. — Das Ziff-m ins limqu Eine sonderbare Geschichte dvn Eusernia von Adlerzselds Balleitrenn il. Fortiewna Wie in einem Rausche ging ich mei ner Wege. Jch zog den linlen Hand schuli ab und steckte den breiten golde nen Reis an den Rimsingen und ließ die anscheinend löstlichen Steine in der Srnne blitzen, sie bildeten ein länglich ovale-'s Zeichen, das fast das ganze Glied meiies Fingers bedeckte, uno « das ich erst fiir ein Monoaramm hielt. Das aber war’s bei näherer Definiti nng nicht, es war nichts als ein ein faches Zeichen, wie aus einem Zuge ge bildet und ich entschied, daß es wohl ein Buchstobe des russischen Alphabets sein müßte. Nach einer Weile sing ich an. meine Gedanken etwas zu sam ntein und überlegte, daß ich von der Fürstin Norvgorsod eigentlich doch so gut wie gar nichts wüßte-. Aber wer lot nte mir etwas über sie sagen? Na türlich der Kurdiretror. Ich dachte auch an die Polizei, iiberleate aber, das; der Kurdirettor doch die geeigne tere Persönlichteit zu Erlundigungen sei. Ich suchte ihn also zunächst aus und befragte den 11eberböslichen. Der erzählte mi: denn, daf; uie Fürstin seit fünfzig Jahren fast jedes-mal Iviilyrend des Sommers in Baden - Baden ge wean sei und quasi zu dem Inventar des Finrorts aehörr. Sie iniisse urait sein nnd weit iiber neun-Fig Jahre Früher, als hier noch gespielt wurde-, hatte sie zu den Habitueg des grünen Tischekz pihört und mehrmals auch die Bank gesprengt, doch hatte sie auch ein-· mal ganz enorm verloren und die Spiekbölle mit dein Ausrufe: »Ich bin ruinirt!« verlassen. Jin Vorzirniner habe sie dann Gift Jenoniinern doch ein Landsmann von ihr,illrzt wie es schien, habe sosort Gegenaist trotz ihres des-« tiaen Ströiibens angewendet, und die Erschöpste aber Gerettete in ilire Wob nuna gebracht. Schon arn folgenden Tarae wären dann ihre erheblichen Schulden beiaislt worden, und sie sei alljährlich wie es schien in völlig ge ordneten Vermöaensverhöltnissem wie dergetehrt, habe auch wieder gespielt, aber doch nur in aemissen Grenzen Jhr sürstlicher Stand wäre übrigens nur der persönliche ihres Garten, ein-z hohen Beamten aetvesen, nicht aber erb nm, tm uhriaen tolle ne nur eine noch lebende Tochter haben. die mit einem Gelehrten verheirathet fei, in dessen hause sie auch lebe. Von ihren Stande vor ihrer Beeheirathunq und ihren An tecedentäen werde allerlei annunlelt, aber wer««iönnte willen, was da Wahr heit sei und was Dichtung, jedenfalls qehöke es einet längst verschollenen Zeit em. da der Name dez ersten Napoleon schon damit vetquiat sei. Sie nehme sicherlich eine bevorzuate Stellung in der Petersburqer Gesellschaft ein und er wüßte nichts, was ihn dazu bewegen könnte. mit von der Annahme der an aebotenen Stellung abzurathen. Jch erzählte dem spefiilliaen Kavalier dann den sonderbaren Vertrau, den die Für stin mit mir geschlossen und zeigte ihn den Rina, dessen Diamantzeichen auch er für einen rufsischen Buchstaben hielt. Für alle Fälle sagte er mie, tonnte ich mich, wenn mir der Aufenthalt bei der Fürstin aus irgend welchem Grunde nicht mehr angenehm sei, immer an die deutsche Botschaft oder das deutsche Konsulat wenden, falls mir Schwie rialeiten enviichfen, was mich auch ganz zur-ersichtlich machte Ich schickte der Fürstin zunächst nun meine Var-sing und Walsili brachte den Bescheid, daß mich seine Herrin unt fünf Uhr »zum Thee erwarte. Mit et Ioag itetheilten Gefühlen —- einerseits irr-b und glücklich untergebracht und meiner Soran ledig zu sein, andere seits aber mit einem gewissen Wider streben aeaen die Person meiner Brod neberin, die noch dazu manchen Sturm erlebt haben mußte — begab ich mich sur sestaesetzten Zeit ins Hotel de Russ te, erhielt ein elegantes Zimmer ange wiesen und bereitete meiner alten Hexe, die mich zuckersiisz empfing, den ersten Idee nach ihrer Anleitung Während tiesseiben schwatzte sie fortwährend-, aminant aeuug, als wäre sie die Gei iellichaitktin und nicht ich, kam vom Oundrrttten ins Tausendste und traut te allerlei binarre Ideen aus. Mitten darin, qanz unvermittelt, sagte sie in demselben Athem. mit dem sie eben eine Anetbote erzählte »Sie waren heut Vorntittaa beim Knrbirettor — solch’ ein netter. amiisanter junger Mann! Sinn Ihre Jnsormationen zu Ihrer Befriktsiztung rtuöaesalleni« Erstaunt setzte ich oie Theetasse ab« die ich eben zum Mund-e siihrte, und fing dabei einen ganz merkwürdig lau ernden Blick Wasfoiis aus« der eben den frisch gefüllten Wassertessel herein brachte. Hatte sie mir nachspionieren lassen? Jth weist nicht, was mich davon abhteit. die Thaisache einzuräumen mit dem Zusann dasz es both ans natürlich sei. wissen zu wollen« we en aus man in der Zulunlt zu theilen habe, es warnte mich aber etwas. die einfache, ganz logisch richtige Wahrheit u sa aen. und mein: Tasse ruhig hin eientx erwiderte ich unbefangen: »Ach, Information hat der iß sehr He ; salliae, aber auch recht tart beschäftig - te Herr mir aar nicht geben können, das heißt, gestern, als ich ihn aufsuchte, um ihn zu bitten. es rnieh wissen zu lassen. wenn jemand von den Kur aiisten eine Gesellschasterin suchen soll te. Er war daher auch sehr erstaunt zu hören. daß ich die gesuchte Stellung schi· gefunden habe und gratulierte« rnir dazu, daß es das sang Eurer Durchlaucht fei. in das mich der Zufall geführt. Nun«, fügte ich verbindlich hinzu, »dazu habe ich mir schon selbst gratuliert.« »Sie sind sehr liebenswürdig«, nur melte die Fürstin mit einem Blick auf Waisili. » Dieser schien übrigens eine besondere Bertrauensitellung bei meiner jetzigen herrin einzunehmen, denn wenn er auch ihren Rollwaaen schob, und wie ieder andere Diener iervierie, so diente er ihr doch daneben als Seiretär und Schadmeisten und wenn geschäftlich aussehende Briese einliefen, so gab sie ihm dieselben zum Lesen und er smusite dann Vortrag dariisber halten Innd die Antworten besoran. Sie mußte ihn mir gerade nachgeschickt - lben, um zu wisset-. wohin ich ging. — ie Fürstin liindiate mir an. daß wir Ba den-Baden in einer Woche verlassen jwiirden. um nach Petersburg zuckt zutehrem und diese herrliche Sommer »woche hätte eigentlich siir mich müs zsen ein Quell des Genusses sein, denn Iwir machten täglich schöne Ausfiiige zu JWaaen nach der Fischkultur, naF »Schlag Favorite, nach der Yburg, na Gernsbach und Schloß Eberstein, ins iMurgtbal und überall hin, wir fuhren jin der Lichtenthaler Allee spazieren, lwir sahen tiialich den bunten Trribei vor dem Kurhause, wir speißten vor kziialich und die Fürstin war von einer manz erquisiten Liebenswiirdigleit ge :gen mich ---— aber leider war sie immer Jan meiner Seite mit inrem schrecklichen Quem-gestehn mit ihren Blumen auf »dem Hirte, mit ihrem ganz abstoßenbcxi »Ich» daß ich zu einem lvirilrchen Ge Inusz gar nicht kann Mein Dienst um isie rcar leicht qenua, er beschränkte sitt Ieiaentlich nur aus das bißchen Vorle sen, nnd ihre Eigenbeiten waren doch Znicht derart, daß man sie nicht hätte er jtragen iönnm Dazu gehörte-« das; sie ;es nicht leiden konnte, daß die Menschen Handschuhe trugen, immer mußte ich wenigstens den linken Handschnh aug zsiehew Ob es deswegen war, weil ich an dieser Hand ihren Ring trug, oder ob es iisberbanvt nur eine Eigen tbiinrlichteit war, weiß ich nicht, ich -nahrn’s eher fiir dag letztere. Jch br -rnerite ü«briaens, das; sie wieder einen »dem meinen ganz gleichen Ring mit demselben Zeichen trug, gleichfalls in Diamanten —- denselben Ring, nur in Silber. hatte-Wasili am Finger, aber er trug das Zeichen daran nach dem Innern der Hand gelehrt, und die Kammetfrau der Fürstin hatte eben falls einen solchen Ring, aber in Gold Ich konnte nicht umbin diesen Um stand einmoi gegen die Fürstin zu er fwäsimen mit der Bitte. rnir die Bedeu tima des sieichens ZU sagen. »O wissen Sie nicht, dasi dieses Zeichen ein russisches Arnnleit isi ge aen allerlei Gefahren?« antwortete sie imin »Sie werden es bei mir in: Hause Isicherlich noch ost seben Das eichen list tein russiicher Buchstabe, we Sie annehmen, es ist überhaupt wohl nicht iauszusprechen sondern nur ein mysii« fcheö Zeichen, eine Tradition so zu sa gen«. Seltsam genug war daß ich an diese Auslegung, so ptausibel sie war, nicht alaubie·- - es ivor in den Augen der Fürstin dabei so etwas Jauche-T in ihren Worten lag ein solcher Klang von Hohn. daß ich im Innern seit überzeugt war, daß sie mich mit ihrer Erklärung below Warum aber in aller Welt? Ich zerbrach mir den Kopf da riiber ohne eine Erklärung zu sinden that aber so als wenn meine Neugier de ganz befriedigt wäre i Was meine Vorteieanit bei der Für 1itin betras. so waren mir die Masse von Zeitungen, die sie hielt, selbst interes sant genug, als daß ich daran nicht Ge fallen sinden lonnte. nur« daß sie·sich Leitartilel und Nottzen aus sozialisti lchen Aaitationen oft zwei- bis drei mal wiederholen ließ, schien mir manchmal langweilig qber sie versicher te mir, man könne sich nicht eingehend genug darüber unterrichten. Das schien mir nun mebr Geichniaeigskzche »Du tem. Ein-nat mußte ins im eine anarchistische Broschüre vorlesen, die mein qanies monarchistiscnes Gefühl vor Entriiftuna zittern machte, wag sie höchlich zu aniiisieren schien. Sie be schäftigte sich, wie sie mir sagte, viel mit diesen Fragen, und als ich dagegen hielt. daß daf-v nnabliissige Lesen dieser gefährlichen Tendenzen dei Leuten m:t snicht aanz gesestigten Grundsätzen ent sschieden langsam auf den Geist und das berz veraistend wirken ·.niifzie, nickte fsie selsr befriedigt und fraqte mich mit dem Hohn in der Stimme, den ich manchmal schon an ihr wahrgenom men. ob ich selbst mich auch fest genug aeseit dagegen glaubte in ihrem Alter schade so etwas nicht »sehr-. Ich versicherte ibr in einer fulnxiixanten Rede. das-, ich die docierten Tendenzen von Grund meines derian verab scheute. was sie zu einer mir qanz un erklärlichen nnd mich etwas verlegen iden beiterleit veranlaßte. Aber wie ’gesaat, diese Lettiire war mir doch nicht unsympathisch. denn re belehrte wenigstens-wie hatte ich n meinem naiven Dasein so viel über Anarchie Iaelesen als in den ersten acht Ta en,’ die ich als Gesellschdfterin der Für tin» JNowgorod derlebte. Widerivörtig wa Iren mir nur die französischen RonianeJ sdie ich ihr immer des Abends vorlesen; linusitr. Ja, wenn ej noch gute Bücher( ’aetvesen wären. aber ich kann mich nun einmal für die Richtung nicht begei-l stetn, die absolut nur den Schinny und den Kehricht schildert, an dem man doch im Leben aern in achtunqsvoller Entfernung vorübergeht Zur festgesetzten Zeit retsten wir ab, sehr bequem erster Klasse mit den ( schnellsten Zügen mit Schlaftvagem Speisetalons und allem sonstigentikoms fort. Jn Dresden nnd Berlin hielten toir uns einiae Tage aus und in beiden Dauptstädten bekam die Fürstin oft recht seltsamen Beiuch ——- fiir eine Für stin nämlich. Da kamen Männer und Frauen, einige hochelegant mit einem merkwürdigen Hauch von Hautgout umaehen, dann wieder reduciert aus febende Leute mit flackerndem Blick und verdächtiaem Aeußern, sozusagen Bassermann’sche Gestalten, denen ich allein an einem abgelegenen Orte nicht gern begegnet sein würde. Jch sagte das der Fürstin auch, doch die guckte mit den Achseln. ««""·« »Was wollen Sie«. meinte sie leicht. ,,Landsleute, die um eineiinteritiitzung bitten, »voila!« Nun hätte man ja den Edelmuth der Fürstin bewundern können, die iiir so viele Landsleute einen offenen« Beutel hatte —- wenn sie nur nicht immer so lange mit ihnen allein im Zimmer ge blieben tviitr. Um sich die Geschichte ihrer Armuth und Diirftigteit enau erzählen zu lassen? Vielleicht, a .r es machte mir immer den Eindruck, als ob diese Leute auf Bestellung kämen. Und was hatte sie mit Wassili immer zu tuicheln und zu flüstert-, und auch manchmal mit der Kammerfrau mir übriaens von Anfang an eine triderwärtiae Person mit ihrer trie chenden Freundlichkeit Und warum wohnten mir in Dresden sowohl wie in Berlin nicht im HoteL sondern im Chambre garni, deren Wirthe und Personal alle diese fragtoiirdigen Ge stalten aus-—- nnd einließem ais roiiren das die natiirlichsten Besucher oon der Welt. Das alles hatte mich schon in Dresden stutzig gemacht, und ich hatte auch bemerkt, daß diese Leute fast alle den Ran mit dem sogenannten Anru lett trugen, toenn auch nur in dem fchlechtcsten Material, ja mir schien es, als wiirde der ttiina gewissermaßen als Paßpartout benützt, nm ungefrag ten Eintritt bei der Fürstin zu erlan aen. Das veranlaßte mich, den ineini gen abzulegen. was die Fürstin unter wegs. als toir gegen Berlin zwaron ten. bemerkte. »Wer haben Sie Ihren Ring?« fragte sie scharf Jus gab vor, oas er mrcy drum-« und ich ihn teshalb aufbewahrt hätte, idelche Erklärung die alte Dame zu einer gar-z merkwürdigen Heftigteit reizte, daß sie mich direlt berlenend an suhr: ob ich denn weichgebatlener wäre als sie, und daß sie dergleichen Launen nicht liebe u.s.w. Ich sah sie groß an und erwiderte nicht ein Wort aus diesen Aue-still, aber der Ring blieb in meiner Tasche. Das machte die alte Hexe fast zur Furie nnd nrit vor Muth sunlelnden Augen befahl sie mir, den Ring sofort wieder anzu leaen. Nun erklärte ich ihr aber sehr ruhig und mit ausgesuchter Höflich!eit, daß das Tragen des Ringes durchaus-Z nicht zwischen uns ausgemacht wäre, daß es mir aber auch nicht schiene, als wäre ich zum Tragen eines Abzeichens meiner Dienstdarteit zu ihr in irgend welcher Weise verpflichtet. Der Ring driiele mich und da mich dies belästige, könne mich niemand zwingen, ihn zu tragen. Sie schien das ietzt einzusehen und ihreHeftigteii, die doch wahrlich grund los war. zu bereuen, denn sie änderte ihren Ton und wurde wieder von einer zuckersiißen Liebenswürdigteit. In Berlin angelangt, fuhren wir soqleich in unser Logik-, das wie gesagt, wieder nur in einer Art von Hotel gar ni bestand, und dort schienen einige die ser vertonunenen Gestalten, die mich in Dresden zum Nachdenken angeregt, schon ans die Fürstin Zu warten. »Man scheint als ,,iee biensaisante« doch einen ganz guten Ruf zu haben«, nickte sie mich lächelnd an, als vier oder siinf dieser Leute gleich bei unserem Eintritt in das Haus aus sie zukamen, aber sie zog ni t etwa die Börse oder beauftragte Wer sili nrit der Spendung ihrer Almosen. sondern nahm diese Leute mit hinaus in ihr-e Zirnnierl und rne uns enimanaenoen Wien-e icyienen das ganz natürlich zu finden. Mich erqrifs aber eine aewisse Unruhe« und selbst die Erlläruna« die ich mir gab, daß die Fürstin wahrscheinlich einem ribilantropiichen Verein angehöre-, bes sen Pflichten sie sehr ernst nehme, woll te mir nicht recht einleuchten. Lilie, wenn ich mich einmal bei der Polizei nach der Fürstin erkundigte? Die weitverxnveiaten Gewebe polizeilicher Wissenschaft reichten doch sicherlich lsigs Denkt-huren oder ich belam vielleicht doch dort einen Rath, ob ich bleiben, oder unter iraend einem Vortvaude gehen solltet Als die Fürstin dann :oie der allein war, aan ich aus ihr Zim mer und sraate sie, ob sie mir wohl Urs laub neben würde, meine Freunde in Berlin zu besuchen. « Sie ertundiate sich. wer diese Freun de wären unv ich hatte aottlob auch ein raar Namen mit Wobnnnagangabe in BereitschaiL »Ja natürlich —— selbstredend ntiiss sen Sie Ihre Freunde besuchen«, rief sie mit zuckersiifier Freundlichkeit. »Ich bin keine solche Egoistirn laß ich Ihnen das verwehren möchte-. Nur lieut’ noch nicht« liebste Frau von F)elsenl)urg, lieut’ nicht. Heut’ brauche ich Sie so nothwendig, und die Besuche haben doch wol-l Zeit, nicht wahr, bis-« mor aen. Wassili wird Sie denn beglei ten, denn unter keinen Umniinden gebe ich zu, daß sie in dieser großen Stadt allein cuoaetien.« Das hatte sie nun z u gut gemacht, die alte schlaue Frau. zu aut, als dass ich nicht hätte merken müssen, daß sie mich bewachen lassen wollte. Aber so — schlau wie sie, war ich auch noch. Jch erklärte lachend, daß ich in Berlin wie zu Hause wäre und sehr gut Bescheid wüßte, nnd daß ich für meinen cTheil unter teinen Umständen v-iuaebeii wür de, daß sie um meinetwillen ohne Be dienung zurückbliebe. « »Wie rücksichtsvoll Sie sind, wie gut«, erwiderte die Fürstin mit iem saschen Lächeln ihres zahnlosen Mun des. ,,A demain« alsd!« Am andern Tage fand sich, wie ich’5 vorausgesehen hatte, nicht ein Moment, den ich hätte fiir mich und mein Vor haben verwenden können. Die Fürstin hatte tausend Dinge für mich zu thun, ich mußte Briefe iilber Briese schreiben an Geschäftsleute, Jntendanten ihrer Besitznngen, Privatbriese sogar und dabei hatte ich so die wunderliche Idee, als ab diese Briefe nie abgeschickt wer den wiirden. Von einem Ausgang-e meinerseits war gar teine Rede mehr und als ich endlich gegen Abend darauf zurückkam, that die Fürstin ganz er staunt. I »Ach, bitten Sie Jhre Freunde doch hierher, das spart so viel Zeit sür Sie«, Tmeinte sie naiv wie ein Backsisch. »Wir ;sahren ja morgen Mittag schon fort und ich weis-; nicht, wie ich Sie die paar sStunden noch entbehren sollte!« s Nun, das ging mir doch ein weniq über den Spaß und ein nxcrtwüwig belleinmendes Angstgefühl bemächtigte sich meiner. Dazu kamen neue Beob achtungen, die ich gemach-i hatte iiber allerlei Besuche. welche die Fürstin im Laufe des Tages wieder empfangen, Besuche so wenig dertrauenerweckender Art. daß ich aus der Frage: was hat das zu bedeuten, überhaupt gar nicht mehr heraus-kann Sie verhandelte mit diesen Leuten nie in meiner Gegen wart, vom Nebenzimmer aus hörte ich, daß die Unterhaltung mit ihnen nnr gefliiitert geführt wurde-, und der Um stand, daß sie mich nicht herauglassen wollte unter allerlei nichtiaen Vorwär den war schließlich srappierend genug. In welche Hände war ich qeratheni — Die Nacht brachte mir nur wenig Schlaf, dafür aber den Entschluß, mich beizeiten von einem Verhältniß loszu sagen, in das mich das hohe Gehalt sozusagen hineingeblendet hatte . .»Un«d Ell lllslllcll schlllsloscll Olllllllcll stillllc ich die Ueberzeugung daß der Verkehr bei der Fürstin auch Nachts fortgesetzt wurde. denn ich hörte das leise, vor ,sichtige Schließen der Thüren, hörte geslusterte Worte ans dein Korridim der mein nach dern Hefe aeleqenez Zim mer von denen der Fürstin trennte, »und dieses geheimnisvolle Treiben jdraiigte Frage auf Frage in mir aus sund machte meinen Entschluß rascher .re:s, als es vielleicht sonst der Fall ge « l wesen wir re. Am nächsten Morgen heim Frühstück ssagte ich daher ohne weitere Einlei tunn: ,,Durchlaiicht, ich muß Jhren Ring eher wieder in Jhre Hände zurücklegen, als ich dachte. Ich habe die Ueberzcu lgung gewonnen, daß ich meine Stelle l,an Jhrer Seite doch nicht aus-stillen Hann, zudem fühle ich mich nicht wohl i— es wird daher besser sein, ich bleibe !zuriick. Auf eine Entschädigung der kurzen Zeit, die ich bei Jhnen war, ver zichie ich natürlich«. Die Fürstin sah mich durchbohrend » »Ah, Sie find pikiert, weil Sie Jhre Freunde nicht besuchen konnten«, sagte ie scharf. »Nicht doch«. heeilte ich mich zu er wiederii« »meine Bitte uin Urlaub hina ja doch natürlich davon ab, ob Sie inich entbehren konnten. Das wäre eine ganz Fsalsche nnd unberechtigte Empfindliihi »leit. die ich mir selbst unter keinen Uni ständen aestatten würde. Mein Ein gehen auf Jhr gütigeit Anerbieten war einfach ein Mißgriff, den ich zum fGliick sriih aenuq einsehen gelernt habe. iHier ist also ver Rina, der unsern Fron tralt aiisheht, Durchlaucht, und indem ich Ihnen vielmals fiir alle Ihre mir Terwiesene Güte danke, bitte ich Sie, iniich hiermit zu eiitlassen.« l All Tssie Fürstin führte ihr Taschentuch idor dan Gesicht inii einer ganz natur jlichen Bewegung, aber ich sah ihre Zü )ae, ehe sie dieselben darin verbarg nnd sah auch, dasi dieselben ganz verzerrt waren. Oder hatte ich mich getäuscht? Ja. ich mußte mich getäuscht haben, denn als ihre Rechte niit dem Taschen-— »tuch wider in den Schoosz sant, merkte lich nicht-Z mehr von einer Veränderung iii ihren Ziiaeii und sie sagte sehr rn hia nnd mit durchaus höflicherFreund Ilichteit: j »Nun· tote hie wouen ta) mnn sSie nicht halten, wenngleich es mir ganz unendlich leid thut, daß Sie mich verlassen wollen! Wirklich, »suns pl)rase«': ganz außerordentlich leid thut es mir, ich habe selten eine mir Efympathijchete Persönlichkeit nehm lden. als Sie es sind. Wollen Sie mir laber-stund einen Gefallen erweisen« file »der-en ich Ihnen eine unbegrenzteDanL lbatleit ichulden würdet« i »Aber selbstverständlich, Durch Jlancht«, sagte ich froh, die Sache so jraich beendet zu haben, «verfiigen Sie ganz iiber mich!« « »Nun wohl, so begleiten Sie nat-ji wenigstens bis nach Petersdurgk Ich tawn nicht so ganz allein reisen — meine Verwandten wären außer sich, wenn ich den weiten Wen ohne eine Gesellschafterin zuriicklegtr. Thun Sie mir den Gefallen, nein. erweisen Sie einer Greis-in diesen christlichen Liebe-J dienitt Sie sind frei. sobald wir Pei tcrvbnra qliictlich erreicht haben die Kosten dibret Rückteise find nat-Zir lich meine Satt-el« Jeii überlegte — aber ans Ende, trug "ließe sich dagegen ein-wenden? Ichl trnnie dabei nichts riskieren, und nach segiem Moment des Schwankens sagte i ta. s »Ah«, ricf sie erfreut und empha tisch, »das wird Jhnen der Himmel reraeltent« Trotz tiefer frommen Worte weilte mich der Ton, in dem sie es sagte, eigen berühren. es schien darin wieder der alte Hohn zu lauern, den ich schon manchinal darin heraus-zuhören e meint. ein doppelter Sinn, den ich doch nicht ergründen konnte, vor allem asber schien mir der Himmel blutwenig ,mit dieser alten Heidin zu thun zu ha ben. denn von Reliaion babe ich bei ihr in der Zeit unseres Beisammen seins nichts gefunden als Negatives. Doch was ging das mich an? Jch war froh, daß ich meinen Entschluß ausge führt und mich von ihr losgesagt hat te, die erbetene Gefälliateit konnte ich Ischon gewähren, und vielleicht sano ich tin Petersburg für mich eine andere, imiir mehr zufagende Stellung. Ich schob ihr den Bkiuantriug mit dem »w stischen Zeichen noch näher und sagte: »Es würde mir unfreundlich er scheinen Durchlaucht, wollte ich Ihren Wunsch nicht erfüllen. Nehmen Sie also dieses sichtbare Zeichen unseres Vertrages zurück —- ich begleite Sie freiwillia!« »Nein, nein«, rief sie lebhaft, »be dalten Sie den Ran als ein kleines Andenken an mich!« »Durchlaucht, ich kann unmöglich Idieses lönigliche Geschenk —s—« ,,Tut, tut, tut«, unterbrach sie mich lachend, »Sie können ganz gut nnd Sie müssen mir den Gefallen thun. »Ear tel est notre plaisir!« Die kurzen lTage mit Ihnen sind mir die paar ISteine schon werth, nehmen Sie nur-, nehmen Sie! Es ist ein Amulett, wie jSie wissein » chein wovonieren uno mein nieman strieren half mir nichts, sie drang inir das Juwel förmlich auf und lehnte je den Dank dafiir ab. . Mittags, wie bestimmt war, verlie ßen wir Berlin, utn ohne Aufenthalt nach Petershurg zu fahren und die Reise kam mir nun unter dem Gefühl von Freiheit, das sich meiner wieder bemächtigt hatte, selbst an der Seite der Fürstin Nowaorod gar nicht unerträg lich vor — die Gewißheit daß ich mich ia bald wieder von ihr trennen triirde, lmachte mir ihre Gesellschaft sogar in leinem aewissen Grade interessant. Als wir uns nach der langen Reise endlich sdem Stiele näherten, fragte sie mich, was ich in Petersbura zu thun ge dachte· Ich erwiederte, daß ich inir die i Sehenswiirdigceiten der russrschen sHauptsiadt iurz ansehen wollte, um sdann nleich zurückzukehren und fragte sie, wo ich wohl während dieser paar lTaae anständig und billig logieren könnte. »Ah, »e’eft ca«, nickte sie. »Eine ein l elne Dame von Ihrem Aeuszern, lied Zte Frau von Helfenburg, kann gar inicht wählerisch genug in einein solchen lBabel wie Petersbura sein, wenn tie in das richiiae Quartier kommen will!« i »Nun. es wird doch ein anständiges .Cham-bre iarni zu erfahren sein«, warf sich lächelnd ein. s-« »Natürlich, deren giebt es massens haft, aber ich kenne leidet keins und kann Ihnen darin nicht rathen. Wissen Sie was? Loaieren Sie bei mir, seien ·Sie ein paar Taae mein Gastl« . »Aber Durch-taucht. wie könnte ich Igr dieser Weise Ihre Güte mißbrau en -—« I »Unsinn! Sie werden doch nicht etwa Redensarten machen wollen-?- Wir haben niassenhast Platz und Sie find sdabei ganz stei, zu thun und zu treiben, iwas Sie wohin. denn in dein Punkt sder Gastfreundschsaft dente ich ganz -englisch: »chacun a son g-out«! Also, -Sie machen mir das Vergnügen, nicht "wabr"·.«« i »Durchlaucht, ich weiß wirklich nicht ---—« -- --» --.,- »v »Als-TO lUlsscN le lichtle Wchll Uti erbietcn isst ja der reinste Egoismrrs, ich weiß es, denn ich hoffe doch wenig stensJ bei den Mahl-seiten auf Jhre rnir «so werihe Gegenwart!« »Aber Jchr Herr Schwiegersohn --s— Ihre Frau Tochter s———« »Da-b! Jch habe mir volle Freiheit darüber vorbehalten. wen ich mir als Gast einlade. Ich bin darin ganz un labhänaig, »voila!« Und nach einig-ern Hin nnd Her nahm ich die gebotene Gastsreundschaft an. wie ich schließlich den Ring anges nomrnen hatte —- ich war ja frei, konn te wieder neben wann ich wollte nnd es war wirklich sehr liebenswürdig von der alten Hexe — ich hatte gar nicht gedacht, daß ich ihr wirklich so sym 2baihisch war und kam mir beinahe un vdankbar vor. daß ich sie so ohne weis jteres verließ, bloß weil mir einiges ihrer sGewohnheiten nicht gefallen hatten. iJa, ich sing sogar an, etwas wie Reue über meinen vielleicht zu raschenSchriti zu fühlen, so sehr iiberhänfte sie mich mit Gütel Endlich kamen wir in Petergbtrrg an nnd wurden am Babnhof von ci nem älteren Herren empfangen mir dem fdie Fürstin rasch einige Worte ans .Russisch wechselte nnd den sie mir dann als ihren Schwiegersohn den Heirath Kuratiefs vorstellte. Derselbe sprach seine Freude, mich in seinem Hause mitnehmen zu dürfen, in der höflichsten Weise aus unid mit Rücklassuna von Wassili Und der Kammersrau, welche das Gebäck in einer Droschte nacht-rin Inen sollten, fuhren wir in einem etc-ganz ten. leider aber aeschlossenen Landauer vpfeilschnell tun-It die schönen, breiten sStraszen der rnssischen Hauptstadt nach dem Hat-se, daR dis- Futstin snit — ihren Kindern bewohnte. Es lag ziem lich treit entfernt vom Babnhos dieses Haus, war aber mehr ein Palais, völ lig quadratisch gebaut mit einer im posanten Front im Stile der großen Kaiserin Katharina, und der Wagen donnerte durch die prächtige große »Porte-cochere« in den gepflasterten Hof hinein und hielt unter einer ver glasten Einfabrt. Dort stand schon eine große, magere, dunkelgekleideie ältlichc Dame mit großer Halennae und schwarzen, stechenden Augen, de durch die Aehnlichkeit mit der Fürstin auch ohne Vorstellung sich als ihre Tochter verrietb, und so war es auch, es war Madame Eure-liess Sie be grüßte mich höflich, aber mit einem merkwürdig neugierigen Mustern ihrer schwarzen Augen, die aussahen, als wenn sie keine Pupille hätten, und ich wurde sofort von einem Stubenmäd chen aus das mir bestimmte Zimmer geführt· Jch habe mich später noch oft gefragt, ob mich bei dem Betreten die ses Hauses nicht eine bestimmte oder vage Empfindung berührt hat, solch ein Gefühl, das man rnit Ahnung zu bezeichnen pflegt, aber ich kann mich nicht erinnern, daß mich irgend etwas beiingstigt oder bedrückt hätte. Ich schritt die breite, mit Summa läufein höchst elegant belegte Tre Pe, die auf deu Absätzen mit schönen T al mengiuppen Und weißen Marmorstei tuen geschmückt war, mit dem behag lich-n Gefühle herauf, das der Luxus zu verleihen pflegt, ich bewunderte die lassetierten, reich vergoldeten Stock decken des Treppenbauses und fragte mich dsakei wieder, ob ich doch nicht recht tböricht war, eine Stellung kurzer Land auszugeben, die doch wenigstens alle Annehmlichkeiten des Lebens in diesem eleaanten Palaste bieten mußte. Das Zimmer, in das mich das Mäd chen führte. war hoch, groß und über aus- prächtig mit geschnitzten und ver aoldeten Rokolomöbeln eingerichtet, ein prachtvoller Teppich bedeckte den ganzen Boden, die Möbeliiberzüge, Gar-innen. Portieren und Vorhänge des wundervollen Bettes waren von der reichsten damassierten, goldfarbigen Seide, Palmen dekorirten die breiten, spiyenverhängte Fenster, aber «- es war so kalt darin, daß ich zusammen schauerte, als ich darin stand. (Fortsetzung folgt.) Bei-mutato Osterltttem Ein Corresvondeni hat sieh jüngst zu der Angabe uersriegem daß die hüb sche lleine Antillen - Insel Bermuda mit raschen Schritten »das Nizza der Ver. Staaten« werde. indem immer mehr Tour-isten aus unserem Lande Bernmra zum Winter · Erholungsort trahltem und ihre Zahl bei besserem Damviesddrsst und etwas angenehme rer Geesahtt nach viel rasetzer steigen würde. Das ist wohl doch etwas dick aufgetragen. Jn anderer Bez e huna aber hat Bermuda für uns jeden falls eine große und anscheinend noch immer mehr steigende Bedeutung, näm lich als Osterlilien - Versa-ndtplatz. Man glaubt, das-, die Bevölkerung unseres Landes im Ganzen jede-Z Jahr WOOOO Dollars für Bermuda-Lilien ausgibt, und jedesmal, wenn die Sai «son herannht, wer-den dieselben schifssladungsnseise nach unserem köstli chen Gestaden gebracht. Eine verhält nißmiißig große Anzahl Personen aus jenem Jnsellande tvidmet sich aus schlielich dem Ziehen solcher Lilien für den atnetisanischen Matti, und die ganze Bevölkerung trägt mehr oder weniger zum Anschwellen der Aus fuhrxiienae bei. Heut-zutage erscheint diese anmuthing Industrie Vielen wie etwas Altshergebrachiexy — und doch oatirt sie erst von den Taan des Prä sidenten HaheS her, wenigstens soweit das aanze anstvärtige Geschäft und die entsprechende ciultur in Betracht kommt General thssell Oasiinad war es. welcher sie in’5 Leben ries. Derselbe war Mitalied deg- 2:i. Ohioer Regi inents idernelben, zu weichem der jetzi qe Präsident Mcsiinley gehörtc), Hei ratbete eine Nichte des Präsidenten Hayes und wurde unter dessen Admi uistratidn asls Sonsnsl nach Vermuda etc-schickt Seine Gattin kam einmal zu Besuch zurück, wollte hier einige Lilien sitt eine Freundin taufen nnd hatte tkö fiir dieselben zn bezahlen. In Ber mudn hätten sie ihr allerliöchstens 25 Cents gekostet. Das war ihr etwas starker Tabak, nnd als sie wieder nach Berinuda tain. brachte- sie bei ihrem Gatten die Einrichtuna eines systema tischen Lilien-Versandts von Vermu da nach den Vereiniaten Staaten in Anregung. Die Stiche erschien dein General einleuchtend und prosiiabel aenua, und bald waren die nöthigen Vorlelnunaen getroffen Zwei bis drei Jahre lang hatte der isteneral ein Mondpol iiber diesen Geschäft Die treuherzipcn Jnsnslaner glaubten erst; er taufe alle Lilien ru Geschenk-Zwecken aus; als sie aber erfuhren, daß et mehrere Hundert Prozent daran ver diene, wars sich Alles aus das Geschäst, das infolgedessen sehr herabiam. IIO aber kaufte der General sänimtlissss · lieninollen aus der Insel aus und i Nieinandem solche ab. der sitii "ni verpflichtet bestimmte hohe Preise file das Aujzsnlirgesrlisäst anstechtiuerhals ten! Solcherart rrizrde dass Geschäxt ans wenige Personen beschränkt, we ebe es auch seitdem Unter Gent-Tolle be halten lieben Die Versiiche,« diese Lilienzuchi (einschlies;lici) dek- Zkehens der Knecht-) nach unserem Lande zu vcrpstanzeih srnd bis jetzt niißaliistt