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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (May 20, 1898)
»Va- arine —·pnis«. Mit einer Kiste aus —:der fernen Hei Kasrn mir ein altes Zeitumsblatt zur Hand, ss Die Nachricht von dem Tod des armen Ding es Ich kleingedruckt in einer Ecke sand. Nun steht sie mir den ganzen Tag vor Augen, An die ich viele Jahre nicht gedacht, So, wie ich sie zum erstenmal gesehen Jn ihrer grauen, unscheinbarenTrachL ch sah sie nie in einem Festgeivande, ie trug ihr altes Röckchen Jahr fiir Akh Es legte sich um ihre schmalen Schläfen Schmucklos und glatiddas trübe braune aar Sie hegte einen Liebesschatz im Herzen; Doch wer hat Liebe je f»von ihr be g.ehri — »Das arme Ding!« so sprach man ach selzuckend, Und hat sodann den Rucken ihr gekehrt. So ging sie still nzgnd einsam ihrer ege, Und eh’ sie's ahnte, ivar sie schon am iel, Man trug sie aus dein großen, grauen Hause, Jn das das Licht dferlSonne niemals ie Ob ihr der frühe Avlschkxd schwer gesais en Ob sie des Todesnah’n mit Angst er-« füllt? I isi bitter von der Tafel aufzustehen, Eh man aiich nur Fenllhunger sich ge ti t Ob izr in ihrer leßten bangen Stunde Ein reundesauge irösiend zugeblicktZ Ob Jemand ihre abgezehrten Hände, Bevor sie erstarrten, liebevoll gedrückt? Es geht ein Frösteln mir durch alle · Glieder, Ein seltsam Bangen faßt das Herz mir an, Wenn an ihr ödes Leben ich gedenke, Wie Tag um Tag so sreundlis ihr zer rann. Und eine leise Schuld frißt mir am » Herzen Daß, wahrend ich anå warmen Feuer C - Jcb niemals an ilkr laltes Zimmer dachte, Daß ich »das arme Ding« so ganz ver ga . : A n n a M ü l le r. «--. Die Verdauungsuause. FreiherrxxschPchL Ich will mich nicht ichlechier wachen als ich bin —- heutzntage, da nach mei ner Meinung schon die guten Freunde und getreuen Nachbarn aus den Atmen hlick warten, w-) sie inber unsere Leichen hinweg zu Ruhr-r nnd Ansehen gelan- ; gen können, wäre es mehr alg il-iiricht, von sich selbst etwas Anderes alä nur« Gutes zu sagen. Jch trill daher, wie ed ursprünglich meine Absicht war auch nicht von mir behaupten. daß ich ein Sybarii bin, wohl aber essehe ich offen und ehrlich ein, daß ich ehr gerne ein sehr gutes Diner mitmache. Jch eise sehr gerne sehr gut, ich trinle sebr gerne sehr ani- Weine und unterhaltes mich sehr gerne sehr gut mit einer nicht zu jungen und nicht zu häßlichen Dame —- nnr «iisihetiich'· darf sie nicht sein, dagegen habe ich einen .,.f,)rsrror«. Erst iiirzlich habe ich in dieser Hinsicht wie-« der gar traurige Erfahrungen gemacht. Die Dame sprach während eines lan am Diners — es gab vierzehn Gange —- vcn der Boiiillon bis zu den Aruns ten in einem fort über Kunst iiiio Lite retur; meine Fioffnnniz daß sie beim Eisen den Mund halten ioiside icir ei tel, da sie infolqe einer Mtiieims Hvosi stion gar nichts afi Selbst qeiaclenc Seeiiinqe init Krabbenfciiice -- ein G- icht, fiir das icks tiltbliiiiq drei Reinhinoide und iniei liiieniiciiiiiiibets Dfiille ai-- Zfiitire- brachte -ie nickt ziini Schweinen nnd nlg nJii nach drei-Stun den endlich aiifstnnden, bedeute-te sie lebhaft, sich so nseniq haben auf-spre chen zu können. Das Schönste nach meine: nninaszs qeblichen Meinuna ist aber bei jeden-. Dinet die Veetaiiniiqkpaiise -— man sitzt in einein bequemen FaiiteniL schliiiit einen isoqneie nnd rniiitit dazu eine tadellose Zianrr. Weifi mein iin Vor-ius, dasi der Wirth fiit iiiinsn Tas bsit tein Veiftiinbnifi bat so ekiivfielilt es sich. die eine-ne fiiziakre mitzubringen und diese in einein iintdeivactiten Auaens blick init der Geschicklichkeit eines Bei lachini mit dein vom Gastaebek offerik ten Kraut iii vertauschen· Tini tief-e los-· Veivninnavvniiien set-i: ein besinnt diess, molliges seliaei Gefiilil duinsiiipiii bin nat-en stot per man fühlt sich ic leicht so liieki lich: die ganze Welt eiicheint n w iqeni Licht, alles Leid unt Unqemsctz dieses Daseins wird vergessen man tiiiiiint und sinnt man ist dei Wirttichtcit halb entrückt und niit einem »Wie meinten Stei« fährt innn in die Höhe meint der Nachher zur Rechten oder zur Lin ken uns plötzlich eineedet Solche Beidauuniisvciusen, in de nen man dein Moqu Zeit is t sich von been Diiiee zu erboten und ich für die weiteren toininenden Genüsse vorzu bereiten sind; chön, herrlich, göttlich Ich enne a r auch Verbot-angs onsen. tie weniger schön find das nd die «iiiiliiiteischen Beiden-unge mdie Kompagnie ist sit-i Exeeeteen nach dem großen Exerkirpch abgerückt. ( PMan würde dem Herrn au tmaun Unrecht thun, wenn man glau te, das: er freiwillig sich diesen Dienst angesetzt lhiittex ach nein, so ist er nicht, dazu ist er viel zu bequem. Aber der Herr Hauptmann hat einen Maior und der bat gestern Mittag so ganz beiläufig sseinen Untergebenen gefragt, wann er ! denn einmal mit seinchompagnie nacb s dem «großen» Platz gehen wolle. Hätte sder Hauptmann die Wahrheit sagen wollen, so hätte er antworten müssen: » »Ueberl)aupt uicht«, aber in dem Gesicht » des Herrn Majors hatte ein undefinir I bareg Etwas gelegen, und so hatte der ! Herr Hauptmann sich denn beeilt zu sa gen: »Ich dachte morgen Früh, Herr Majorf Und befriedigt war der Vorgesetzte von dannen gegangen. Man würde auch den Herren Einlie nantg Unrecht tl)un,wenn man glaubte, das: sie freiwillig zu diesem Dienst ge kommen wären; ach nein, dazu rind sie viel zu vertatert. Bis zum frühen Morgen haben sie getanzt nnd sehr viel Bier getrunken, ihnen ist gar niclit ganz extra. Ginge es nach ihren Köpfen — und die sind heute dicker als je -- so lägen sie noch im Bett und schliefen bis in die Nacht und wieder bis zum Mor gen Da auch die Leute, die »Kerl3«, die Mann chasten, oder wie man sie nun immer nennen will, auch nicht freiwil lig, sondern nur der Noth gehorchen-d, nicht dem eigenen Triebe, gekommen sind, ist ganz selbstverständlich Theil nehmend, mitleidig betrachten sie ihre Beine und streicheln sie zärtlich mit »der Hand. sie wissen, was ihren »Knochen« bevorsteht und sie haben ei niges Mitgesiihl mit ihnen. Lust zum Exerctren hat Keiner und als man auf dem Platz angekommen ist« läßt der Herr Hauptmann die Züge auseinanderziehen und befiehlt »Oui«-Marer und Einzel-Griffe« Die Herren Lieutenants befelilen ihren Unterosfizieren die Glieder zu übernehmen und die Unteroffiziere be sehlen ihren Leuten: einzeln, mit sie ben Schritt Abstand, bei ihnen rnrbei-· zumarschiren Der Herr Hauptmann reitet auf dem Platz spazieren, die Herren Steu tenants unterhalten sich miteirander, die Herren tlnterofsiziere lassen die Leute vorbeimarschiren, wie sie wol len und die Kerls bummeln. ruft jeder Aussichtsrath ejner Tertiärbahn, der dies mit ansähe, behaupten wiirde, im Vergleich mit dieser Vnmmelek ver kehrten auf seiner Bahn überhaupt teine Briminelziige, sondern nur D Züge Selbst der Sonne ist der Anblick dieser Bummelei unangenehm, iie läskt das Rouleaux herunter in Gestalt ei ner schwarzen Wolke. Aber nun macht den Leuten das Ererciren erst recht keinen Spaß mehr. Eine Stunde ist so vergangen, d-: kommt der Hauptmann aus den Ge danten, etwas Anderes machen zu las! » sen. Er will jetzt geschlossen erereiren und er Befiehlt ,,Jn Kompagnie-Ko-. lonne antreten marsch—marseh.« s Wie jeder Befehl wird auch dieser ausgeführt aber fragt mich nur nicht« wie. Der Hauptmann sagt nichts-. aber! er denlt: »Na wartet. ich will Euch schon triegen.« »Dann zieht er den Säbel, das-. heißt aus deutsch: »Ich bitte die Her-I ren Lieutenantg einzutreten« i Und die Herren Lieutenants tomsI men, wenn auch etwas betrübten Her-z zens, diese Bitte nach. I Der Hauptmann tommandirt: »Stillaestanden.« Das ist das-s unansj aenehmste Kommando das e.-3 nicht« denn es bedeutet den Anfang desz Exer ciren5.« Gleich darauf heißt es: »Bataillon —marseh·« Hundertundzwanria linke Beine ersl heben sich untvillia, innerlich knurrendf nnd murrend von der Erde. Die lintc« Fußspitze. die, wie das Gesetz befiehlt, nach unten aedrijclt sein soll, zeiat in die Höhe, aleictisam als wollte sie fest stellen, mas denn heute siir Wetter sei; sie schniiffelt, wie der Kunstaugdruct lnutct, in der Luft tiernrn Die linte Fußsvitze theilt das Eraebnisk ihrer Forschung dem ganzen Fuß mit nnd als dieser erfahren hat« dasr da oben nichts los sei. berührt er weder den Erdboden. Dansit er teine Berletzunq davon träat. ist er bei Ier Berührung mit der Erd: Obersliiche sehr vorsichtig. ,,KerlH, gebraucht niir Eure linken Beine besser,« bemertte der Kapitano -— da ist auch sclion der rechte Fuß rnii dein dazu geliöriaen rechten Bein in de: Lust· Es ist eine Thotscche, die ich mir nicht zu erklären vernim, daß die lin-« ten Beine unserer nesammten Armee viel stärker ausgebildet sind als die rechten. Wenn Die Kerls den linken ,,.Knochen« hinsetzen, dröhnt die Erde, wird der rechte Fuß ausgesetzt, so hört nmn so ut wie gar nichts. Der sen Hauptmann hört absolut nichts. Das ärgert den Käuptltng —- um so mehr, als in die em Augenblick der· herr Maj)r, der seit einigen Minutenl au; dem Platze herumreitet, then gu ru t: »Die Kompagnie marschiert schnipp- eizk ichiap ! I Zum them dag er die Worte des Vor esetzten vernommen hat und daß er i en theilweise zustimmt — ganz stimmt ein Untergebener niemals et-I nein Vorgeseiten zu —- salutirt er mit dem Degen. · Dann kommandirt er: »Bist-nimm — alt!'« i » un eht’s los,« denken sich die Leute un unmertlteb mit den Schul I em- uckeuv, chieom sie sich die um«-· deöla ,den ornister, zurecht,«gleich sam als wollten sie sich damit den Pan zer egen die nun kommende Straf-l predrgt zurecht rücken. »Kerlö,« beginnt der Herr haupt-« mann, »ich will Euch ’mal etwas sci-f gen.« Diese Einleitung ist überflüssig, sie verfehlt die beabsichtigte Wirkung, die Zuhörer aufmerksam und neugierig zu. machen, vollständig. Daß er ihnenl etwas sagen will, wissen die Kerls, also wozu so viel Worte? z i »So geht die Bummelei nicht wei-. er.« . »Bei hewer ick mi wull decht, dat det kommen würde-i« lDas habe ich mir wohl gedacht, daß das kommen wiirde!) sagt ein braver Mustetier zu sich in, seinem Jnnern und die Anderen denken ebenso. Man sieht, auch dieser Theil der Re de bringt nichts Neues. »Wenn Jhr noch weiter so bummelt, werde ich ungemüthlich, das laßt Euch hiermit gesagt sein und überlegt Euch rneine Worte.« Die Rede des Herrn Hauptmanns ist beendet. nun folgt fiir die Zuhörer die Verdauungspause: sie sitzen nicht in einem Lehnstuhl und tauchen keine Henry Clay und keine Uppmann, sie stehen still; Haken zusammen. Knie durchgedriickt, Bauch herein, Brust heraus, Schultern zurück, Kopf in die Höh’, Kinn an der Binde, Augen ges radeaus, auf der linken Schulter das Gewehr, auf dern Buckel den »Affen'«.! In solcher Stellung verdaut es sich! r-nbeauem, und der Herr Hauptmann liiszt ihnen zu dieser Thätigkeit sehrl lange Zeit. Er sagt sich: ,,Steht nur ställ, Kinder, ich habe davon teiue Ve-( set-werden, aber Euch werden schon mit der Zeit die Beine weh thun, und dann wird es in Eurem Schädel schon helle werden, oo Jhr so wollt, Wie ich, oder nicht« I g l Zu ihrem großen Leidwesen müser die Herren Lieutenantsz mitberdauen: unbeweglich, trie aus Erz gegessen, ste hen sie in der Front, keine Wimper zuckt, keine Miene verrath. was in ih rem Jnnern vorgeht, was sie denken und —- wie sie fluchen, daß sie mitlei den müssen unter der Vummelei der Leute. - Unterdeß verdauen die Leute die Worte ihcm Vorgesetzten; sie denken darüber nach, wag wohl geschieht, wenn sic weiter saullenzen. Was heißt das-: der Hauptmann wird ungemüthlich werden? — wird er schelten? Daran sind sie gewöhnt, das macht auf fie we nig oder gar kein-n Eindruck mehr. Wird er sie nachexerzieren lassen? Auch daran sind sie gewohnt. Wird er sie einfperren? Auch das steht in seiner Macht, und das wäre ihnen sehr, sehr unangenehm, denn trocken Brod und frischer »Pumpenheimer« ist tein Hoch genuß —- aber sie trdften sich mit dem Gedanken, daß er doch nicht die ganze Kompagnie einsperren kann Und das Resultat des Nachdenkens ift: »Wir wollen abwarten, wag der Alte unter »ungen1ijthlich werden« oerfteht.« Sie sind sehr neugierig dar auf, aber vorläufig dentt der Herr Hauptmann gar nicht daran. ihre Neu gier zu befriedigen. Er läßt sie ruhig stille stehen. « Von den Fußfpitzen aus durchdringt ein eigenthiimliches trabbelndes, tit zelndes Gefühl die Füße, man würde, wenn man sie überflüssig hätte, gerne hundert Mart ausgeben, um nur ein mal die Füße bewegen zu dürfen. Aber das geht nicht; nur die Zehen bewegt man in den Stiefeln einmal auf und ab und es ist, als wenn das prickelnde Gefühl nur darauf gewartet hätte; Von den Füßen freigt es in die Hohe, langsam aber sicher steigt es in die Wade und von dort in die Knielehlen Man fühlt, man taan die Knie nimt nsehr durchdrücken, aber man muß; die Beine fangen an zu zittern und immer höher geht das Prickelm den Niictcn hinauf und nun langsam vom Genict bis in den Hinterkopf. Es wird einem gar sonderbar vor den Augen; es flim wert und tanzt allerlei Seltsameg in der Luft herum; man möchte zugreifen, mit der Hand einmal sich die Augen reiben, aber das darf nicht sein« die Rechte mus; nach vorne geöffnet an der Hosennaht liegen. Ein leises Zittern acht durch die Kompagnie, es ist, als- wenn ein leiser Wind über ein Kornseld streicht, nur einein scharfenAnge bemerkbar schwan len die Gestalten hin und her. »Nun ist’g genna,« dentt der Haupt mann, »ein diese Verdanunaspanse werden sie denten." Und es scheint, dass er Recht l:at; als er mit lanter Stimme ,Bataillon ——— marsch« tommandirt schlaaen die Beine-, sroh sich deioeaui zu diirfen, einen Trominelwirbel nach dem anderen in der Lust. s Alles auf Erden aber hat seine Zeit und nach siinf Minuten bunimeln die Leute wieder genau so wie vorhin. : »So, nun werde ich aber wirklich ungemüthlich, Jungens,« ruft der Hauptmann Und lomntandirt dann: ,,Lausschritt morsch —- marsch. « · Jm leichten Trab reitet er an seiner Kompagnie vorbei und im «Zuckeltrab" solaen die Leute Ein Ver nügen ist solch Laufschritt silr die Bet iliqten nicht: da wird ge seuszt, geächzt, gestöksnt geklagt, ge- . jammert, gepustet, ewininiert, ge «slucht, aber eö hilft lles nichts, es wird gelaufen. s Endlich, endlich heißt es: »Bataillon halt. Gewehr ab, rührt Euch.« s Und der Hauptmann sieht seine Kin-. der an, als wolle er sagen: »So, nun verdaut das einmal. " DieLente sehen sich an, sprechen dür fen sie nicht mit einander. aber in den Blicken, die e gegenseiti zauder-1 sen, steht g chrijkchbent »Das Ist nichts Genaueö.« Dies es Mal ist die Verdauungspause nur sehr kurz. Kaum hat man wieder Athem geschöpft, da heißt es: »Stillge standen« und mit »Gewehr über« mar schirt die Kompagnie gleich darauf wieder durch einen nicht unbetriichtli gen Theil unseres schönen Vaterlan es. Und jetzt ist es mit der Bummelei definitiv vorbei.M Fiir die Herren Os fiziere giebt es noch eine besondere Ver dauexnggpause; sie tritt ein, wenn Je mand etwas »aus-gefressen« hat und ihm nun die militiirische Tonleiter doracspfissen wird. Je höher der Bor gesetzte ist, desto länqere Pausen macht er, um dem Untergebenen auch ja Zeit-l zu lassen, Alles zu verdauen, was ers ihm sagt; denn er ist felsensest davonl itberzeugt, daß seine Worte im höchstens Grade bemerkenswerth sind und daßl derGetadelte nicht genug darüber nach-s dritten kann. ( Gewöhnlich aber benutzt der Unter gebene die Verdauungspause nicht, unt zu verdauen, sondern um das bisher Gesagte schleusast zu vergessen; dennl wenn er alle Liebenswiirdigteitem die er zutreilen zu hören bekommt, ver dauen wollte, müßte er einen noch bes seren Magen haben, als der berühmte Vitriol, der seinerzeit sich in allen Großstädten sehen ließ und dessen Lieb lingsgerircxt aus- Stieselsohlen und Glasscherben bestand. l Thränesr Skizze von J. H a r k. l i Sie hatt das Glück mit ihm theilen wollen, als aber die Sorge, das Un glück kamen, ward es ihr wieder klar, wie fern sie sich doch standen. Die Jahre des Glücks hatten sie freundlich und gerecht gegen ihn ge macht, dessen Charakter und Interes sen so verschieden von den ihrigen wa ren. Er hatte sie mit Liebe and Be hagen umgeben, es ihr nicht schwer gemacht· Wärme und Dankbarkeit wie-— der ju spenden. Als der Knabe, kränklich wie sein Vater, nach kurzem Leben ihr wiederl genommen ward, hatte sie sich raschl qetröstei. Denn ihre Auge sonnte sich ja täglich an dem Anblick der Relie sten, die blond, schlank und blühend, ihr actreues Abbild, emporwuchs. Von dem Mädchen erwartete sie so viel, ins ihm wurzelten ihre ehrgeizigen Träu-; me, es sollte das erreichen. was dass Schicksal ihr versagt: Liebe, Glück,j Ruhm! Sie hatte das Kind Du höch-; stem Eifer angespornt, mit ihm ge-; lernt, es war ihre Freundin, trotz sei-. ner zwölf Jahre, das mit Verftandniß den Reden ihrer reichen Phantasie ge lauscht. Es war ernst und unlindlichtl ost und doch voll des Zaubers einer sähen Kinderseelr. Sie liebte es über Alles, es gab ihr Ersatz fiir so viel» Entbehrtes, sie iriinsebte jetst Für sich selbst nichts mehr, wie sie glaubte ( Da hatte es angefangen in krän--T kein. Erst klagt-: es nur iiber «:.I.skjidig-·I teit und Kopfschmerz. Die 7cinglied-J rige Gestalt beugte sich wie Von uu-I sichtbarer Last, aber des-ungeachtetl lernte es eisriaer denn je, soandertei mit dem Nevos in die lateinische Pri-! vatstunde und schwelgte nachher mit der Mutter in den Schönheiten undl Größen klassischer Vergangenheit l Ein leichter Hnsien stellte sich eins ein Anstoßen beim Sprechen, als bate· die Stimme irgendwo fest, eine kaum merkliche Beleatheit der Stimmbän der, ein kurzes trockenes Anft)usten··» Niemand achtete daraus. j Karl-J hatte bis zn ihrer Ehe taurn gewußt, wag Krankheit war usid dem kränklietien Manne ans den-. Versinken losen, traumhaften Hindännnecn einer achtzehniahriqen Mädchenseele ihre Hand siir’5 Leben aereith weil er ihr angenehme Versoranna bot nrd sich« absolut nichts aeaen ließ. Seine Firiintlirhteit hatte sie auch dann nicht sonderlieh aestort und beunrnhiat, sie lebten ruhia nebenein ander, nbne arofze tfrreannaeir tjr ein innerlicher, mehr praktischer Oba ratter, sie eine seinaeiftiqe, old-r ihn ein«-senden - et. was selbstsiichtiae Natur, die sich ih-» reS Werthee voll beniuth war. Als dann das Mädchen aeboren ward. ein-« pfand Karla mubl dag, was man ge meiniglich nnter ,,(«t!«ick« versieht. Da des Flijsd ernstlich zu tränkean Bari-mit verhkttzlte goes man den Rathe Der alte Herr ihr nicht. daß es licht Satt-e handle, drittete mit einiaer lieaann es zu. sich Inn ein«- ernst-, Umstandlichteit nnd etliil,en sachlicher-» lateinischen Worten an ian Hauptsiy der sitanthet die Lnnqe feji« und damit wijre nie in spat-en Stockend wiederholte sie Also lnnaenlranl, Drltor. das kann to qui Tubertulote sein, wie harmlos, nicht wahr?« Der alte Herr nickte ernst, dann, als-· er den sassnnaslosen, groser Lahmer-z aus ihren Ziiaen las, fiiate er freund lich hinzu: »Wir wollen nicht 3zileich so Schlimmes denken, Sie müssen die Kleine ans der Schule nehmen, für länqer, ich meine, bis das-, die Lunge ausgeheilt sein ivird.« Karla saate nichts. Sie fühlte nur, daß durch thr ganzes Wesen ein Ris ing, der nie mehr heilen würde. Jhr ach stolzes Mädchen irani, trant wie damals der Knabe. wie ihr Gatte! Alles hatte sie eingesetzt. ihre ganze Kraft, Schönheit, Gesundheit un von ihm nur Krankheit dafür empfanan. Ein Gefühl kalter Empötuna zoa läh mend durch ihre Seele. Für ihre Kin de: holte s.e lesen krallen, keimt-. gern. in ihnen ruhte ibr Beitr-. Sie ter i Zog sieh in sich zurück, trie jene Blume. ie ihre Blätthe sthtiessn wenn sie der Regen trifft. Starr, freudlos ging sie ihren Pflichten nach, ihr Auge aber richte in steter Angst auf dein blassen Gesicht des Feindes, dem ihr Denken und Handeln galt. , Eine Ertöltung mit anhaltendcm Fieber wars das Kind aufs Kranken lager. Der Huften verstärkte sich. das Allgemeinbesinden nahm ah, Karla hatte die Kleine an ihre Seixe gebei tet. und wortlos verlegte ihrGatte sein Lager in das Gemach des Kiiidez. Hier hauste er nun einsam, um die ihn umgebenden Phantastereicsn eines; verwöhnten Mädchentopfes erzählten ihm in schlaslusen Nächten vo:- den trüben Veränderungen des Hauses-. Ob er litt? Karla merite es nicht und fragte auch nicht, und er gehdrte zu Denen, die sich nicht durch Worte er leichtern. Jetzt entfaltete sich ganz die lieben-Z wiirdige Eigenart des Kindes-. Die kleinen Aufmerksamkeiten des Vaters rührten es, aber es konnte die Eltern nicht still oder gar traurig sehen, und immer wieder zwang Karl-i die heil-« aufdrängenden Thränen zurück. hiäk das Dunkel der Nacht ihre Verzweif-; lnngsgual mitleidig den Biiiten ded;1 Kindes entzog. Wie zwei Fremde gingen sie anein ander hin, sie hatte nichts mehr mst ihm gemein. Er konnte feiner Arbeit, s seinen gbendlithen Klubfreuden nach-s gehen wie immer, während sie lau-;-I sain verbluietez naria woute zur Ruhe gehen. Langsam, mit müder Schwerfälligkeit legte sie ihre Kleidungsstiicke ab, als er noch eintrat, nach deru Kinde zu sehen. Das Fieber war höher, als sonst. Sie sagte es ihm auf seine Frage kaum hörbar. Er blickte dann lange in das- heiße Pcåsicht der Kleinen, dann wandte er i . »Es ist schrecklich!« sagte er dumpf. dann, als sie in gewohnter Starrheit schwieg. ging er in das Nebenzami nier. Die Thür blieb angelehnt wie immer. Die Stunden verginaen. Karl-J war in einen unruhigeix Schlaf gefal len. Pldrzlich fuhr sie emvor Cin zelne Töne waren an ihr Ohr gedrun gen. Sie setzte sich aufrecht. Es schlieH i Da drang es non Neuem zu ihr hin, sioßweise, wie mit verhaltenem ·tltbem,z und nun wußte sie, daß es aus- der-is giebenzimmer kam. Er mußte lrant« ein. l Leise, nur mit Filzschuhen ketleidetj ging sie aus das Bett zu. Das Licht. des Schlafzinimerg fiel durch die offnel Thür, gerade aiis das Lager deSMan-2 neg. Er hatte das Gesicht der Wand: Zugelehri sie konnte ek nicht sehen aber sie sah, wie der Körper erbebte von beinahe tramvfhastein Schluchzen Er weinte. Ein Gemisch von Staunen undMit-; leid zog durch ihr Herz; sie wollte ihn ; berühren, ihn fragen: Fehlt Dir et-i warf? Aber scheu zog sie die Hand jin-z ru . Sie hatte nie einen Mann weinenk sehen. Es erschütterte sie wunderbar-i und gleichzeitig tam ihr das Bewußts sein. daß sie, seine Frau, an diesen Thränen keinen Antheil habe. Es lag eine Kraft, ein Schmerz in diesem Weinen des Mannes, dasi es ihr den Athem benahm, sie erschauern iiiachtr.s Sie stand reglos und blickte auf ihni nieder, endlich als der Körper nochl immer krampshaft erbebete. neigte sse sich über ihn und faßte seine Schul-« ter: »Warum weinst Du?« Er veränderte seine Lage nicht sic rriftirte offenbar fiir ihn nicht. Aber diesem fassungslosen Schmeri aeaeii iiber stieg ihre Kraft, das Bedürfnis der Frau, zu helfen . »Sag doch«, bat sie, ,,ist es um das-s Kind-" · f Ta wandte er sich ihr zu. Sei-is sonst so blasses Gesicht war vom Tini-i nen dunkel geröthei. i »Ach Gott, es ist das Alles so traus-; iig'«, versetzte er. dann, als er sie nur. iiii Nsichtgeivand stehen sah, setzte erx mehr aus- tstewohnheit in Sorge um; sie, ruhiger hinzu- »(«ieh schlaer Kind, i Tju iiiiist Dich ertälteii.« ; Sic ging Joaernly mit einem Ness sjilil der Schuld, dem Wunsche ihn-s ein gutes, weiches- Wort zu geb-sti, aber dennoeh schweigend. So suchte sie ihrs Laaer aus. , Aber der Schlaf nwllte nichs kam-: men. Sie war aet1«nimt, ishr jin nachzudenken allerdings leicht eeneinL , mit sser ien Frauen eigenen Subjeitiss oitat ein nnergniclliehe Sache in ihrexi Ursnster zn drehen. Und nun ttandi zur ihrer Seele die"Fraae: toie tiels lxast Du Schuld an diesen Zinsneer Tessn wer so meint, se hofsnksniislosz traun-ji« der weint nn. ein Geheimes-, Begrabene-, der Schmerz ist nicht voiik . i gestern oder heute-. z Lisar vielleicht er der Darbepde asi! ihrer Seite gewesen« dem sie Das ersi träumte Glück nicht gegeben? Dattel nicht er ihr sein Bestes gegeben. da er sie e.u;-— Liebe geheirathet, vielleicht noch. liebte? Aber sie war ihm von Aus-· sank-. an, wohl unbewußt, ausgem chen ohne Frage nach seinem Jenenles Len. Er hatte ihr schweigend Alles geget·en, weis in seiner Kraft stand, ier Lag Leben zu ver-schönerm eit: Aus lcben all ihrer Fähigkeiten Jnanglos gesdrdert durch stetes Hintenanse en seiner Persönlichkeit Sie hatte a es das liingenomnien mit der leisenllcber isebung der Frau, die sich im Grunde dem Gatten überlegen fühlt. Außer dem war es noch sehr fraglich, ob sie mit einem Manne, der geistig sit-er ihr gestanden, glücklich geworden wäre, ge eatse dieses stille Aussehen zu ihrer ganzen Persönlichkeit hatte sie zu tork tet.m Schulzen angespornt, sie wohl gar unbewu t beglückt. Daß sein ernster, pflichttreuer Cha ratier sie und ihre Weltanschauung langsam in tiefere Bahnen gelenkt, sie innerlich gefördert, hatte sie sich nicht ilar gemacht. Erst seine Thrämn zeig ten itr ihr Bild wie aus einem geklär ten Spiegel in seiner ganzen Selbst verbiendung und Ungerechtigkeit Sie hatte ihn vernachlässigt, nur siir das Kind gelebt, vielleicht hatte er gerade ir- der Beobachtung dieser Fähigkeit ih rer Liebe zu der Kleinen doppelt ent lchrL Und hatte sie denn nun ein Recht ihn anzuklagen daß das Kind den Keim dieser Krankheit in sieh trug. Muskte sie nicht vielmehr die Behält nisse, ja sich selbst antlagcn. ein un verniinftiges Mas-, an die Gesundheit des Kindes gelegt zu haben mit ih rem ehrgeizigen Streben? Sie hatte aber nicht unterlassen, ihn im Stillen mit Vorwürfcn zu iiberhäufem sich ganz von ihm zu wenden. Sie erschrak und richtete sich zu hal ker Höhe im Bett empor. ch Blick aitt durch das Zimmer mit den vielen kleinen Behaglichkeiten, die ihrem Schönheitssinn so wohlthatcn und iulche er fiir sie ersonnen, die einfach Its-d mittellos hier ihren Einzug gehal m. Als sie auf das Kind sah, schien es ihr, als sei es gar nicht so trank, als lssabe sie sich in ihrer Angst und in Sorge förmlich festgerannt. Sie lauschte seinen sanften Athemzriqen und etwas wie ein Gebet zog zitternd durch die Stille der Nacht. Karla stand leise auf, warf den Schlafrock über: es trieb sie, ihm, w nn auch wortlos, abzubitten. So trat sie abermals an sein La ger. Es wunderte sie nicht, daß er wachte. »Theodor«, sagte sie stock-tro es war doch schwerer als sie ge dacht. »Was willst Du, Karla, ist es schlimmer?« Er wendete sich nun ihr ZU. »Ach nein, —- vielmehr — Du ich glaube, sie wird besser.« »Gottlob!« versetzte er leise »Du littest wohl sehr?« fragte sie zitternd ,Es that mir hauptsächlich weh für Dih Sieh, ich käme später wohl noch durch, habe ja meine tägliche ·«-l:bcit. Aber Du, —- Du hättest dann ja nichts niehr.« Nur an sie dachte er, sie fühlte es heiß in ihren Augen aufsteigen. »Weintest Du Darum?« Er nirlte still. »Ja, es kam mir auch Alles so verfehlt vor. da tcni es so itber mich« Sie faßte seine Hand. Ihre arr sen und ernsthaften Augen ruhten voll azzf ihm. »Ich hätte doch immer-Dich noch-« ilnd wie iiber sich selbst erschreckend, fäate sie leise hinzu: »Was auch kommt, wollen trir nicht versuchen, es gemeinsam zu tragen?« Er nickte, liebevoll ihre Hand strei cheind, wieder und wieder, wie in tie fer Bewegung. Es drängte sie, ihn zu küssen doch sie schämte sich. »Du«, sagte sie nur langsam, »ich glaube, ich war wohl oft nicht gut zu Dir?« »Wir sind ja so verschieden«, wehrte ei. »Ja, ja, aber es wird anders, Du mußt nur noch ein bischen cis-drein mit mir haben, ich fiihle es—«, ihre Au gen sahen ihn um Vergebung flehend an Er drückte still ihre Hand. Dann ging sie. Sie wußte ploizlich Las-. Alles nur an ihr gelegen. Sie beugte sich weit über das Kind. for sche1:d, lauschend. Und als hatte der Blick der Mutter des Kindes Seele in den tiefsten Kammern des Schlases ge funden und aufgestört, öffnete es- plötz lich die Augen. »Gebts Tir besser, Liebling?« »(5i doch, Mutti, aam gut fühle nur, ich hing ans tiihl, das Fieber ist fort, ich werde bald gesund. Sie nickt ihm nun beinahe höflich zu Durch ihr Herr iog ein Ahnen loms mendcn Frühlings-. —.————--ff. Rosette-ji« Es war ein Sonimertaq warm und mild, Die Blumen bliihtcn rian im Gefild. Es schritten Zwei dunle das sonnige Thal, Die tiisztzneinander molsl hundertIJknL Stets wohl, Du Liebsten Gott sei mit Dit; . · .. Ol) sage, wann ist-est Du zurück zu mir?« — ,».,Und muß ich vollWel)’ Dei-Lassen mein Glück Herzlielgste mein, ich kehre «-«,nriick, Wenn wieder blühen die Uiuscti!«" — EB kam der Winter rauh und kalt — Da trieb ihn heim der Liebe Gewalt-— Ss schritten Zwei durch das eisigeThaL Die küßten einander wolrl l-,unbertMal. »Ich wök’ gestorben in Sehnsuchtsleid, Bis die Rosen blüh’n, dring ist noch so weit." »Du kehrst ja zuriict zur rechten z U , -— Geliebtet, sich', seit Du bei mir bist, Da blühen wieder die Rosen!«« Alb. Roderich. ——- Ein vielverspeechender Junge. Liheer: »Schäinst Du Dich nicht, so zu lü en. MosesW -—-— Moses: »Nee; aber aß der Heer Lehrer nicht sind Haus reingefallen darum schäme ich mich.«