Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, May 27, 1898, Sonntags-Blatt., Image 10
Der crauerfüeoec Von Judith Gautier. Autorisirte Hersesung von Marie Walter. Tschuan-Tse war ein großer Philo soph, dessen Name im ganzen himm lischen Reich bekannt mar. Ald Lieb linasschüler des berühmten Tao-Tsi hatte er von diesem nicht nu: die ge heimnisvolle Bedeutunq der sanftem send Worte des Tala-Te-Kin erlernt, sondern auch alle Tiefen der lFeigheit, soweit der menschliche Geist in sie ein udringen vermag, erariindet. Er Fu für ein Muster an Tuaend und e lehrsamkeit und aenoß bei seinen Mit biirgern um so höheres Ansehen, als er sich vollkommen erhaben über alle weltlichen Dime, über alle lleinlichen Angelegenheiten des irdischen Lebens zeigte. Aber eines Taaeg klopfte die Liebe bei ihm an, die ihm mit destrictendem Lächeln tlar zu machen suchte. daß alle seine Weisheit in nichts auflie Fn müsse vor dem Zauber ihrer acht. Und ob sie’s ihm aleich nicht mit tiefen Sinnspriichen und spihfiw dian Worten beweisen konnte. so ,laubte er ed ihr ohne Widerrede, als te ihm von sern die holde Mandari nentochterLi-Tsi zeiate, deren aeschlitzte Yeualein erst die Blüthenpracdt von fünfzehn Sommern gesehen hatten. Bei ihrem Anblick vergaß Tief-nan Tse, daß sein Lebenswea bereits ab wärts aina, daß der Schnee des Grei senalters seinen Scheitel deckte. Und er vergaß auch, wie erhaben über alles Jedische er sich bisher gefühlt hatte, denn er begann zu seufzen, gleich einem verliebten Künalinm vernach !ässiate feine Stu ien und litt an fchlafloien Nächten Li-Tsis Verwandte waren stolz, weil sie einem Köniazaeschlechte ent stammten, das vor arauen Reiten einen Theil deg himmlischen Reiches be herrscht hatte. Aber Tschuan-Tse durfte dennoch um die Hand der jun gen Schönheit werben, denn er war ein berühmter Mann. Und als die Hochzeit aeseiert worden, führte er sein holdes Weib mit sich sort in eine ein same Gegend am Fuße eines hohen Berges, um dort sein Liebesgliick ganz allein und unaestört aenieszen zu tön nen. Eines Tages kam er gedanken voll von einem Soazieraana zurück, einen weißen Fächer in der Hand hal tend. Vorsichtia legte er denselben auf seinen Schreihtisch, erarifs einen Federiiel und schrieb aus einen Boan Papier folgende Verse: »Wer hätte je der Frauen Zum er-: qründet? Es wohnt im schönsten Körper oit ein falsches- Herz. « Armsel·aer Thor, der alauht an seine-· Weihes Treus Kaum ist er todt, liebt sie schon einen Anderen." Noch hatte er nicht den lesten Buch staben geendet, als eine elsenbeintoeisze Hand, deren lanae Nägel mit goldenen Plättchen geziert waren, über seine Schulter hinwea nach dein Blatt qriif Ueber-ruscht wandte der Gelehrte sias t«tn. seine Gattin stand hinter ihm. Sie trua ein kostbar-s Gewand, in welches Rosen und Vögel tunstooll einpestiett waren; ein qoldblitzender Gi:rtel um schloß ihre schlanke Gestalt, und tru stallglänzende Nadeln schmückten oaH nachtschwarze Haar. Mit schmeichelnder Geberde lehnte sie sich an ihn: »Mein lieber Its-hinw Tse«, sagte sie zärtlich, «tvarunihast Du vorhin aeseusth Weshalb schreibst Du solche Verse nieder, nnd soaH be deutet dieser Trauersächer?« »Du stellst zu viele Fragen, Licht meiner Augen!'« entaeanete er aus weich-nd. -Jcb will, daß Du sie mir beant wortesi!« drängte sie in herrischeni Ton. »Nun wohl! Ich seufzte. weit dieser Fächer mir die Verse einaab, die Du ohne meine Erlaubniß aelesen lsast!« Schmollend wandte Li-Tsi sich ab. »So antwortet nur ein Philosoph!« rief sie ärgerlich. ,Zürne nicht, e’freude meines Le bensl« besinstiqte er ihren Unmuth. »Wenn Du es durchaus wissen willst weshalb ich diese Verse geschritten sc werde ich es Dir sagen. Es Michal-, M »ich etwas Merkwürdiaes erlebt »O, erzähle, erzäher Und snit der Gelchineidigteit einer Katze schwang fi: sich auf feine Knie und legte den Arm urn seinen Hals. »Nun, fo höre!« begann er. »Als ich vor einer Stunde einen kleinen Spazierganq unternahm, gelangte ich, des Wegs nicht achtend, zur Stätte des Todten. Mein Blick haftete ar. den Gräbern, und unwillkürlich tmi mir der Gedanke: »Hier an diese-r- Ort find Ase aleich, Reiche und Arme, Klage und Thürichte, und Keiner, Kei ner tebrt wieder« Lunasain schritt ich weiter, als ein eiaentltiimlichei Ge räusch an mein Ohr schlug. Auf schauend, erblickte ich ein innaesJ Weil-. in das weiße Gewan der Wittwe-r gehüllt Sie laß an einem frisch auf qeivarfenen Grabhügel und lächelte über die noch feuchte Erde mit einem Trauerfiicher ununterbrochen hin über. Erstaunt über ihr seltsame- Ge hackten redete ich sie an: »Dort ich erfahren, »der biet ruht, und weshalb » hr Euch le viel Mühe mit dem Fä ln macht l« fragte ich »Glaubt Ihr etwa, es sei dem Todten zu warm unter der Erde? »Nein, das nieth erwiderte sie sicht II verlegen »die: unten ruht mein . den mir der Tod türiiich ent rissen Dat. Wir siebten uns la lehr, und mein user Mann litt zwiefach, daß er mich verlassen mu te »O Du Seele meiner Seele«, o iauteten feine le ten Worte. »wenn Du jemals Dein erz einem Andern schenken willst, fo warte wenigstens, bis die Erde meines Grabes trocken aemorden ist." »Wie Ihr fehl« fuhr ne fort, «trocknet dieser lehmige Boden nur sehr langsam, und deshalb sine ich hier und fächele, damit es nicht fc lange dauert.' Bei dieser naiven Erklärung konnte ich ein Lächeln kaum unterdrücken, doch ich bezwang mich nnd bot der jun gen Wittwe. die es so eilia hatte, wie der in’s Ehejoch Zu schlupfen meine Dienste an. Dies schien ihr febr will kommen zu fein, denn mit einer fro. hen Miene überließ fie mir den Fii cher, den ich fo aefchickt handhabte, daß die Erde bald alleFeuchtigkeit ver lor. Nun konnte die trauernde Gattin wieder frei über ihre Hand verfügen Sie dankte mir mit freundlichen Wor ten und wollte mir eine Perlen-Nabel ans ihrem Haar schenken: ich nahm jedoch nur den Fächer als Erinnrung an das Erlebnifz Als ich meine Schritte heimwärts lenkte, dachte ich über die Handlnnagi weise dieser Wittwe nach und—-—" » »O, dieer Weils ist eine Schande Ytir ihr Gefchlechtsp unterbrach ihn Li-Tsc voll Entriistiinq. »Wie konn teft Du, ein weiser Mann ihr beiftes ben, das Grab ihre-J Gatten auszu trocknen. nnd überdies noch ein Erin nerungäiieichen an Deine Thorbeit mit Dir nehmen!« Bei diesen Worten ergriff sie den Tchxr und zerbrach ihn in laufend n e — »Wie unbesonnen7« bemerkte nun TschuaniTse mit einer melancholischen Stimme. «Du hättest ihn aufbewah ren sollen, um derenst mein Crab da mit zu sächeln2« Doch kaum hatte er dies gesa t, als er es auch schon bereute, Nenn i Isi. das Licht seiner Augen, wurde plöilich sehr blaß, stieß einen leisen Schrei aus und qlitt bewußtlos auf den Teppich nieder· Etwas erschrocken nahm dann Tschuan sie in die Arme. rief sie mit den zärtlichstezi Na men und gab sich alle Mühe, sie wieder zu sich zu bringen« Erst nachdem er ihr einen stärkenden Trank cingeflöhi hatte, schlug die Augen auf zerfloß dann aber in Thränen und machte ihm Vorwürfe ob seiner grau samen Rede. Dabei schwur sie immer von Neuem, daß ihre Treue unwan delbar sei und bis in den Tod währe. fUm sie zu beruhigen, wählte der Phi Elosoph das beste Mittel. das ein Mann in solchen Fällen feiner Frau egen über anwenden kann, er gab ihr echt, nannte sie das Muster einer treuen Gattin und versprach, die Sache nie mehr zu erwähnen. Li-Tsis leichter Sinn vergaß gar bald den kleinen Zwischenfall allein Tschuan-Tse konnte dar- Erlebniß nicht aus seinem Gedächtniß bannen. Der Wurm dek- Zweiselg war in sein Herz gekrochen und nagte unablässig daran. Tag und Nacht grübelte der arme Mann darüber nach, ob Li-Tsi ihn, falls er stürbe, beweinen oder das En de der Trauerzeit herbeisehnen wür: de, um ihr herz einein Anderen zu schenken. Er wünschte, todt zu sein und doch beobachten zu können, wie sein Weib sich verhalten würde. Diese quälenden Gedanken zehrten dermaßen an ihm, daß er sichtlich ab ma erte. Und dann geschah es, daß er ich eines Tages unter deni Vor wand, er fühle sich trank, niederlegtc Trotz der Behandlung des rasch her ei aerufenen Arztes verschlimmerte sich sein Zustand von Stunde zu Stunde er schien unrettbar verloren zu sein. Li-Tsi wich nicht von seiner Seite; sie war trostlos und brach in Thriinen aus, als er sie hat« ihm zu versprechen, ihre Hand nicht eher einem Anderen zu reichen, als bis auch die Erde seines Grabes trocken sei. »Ich schwöre Dir,« rief sie laut schluchzend, »daß ich, wenn ich Deinen Verlust wirklich über-leben sollte, nie mals wieder heirathen werde!« TschuanTse nickte befriedin und ließ sich dann nach dem vorgeschriebe nen Ritus in tatz heilige Gemach trc gen, um dort den Tod zu erwarten. Schon nach iur er Zeit theilte derArzt Li-Tsi mit, da der Geist des grossen gez-heim seine irdische hülle verlassen Die junge Wittwe von sechzehnSoin mern qeberdete sich wie eine Verzwei selte; ehe man sie hindern konnte, eilte fi in die oberen Stock-werte des han see, kletterte mit Lebensgefahr aus daH Dach, richtete sieh zu voller öbe aus und ries laut nach allen vier jin-nett riBungeru »Ischuan-Tse, ehre zu ru .« Doch ihr Ruf blieb ungehört Mit oerhülltern Antlih stieg sie wieder hin ab, begab sich in das Todtengernach, kniete, aufgelöst in Thränem an der Bahre des Gatten und legte dann ein weißes, ungebleichtes Gewand ohne Saum noch Naht, das Zeichen tief ster Trauer, an. Für die Nacht berei tete sie sich in der Vorhalle ein Lager aus getrockneten Kräutern, schob einen Ziegelstein unter ir unt und wollte eben versuchen, ihren ummer imSchlas zu vergessen, als sie vor der Thür das Stampsen von Pserdehufen vernahm. I Aergerlich über diese Störung, s and-: Ite sie einen Dienen hinaus, der alsbald. von einem hübschen Ihrigen Mann ge Ifslgi, zurückkehrte Ohne Li-T tiBerg wirrung Zu beachten, brach der rembe in laute Kla n aus» » »Ist es mogltch.« rief er schmerzer füllt, »daß mein tbeurer Lehrer-, der ge Ts ern-Ue, aus dein Leben st? Er hat mich erst vor gez-In ihn in seiner Einsamkeit zu fees-Im Und so muß ich ihn wieder Hlerauf begehrte er, zu dem gelieb ten Freund geführt zu werden. Li Tsi ließ ihn in das heilige Gemach ge leiten, und inzwischen erfuhr sie von feinem Diener, daß er ein vornehmer Student, Namens Lao--Tfrn , sei. der« bereits mehrere glänzende « riifungen bestanden habe. Auch sagte ihr der redfelige Diener, sein Herr komme aus einer entfernten Provinz, und da sie ohne Unterbrechung gereift wären, so hätten sie seit zwle Stunden nichts genossen. Ohne Säumen befahl Li Tfi ibren Leuten, eine Mahlzeit herzu richten, ordnete selbst die Tafel und erwartete den Fremden, der nach tur zer Zeit bei ibr erschien. »Ehe ich weiterziebe,'· sagte er. sich vor ihr verneigend, »nröchte ich der Wittwe meines elxuren Freundes mein Beiløeid bezeigen Wo tann ich sie fin den s »Ich selbst bin Tschuau- -Tses trost lose Wittwe,« gab sie mit niederge schlan Augen zur Antwort Verzeihung« entgegnete der junge Mann, einen Schritt zurücktre tend, »ich glaubte Sie seien seine Toch ter!'« Und halblaut murmelte er vor sich hin: »Wie lorinte ich ahnen, daß dieser vertrocknete Greis den blühen den Frühling an sich gesesselt hatte?« Li- Tsi sand seine Bewertung zwar unpassend, fühlte sich aber wider Wil len geschmeichelt. Der hiibsche Stu dent gefiel ihr ausnehmend, und nach Weiberart suchte sie nach einem Vor wand ihn noch eine Weile in ihrer Nähe zu behalten. Sie sand einen sol chen leicht genug «Jhr spracht vorliin von Weiterzie hen,'« wandte sie sich zu dem reinden, »doch das ist unmoglich schnau Tseä Schatten würde teine Ruhe sin den, wenn ich mich nicht gastfrei gegen einen seiner liebsten Schüler zeigen wollte Darum gebt siir heute Euer Vorhaben aus, stärkt Euch mit Speise sunthanl und bleibt bis morgen unter diesem Dach! »« ch nehme die gebotene Gasifreund schat mit Dant an.·' erwiderte Lao !Tsiii«, »du unsere Pferde von der lan gen Reise sehr ermüdet sind Jedoch meinen Hunger zu stillen, während Jhr sastet das verma ich nicht, es sei denn Ihr wollet das « ahl mit mir theilen.« I »Nein, nein das ist gegen die heili gen Gebräiichse!« unterbrach sie ihn er.schrocken ? »Dann sasre ich inii Euch!« erklärte er entschieden. Li-Tsi stand unentschlosseii, sie wünschte, ihren Gast zu dewirihen und sühlte sich selbst von den lieblich bus itenden Speisen, die aus deni Tische :standen, angelockt. So gab sie derVei suchung nach, und ihre Trauer verges ;send, taselte sie mit dein hübschenFremi den der sie aus S Beste unterhielt. ; Jn dieser Nacht aus ihrem harten Lager, das ihr den Schlaf fern hielt mühte sie sich vergeblich, das Bild der todten Gatten herauszubeschioören und seinem Andenken Thriinen zu weiden; immer wieder drängte sich ihr der Ge idaiite an den jungen Studenten auf der so feurige Augen besaß und so schöne Worte redete ! Am anderen Morgen tani ihr Lao Tsingg Diener mit bestürzter Miene entgegen: »Ach, edle Frau, ich habe Euch Schlechte-« zu melden! Wir wa ren im Begriss abzureisem als mein armer Herr plötzlich lranl wurde Er ist ja schon seit einiger Seit leidendi weil er zu viel gearbeitet hat. Die ge s strige traurige Nachricht muß ihn argJ erschüttert haben, denn er belam vor hin einen Herzansall!« »So sendet doch schleunigst nach ei nem Arzt!« ries Eli-Ist erregt. »Das ist nutzlos!« erklärte der Die: net, »ich weiß be er, was ihm hilst. Wollt Jhr turze «eit in seiner Nähe bleiben, bis ich ihm einen Heiltranl be lreitet habe?« . »Gem, aem!« brannte Li-Isi, «ichj werde ihn bewachen!« · Sie hatte die Absicht gehabt auf4 der Schwelle dessGeniacheg zu verwei len, allein iinwillliirlich überschritt siej dieselbe und trat zu dein Kranken, berk aiigetleidet auf dem Lager ruhte. ( ; Als er sie erblickte. versuchte er, sich( aufzurichten, doch sie verhinderte ian daran. ( ; »Bleibt ruhig liegen!« bat fie, unds ltbeilnebrnend fügte sie hinzu: «Habit tJhk Schmerzenr« - »Eure süße Stimme ist mir Bat-s sam,« flüsterte er mit AnstrengungJ «Dpch mein Kopf brennt wie Feuers Wenn Jbr Eure weiße, kühle handi auf meine Stirn legen wolltet, so wür-! .de es mir sicher gut thun.« 1 »Das -—— das lann ich nicht!« webkss te sie errötbend ab; aber er hatte be reits ihre lkyiinv ergriffen und hielt sie fest. Wot Jbr mir nicht belsen?«« fragte er mit flehendein Blick. Und sie gab nach. War es nur Mitleid, weit sie bewog, feiner Bitte zu willfahren?; »Wie gut Jhk letle murmelte Las-s Tätig. Mk fühlt mlkh schon besseru Wißt Jht Auch, daß Ich Eure » vorn Fieber erariffen worden bin? er! Gedanke, dass der alte verliebte habn," der Tsebuanäse niit seinen sechzig Jahren es gewa«t, Eure blühende Ju gend an sich zu tetten bat mich ganz trank ges-machtl« Lt-Tsi wie wenig liebevoll der Schü ler seines Meisters gedachte, aber sie machte ihm keinen Vorwurf, denn im Stillen gab sie ihm Re« Während sie noch über feine Worte nachsann. sprang er plötzlich auf. Stets-« «ebt!« bat er erregt. »Er-er Anblick zerreißt mir das Herz, und doch werde icb fern von Euch nie mehr M finden-s Ach. warum lenkt ich W Schritte biecherfP In diesem Augenblick erschien der Dienet mit dein Twnl, und Lisssi sloh aus dein Gemach, ganz verwirrt von dem, was sie gehört Preußen be gegnete sie ihren Leuten, die den Sarg des Gelehrten nach eined Pavillon tru gen. Sie schloß sich dein Zuge an, »in-achte die üblichen Opfer an Wein Jund Reis und verließ dann den Raum, ;in dem der Todte viet Wochen verblei ’den mußte, bis die Grabstiitte für ihn hergerichtet sei. Am Abend schien Leip Tfing wieder völlig genesen zu sein. Mit höflichen Worten bat et LisTsi um Entschuldigung daß et ihr so große Störung verursacht habe. »Vetgeßt mich, « fügte et hinzu, »die this-richten Dinge, die ich im Fieber ge svrochenl Ich ichs-me mich toten ! ,,Wie?« ries Li-Tste, deren Augen jsich mit Tbränen füllten, Jbr meintet inicht wirklich, was Jhr spracht?« ! Sein heißer Blick schien den Thau ivon ihren Wangen zu trinken. als er lerwiderte: »Das Fieber entriß mir ein Geständniß, welches ich etpig hätte verschweigen sollen. Ja,·ich liebe Euch, holdselige LisTft. und ich flehe Euch an, mir zu sagen, ob diese Worte in Eurem herzen ein Echo sinden!« «Meine Tbriinen haben Euch bereits die Antwort gegeben,« fliisterte sie er röthend. Jragt nicht weiter!« «n glücklichen Träumen verbrachte Li- si die Nacht. Doch wer beschreibt ihren Schrecken, als sie am anderen Morgen erfuhr, der sunse Student ha be abermals einen Ansa , und zwar so bestig« daß sein Leben in Gefahr schwe ben olle. · Bleich und athemlos stürzte sie in das Gemach. Der Diener tniete web tlagend neben dem Lager seines Herrn, der mit geschlossenen Augen gleich ei nem Todten dalag. »Ach, mein güti er Gebieteri« fammerte der Alte, »ich ann nichts mehr siir Euch thun, in einer Stunde wird Euer Geist entflo hen sein!« »Warum klagt Mr wie ein altes ;Weib, anstatt ihm zu belsen?!« fuhr Jst-Ist ihn an. Er dars nicht sterben. »bört Jbr?!« Es giebt ja teine Rettung mehr für ihn,« entgegnete der Diener betiim mert, »denn das einsiae Mittel, das ifhmv belsen könnte, ist nicht zu beschaf en.'« ,,Vielleicht sachl« siel sie hastig ein. »Wie beißt das Mittel?« »Ach," seufzte der Mann, »was nützt eg, wenn ich ec- Euch sage! Um meinen Herrn zu retten, müßte man seineStirn mit dem Gehirn eines kürzlich Verstor benen belegen.« »Ist das allee«".-« rief Li-Tsi ausatli mend. Und ohne ein weiteres Wort eilte sie in die Vorhalle, ergriss eine Axt und slog nach dem Ravillom in dem ver entseelte Körper TschuawTseS ruhte. Rasch öffnete sie den Sarg und die Tücher zur Seite schiebend, schwang sie die Art über dem Haupte des Todten. Doch plötzlich fuhr sie laut aufschreiend zurück, denn mit ei nem entsetzlichen babngelächter richtete sich der vermeintlich Gestorbene in die Höhe. »Ha, ha!« schrie er in gellendem Ton »Seht doch die untröstliche Wittwe, vie da glaubte, sie könne mich nicht über leben! Zeltt doch, tote sie’5 eilig bat, meinen Schädel zu spalten, um ihrem Liebsten ein Pslaster aus- meinem Hirn zu bereiten! Und dag am dritten T u nach meinem Tode! O Du thörichtee Weib, das so leicht in die Falle ging! Ich habe dies alles nur voraespielt, unt zu erfahren, wie vielDeine Treue wertv sei. Mein hübscher Student hat Dir Ivotsl gefallen? Er spielte seine Rolle gut genug« ba hal« Entsetzt user seine Worte, floh Lt Tsi auH dem Gemach. Sie lonnte nur den einziaen Gedanken fassen, daß gab Tsinq, der schöne Jüngling, der rbr schluinmerndes Herz eweckt, sie be trogen, aenarrt hatte. l all Bei-zweit lang eilte sie in den Garten und er bangte sich an einem Pflaumenbautn Tschuan-Ise verfolgte sie mit seinem dämonifchen Hol)ngelächter, dann schleifte er den leeren Sarg in’g haus, ftiirmte in sein Eheaemach und zer schlug dort alle Gegenstände indem er rnit lauter Stimme fang: »Ein Pflaster aus dem Hirn des Gsatten wollte das treue Weib, den Liebsten zu heilen. Den Trauersacher brach lie entzwei, für sie war er zu klein, sie brauchte eine Axt. ha, lia! Man sollte alle Weiber hängen, dann hätten doch die Männer Rahel« Vor dem eössneten Fenster auf ei nem kleinen speist safz ein kleiner Vo gel, der lustg san . Tschuan - Tse aber glaubte eine timtne aus diesem Zwitschern zu vernehmen, die ihn ver-· spottete und ihm zurief: »Sie-Zither Gelehrter! Du heuchelft Freude und bist doch ve- rveifeltl Einen Wunder vosel besaß Du, der da meinte, sein Käsia sei die Welt, und Dein grauer Bart dasSchönste darin. Thor! Drei sacher Thor! Du lösefi Deinem Bo gel die Schwingen denn Du zeigtest ihm die Jugend in ihrer Schönheit und ließest ihn das Paradies der Liebe ah nen. Nun ist das Vöglein entstehen, und Du. alter Narr, magst am Käfig ehen und weinen!« · »Ist das LisTfii Geist, der mich ver höhnt?« schrie Tschuan-Tse, voll Zorn eine Glasscherbe nach dem gefiederten Sänger fersend. Doch dieser hob sich iusbilirensd in die Lüfte. Ob er wohl den Verstand des armen, betrogenen Gelehrten mit sich entführte? Umgetehrter Crfog. A.: »Wie geht es denn Jltrer schmächlichen Toch ter? Der Arzt hat ihr ja wohl ein adrrad verord2tet, damit sie durch die » erregung in frische-: Lust etwas kräf tixer würde. Hat es denn etwas ge .uutzt?« — Q: »Nein! Aber das Fahr rad hat sie basd dick delpmnten.« seine erste Jugendsiene Einer wahren Begebenheit aus desn Englischen nnd-erzählt VonAdolsKahlr. Vor mehreren Jahren verliebte sich ein junger englischer Lord. der soeben die Hochschule verlassen hatte und in sein heimatlyliches Schloß zurückgekehrt war· in ein blutiunaes Kuchenmädchen seiner Mutter. Ihre schöneErscheinung, im Verein mit einem Paar wundervol len blauer Auaen. hatten ihn derart be strickt, dass die Mutter· um ihre eigenen heirathsvliine für den Sohn ausfüh ren zu können, es iiie das Gerathenste hielt, die hübsche Susenne aus dem Dienst zu schicken. Der Iunge Lord merlte jedoch bald die Laae der Sache und erklärte seiner Mutter. daß, bevor er an eine standesaemäße Heirath denke, er erst einmal die Welt kennen lernen und seine Jugend genießen wollte, nachher werde er jedenfalls besser ver stehen. ihre Pläne zu würdigen. Die Mutter hoffte durch die Zerstreuungen einer großen Reise ihren Sohn am ehe slen von seiner augenblicklichen Leiden sei-est zu heilen, ging gern aus seinen Wunsch ein und war auch mit einer möglichst baldiaen Abreise aanz zufrie den. Während nun die alte Lady tbren Sohn bereits auf dem-Weite nachssiaut reich erlaubte, ließ dieser in aller Eile sich i:n Geheimen mit Susanne trauen, woraus das iunae Paar überglücklich nack. Paris erdreiste thei Monate verletiten Beide in der Seligkeit ihrer iunaen Liebe· Bald daraus begann der iunae Mann zu sei nein aroften Erstaunen zu entdecken, daß Susaitne titusterst umisiend war. Sie tdnnte kaum lesen und schreiben; ihre aanse Lebensanschauuna war die einer- Küchenmätdcheni die aller natür liche Reiz. welcher sie schmückte, nicht ve«.deaen konnte. Tier iuttae Lord siihlte, das- er mit dieser Heirath eine arosze Thorheit teaanaen hatte, und je dej Wort, iede handluna der armen Frau erfuhr seht, wo er darauf achtet-H Teinen Tadel den« seiner Seite. Sie bin-sy sinit der aanzen binaebenden Liebe ihres ijuaeistdlichen Herieng an ihm, und die fTlsriinen traten ihr in die Auaen, wenn Fer bei einem ihrer Worte eine unzufrie idem Miene ioa s Um diese Zeit trafen Briese austina «iar.d ein, welche desi iurtaen Lord zur zHeiintebr aussarderten. da seine Mut Zter nicht unbedeutend ertrantt war. (5·-: mußte nach Hause wag sollte ei in gdesj mit Susanne beantan Zu seiner jllebeiraschuna schien sie aani damit einvetanden tu sein. daß sie in Frant reich verbleibe und er sie in iraend einer znseibtichen Bildunasanstalt unterbrin Eae So nnsaabar schwer ihr der Ah sckied von ihin auch wurde. ertltirte sie ;dcch, was ihr Lard wünsche. werde ihr Istetg recht sein. So blieb sie in einer Orer ersten Erziehunaeanstalten in der JMihe von Varie. während er selbst Timch lknaland zurückreiste Die Zeit schwand. Der sunqe Lord Sols reicher Erde fühlte sich bald heimisch lin dein Strudel der vornehmen Wett, stmschwiirmt von einem arosien Kreis Ziiiiiaer Mädchen. Zo war Susannez ZBild bald aiinzlich aus seinem Gedacht ;nis- geschwunden und er erinnerte sich ihrer nur, wenn seine Notiien ihm sna ten. dasi e5 wieder an der Zeit sei, die Pension siir sie zu» beeahlen Ansaiia Hich hatte er ihr-einiCe Briefe gesandt, shald aber unter-liest er auch die-, und es jderührte ikm fast reinlich· at- einnnl kein Brief von ibr selbst einlies, ten ei Isten, den sie an ihn·.·iu schreiben gewagt, i«m itiui weniastens zu zeigen, daft sie in ihrer Bilduna Fortschritte mache. Es war ein Brief voll Liebe und Un Iterrrdnuna unter seinen Willen, das- ez Iits-in immer llarer wurde. sie werde nie eine Frau werden, welche die Gattin ei nes Lords vorstellen tönne. So de schldsz ek. das Berbindunasband zioi schen ihr und ihm nach und nach ganz zu lasen. Er tieaanii über den Zwang zu tlaaen, welchen ihm seine Verwand ten auserleatem til-er die unsuteichens den Mittel. welche er erhalte. und mach te Andeutunaem dass er immer nur mit Eisttehrunaen die nicht aerinae Pension sur sie auszubrinaen in der Lage sei, auch bat er um tiefste Verschwieaenheii über ihr Meinem-ei Verhältnis-, oc. dieses seine aanze Zukunft ruiniren tönnr. Die- Allei sollte itdeir nur die Ein leiluna zu einer völligen Trennung lein, Sulanne aber. die oas wohl inhi le, larn ilIrn zur-or. In einein Briefe voller Wärme rnelveie fre ihm, daß sie glücklich lei. ilIr vie Soraen filr inre Existenz abnehmen zu können. Eine ihrer abgebenten Schulfreundinnem eine iunae Dame aus autsr Familie werde lie als Geselllchafierin mit lich nehnxenx He mache zunächst mir ver Fannlie eine Reife nach Italien, und falb er in der Zukunft imensroie über fie disponiken wolle, möae er lei Brig fe nach dem Jnftistute, in roel sie bis jetzt erzoaen worden, senden. Einen Augenblick iiberfchlich ihn ein besseres Gefühl Wen die arme Frau, welche an ilsn unr- fein Wort feil alarrble; bald wurde dies Gefühl jedem von dern Be wufnlein einer drückenden Sorg-. le« via zu lein, wieder verbraan nnd er Ievenku rnil neuer Luft das ilrn nurae bende Leben. So waren fünf Aal-re feil seiner INilkllelrr nach Enaland verflrichen Die alie Ladn war aeliorbem neue Inn-i lienverbindunaen sollten geschlossen iwerdm Mit eilerner Scknvere legte Flieh wieder der Gedanke an Susanne Ean leine Brust. Er mußte fett ernst lich daran penlen die Verbindung mit zdieler zu lolen. Seinen Verwandten gegenüber aasb er vor. eine tin E · lunaereise zu machen. In «kkt keii aber wandte er sich riachVarts. O war sein erster West nach der Erz krunasanstalk doch es waren Fert. und die Besitzerin selbst wurde erst ungefähr acht Tatzen von einer unt· nornmmenReise zurücke-wartet mußte sich aedulden und suchte dalb um..die Zeit biniubrinaeir einzelne Iner früheren Bekannten auf. Wen - --.k -'.. Taae nach seiner Ankunft wurde er v-« Ieirsem derselben auiaefordert, einenB «bei der Komtesse B ... mit ihm zu suchen. was der Lfnalänter aern « sagte. Die Gräsin enwsina ihn grosser Liebenswiirdiakeih dann ina er an der Seite seines Freundes e« Gaua durch die reichen Sale und sich einzelne Gäste vorstellen. » « krnnnt unsere Grazie.« bemerkte « Pariser, indem er auf eine junge me deutete, die in Bealeitnna einer J, teren soeben auf die Frau vom he · zuschrith diese beariißte nnd sich ne derselben niederließ, »e- ist eine Dai; die bei der Graiin in einem siewiel cbbönaiaen Verhältnisse lebt, sie skik , schon alämende Partien machen l; nen, bat sich aber verschworen nicht beiratben Niemand. wie vielleicht Lj Grafin allein. die unaemein an E hängt, verntca das Nötbsel tut löst Ein eiaenea Gefühl beschlich den er sah. wie mehrere der junaen Anr» senden sich neben sie nnd sdie Da vom hause postirten wie sie mit ctelnter Leichtiakeit jedes Gespr aufnahm .,Wie heißt die Dame?« fragte vernaårn aber einen ibm völlig nn tcnnten Namen. ,.Soll ich Sie ooritellen«?« fragte s Pariser. »Noch niest, doch bitte - später dar-um« In Diesem Auaenblicke ertönte Musik. und die Paare traten zum tre zusammen Der Enaländer ve sctate mit aliibenden Auaen und p chendeni Herzen die iunae Dante; ! irar in der That eine Grazre wie is. ihrer Vetooaunqen ihm zeigte. MS t; chnJ tu Ende war. suchte er liastho t s fren Pariser Freund auf. »Bitte slen Sie mich ietzt vor!« saate er. 2 ,,.f)aven Sie auch schon Feuer ges aen war die lächelnde Antwort. »O Eben Sie sich nur keiner Hoffnung lis Fec— ist Altes verarben5.« Sie schrit· lauf den Platz ru, wo die iunae Da sich eben niederließ, nnd die Borstellu Ferfrlate Sie erhob sich leicht erdi jchenn unt der Enaliinder sab in cllaar s!l«.taen, so blau und schön, wie « »in i.«i- eir mal m ieinein Leben gesetz -»Eus.1nre!« saate er dann leise mit . ,l.«enk«er Stimme und streckte seine Ha Faust-. i »Im icv misc- knein Lokal« erwi sie sie, wahre-m zwei awfee Tbriin Hitze-e ttkre Warmen rollten. s Die lzjeaiin welche die Szene be ,.:chtet chtte erbob iidi jetzt »Nein ,ini: xnir ins Neben-immer ineine L ;,be cei Lord wir o imis bealeiten, « sa· .iie. - »« itlin antrin Icae bereits- durchlief »die Midian-toten Kreise, daß ans « tizeiellichasteiin Der Konitesse B — seine Lc bi. E. . . aewotden sei u ioiese alsbald niii ihrem Gemahl in ZLFiclanD akteiien werde. Näher Iaber ekieiiikte iicKointisse. welche lan jvon Susanne in das-.- Gebeimniß ein ,nieiit worden war erst. nachdem b H: :i ae Paar Paris verlassen hatte , — -—o.o— - ———— umspan. ZZ’iin in der Eint-F is Heichniinc s stund; HTie Buasri Die til-Jan sich iiiieliff lid lTae Schwerste von der ganzn Kun Sau oanertvegg die a Urahn Strich’ ITsek Jacti. sonst a ascheida Bua, Macht Strich, e5 is a wahrer Grau iGanz teauti schaut er l« nachher p’ Ellnd toischt i init’n Guinnii wird F rau izc tinnnit Der Lehrer »in und sag t: »Mei Vita, init Dir is do a ldt frett kar aber heult und nioant vazagtt »Bist-J lekn i mean Lebtag net!« Da sagt der Lehra: »Nu: Gehalt-! sWoaßt ninema wag ich hab neuählt kWia sich bei ihrer Arbeit oft iA winzig tlosne Acneis auiilt! Die hat« zum Bau « Hölzl gschlepp Lkats neunund paizi mal probietlxet i nd ’g dreißig tmal t’s ihea Egum Ziel halt endli doch no siil a legt der BUT sein Bleisti t weg» illnd schaut den Lehra teauei o! fDet aba lacht und sagt u eahmr »Ja, ja! Nimm Dir a eispiel Nest Jetzt sagt der Bus, io recht beitiiabt »F bitt ,Hetr Lehea glatt-Si S« mit-' Wenn ich bös breihiesnal eadit Wird aus dem Strich aanz awisz J Loch!« sp--- -- , i seeunsssaitspnhem n Freud und Leid unwandelbar and ich den Freund erprobt, las ihm meine Gesichte vor, nd er - hai sie gelobt. »O sage mit, Du edler Freund, ji Wie ich Ding lohnen lsnnf« —- .. Da sprach er inilde lächelnd nur: »Jetzt kommen meine dir-anl« — -- O.0-— ——-- - ömuspmq. ] Wer oie Bescheideniseit nicht leimt, Wem Rücksicht aus seine Mitmenschen fremd, Wer iiber ver Anderen Leiber lann steigen, Um seine Grösse nnt ganz zu zeigen, Wer sich durch Nichts behindern löst im Vorwärtjsitebem Du —- paszi so recht in unser heq ges Leben.