Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, May 27, 1898, Sonntags-Blatt., Image 12

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    1848
Ein weltgeschichtliches Dran1a.
Von Johannes schen.
Fänfzig Jahre sind jeßt vorüberge
tauscht seit dem Aus-brach der Revolu
tion in Deutschland seit der Zeit, wo,
zum ersten Male in deutscher Geschichte,
sich das Volk nicht um seine Fürsten
fckpattc um für sie einzutreten, sondern,
Iwo es sich erhob, swo der deutsche Michek
endlich sich reckte, um g n die ange
siammten Herrschechäuser üt sein eige
nes Recht die Faust zu erheben.
Weshalb es so kommen
mußte.
Ein großer Theil der Setzt welche
die blutige Ernte svon 1848 zeitigte,
wurde schon 1815 ausgestreut; die gei
stige Beschränktheit die ein-gebildete Un
sehlbarteit dreier Herrscher, die elende-«
Persidie eines Metternich haben das
zu Wege gebracht. Wohl spricht der
Unkundige, der idon der deutschen Ge
schichte nur das Revolutionsjabr tennt,
von einem «tollen« Jahre, in dem Nie
mand wußte. wer Koch noch Kellner
war. Wer aber einen Ueberblick ge
winnt von jenem Moment an, wo der
Korse nach St. Helena verbannt wurde,
bis zum Ausbruch der Revolution in
Paris am 24. Februar 1848, der muß
erkennen, daß die Erhebung der Deut
schen gegen ihre »Fürstenhaus« nicht die
tolle ephenvere Laune einer verwirrten
und verhetzten Boltsmenge gewesen« son
dern die nottut-endige, logische Folge von
Uebergriffen und Knechtungen der abso
luten Monarchie, an denen das furchtbar
granste Wort Schiller’s sich bewabrheiiet
t :
Das ist der Fluch der bösen That.
Das sie fortzeugend Böses muß get-äh
ren !
Opfer des Volkes«
Das deutsche Volk war mit Begeiste
rung in den Kampf gezogen, hatte Gut
und Blut geopfert, hatte die Weltberr
schaft Napoleons des Ersten zertrüm
mern helfen. Man nannte den Riesen
tanwf den »Freiheitstrieg«. Die drei
Herrscher Friedrich Wilhetrn der Dritte
von Preußen, Alexander der Erste von
Russland und Franz der Zweite vor
Oesterreich, sie athmeten auf, denn Na
poleon hatte ihn-en geroaltrg harte Nüsse
zum knacken gegeben und jetzt um seine
Macht fiir immer zertriirnmert Jn
ihrem Jubel versprochen sie dem Volte
die langersehnten Versassungen, die
Gleichstellung Aller vor dem Gesetze.
Der König von Preußen erließ eine
Proklamation, in welcher er verhieß:
Heeiheit und die Berechtigung aller
Stände, in Staatsangelegenheiten eine
Stimme zu haben«. Die »Wiederge
burt Deutschlands-« war in der russisckk
Preußischen Erklärung von Kalisch in
Aus-ficht gestellt und selbst der Zar Ale
xander hatte sich mit liberalen Ideen ge
briistet, hatte unzählige Male von »Frei
heit« und »Vaterland« gesprochen.
Der Krieg befreite die Welt von Na
voleon, aber befreite nicht die Völker-:
es war ein Fürstenfreiheitstriegt
Gebrochene Versprechen.
Bald erkannten die Herrscher-, daß
das Bolt auch aus die wohl-verdiente Er
füllung der gegebenen Bersprechungen
rechnete. Am 26. September 1815
wurde von dem Dreibtatt der BundC
der »heilng Bund der christlichen Liebe«,
geschlossen, dem alle europäischen
Mächte, ausgenommen England, die
MrkeLUUd der Papst beitraten. Die
Mitglieder des Bandes sollten sich ge
genseitig Beistand leisten. Beistand »
gegen die Canaille Volk !
Der Wiener Congreß. sluclxoiirdigen
Andenken5, baute den Bund aus; ein
Metteruich stand an seiner Spitze wenn
auch versteckt; ihm lag nur an der
Macht der Wegen alles Andere
war ian Nebensache Das Resultat
des Wesseö: Deutschland erhielt
eine neue »Berfatsung«. die sogenannten
Bandes-MS durch welch Deutschland
in neunundbretseig Vatnlitnder, darun
ter vier freie Städte eingetheilt wurde
und —- die früheren reichternmittetbaren
Fittsteru Grafen und betten wurden
wieder mit Privilegien ausgestattet ais
JStandeiberren« emt ver niederen, lan
Will-n Mit äber »die Bewohner
Mkcheiefnchümlichm Löwveestrecknf
mag vak- prenurar oes Wienev Jus-m
gresses das der Dank der Fürsten an
ehre opferfreudigen Völker!
Der Bundestag.
Das Organ des Bundes, dieser aus
schließlichen Vereinigung der Fürsten
und Regierung-m war der Bundestag,
der in Frankfurt a. M. in der Gehen
heirner Gasse zur Schmach Deutsch
lands ein hallbes Jahrhundert hauste.
Ueber dem großen runden Tisch mit sei
nen 30 Schlafsesseln hing ein mächtiger
Kronleuchter von venettanischem Krys
stall an einer starken seidenen Schnur.
Diese Schnur war schwarz und gelb.
Das sind die Farben Qesterretckfs und
dem MEsandtenHerinsel
schwebte maWschend und herrschend
derMst MMDS
Erst dem eisernen Kanzler wohnte
die Titanentraft inne, diesen Geist zu
hinnen, diese Drahtpuppen in alle vier
Winde zu jagen.
Wie die drei Allianz-Für
ften aussahen
Vor Allem ist es zum Verständniß
der Unzufriedenheit der Völker, welche
sich 1848 zur Revolution steigerte, nö
thig, jene drei Fürsten tennen zu ler
nen, welche die großen Opfer an Gut
und Blut ihrer Unterthanen mit schnö
deftem Undante belohnten Auch hier be
wahrheitete sich das damals richtige,
geistreiche Wort Oxenftierna’s: »Man
glaubt nicht, mit welchem Minimum von
Weisheit die Welt regiert werden kunn«
Das Haupt der heiligen Allianz war
Alexander der Erste von Russland Jn
ihm und feinen Genossen regte sich das
unbehagliche Gefühl, als müßte etwas
geschehen, um dem idealen Schwung der
jüngst ver-lebten Zeit, der in den Gemü
thern noch nachzittertr. wenn nicht in gu
; ten Thaten. so doch in guten Worten
i folgen zu lassen und die ersten Hoffnun
s gen mit neuen hinzuhalten Aus dieser
; Stimmung heraus ward das wunderliche
i politische, religiöse Bündniß geboren und
i »Hei!ige Allianz« benannt.
)
f Derzarserleranoen
Alexander, in dessen Eisfteppen das
Heer Napoleonå seinen Untergang ge
funden, war Herrscher des größten Rei
ches der Welt. Seine Mutter, eine geba
rene Württembergerin, lptte ihn nach
Roussecnfschen Grundsätzen erziehen las
i sen. Er war ein Phantasi, hielt schöne
FRedem aber ihm fehlte jede Ausdauer
sdes Handelns. Sein Erfolg hatte ihn
J berauscht und in seinem Größenivahn
: hielt er sich für ein »Werlzeug der Vor
sehung«. Er verlor sich in den Jrrgiin- .
gen einer frömmelnden Mystik. Da
- brauchte nur noch die halbverriickte
Schwärmerin Juliane von Kriidener zu
kommen, um den schon halbumdüsterten «
Geist des Despoten mit überspannten’
Projetten zu erfüllen. Sie traf 1815 in (
Heilbrvnn mit ihm zusammen, folgte i
ihm nach Paris und hielt ihn, den
Alleinherrscher über Millionen, dort un- J
ter dem Publikum ihrer männlichen und
weiblichen Betschwestem Dort lebte er
sich in die Jdee ein, daß die Allianz im »
Namen der »christlichen Liebe« die frei- -
heitiichen Bestrebungen nieder-zuhalten
habe und er von den Ueberbleibseln der
vorrevolutioniiren alten, verrotteten Re
gierungssysteme Alles retten müsse, was
noch zu retten sei. Napoleon, in dessen
Freundschaft Alexander sich eine Zeitlang
wohlgefiel, nannte ihn einen »bhzantini
. schen Griechen«, oder auch mit dem Na
i men seines berühmten Schauspielers,
T »den Talrna des Norden5". Es roar me
T niger die Sache des Zaren, schwere Auf
i gaben ernst, aufopfernd, mit Bebarrlich
teit zu lösen, als vielmehr die Rollen gut
zu spielen, in welche die wechselnden Zeit
verhiiltnisse ihn warfen. Daß er bei der
hervorragenden Stellung die er in der
europiiischen Politik einnahm, seine Aus
gaben Rußland gegenüber vergaß und
verabsiiumte, ist tein Wunder-. Er nahm
einen Ansatz, um die russische Leibeigen
schift zu beseitigen, doch -— Worte,
Worte, Worte!
So war der Mann beschaffen, der als
das Haupt der heiligen Allianz sich brü
stete.
Kaiser Franz und Wetter
nich.
Jn Oesterreich herrschte Kaiser Franz
der Zweite, der die deutsche Krone 1792
niedergelegt hatte und als österreichischer
Kaiser Franz der Erste oon da an re
niem.
Sein Charakter war eine eigenthütn
liche Mischung von Gutmüthigkeit und
Herzenögiite, von Ehrlichkeit und Falsch
heit. Bei gesundem Urtheil in Einzelsta
gen betoies er vollen Mangel am Be
greisen großer Gesichtspunkte; vielge
schästig neugierig eiserfiichtig Alles zu
erfahren, um die Dinge je nach Umstän
oen rasch und barsch zu entscheiden over
träge binzusckyleppem aus der anderen
Seite jede tiese Arbeit fcheutno unwis
send, gleichgültig ein vollkommener
Egoist und nicht gewillt, von feiner
Mnchtvolltommenheit auch nur ein Jota
dem Volke abzugeben, trotz steterFreund
lichkeit im Umgange, trotz seiner Miene-r
Aussprache, die ihn beim leichtlebigen
Volke beliebt mochte.
Gesetze des Fortschritts unter den
Menschen hatte dieser beschränkte und
enge Geist, dem die dumpfe und licht
schrue Religiosrtiit der Habsburger ge
nithe, niemals begriffen und verstanden
Er traute nur einem Menschen: dem
Fürsten Meng Lotbar von Metternich
Geschick benutzte dieser die ungewöhn
liche Gunst der Zeit von 1813, um
Oesterreich wieder aus den Demüthigun
gen der Napoleonischen Epoche heraus
zubri en und sich selbst das nöthige Geld
für Peine- maßlose Verschwendung zu
schaffen. So bedeutend er als Staats
mann und Diplomat gewesen, er wurde
der Fluch Europas ebenso, wie der seines
Vaterlandes Oesterreicks denn er ng
oie Stmtsmaschine zu einer ge« lesen
Stabilität, von der sie sich heute noch
nicht hat erholen können. Sein Prinzip
war, das Bestehende zu erhalten und ehe
Anfechtung , dieses Bestehenden durch
Niedertracht der damaligen Polizei aus
zuwitterm zu bannen und mit brutaler
Gewalt niederzusckslagem
Die Stürme der Pariser Nevolution
waren bei dieser Staatskunst der Ein
schläierung, ebenso wie die großen An
regungen der klassischen Literatutperiode
Deutschlands beim Volke spurlos vor
iibergegangem Das war Metiernich’s
Werk und Kaiser Franz tröstete sich und
die Wiener Bevölkerung mit den Wor
ten: »Es halt beim alten zu lassen«: so
lange er und Metternich lebten, würde
oas ja sicher möglich sein.
Friedrich Wilhelm der Dritte
v o n P r e u ß e n.
Ter Dritte im Bunde war Fried
rich Wilhelm der Dritte. König von
Preußen. Sein Vater, Wilhelm der
Ticke", hatte an Jmmoralität nichts
zu wünschen übrig gelassen. Am
Morgen des 16. Nov. 1797 war der
selbe einsam im. Marmorralais zu
Potsdam gestorben. Das Gesindel,
mir dem er sich umgeben, plünderte
nun ohne jede Scheu. Kein Mensch
weinte ihm eine Thräne nach. Das
Voll verachtete ihn und die Tafeln der
Geschicht: verzeichnen nichts von ihm.
Sein Sohn Friedrich Wilhelm der
Dritte war das Gegentheil seines Va
ters. Mäszig und sittenstreng wollte er
gerecht sei« Jedem gegenüber-. Er bei
rathete mit32 Jahren und diese Ehe
lebt wie ein heilige Sage noch heute
E im Munde des preußischen Volkes.
jAus der frischen, reinen Quelle dieses
ehelichen Glückes verjüngte sich das
Hohenzollerngeschlecht
fian tann mit Recht sagen, daß die
« edle Frau welche dem herdfeuer des
preußischen Königehauses die wohl
thuendste Wärme gab. die National
heilige des Preußifchen Volkes gewor- ·
den ist. Bisher gab es nur einen Hof
mit verdorbenen Sitten, jetzt wurden
die schlimmen Mächte dieses Hofes von
den Stufen des Thrones gejagt, und
statt der iivpigen Hoffeste fah die er
staunte Welt am Königshofe ein trauli
ches Familienleben, wie es etira ein gu
ter Berliner Bürger einfach und herz
lich führte
Dcni jungen Herrscher war das
Pflichtgefühl eigen, das seitdem dasi
Hohenzolleinhaus nie verlassen. Gleich’
nach seinem Regierungsantritt iprach’
er e: öf entlich aus, daß er das Rö- T
merwortI »Salus publica suprema .
lex« idas öffentliche Wohl soll dasj
höchste Gesetz sein) zum Wahlfpruch
seiner Regierung machen wolle. Frei-;
sich, die sozialen Reformen die fpäteri
durch die Stein- Hardenbergische Ge
setzgebung den bei Jena zu Boden ge- »
suntenen Preußensiaat zu glorreicher
Höhe hoben, hat er nie verstanden. -
Leider schuf sich der König dass
Personal einer Privatregierung, die
von den Ministerien und der Provin- :
zialocrwaltung unabhängig war und.
wenn auch nicht formell, so doch that
fächlich iiber jenen Behörden standU
Fortan gab es eine Kabinetsregierungf
Und das wurde Preußens Flucht Wer »
Geist hatte. wurde von der CamarillaI
an die Wand gedrückt ; der König, des- ,
fen Gesichtstreis an Beschränktheit
nichts zu wünschen übrig ließ, hörte
seine Rathe und schtrelgte in dem"
Selbstgefiihl der Pflichterfüllung Wäre
er nach Jena gestorben, hätte er den
Sturz Ncpoleons nicht erlebt, als Herr
scher würde ihm die Geschichte tein weni
ger trauriges Denkmal setzen, tros sei
ner Moraiitiit, als seinem corrupten
Vater Friedrich Wilhelm dem Zweiten.
Und wie beschränkt war er, wie hielt
ihm die Camarilla die Scheullapven
vor !
Als das Voll nach Breslau ftiirmte,
dem Könige entgegenjubelte, als Jung
und Alt »Zu den Waffen« rief. da —
; hatte der König die Vermuthung das
Both das vor feinem Balton wogte und
f jubelte, wolle —— revoltirent Nur der
- äußersten Beredtfamteit trefflicher
sPatrioten gelang es, il,m die Unter
l fchrift zu dem Aufruf an mein Bott«
j der ganz Deutschland i:i Flammen feste
zu erzwingen.
Wir Deutsche lächelten 1870 als
die Franzosen in Paris sich beifer
schrieen: »Bei-irrende a Berlin-'
Nun, 1806 da hallte es in Berlin
wieder von: »Auf zum Spaziergang
nach Wanst«
Auf dein Throne fafz Friedrich Wil
helm der Dritte, welcher den Staat mit
fefter Hand zu fördern unfähig war·
Von nu: mittelmäßiger Begabung«
blöde und ängstlich, mißtrauifch und
eigenwilli«c, ohne Initiative, ohne
staatsmännische Umsicht, von ver-an
tifcher Engherzigteit, jeder freien
Aeußerung des Volkswillens abhold,
jede Betheiligung des Volkes am
Staate als einen Eingriff in die Rechte
der Krone von Gottes Gnaden betrach
tend, war er nicht der Mann, um das
pretlfzifche Staatöfchiff durch die lockt
gehenden Wogen der Politik fteuern zu
können. Wohl hielt er Zucht und Ord
nung im eigenen haufe; aber nicht ein
mal feine Umgebung konnte er beherr
fchen, weil er sie zu durchfchauen nicht
im Stande war. Die leichtfertigen
Tage unter Friedrich dem Zweiten hat
ten felbft zu feiner Zeit noch nicht ihr
erreicht Die notorifche Sitten
l rgteit bei hofe war dieselbe geblie
ben, der kurzsichtige König bemerkte es
nicht Ungeziigelter Sinnengenuß war
der vornehmen Welt und natur 's
auch des von ihr angesteckten B rger
thumä.
Mit dieser sittlichen Fäulnisz verträgt l
sich recht wohl das iale Wesen, die .
Schöngeistigleit, die eisthas rei der
damaligen Berliner Gesellschat . Diese
Strömung war ein Zeichen der
Hyperlultun der die sociale Auslösung
nnausbleiblich folgen mußte. Tie.
ästhetischen Thees forderten die Phrase
und die Eitelkeit, verdrängten den Pa
triotismus und aus den Männern wa
ren geschniegelte Gecken geworden, des «
nen Ernst Moritz Arndt in seineir J
Buche »Geift der Zeit« vergebens zu- s
rief : »Ein Mensch ist selten so erhaben. s
das; er äußere Knechtschast und Verach- j
sung dulden tann, ohne schlechter zns
werden« Ein Volt ist es nie "' F
Das Leben in Berlin, der Residenz
des Königs, bewies, wie Recht der un
erschrockenc terniae Sohn des meer
umrausclnen Rügen-Z hatte. Heute
schwor man an der Gruft Fr Nedrichs
des Großen Nußland ewige Urkund
schast, am nächsten Tage reiste der Un
terhöndler ab nach Wien um sich mit
Napoleon zu verständigen Rubin läßt
sich der preußische Minister Hangin
von dem krutalen Lotsen den Hut in s
Gesicht: :,trsen ruhig unterzeichnet er
in Zchönbrnnn einen lchtnachvollen
Veltraa.
Ber recugnche General oon rnuchh
l sagte turz vor Jena aus der Paradet
«»Meine Herren, solche Generale, wie
der Herr Bonaparte einer ist, hat die
Armee Deiner Masestät nnterschiedliche
l auszuweisenk
I Und wer sind jene Generiile, die den
lsiampf mit dem Korsen aufnehmen
i sollen 9 Der zweiundsiebzig Jahre alte
iHerzog von Braunschweig etn sried
» liebender Greis, der in Schlafrock und
schwarzem Sammettäppchen seine No
senbäumchen pflegt: der Feldmarschall
’ von Möllendors, noch zehn Jahre älter
als der Herzog selbst, dessen Kriegs
ruhm ein Menschenalter sriiher erwor
ben ist.
Und die Armee! Parademarsch
war ihr Element und das Paradiren
mit dem Ruhme des alten Fritz. »Der .
Napoleon ist bei uns nicht einmal zum «
Korporal gut genug !« heißt es in den ;
l
Kasernen Knabenhaste Fähndrichel
und Cornets nennen öffentlich im
Theater die sranzösische Armee ein zu- ;
sammengclausenes Lumpengesindel, das z
vor dem ersten preußischen Blaurocl da
vonlausen werde, und noch am Abend vor
dem Unglück von Jena lachen die Berli
ner in den Straßen über die Lhnehosen, ;
mit denen man geschwind fertig werden J
wolle. »Wir gehen nach Paris!«
Daß diese Berichte nicht ahektkikbm j
sind, zeigt am besten das glaubwiirdig
verbürgte Verhalten des Königs in die- «
sen Tagen. Nichts lann seine geistige .
Beschränktheit mehr veranschaulichenl
Noch wenige Abende, bevor sich
Friedrich Wilhelm der Tritte zum ;
Oeere begiebt, ergöyt er sich unbefangen s
an einer Vorstellung der eben in Vers Z
lin anwesenden Bach’schen Kunstreiteri «
gesellschaft! An dem Sonntage, wel-;
che: feiner und seiner Gemahlin Ab- f
reise in’3 Feld unmittelbar vorgeht,
spazieren Beide, während, wie sann-i
täglich, die Militiirrnusit rauschendes
Weisen spielt, heiter aus dem breiten
Kieswege am Charlottenburger
Schlosse. Jn ehrerbietiger Entfernung
promeniren die festlich geputztern fröh
lichen Berliner mit ihren Familien un
ter den herrlichen Bäumen des Bartes,
und das lönigliche Paar ruft einzelnen
seiner Bekannten ein munteres
»Adieu!" zu, in dem tein Ton daraus
hindeutet, da man sich der Folgen
schwere des- oments bewußt ist.
So fand Jena den Preußentiinigl
Das waren die drei Herrscher, dies
40,000 Mann in die Völkerschlacht von
Leipzig führten, die den Kolosz Rapp
leon zum Wanken brachten mit dem
Blute ihrer Unterthanen, die impul
sin, hingerissen von den Wucht der Er
eignisse, ihren Völtern Freiheit nnd
» Recht versprochen hatten!
dchmachvollste Inkannei
Da saßen die Fürsten nun wieder.
fest auf ihren Thronen und Tbrönchen· « I
» War doch selbst der letzte Schreckschuß
;vergessen, als auf dem Wiener Kon
"greß den höchsten herren die Beine
Is schlotterten bei der Nachricht: »Mit-o
Ileon ist ron Elba entflobenl Mit sei
ner alten Garde ist er in Paris enge
izogenP Ter Schreck dauerte nicht
lange, bei Waterloo wurde die ccharte
von Jena ausgewetzt, Napoleon nach
St. Helena verbannt und siir immer
sein Schicksal besiegelt. Z
Jetzt wuchs den herren von Gottes
Gnaden der stammt Sie wollten nicht
daran erinnert sein, was sie verspro
chen. Jede steibeitliche Bewegung, je
des Antlingen an den Enthusiasmus
nach dem Befreiung-kriege war Hoch
verratb. Es galt, besonders Denen
den Mund zu stopfen, welche es wag
ten, die Fürsten an ihre in bösen Ta
gen gegebenen Worte zu rn:bnen. Der
»Nt,-einisck-e Merlur«, ein seeibeitlich
gesinntes Blatt, das kedeutendste poli
tische Blau jener Zeit. welches selbst
die Franzosen: »Eine fünfte Macht«
nannten, wurde unterdrückt, weil da
rin sein geistreicher Leiter Johannes
von Görres die Eintracht der Fürsten
und Völker, die Erneuerung des Kai
serthums predigtei Wie durfte sich ein
»Mensch mit beschränkte-n Untertha
nenverstande« erkühnen, von Eintracht
der Fürsten und Völler« zu redenJvo
alltiterall in Euopa »Der Bienrnustm t«
Ue gedeMgte Parole der Gesell-ten vor
dem hettn war! Der Tugend-bund
der nach den Tagen von Leipzig zu ek
nem ästhetisch-politischen Kamilleni
tt,ee-Aufguß geworden, wurde der Dei
magogie verdächtigt und ptompt auf
gelöst. Die Welt hat dadurch nichts
verloren, denn Männer wie Stein,
Niebuht, Gneisenau, Schatnhokst ha
ben ihm nie angehört belächelten diese
politische, moralreligiöfe Birchpfeifs
fereL
Der Stein kommt in’s Rol
len.
Da veranstaltete die Jenaer Burschen
ijsaft das Wartburgfeftx jetzt warf die
yrannei die Maske ab, hinter der sie
sit-, bis dahin versteckt gehalten! Man
halte fich, als die verbündeten heere in
Frankreich einmarschirten, die Miene ge
geben, als gölte der Kampf nur Nat-o
leon, nicht dem französischen Volle, aus
Feigheit, um ja' nicht den Herren Fran
zosen vor den ston zustoßen -·—— jetzt hat
ten die Franzosen ja wieder ihren Kö
nig; republilanische Reminiscenzen wa
ren von dorther nicht zu siirchten und
man konnte jetzt so recht »ron amore« die
»Großmöuler« im eigenen Lande un
schädlich machen, im deutschen Lande« des
sen Völker bisher stets mit ihren Für
sten in den Krieg gezogen, niemals gegen
dieselben sich aufgelehnt hatten! Ernst
Moritz Amt. Vater Jahn, Welcker u. A.
wurden eingelertert. Trohdem wagten
Studenten in ihrem patriotischen Dasel,
ohne etwas anderes im Sinne zu haben,
als Vaterlandsliebe, ohne auch nur im
Entferntesten an Umsturz und Hocher
rath zu denken, die schwarz-roth-goldene
Fahne, die deutsche Fahne, zu entfalten
und be eisterte Reden auf der Wartburg
loszula en.
Sie wurden —- zum Tode oerurtbeiltl
Friedrich Walhelm der Dritte aber. der
Gerechte, der seine Furcht in Breslau vor
dem »Pöbel'« noch nicht verschmeth hatte,
war so »gniidig", die jungen Leute zu
dreißig Jahren Festung zu begnadigen!
Wer das siir unmöglich hält heute, der
lese Fritz Reuters: »Ut mine Festrtngs
tied«. Da erzählte er:
»Säben Johr lang hewtoen iei mi in
spunnt. —s-- Worum-I ——-— Dat weit de
leiw Gott ! —- Stohlen un nahmen
below id krick-, o nich logen un bedrogen.
Aewer drei Jahr hadd tct all seten ; ,
ick was taum Dod verurtelt; da hadden
sei mi schenkt, äwer dorsiir hadden sei n!i
dortig Johr Festung schenkt. Son’n Pre- :
sent tann Keiner richtig taxiren, as Eis :
ner, der all drei Johr un irst drei Jahr ’
seien heit! De lltsicht war flimm, de
Jnsicht flimmer. Tortau laan dat sei
i von ein Festung nah’ ne anner oerseten
hedden Wo ict west wir, hadd icl Kame- :
raden, gaude Friinn un Bekannten, wo s
ick yen süu was ice alleinsi !« l
Friedrich Wilhelm der Dritte, der Ge- «
rechte, König von Preußen! ;
Und als Reuter endlich nach sieben?
Jahren frei wurde, da schloß er fein»
Buch: »Vader un icl, wi waren uns
srömd worden; die Hauptschuld lag dor, s
wo mine säben Jobre legen. !
Wat was ick?- Wut wüßt id ? Wat I
tunn iet? ——— Nin-M — Wat hadd irts
mit de Welt tau dauhn ? Rein gar
nirtsZ Up de Festungen hadden sei
mi tnecht’t; iiwer sei hadden mi en Kled
gewen, det war dat fuersarben Kled von
en grimmigen Haß; nu hadden iei mi
dat uttagen, un ick stunn nu dor - — fri !
---s iiwer ol splintersadennackt un so siill
it wedder rinne in de Welt; um ehrent
willen tunn irl noch immer furt sitten.«',E
»Nun. der töstlichste Schatz des Le
bens, der Humor, war ihm geblieben!
Er beugte fich vor dem Schicksal, baute
»Iiisten un Rüben«, unterrichtete --— er,
der einstige Jurist, « die Kinder der
Kossäthen
Da trat die göttliche Muse an ihn her
an und streichelte ihm die sorgenvolle
Stirn. Er lächelte und schrieb bei
slacterndem Talglicht Gedichte : »Lan
schen un Nimels.«
Die wurden flügge und flatterten lu
ftig durch die deutschen Lande. Iris-, Reu
ter wurde Fritz Reuters Gott segue
seinen Humor, der uns noch heute er
frischt.
Doch — wo sind »die Anderen« or
blieben ? Die Anderen alle, die auch dem
Schwarz-Rotth gefolgt waren ? «
Die meisten --- namenlos gestorbe
und verdorben, elend zu Grunde gegan
gen, stumm an gebrochenem Herzen ver
blutet, geistig und körperlich ersallen
sind ·ene deutschen Stundentenfchaaren
die älitthe der Nation!
Friedrich Wilhelm der Dritte, der Ge
rechte, König oon Preußen !
EndlichdieMorgenröihr.
Noch schlimmer wurde es, als nach vder
Pariser Juli-Revolution von 1830 auch
in Deutschland eine freiheitliche Bewe
gung anhab. und es zu Unruben in der
ichiedenen Orten gelommen war» In
Braunschweig wurde damals der Herzog
Karl fortgejagt, in den Königreichen
Sachsen und Damm-en in Kurhessem
Boounfchweig und anderm Staaten aber
wurden die Fürsten ge wungen, Verfal
fungen zu gewähren. «- ber diese Verfal
sungen wurden später zum Theil wenig
stens wieder aufgehoben, z. B. in Han
nover von dem Köni Ernst August im
Jahre 1827, der die Verfassung von
1833 einfach umstieß und seinem Volke
eine neue, »den wahren Bediirfnissen des
Landes« an epaßie, gab. So stieg die
Unzufrieden il des Volkes von Jahr zu
Jahr, und als irn Jahre 1848 die Fe
bruar-Revolution in Paris ausbrach,
hatte auch siir Deutschland die Stunde
geschlagen
i
DIE ein Blis out heiter
kam den gelcönten, hinter Sp :
Polizisten verbanlladirten Hii s s
Nachricht, daß am 24. b - "
Louis Philipp, der Bör errion
Teufel gejagt und die Republi
mitt, ferner daß Lamartine -
Spihe gestellt sei. ’
Nur über das lonstitutionelle«
utschland und Oesterreich
Voll und Regierung schroff g
in Italien und Polen leistete Fr ,
schast aus dem Lande. Jn De
schwankte oer Filhrerstaal Preu
schen Konstilutionalismus und .
tismus von Gottes Gnaden
schlossen Friedrich Wilhelm -
ten, in Oeslerreich handhable eig
haftes Regimenl launisch und »j
los die locker gewordenen
Beschrönlen wir unseren
Deutschland und Oesterreich. r
Frühling kommt mits
sen und Stürme Ei
Schon arn Tage Nksch dem . -
Königthurns in PqUT TM 27 sp
184-s« stellte heimich v. Gunst
damnftädtischen Kammer s «
auf Erwäthlung einer deutsche « »
get-kalt mit Voltsreprasentat v
schon am 5. März beschlossen 5 —
delderg zusammengetretene .
Männer, meist Abgeordnete
Voltsoertretungen aus den sver·
Staaten, die deutschen Re iers
ersuchen, so lbald wie möglich e
tretung der deutschen Nation in
zu rufen.
Damit war die Freiheitgl
des Jahres 1848 in Gang geth
Die Regierungen hatten alle
bewußtsein und allen Muth ,
und wichen fast überall ohne WTJ
den stürmischen Forderungen ii
tes. Jn München dankte Kön·
wig ab, in Wien wurde Metterni
einen Voltsaufstand gestürzt
trieben; in Berlin brach arn 1.«
ein Aufruhr aus, infolge « .
rich Wilhelm sich an die Spitze ,
schen Bewegung zu stellen versf «
eine preußischt National.dersa«»
berief- Am R. März trat des
nannte Vorwrlament, aus
gliedern, meist aus Preußen u
deutschen bestehend in Frankfur— «.
zusammen Es faßte zunächst ei
schwer ausführbarer Resolutio ,
liesi sich mit den Nepusblitanerr
nnd Struve in eine heftige Deba
die Vorzüge der Nepublil ein«
diese sich geschlagen sahen, su
durch eine gewaltsarne Schilde
inr badischen Oberland ihr Ziel
reichen, Die aber am 2(). April d:
dern sofort unterdrückt wurde. s
Am LI. Juli wurde als- il
treser Ekel-erzog Johann von-»
reich gewählt, der am 12. Juli
’l1.:rlarne»rngl)eschluß den Bu« «
auflöste und ein tlteichåniinisteriu
tcr Dem Vor-sitz des Fürsten von z
gen ernannie ; der preußische( »
neben dieser Centralgewalt die
mächtigten der einzelnen Staaten
nein Rath zu vereinigen, der die
sche Verbindung der Reichsre
rnit denen der Staaten darstelle,
abgelehnt Im Parlamente zogen
Debatten iiber theoretische Para«
endlos hin, worüber die tostdarf
versäumt wurde. Jn Wien br.
At. Mai die Revolution aus.
Schlegtvigholstein gab es in
les-p- eänen Ausstand gegen Dii
die NationalsVersammlung faßt-;
Juni die Resolution, daß
Maßregeln getroffen werden u
um den Krieg zu Ende zu führ
sbeirn Friedensfchluß die « s- -
Herzogtlyümer und die Ehre —
lands zu wahren.
Die Preußische Regierung
Geheimen einen Frieden rnit
matt ! Allgemeine Entrüstu «
Frankfurt und Berlin. Eine
Volksversammlung auf der Pfing
am 17. September erklärte die 25
geordneten, welche fijr den Vertr
stimmt hatten, fiir Verräther de
tes, der deutschen Freiheit und
Jn Frankfurt wurde orn 18. Sep«
ern Ausstand otganisirt und Bari-i
gebaut, um die Nationalvers
zu sprengen. Uns
-.
Ueber-all Barriladen
Karläischen
So drodelle und kochte es in
Deutschland und die Länder Oestet
waren zum Abfall geneigt- Ueber
Ien Residenzen erhob die Empiirui
Haupt, Barriladen wurden gebau
König Oon Preußen lehnie die
Voll-: ihm angebotene Kaiserlrone a
lein Bruder Wilhelm, der nie die
lichten seines Bruders getheilt
mußte heimlich als Sündenbock
London fliehen, er, der spätere de
Kaiser !
Dies das Bild des Jahres 1848
großen Zügen Die Einzel « n
verschiedenen Revolutionen in d ’
schen Landen wird die »Min« «g
an Tom Tage dieses Jahres wieder
an welchem vor 50 Jahren Bari-it
nehmt nnd auf das Voll mit Kn
xchen geschossen tout-De nnd so die
schichle des Derilwiirdigen Jahrec
vollständigen
sffoetletzung solgt.,p
—- , -s - sw
Theorie und Praxis
Fnsristsxellerins »Tu, wenn mein Ri
»Gegen vie VerschwecidnngI- und Pul
ver Frauen- angenommen ioird, lanse
Inir sofort einen Schlafrock ans Sei
Pelzbesatz nnd nolddurchsoirleer M
teriegs