blau fe kam (die so oft gewaschen ist, daß sie kaum noch rosa aussiean da zog sich mir ordentlich das Herz zusammen, und es kostete beinahe ein paar Zinsn cksem mich von dem dummen Ding zu trennen. Mir war, als beariibe ich etwas. Schluß, Grule Eva. es. Liebe Liefe. Nein, wie Du spiifindig sein kannst: »Jn Deinem ganzen Briefe —- fast zwei Bogen Ottavarmat —- nicht ein einziaes Mal der Name Wilh-« — Aber freu’ Dich doch, wenn ich Dich ausnahmsweise einmal damit versihone und nicht hin. wie jener, von dem die Wassetfrau« »als sie wieder hinabge taucht« den Fischlein erzählt: » ————— Singt immer zu das eine Lied, Das Lied von seiner Liebe!« Mein Gott« was soll ich denn auch immer von ihm schreiben? Ich seh’ ihn ja fafi nie. Gretchen. Gretchen und noch mal Gretchen. das ist ietzt an der Tages crdnuna. Er ist eben nur noch ihr »Eavalier servant«. Nein. das llinat häßlich und gereizt; Pfui, Eva. damit lann ich dich wirklich nicht herlassenl Nichts ist doch natürlicher, als daß er ihr mit Rath und That zur Seite steht bei dieiim end- und erfolglosen Stellensuchen In dem einzigen Schreiben, das bis seht auf ihr Jnserat eingelausen ist verlangt die Dame, daß das betreffen de junge Mädchen die Gardervhe der fünf Kinder in Ordnung hält, fertig französisch conversiert, Klavier spielt, aus guter Familie, von positiv christ licher Gesinnung sei und allen vorkom menden häuslichen Arbeiter untersteht; dafür wird ihr ein Jahreshonorar von eitthtnderiundfünlzig Mart . ahrt und — wörtlich: Familien-ins luß bei den Machlzeiten D. h. sie braucht nicht in der Küche zu essen. human, was? Die kleine Grete muthlos gewor den durch die vielen Enttäuschungens— war dicht daran. anzunehmen. Jch habe meine aanze Ueberredungglunst aufgeht-ten um sie davon zutiiclzuhal ten. Dazu ist sie denn doch zu schade. Wenngleich ich andererseits ihr — und mir-von herzen wünschen möch te, daß sie bald etwas Annehmlic tes fände. Für sie selbst am meisten aus tausend Gründen — doch davon ein andermal. Ach. warum! Weshalb sollte ich Dir’s nicht gleich sagen! Das heißt, fasse es, bitte, nur als das auf, was es ist, nämlich als eine anfangs ganz flüchtige Wahrnehung meinerseits, die mir aber nach und nach fast zur Ge wissheit geworden ist. Ich glaube, daß Gretchen sich siir Willn mehr ils nur verwandtschasts lich interessiert. Man könnte sich noch nicht einmal darüber wundern. ich wenigstens kann es nur zu wohl begreifen; und daß er nicht mehr frei ist, ahnt sie ja nicht. Oh er es wohl aemerlt hat? Ich weist es nicht ich sehe und spreche ihn ja nicht. Immer Gretchen. und wenn nicht Gretchen so die Arbeit, diese gräßliche Arbeit. OICUD mik. CUV Olc Mllcl lll Das doch recht niederdrückend. Es haben sich nach und nach so tau send Dinge angesammelt, die ich mit ihm besprechen möchte und müßte, ich sehne mich von einem Tag zum an dern nach einer Aussprache —— immer den-ebens. Ihm gebt es ebenso; sein letter Brief, ein Zettel eigentlich nur, tleng riemlich ungeduldig, newdö und ge reist. Und um dem allen noch die Krone auszusehen waren wir heute in einer kleinen Adendaesellschast bei Feida Bo dendoris drei Stunden lang verur theilt. uns in Gegenwart fremder Menschen steis gegenüber zu sisen und »Sie« zu einander zu sagen. O dieser Matten und dabei konnte man sich noch nicht einmal ans den heimwea im stillen freuen. Denn eine andere Dame aus unse rem Pensionat. die Malerin Fräulein bewald. Du erinne t Dich doch ihrer, war auch unter den eladenem natür lich hatten wir den gleichen Heim-weg, und Willy brachte uns nach hause. »Dir sprachen »so viel und mancher Z B. sagte et zu mir: »Man-en Sie noch ihre großen Singt-mäng Halm-s Fräuleint" ; Noch genau-«- ssgie ich. I ei mast- esu wenn-schau- Ge sicht »So haben sich meine Tanten wohl nicht getret. als sie Sie allein arn See gesehen zu haben glaubten. Ich hielt ei allerdings bei dem un freundlichen Wetter nicht süt wahr scheinlich.« »Unfte1molich'i Es war köstlich an dem weiten, einsamen Wasser«. sagte ich RIEM- tvorauf er stumm die Ach seln guckte und vor sich hinblicktr. ! Und ich durfte nicht seine hände et areifen und sagen: »Willy, was ist Dir?" - Jch schluckte einen tiefen Seuftet muthig herunter und machte weiter Konversation Ob seine Cousine schon etwas Passendes gefunden hätte? ! »Leidee nein; es ist ja alles so über füllt in heutiger Zeit.« I Als wir durch eine Straße tanzen, die frisch gepflastert wurde, knüpfte ei ner Von.uns daran die Bemerkt-neu daß in L. eigentlich immer ein paar Stra fzen aufaeeissen seien. Und dann la men wir auf städtische Verhältnisse iin allaemeinen und auf Stadtvetorvnetc im besondern. I Jch kannte schließlich aar nichts nehr sagen, weil ich mich tödtlich ah gespannt fühlte. Meine Stimme klang müdexsnd bedeckt, mir war's, als wenn mir etwas die Kehle ruschniirtr. Dann waren wir an unserm Haus angekommen und oeradschiedeten uns formell. ohne daß Willy und ich auch nur ein einziges armseliges Wörtchen mit einander hätten wechseln können. Als die Hausthiir ins Schloß siel, iwar ich nahe daran, etwas Unertiörtee ’zu thun —- unerhört, weil natürlich — Izu ihm zu stürzen, troh Fräulein Ho wald und bei m lich e r Verlobung, wenn ais-h nur, um einmal mein Ge sicht an seine liebe Hand zu pressen, Kind endlich, endlich wieder einmal »Du« sagen zu lönnenl Natürlich that ich es nicht« man ist ja so verzweifelt wohl erzogen! Gelassen stiea Ich mit Fräulein Ho wald die vier Treppen hinauf und ließ imir von ihr lanaathntia erzählen, unter lwelch drolliaen Umständen sie im vori gen Sommer sie Frida Bodendorss aus Salt kennen aelernt habe. Sie schenkte mir keine Einzelheit. Und ich saate »Ach was« und »Ah« und ,.o wie lomisch«. Und dabei dachte ich: Jett noch eine Treppe, jetzt noch ein paar Schritte, dann bin ich allein I-— allein. Ja, endlich war ich’s. Aber ich hatte ni t schlafen lönnen. Meine Gedanken trersten wie aufqefcheuchte Vögel wild durcheinander. Darum setze ich mich an den Schreibtifch, und als ich Dei nen letzten Brief noch einmal durchlas, fühlte ich mich Dir, Du liebes Wesen, so nah, daß ich Dir schleunigst alle meine kleinen Erlebnisse erzählen .muf-.te. i Und wahrhaftig, es hat geholfen! Ich fühle eine angenehme Schläfrig teit lterannabem und ich bin lange nicht mehr so niedergedrückt wie noch »vor einer Stunde. F Also nimm’5 nicht so ernst, mein idem wenn ich mal ein bißchen kläg Llich aeworden bin; I nicht so schlimm! Was wäre denn im Stande. ein Menschenkind dessen Glück die Götter neidifch machen könnte. ernstlich und yandauernd iu tressenl Das schüttle ich ab wie der Pudel das Wasser. Ich bin nicht sentimental, Gott sei Dant, meine aute Laune bricht irnmer wieder durch. Glaub’ mir. wenn Du dieien Brief in banden hölft, bin ich längst wieder in sröhlichem Gleichgewicht Deine alte Eva. 7 21. Oktober 1893. Liefe, liebe Seele! Sieh, wie recht ich estern hatte; in nseiner Seele ist eine luth von Son nenschein! i Db eH wohl jemals ein Uhr wird heute- Je t ist es erst els; Zeit genug, Um Deine eugierde ————— denn hoffentlich beenn it Du vor Neugierde zu ersah Iren worum es so plötzlich ein Uhr wer ten soll --- zu befriedigen. Weil ich ein Rendez-vous habe mit meinem Willy. Jawohli Heute morgen kam der Grüngeriiw derte s—- ich hätte ihn vor Freude um armen mögen —- und brachte mir einen iBriei. aus ordinäreni Papier, wie man .;Hbsich wohl mal in Restaurants geben c- i Aus dem karrirten Bogen pragie Firma und Retlame in großen Buch istabem »Goldene Traube, warme und ikalte Speisen zu jeder Tageszeit; di Iverse hiesige und Exportbiere aufmerk same Bedienung« -—— u s.w Und dann kam die liebe handschrisi. «-— —- Es geht so nicht weiter, wir müssen uns einmal wiedersehen und .sprechen. Und zwar bald, dieser Zu jsrand ist unerträglich. Jch werde mich morgen Mittag eine Stunde srei ma chen. wenn ich aus der Universitätsbib liothek komme. Bitte sei um Punkt eins in der Nähe des haupteingans ge ." — Das ist so das Skeleti. Was er sonst noch Liedes und Entsiiciendes schreibt, das biehalk ich siir mich, das ist wie ein kostbarer Schat. den ich ei sersiichtig iite und — es gegört ja auch nicht zur che, ni twa r Aber dieser Brie mit der goldenen Firma und den «warmen und kalten iSpeisen zu jeder Tageszeit« — dieser Brie wiegt acht tummervolle Tage reichlich aus. Dies heute überhaupt! Aus dem kalten Morgennebel ist ein vonniger Tag gaiegem Wie ein tiesdkaues Stück mmet spannt sich Idee himmel hinter der rauen Kirche« lugt durch die sast ent ans-ten Rasta Inei- - säume mit ihm leiten seid ehen Blättern. Alles trägt warme, "euchtende Töne, ain glühendsten die rothen Weinranten, die da itber die alte raugtiineGartennraiier getlettert sind; u weißt doch, die Mauer. hinter der trir immer so eine Art Paradies der inutheten und über die wir so schrecklich gern einmal hinüberaeschaut hätten. Ich weiß immer noch nicht, was da hinter liegt, asber wo sitr mich heute ein Stückchen Paradies ist, das weiß ich. Mit einer großen Sehnsucht nach vielen schönen Blumen bin ich am Morgen aussen-acht Und weil heute rin so glücklicher Tag ist« werde ich mir auch welche tausen. Lanae, schlanke Chrysanthemen für meine Vase. ein paar iothe Nelten mn Anstecken, und etwas gani ausae ucht Schönes und Duftiges lasse ich mir in Seidenvapier einwickeln, damit soll »er« sein Zimmer schmücken. . ..L«ic—ute inusz ich iinmal ein bißchen leichksinnig sein, trovsenweise will ich diesen Gliickstag schliiisenZ Jetzt ist eine Stunde vergangen; wenn ich mich langsam aus den Weg mache, an der Post voriibergehe, um diesen Brief in den Kasten zu wessen, bin ich arad’ zur rechten Zeit ari Ort und Stelle. - Ich grüße Dick- tausendmal! Eva. » V. S. « Ich bedaure doch wirllich jeden Menschen, der nicht ich ist! CFortsetzuna folgt ). « Von Dimaer ae riesen. Die sensationelle Freisprechursg der Lcuiie Menard durch das Zuchtpolis zeigcricht von Chateawaierrysso schreibt man aus Paris ·— beschäftigt die öffentliche Meinung no:h immer in so hohem Grade, um so mehr, als es bekannt geworden ist, das; der Gene ralitaatsantvalt von Armean Veru fung »a minima« gegen dao Ertennts nifz eingelegt hat, und zwar, wie ver lautet, auf besonderen Wunsch desw stizminifterö Milliard. Die reat to niiren und repriblitanisch-konservati ven Blätter. allen voran die durch ihre heuchlerische Wohlthätiateitsmache so wie rellamehafte Philanthropie be lannten aristotratischen Organe »Ti garo« und »Gaulris«. sprachen s n von einer »revolntiona·ren Justiz«, die im Begriffe sei, an Stelle des geschrie benen Rechtes das «Naturrecht« u setzen und das »Recht auf Diebstah " zu protlanriren. Louife Menard aus Charln hatte allerdings einem Bäcker ein Brod gestohlen, aber erst, nachdem sie selbst. ihre alte Mutter uno ihr dreijähriges Kind während voller 36 Stunden gefastet hatten. Der über aus gerecht und human dentende Rich ter Magnaud stüßte sich nun bei der Abfassung seines freisdrechenden Ur theils auf den Paragraphen 64 des Strafgesetzbuches, der fol endermafzen lautet: »Weder ein Be rechen, noch ein Vergehen liegt vor, wenn der An Tgeschuldigte zu der That durch eine »Gut-alt gedrängt wurde, der er un Ifähig war zu wider-stehen« Diefe »GeOalt, meinte der Nichter, war in ldiefem Falle der physische Hunger, Tganz abgesehen von der Sorge einer lMutter um das Leben ihres Kindes. iNun ist es allerdings fraglich, ob die höhere Instanz, bei der der Staatsan walt Berufung eingelegt hat, derselben Ansicht sein werde, aber von einer Beu gung des Rechtes oder einer Richtun wendung beftehender Gesetze durchlliich ter Magnaud lann teinesfallö die Rede sein. —-— Die im tiefften Elend befind liche junge Frau ist gleich nach ihrer Freisprechung mit Mutter und Kind noch Paris gekommen um der üblen Nechrede gehässiger Nachbarn in ihrem Heimathsorte aus dem Wege zu gehen. Infolgedessen und wegen der Geheim baltnng der neuen Adresse war es zahlreichen mildthätigen Personen. die ansehnliche Summen zur Unterstii ung derNrthleLdenden gesammelt und t ils an den Bürgermeister von Chateaw Thierrn übersandt hatten, nicht mög lich, diese Unterstutzungen aushändigen zu lassen, so daß die Unglücklirhen von Neuem in Noth geriethen. Erst in den letzten Tagen ist es dem Eifer hiesiger Journalisten gelungen, der Aufent haltsort der Familie ausfindig zu machen, und diese so in Stand zu se tzen, die Rückkeise nach der Provinz an zutreten, um die gesammelten tausend Francs in Empfang zu nehmen. Eine sozialdemokratische Gründung, die Flensburger Genossen schaftsbäclerei. ist vollständig verkracht nnd das gesammte von den Arbeitern emge ablte Kapital bis ans den led ten « senniq verloren gegangen. Dass die Unternehmer denn noch nicht im mer aus Rosen gebettet sind, scheint dem dortigen sozialdernolratischenProi vinzial-Organ aus diesem Vorsomm nisz tlar geworden zu sein« Das Blatt schreibt wörtlich: »So mancherGenosse, der seine auer ersparten Arbeitergroi schen eop ert bat, ist nun um eine bit tere rsahrung reicher, zumal in die sen Tagen vom sicntursoerwalter noch 75 Prozent Nachschu gerichtlich ein« getrieben werden. ancher Arbeiter wird wohl tanm diese Sumrne aus bringen können. Einzelne Seil-langs aussorderun en repräsentiren silr einen Arbeiter liege Beträge, 150 bis 200 Mart« die geringste Nachzahlung be laust irch auf 15 Max-. Wahn-w mit hin eine siernliche Anzahl Arbeiter in große Ko aniitätendjeratben ts, wurde die Fabrik der enoisenschast von einem Grundstücke-Spetulanten einst weilen pachtweise übernommen. Die ses Vortornrnni ist eine ernste Mah nung an die wetten sich von allen unvorsichtigen Gründungen sern zu halten«