Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, April 29, 1898, Sonntags-Blatt., Image 9

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    sfener Saiten-met m visi
lip Sauetampser’i Vetter.
Sonn Stroms-en
««««——— —— ·«—- Mr. Editor.
N e w Y o i l,
15.Apki1 1898. Ju
letzte Woch hat die
Kirch, wo Onkel
Pieht zu belange
thut, e Fair ande
Bazar aträndfcht,
bikohd sie thate
Monnie gebrauche,
sz - um ihre Kirch neu delotäte zu lasse.
— Well, die Jennie, wo im Zweit sifnge
thut, hat auch e Stand in der patr
gehett and fo kommt se denn and ri
srarli. Cousin sehn, ich wiinscht, du
thateft am venin zu unsere Faik
komme, ich en e ·- ictet, wo ich dir
gebe will, denn thut’5 dir nix koste-.
»No,« äußere ich, siir das Zielet ihn
, T bezahle, du mußt net glaube, daß
bei solche Oklaschön an Eure stil
Lönds will. Was Ums-« loschte.
o än ert sie: »E Quarter and du
thust zwei vor e halbe Thaler lrieqe,
»weil du’s bist, da lannscht dei Görl
mitbringe. Damit hat se mich ganz
frendlie angesmeild and ich hab die
zwei Tickets denn auch genomme. Welt
wo ich am » vening denn dem Onlel
xage thu, da ich nach die inir von
. einer Kirch wollt, da hat er gelacht
and kimarlt: »Well John, nimm nur
net zu viel Rasch mit-« So äußere ich:
- «No Onkel, ich hen blos 10 Dollarä in »
iknei We"tpockei and e littel Tschändsch »
In mei oclet, bist ich thu net intende« ;
viel zu schpende. Well, sagt ek, gehl
man los, du leetfchi schon ausfinde. »
Well, Mr. Editor, ich hen often in i
die Beim-Nobels Stokies von die Hei- i
« vähmen and Robbetk gelese, wo vie »
Leit ihr Valjuiibles and den letzte »
— Cent abgenomme hawwe, and wenn se j
s net damit satisseid ware, so henn se (
. auch noch etillt. Wöts wie die Gnrls
. auf diese irchenfair sein die Nobderg
» aber auch net gewese, jede Cent hawwe
« e mir abgenomme, iwen mei Brcßpin
« n ich de Görl, wo des Wiehl of Fort
chiin Fönne thut, gemzve müsse Abi
was ne sagte, oes war e nein vo
dfchekt, um es auszuriiffele and mit
olch e Preis könnte se Lots of Röm
s verkaufe. Well ich hen den selbst
vor 50 ctö. Nömbers genomme, weil
’« - ich vache ich könnt me: Vkeßpiu wie
dersewtnny böi ich hen onlie e Boitel
We n gewonne, wo sie direkt aus die
Vine ar-Fiiltorie be oge hawwe müsse.
gen en u der zeunie ihre Stand
genomme an gesa i, ich wollt se triete,
wo se awwer e las davon mirunie
hat. war er so sauer, daß ihr das
Wasser eimerweis aus die Auge geloffe
is. So iommi einer von die Manads
Werg von die Fair und sagt: »Jnnaer
ann, der Wein, wo se am Wielil
oertässle thue. is net zum trinke, das
Beste is, wenn se e Bottel gewonne
hawwe, daß se en gleich wieder donate.
dann kriegt en en Annerer. In diese
Männer thun se sich dseheneroJ zeige
J and könne iei Risi, sich zu heimste-"
So hen ich gedenkt. der Mann is reiht
and nehm die Bottel wieder zu den
Görl am Wiehl riiour and sog ihr,
daß ich sorrie wär, daß ich schen was
davon getrunke, sonst thiii ich en wie
der donate. So lacht se and anßertt
« glaubs Jhne schon, daß Sie far
rie eien, was von den Wein getrunke
zu wwe, böi neoer meint, geive Se
nur die Boitel her, wir thun se mit
Wasser wieder uffiille, dann is er auch
net mehr so sauer, wenn en en Anne
rer ewinne sollt.
« ll ich war gläd, wo ich de Botiel
wieder los war and hör, wie mich die
Pennie kahle thut. »John, tagt se,
or Gods Saht-s, t u mir e Glas Li
mcnäd hole, dasgi den Täst von dei
Wein aus mei und kriege thu —- die
Tiers thue mir noch immer aus die
Augen rönne.« Jch hin denn zu den
Limoniid Ständ, wo e ahful priitie
Görl iende that. and wollt e Glas Li
monade hole. Wo ich dahin komme
thu, ehe ebaut e Dosend Görlo ver
dem iänd and des prittie Göel sagt:
Mk. Sitamper wolle Se net diejunge
Liidies hier trieie, die hawwe den
anze Joening Koiiiimers vor ihre
iiinds hönte müsse and seien ahlmoft
dead. So Linken ich: »Die jun, e Lä
dies sind zu daure böt die instä
mers, wo se am anze Jvening ge
hönted hawwe, no mehr — die werde
wohl lweii dead sein.« Da hawwe se
alle gelacht and geäußert: »Ro, Mr.
Stroms-en dead seien ie rao net, bot
brohi, denn wo· eylei . onnie mehr
hatte, yawwe tote te net mehr genons
ted, and so seien se ät liest mit ges
funde Knochen davon gelomnie.« Well,
« wo ich mit mei Gläs Limonäd fort
wollt, hen sc all in c Cirkel um mich
I kutngeschtannc and mich net passe
ass , mitaus des Ich se erst triete
wollt. Wo ich itinc Denn gesagtdaly
h ich thät lei Lädieg triete, wo ich net
: lenne t ät, timatit das pkittie Gött:
. »Oh. t. Strome-en das kann isie
» adge lfe werde, ich will Sie gleich zu
die "dies inteodjuce!« Das hat se
denn auch gethan and to- ich sali, daß
« « net me r estiipe sonni. hen ich e
- Dollak uis den Tadel gelegt for ihre
; Limonäd and denn batvwe le mich
pc e lasse. Als ich ist ennie zurück
v e omnie bin, haft sze ge lohlded, das-,
- ab e so lange hatte wehte lasse and
- fwo Cz ist mei Expietienz mit die Li
momä ötls explahnt hab, meint e:
«Well Jvhm wenn du an die itkiind ch «
Zle e Dollae geschpendet holt, so
nnschie niit auch vor e Dollae ab
use,..sonst hin ich viel mäd mit die.
hen nei gut kespubse könne and
wwe e ocketbul, no 10 cis. weeih
that, lit e Dollnr äclaush and
i denn gedentt, ich wo t hom,» um
· Rest von mei 10 Dollakö zu las-ve.
Beilage des ,,Anzeiger und Herold«.
J! PYTTIFisiipstdftZL ZEiiiIsqijiik f " · ,
isszikih Zisiiiisä,«««-J«i"ktik·, m 29Z Apkit ists-s.
' ALLE-« Jahrgang 18
Zootherapeukir das neu-: heilverfayren bei Dervenletden schwache etc
Das französische System Krankhei
ten durch Einpacken in den Cadaver
eines frisch gefchlachteten Rindes zu
heilen, das unter der Bezeichnung
Zootherapeutic bekannt geworden ist,
wird jeßi auch von vielen americani
schen Aerzten angewandt. Jn Franks
reich erwies sich das Verfahren als sehr ’
erfolgreich und fand in ganz Europa ’
Anerkennung. Jetzt, nachdem es den T
Ocean getreuzt hat, wird es sich auch4
hier allgemein verbreiten·
Man hat in Frankreich Saniiarien
errichtet, in denen blos mit Zaubera
peuiit behandelt wird und in den nie
Ä.
dicinifchen Schulen giebt man befonde
rcn Unterricht über dieer System. Das
lservorragendste Pariser Sanitarium
in dem die Zootherapeutifche Behand
lung eingeführt ist« nimmt jede Woche
über hundert Patienten auf und die
vielen glücklichen Heilungen, die man
durch das Verfahren aufzuiveisen hat,
mehren den Ruhm desselben täglich.
Besonders für nervöfe Leiden, Blut:
trantheiten, Fieber und Rheuniatis
inus bewährt sich die Behandlun s
weisr. Schwache und nervöse Ja
tienten erhalten Blutbäder, die alle
anderen Bäder in ihrer Wirkung über
treffen.
Ein Schlachthaus muß sich bei dem
Sanitarinm befinden, denn die Bade
wanne, in der der Patient badet, bei
s steht nicht aus Porzellan, oder Metall,
« sondern er wird rasch in den Cadaver
- des frisch geschlachtet-In Rindes einge
näht, damit die Blutwärme und die
ter Eingeweide des Thieres nicht ent
weiche, nur der Kon des Patienten
bleibt aus dem Cadaver herausragen.
Nachdem der Patient dann eine be
stimmte Zeit in dem Cadasver sich be
funden hat, wird er herausgehoben und
erhält ein heißes Bad. Mitunter ge
nügt schon ein einziges solches Bad,
dem schwachen Patienten seine Kräfte
wieder zu ersetzen, mitunter muß er
mehrere Väder nehmen. Diese Bä
der sind natürlich ziemlich kost
spielig und nur der Reiche kann
sich einen derartigen Lu us er
lauigen, und in dem Pari er Sa
nitarium werden auch nur reiche
Leute als Patienten aufgenommen.
Als ferneres Zubehör ,um Seini
tarium gehört eine Zucztfarm und
ein Bogelhaus. Manche Patien
ten müssen init Thieren zufam
menschlafen, andere sich die Stirne mit
einem jungen Hund von Zeit zu Zeit
wärmen; andere müssen ganze Tage
auf einem Ruhebett liegen, neben sich
Katzen, Vögel oder sonst irgend Thiere
als Schlafgenossen haltend.
Bist ich glaub, die Görls konnte es
intelle, wenn e Fell-W noch e Cjuh
Cenis in sei Podet geh-it hat and wie
ich aus die Door will, schtehe da wie
der e halb Dosend Görls, wo alle
Söhlor Wägis and Häts anhatte and
hellem: »« h- Mr. Sirarnper, wir
hawwe e Print-Sva hier« wolle se
net rnit uns an Bord lomme." »No,
äußere ich, ich bin schon qenug ämongsi
die Robbers an Land gefalle, von mir
is nix mehr zu hol-, he Landrobbers
hatrwe mich tweit ausgeräuberi, daß
au? e Pirat nix mehr finde thut Böi
sie awwe in zisted, daß ich ihr Schipp
ai liest anfe olli, and hawwe mich
hingepull:, a sc mir aylmost mei
Slirwes aus mei Koht gerisse hawtor.
Arg suhn äs e mich an Bord hatte,
kommt der äplän, wo e gräßliche
Biehsafch sächctt hat, uff mig zu and
hillcrk » Jir. Stramper, spie wisse
pcihäps nei, daß wir einige Person,
wo an Bord von dies Schipp kommt,
lille thue. Böt wir wolle Sie noch
Mal laufe lasse önder der Kondischöm
daß Se uns wag von unsern stargo
abiaufe thue. Wir hen e Shippload
Cigars ekäptfchured, wo wir in Re
iail un er dem Kostpreis losschlage
thue. Sehr feine Bräuds. Diesen
Brand hatvwe wirPolycrates genennt,
denn es Letzt gejchziewez »Hier-wendet
nas ver Gast mit Grausen." Hin is
en annetek Brand »Des Lebens Mai«,
weil es heißt: »ikcnmal und nicht wie
det«. hier is e seine Ciak »Die
Glocke«, wo es heißen thut »- ekMxinn
muß heran-"; böt die beste Cigat, wo
wir hatvwe thue, ist« der »Etltönig«',
wodrin geschrietve is: ,,Erkeichte den
Hof mit Mühe und Noth«. Wir ver
tause Jhne e Box mit 25 Stück sot
zwei Dollaks, and wenn Se se net
wolle, so loxnme Se net mit ganze
Knochen von dies Schipv herun:iek.«'
Dabei hat et e paar Auge gemacht wie
e Schauleipsetd and all die Gökls, wo
seine Sählors seic thäte, hen um mich .
hetumgeschtanne and ioollte verpiatze
vor Lache. Jch hen en geäußert, dasz
ich btoht wär, da die Gdrlo on Shore
mir all tnei Monnie abgenonmie aöttr.
Er sagte aber, er thiit es besser wisse, »
sei Gott«-s hätte gesehe, dass ich noch e »
5 DollargsBiil hätt. So hen ich esn z
e Dollar geossekt, statt zwei. and ac- i
sagt er tönnt die Cigatsz behalte Böt i
et änßerte, et wär sotric, böt nfs solch i
dabei that er at liest Pers-. luhse.1
Well seinellie hen ich ern lZwei Dollars
ge ewe and c Vox ,,Polncrate5« dasot
e riegt and se hen mich von ihr
pp herunnekqelassr. Stärßlie bin
ich heraus, als e ineihtie swiet Görl
mich tackele thät und sagt, ich sollt c
Ischiinz an ihr Piano nehme. Well.
sie war solch e Döhsie, daß ich ihr net
tesfuhg wollte, so iiot ich denn, wie
vie e schön-z to te that. So anszerte
Le: «Allotdin zu was e Nömber Sie
rabe. Ticke Ro. l kostet 1ct. and
Tiaet No. 500 iostet 85.0(), immer so
viel Cents, wie die Nömbet von ihre
Ticket ist« So äußere ich: »Weil, lit
tel Gökl, böt das is riätie, suppohs,
ich sollt No. 500dtahe.« Oh no,
äußerte ste, die hohe Nönrbeto sein
chon alle sokt. Well ich hen denn e
lt, ich wollto tiöie and wo i e
Ticket drohe thue, ltie ich Nömber
493. II den gedenltJ soll kollapse,
bot des Ztl hat ganz innosientlie ge
smeild and rimarlt: »Sehen Sie, Herr
Stramper, ich hawwe Jhne doch ge
sagt, dask die höchste Nombets schon
ort seie.« So änßere ich, well mötsch
wöro hätt es net werde könne and wo
ich mei Rasch in alle « ockets zusamme
esucht hab, hen ich schöst enofs ge
Lnne. um des Tictet zu bgahle and
hatte noc? e Deim sor e las Bier
and mei arsär. Wo die Görls aus
esunne hcnolve, das; ich noch e Deim
Tet, hawtoe se mir den auch noch sor e
schänz an e Paik Söspenders ab
nehme wolle, böt ich hen en aesaqt, se
sollte de Söspenderg man selbst be
halte, se könnte se gebrauche. die Hosen
thäien se alleweil schon and-not Fei
nellie bin ich denn heraus and home
gekomme. Wo der Onkel mei Ewi-· «
; rienz gehört hat, hat er gelacht and
hat eine von die »Po( Mater-« Cigars
actreid Wo er e paar ussg genomme
hat, legt er se sort and rimartt: ;
» ,,John dieCiaars soll man net schmotc, «
die seien zu kostbar. Jch hcn von Ci
gars gehört wo e Dollar das Stück
toschte, böt von Deine Cigars lost »
jedes Stück e Menschenlebe. and des ist s
z» zu tohstlie. Ihr
John Strampet
--...—--.—.—.
Kriegefieber nnd Jrrstmn
, ---...--—.
;Gel)irnzellen, die durchdIH
» Kriegsfiebcr zum Bersten
gebracht werden
Es vergeht beinahe tein Tag in den
verschiedenen Theilen des Landes-, an
dem nicht einzelne Fälle von Männern
und Frauen den Behörden zur Anzeiqe
gebracht werden, in denen dieselben
unter dem Druck der Kriegsmanichtcn
geistig gestört werden.
· Drei ganz besonders aussällige Er
eignisse dieser Art, die an die Oeffent
lichteit gekommen, sind die von Frau
Klingen einer rei n Braut aus You
lers im Staate 9 en) · ort, der vom
Tambourmajor Allison J. Hatten-in
von Trenton, N.J., und Jodn Hanlon
von Neu-barg, New I ort.
Frau tilinger gramte sich darum-n
da ihre beiden Sohne beständig davon
qesprochen hatten, sich in der Armee
ntel Sam’s anwerben zu lassen, um
sofort mit egen den Feind zu riiclen,
wenn die Zfe ndseliqteiten begonnen.
Sie vergötterte ihreKinden lobtr deren
Yatriotigmus brach aber unter der
z urcht vor der Einsamteit zusammen,
wenn dieselben in das Feld rücken wär
den. Die beiden Söhne sprachen von
nichts Anderem als betvassneter Inter
vention. Vom - rühstiick an bis Zaun
Pubettegehen dre te sich darum die n
erhaltung Zuerst wurde Frau Klin
ger still und zuriickgezogen, dann im
mer niedergeschlagener und zuletzt
verzweifelte sie an Allem und beging
Selbstmord.
Der Tarnbourmajor Hatten-Zieh
wurde aus dem Eisenbahngeleise ge
troffen, wo er vollständig anzusam
n·enhängendes Zeug mit seinem s dani
schen Feind sprach, den er vor sich zu
haben glaubte.
Der dritte Fall ist der von John
Oanlom Er war ein sehr eifriger Le
ser aller Kriegsnachrichten in den Zei
tungen und pflegte dann daruber zu
brüten. Er wurde immer mehr und
mehr von der Lesewuth ergriffen und
begann schließli iiber Krieg und spa
nische Grausam eiten zu sprechen.
Es- ist dies eine keineswegs neue
Phase der menschlichen Natur. Jn
allen großen nationalen Krisen sind
die Wogen der geisti en Aufregung,
Depression oder Apat ie über solche
grosse Areale ausgedehnt gewesen, daß
Hunderte dabei ihre geistigen Fähigkei
i ten eingebüßt haben. Zur Zeit der Re
s sormation, während der ebzeit Lu
? ihm-, Sadonarolas, zur Zeit der
tereuzzüge waren in der Bevölkerung
weit und breit die Spuren des « kr
sinns zu bemerken· Jsrrsinn oder ei
siestranlhseit hat nach der Ansicht von
Dr. John H. Girdner immer mit dem »
Fortschritt der Zei t gleichen Schritt i
gehalten. Als die ganze Welt mit den s
wunderbaren Entdeckungen aus dem·
Gebiet der Eleltricität bekannt wurde,
fullten sich die Jrrenhäuser und Sakri
tarien mit Männern und Frauen, die
liunderte von Telephoncn beständig vor
ihren Ohren llingeln hörten. andere
sahen Myriaden electrischer Lichter,
bis sie sich vor ihnen verbargen, andere
betainen Hallucinationen iiber die
Nöntgeri-Stral)leii. Wie aber tommt
die Kriegstvoge in das Gehirns Darü
ber hat sich der Arzt Dr. M. Eleaza
rian, eine Autorität in Nervenleiden,
der seine Studien in Paris und Lon
don gemacht hatte, ehe er nach den Ver
cnngten 4Waaren ram, folgendermaßen
ausgesprochen: Geistige Störungen
sind ungemein vielfältig, Jrrfinn ist
eine Manie für oder gegen gewisse
Dinge. Es giebt drei Stadien des
Frrsinnä geistige Depression, geistige
Israltirung und geistige Schwäche; es
giebt Hallucinationen oder falsche Auf
iaffung eines Sitinesorgans, « llufio
neu, falsche oder irrige Auffa ungen
einer der Sinne, entweder Gefühl oder
Gehör, Manien, altute, delirifche Und
so weiter. Man tann den Irrsinn als
eine Störung der wichtigsten Organe
dri- Nervensystems, die beim Dentpro
ccß in Betracht kommen. Um Physi
calische Unterscheidungen machen Fu
können, muß man das Cerebellum oder
kleine Gehirn einer Prüfung unterzie
lzen. Die Linien geben das Areal der
Sinne an; sind nun gewisse Nerven
affieirt, so muß eine geistige Störung
folgen. Von außen wird man diesel
ten kaum bemerken, eine mikroskopisch
Prijfung würde ganz genau Blende
rungen, Bersten einer Zelle, Nerven
verdünnung, Absetzunq ralcarifcher
Stoffe und andere Erscheinungen zu
Tage fördern.
Eine gesunde New-Zelle des Ge
hirns in einem Menschen ift einem
Baum mit unzähligen Wurzeln und
Würzelchen und Zweigen vergleichbar.
Trifft ein Blitz den Baum oder sonst
ein hattet Schlag, fo brechen Zweige
und Aeste ab. Dasselbe kann man
vom Nervensystem im Menschen sagen.
Ter Saft wird abgeleitet nnd verwü
ftet, er trägt keine Frucht mehr,
Chandlunaen und Gedanken sind ver
worren) und etwas muß geschehen, um
den Baum zu retten.
Das Grübeln über den Krieg, die
Folgen, die derselbe mit sich führt« das
ftricte Concentriren aller Gedanken
auf die Rachepläne, um angeblich die
verwundete Nationalehke wiederherzu
" stellen, das Sinnen über Verwarn
gungspläne und ähnliche geistige Pro
ceduren müssen zu Zeiten, wie diese es
sind, zu Jtrsinn im Lande führen.
Die geistige Spannung ist eben zu
groß für viele der Gehirn-: der jetzt le
benden Generation und diese versagen
dann den Dienst.
-—-—.—-..—«—
i
i
l
Verm-innen
Ein Humorist schildert den engli
schen Waiter wie folgt: Jm Vergleiche
mit jenen fliichtiger Magenfiillung ge
widmeten Speise - Rennbahnen der
deutschen Hauptstadt erscheint uns das
gute alte englische Wirthshaus wie ein
Tempel; mit Ehrfurcht betreten ihn
die Opfergäste und mit feierlich-er
Würde schreiten auch die dienenden
Vriider einher, denen es als eine
Schmach erscheinen würde, in dem mo
dernen Frack der leichtfüßigen Ser
viettenhelden ein Scheinleben zu füh
ren. Betrachtet ihn, den echten engli
schen Waiier. Eine schneeweiße
Schürze verhiillt die untere Hälfte fei
nes beleibten Körpers, schwer ist sein
Tritt, langsam und selbstbewußt sein
Gang, würdevoll und doch dabei so
huldreich lierablassend seine Miene, die
einen unbeschreiblichen Ausdruck wohl
wollenden Vertrauens annimmt, wenn
er sich je herabläßt, Dir aus der Tiefe
seiner Erfahrung ein Gericht beson
ders zu empfehlen. Wer könnte es
anders als für eine hohe Gunst be
trachten? Und dabei schwebt iiber der
ganzen Sippe eine Art Heiligenschim-:
mer, ähnlich dem Glanz der unter
gehenden Sonne, die mit ihren schei
denden Strahlen noch einmal Alles
vergoldet, ehe sie völlig hinter dem
Berge verschwindet. Jst es doch längst
kein Geheimniß mehr: Der Stamm
der englischen Waiters ist im Ausster
ben begriffen und über jedem einzel
nen, den wir noch antreffen, liegt der
melancholische Hauch des »Let3ten der
Mohieaner«. Der leichtfertige Garcon
aus Paris, der italienische Carmiere
Und ach, vor Allem der Kellner .,made
in Germany« geht dem armen Briten
zn Leibe! Jlm, den alle englischen
Dichter besnngen, von Shalespeare bis
anf Thackeray und Tennyson, werden
unsere Enkel schwerlich noch schauen,
es sei denn in einem seltenen Exemplar
in einer Raritätensammlung oder viel
leicht im Wachsfigurencabinei.
I O O
Der berühmte Thierbändiger Seeth.
welcher eine Einladnna von dem König
von Abessinien erhalten hat« hat sich in
Begleitung des Prinzen Lunis Von Or
leans in Marseille einaeschisft. Der
Vertraute dies Königs Menelit, Inge
nieur Jlg, hatte dem aftikanischcn
Herrscher gelegentlich erzählt, daß es
in Europa Männer gäbe, welche sich
selbst den wild-en Löwen nnterthänig
machen. Menelit erklärte. einen sol
chen Mann kennen lernen zu n.-ollen,
woraus Jlg ·nn den Thiekbändiger
Sesetb schrieb. Nach- mehrsachem Brief
mechsel einigten sich Seetb und Mem
lit dahin, daß Ledterer 28 abessinische
Löwen sür den Thiekbändiger zur
Betsiigung halte, während Seel-h an
—
dererseits sich berpflichtetr. diese Thiere
innerhalb drei Wochen so weit zu zci -
men, daß er den Zwinger der Rau· -
thiere betreten kann. Die Abreise
Seeth’s berzögette sich jedoch, und dot
etwa vierzehn Tagen erhielt der Thier
bändiger einen Brief des Jngenieuti
Jlg mitder Androhung, daß Menelik
bei nicht sofort erfolgender Abreise des
Erwarteten die getangenen Löwen
wieder inFreiheit setzen wolle. Daraus
hin ist der Thierbändiger in Beglei
tung der genannten beiden Herren in
Marseille zu See gegangen. Die Reise
nebst Aufenthalt in der Residenz des
schwarzen Königs ist aus sechs YJLonate
berechnet.
s- ee s
Die tönenden Säulen von Mem
phis, die im Llltierthum in frommen
Gemüthern das Gefühl der Nähe der
Gottheit erweckten, haben ein Gegen
stiick in einem Baume im Innern Af
rikag, dem »Tsofar«. Dieser Baum,
der wegen seines Gnmmireichthums
von arabischen Händlern sehr geschätzt
wird, wird von verschiedenen Insecten
wegen seines zuckerhaltigen Saftes als
Nahrungsspender verehrt. Um letzte
ren zu gewinnen, durchbohren die
Thierchen die Aeste, und diese Durch
bohrungen, deren Umfang erhärtet,
bilden das Instrument, welchem ein
pfeifender Wind süße Flötentöne ent
lockt, die das wilde Geinitth der Einge
borenen zu ahnungsvoller Verehrung
einer Gottheit Pilze stimmt.
I . V
Ein alter vieljähriger Stammgast
des Hofbräuhauses in Miinchen ist von
der Verwaltung an die Lust gesetzt
worden, weil er an sie eine Adresse ge
richtet hat, in der er sich über Geschmack
und Preis des Märzenbieres beklagt.
Da er die Adresse am Stammtisch her
umgezeigt hat und also- wohl über Ge
schmack und Preis des Biers »ge
chimpft« hat, hat die Hofbriiuhausver
waltung befohlen, daß ihm tein Bier
mehr verabreicht werden darf. Der
Mann ist nun todtungliicklich, denn er
kann ohne sein tägliches Quantutn
Hofbräuhansbier nicht sein. Er meint,
sder Münchener habe von jeher über das
Bier schimpfen dürfen, wenn er es nur
getrunken habe. Er sei nun in einein
. dem Münchener angeborenen Mens
Hschenrechte verletzt worden« und zwar
; in dem wichtigsten Menschenrechte Da
l zu schreibt die ,,«’frankfurter Zig.«:
i Wir fühlen mit dem unglücklichen
; Opfer baherischer Bieriustiz aufs
Tiefste und hoffen, ein Sturm der
« Entrüstung werde durch das blau-wei
ße Königreich brausen und die Geßler
des Hofbriiuhauses hinwegfegen. Ob
in der Declaration des droits de
l’homme vom Z. September 1791 auch
das heilige und unveräußerliche Recht
des Menschen auf sein angestammtes
Bier formulirt worden, ist uns im
. Augenblick nicht erinnerlich. Aber
J gleichviel: von diesem Rechte, das mit
uns geboren, werden wir nimmermehr
lassen. Tragödie-ndichtern, die sopho
kleische Stoffe suchen, sei dieser er
schiitternde Vorgang nachdriicklich ern
pfohlen. — V R
Wenig bekannt dürfte es sein, daß
jeder Japaner feinen Lebens- oder viel
mehr Heirathsbaum besitzt. An dem
Tage nämlich, an dem im Lande der
Chrysanthemen ein Bad-h Zur Welt
kommt, pflanzt der stolze Vater ein
junges Bäumchen, das gleich dem zar
ten lebenden Wesen, dessen Namen es
theilt, die sorgsarnste Pflege genießt.
Geht das Bäumchen trotz aller Sorg
falt ein, wag jedoch nur höchst selten
passirt, dann setzt man wenig-Hoffnung
auf das Gedeihen des-Kindes Gewöhn
lich treibt der kleine Baum lustig em
por und ist groß und kräftig, bevor der
japanische Weltbiirger sehr in Jahren
vorgeschkritten ist. Sobald nun der Tag
naht, an dem der junge Mann oder die
jugendliche Maid in das süße Ehejoch
zu schlüper gedenkt, wird derHeiraths
baum gefällt und aus seinem Holz ein
Möbel gefertigt, welches das jungeEhe
paar als das schönste Stück im ganzen
Haushalt betrachtet und mit gruijier
Pietät behandelt.
«- -e si
Hohe Anforderungen an denPairio
tismus ihres Rindvichs scheinen die
Behörden des Ortes Maarsbergen in
der holländisch-en Provinz Utrecht zu
stellen. Jn dem von ihnen bekannt
gegebenen Programm zu den bevor
stehenden Krönungsfesten kommt
wörtlich folgender Passus vor: »Ein
Ochse soll geschlachtet und unter die
Armen der Gemeinde vertheilt werden.
Am Tage des Festes soll der Ochse
schön geschmückt in der Gemeinde
herumgeführt werden, um so die all
gemeine Festsreude theilen zu können.«
Heißt das nicht von einem Ochsen
Uebermenschliches verlangen?
s .
Wie man das Sterben aus der
Bühne lernt, darüber erzählt Frau
Bernard Beere, die englische Rivalin
derDuse und der Bernhardt, ganz
Jnteressanteg: »Ich habe das Sterben
ron einem Alrobaten gelernt. Nichisz
habe ich gesunden, macht aus den Zu
schauer einen so erschiitiernden Ein
druck, als das plötzliche Zubodenstiir
zen. Ein ganz gewöhnlicher Greue
Clowm der aus geradezu wunderbare
Weise rücklings zu Boden fiel, lehrte
mich die Kunst, den Nacken und Kopf
sr steif Zu halten und den Riiclen so zu
»höhlen«, daß beim Falle die ganze
Wuchl desselben nur die Schulter-blüt
ter fresse. Die ersten Versuche wurden
auf Matratzem dann aus dicken Tep
pisl)en, schließlich auf dem bloßen Par
let gemacht und aelangen immer«bes
fer. Nach zebn Lectionen siel ich im
Sterben wie ein Todter und so wie ich
hoben die großen Künstler-innen mehr
oder minder alle das Sterben gelerni.«·