Entkeimt « Erzählung von T. Wellner. Franz Kraui war Mitglied des Steuers-schuf Speeialitäten-Tbea ters. Sein haar war rabenschwarz. das Gesicht hohl und aelb und feine Ianze Ericheiniinq geisterhaft. Wenn er dein Publikum vorgeiührt wurde« erilärte bei Director stets. baß Kraus sen Geburt an blind fei nnb statt bei hisrtrhaut über den Auajeivfeln Kno then herbe, Knochen ohne Gefühl unt ohne Sehkraft Zum Beweis dafür hielt er bem Mann niit den Jnöchernen Augen« eine Pechfackel biebt vor diesel ben s-— fre zuckten nicht; dann stach er mit einer beißen Rahel binein we gg bie Augen noch der Mann ritbrten Bei der Tritt-be befand sich auch ber Kunstfchiihe Hallen dessen hauptaufs gabe darin bestand. ooni Kopf der lieb ceizenben Emmv Iornau einen Apfel terrinterzufchießetn Alle Mitglieder des.1 Etraube’schen Ueaters wußten. baß Holler die schö ne Entmn liebte und baß seine Nei gung erwiebert wurde; sie wußten such, baß der Director einen Korb er jaltern als ex Etnnin einen heirathe nntrag gemacht hatte. Weder durch ein Wort noch eine Miene batte Straube verrathen. wie bitter ihn diese Anweisung tränkte Er war liebenswürdig nach wie vor« befisnbers gegen feinen »liebenFreuno« dauer. Nur insaebeiin wurmte iini ilrckte er und brütete Rache. cines Abean niran et Holler bei Seite und sagte; u.:-ie wissen, Holler Daß Sie mir von allen Collegen bei liebste find und ich Ihnen unbedingt pe«tiaue. Des-halb mochte ich Zinnen auch eine mir brichst peinliche Joche anvertrauen Unter uns befindet sich ein Dieb!« »Ein Dieb?« rtei Holler ungläubig ·V3issen Sie das anmut" «lvanz aennuk tfz find rnir in bet« letzten Wochen drei Unten gesichtet wie-ten« eine goldene und zwei tilber ne." «Vadctl Sie Verdacht auf Ic seines-" »Ist-neu unter strengster Dsiscretior Festst: ja. Ich deargtvöbnettrausP »Den Blindent iiiimöalici;!« «Scnft wüßte ich Niemanden. Sei-. et iei uns ift, baden die Diebftiidlx statisxfunden, oorder tein einziger. Jci möckte Sie nun bitten. deute Abeni während Ihres Auftretens den Tisch auf welchem die Gefchenke liegen, unt Maus zu beobachten« heller weigerte sich Anfange, der Spion abzugeben; auf Zureden de Direciors gab er jedoch nach. Es war ein wobsderechtiater Knif( Its Direktors. das Publikum zurcon unrein mit seinem auf- Athleten engleurm Trapezlünstlem und an ien Schauspielern bestehenden Ver ltnal herauszofordern und die Siegei ins dem Publikum rnit Preisen zu be lohnen. Dieser Kniff brachte stets eir Eber-volles haus und reiche Einnah ven. Die wrledte Nummer im Pro isinzin enthielt ftetg das Auftreten Heller-, dann kam die Breit-verthei uner. Der Tifch. auf dem die Ge Uixne losre, ftand dicht bei der Bühne In einer Coulissr. wo der Blinde zu sähen Pflegte So oft Haller bei fei nem Auftreten dort vorübeming, beob achtete er Kraus auf das Scharffie. Während hallet auf der Bühne »ar seiiete«. hatte der Director den hinte. ten Ausgang verschlossen und feinem ersonal gesagt, eg dürfe Niemaan origeheih er erwarte sie nach der Vor eliunq alle auf der Bühne. Die Veeife waren vertheilt, derSaal ’ tie fig) geleert. Nun iain das ge ais-nie Personal auf die Bühne. Jn diesem Augenblick hatte Holler seinen Uelerzielier anziehen wollen« alg man Im aber des Directors Befehl fagtc. binq er ihn iofort toieder hin und folg den anderen. Das seltsame Benehmen ihresOderi handle-z setzte die Schauspieler in nicht geringe Verwunderung. Man schüt telte die Köpfe — was inoitke nur ne scheten sein« hasler hatte sich nicht weit von dein blinden Mann poitirt Wie leid er ihm that! Zum ersten Mal. seit er Kranz kannte. deinertte er eine leise Röthe in seinem Gesicht. »Wer-e Gott« daß man mich nicht Um rnein Zeugnis imka dachte hattet bei sich. Ihm war die Erreguna und die Schman the ies Blinden. der in so lyilslos oor ehn saß, unendlich peinlich. »Meine Damen und herren,« de gann der Director, sich hinter den Stuhl de- blinden Mannes stellend· «i-«i herbe Ihnen eine Mittneilung zu trieben. die Sie ebenso erregen wird wie mich. Unter uan desindet sich ein Medi« Wie ein Funke ins Pulverfasz zün deten diese Worte. Besiiith blickten die Anwesenden einander an. Rufe dei Urtnillens wurden laut —-— nur Holler und Kraut blieben tiurnnn Die Rö the aus des ledieren Antlit uertieste siet zusehends. In letzter Zeit sind rnir drei Uhren ges-isten worden« deute Abend die vier te Es muß Sehnen Allen daran ge lee. .i sein« den Dieb tennen zu lernen« der unbedingt hier unter uns weilen muß. Ich will den erbärmlichen Schatten nicht öffentlich btnndinars ken, aber es ist mein höchstes Bestreben. die Unschuldigen zu schilien und von don«seknnätrlichen Ver-dacht zu reini sit « ,.Ratiirlich, gewiß. felbftredend,« war es von allen Seiten erklungen — nur Holler und Krsaus sagten keine Silbe. Des Blinden Lippen zucktcih seine langem knochiaen Hunde um -llan!merten trampfbaft die Arinlelnie sseines Sessels. und der Anblick der ausdtuetslosen Auaen war erbar imungswtirdia So konnte nur das Schuldbewußtsein aussehen! Holler treuzte die Arme über der Brust nnd preßte die Lippen zusam n.en. Cis war ibm furchtbar, die ual dieses llnaliicklichen uiitanfehen zu müssnu »Wenn der Schuldiae auch nur einen Funken Ehrgefiihl besitzt,« fuhrStrau be fort, »so trete er opt, um dadurch seine liolleaen von einem schmählichen Verdacht zu reiniaen.« Niemand rührte sich. Aller Augen waren ietzt aus den Mann mit den i»lr.öchernen Augen« gerichtet, dessen kAntlitz wie in Blut getaucht erschien lund mit allen Musteln guckte. Man ssah deutlich, daß ein furchtbarer Auf sruhtr in feinem Jnnern tobte und war iilsexzeuat. er würde die Flucht ergrif Ifen haben, wenn er nicht blind gewe sen wäre. Holler fühlte ein unendliches Mit leid mit ilmi. . »Von dem Moment an.« fuhr der Director fort, »wo ich die Gewinne auf den Tisch legte, bis zum Ver iclnvinden der Uhr sind nur drei Per sonen an jener Stelle oorbeiaeiommem Kranz-, Haller und ich! Ich frage Hal: ·ler hiermit. ob er über das Verschwin iden der Uhr eine Angabe zu machen bat!« Der stunftschiitze schwieg-, »Nun, Hallen wie stebt’s?« fragte Stralbc »Hel· der Kuckuck Ihre Uhr,« brummte hallet »Lasien Sie den ar men sie-ei laufen! Er bat durch Angst »und Scham schon ilnmenschlicheo ge ilitten Bedenken «2"-ie,« fiiate er leise bit-zu, »das-. er blind ist!« Eben weil er blind. ist es um so tschliki:mer,« saate Straube laut. »Al so, wag wisan Zie, Hallert« »Ich weiß, daß es am besten sein swiid, wenn ich ihm meinen aeladenen Rerolrer gebe: wir lassen ibn dann al lein -- er wird schon wissen, trag er zu thun-bat. Denn er bat ncch Ehre im Les-urk« Ji Ein Echcubern erfaßte die Umste ""benteu bei diesen Worten. i, »Ich frage. was Sie wissen, Hal ssler ?« Lebarrte Strau«be. »Wenn es denn sein muka antwor sstete tisier nach lurzem Zögern, »dann jr eher ie besser. Der Director erzähl te mi: Vor der Vorstellung, es seien ils-in lcschon iifteiis Gegenstände abhanoen ne icrnmen; er bat snich auch, heute wäh Erend meines Auftretens aui.;npafi:n. Als ich auf meinem ersten Gang an »den Tisch vorbeikam. lagen dr«i Ub "ren da. beim zweiten, Dritten uns vier iten Ging auch noch, beim fiLnften aber - war eine fortl« »Da nun außer Ihnen, Flrauiz und mir Niemand in die Natie der-» Tischeiz tun, behaupten Sie mit andern Wor. ten, daß entweder Krau- oder ich die -Uk)r genommen liaben!« rief Straube, siedeg Wort betonend. »Da nun wohl klein Mensch annehmen wirb, das; ich mich selber bestehle, so bleibt nur Kraus Halier antwortete nicht. »Den-en Sie noch etwas zu sagen?« lsraate Strande ietzt mit unverlennbas :etn Hohn. «Nein!« l ; »Hu-Ei iu) War Jyncu cui-iu- JU su qen, Herr Haller!" donnert-: der Di ;rettor blauroth vor Wust-. »Sie sind Dein elecrner Lügneri« Der Kunstschütze suhr erschrecli eui por rusd blickte wie verständnißtos uni sich. Was sollte das heißenk Mit lauter schriller Stimme sitt-r ,Stranue gleich darauf fort: , »Er iiith Ieicht ein Wort habe ich zn ilnn wegen der Tiebstöhte gespro chen! Haller ist ein elender Zeinling: er beschitidiat einen Blinden, iveil Dieser sich nicht vertheidigen tann!« ,,Bube!« schrie Holler außer sich vor Zorn. «-?iiten Sie sich! Wenn eine Ku gel siir olch’ einen Schurken wie Sie nicht zu schade wäre. ich würde ---« »Ein unschuldiger Mann,« unter brach ihn der Diretior, »wiirde sich vor allem erst untersuchen lassen, ehe er einen Andern heschuldigt!« »Durchsuchen Sie mich doch," sante Hallen Mit schnellen Grissen suchteStrauise in den Taschen der- rnexilancschen Co stiims, das ller trug. Er sand nicht-, enttöus t und ihn ivie um Ent schuldigung bittend sagte er: »Ich finde nichts.« Der blinde Mann erhleichte ietzt und bog den Odertörper weit vor, damit ihm nicht die leiseste Bewegung ent gehe. Wiederum waren Aller Augen aus ihn gerichtet. Strande hatte sich von hallet ah gowandt. drehte sich aber pldhlich wie der um und sragte: «Sagen Sie, haller, gehen Sie ei entlich in Ihrem phantastischen Co siiiin liher die Straße?« . CTED lag beißender Spott in seinem on. »Stihstverstiindlich nicht!« erwiderte Hallen »Ich trage einen Paletot. Dort hängt er.« »Sie können sich von jedem Ver dacht reinigen, wenn Sie auch diesen durchsorschen lassen,« sagte der Direk tor heimisch. »bede- Sie etwa-'- dage gen?« «Durchaui nichts« Der Jvn leur Moellenbaeh lte den Perlen-L leg e ihn ans den Tt ch, griss in die erste Tasche und — zog die ver mißte Ubr heraus. Es herrschte athe«»nlose Stille. Das izntte Niemand erwartet Mit haßersiillten, triinnpbiienden Blicken sah der Titelior den jäh er-v bleichten Halle-: an. Die goldene Uhr lag auf dem schwarzen Valetot —- — Aber im nächsten Moment fielen noch zwei glänzende Gegenstände neben die Uhr —— nnd über die Lippen des Blinden itiirzte es in hastigen, erreg ten Worten: »Man nennt miich den Mann mit den knöchernen Augen! Hier liegen meine knöchernen Augen —-- es ist di ckes gelbeg Glas, wie Sie sehen. Jeh habe Sie lange getragen, nnd Nie mand ahnte die Wahrheit Meine Au gen« die wirklichen, sind jedoch gesund und scharf. Mittels der Glasaugen verdiente ich meinen Lebensunterhalt —— Nun, da Sie mein Geheimnis-, ten-— nen," hier hob sich seine Stimme, »so-l len Sie auch das des Director-S Strande. des hochedslen Beschützers der Unschuldigen, erfahren. Jch habe heute Abend deutlich gesehen, daß Herr Strande die Uhr wegnahm und mit der Geschicklichkeit eines Taschenspielers in shallers Paletot gleiten ließ.« » Nach dieser Ertlärnna entstand eine Jnngebeure Aufregung. Von allen Sei Iien uinringte man Haller und Krauet und bedauerte. daß jeder nur zwei Hände hatte, die bei dem ununterbro ’chenen Hände-Brücken und Schütteln Gefahr liefen, ausgerissen zu werden. Der Direktor war davongeschlichen. Er ließ sich auch nie wieder sehen, son dern verkaufte seine Rechte durch einen Warmen Der jetzige Besitzer des Theaters ist lder Runstschiitze Hallen Er hat die schöne menh Tornau als sein Weib chen heiinaesijhrt und die beiden ern: lten bei ihrem gemeinschaftlichen Ans ktreten allnbendtich stiirinischen Beifall. t - . « ,——- -——.—- . U u t e r. Ein Bild aus dem schlesiviq holsteini: schen Volksleben Von HeleneDoigL Hanna Wiit und Fritz Jesz waren sich ant, und da not-ehe nicht lange fiiberlegt, ob die Seelen »in einander lstinmiten Ein schlichtes, ernsies Wort lund die Sache war abneinjitzt Nach sacht Jahren warm sie so weit, daß see l,eirathen konnten. Als sie Hand in Haut- cius der Eiche traten und der ;L·Jtaiensoiinenict)ein tnrch das Linden ilaiib ans die grünen Gräber fiel, In trictnien fie, nnn tvsiirde die schönste zseit ihres Lebens tonxmen ! Und in gewisser Weise lani sie mitei. TTie Beiden hatten sich ja lieb, und I.n:enn sie sich plagten und miihten, so Itlisaten sie's doch in der eigenen Wirth »schast. Ter harte Frondicnst des Ta Ieiez und der Nächte bieierner Schlaf slie en keine schlaff machen-re Zehn iu t nat-!- einem anderen Loose wach werden. : Die kleine Bauernsielle iours so ine «nig ab, daß es tauni zum Sattioerdcn sit-nd Packitzanlen reichte. Und wie oft tansen in den ersten Jahren dänisdie ister prensiische und österreichisch- So: licteyn nnd nahmen den letzten Bissen s rnit· · Bei Brot und sti.rtoffeln wuchsen die Kinder aus die Bnben frisch und arbeitsliiiiia, flink nnd instellia -die Mädchen Alle mußten tüchtig mit ’l-,etati. Bald brcinrbte Mutter nicht ;mebr am frühen Morgen zun- Melken lksineius aus die Wiese Intui- lilsosie Füße denen das thannasse tstras tei fis-en Schaden that, nahmen es ihr gli. vUnd die alten tialbblinden «zlckeraäiitc lbeknnien einen Lentet, der in seiner Jugendfrische schlief-i zii ibter ist«-e niächtlichteit Daittr. Berttim die älteste von den sieben lc.!tesrt«tr)it"terti, verließ die Schule, Ils der kleine Tiber-dar vier Jahre alt nnd so auch schon aus dein Gröbsten biraisz trat-. Da starben drei Buben nnd ein Mädchen an der bösen halstrantnei:, idie fast in jedem Vorsriihling in bag iDors kant und ihre Opfer wollte. , Es gab viel Trauer und Weinen in der Sachsenbura. bis allmählich Zeit yund neue Soran der- Stachel stumpf Hitachten Und es hätte immerhin H stsoch schlimmer sein« statt der vier hät ten sieben kleine Gtäber nbtbiet sein an..AA--. ..-—.s-A- I.!-.-» II«-..,-.I,!,-L F ; Mutter machte keinen Unterschied isi Eiiirer Liebe zu den Geretteten. Ader :Vater. Sein ganzes Herz iiiinqte ticti .an Tini-von Nicht weil der ie«—t einzi ;aer Sohn war. wie Mutter der Nach-· darin gegenüber enttchntbiaeno meint-. ! Aus jener Nacht itammte es, in Der Vater drinnen am Kranienbettchen ge lniet und cine znctende kleine Hund zwischen seinen Finstern hielt. T-. »rein-de ein längst vergessener Gott her .t«ow,esucht und geschrieen nnd aeflebt Juni das Leben des röchelnben Kindes. Vier kleine Leichen trua mian aus dem Pause, aber der Bauer folgte keiner einzigen Es trat ihm. als dürfe er inicht mea, bis der Tod seine ausge ftreckte band hervoigezogen Tbecdor und zwei Mädchen holten es durch, aber fiit Vater aab es von ietzt an eigentlich nur den Jungen. Bettha nnd Dora klieben anch nickst lange mehr im Haufe. Sie mußten sich friili in fremde Menschen schicken lernen. Das hielt nicht schwer· Ar ltriten und aeborchen konnten sie und waren nicht daran gewöhnt, mit Hand fchuben angefaßt zu werden. Bei-da heirathete den Dmfichulleh rer, -inen Wittwer mit vielen Kindern. De. gan Dorn nach Hamburg und er sahn dort einen Dienst an. bis nah ein paar Jahre-n ein schmucker Troer-« fiilirer sie zu seiner Frau machte. Nun wohnten sie in Blankenefe im ei enen Häuschen Mutter ficht einma hin und kam stolz und strahlend zurück. Sogar einen Balion hatte Dora Init isotben Siruvsblt men nnd dem freien Blick auf den breiten Fluß Und sie bemmddreißig Stufen mußte man am Abhang hinanfiletterm wenn man ink Ihaus wollte . . . i Theodor sollte nicht fort. Zeitle ibens wollte Vater ihn bei sich behalten. Aber das paßte dem Jungen nicht. Er hatte das betoeqliche Blut der Mutter end durchaus keine Luft, an der-Schalle illeben zu bleiben. Er schlich sich osit ver Albeit und Spiel fort, hinaus ciuf die niedrier Sanddiinem und fak, den Schifien nach, die weit draußen im Meere bin zogen. Jn Sturm und Wetter stand er da oder wenn die Mittagsglutk iiiber dein wogenoen Wasser und den jwoqenden Feldern schlief und die ne köpften Puppelitiinwfe so kurze. kol benformige Schatten aus das bleiche Binsengtas warfen zuweilen auch In Winternbenden wenn der Mond in der Luft hing und aus die Eissletfcher am Strande qriinsclbirne Lichttropfen fielen. Theodar bekam geradezu Heimweh lnach der blauen, endlcsen Sklieeresfeknr. Drei Monate nach seiner isinsegnum verschwand er und kam rit nach fech odet sieben Jahren im blauen Matte I(1!-Anzua unsd flatternden Mützen bijndern und offener brnunrotlsethmt zurück. Muiterg Haar war schwarz und ciänzend geblieben und fic selber flink nnd gesprächia wie immer. Nur ihre Augen hatten kleine kotbe Adern urd iraren etwa-:- tiefer in dm Raps ae flinker-» l Vater bractie das Sau füllen zuni Pferde Nin-it in die Fereisitadt nno lkonnte ekfi spät Am thliknd zurück un »He ers nuro Inmian ur- IL There, .«r-iel Du en-. utneit bLLft. Ja bölo jün .-ser seagt: Marthen lat den Jana reitet-» fxlttsergs mit ern triir ic- rein nir unt-» stellen. Wenn Du schreemn hast, hätt lie Bin Bseesen ni lesen wollt nnd tvenn de Lüd na Di statt heimt. hatt he Te Kupp si:ff-,ii"-n-lt lind sit kin .dreil)t . . The-oder ging den Wen cnil22n»q. den Vater koinsinen mußte. Am Kreuzweg sprana er auf ein lkinlartiaeg Geriisst .t.-n-d setzte sich tunc Warten zwischen pik Ikslerliernen Milchteinneth die der Was «a,en der Genossensclmstgnseierei abho llen sollte. Hinter iinn auf dein Knick llvndie Zirantlrtoerl von blühenden ils-bereichern Die qeilsttwtveifxen Dol fren beriilsrten seine Schlafe-in s lir saß lanae. llisd s..:slkes-,lich siilt jer einen weißt-anrian tieoenatrnlljiann s«irirtii:ett, der langsam die müde-, trail jtiqe Etute an dein ten-Jer- Isiiaelende !tiach.toa. s« »Vale . . .« Theodor sprang hinunter in den zslaubigen Wen Und der Alte hob die stoisnperlosen Lider, Zieeifelno sat) er ·den jungen Matrofen an. der in dcr rollen Avendalutb vor ilnn stand. ,Tl;ete! . , . Er lief-, den Zü gel fallen und ltsob die Hand. Alte-c plötzlich wurde fein cuflelzastenderBlick itrena und anklagend »Wa! willst .D-u? . . .« Theooor saii dein Alten parti, der starr und stumm weitere-la Nacklier ainqen Mutter und oer :»Ji«nae an den Strand Vater safz mit seitxer lalten Pfeife aus der Banl un ter der bliilienden Auster-tie, sah den Schwalben in, die unter dein oorsnrini genden Pappdnche dec« Schneide-us ilire HJlester hatten, und dachte an jenen lclliorgeih an dem seine Frau aelotnnien zwar: Thete iLs de aanie Nain ists-ver lni in’t Hug loeefen . .. Lobi-er sinnt jiner und solche lsnttiitiscrnrna oleilsen straften « Vater konnte ist ther Nacht niatt Milcan lirft als-: er mit fin) einig tra:. dein Sols-ne beim Oilttettrnoraen sagen die Hand it: neben« fielen inin die Atmen ,nt. Ali— er am Moraen oen sent-del fei ner fiiiblertten llbrtelte durch-;- Westen h ottfloch zog, kam Hanna herein. .,Tk’ete is- ontnorrn int Ziititnttttern all lkeller toriisrls anin na sen Schipn Wenn Du duch nix dttn ein loeeten tr-illst, hatt he teen Enteilt doritp, hier in’t Hus lieriiin to liaae . . .« »Hast he ni seaat, dat Du mi aröten seijltllst".-« fragte Fritz Jes-, init ausstei get-der Anast. ,,Nee, woa schull be dat? Du ltöst ent jo ni tnal Gndndaa seagt — Von dieser Stunde an schien der Bauer fast vergessen zu haben. daß er einen Mund hatte. Nur der Knecht bekam die nothwendiasten Anweisun gen. Marie. Berttsas Stieftochter, war schon einiae Wochen im hause, obne ein Wort von dem Alten gehört zu haben Mutter getvöhnte sich daran, aus ihre Fragen keine Antwort mehr zu bekommen. Sie tröstete sich mit ih ren-. Gemüsegatten Jest hatte sie nicht nur Zeit, ihn ordentlich u bestel len, ihr blieb auch noch die uhe, sich über die teimenden Samereien zu freuen. Und die Erbsenbeete liefen auch viel besser aus, seitdem Jemand da trat und die Spaten verjagte. Nach sieben Monaten leate der Post bote außer dem .Scbleiboten« noch ei nen Brief draußen auf die Futtetlistr. Er kam von Theodor aus Südacnerita nnd toar nach alter Weise an Mutter aerichlet. Aber diesmal wurde nicht wie früher Vaters Name darin ge nannt. Ein Bild laa dabei. das einen hellhaariaen Matrosen und ein schönes dunkles Mädchen vorstellte. »Wenn Du diesen Brief liest. ist sie schon meine Freiens schrieb The-den LWir dleiken hier in Montevideo woh nen . . . .« » »O nee, fun imucke Miiten,'« jauchz Hte die Alte mit ihrer belltreischenden iStimme und wollte ihrem Manne das kVild zeigen Der lelmte mit dem Nü lcken an der warmen Ziegelfteinvertlei dung des Ofens nnd schüttelte dumpf und mürrisch den Kopi. Dann ging er slangsain hinaus. dem Knechte beim Häckselschneiden zu ·helfen. Aber vor her paßte er noch auf, wohin Hanna ldas Bild legte. Abends in der Dämmerung ging Mutter fort. Sie hatte Vaters lange Stiefel an, denn der Schnee lag zu ho hen Bänken zusammengeweht zwischen den Knickg nnd durch mußte sie. Beim Schnlledrer war vor ein paar Wochen ein Rleineg angekommen und noch im inerlaa Bertba schwer trank. Fritz Jeß zündete die lchwitzende Pe trrslutmlanipe an, schob das blauweiße Wachs-strich vom Tisch und holte das Bild aus dem Niihlasten Ganz flüch tig nur glitt sein Blick über das Mäd chen. aber er blieb wohl eine Viertel stunde an dem Mattoien hängen. Der Alte stand auf, holte Papier nnd Tinte und wollte schreiben. Aber die nnaeiibten Gedanken und die unge iilten Finger gehorchten nicht mehr. So konnte nichts aus dem Briese wer den. Das Bild iam wieder an feinen Platz zurück. doch erft in dem Augen blick, wo Mutter draußen auf der Ten ne ren geballten Schnee von den Fli ßen stieß. Ter Sommer kam. Man tonnte aus dem Stubenfenster sehen, wie sich die zackigen Difteln allmählich über die spitzen Gerstenhalme hoben und wie der gxiine Kranz des Schneealöckchenbeetes von Tag zu Tag mehr zusammen ski.r1:mvfte. Mutter ging manchmal zu einer Viert-darin aber Vater verließ den Hof nicht. »He ig en beten wunnerli!« jag ten die Leute und hoben die Hand »in spie Stirn, wenn von ihm die Rede Zwar i Abend fiir Abend holte der Alte ans Idem wohlverschlossenen Eichenspind ein Kritik-by das er in jungenJahren aug der Schlacht bei sttedt heimgebracht Damit kletterte er ans den strittigen Hügel nnd spähte auf dasJ Meer hin aus-· Am liebsten that er das let sonnige ,Lnfi an den durchsichtigen Herbsitagen wenn die Welt sc unendlich arosi schier und jeder Ton etwas- so feierlich Hat lendeg hatte. Jedes Ruderboot und ie der scaelbehängte Fischertahn wurde betrachtet Zuiveilen Ioa aner- ein teu chender Frachtdamvfer von Dänemarl ber- us den fernen Rieler Hafen zu oder da, wo der hohle Himmel sich aus jdav blaustrahlende Wasser legte, er schien der helle Körper eines Kriegs sitiisses mit der schwarzen, flatternder sRcuckfahne über sich. .. . Und dann dachte er an Theo. dor und an die duninie Feder. die nicht sitber das Papier zu bringen war. Fünf stille, einförmige Jahre. »Als-i ne Teresa ist aestorben,« hieß es da plötzlich in einein Briefe von drüben Witmter weinte — so wie damals-, al lder alte Kaiser starb, den sie nie gese hen nnd doch so geliebt hatte. Vater Äblieb ganz aletehgiltig. T Nach einigen Monaten schrieb Theo tdor wieder. »Ich will zurück nach Deutschland «·.«ai-« Fieber sitzt auch in mir, nnd wenn isie neich hier in die Erde lc.ren, wer itiinimert sich dann um JunnitoL Und nun quält es mich doch. daß Du knieinsL Vater toiirde es nicht lange tmehr machen E »O, hier ioiillt ivi ein ionll torecht ;t1ie-c(n!« treischte Mutter nnd machte einen Freudensdrnnq nach dein ande ·ren. Tann lauschte sie ihre Pantof seln uni, die iininer runi Warn. en am Usjeidx standen. Wenn nur die Fiisze Ensarni waren, fühlte sie sich jnna, wie jein Mädchen von sechzehn Jahren Mit Idein Hasten wars ja so viel besser ae Innrdein seit sie das Katzensell ans der lBrn st trua ... ! Vltsichtiich verzog Vater die Iljiinndi Irr-intel, wenn er seine Frau in Garten kund Hang itniherwiribschaften san. i»T-n biist wull nntlok, Qlfkbe,« so iniel hatte er seit Monaten nicht ge isUiL ’.·.ltutter war ganz glücklich darüber. Sie Iveißte jetzt in der Dachtanuner die Wände-. Das heißt eiaentlich betanun sie eine rechte Himmelsfreer denn nor lauter Hast und Aufregiuna toar ein wenic Blau in den Kalkeimer gekom Hisen Buntbluiniae, brettsteife Gur dinen wurden vor das lukenartige Fen ster gehängt Lieber Herrgott, was tbut man nicht siir einen Sohn. der nach Hause tcsrrmti Aber statt seiner kam nach einigen iWochen nur ein Brief, gerade ais der Kastanienbaum vor der Haustbiir sei ne hellen Freudenlichter aufsteckte. Den Brief hatte Dora geschrieben. »Seid man nicht so traurig, liebe Eltern, Tbeodcr ist auf der Reise todt geblieben. Er war schon all die letzte Zeit dicht vor, saate der Mann, der uns das Kind hergebracht bat. Fünf haben wir auch. aber einerlei, tvir wol len ihn rechnen wie unser einenes . . Tsicsmal weinte Mutter den ganzen Tan. nnd als sie Vater den Brief vor las, brach ibm das Mundstiick seiner Pfeife zwischen den Zähnen durch »Nu ligat he deev int Watek,«« sagte er nachher zu der schtvakzaelben Kuge. die in der Traueresche saß nnd aus Sperlinge lauertr. Ende Juli. eben bot der Roggenerm te. wollte Dora kommen. Der Knecht — mußte sie im einspännigen Stuhl-Us qen von der Bahn holen. . Mutter nahm sich zusammen. Ma sitzt dcch nicht und flennt, wenn man auf Besuch wartet· Als sie in den E Garten ging. ein paar rothe Nelten für « die hentelloje Tasse zu holen, bumpelte Vater mit dem Fernrohr in der Hand T dem Strande zu. Langsam kam er zu rück, nachdem er den Waan schon eine gute Weile hatte rollen hören. Auf der Lehmdiele kam ihm Dora 1 entgegen. »Mei, Vadder, bat ’s Thete sin!« sagte sie und zeigte auf den klei nen schwarzhaariaen Buben, den sie an der Hand Lührtr. »Ist-etc sin ?« Der Alte starrte einen Augenblick deritändnißlos in die nacht duntlen Kinderauaen. Dann dam merte es ihm —--- ach ja, ein Kind war dagewesen. Aber wie fremd und scheu es aussah! Mutter mußte nach dem Kaffee se hen, der in der Küche auf dem Dreifuß stand. Dora gina mit. Das Kind wollte lieber im Zimmer bleiben und mit der Katze spielen. »Wa: is Vadder old worren!« mein te Dora draußen in der Küche. »Jo, he is rein so tümmerli —--— dat mit Thete hätt em ot ’n böse Stot getru. Und en beeten pleaen lött he sit ja avslut ni .·.« Matt und hinfällig saß Vater im Lehnstuhl und beobachtete den Jungen. z; ,,Jc.hann« hatte Dora zu ihm gesagt. » I Damals im Briefe hatte doch etwas Antkreg gestanden. Nein, tein Zug von Theodo:. Al lein schon das schwarze Haar! Das Sonnenlicht siel daran und machte es nicht die Spur heller. Leise sprach das Kind mit der Katze. Die Töne kamen so tief aus der Kehle und nur anz selten war ein richtiges dlattdeutcszches Wort herauszuhören « Vater lehnte sich zuruck und ver suchte, sich seinen Theodor im gleichen Alter voriustellcn Dann kam es: Damals, als er nach der Hals-Titani heit zum ersten Male aufstehen und in die Stube kommen durfte Matt und m sicher trippelte er umher. Sein Ge sicht mager und so weiß, wie die auf reckttstehenden Halstuchzipfei. Neu gieiia sah er von Stuhl zu Stuhl rief mir den Finaekn an der Kalkwand und malte dann damit auf seinem dunklen s Höschen Nun stand er da ja wieder vor den Laubfröschen im arünenGlas-« hasen und hob den großen Apfel ab, der daraus laa » . ob er die schwarzen Haare und das viele Heimweh in den Auaen denn in der Krankheit bekom men hatte? . . . . Rein, vielleicht weil er so lange weg aewesen war. Die Sonne hatte es wohl aettnn und die Sehnsucht O Gottlob da stand er ja wieder als kleines Kind und konnte von vorn an fanaen und werden. was er werden trrllte und Vater konnte den mit den Kopf hinleaen und frei und leicht sterben . . . . »Thete .. . .·' Der Alte streckte die kraftlosen Hän de nach dem Kinde aus. Das sah der wundert aus, näherte sich um zwei Sei-ritt und trat dann wieder einen zurüc, bis es weiter vorkam und zu zleicis zaghaft aus die Knie des alten Manies kletterte. wir-lichtem singen weiche, lleine Hände an, die wellen Wanan zu strei cheln und die erste der tausend unge wcinten Thränen lanaer Rettejahre tierdeszulocken Mutter und Dora waren qanz Dek bliifft, als sie mit Kasse und Kuchen herrinlamen und Vater ihnen warnend und beschtvickstiaend die Hand entge gendod Sein Gesicht hatte einen freien, beiteren Schimmer. wie er so dafasx nnd ans das schlafende Kind nieketsal). «Mr.dder, Ttiete is wedderldamen Jt diiw dat ja wüßt un jede Dag na ein nttiett. Un doa kam en und sä, de war dot ...« Den ganzen Abend blieb er sitzen, bis Dorn kam und das Kind ins Bett brachte. Da beuate er sich ein wenig vcr nnd sah still und alücklich den Weg entlanq, der durch das hohe Roggew seld dem Strande zusührtr. Matt nnd schläfrig spielte die Luft mit den reisen Aehren. Zuiveilen ließen sie ein wenig Meeres-blau durchschitnmern oder ein paar rothiibexesflühte Schiffs seael. Und Thete Miste nie mehr heimlich da binnan müssen Die Frauen seinen im Garten und sprachen davon, daß Vater doch schon wirtlich ein bischen schwach im Kopfe würde. Dann gingen sie ins Zimmer zurück und Dora leate eine Hand voll gelber Stachelbeeren vor den »Trau menden aus das Fenstersims. »Maast ni eeten, Vadder?« Nein, er mochte nicht. Er war da, wo man nicht mehr zu essen braucht. r atanäche Kürze. Die anze Kenntniß, welche die Franzosgen 1812 aus ihrem Durch marsch durch Polen von der polnischen Sprache erlan t hatten, bestand aus vier Worten: theba (Brot), nieme (H giebt seine-»s, woda (Wasser) und zcrea (sogleich). Als nun Napoleon eines Tages bei einer Kolane - nsanterie vor beiritt, die im Schmutz F- ches ste ckend an allem Mangel litt, rief ivm ein alter Grenadier zu »Papa, chleba!« ,,Nieme!« erwiderte sofort der Kai ser. Die ganze Kolonne lachte belusti t aus nnd vergasz für einige Stunden is re Leiden. » Devlaciri. Fremder-: »Wer ist denn der bikutjunsae Mensch dort in der gcldstrctzenden Unisorm?« --- Einhei mischen «Das ist unser Larwesvatcr!" -