Der Mott. E Novellette von B. Verwi. Ein ele anteä Schlafzimmee tit um Man enzimmer geworden. Die . orhiinae sind zugezogen, enze ver hüllte Ampel giebt nur Nimmt-stets Licht, dicke Teppiche machen dies-Schritte nn: Itsban Die Vendule cis-if dem Kaminsims tictt leise. ein durchdrun gen-der Duft von Meditamenten. Var-i fiitn nnd Blumen kurchzieht dag- Ge w- . .. Die Mr Zum Neben-immer ·offnet sich ein wenig, ein schlanten junger Mann tritt cui die Schwelle ,,Schwe5tet. schläft freis« tragt er gediimpit Schwester Hanna tritt ihm entge gen. « · « »Ja Herr Baron«, jagt ite. ,,ieit einer Stunde, ebenso sanft wie cestetn, das giebt wieder eine qute Nacht . . . o bitte, tcnnnen Sie nicht herein. pa init Ihre Frau Mutter nicht gestort wärt-P lSie solat ihm in’S Nebenziminer und zieht die Thiir tkinter sich zu. »Wie blas-, Sie sind, Schwester Hanna wie tief die schönen, hellen Au gen liegen! ’s ist lein Wunder, seit vier Wochen Tag und Nacht . . .« »Nein, Heer Baron, schen längst nicht mehr die Nacht, ich gehe ja des Abends nach Haus, wie Sie tvissen.« «Dennoch müssen Sie mal an Ek helnng denken Schwester hanan Ich kann dass nicht länger mit ansehen . . . aber blicken Sie doch nicht immer nach dem Schlafzin mer, die Mutter klin Ilt ja. wenn ssie etwas witnfch2, und S Hausmäsdchen ift doch auch zu er reichen! Sie miissen sich Ruhe gön nen. . . sc . . ..setzen Sie sich mal Pia den Armswsbl lehnen Sie das « che Köpfchen ein wenig an, nnd nun erfiillen Sie mir eine Bitte . . . g? . . . Donneewetten bat aber das tausenzimener ein paar Augen. die ·a en deutlicher als dringende Wortes l v . . . bitte. bitte. nehmen Sie ein mal die häßliche Stiftshaube ab, die Sie entstellt, wirltich, bannt-, Sie entstellt · . .! So . .. ab —- das prachtwlle Blondbaar, wie ist«-? zu sammen gedreht nnd gewickelt, gerade wie ein goldiges Seil, —- o —- das! ums Sie doch —- ausgelöst —- wie ein Mantel umbiillen . . .!· Entzückt blickt-en die Auoen des jun- . gen, leicht’sinnicien, hübschen Mannesl cuf das Mädchen, dessen Bernkstracht Jugend und Llnmrth doch nicht ver bergen konnte. l »Ich kann es noch immer nicht besi eisen, wie Sie so schwere Pflichten Annehmen können, und doch, welches Glück für mich, wer weiß, ob ich Sie fonsi je kennen geierni, je so viel trauliche, einsame Stunden dort drin-. nm mit Ihnen verkracht hatte . . .« l »Die Frau Baronin war sehr! Tranks sagte fie, fast vorwnrfsvoll »Aber-, gottlob, nie gefährlich, Schwesterlein! Sie haben nur immer nrir gegeniiber die sirenqe, abweisenbe Miene ausgesetzt Anfangs ließ ich; mich auch einschiickierm auch kam Mit- I leid hinzu, meine Mutter bat Sie tüch- ! tig gequält . . . aewisz . . . es isti so . . . aber wiederum haben Sie ihre ganze Liebe sich errungen, ja, ja, ja. siiße Hamm. wir beide lieben Sie. die Mutter nnd der Sahn, —- fiihlen Sie das nichts« Er war ganz nahe zu ihr getreten, hatte versucht, ihre Hände zu ergrei-. sen, vie sie zitternd an einander ge preßt. Wie kübl sie sich anfühlen, und wie das Köpfchen glühte, wie das Herz schlagt Bis zum Halse hinauf empfand sie das Wochen. «Hanna! Mädchen!« Es dunkel-rieselte sie. Plötzlich aber sprang sre aus« strich sich instinktiv den Scheitel glatt, setzte» mit fliegenden Fingern das weißes Schnebbewhäubchen wieder auf, dann! eilie sie rasch zur Thür . . . i Aber Baron Eberbard war fchnelsi ler als sie. Er stellte sich mit cems Rücken aegen die Portiere, die islrme weit ausgebreitet, leise, aber eindrina-i liebste abwehrend. »Sie wsiiriien diek Schlafende wecken und ersclsrecien... bleiben Sie biet, Hanna, seien Siei lieb; hören Sie, wag ich Ihnen zu sa aen habe, so. kommen Sie hier an’g Fenster! Sehen Sie nur die lange Kette von Waisen Alles eilt dem Ber- . gnugen zu, drüben an der Ecke ins-z neuen Festfaal ist heute der letztes are-see Mastenball Sie mäisen sich« auch zerstreuen, miissen insnl auf andere Gedanken kommen. kennen Sie nicht den Spruch: Freud- iit ein Zeus-bersan Neue Lusst aiebt neue Kraft. Soll denn Jsbre Jugend gar kein-e Rechte haben, Ihr Leb-:nzkalen"per nie einen Feiertag aufweisen, soll immer nur starre Pflicht, Entsagunq, ja Las-Z stetung sprechen? Lechsszt nichts in Jhsk reni herzen nach Freude. nach Ge aufs-W Ein tiefer Seufzer antwortete ihm» Freude — Genuß! Als ob sie je eine," wenn auch km vorübergehende Stätte in ihrem Leben gefunden hätten, als ob dessen Wege nicht mit Arbeit, Sorge und Entbehrung gepflastert qetvefen7 wären! Schwere Thränen fieken ihr die Wangen dem-tu »Es geht nicht«, sagte sie resinnirt, «es dann nicht anders sein.'« -—— »War tm txt-Eh Hunnen wollen Sie nur, und es wird anders werden! Werken Sie; doch einntnst das langweilige Nonnen-« Mk ab, ich möchte Sie in hellen, bun ten Fersen sehen . . . geschmückt, Mntaßifeh glanzend . . . mit gelö-· « Minnen enthtöktern Arm nnd . »QWSiefek en Ue W und nat- Un Mut M— mit» JDUM durch den Saal stiegen . . .! NEM- ’-rein, Hanna, ziehen Sie nicht VII Hand zurück, mein geliebtes Kind, habe Du doch Beitr-even zu mir, sei Miit doch auch ein bischen gut, mein ,Vi5aeschin. ich will Dir ia die Bauer kdiir ein wenig Zsfnem damit Du in’s Freie fliegen kannst« wo Licht erstrahlt, io huschst Du wieder hinein, Keinem bist Du Rechenschaft schuldig, Du ver säumst teine Pflicht. ich will die gro-« ?szen, ernsten Augen auch einmal guta lzen sehen, sage ja, Hanna. und tomin' betete mit mir!« Wie das tlang und sie dein-ang, wie sie sich schwach werden siihlte, und rezie Empfindungen in ihre junge Brust zo gen! So hatte noch Niemand zu i·ir ge— sprochen, so iiberzeiigend, zärtlich, fie hend. Und niin sküsterte er weiter von dem glänzenden MagtenbalL de: ex drüben beginnen sollte, aus dem sie beide· unkenntlich durch Larven, einige frohe. hetrlicheStiinten genießen wür den. «Lassen Sie mich, um Gottes wil len, nein, die im Stist wissen es ja gleich, wenn ich nicht zur Zeit kommen werdet« »Man sagt einfach, daß Sie nier bleiben müssen, o, ich habe an Alles gedacht, schütteln Sie nicht so ener gisch den Kopf. Sie lönnen nicht ah nen, wie ich mich ans diesen Abend ge freut! Unten beim Portier, der inii treu ergeben, lieat alles. was Sie ge-» brauchen, das Kostiini, das ich siir Sie ausgesucht, Rothtävpchen sollen Sie» sein« erst neulich haben Sie mir geq sagt, wie sehr Sie die deutschen Kin-( dermsiirchen lieben. Es ist eine an-; spruchslose Mai-ste, sie fällt nicht auf und wird Sie doch sehr kleiden. dass Goldbaar miissen Sie auflösen, bitteJ bitte!« j »Und Sie hert Baron?« Hanna fragte es leise, fast widerstrebend «Nu:i«, lachte er, froh, daß sie dar aus einging, »ich bin natürlich der Wolf, der dem Rotlitöpvchen auflau-i ert, aber nein, nein, so grimmig werde s ich doch nicht erscheinen, —- ich weiches der grüne Jäaeisinann sein. der das arme Märiisentind befreit. Nun Han na, seien Sie lieb. hier meine Hund«l schlagen Sie ein, Sie werden sich köst lich anrüsiteiU Um zehn Uhr erwarte ich Sie drüan am Eingang. Der Vor tier und die Frau sind von allem un: ietrichtet. Also Ihre Hand darauf, LIer liebe, kleine band. so, in zwei lSthden als-o aus Wiedersehen!« zkn zwei Stunden: Sie steht nrch immer auf demselben Fleck und starrt auf die Straße hin unter. So lange er da war, stand sie wie unter seinem Bann, ietzt kehrt die Ueberleauna wieder. Soll sie es wagen, darf sie ess Wäre es nicht schrecklich leicht-sinnig sich io bethören zu lassen, seinen einschmei chelndem verlockenden Worten zu lau schen, Worte, wie sie noch nie an ihr Ohr qedrunqen? Neu und ungewohnt war ihr diese Art von Huldiguna von einem s o verwöhnten« hübschen Mann, bei dessen Erscheinen ihr Herz stets so seltsam geschlaan an den sie gedacht in dicken durckmchten Nächten. Und hatte sie nicht auch ein Recht artf Glück, aus Lebensfreude? Wie rtrübe war ihre Kindheit, ihre Juaend gewesen« lautn von einem Sonnen «ftrahl erhellt! Würde das schon-Pflicht verlehung sein, wenn sie sich einmal ;einem doch nicht unerlanbten Vergnü Zaen hinaab? Wie rührend ioraiattisg er alles vorbereitet hatte! Rost-tapp chen. iu, das würde ihr gefallen. das müßte tleidsom sein, das Bauernröck «ehen und das rot-he Tuch, das Mail hekndchet. und das schwarze Sammet rniederl Ob er auch wohl an ein Körbchen gedacht bat? Nun, sie wird ja sehen, gleich, nur noch einmal will zfie hinein zur Frau Baronin, aus den -«Zehenspitzen die letzten Besorgungen Izur Nacht machen, den Schein der Am kpel noch mildern. s I Ruhia athmet die Schlafendy sie ,liichelt, gewis; träumt sie vom Sohn, Ivom Einziqem den sie abgöttisch liebt, .n1-.:ßlos, bis zur Verblendnnek dessen sglänzende Zukunft, dessen Lebens-hoff nunaen ihre einzige Some bilden i Leise schlüpft Hanna hinaus. Raums ist eine halbe Stunde seit seinem Fort- I gehen verflossen. noch ist’s zu sriiti. ein Weilchen kann sie roch rathen. Siei zieht sich in den Lehnsesse!. ! E Wie still es ist! ) Das leise Tiefen der Vendiele ist das einzige Geräusch, ein eindringli chet Duft von den Meditasnenten, deni »Bitte-ten wirkt sast betäubend, ah, wie spie Ruhe ihr wohnt-un Eine süße sLafngteit damit ihre Eis-den s Sie denkt an all’ die innigem herz bewegendrn Worte, an den feurigen Handluß, an den zuversichtlichen Blick beim Scheiben Wie er sich freue-il würde, wenn sie käme! Jlfr ist es wie eine Vision, als höre sie fein Dankes · ;siammeln, als ver-nähme sie Musik, Fund nun ists auch hohe Zeil, sich zu tUiten, jetzt kann sie getrost ihren Po sten verlassen hinunter mit Hut und Mantel zur Puriierfrau gel,en. Die· Frau begrüßt sie und lächelt, o sie weiß mit Allem qui Bei beid, früheri war sie Kammerjungfer bei der Ba tonin gewesen. Wie sie zur Eile treibt Das Haar auflnfh daß es sie umwallt, nun die Sachen, richiia da,s der rathe Rock, das Tuch die kleinen Schuhe I Die Frau schlägt die Hände ,.usam-f men. »So ein himmlisches Haar und, so ein Jammer, wie das zusammenge-; drellt ist!« « i Hunne- steht und hort alles wie durch einen Schleier, ej ist ihr, als ob der Mit wtübetflögr. direkt durch die ., bis er sie umfängt dankbar, leidenschaftlich bis er sie in den Saal führt, dessen Pracht sie blendet. Sie vermag in dem glänzenden Eint-s nichts zn unterscheiden, sie ist betäubt von dem nie Geadntem sie weiß nicht, was die verlteideten. ele ganten Gestalten vorstellen, sie weiß nicht, was er bedeutet, der sie an lei nem Arm durch das Guviiol leitet, sie hört nur feine Stimme. die ibr so son derbar tlinat, sie sieht ihm nur in die funkelnden Aufen, die durch die Magie aliinzen Geigens Und Flötenton um tlinat fie« berauichenden Duft atlzknei sie ein, eiskaltes, verlendes. süßes Ge tränt aleitet durch die duritiae Kehle, verwandelt ier titshles Blut in flam mende Gliith, immer ieuriqer wird Wort und Blick des Gefährten, immer verlanaknder die Küsse in’5 anldene Haar, auf den weißen Hals, und nun, plötzlich, allein mit ihm, willenlos von ihm fortaezetrt, die drohenden, bren nenden Augen« der Heiße Atbetn ihr wird so Anast. »Die Maske fort!« schreit sie. »Die Masle fort!" Mit Hoangeliichter reißt er sie ab, unverhüllt steht er ihr aeaeniiber, gar nichts Meniclsliches an ihm ..Der Wolf. der Wolf!« Eichzt sie. »Oilfe, Hilfe!« Er preßt sie an sich. um den Angst rui zu unterdrücken. wilde Gier erfaßt ihn, alles mädchenhaite Empfinden in ihr bäumt Tisch dagegen auf. Jst denn Niemand, Niemand da. der ihr helfen kann, der sie retiet? »Hilfe, Hilfe!« wie ein eriticktesGur geln dringt es von ihrem Munde, wie ein Röchelm »Der Wolf, der Wolf!« Schon giebt sie sich verloren, da, wie aus weiter Ferne ein Rufen und Lauten, ihr ists-« als vernöhme sie ih ren. Namen: »He-ina. Schwester Han na.« Wo ist lie, was ist mit ihr vorge gangen? Verschwunden find die Er scheinungen, sie spürt nicht mehr die lechzenden Küsse des Raubthier-es sieht nicht melzr von ferne den aliinzenden Saal. lrört keine bethörende Musik, sie trägt kein Masientleid tein aufgefo ltes Haar, still ift’s umher. ganz still, da schliiat der bekannte Ton der Pen dule zwölf Schläge. »A«h!« Ein tiefer Seufzer der Ers leiifhterung. Wie erlöst achmet sie nun au . ,,Getränn1t, nur aetriiumi, Gott im Himmel. hab« Dant, ach, ek- war ent setzlich!« I O- f Sie erhebt sich vorn Ruheiessel, ihre Blicke qleiten an ihr herunter . . . . liebevoll streicht sie über die Falten des arauen Amtslleides —— Eva w wieder das Latinen wieder der Ruf: «Schtvester Hanna!« L Sie stürzt ans Bett der Baronin »Sind Sie endlich da, liebe Schwe ster . . . o, bitte, neben Sie mir die Hand . . . Hörten Sie nicht vorher einen Schrei . . . seltsam unterdrückt ängstlich, nnd drinn tlaaendes Wien-» :nern?" Es wird Schwester Hanna sticht schwer, die Crregte zu heruhigenz schwerer sind ihre eiaenen Selbstvor märse zum Stint-einen zu bringen. s Den Rest der Nacht weicht se nicht vom Bett der Baronin. Matt nliinzt die Wintersosme durch die leicht verhüllten Fenster. Bot-rnit taa ists. Die zyriihstiickgzeit siir die leidende Frau. · »Nun wird er bald kommen« . flü stert sie und sieht immer wieder nach sder Uhr. Und er kommt, noch sriiher als sonst, er neigt fch iiher die zarte Hand der Mutter und stellt die ühtichen Fra gen nach ihrem Befinden. Bleich und ver-stimmt sieht er aus, die matten Augen gleiten suchend durchs weite Gemach. i »So allein? staat er. f »Die Schwester ist eben hinaus ge gangen, die Vonillon zu holen Weißt Du, lieber Gherhard, sie lsct mir ein net-es ptnrtnstsigcnittel empfohlen, JleischsPevton—-n sie sckeint Bescheid zu wissen!« Er verheißt seinen Aetqet l Was der Mutter nur einfällt plötz lich die Sorgsamkeit der gewohnten Pstegerin so hervorzuheben —- alz ob has nicht zu ihren Pflichten ge hörte. Ob denn die Bereitung der Eritis-li ung so lange dauern mag. . so lange löszt man doch die Patientin nicht warten das war doch sonst nicht Hannas Art! »Er trommelt ungeduldig aus das Boitletischchen. das am Bett steht. Die Batonin staat itm etwas, er giebt zer streuende Antwort. »Sie fürchtet fich, lxreintutommen«, murmelt er. Nun ael1t·"vie These zu dem Vorderzinisnet, seine fzblen Züge bekommen einen gespannten, drohen den Ausdruck. Schon schimmert das graue Kleid, schon leuchtet die weiße Hande, nun itsthtlpie Schwester im Zimmer und sagt u : ’ »Er-ten Morgenl« Stasunem Schreck. Enttäuschunq malt sich auf seinem Gesicht. Schnell wendet et sich zur Mutter. Eine An dere ist's. Nicht Hanna’s liebliche Erschei nung, sondern eine nnschöne, eckige Person mit strengen, fast asketischen Zügen. »Seit wann, Mutter-V stößt et her vor . . . »und warum?« »Ach so, Eber-hard, Du mußtest von nichts . . . ja, ich ward auch vorher damit überrascht.« »Warum denn?« wiederholt er nun und sieht die neue Schwester verbissen »diese versi- .t ihn gleich. Om? vor iq richtet sie on dem Gesten ists-litten vie Vanilla-r an. Er l sann seine Erreanna kaum verder-i -Jch löst Schwester Hanna ab, Herr IVaronF saat sie dann talt und gleich leranielenden Trank. giltixn ! Unsere Statuten erlauben ni das längere Verweilen aus einer Jellg höchstens in ganz besonderen Ausnalr men. Schuster Hannsa ist heue srijh in's Mutterhaus nach Ostpreußen gesabren.« Dann reichte sie der Kranken den i »Rirlte". s l ( · VonWilaneber. Da saßen sie und warteten seit eini gen Wrchen aus den Einzua des Früh linas· Dei hatte unten im Thale zwar schon glatte Arbeit aemacht, aber da oben in diesem weilt-erlassenen Dörf chen des Thurinaer Waldes wurden i i ; ihm doch zu große Schwierigkeiten in den Weg gelegt. War doch Anfang März droben ein Schlitten im Schnee stecken geblieben nnd wenn jetzt am Mittag die Sonne die Landstraße auf-I thaute tam des Nachts ein rauher INdrd der von Neuem eine Eisdecke »«krachte. »’s ist bald nicht zu glaubenf lbrniikrnte der alie Oberförster Lindner indem er eine mächtige Rauchwolle ge gen die Decke blies. »Da fallt nun TOstern in diesem Jahre spät aber wir in unserem Sibirien. ,,,Ach Vater unterbrach ihn Ger trnd, »desto schöner ists in unserem Si birien dann im Sommer. Da benei-? den uns ja die drunten im That ums unsere lustige Höhe-X l Jn diesem Aucsenblick wurde ani« Fenster ein schmiales zartes Kot-schen ficht-var ein paar lluae Braunaugen blickten ins Zimmer. »Die Nielef rief Guten-d aus. »Die tdnnte ich nur so vergeßlich sein. Komm' rein, Rickchen ——'« damit hatte sie die Tdür geöffnet Und über die Schwelle schritt ein jun aeg Reh. ein wunderdoll qebautes Thier welches das Anae eines jeden« Waidmannes entzücken mußte Ohne jede Scheu trat es näher beschnupperte wie zum Gruße die band des Zungen Mädchens und schreckte nur wenig von der Rauchwolte iurueL die den Lehn stuh! des szstkks nahm-It- i «,.:.Iticte" war seit ein-a drei Jahren beim Forsten Gertrud hatte das Thier chen zu Tode erschöpft und entträstet ljulfloz im Walde gefunden, es hatte! cugenicheinlich mit dem einen Vorder-J si-ß eine hart gefrorene Schneedeckez durchtreten und die scharsenNänder der Ergtruste hatten die Fesseln verletzt EJ war außer Stande, sich emporzu: richten und hätte verhungern müssen. Da erschien Gertrud als Retterin in« der Noth; sie nahm das Thierchen aiii,; trug es nach Haus, stärtte es durchs Speise und Trank und legte ihm einen titnstgerechten Verband an. Das Thier, erholte sich unter der hand seiner sorg-l samen Pslegerin überraschend schnell· und war von einer solchen Anhänglich-; leit und Treue, daß es bald den ersten Platz ini Herzen Gertruds sich erobert hatte· Der Förster war zuerst braut-i n:ig: Rede seien doch keine Hang-thirtyZ latte er gemeini, aber schließlich hatte er sich in dasllnvermeidliche gesiigt und so war »Ricke« wirklich zum Haus-J tbier aoancirt, das mit dem Rothtehl Gen, das am Morgen einen Flug durch das Zimmer unternahm, ebenso gurx Kameradschast hielt, wie mit den Küss ben im Stall und den beiden Jagdhun- s den, denen dies Stück «vertebrte Welt« etwas sonderbar vorzukommen schien. Jetzt war »Ricke« sogar ein berühmsl tes Thier geworden, das man im gan-» zen Reich schon kannte. »Ricke« warI nämlich »entdeott'« worden« . . Jinl Sommer vor zwei Jahren wass- ge-· wesen, da war der Maler Klinger in« das einsame Forsthaus geto«s,nen, eine unbekannte Größe in den Kreisen sei-l ner Kunstgenossen und beim Publikum« Er war verärgert, verbittert, et san-VI keine Gelegenheit, seine Talente zu ver trsertben, überall stieß er aus eine Eli-I quenwirtbschast, es gelang ihm nichts,s gar nichts. —- Da oben wollte er Ruhe finden, er wollte sich sammeln, er woll-i te mit sich selbst in’s Reine lomnien.j Es kostete viele Mühe, den alten Försj ster zu bewegen, dem Fremdling siel Oberstube des Forstbauses einzuräu men. Wenn sich da nicht Jung-Ger krud in’«5 Mittel gelegt hätte, würde der junge Mann wohl oder übel wie der hin-unter in’s Thal steigen iissen. So durste er bleiben —- siit wentgGeld und viel gute Worte Am ersten Morgen hatte man ihm! den Kassee im Wohnzimmer iervierH E sei oben nicht Alles in Ordnung, hatte sich Gertrud entschuldigt Da ham kk sich dan Aue- woht schmeckenl lassen und sich dann in die Zeitung« verliest, die der Lanbbriefiräger eben sgrbrachi hatte. Er achtete nicht auf ein sonder-baten Getlapper, das sich, ganz im Takt durch die Stube fort pflanzle, erst als er an der Hand einen warmen Athetn und plötzlich etwas Kalies, Weiches fühlte, blise er er-; fraumt auf. Vor ihm stand dreist und« gottesfürchtig »Riae,« die ihn mitj einem Blick neuaieriaer Scheu waltet-i te. Voll Bewunderuna hingen die Lin-I gen des Malerg an dem reizenden Kopr an dem schlanlen Hals, . . . es über-— kam ihn wie eine Offenbarung ——— das mußte er malen, das mußte er aus Leinwand bringen, die Haltung, den Blick des Thieres . . . Er sprang em-« pok und . . . klapp, klapp, klapp, ilapp" war »Mitte« aus dem Zimmer ver schwanden. Mit Hülfe der Vermittlung Ger txudg schloß ek haa- eruavichaft mit] dem Thier, das wo glauben mußte, er gehöre zur Famil e. Altar« wurde s M l .sein Modell, das ihm umsonst «stans «l Ioder «safz.« Er zeichnete Renlöpfe, Rehlörper,Rehfiiße en faee und in pro sil, springende, iisende, schlafende Rede. lTie Entwiirfe sandte er den Redaltio-s nen der illustrirlen Zeitschriften ein«l sie wurden acceptirt. Das ermuthigte den Maler, er vertiefte sich immer mehr irr seine »Ricke,« die seine ständige Be gleiterin wurde. Jetzt wußte er end lich, was er wollte -—--Tbiermaler woll te er werden. s Als er Abschied nahm von der För sierfamilie, ging er, erfüllt vorn Eifer· und von Siegeszuversicht. Der För ster lnurrte ingrimmig, dieser Groß stadtntann hatte ian gar nicht impo nirt. Mit dein Zeichenstift und Mal pinfel hatte er ia umzugehen verstan den, aber eine rechtschaffene Jagdflin »te hatte er nie in die Hand genoinmen.l IS waren dochJammerterls, dieseGroß-s( städler. Na, mit so einem sollte iknn mal feine Trade kommen, den wollte er schon ·agen. . . Seine Tochter war ein Försterlinlz die wurde also auch! eine Försterfrau — das war fl) sicher, · Twie zweimal zwei vier. i Gertrud empfand das Fehlen des« Hausgenossen schmerzlich. Sie lam sich einsam und verlassen vor, obschon! HoerMaler feine Zurückhaltung ihr aesl igenuber nie aufgegeben hatte. Er wür- ; gde schreiben, hatte er versprochen, er. wiirde nie in feinem Leben vergessen,: was er ihr und »Nim« zu danken has-· ke. hatte er gelobt —-— aber was find lVersprechem was Gelübdes l- Doch das Versprechen hatte er ge «l;-alten, er hatte geschrieben, höflich« ifortnell, aber doch in herzlichem Toml Dann hatte er Zeitungen geschickt, in denen Notizen und Artikel blau ange smchen waren. Er hatte den zweiten Preis erhalten. Sein Bild »Ein Reh« hatte in der Kunst - Ausftellung Auf sehen erregt. Tunn aber war jedel Nachricht ausgeblieben, Gertrud hattet Taler gelesen« daß der Maler Klingcr vorn Ministerium ein Stipendnm er-j halten habe zu einer längeren Ausbil ldungareife nach Italien. il I Il- stt i I »Nun kommt er daher mit Prall-i sen, « lachte der Förster am Charfrei tag, ais der Westwind bedenklich anl den Fenstern des Forsthauses schüttel He und ritttelte. ’s wird Ostern undl »das ist auch die höchste Heit; wir sind von der Welt lange genug abgeschlossen gewesen« s Gertrud ließ den Kopf hängen und Z«Ricte« trippelte unruhig aus dem Hangslur aus und nieder Z »Was hat denn das Beest?" sragte der Förster, »schon seit einigen Tagen! liinstg herum wie besessen.« Aber ich bitte Dich ,Papa,'· antwor-l ,tete Gertrud ganz ernsthaft, »Riete«l wird Besuch erwarten —- Osterbesuch Ida ist sie heute schon etwas aufgeregt. "! I httnsmn brummte der Wiesen« »weri soll denn jetzt zu uns berausiraxelnz Eman bricht ja seine sämmtliche Beine." I . Gertrud lächelte vor sich hin undj isiihlte nach ihrer Kleidertasche, in der Iein Brief steckte, der am Morgen ge kommen war und in dein. . . — —- Der erste Ostertag. Eben hatte die Sonne die ersten Strahlen über die höhen des Gebirges geworfen, daß die Felsspi yen zu gliihen schienen, i während die Nebelmassen in phanta Istischen Formen in’s Thal hinunter ge drückt wurden,da öffnete sich auch schon die Thiir des FörsterhauseT —- Der jFörster erschien in feiner Unisorm, ,nm sein Revier nochmals zu begehen.· Vorher inspicirte er noch den Hühner Ihof, die Ställe, die Hundehiitten und tam auch in das »Heustadl,« in dem »Ricke« die Nächte zu verbrin en pfleg .te. Die Thiir war bis zur gälfte ge iissnei. Der Förster trat hinein, — s ,,Ricte'« war nicht drin. Er sah abers sdas »Lager,« er fühlte mit der Hand! hinein, es war noch warm. Viertelstunde ausgerückt,'«murmelte« er,, »wo ist denn das Beest hin? Die gan- « gzen Tage wars schon wie verdreht « IDann psiss er dem »Dackl« und mar sschirte hinaus· I Alle Wetter was das einFrühlings wind! Der Förster schlug den Kragen lseiner Joppe hoch und steckte die Hirn-i de in seinen admufs. Und wrederx jtam ein Wind to, daß ihm der Atbem verschlagen wurde und er sich rasch um- i invandte. »Ach nu nee« tnurrte er, «uinwerfen laß’ ich mich noch langes nicht. " Und ee betriistigte seine WorteJ indem er den Riemen der e-’feldflasche, die til-er seiner Schulter hing, nach vorn zog. Er schraubte den Verschluß; aus uno nonrn einen rraIngen Wenn-, Donnerwetter, das war ein guter Cog- s nac—-«die Gertrud war doch ein Pracht imädeh daß sie fo fiir ihn sorgte! Er .suchte wieder gegen den Wind zu korn s men; keuchend haftete er vorwärts« sDabei überlegte er sich die Sache. War-· konnte denn nun schon heute früh im· Revier passirens Gar nichts! Diesens «Diirfletn da unten war freilich nicht zu trauen, die wilderten nach der Schwie rigkeit. Aber wer sollte denn heute, om ersten Feiertage, bei diesem Wetter Isich heraufwogent Er hatte ja im Ne vier einen uten hochwildstand,Pracht hirsche, o er die warfen doch jetzt die Gewerbe ab, die steckten in den tiefsten Dickichten, in die vermochte er selbst nicht zu drin en. Aber die Rehe2 Die waren jetzt Zu scheu und außerdem lohnte es nicht« eins zu schießen; das J lersch war ja taum genießbar. Das I lügste wäre wohl, wenn er sich bis zur Landstraße durchschliiqe und dann vielleicht hinunter in’s Städtchen zu einem kräftigen Osterschoppen in e. Er schraubte den Becher seiner sHeilb flosche wiederum auf, genebtni te einen Iweiteren Schluck und sahn-F ich seit wärts durch die Büsche mich der Land straße. Z Cr erreichte den Weg nach verhält nißmiißig tur er Zeit. Hier hatte man wenigstens sesten Grund unter den Füßen. Wenn er tapfer ausschrttt, onnte-er in zwei Stunden drunten sein, zwei Stunden rasten bei einer Flasche Pontet canet, er schnalzte mit der Zunge -— dann war er in zwei Stunden wieder zu Haus, gerade zur netzten Zeit zum Mittagessen. stapste träfti vorwärts. Der Sonne glutrothe Sseibe hob sich höher und hoher. Vor ihm in dem dicken Nebelschevaden blitzte es aus —- aha, »das war der Knopf der Kirche im Städtlein. Aber so leicht ließen sich die Nebel nicht vertreiben, sie stiegen rrieder aus und schaben bald hier« bald da eine undurchdringliche Coulisse quer ixber die Straße. Dann erhob sich der eine Streif und zerflatterte im Son nenlicht, der andere senkte sieb, verdich tete sich und rollte sich gleich einer ge waltigen Kugel in die nächste Wald dichtung. »VerriickteöWetter,« sprach der För ster vor sich hin, »ich möchte am liebsten wieder umkehren.« Aber ehe er noch hinzukommen konn te, blieb er wie gebannt ans dem Fleck sieben. Ein Geräusch war zu ihm ge drungen. EinStampsen und Tromper aus der Landstraße. Er horchte ange strengt, er legte die Hand hinters Ohr-. Langsame, leise Schritte kamen ihm entgegen. . . Rechts im llnierhalz trachten die dürren Fichtenzweige, da drängte sich Ioohl ein Reh durch das Gestrüpp auf der Flucht vor seinem Versolger. Der Förster ris; die Flinte von der Schulter. »Ruhia, Dactl.« befahl er noch, aber Darll jagte m langen Sätzen die Straße entlang. So ein halt-»in te.« schimpste der Förster, »und das hat tdoch sonst ’nen scharfen Com nsen . . . .« Er brachte die Flinte in Schußdöhe. Vor ihm aus dem Nebel trat eine Ge stalt heraus in verschwommenen Um rissen —— der Wilderer ohne Zweifel-. das Krachen im Unterholz wurde stär !er, der Daetl schlug an in den schrillv ften Tönen »Mit!« schrie der Föriter, indem et hinter einein Baume Deckung suchte« «halt , das Gewehr weg oder ich schieße. . . ." Der Kerl auf der Straße tiimmeete sich um den Llnruf gar nicht« er tairi mit unheimlicher Schnelligkeit näher und immer näher. »Halt!« rief der Föister nochmals, ««hclt!« ---— und legte schon den Zeige finger an den Abzug. Inzwischen hatte sich die Gestalt aus dein Nebel entwickelt. »Herr,« rief ibn ein junger Mann en, »tvie tönnen Sie rnir denn Halt gebieten? Das ist eine freie Land straße, da tann gehen, wer Lust hat· und sie haben gar nichts . . . Ach — here Oberförster Lindner,Sie sind’"i2«« brach er plötzlich ab. »Wenn Jhr Ding da losgegangen wäre, hätte es einM-il heur geben tönnen.« Der Oberförster hielt noch irr-mer sein Gewehr im Anschlag. Da tain der Hund wie toll vor Freude z;i ihm gesaust, aus dem Gebüsch trottete Ricke eiligst heran. so daß der Förfter ein sehr verdutztes Gesicht schnitt. »—Ofteriiberraschung,« meinte bei junge Mann. mich scheint man hier oben immer noch zu lennen —- iiiir Sie . . .« »So, fo, der Herr Maler Klinger.« sagte der Förfter, ich hielt sie fiir einen Wilddieb. « »Das weiß ich; aber ich bin doch nur hier herauf getraxelt, um ein Dieb zu nerden, allerdings tei: Wild-, sondern ein Herzensdieb Jhre Gertrud hats mir angethan. . . . Am liebsten aber möchte ich zwei aus Jhrer Familie Kei rathen, —--- die »Mitte« nämlich auch irit.'« Arn Abend wurde Verlobung ge seiert im Försterhausr. Da drängte sich ,.Niete« in’s Zimmer. «Wo ist denn dasBeest heute in aller spergottsfriih gewesen?« sragte der Förster. »Das ist lein »Beest,« Mian sxrgle Gertrud ganz ernsthaft, die Stiel-» hat Menschenverstand; die muß dess halb hoch geachtet werden. Als ich den Brief von Karl erhielt, der mir seinen Besuch antiindigte, sa te ich der»Ri(t-' leise in’s Ohr: Po auf, am ersten Osterfeiertage in der fruhestcn Frühe tommt Besuch. Maler Karl Klin er, der Dich schon so oft abtonterfeit ,at. Dem mußt Du entgegenlauien, —- na. isnd hat nicht »Rich« ihre Pflicht er füllt? Vor Tagesanbruch ist sie los gegangen; an der Stadtgrenie hat ge meinen Bräutigam erwartet, begrii t und bis zu uns geleitet. · . .« .Dafz Dich dasDonrierw . ..« knurr te vergnü t der alte Förstm »mit dein Jägerlatein hats meine Tochter auch schon heraus. . . .« «A DCO Clcs. Hals das Glück an dem Arm gefaßt; »Warum willst enteilen? Bist mir ein gar lieber Gass, — BiW dich, zu verweilen!« Sah’s mach an mit strengem Blick« Mich ein Weilchen stehen Sproch: »Ihr wißt ja mit dein Glück Gar nicht umzuge«hen!« Rose-ne Dienst-ims «Hau"gfrau (zut neu eingetretenen-kö chm): ». . . »Ich muß Ihnen gleich fu aen. daß wir Alle kein Bier, sondern Uee trinken. Das ist Ihnen recht?«« s-- Köchin: »Ist-wohl, Madam’! Ich bin schon früher ’m-al bei einer de tehtten Säufetfamilie in Dienst ge wesent«