Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (May 6, 1898)
« M Eise Heiirlhssnsllttaa Issele III Lenla so- Egids is. Fortsetzung-) 5. Das sehnlichsr erwartete Telegramm von KommerzienratbLindner war ein stro en, enthielt aber zu Evas Crit-i us ng tein glückwünschendeö oder segnendes Wort, sondern nur dieNachis richt, dasz der Vater schon an-. nächsten Las in Berlin eintreffen würde. un sing Eva an. sich zu sorgen; trtirde ihr bisher über alles geliebter Vater nicht unzufrieden und traurig sein« weil sie so schnell einem andern, einem Fremden, den er nicht einmal kannte, den ersten Platz in ihrem her zen eingeräumt hatte? Sie tonnte ja nichts dafür, --—— wie ein Sturmwind war alles über sie gekommen! Aber ihre Aufregung und ibrclllngst wuchsen. und als derMoment des Wie dersehens etommen war, —- zu ihrem Kummer tte sie wegen des labmen Fußes den Vater zu Hause erwarten! müssen, —- und sie ihm endlich uni den? Als flog. fühlte der Vater die zarte? stalt in seinen Armen zittern. « Evas Sorgen waren nur zu wohl begründet! Kommerzienratb Lind ner war in nichts weniger als rosiger Stimmung: die Aussicht, einen ver schuldeten Grafen zum Schwiegersotyn zu bekommen, lockte ihn gar nicht; sei ne Tochter war ihm natürlich viel zu gut, um ihresGeldes wegen geheiratbct zu werden. Anscheinend ein trockener Geschäfts mann mit gemessener Haltung uno den einfachen, aber sicheren Formen eines Mannes, der zu befehlen gewöhnt ist, besaß er nicht bloß einen hellen Kopf, sondern auch ein warmes Herz. Er war fest entschlossen, seine Toch ter davon abzuhalten, einen, wie er glaubte, sehr dummen Streich zu be gehen, doch betrachtete er die Pflicht, die ihm ieIt vorlag, als eine schmerz liche Operation, schmerzlich auch für ihn, der sie ausführen mußte. Eva konnte es anfangs taum fassen. daß der Vater ihr Glück zerstören woll te, aber sowie sie begriff, daß sie für ihre Liebe ernstlich würde kämpfen müssen, wuchs ihre Widerstandgtraft nnd ihre Sicherheit, so daß Lindner I ll niertte, daß seine Aufgabe eine ierige sein würde. «Liebes Kind,« sagte er ihr im Laus bei Gespräches. »ich zweisle ja gar nicht daran, daß dein Graf, was äu ere ffStint-neu und Liebenswiirdigteit tri t. ein ganz charmanter Herr ist; M seinem Charakter wissen wir nicht-s und werden keine Gelegenheit haben, etwas Sicheres darüber zu erfahren. Es ist ja auch möglich,daß er sich wirt lich in dich verliebt hat« obgleich ich da ran nicht so fest glaube als du« — Sardeoffiziere in den Dreißigern ha ben wohl gewöhniich ziemlich abge briihte setzen, —- jedenfalls wiirde er nicht daran denken, dich zu heirathen, wenn du nicht mehr als das nöthige Kommtßvermögen hättest!« »Ansangs vielleicht nicht, ehe wir uns näher konnten; aber jetzt würde er mich nehmen,wer:n überhaupt dieMög lichteit dazu vorhanden wäre:'« sagte Eva so klar und bestimmt daß Lind ner einen Moment betroffen schwieg. Es ging ihm jetzt wie so vielen Eltern in ähnlicher Lage; er fühlte, wie seine Tochter, die er noch für ein halbes Kind gehalten hatte, ihm entglitt, und daß er sie nur mit Gewalt würde hal ten können. Aergerlich rief er: »Wenn du durch aus Gräsin werden willst, so wollen wir hoch lieber gleich nach Monte Car lo lgehen; dort kannst du dir für dein Oe d auch einen Fürsten taufen, wenn du tnit einem ruinirten zufrieden bist!'· Eva antwortete nicht, aber ihre Au fiillten sich mit Thränen, nnd der ze- ksxxuxs skim·.Wo:t.-— - Er küßte sie zartlich nnd fragte dann in ganz anderm Ton: »an, sei ganz offen gegen dich selbst und gegen mich! Jst es nicht bloß eine Schwärmerei. die mehr hasbergsNarnem seiner hübschen Uniform, dem ganzen Glan e seiner Erscheinung und seiner Umge ng gilt als ihm selvfts Würdeft du dich eben so für ihn intercssirt haben, wenn er sein Graf, wenn er zum Beispiel ein einfacher Kaufmann wäre?" «Dat weiß ich nicht« Papa, weil er dann anderes sein würde, als er ist; so, wie er ist, liebe ich ihn, und ich weroe nie einen andern lieben, nie einen an dern heirathen!« Sie sah den Vater sefi an. und cr erkannte in ihrem klaren Blick u viel von seiner eignen Willenskra t, unt noch hoffen zu können, daß er sie über sei-gen würde. »Ich will nicht« dass meine Tochter in e ne Familie eintritt. in welcher sie wahrscheinlich ungern nnd unfreund liachdau genommen wird!«sagte er grol ,,hasbergi Eltern leben nicht mehr, nnd er hat mir agt, daß sein einzi Bruder sich · ber unsere Verlobung freuen würde!« —- wandte Epa ein. «Glaud’s schon, daß sich der Ma ioeatsherr sreut.« bemerkte Lindnek trocken. .tvenn jemand anders es ihm Ihm-rann seines Bruders Schulden zu W urzel-er weißt du denn,das- erSchus l den ti« « i es mir selbst » riebe , sie-Z an deutet.« gesch n . J its-tm THE-is tsikf Anwa« . s a . ein« or en «- »- den!i ch bade das gar nichts-te Wl Messe III-,erI « - M m anders beurtheileag «- — wenn du ihn fel . gefehen und gespro-I chen hast. Sieht du, nun n ich doppelt froh, da ich das viele Geld von den guten Großeltern eerbt habe; damit kann ich ihm alle csorgen ab nehmen und dann das Leben äußerlich fo angenehm machen wie nur möglich —- Io bin ich doch wenigstens im Stan de, bin etwas zu bieten. fiir alles, was et mir giebi!« Sie war fo rührend in ihrem reinen. strahlenden Glück, was trop ihres Kummers iiber des Vaters Widerstand imrner wieder durchbrach, daß Linbner uiclät das Herz hatte. jeht noch weites-, in e zubringen, - Nach feiner ersten Unterredung mit Hasberg war derKomnierzienrath auch wirklich fehr viel eneigter, mit der Zeit auf die Wünfche feiner Tochter ein ugehen, als es uerft der Fall ge en war. Der raf war einer von den Menfchen, die nicht liigen lönnen, eine Eigenschaft, welche siin im Ver-; lehr fchnell bemerkbar macht, undLind net hatte sehr bald die Uebujeugung gewonnen, daß feine Nei ung .iir Era eine aufrichtige und tief sei. Aus fei nen Schulden und feiner nicht-z wein-I ger als tadellofen Vergangenheii mach-s te Hasberg tein Hehl, aber ver Zions-; merzienrath war zu fehr Weltmann und auch ein zu großer Menschenha ner. um nicht einzufehen, daß hier durchaus nichts Unehrentpaftes oder auch nur Ungewöhnliches vorlag. — Des Grafen Art, über fich selbst zu sprechen, gefiel ihm, und Hasberg sei nerseits fühlte sich angenehm berührt davon, in Evas Vater einen Mann zu finden. der Respekt einflöisen mußte, eine ganz andere Perfonlicntect als feine gutmütbige, aber unbedeutende ialte Schwefter. ) Auf Hasbergs eigne Veranlassung Imachte Lindner einen Besuch bei def fen Regtments - Kommenden-, da der Graf vollständig einsah, dasjva Va ter wünfchen mußte, Ertundigungen iiber ihn einzuziehen. Der Oberst empfin den Kommer zienrath mit der grö ten Zuvorkom menheit und sprach fich so anerteitnend und fchtneichclhaft über den Grafen kau5, ugleich in liebenätoiirdiger Wc··«e den uns-h tundgebeno, daß die Pro jettirte Heirath zu Slande kommen mbge, daß Ltndner ferne Bedenken f winden fühlte. r qute freilich nich-, das der Kommendeuy welcher viel persdliliche Zuneigung für hasberg als einen sei-» ner schneidigften und elegskn:ef::n ON frziere hatte und in Sorge war, daß der Graf sich seiner ungenügerdrnMits tel wegen nicht würde halten können,’ eine reiche Heirath geradezu als Rot-» tung fiir ihn ansa . T Einige Tage widerstand der Kom merzienrath noch und wollte wenig siens von einer sofortigen Veröffent lichung der Verlobung nichts wissen; ee sprach von »näher kennen lernen«. lind einer Probezeit. Ta sich das jun-! e Paar aber als verlobt betrachtete,l fah er ein, daß das nähere Kennenlwf nen nur eine Befestigung des Vundess Zu Folge haben würde, und daß eine! rennung der Liebenden, so wie dies Sache nun einmal stand, nichts- nützerU und für seine Tochter nur eine Quale-1 rei fein würde —- das wußte er, dazu kannte er ihr warmes, treues Herz zu genau. Und so gab er endlich nach, wenn auch nicht ganz leichten Her zen3. Natürlich wurde die Verlobung nun auch in der Pension Ellen bekannt, und sie traf Melanie wie ein Donnerschlag. Evas Sturz beim Tan mit dem Grafen war ihr selbstverstandlich kein Geheimnis eblieben, und sie hatte ge fürchtet, da der Unfall die beiden lMenschen, zwischen die sie so gern ei nen Abgrund geschoben hätte, einander näher bringen würde; sie hatte sich vorgenommen, zu beobachten uno nö thigenfalls Eva zu warnen. aber dies war viel schwerer getvefen, alk- sie tagt-. i Mk VcM naklcll Beklehk Unk- Oclli vielen Dienstboten im Hause war es jiht unmöglich zu lontrvlliren,1ver auk sund ein ging, um so mehr, als ihr Him mer ein abgelegeneå war. und so hatte ifte von den täglichen Besuchen desGta - isen nichts erfahren ! Da die Damen Lindner seit Evas ’Unsall ihre Zimmer nicht verließen, ’tonnte sie das junge Mädchen nur in Gegenwart der Tante sprechen. und es ztrar ihr nicht möglich gewesen« Has ’bergs Namen iiber die Lippen zu brin gen obgleich sie mehrmals dazu an setzte; eine ihr selbst unerllarlicheScheu hatte sie daran gehindert. Lindnetg sprachen nie von ihm, weil Eva gele entlich das alte Fräulein instruirt ite, sie solle nichts von seinen häufi aenkBesuchen erzählen, da die Leute im hause sonst denken anntem sie wollten damit renommiren. Die iontt sehr mittheilsame Tante hatte denn auch, ehorsam eschtviegen, weil sie alles t , was i Evchen wollte. : Melanie hatte sich in ihrem immer »ein-geschlossen; sie wollte einma wieder allein sein« um ungestört über da nachgrubeln zu tonma. was sie jeht Tag und Nacht beschäftigte; sie saß k usammengelaucrt auf ihrem Le Lehn u,l die nd aus die schmerzenye JSt rn gevre t, hinter welcher die qua lenden Gedanken jagten. i Sie war vollständ davon über ;zeugt, daß hasberg si nur mit Eva um ihres Geldes willen verlobt hatte, fund glaubte eit, ihn zu verachten nnd zu hassen. Eine-net mehr setzte sich der Psedanle in ihr fest, daß es ihre Pflicht ;sei, die heirath zu verhindern um Eva vor einem traurigen Schicksal zu be . MI - Aber wie sollte te dies bewerle like-i Run, tvo d e Verlobung statt W gefunden hatte. konnte sie die staut nicht mehr warnen. und sekbst, wenn] dies denkbar gewesen wäre. so durste sie doch die Mutter nicht kompromit tiren und selbstverständlich würde man Beweise für ihre Behauptungen ver langen. Nein, das ging nicht« es wars unmöglich. Aber ruhig zusehen konnii te sie nicht. durfte sie nicht, das gemei« ne Geschäft, das hasberg mit ihrer Mutter ab schlossen hatte,und welches nun durch ie Verblendung des jungen Mädchens realisirt wurde, mußte unt jeden Preis verhindert werden! s Plötzlich· blitzartig, tam ihr eines bidee. vor welcher sie selbst erschracku Sie stand hastig auf und durchmnh ein paar mal schnell das kleine Zimsi mer; dann nahm te ein Buch in oie hand, schlug es au . urn es sofort wie der wegzulegen; es war, als ob sie den neuen Gedanken gewaltsam abschiittetn wollte. Aber er ließ sich nicht verschmelzen er kam wieder und wieder, bis er das Gehirn, dem er entsprungen, ganz ge fangen genommen hatte und zu seiner Ausführung trieb. 6 Der Kommerzienratb und seine Tochter waren einer Einladung des Majoratsherrn gefolgt und hatten zwei Tage auf Schloß Hasberg in der Mart Brandenburg zugebracht Lindner war mit dem Empfang, der ihm und Eva zu Theil wurde. voll ständig zufrieden, trotzdem derselbe mehr hösiich als herzlich aewesen war; er hatte noch weniger erwartet. Der Maioratsherr war in der That sehr zufrieden. daß sein Bruder durch eine reiche Frau in geordnete und an geiirbme Verhältnisse kommen würde, und sah ohne großen Kummer darüber hinweg, daß die Heirath teine standes gemäße war. Bedeutend älter als der Wittwe-isten verband ihn mit diesem teine beson-« ders innige Zunetgung; er hatte sich spät verheirathet und ging ganz in fei ner Frau und seinen beiden kleinen Mädchen auf. Er sowohl als die Gräsin waren er freut, in der tiinftiaen Schwägerin ein so reizendes Mädchen zu finden. nnd kamen ihr freundlich entaegen; Eva ·e doch« an ein inniaeres und zwanglose reä Iamilienleben gewöhnt. fühlte sich innerlich erkältet und unbehaglich. ob gleich sie sich dies selbst nicht eingeste den wollte. Ernst Hasbera liebte feine Schwane rin nicht und betrachtete den Besuch als eine unangenehme Pflicht sum so mehr, als er wußte, daß die Seinigen den Schritt. den ..er aetliarn nur im Lichte der detuniiiren Vortbeile ansahen-» welche er der Familie brachte. So tarn es, daß ein leichter Schei ten Evas Glück trübte. als Lindners von der tleinen Reise zurücktamen und sviit Abends wieder in der Pension Tiet eintrafen. Jn ihrem Zimmer anaetonnnen, um stel- zur Ruhe zu begeben, sehr müde und etwas niedergeschlaaen« bemerkte sie einen Brief, der aus ibrern Schreib tische lag. Gleichgültig ergriff sie ihn und betrachtete die an sie gerichtete Adresse; die Handschrift war ihr nn bctnnnt, und sie ösfnete das Convert nun doch mit einiaer Reuaierde, da es nicht aussah, als ob es eine Geschäfts anzeiae enthielte. Nur eine Seite des Briefdogens, den sie herauszog war rnir sorgfältig derstellten Schriftzügen beschrieben, ohne Aufschriit und Un-» terschrilt. Was Eva nun bangen O zens las, war folgendes: ’ « »Ein treuer Freund. den die Um-« stände zwingen, sich nicht zu erkennen zu geben, hält es iiir seine Pflicht, Sie Zu warnen. »Daß Ihr Bräutian Schulden hat« welche ian wahrscheinlich bald zwinaen würden, den Abschied zu neh men, wissen Sie vielleicht: aber daß er seit lanaer Zeit ein Liebesverhältniß mit der Oderettensänaerin StellaSar dsni unterhalt, iit Ihnen schwerlich mitnetheilt worden. Diese Beziehun kien tbestanden noch. als er Sie tennen . cM e. »Die Beicnntichoit mir Ihnen ist Mrch eine Heirakbsvermitilung demn laßt worden; die aenaue Ziffer Ihre-s Vernsögens war Ihrem Verlobten an aeaeben worden. ehe er Sie gesehen hatte, und er hat sich zur thlung eis nee gewissen Summe vervfsichien müs sen, falls die Heirath zu Stande komm. »Viel-en Sie nun noch Lust, Gräfin hasqu zu werden?« Alle Müdigkeit war verflogen, und vor Cntriifiuna bebend, war ifoa eben irn Begriff. mit dem Brief in der hanc zu ihrem Vater zu eilen, als ein neuer, sehn-erstickt Gedanke sie durchzuckte: der Vater war ia so sehr gegen ihre Verlobung gewesen, vielleicht würde er diesen fchrecklichen Anichuskdignngen Glaisben schenken? Jedenfalls würden sie ihn von neuem mißirauiich machen; sie durfte ihm nichts davon ia en und de: Tante auch nicht· denn die e konnte so schwer etwas fiir sich behalten. Am besten würde ej sein. das elende Mach ivert sofort zu verbrennen, aber vor her mußte sie es doch noch einmal lesen· Arme Eva! Sie las den Brief nicht nur dies eine Mal, sondern io oft noch in den nächsten Stunden. daß jedes Wort sich ihtkk Seele einorägie mit Wende-m stechendern Schmerz; dann endlich kam ils-e vieSorar. daß ihr lan aej Aufl-leihen bemalt werden könnte-, und sie blies ilir Licht ani. Doch ver ebenö versuchte sie zu schlafen. der späte Wintermoraen graute schon, als e end-lieh Ihrs-e sank-. » Auch vie seist-ersten Sorgen erschei nen jedoch aen Tone leichter zu ertragen ol- ioshrm einer schlafloien Rache M schon aus dem einfachen Grunde, weil die erzwungene Unthiitigleit vorüber ist. nnd man handeln kann. um sich Erieichterung zu verschaffen. Eva hatte zweierlei beschlossen: Sie wollte den Brief, der ihr so gualvolle Stunden verursacht hatte. ihrem Ver lobten zei en und sich von ihm aug schelten la en, daß sie diesem Lügen gewebe überhaupt Bea tung geschenkt, und zweitens mußte re sofort Ein richtungen treffen. um Hasberg mög lichst schnell ohne Zeugen sprechen zn können. Zufällig wußte sie. daß ihr Vater am Nachmittag einen Geschäftsfreund besn n wollte, dir Tante würde durch ihre itte um eine Besorgung in der Stadt leicht zu entfernen sein, also war ·die Gelegenheit günstig. l Sie schrieb Hasberg einige Zeilen per Rohrpost nnd bat ihn, anstatt wie besprochen am Vormittag lieber erst Nachmittags um fünf Uhr zu kommen. Dieser war überrascht, seine Braut allein anzutreffen und fand sie blas ser und stiller als gewöhnlich. Auf seine besorgten Fragen. was ihr fehle, gab sie erst ausweichende Antworten; nun, wo der Moment gekommen war, fehlte ihr der Muth, den entsetzlichen Brief hervorznholen. hasberg fürchtete, daf; der Besuch ;bei seinem Bruder an ihrer Verstim-: mung schuld sei· und begann seinen Gesinnungen fiir die Schwägerin mit nicht inißzuoerstehender Deutlichkeit Luft zu machen. »Ach, das ist es gar nicht, Ernst; sie war ja ganz freundlich!" unter bragoihn Eva schnell. » » es das nicht ifi, muß es etwas janderes sein; siehst du nicht, daß du imich träntst, wenn du mir deinen LKurnmer nicht mittheilen willst?« I Schweigen-, mit zitternden Fingern «zog Eva den Brief ans der Tasche und shielt ihn Hasderg hin; dann sagte sie :leife: »Ich habe nur gefürchtet, daß du fböse wirft, Ernst.«· i Mit athemlofer Spannung forschte isie in seinem Gesicht. während er Flas. J Hasberg hätte jetzt lieber einem feindlichen Kugeiregen ftand gehalten »als dem- angstvollen, bittenden Blick Hans den klaren Kinderaugen seiner JBrautsp ; Er nano aui und wandte iich av; einen Fluch unterdrückend zertnitterte ier den Brief in seiner Tini-, ohne zu wissen, was er that. · enn er doch hätte iiigen tönnenk Er hätte es niit Wonne aus sein Gewissen genommen, iirn ihr all das Häßliche zu ersparen-— er takiiire es nicht, er schwieg. . »Ernst, iiin Gottes willen, iieh mich ani Sage rnir daß es nicht wahr ist sondern eine schreckliche, gemeine Lüge!· Die Worte waren nicht laut gesprochen und doch klangen sie wie der Angitschrei einer Ertrintenden. i Er trat zu ihr heran und versuchte ihre Hände zu nehmen; sein Gesicht sah fahl aus. hEva es iit alles ganz anders, als du denkst...« »Als-) es ist wahr? Alles. auch das letzte?« Mit weitausgerissenen, entsetz ten Augen blicke sie ihn an »Die Heirathsvermittlung meinst du? Wenn du wüßtest,wie fcheusziich mir die Sache war! Jch wollte ja gietht darauf eingehen, so lieb ich dich a te . . .« »Als-) hast du dich wohl nur mit mir verlobt weil ich es dir so riesig be quem gemacht habe?« Mit einem Schlag ans allen ihren immeln gerissen, sah Eva ihren liickstraum vernichtet, ihr Jdeal zer stört im Staube liegen, und das erlis" liche, harmlose Mädchen verwandelte sich in ein beleidigieö Weib. ( Mit bewegter Stimme bat has «Eva, höre mich an! Dir hast vie zu verzeihen, aber so schiimm, als dir denkst, ist es nicht. Die Behaup tiing wegen meiner Schulden isi über-; trieben. Jch habe deinem Vater ganzi reinen Wein ein geschenkt Was die Sardoni betrifft, so habe ich sie nicht wiedergesehen,seit..1 »Ich have reme nun-, unterbrach ihn Eva mit wachsender Bitterkeit, »irqend welche Tetailg über deine Be zie ringen zu dieseritierion zn hören-« ebensoweni über die andere Sache. Für derart e Dinge kann es auch gar keine Entl uldigung geben; ich ver-» stehe nichts davon und will nicht-H da von wissen.« H «?lber fühlst du es denn nicht« trot alledem, wie unsinnig lieb ich dich habe, Kind?'· rief hasberg verzweifelt i »Ich fühle nur. daß wiichen uns alles aus sein muß. J könnte nie wieder Vertrauen zu dir haben." 1 Ysberg ging ein paar Mal mit gro n Schritten im Zimmer auf und ab; dann blieb er roiZder vor ihr stehen. »Er-a, dies kann nicht dein unwi-l derruflicher Entschluß fein! Du wirst gewiß anders, milder denken· wenn im whiger morden bist. Wenn du mich nur er liiren lassen wolltest, wie alles iam...« I »Es hat keinen Zwei-, ich tann dir doch nicht mehr glaub-M Bitte, quäle mich nicht längeri« Dann fuhr sie mit an Ihr Stimme llanf uhzcbdeersgettnl q e en r i .i kit rt: , ii i i f:ini vxgachtenpchtveäln biesis Tag M i i I was ich erfahren, dich noch heirathen wollte —- es thut mir ja sehr leid, daß ich dir diese peiuniiire Entiäuichung bereite. Wenn du mich nicht ohne wei teres freiqeben willst, gestattesi du mir vielleicht, mich loszukaufem — mein lVer-neigen steht zu deiner Verfü gung.« l hast-erst ebtöunies Gesicht hatte sich bit zu f weißen Stirn mit — einee dunklen Röthe bedeckt. Er in schweigend Säbel und Mütze, fchna te den ersteren um, dann trat er noch einmal vor sie hin· Sein Athem ging schwer. und er sprach mit Anstren gun . Ich sehe ein, vaß es aus sein muß. Trotz alledem schwör-e ich dir, daß ich viTwahrhaft geliebt habe. Adieu!« hne zu zögern, ohne sie anglo-lib ren, ging er rasch hinaus. Als sich die Thiir hinter ihrn chlvh machte Eva eine unwillkürlich eine gsunek als oh sie aufstehen und ihn aufhalten wollte, aber sie fant lra t los wieder zurück; athernlos lauschte sie seinen Schritten auf ver Treppe. dann hörte sie die hausthiir gehen unv zuckte zusammen. War er wirklich fort, um nie wie derzulehreni —- Waz hatte sie gethan? Mit einem Male wurde sie von einer wilden Reue gepackt, ein wahnsinni geö Verlangen erfaßte sie, ihm nach zueilen und ihn festzuhalten, — alles war ja leichter zu ertragen als das Bewußtsein, da sie ihn nie wieder xehen würde, da sie ihn verloren haite ist immer! O warum hatte sie den unseligen Brief nicht zerrissen und versucht, sei nen Inhalt zu vergessen! Und wenn es auch nicht gelungen wäre, tausend nral besser wäre es aewesen, mit der Sorge und Qual im Herzen ihm doch noch anzugehörety als ihn ganz auf geben zu müssen. Aber es war zu spät; jetzt lonnte sie ihn nicht nsehr zirriickrusen, wenn sie nicht jeve Spur Von Selbstachtung verlieren wollte; wer weiß auch, oh er überhaupt noch eine Versöhnung wünschte, sie hatte ihm zu schreckliche Worte gesagt. lSchlufz folgt.) Die Rutzsichtigßeit bei Kindern. Die Kurzsichtigieit ist meistens dir Folge häufigen und anstrengenden Ge brauches der Augen bei schlechter dal trng oder schlechter Beleuchtung Die schlechte Haltung ist die bornüber ge beugte. bei der das Buch, die Handar beit oder sonst ein Gegenstxno der aufmerksam Betrachtung erfordert, auf tirn Tisch oder Schoon niedrig liegt rnd der Kon tief darüber gebäckt wird. Dadurch dringt das Blut zum Lon und zu den Augen und übt in diesen Druck aus« der zur Kurzsichti3 teit führt. Schlechte Beleuchtung eben besonders das Dämmerlicht um zan nenuntergang und Frühmorgens, zu mal im Winter. duntle Etten, Platz-e weit vorn Fenster« dunkle Zimmer« ver langte Fenster. Das Kind sieht nicht mehr deutlich, dringt das Auge zu nahe an den Gegenstand, oft in die ebengei nannte schlechte Haltung, und die dau ernde Anstrengung. das Auge der na hen Entfernung anzupassen, führt wie derum den Schaden herbei. Starke An forderungen an die Arbeitsleistungen der Augen sind eine weitere Ursache der Kurzsichtialeit, allein sowohl als auch deshalb weil sie oft genug sich mit den beiden vorigen Ursachen sich ver binden. Daher stammt die Häufigkeit der Kurzsichtigleit bei iiberbiirdeten Schülern und fleißigen Stiele-innern Je bisher die Schule und je höher die Klasse desto mehr Mem-net- und Bril lenbediirftige sind darin, und besieht ntan sieh ein Gruppenblld qebildeter tertscher junger Leute, so steht man einen Wald von Klemtnern der nichts weniger als schön ist« Schlechte und heiße Lust befördert den Blutandranig zu Kopf und Aueen und lönnen aus-h Kuzsichtigleit befördern. Endlich ist Kurzsichtigkeit erblich, aber auch diese wird durch die vorgenannten Ursachen schlimmer. Je mehr von diesen Ur sachen zusanirnenkrmtnem je häufiger und se dauernder sie wirken, desto grö ßer ist natiirlieh die Gefahr. Was können wir nun gegen diese thun? ! Man aeiriodne zuerst von tlein auf .die Kinder an eine aute Haltung heim Leferh Schreiben, Handarbeiten u. f. to. und überwache dieselbe täglich. Je mehr fie dem Kinde zur Gewohnheit nnd, desto mehr wird es die gute Hil tung außer dem hause. z. B. in der Schule, in der Hattdarbeitzstunde, spä ;ter im Geschäft u. s. w. bewahren. Man verhindere also die vornitherge Ibeuate Haltung und halte auf eine gerade straxnme, anständige fortwäh rend. Beim Lefen lasse man dazu das sBuch in die Hand nehmen oder hoch ge nug legen, Schreiben und Handarbei ten lasse man in einer Entfernung ma »chen, die die gute Haltung ermöglichen, und ift schon vorhandene Kurzsichtigs teit die Ursache der schlechten Haltung, so lasse man mit einem Klemmer oder fbefser Brille arbeiten, der die ute Hal tung ermöglicht, aber nicht ärter sei als eben nöthig. eher ein wenig schwit cher. damit das Auge nicht eine Ar beit verlerne. Wo tetne Beile nöthig ist. laffe man ebenfalls den Arbeitsze .genstand nicht näher ans Auge bringen als zum deutlichen Sehen bei guter Haltung eben nöthig ist. , Arbeiten bei schlechter Beleuchtung dulde man auf teinen Fall. Es ift eine falsche Sparsamkeit zu sagen: wir wollen die Lampe noch nicht anziinden, wir können noch sehen. Jst es Zwie licht. so leae man die Arbeit entschieden fort nnd nehme fte erst nach Eintritt völliger Drntelheit bei guter Lampen heleuchtung wieder auf. Dies gilt he ionders in den Wintermonaten. Fer ner lasse man die Kinder nicht in dunk len Ecken oder weit vom Fenster arbei ten oder lefen. verbindet-e überhaupt energiseh die Lesesucht der Kinder, die ihu Augen verdirbt, sie fiir die Welt » außer ihren Blick-»Toqu III sie sie träge, schlaff, traumerisch W; viele werden durch das Lesen til-er spannt und viele gut erzogene Kinder werden durch Vermittlung derSchtoars merei und Phantasterei zu schlechten Menschen. Andere werden Traum tbiere, die in die frische. lebendige Welt nicht mehr passen. Also man steure dem Uebel bei gut erzogenen Kindern durch Güte« bei schlechterzogenen nicht durch Verbieten, da dies nur noch mehr zum Lesen reizt, sondern durch ihnen nicht zum Bewt·ßtsein kommende stele Beaufsichtigmig. Weiter sor e man, dasi die Kinder in der Schtt e gutbes leuchtete Plätze haben. Die Bücher sollen aus gutem weißen oder gelben Papier bestehen und großen deutle Druck halten« Gutes helles Sch b pavltr und gute dunkle Tinte sind weiter erforderlich. Die Atbeitszitns mer sollen gut gelüstet und nicht zu heiß sein. Außer dem hause sollen die Kinder soweit als möglich in guten. lustigen. nicht heißen Räumen sein. Beim Arbeiten soll das Kind nade an einem genügend Licht gehenden Fenster fis-sen, derart, daß das Licht von links kommt. Wen-n nöthig, sollen »Resleis toren«, wissend attgebrackite Spiegel, das Tageslicht ins Zimmer wersen und dies dadurch heller machen. Der Ar beitstifch soll dunlel sein und nicht glänzen. Die Lampe soll gutes, llei Licht geben. Das Tages-: und am uenlicht soll nicht blenden. Blendendel Tageslicht soll nicht von außen, Bo den. Wänden, Decke, Fenstern, Ar beitstisch Arbeit ins Auge fallen, dein Blenden der Lampe wehte man durch einen Schirm. wälzte aber nicht die de licbten rothen, die dem Auge schädlich sind- Die Lampe soll nicht das Kin dertiipfchen erhitzen, besonders wenn es lange arbeitet. Vorhänge und Mar auisen, Tapeten u. s. w. in den Ar beitsstuden sollen nicht roth, gestreift one-e gemustcrt sein, sondern einfach weiß, gelblich oder grau. - XII-« Der Ueberbiirduna durch Schule, Arbeit u. s. w. läßt sich schlecht steuern. Man lasse das Kind in Muße und Nu be sei-ne Arbeit erledigen, sorge aber, daß es bestandig die gute Haltun be wahrt, dulde auch bei längerer rbeit teine schlechte, lasse es nur in guter Be leuchtuan arbeiten. leide teine schlechte, leine beim Dämmerlicht u. s. w» sorge für angeneinne, kühle und gute Lust, lasse es von Zeit zu Zeit eine Erho lunagpanse machen, besonders in der Dämmerung, störte es zwischendurch ohne die Heite, Arbeit u. s. w. u be schmutzen und mit nachheriger eini gung der Finger, durch Milch. Lassen Wein, Bier, Butterbrod u. dergl. und lasse es hinterher sich ausruhen und seinen Spielen und kindlichen Beschäf tigungen nachgeben. aber nicht en. Man lasse aber nicht, wie Viele Inn schen, aus angestrengt-. geistige Arbeit angestrengte körperliche svigen durch Gymnastik,Sbort etc. Denn die geistige Anstrengung erfordert ebenso Erbo lung durch Ruhe, wie körperliche. zeigt aber der geistigen körperliche An ren gung, so wird das Kind körperlich und geistig erschöpft und erst recht schlaff nnd nerviis. Also man wende biet Maas-. an. Jst Kurzsichtigteit eingetreten oder ererbt, so befolae man die an egebenen Regeln erst recht, damit sie ni t wachse oder zu sehr wachse. Man gebe dem Kinde zum Arbeiten die angegebene passe-we Bein-. Außerhalb dek irrt-en aebe man dem Kinde nur eine Brille oder einen Klemmen wenn es durch aus nötdia ist. Soweit die Augen al lein ausreichen. lasse man die Brille fort. Bei stärkerer Kurzsichtigleii lasse man das Kind sie tragen, aber besser schwächere Nummern als nöthig. Bril len sind besser, aber Kleinmer sehen besser aus. Aber man dulde nicht« das sie nur aus Eitelkeit getragen werden und mache dem Kinde tlar. das ein Mensch obne Brille immer schöner und eleganter ist als ein «Brillen- und Klernniertriivvel«, der durchaus nicht «interessant« aussieht, sondern immer etwas steifer und ungeschickter aus sieht als ein Mensch, der seine guten Augen stei, leicht und ungezwungen nach allen Seiten richten kann. Möge mancher Vater und manche Mutter die Freude haben, durch Be folgung obiger Regeln ibrem Kinde seine guten Augen zu erhalten! Die aus-einem hisesthsfh Mein Liebchen sei die Wissenschast', So sang der Herr von Stein« »Die Wissenschaft, tvie’s wol-l da unt« Sieht aus aus eines Bechekö Grund Das soll mein Liebchen seini« Loch wies fast jeden Tag geschieht, Nahm et sich bald ein Weib. Das war so lieb und ioat so hold Wie durch und durch von lautet Gold An Seel· und auch ein Leib. Nur blieb sie nicht gar iaiäxe so. Dann wurde sie sein Schke . Absonbeeiich sein Trinten tout Ein Dorn im Aug« ibe immetboez Doch beachte sie’s nicht weg. Tsa einst an seinem Ramensta Sprach sie mit sonstet Stimm «hiee all’ die neuen Be r sei’n Izu Deinem hoben Feste ein — Fiutn Liebsten trink nnd nimms« «Mein Liebchen sei vie Wissenschaft«« Sang da der here von Stein« »Die Wissenschaft, wies wohl da aut Sielst aus aus eines Bechets Mund-s Das soll mein Liebchen seini« Die Becher ttani er alle leer. Da ward et schreckenewild. Und traut nie mehr seit dieser Stund; Denn ties aus jedes Bechets Gen-w Stand seines — Ehroeibs Bitt-. Will-· Dezbeei