Gine- Heilullisnrrmilllunn Novelle von Lenla von Cgidy. (1. FortievunaJ 3 Donnerstaa Abend und der mehr fach erwähnte iour sixe« in der Pension Zieh tvar herangekommen. Melanie, welche diesem Tage mit banger Be sorgnisz entgegen evlickt hatte, lag mit einer so be iigen Migriine zu Bett. daß Eva, welche sich am Nach mittaa nach ihrem Befinden erkundig te, sie kaum fähig fand, sich zu bewegen und zu sprechen. Wie gewöhnlich bei solchen Gelegen heiten, war das geräumige Eßzimmer der Pension siir die Tanzenden ausge riiurnt worden, und in dem anarenzens den großen Solon und dem darauf stoßrnden Wohnzimmer der Baronsn hielten sich die älteren Herrschaften auf. Frau von Tiey wußte, daß die tanzende Jugend, besonders die über ieeische, qern unter sich ist« und so wa-« ren im Eßzimmer nur wenige Plätze Er die zufchauenden Mütter vorhan n. Tante Lina ins-, sehr aufrecht auf einem Soia im Salt-n, die Theetasse, welche ihr präsentirt worden war. trampfbaft in beiden Händen haltend, sda bei der modernen Einrichtung lein Sofatiich vorhanden war. Sie fühlte sich in dein etwas zu engen. eleganten lila Moiretleid. welches nach Evas Geschmack ausgewählt worden war, ielir unbehaglich. und die Namen der vielen neuen Bekanntsch.1fien, weljze ihr die Baronin mit großer Zuvor tommenheit zufiisbrte, wirbelten ihr im Kopf; eben jetzt ahnte sie nicht, ob der Herr, welcher ihr den Fluchen reichte, der hofichauspieler B. oder der rumii«-« nische Gesandtfchastsattache mit dem lanaen Namen war! Außerdem wars sie unaliicllich, weil sie von ihrem Ev chen nichts fal) noch hörte, hatte aber doch nicht den Muth, ihren Platz zu verlassen und sitt-, an die Thür zu setzen, wie es- einige der älteren Damen gethan hatten, um die Tanzenden be obachten zu können. Auch Eva fühlte sich in der ihr saftl gänzlich fremden, was Nationalität und Berufsart betraf, seltsam gemisch-! ten Gesellschaft nicht ganz sicher, abert sie tanzte leidenschaftlig gern, und dass hübsche Mädchen fand natürlich über-; genug Tänzer-. Eben hörte die Musik auf zu spielen,I und sie wurde an ihren Platz zurück-i geführt. Als- sie aufbliette, fah siei Laugen und Hasberg die eben ge-d tomrnen waren. an der gegenüberlie-; gendon Thür stehen: die Augen des: Grafen waren mit einem seltsam mit-Z senden Blick auf sie gerichtet. Zu ihrer· Beschämung begann ihr Herz heftig zuj schlagen, —- toas ging sie der fremde Offizier an? Langen kam sofort quer durch denl Saal auf sie zu, begrüßte sie freudig und bat um den nächsten Tanz. « sie diesen Verfagt hatte, gewährte sie. ihm die daranfsolgende Francaise; da-,t mit nicht zufrieden, erbat sich Lange-is noch einen Rundtam mit so markier-i ter Huldigung in feiner ganzen Atti und Weise, daß es Eva unangene m; berührte. Ziemlich tiihl erwiderte ce« es seien teine Tanilarten vorhanden» und da bände sie sich nicht so lange im; got-aus« un: Konfusionen zu vermei-7 en. »gut«-as betreten zog sich Lungen zu tu . Dasbera hatte die ttetne Scene von: weitem beobachtet er batte deutlich ge-« sehen« das; Lungen eine Abscrtigiing« erlitten hatte und freute sich darüber,. ohne sich klar zit werden« weshalb» Plötzlich fühlte er eine leichte Bernh-; rinnt an seinem Atm; die Baronin« Tietz stand neben ihm. ; »Dort ich Sie vielleicht jetzt Fräu lein Lindner vorstellen?« fragte sie,i ebne ilin anzusehen, indem sie nach dein jungen Mädchen hinwies, ,,dort« die iiinae Dame in Weiß.« hasbeka schwankte einen Momentsk dann schalt er sich einen Ihn-rein Lan-; aen hatte ihn nun einmal mitgeH schleppt, er hatte gar nicht kommen» wollen, sondern sich fest vorgenommen,· in den Winteraarten zu neben; jetzt— machte er sich doch lächerlich, wenn er sich weigerte. ein so hübsches Mädchen kennen zu lernen, aus Angst vor . . ... was denn eiaentlicht An Heiratbenv dachte er ja nicht. titr oerneiate sich leicht und folgte deri Varonin. Als Eva die beiden auf sich ziitoniinen sah, sing ihr Her-, wieder an» stiirinisch zu schlagen. Ob er sich jeßt ihr Vorstellen liesz oder der brü netten nit.inten Ameritanerin ini bochrotlien Kleide, die in ihrer Nähe sah? Rein, sie iciinen zu ihr. : «Leider toniine ich sehr spät. mein! gnädiaeg Fräulein«, begann heissbergv verbindlich. nachdem die Vorstellu beendigt war, »te.nn ich trotzdem niig einen Ton-i bekommen-« »O in, sehr gem«, erwiderte Eva freundlich, indem sie sich bemühte, die ihr Miitkwvhnte Befangenheit zii über-. winden. »Vielleicht den nächsten Weil-i zer? Allerdings habe ich teine Ahnung, wann er kommt —« Sie hatte vergessen, daß sie sich nicht gerne canae im Voraus band. Der Sitz neben ihr war sie-i active den, und hasberg ließ sich aus dem selben nieder, um sich bis zu Beginn des nächsten Tanzeö mit ibr zu unter page-Z tichlvti s ch en en, t nicht von Evas Liebreiz besiegen zu la en, konnte er es M nicht bindetn, da dieser immer er aus ihn wirkte; er bemtibte sich, m Erscheinung, ihrem Bened men einer scharfen Kritik zu unter-l ziehen, und fühlte sich mit jedem Mo ment stärker angezogen. Eva war nicht nur ein bitt-hübsches Mädchen, das man mit Vergnügen ansehen muß te, sondern trotz ihrer Jugend eine ausgesprochene Jndivisdualitätz ihr let-hast« Geist und ihre sonnige Hei terkeit verstärkten auch bei fliichtiger Bekanntschaft tausendfach den Ein druck, den ihre Schönheit gemacht. Als .L)asberg sie dem nächsten Tänzer über llassen mußte, sagte er sich »Wenn ich doch dieses reizen-de Mödel unter an deren Verhältnissen kennen gelernt hättet Der machte ich die Cout auf Tod und Leben!« Nachdem Herr von Laugen in der ihm zugesagten Francaise trotz seiner jBemiihungen teine Fortschritte in sEvas Gunst gemacht hatte, gab er es saus und widmete sich nun ausschließ lich der rothgetleideten Amerilanerims in der ein gefügiges Material für einen ?,.slirt'« fand. Als er im besten Zuge sdamit war. klopfte ihm Hasberg lä »chelnd auf die Schulter: »Nun, Lan fgen, Sie sind ja ihrer Flamme recht tschnell untreu geworden! Ich denteJ iSie wollten sich mit Wonne von ihr1 imkghandeln lassen?« bemerkte er iro ni . i »Dazu bin ich auch jetzt noch mit iFreuden bereit. Aber sie behandelt Hmich gar nicht. und das genügt mir Jdenn doch nicht! Uebrigens, mein lie Fber Graf, scheint mir ihre Abneigung nggen rothhaarige Frauenzimmer auch lnicht gerade uniibertrindlich zu sein!« i Hasberg wansdte sich ab, ohne zu jantwortem ( Endlich lam der Walzer. den Eva imit Ungeduld und doch mit einer ihr "selbst unertlärlichen Besangenbeit er iwartet hatte. Als sie aber in Hag Jberas Arm, den lockend-en Klängen der ZMusil folgend, durch den Saal glitt, Hvergaß sie alles-, bis auf den Genuß Jdes Augenblicks Das schöne-Paar, ioem viere Ursan vewunverno folgten, war schon mehrmals uin den Saal herumaetanzt, obne an Aufhören zu denken. als der Gras. im Begriff, ei lnem etwas unaeschickten Tänzer aus szuweichein mit einem seiner Sporen in Evas duftiaem Kleid hängen blieb; beide alitten aus und das junge Mäd chen stürzte heftig zu Boden. T Hasbera stand sofort wieder auf den Füßen und suchte seine Tänzerin aufzuhelfen, doch vergebens bemühte »sich diese, aufzustehen; mit einem lei sen Wehlaut knickte sie zusammen Und wäre nochmals hinaesallen, wenn der Graf sie nicht in seinen Armen festge halten hätte. Zuerst nur beschämt und sehr äraerlich über den von ihm versckxuldeten Unfall, blickte er jetzt mit wachsender Angst in Evas blasses Gesicht, während er sie aus das nächste Sosa mehr trug alg führte. »Mein Fuß! Ach Sie konnten sa inichts dafärk« sliisterte sie mit Anstren anna, Hasberas besorgte Fragen und Entschuldiaunaen noch mit einem freundlichen Blick und mühsamen Lä cheln erwidernd Dank sank ihr Köpfchen plötzlich auf seine Schulter, sie hatte das Bewußt sein verloren. Natürlich war ein allaeineiner Aus-— ruhr in den Gesellschaft entstanden, Tanie Lina wurde aeholt und stand hänterinaend und sassnngslos da, während Hasberg die Ohnmächtige vorsichtia aus den Divan legte. . Glücklicher-weise war schnell ein Dok-« tor zur Stelle. da der alte Hausarzt der Baronin unter den Einaeladenen war. Durch Riechsalz und »Eau de Coloane« bald wieder zum Bewußt sein gebracht, erklärte Eva, nur am Fuße heftige Schmerzen zu fühlen, und der Sanitätörath bestimmte, daß sie sofort aus ihr Zimmer getragen wer den solle. damit er die Untersuchung des verletzten Gliedes vornehmen könne I so- I »- - st Uhne nch einen Moment zu denn rien. als ob es selbstverständlich sei, daß ihm diese Pflicht zufalle nahm Hashera Eva auf seine Arme und trug sie hinaus. vorn Arzte, der Tante und der Baronin bcaleitet. «’Da die Damen Lindner wean Manael an Platz ihre Zimmer in der zweiten Etage hatten nehmen müssen, war seine Aufgabe-« ieine aanz leichte. »Ich hin gewiß schrecklich sch·,trer es thut mir zu leid, so viel Umstände zu mcchcn!« murmelte Eva. als er ein-n Moment tieiausathmend inne .ie t. »Ich wollte, ich idnnte durch eine schwerere und weniger angenehme Ar beit wieder aut machen, was ich ver schnidet hohe!« erwiderte der Graf. »titnäs«diqu Fräulein, wollen Sie aber so ant sein, Jhre Arme fest um meinen Hals '«aen? Es geht dann viel« besser!« i Eva that sosort, was er wünschte, aber mit einem Male waren ihre vor her so bleichen Wanan dunkel ers glüht. Hasbua sah es und sein Blut begann heißer und schneller in den( Adern zu iliesienx launi konnte er der Versuchung widerstehen, sie fest an sein Herz zu drücken 1 Als er sie ans ihr Bett niedergelegt hatte, zog er sich sosort zurück lonnte sich aber ticht entschließen zur Gesell- I schuit zurückzukehren, sondern ging auf dem siciiidor auf und ab, um das Urtheil des Arztes abzuwarten. Es dauerte richt sehr lange bis die ser zurücktamz der Fuß war nicht ge brochen, nur Verstaucht, und er hatte Eisunischläae verordnen bei vollkom mener ruhiger Lade; ungefähr vier zehn Tage würde Eva aus der Chaise lonaue verhrinaen müssen. All saöberg eine- Stunde spater aus einem bequemen Lehnstuhl vor ldem wieder angesachten Kaminsener in feinem Wohnzimmer saß, da er zrcch keine Luft verfpiirt hatte, zu »Bett zu geken. bemerkte er plötzlich et ;was Glänzende-» auf dem Aennel sei ner helllncr.en Uniform; als er genauer hinblickte, sah er, daß es eins von Evas Haaren war. Er nahm den langen, schillernden Faden vorsichtig auf nnd wickelte ihn um den Finger; lange sah er nachdenk lich daran nieder, dann suchte er sein Taschenbuch hervor und streifte den kleinen Ring sorgfältig ab, um ihn hineinzulegen —- plötzlich hielt er inne und stampfte mit dem Fuß auf. ,,Unsinn!« murmelte er zwischen den Zähnen und warf das glänzende Ding rasch ins Feuer. 4. Zehn Tage waren seit Evas Un fall Vergangen; sie tonnte wieder ein paar Schritte gehen, mußte aber den größten Theil des Tages noch aus der .Chaiselongue liegen, um den verletzten Fu zu schonen. Sbetg hatte sich täglich persönfkich nach ihrem Befinden ertundi t, what-· .te ihr ebenso regelmäßig B umen ge .schickt und sie mit Lettüre versorgt — und mit jedem Tage waren seine Be suche länger geworden. Anfangs- sag te er sich, dasz dies alles einfache Pflich ten der Höflichkeit seien, da er ihre Verletzung oerschuldet hatte; aber bald konnte er sich nicht mehr darüber täu schen, daß er sie liebte, wie er es nie für möglich gehalten hätte, noch lieben szu können. Sie fiir sich zu gewinnen, erschien ihm jetzt als das höchste Glück, lwag das Leben ihm bieten konnte, ader schwere Bedenken hielten ihn davon ab. «um sie zu werben. . Vor allen Dingen war ihm der Ge danke fürchterlich und seinen Ehrba grifsen geradezu zuwiderlausend, daß die Baronin Tietz ihm Eva als Frau vorgeschlagen und seine Bekanntschaft mit ihr zu Stande gebracht hatte; er weifelte keinen Moment daran, daß ie jetzt eine gewahr-mäßige Heiraihs vermittlerin war, welche sich für ihre Dienste würde bezahlen lassen. Ja er ging noch weiter und sagte sich, daß eine Frau, die solche Geschäfte macht, vielleicht auch noch zu Schliinmerem fähi sein konnte und daß er sich ganz in igre Hände geben würde, wenn er sich mit Eva verlobte, da diese und ihre Verwandten um keinen Preis je erfahren durften, in welcher Weise er auf fie, auf ihr Vermögen aufmerksam gemacht worden war. Er hatte Schulden, er hatte bis- jetzt ein notorisches Verhältniß zu einer Dame der Halbwelt gehabt, und wei würde ihm glauben, daf; er sich dem jungen Mädchen genähert hatte, ohne daran zu denken, mit ihr ein Vermö gen zu gewinnen, sondern nur weil ihr Liebreiz ihn magnetisch, unwidersteh lich entzog-? Es war zum erstenmal, daß er sich in ein unschuldiges-« junges Mädchen verliebt hatte, und trotzdem er W- tei ner gesellschaftlichen Stellung recht wohl bewußt war, fühlte er sich ihrer gänzlich unwiirdig; auch war er durch aus nicht sicher, ob sie ihm gut war; sie erröthete wohl, wenn er ins Zimmer trat, aber wieviel oder ivie wenig hat das zu bedeuten? Zuweilen hatte er geglaubt, noch andere kleine Zeichen ibrer Zuneigung zu entdecken, aber es ist schwer, einem wohlerzogeneii jungen Mädchen in’2«- Herz zu blicken! i Bei seinem heutigen Besuch war Eva dem Grafen ein paar Schritte ent gegeiigetominen, voller Stolz, ihm ihre Fortschritte beweisen zu können. Nun hatte sie sich aber wieder niederlegen müssen und Hasberg saß wie gewohn iich dicht neben ihrer Chaiseloiigue. — Tante Lina war der bequeniste Cha peron, den man sich denken konnte; ihre anfängliche Scheu vor dem »Herrn Grafen« war geschwunden, obgleich er immer noch sehr im onirte, und sie I tolz darauf war, da er Lo viel Ge allen an ihrem Evchen fan . I Sie empfand nicht das geringste Bedenken, die beiden allein u Lassen, als jetzt ein Hausmädchen erschien mit der Bitte, daß Fräulein Lindnei sich zur Frau Baronin bemühen möchten, es sei wegen der Konzertbilletisk für lniichsthochlk » Q-- - Iguvoecg heute Umu nun Dies uuf Ider Tre pe begegnet und begriff sofort, daß diefe ihm Gelegenheit geben woll te, mit Eva allein zu sein, um sieh zu erklären; er war wüthend iiher viete Einmischung, diese hilfe -—— und doch wie gerne hätte er sie benutzt! »Ich finde, die Tietz könnte sich l,er ausberniihen zu Ihrer Fräulein Trin te, anstatt sie holen zu lassen, wenn sie etwas von ihr will!« bemerkte er in fo scharfem Ton, wie Eva ihn noch nicht von ihm gehört hatte. Begütigend meinte sie, die Baronin sei sonst sehr zuvorlomniend. »Sie können sie wohl nicht leiden-« fiigtc sie hinzu, mit einem Gefühl von innige-n Mitleid für die arme Fran, die das Unglück hatte, ihm zu mißfalien. »Nein!« sagte er kurz und sah so Inster dabei aus, daß Eva " iichtern in seinem Gesicht forschte. L r «r auf Iblictte nnd ihre Augen ängstlich und bittend aus sieh cPerichtet sah, and-m sich ein Ausdru sofort. Lieblicher denn je sah sie heute aus in ihrem lichtbtauen Haugtleio, en. we nig bleich und angegriffen von den-. langen Liegen, aber doppett anziehenv in ihrer Schwäche, zart und durchsich «tig wie eine weiße Blume; —-ein wahn anigee Verlangen erfaßte ihn, sie an :ch zu reißen und fortzutragen aus diesem Hause, weit weg, wo er und sie anz allein sein würden, ivo er ihr fagen durfte, wie er sie liebte. Unver wandt sah er sie an; —- Eva wußte nicht, was in ihm vorging, aber es — fwurde ihr heiß unter diesem Blick und sce wandte den Kopf ab und suchte noch einem Thema, um die gefährliche Pau se zu beenden. »Ich habe Jhncn noch qar nicht ge sagt, wie sehr ich mich übe-c die schönen Veilchen gefreut habe, die Sie mir lseute wieder geschenkt hiöen,« begann sie schüchtern, »sie durchdufien das ganze Zimmerl« »Ich wünschte, ich dürfte mehr für Sie thun! Wenn ich Ihnen lieber die Schmerzen abnehmen könnt-, anstatt nthen nur ein paar elende Blumen zu ichicleni« Leiber Sie haben sehr viel fIir mich gethan!« unterbrach ihn Lea eifrig. »Sie haben uns- vor allen Dingen so viel von Jhrer Zeit geopferci·' ,,Geop ert?« wiederholte der Graf erregt. » nn mbchte ich nur, ich konn te mein Leben mit solchen Opfern zu bringen! Jch möchte. . . Er fühlte, daf, er mehr sagte 113 er wollte und durfte daß er im Begriff war, sich zu eerrathem und stand auf. »Leider muss ich fortgehc.,'·r sagte er schnell, seine Stimme klang anders, rauher als sonst. »Verzeihen OE- einei ne Haft, gnädiges Fräulein,SIe wissen nicht . . . . es- ist zuweilen Gefahr im ."erzug Leben Sie wohll« » Er nabnt ihre Hand und Preßtc sie ein-n Augerblick gegen iti..e lieisen l-. ppen, liez sie aber sofort o edcr sal lr:! und ins r,a ci; hinaus-. s Evas- Herz pos, e zum ziermksinjrem ha tte sie eben get-« iumt? W :.s war dast gewesean s War es moguch, dajz Wie-r Graf, zder ihr wie ein Halogott, hoch iirer ihr stehend, crschien,sich wirtlich etwas aus ihr machte? Von dem Moment an, wo se ihn zum erstenmal gesenkt-» war er ihr Jdeal gsworden und sie tat-e Ein iseitdens siill angebetet, ohne se daran Jzu denken, daß ;r ihr nah-re treten stönntex mit achtzehn Jahre-i haucht Jman so wenig, um glücklich zu sein! I Eva war froh, oafz i.,-:e Tantc nach snirht zurückkam, da sie sich nun ganz Hungestört der Erinnerung an dass eben scsrlebte hingeben konnte, was sie in so süße Aufregung versetzte; —— aber Joarutn war er nur so schnell fortge gangen und hatte von Gefahr gespro chen? Sie sah den Platz an, wo er eben noch gestanden, und da entdeckte ssie aus der Erde etwas Weißes-; es war iHaSbergs Handschuh, den sie aufheben ;tonnte, ohne aufzustehen; er zeigte noch die form der Hand, von der er abge strei t worden war. Mit spitzem Fin ger strich sie das weiche Leder glatt; »dann sltg ein lichtes Roth über ihr Ge ssicht und in iiberströinender Zärtlich ’·teit drückte sie ihren Fund ein-, zwei smal an den Mund; nachher preßte sie ihn gegen die Wange, lehnte sich zurück und schloß die Augen. « Plötzlich fuhr sie auf und ließ den Handschuh fallen, erschreckt durch einen Lustzug und ein leises Geräusch; als ssie aufblickte, stand Hasberg an der iThiir, und sie schrie entsetzt auf. Er hatte seinen Verlust aus der Treppe bemerkt und, seine Flucht schon Ihalb bereuend, war er froh gewesen, eine Entschuldigung zur Rückkehr zu haben; als er die Thür nur angelehnt gefunden hatte, konnte er der Versuch ung nicht widerstehen die Portiere lei sc aufzuheben. Was er sah, Packte ihn o sehr, daß alle seine Zweifel und Be denken wie Nebel vor der Sonne zer flossen. Eva schlug die Hände vor ihr glit henderz Gesicht, während er sich ihr rasch näherte, und stammelte in qual vollster Verlegenheit: »Sie haoen mich eben gesehen!« »Was soll ich denn so Schreckliches gesehen haben?« fragte er weich, noch ein wenig unsicher, ob er nicht vielleicht lieber leugnen sollte, weil er sah, wie außer sich sie darüber war, belauscht worden zu sein. »O bitte, bitte, gehen Sie fort! — Lassen Sie mich allein! Ich schäme mich so, daß ich sterben möchte!« Er sah, daß Thränen zwischen ih ren Fingern hervorquollen und nun konnte er sich nicht mehr halten. «Eva, geliebtes-, süßes Kind, gräme dich nicht! Gönne es mir doch, gesehen zu haben, daß du es ein bischen gut mit mir meinst! Ohnedem würde ich vielleicht auf mein Glück verzichtet ha befli, aber nun lasse ich dich nie wieder los.« — Er war neben ihr iiiedergetiiieet und zog ihr sanft die Hände vom Gesicht, dieselben init unzähligen Küssen be deckend. Eva seufzte tief aus; das Glück, was so plötzlich über sie gekommen, schien ihr fast zu groß, sie konnte noch nicht recht daran glauben. «Sageii Sie das alles nicht blos aus Mitleid-« sragte sie zaghaft, aber iii den braunen Augen, die sie zu ihm er hob, leuchtete es, trotzdem sie noch vol ler Thränen standen. Er lachte. »Mitleid könnte ich höch stens sür dich fühlen, weil du mich nun heirathen iiiiißt!« Dann neigte er fiel-, langsam, mit leidenschaftlichem Ver-— langen zu ihr hinab, seine Lippen such ten die ihrigen und verschlossen sie mit einem langen Kussr. ,,Glaubst dii nun, daß ich dich lieb «habe?« fragte er leise. Eva antwortete nur mit eineiiiBlick, halb bang und halb hingebend zeine iieue Welt, ein reichere-i Leben hatte sich eben vor ihr erschlossen und sie er bebte an Leib iino Seele. i Endlich kam nunTante Lan «uriict; schon an der Schwelle sing sie an: .,,Nein, diese Frau Baronint So was »von Liebensivürdigteitt Man lomnit Tnicht sort und kommt nicht sort . . .!« idann stockte sie plötzlich; ein undesiuir ;l:ares Etwas iii der Haltung des jun gen Paares machte sie stuyiz s »Denle dir nur, Tantchen!« Evas Stimme klang unsicher und doch lag fein jubelnder Ton darin, »ich habe Imich eben verlobt! Graf Hagberg will Hinich heirathen! Was wird nur der Papa dazu sagen!« . Die Aufregung und Freude der al ten Dame, gemischt mit ihrerVerlegen heit dem vornehmen Neffen in spe ge »geniiber, waren ungemein drollig. ; Unwilltürlich gewann dadurch Has berg den Eindruck, daß auch Kommer szienrath Lindner seine Werbung gut aufnehmen würde; es beruhigte ihn daher vorderhand wenig, daß er sich mit Eva verlobt hatte, ohne vorher die väterliche Einwilligung einzuholen. — Natiirlich holte er dies sofort nach und schrieb an den Kommerzienrath, in aller Form um EvasHand bittend und zugäeich auch seine Verhältnisse darle gen . Seine Situation der Baronm Tietz gegenüber lag jedoch Hasberg schwer auf der Seele. Am nächsten Tage ließ er sich bei dieser melden, noch ehe er die Damen Lindner begrüßt hatte, mit denen er selbstverständlich übereingekommen war, die Verlobung geheim zu halten, bis daß die Sanktion des Vaters ein getroffen sein würde. Lächelnd und erwartungsvoll em pfing ihn die Baronin in ihrem Pri vatzimmer; sie zweifelte keinen Mo ment, daß ihr gestriges Manöver, wo durch sie Hasberg ein Alleinsein mit Eva ermöglicht hatte, mit Erfolg ge krdnt worden war und ihr goldene Früchte eintragen würde. Sie wurde aber unsicher, als der Graf sie förmlich und lalt begrüßte-. Nachdem beide Platz genommen, begann er ernst urd gemessen, jedes Wort wagend. »Vo! einigen Wochen hatten Sie die Güte, gnädige Frau, wir denBorschiag zu machen, mich FräuleinLindner vor Zustellem — im Hinblick darauf, daß sie eine passende Partie für mich sein würde. Ganz entgegen meiner an fänglichen Absicht —— wie ich dazu ge kommen bin, thut nichts zur Sache-— habe ich mich jetzt entschlossen, um die Dame zu werben Jch sehe mich deg halb in die peinliche Nothwendigkeit versetzt, Ihnen die Frage vorzulegen, ol; Sie die Vermittlung im Licht einer I-—geschäftlichen Abmachung ansehen?« T Während er sprach, hatte er sie scharf beobachtet; »verlegen, aber nicht ge trankt « sagte er sich und fuhr fort: J»Und welche pekuniären Ansprüche Sie kdaran knüpfen?« Die Varenin fühlte sich sehr unbe haglich; sie faßte sich jedoch schnell und antwortete mit ihrer gewohnten Glätt se nnd Liebengwiirdigkeit: »Sie fassen die Sache wirklich falsch auf, lieber Graf und thun mir unrecht, wenn Sie glauben, daß ich sie als ein trocken-es Geschäft ansehe und meine Dienste gegne eine bestimmte Tare ber kanfe. Leider kann ich ch nicht aufs hohe Pferd setzen und a eI zurückwei sen, weil ich an meine nnd meinerToch ter Zukunft denken muß. ———s Bitte, be denken Sie dach, daß Sie durch diese Heirath ein sehr reicher und gewiß Hauch sehr glücklicher Mann werden; ist es denn nicht natürlich, wennSie dann auch an die alte Frau denken, welche thnen die Wege dazu geebnet hat, u·- d «zhrerseit5 ein kleines Opfer bringen, um ihr den Rest des Lebens zu erleich tern? Fiir Sie werden ein paar tau send Mark eine Kleinigkeit fein, siir mich eine große Hilfe. . . .« Beinalpc ängstlich blickte sie in das Gesicht des Grafen. Kühl erwiderte dieser: »Das klingt alles sehr schön, gnädige Frau, ändert aber nichts an dem für mich sehr un angenehmen Thatbestand, daß meine fHeirath durch eine bezahlte Vermitt lnng zu Stande kommt, Und daß die Familie Lindner dies weder jetzt noch lspäter erfahren dars. Ich bitte um Verzeihung, w enn ich mich ganz offen iausspreche und jetzt keine Rücksich t da frauf nehmen kann, daß ich eine Dame »vor mir habe. Wer steht mir dafür, »daß diese Situation nicht später gegen nxich ausgenutzt wird, um mehr nnd größere Summen von mir zu erlan gen?« s— Dies-mal hatte er ihr wirklich un recht gethan, und er fühlte eg, als sie mit zuckenden Lippen, aber nicht ohne Würde erwiderte: »Sie machen es mir sehr schwer, Herr Gras. und ich muß mir das in meiner traurigen La ge gefallen lassen. Wenn ich wirklich »so gemein wäre, wie Sie andenieien, ikdnnten Sie mich ja bei der Staatsan Jwaltschast anzeigenz auf Erpressunxx Hsteht Zuchthaitg, wie Sie wissen. Un sere erste Unterredung, als ich Ihnen fFräulein Linduer vorschlug, hatte tei ine Zeugen; Sie haben auch Eva nach »k)er zuerst im Theater gesehen, wie ich tersahren have, —- es ist also auch nicht ’der Schatten eines Beweise-J vorhan !deu, daß liberhaupt eine Verinittiung tvorliegt Sind Sie überzeugt?« ! «Vollstiindig, gnädige Frau, und ich Jbitte nochmals um Verzeihung wegen tdieser peinlichen Erörterung.« I Hadberg war ausgestanden und suhr fort: »Also dreitausend Mai-i wiirdenJhnen als . · . Anerkennnngds beweis genügen? Ich l)osse, Sie sind mit meinem Wort zufrieden; ich möch te allerdings nicht gern einen Schuld schein ausstellem es wäre auch versriiizi da Kommerzienrath Lindner noch nicht seine Zustimmung gegeben hai.« »Ihr Wort genügt mir vollkommen, --— ich habe mehr Vertrauen zu Ihnen als Sie zu mir, Herr Gras.« Jhre Stimme zitterte, und sie mach te keinen Versuch, Hasberg die Hand zu geben, als er sich empfahl. Sowie sie allein wur, iant sie auf den nächsten Stuhl, und bittere The-ä nen stürzten ihr euö den Augen« Trotzdem Hasberg sich bemüht t te, in verbindlicher Weise zu spre n war es ihr nur zu klar geworden, da er sie verachtete, er, der Sohn ihrer einstigen Freundin! Sie gehörte zu den Menschen, welche nicht blos andern, sondern auch sich selbst Komödie vorspielen, undlso war Ies ihr gelungen, sich einzureden, daß sihre gelegentlichen Vermittlungs-Ge jschäfte durchaus ehrenhaft und korrek ste seien. Diejenigen, welche sich bisher Jdabei ihrer bedient hatten, standen mo ralisch aus keiner höheren Stufe als sie selbst und waren dankbar gewesen, daß sie der delikaten Angelegenheit ein Mäntelchen umzuhängen verstand. ! Vergebens suchte sie sich damit zu trösten, daß Hanerg auch nicht besser sei als sie selbst, da er ja auf ihren Plan eingegangen war. Jnstinktiv fühlte sie es, daß er die Wahrheit ge sprochen hatte und anfänglich nicht um Eva hatte werben wollen; er hatte ficlt ihr wohl nur aus Neugierde genäher und sich dann ernstlich in sie verliebt. Fast bereute sie es, nicht alles abge lengnet und sein Geld zurückgewiesen Fin haben; aber dazu war es nun zu bät. Sie fühlte sich so gedemiithigt und niedergeschlagen, daß sie nicht daran dachte, ihre Tochter über das gelungene Geschäft zu unterrichten. Melanie hat te doch vielleicht recht gehabt, sagte sich jetzt die Mutter, als sie so dagegen ei serte. Sie hatte es seitdem vermieden, »mit ihr darüber zu sprechen. ! (Forts:tzung folgt.) I yueber die Statdt Tstmo tu Stum tunc-, den Schauplatz der meuchlerischen Et werdung des deutschen Matrofsm Schulze vom Pan ersehnst »Kaiser« durch chinesisehe szanatiker oder Ma rodeure, entnehmen wir dem soeben eingetroffenen ,,Olstas. lehd« folgende Schilderung: »Die Stadt Tsnno, heute ein kleines unbedeutend-es Land städtchen mit einer Ackerbau treiben den Bevölkerung von etwa 5000 Ein wsoshnern, hat früher bessere Tage ge sehen. Die Stadtmauer ist weder he sonders groß, noch umschließt sie ein-en besonders großen Flächenraum aber sie ist jedenfalls eines Tag-es —— und zwar datirt die Blüt-he der Stadt aus der Zeit der Ming-Kaiser, einer Zeit, die etwa 800—400 Jahr-e zurückliegt ——in aller Pracht und Festigkeit einer chinesischen Stadtmauer errichtettvor Iden. Sonst hätte sie den Stürmen aller dieser Jahrhunderte nicht in so Jvorziiglicher Weise, wie sie es gethan t,hat Stand halten können Sie zeigt Hich von außen völlig erhalten; die stattlich-en malerischen Thorhäuser ste hen noch aufrecht, und nusr die Wirtsch unsjs nach innen, die jedenfalls als statt licher Ziegelbau errichtet gewesen ist, fängt an, hier und dort zusammenzu sallen. Ein Spaziergang von einer halben Stunde führte uns auf dem im Uebrigen gut erhaltenen Ziegelpslaster der Mauertrönung rund um dieStadt Use-: um. Ueber vie einfachen einstöcti Egen Wohng bäude ragen die hohen stattlichen Dächer einiger Tempel, Wohnungen von Beamten und Pfand Ehciuser hervor. Besonders bemerkbar sind die griinen glasirten, mit allerlei Mosaikschmuck auggestatieten Dächer eines (-.5-onfucius-Tempels, über die sich ais die ehrwiirkigen Zeugen des Alters die von mächtigen knorrigen Stamn en getragenen Kronen uraltet Cedern erheben Silöner ist natür lich der Blick hinaus in die Landschaft. Auf drei Seiten fruchtbares, ebenes oder leicht exvelltes Lleterland, über das ial)lreitl:e Dörser zerstreut sind; auf der vierten Seite « nach Süden hin —— die stattliche Gebirasmasse des Laofchau mit ihan zahllos-en Bergzii Tgcn und zackigen Felsluppem die obe Iren Theile mit Schnee bedeckt. Die THauptstraße, die die Stadt vom Sü tien nath Norden durchsckmeidet,lönnte mit»Fug und Recht eine»»D;nt-nu»l Jslcllljc qcllillllll lUccUclL Olc III Dum stäblich bedeckt mit einer Reihe von mo nuknentalen Thorbogen, die Von Men schen, die hier vor vielen hundert Jah Yren gelebt haben, zu Ehren ihrer inr iStaatsdienst berühmt gewordenen Mitbiirger, vielleicht auch zu Ehren besonders treuer Wittwen mit kaiser ;lieher Genehmigung errichtet worden sind. Die vielfach abgestoßenen Bild lvserle einzelnerBögen zeigen noch heute merklich schöne Formen und würden in einem unserer Alterthumssiljiuseen jedenfalls recht getviirdigtc Schmeitiicke ;abgeben. Jn Tsiino residirt der chine isifche Magistrat, der einzige eigentliche iBeamte in dein gering ans 500 eng »lische Geoiertineilen geschätzten Bezirk. iEr hat eine geringe Anixilil von ihm ;ahhängiger llnterbemnten unser sich, irarunter, auf einig-en siiiikenplritzem leinige Zollbeamter Er beschränkt iich ikvolil in der .l3c:untiache auf lnie lieber 1trsachnng dec- rrgelniiisiigen Eingangez »der Steuern und Hölle, nnd auf die iiliechtsprechung die nur aus«-Im ins preise größere Ansprüche an seine hä tigleit stellen dürfte. Im Uebrigen trieb in China wenig regiert. Die Gemeinden leben in einer durch die Ueberlieferung und Sitte genau gere gelten Selbstverwaltung fiir deren ordnungmiißigen Gang alljährlikh oder in bestimmten kürzeren Perioden wechselnde Altiilteste der Regierung verantwortlich jind. —-—- Moder-ne Gauner. Richter (na:i; einer sehr langen Verhandlung zum Gauner): »Warum haben Sie nicht durch ein reuiniithiges Geständniß die Verhandlung getiirzt«5« s-— Gauner: »Ach, Herr Richter, wenn ich die That gleich eingestanden hätte, wäre doch die Verlzandlung gar so langweilig gewe Itnl