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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (March 25, 1898)
H Zwei Mütter is .-« »Er iit mein Sohn gewesen und bleibt mein Sohn auch je t, Wo ihn der Sieckbriei suchet, die ali zei ihn hem. « Ich wiegt’ ihn auf den Knieen, er war mit Himmelsluft, - Er holte einst iein Leben aus meiner , Mutterbruit i , Und nimmer tann ichs leiden, daß man iiir schlecht ihn halt, Er war doch fromm und füafann ver führt hat ihn die Welt; Und schiäat man ihn in Ketten und sherrt man ihn ins-Loch, Er ist mein Sohn getreten Und bleibt meinSohn auch noch.«—— »Und ich,« sagt hatt die andre. »ich bab’ nunmehr teinFtind, Ich haUs verbrannt im Herzen, gab icinenStanb demWind; Ein Feiglina, der dem König ge schwor-me Treue bricht, Solch« Kind hat leine Mutter: ich hnhs aeboren nicht. Ob er im Kerker ichmachtet, ob groß ist seine Noth, Ich will von ihm nichts wissen, für mich ist er längst todt, Und wenn ihr meinen alten, todmüden Leib bearabt, Saat nur: sie war alleine, hat ieinen Sohn aehaht.« So hörte ich sie sprechen, die altenMiit ter beid’. Es that mir um die eine. auch um die andre leid. Und als der Abend kommen die Feuer anaemacht, Schlich Tth zu ihren Hüttchen, behut sam. leise. tacht. Mit iitberströmten Armen, die Bibel auf dem Knie, Die Hände fest qefnltet, hah’ ich gese hen sie. Die Nacht war weich und stille, ich hör te jeden Ton: Es laicn beide Miitter von dem ver lornen Sohn. Johanna Ambrosiu5. —-—— --sO-.Os—s ——————— Mein spannt-name Novellette von lF rn i l R o l a n d. Es regnet beständia — - aui die elen den, angeriiucherten Zieaxldiicher, auf die menschenleeren tristen Gassen, auf die bittersten die stumpisinnig an der Kirchenecke sitzt unt« ihre Aepiel an starrt -——— aus die ganie Stadt. Eine Stadt ist es, um sich darin todt zu langweilen oder eigentlich nicht mal eine Stadt ---- ein Flecken -« eine Ansammlung vcn ein paar Bar eaeten um eine zieaeliteinrotlie Kirche Krum, die niederträchtigstc Garnisrsn anz Oberschlesien ---— eine Stadt, in r man es jedem Bewohner ver feihen müßte, wenn er aui Darin-thi en verfiele aber leider ist nicht die leiseste Möglichkeit zu Dummheiten vorhanden. Die Möbel sind schmutzig« die Kneipen abscheulich Umgegend qar nicht --— dazu der Regen! lind oben drein das Bewußtsein, nichts zu sein als ein armer Lientenani, der nichts hinter sich gebracht nnd auch nicht die geringste Aussicht hat« etwas vor sich zu brin«en. « Der egen ist mir auf dir Laune gefallen und der Brief! Dieser Brief! Er trägt den Post -stempel »Alasta«. Also da hinten ist er nun, irgendwo in Amerika, in des-— U Geographie ich so schwach bin --- reist er nun in der Neuen Welt sei nen Kummer todt, als wenn man in der Neuen Welt vergessen könnte, was einem in der Alten geschah! Mein hauptmann ------ ich tann nicht sagen, daß ich oft an ihn denke - es kom men Tage, wo ich es überhaupt zu tei nem Gedanten bringe « aver wenn ich es thue . .. Heute kann ich nicht anders. Der rührende Brief« den er gar nicht zu schreiben brauchte, den er nur schrieb, weil er weis-» dafz er damit seinem langen Tom eine Freude macht —- der Brief ist schuld! Nach meinem Gaul sengt er und nach meinem Hund, und ob ich Abends zuweilen noch gei et er Dauptmannl Der Gaul ist re tt. und den Hund hab’ ich verwei t, und auf der Geige find die Sai ten zetfjuagem Ich· rinnte ei ihm schreiben, aber ich weih nicht: wenn das Geschreibsei vierzelzn Tagereifh ist nachher alle Ursprungltchtett von ibm weg-sandte rsxinliches mehr-, nichts Unmittel re . Und doch! Drüben hat er gewohnt, wo setzt wegen Umsbaus tek Strohbesen war nend in det Lust schwebt -—-- umsonst! Denn es qeht doch niemand vorbei, dem ein Stein cus den Kopf fallen könnte. Der hauptmann also — sechs Jahr lan war er mein Gegenüber. tsr hat mig sokusagen ausgepeppe1«. this ich mit me nen langen Gliedern tan an kam, der »Fähnktch ohne Fleisch unt Aufs wie fte mich nannten, unt- nlg Z unschneidig genug war, beim ersten atschieren in der Hitze eine Obn macht zu betvnunen, da hat et ntick aus sein Pferd gesetzt nno in meine Bude ltangpottikt, nno weit kein-. Mutter oder Schwester fijr mijs in etreickjbatet Nähe existikte terstere lebt tu Lolch und dte Schwester »steht« in ..ijchingm), da hat et mich aus dem - esse-siebet herausgepslegt — phpx W verstsit man denn nicht ss Was ich geworden wäre ohne ihn? i Na, ich bilde mir nicht-z ein —— viel ist’s auch jetzt nicht, aber dann weiss jedenfalls noch ärger gewesen! Er war kein sogenannter »beson derer" Mensch, glauv’ ich. Weder war er so extra tlug -- ich meine: traktiere machend klug noch beging er eine jener imponirendenDunimheiten, deren Andenken sich zuweilen als Bonmot von Regiment zu titegiment fort pflanzt Er that nie, wag er nicht hatte thun sollen, aber er hätte doch allerhand Besonderes anstellen tön nen ——— er mit seinem Geld! « Zuweilen bezahlte er jemand die ;Schulden. Das war der einzige ’Luruö, den ersieh leistete· Wenn er bei der Messe zwischen uns sasz —s wir andern alle arme Schlncker von da und dort, Offizierosöhne mit iCorpserzithng nnd fünfzig Mart monatlicher Zulage --—- dann war er iso eine Art Oase in der großen Mani -monswiiste ringsum Für un erring hatte das einen gewissen Nin-an einer, der edentziell aus Liebe heira-! then tonntel l « Zuwetlen hieß es, er sei oeciobt,’ einmal mit der Oberstentochier, dann mit einem zugereisten Dottorsbesuch Das erste Mal war es Marsch, dag ztreite Mal Verwechslung Aber als er einmal nahe daran war, da ahnte es im ganzen Nest niemand ——- und niemand hat’s gewußt außer einem, dem langen Tom, der hilflos dabei gestanden hatte und sich die Ge schichte mit ansehen mußte, tiis ihm vor Schmerz und Aerger die Augen feucht wurden. Ach. und es war eine so vernünf tige Geschichte, eine so überflüssige Sache, die eines tragischen stluggangg gar nicht bedurfte, die viel normaier hätte endigen können, wenn sie nur gewollt hätte. Das it ja nicht schlimm, daß Men: schen sich verlieben, im Gegentheil, den meisten thut es griindlich gut, rüttelt sie durch und wischt ihnen vorüber gehend den Alltagsstaub von den See len ---— aber in der Jugend solt mais-« thun, nicht turz vor Thorschluß. So wie es heute regnet, eigensinnig, fortwährend, mitleidlos, so goß eS an jenem Tag, als er schied. ,,Junge, wenn du mal Schulden machst«, sagte cr, »vergiß nicht, daß ich lebe! Siehst du« ich l:ab’ oen Rum mel hier satt, will mir die Welt mal von einein anderen ,,point de one« oe trachten." «- Jiatürlichl Wird sich einer, der Geld ihat, anch lebenslänglich an eine Scholle binden --—- noch dazu an eine wie diese stier, diese ewig naßgeregnete?! s »Und noch eins!« fuhr er sort. I»Tom, wenn du dasj- rechke Warum weißt, —— die anderen brauchen es ji nicht zu merten weshalb ich gehe. « Wir ,,as3en ihn ab« und begleiteten ihn dann alle an die Bahn tfr war gütig nnd rnhig wie immer. »Aus Wiedersehen!« johlten die andern ihm inach als die Maschine davonfuhr. Jch swußiet der tams nicht wieder! Mir sdieser Gegend hatte er endgültig ib lgeschlossenL I Aus Smnrna schrieb er. Das Yniichste Jahr verbrachte er in Anstra slien, dies Jahr in Chicago dann in lAlaZla — — eigentlich ein beneidenswer the-«- Repertoire das heißt. wenn die iErinnernng nicht mit ihm reiste, und zdie wird er in reinem Erdtheil wie der los. Aber so ist einmal das Lebens Gegenliebe, wo iein Geld ist «- and wenn die Verhältnisse geordnet sind, dann hauperi's mit der Liebe! Nir gends Harmonie und Einklanal ZU II I Jm Manöver war’g vor zwei Jah ren. . Erst drückten wir uns durch verschie «deneDörser schmutzigen Inhalts schlie isen aus Folterbetten und betamen alle iTage zähe Hühner, dann quartirte Iman uns plötzlich zu sechsen aus ein Gut ein. Tarnoioa hieß das Gut, ein aller, malerischer Kasten mit hübschen hols geländern an jedem« Stockwerk, meh reren ineinander geschachlelten bösen und einem halbverwilderten Garten erade darum so schön war, weil er je Dressur entbehrte. Mir thut immer ein solcher Garten wohll Wenn ich aus mein Leben zu rückblicke —- überall der Stempel der Dressur —— meine Knaben: und Man gnes-E.xislenz, beide unter ihrem Zei chen, unerbittlich einaezwiingt in die Gamaschen des Heraebrachten und den Wassenrock des Muß! Wenn ich meine Umgebung betrachte überall dag selbe! Solch ein Garten aber —-— da «schießi und wächst alles durcheinander, wie es will, und frei, wie man selbst hätte wachsen mögen. -..—, A1.-4... Vkulucu FUUMU lll chlc Mullcly am haus befand sich eine Tetrasse, auf Der wir Abends Insit der Fami lie saßen, von rbeu sahen uns dann die Sterne in die Tbeetassem und wir tauchten oie Mücken fort, die sich aus dem Blumengewikr zu uns verflogen. Die hausfran spielte meist mit unfe tem »Jüngsten'· Hamm, uno verhang heet politisikt auf meinen Hauptmann ein, der sich das in fein-r Herzens-gute auch ruhe gefallen ließ. Das ut hatte früher einem Für sten gehört war dann in andereHande »Wer-gegangen nnd vom jetzigen Baron mit dem Geld feiner me einer Wie Inee Baiiqiiiekgiochiex, ungetauft unt ausgebaut worden. Es war alles so urbehaalich und dabei das Pakfüm des Wohllean — so at keine Schuldenanasi in der Lu ! hatten einen Sohn, der lange wahre ohne bestimmten Zweck in der ....-.--... .- —-- --. - —— - . .- .-» -.—.. —-—-—-.-. Welt herumgefahren war, sich voni irgendwo eine ofrau mitbrachte und jetzt aus dem Nachbaraute saß « nach zahllosen Photographien zu schließen, ein blonder, zufriedener und beschränk ter Mensch. Beschränktheit, die own den Haare und der Reichilzum —- alle-J wohl Erbtiyeil der Mutter. Das Bild seiner Frau war ultra-chic. so eing, bei dem sich in jeder Hinsicht aus das andere die Worte ausdrängtem »Wie kommt die Frau zu dein Mann?l" Es hieß, sie sei eine Russin. Wir jungen Leute fühlten uns etwas nihiltstisch angeweht -—- aber gerade darum zündete sie so! Wir waren ja alle noch unblasirt und tannten die große Welt nur aus abgegrisfenen Schmötern. So ein seines Porzellan löpfchen war’s, halb engelhast, und dann auch wieder ein kleiner Teufels zug um die Augen! Wir saßen immer davor, wenn Baron-Z nicht zuegegen waren, und in Ermangelung lebender Ge enstände schniachteten wir die Schwiegertoch ter an. « Mein Hauptmann lachte uns aus. Am- Sonntaek hieß es, sie kämen — die Kinder vom Hans nämlich. Wir waren alle tadellos frisirt und standen aus der Terrasse, als der Wagen seit wärt-«- in den Hof fuhr. Der Eheinann war eigentlich ein erbarmunggwiirdiger Mensch, sozusa gen rührend beschräntt, nicht einmal elegant, trotzdem er die Moden aller Metropolen in studiren Gelegenheit gehabt hatte; er trat auch undressirt, aber im ungeschickten Sinn, nicht malerisch wie der wilde Garten, nur durchk- Lelnn getragen von dem Passe, den sein Name und sein Vermögen ihm ausgestellt. »Sie« war genau wie das Bild, nur daß ihre Augen unbefrie digter dreinschauten wie zur Verlo dungszeit —- und hinter inr stieg die Schwester vom Breat. Die Schwester, die zu Besuch war. . Wes-halb mußte sie auch gerade da imalg kommen« Freilich, wir jungen iLeute waren äußerst froh: eine Dop :pelau5 abe der schönen Frau und da Hbei ledig —— und wir vierundzwanzig jjälirig und Lieutenatitsl j Als sie m’o Zimmer kamen, stand Jder Hauptmann gerade beim Zeitung5» tisch; ich glaube-, er hatte das Wagen Jrasseln ganz uoerhört, und als er sich zbeiin Geräusch der Ihiir uindrelite. geschah es, daß er plötzlich vor der ;Schwester stand nnd ich, der gerade Idabei war, sal) es binnen einer ;Setunde, dasz es mit meinem Haupt imann nicht in Ordnung war. lfg .sloa jener Ausdruck iiber sein Gesian Eden ich schon öfters an Menschen wahr fgenonirnen halte« die eine Plötzliche irr Fleuchtung iiberloinmt. ! IInd ixiir Fisl or. Hin solt-non rissen-n iblick ein, daß sie sehr junn war und "er sast ihr Vater hätte sein können. lund ich weiß nicht: der Gedanke war mir gräßlich, weil diese Art oon Miß .verhältnis3 nun einmal nicht auzzu gleichen ist nnd doch nur selten eine Liebe vorkommt, oie Ztärte genug ji«-sitze eine Bkiicie iivkr vie must zu zschlagein l Mir verdarb eg zuerst die Stint niung. Dann gab ich mir wie die an been dem Vergnügen hin. Wir tranken endlos Selt und waren sehr froh, als »wir hörten, dasi »Die Kinder« noch tmehrere Tage bleiben wollten. Der Hauptmann war so heiter-, wie ,ich ihn noch gar nicht gekannt hatte. HDarnals beruhigte mich bas, jetit neiß ich: es ist philosophisch ganz Inatsurlichi Wenn ein Herz spät zum Herstenmal schlägt, so macht diese Ein F psindung glückli-t), weil ihr Fehlen bis her eine Leere aatu die unbewußt redeIf «auszusullen bestrebt «—« wenn sie aus-s ;gesiiltt wird - vorübergehend jene Zufenbgesühle ,iuriickbringt« die das ete I vorn Leben sind. s - -.- » ; Es ist doch ein gewisser Mira-buc» den das Wort »R1Isfin« an sich hat« Hauch wer-n inan nicht gerade an Sai Idousche oder Schubinische Russinnen steuer Ich weiß nicht —- diesc schmu ztsentenden Frist-schen, die so undutzenas jniiiskig sind, nnd dabei eine gewiss-: iausregende Perspettive —-— ich kneine inicht gerade Dynamitgetuch —--- sie trrllen ja doch nicht alle Bomben schleudernL Dann dies gebrochene Deutsch und vor allem die Unschuld «in den Augen, diese Weltdanrenun isckuld, iiber der die Wimpern gemalt lfind wie bei der ältesten Kolettr. « Die jüngere war auch »tr)pe be sa tcre", aber nch frisch, mehr Natur-, lroch ohne Erfahrung, ja, sie hatte i ztreilen einen Anslwg vorn beuts n tMckdchengenrr. und dann war auch ziern Ehernann neben ihr, den sie schlecht other gar nicht hätte behandeln Minnen.v Diese bessere Eigenschaft ins-achte sie so reizend im Vergleich zur andern. ; Wenn die Schwestern zugean wo ken, sprachen tvir uneins-gesetzt mit .ihncn, das heißt: die redseligsten von jung unser dicker Premier und unser deqeistntet Major. Waren wir allein, lso redeten wir von ihnen, und dann lsaate auch wohl der Hauptmann ein Wort. immer ein gehalten vorsichtiquv jdenn die anderen brauchten doch sweisk der Himmel! -- - nicht zu met-tm was in ihm vorging. I Ich schlief neben ihm oder vielmc!7-1: ich schlief nicht neben ihm, denn ich hörte eg alle Mitternijehte, dies ver 4»He-Helle Aus-und nieder-kennen eines jMenscheth der mit einem Gefühl set tia werden will und mit jeder Anstren gung nen unterliegt. Und dann nicht wissen: soll man, oder darf man auch noch? Und dann die Jahre, die schuld-« los aneinander aereihten, die nun gar lnicht Wllt hat. und die einem so wi — derwillig angehängt werden, disz man, sich eines Tages sagt: mit der Jugend ist s aus, nun sieh in, wie du dich rnit deni andern alifindesU Ei liiille sich gar nicht in sie zu verlieben brauchen! Jni ganzen deckte sie sich durchaus nicht mit der Norm, die er von den Frauen, wie fie se in soll-« ten, aufzustellen pflegte. Aber — da half tein Meditieren, gethan hatte er's! Und ich saß daneben, und er that mir in der Seele leid. denn das wußte ich ja: fehwesterlich gern hatten sie ihn — ietzt wo kein rechter Blender in der Nähe war. nur wir andern guten Ker le. die wir von der Schönheitsgöitin bei der Geburt nicht das mindeste mit-l beloinnien hatten. Aber die Xer Schwa droii lag Ia drei Dörfer weit, es kann te nicht fehlen daß die einmal herüber kamen. und da war der Lanox dabei, der überall auf Abenteuer lief und dein dieser Tvp gewiß gefunden kam. Wenn er doch vorher sprechen oder nein ——-- lieber den Lanor noch abwarten wollte! Denn vielleicht sal, er dann, daß nicht viel an ihr zu be klaaen war, wenn sie sich entpuppie als weiterwendischer Flirti .- i e- ss- e i Am Morgen daran ritten der Hauptmann und ich nach der Uebung auf einein drei Stunden weit entfern ten Ritteraute vor. Der Besitzer ein alter Graf Raschin « saß im getäfelten Eßzimrner vor dein Settliibel und ihm aeieniiinc —— rich tig, da war er ja schon, »le beau« »Lanor! » Den schmalen Kon in die Hand ne ;le.gt, saß er möglichst leger da. Er ihatte sich den Uniformrock ini Fett-. öpfr innd zurückgeschlagen, s) daß ihm das jrothe Futter etwas Generainijßiges qah »so einen Hutunftgvorgefchntackk xpflegte der Be scheidene zu sagen Sei te elegante Wafche, durch die er be riihmt war, stand ihm in ihrem blen fdenden Weiß sehr gut zu Gesicht, zu idem reinen, melancholischein Mädchen gesicht mit dein aelockten Schnurrhnrt EEr war der Gigerl des Regimentsz er tqu winters seidene Evauletten, mach Ite jede Unifornimode mit, folald sie f Ein Berlin, dem Himmel der Lieute !ncnts, entdeckt war trug mächtige Diamantringe und und selbstver istiindlich! — ein noch präcitigeres . Arniband Izu all diesem Luxus lieb te er it: seiner Garnison eine verhci Zrathete Fran, was ihm einen gewissen -5·liinit)u5 so einen Leihbibliothet schmöter Niiilms s- a.ab sirrter Lippenhewegung den Dampf in die Luft. Er hatte immer etwas Ele ggsehexz Triumvhmiides —- aber na iirtlichk mich nnd meinen Si lag übertrumpfte er ans dem Parkctt je degmal Wir tranken mit. Graf Jiafchin war sehr ausgeiäurnt. »Sind die jungen Erdmanngdorfer in Immean fragte cr: dann law nifch: »Sctnvefter mit?'« »Es-irre Schwester? Ledig.«' fragte Latini-. Dem Hauptmann zuctte es fchon um die Stirn »Was sind denn das für Menschen, die. jungen E-rdnvannstdors«fer?« fuhr Lanox fort. »Ich muß nämlich dort hin als Quartiermacher für die Xer.« »Er, der Erdmannsdorf ist, milde gesagt, eine Null«, versetzte Naschin »Die Frau -—— na. so anne verhrieit diirste die Familie nicht sein —-- Ruf sen. die zwischen Paris und Berlin leben ----- natürlich nnvernrögend aber i:ocheleaant. Ich siir meinen Theil habe dies Genre gründlich satt -—— al tleS berechnende Frauenzimtner wenn eine den Erkenntnis-does nimmt, so ist das felbstvzrstiindlich bare Ste iulntion keine Zotr Herz « »Und die Lediqu« näfelte Litan ; »Noch ledig«, sagte Maschin, »aber sseht mir gerade ausz, als mache sicTi bei nächster Gelegenheit wie die andere ------ ich meine, wenn ihr ein reicher Gimpel in die Falle arrrithm Der Hauptmann brach eiliq auf. — Dem stchin war ja sctyl Ee leich ni ins iibel zu nehmen —- wars so Herren bei Seit und Ciqarren html Lanox ritt mit uns nich Iarrioiva. Er saß sehr qui zu Pferde, auch mit des Neides Augen gesehen. Ein fu perpes Pferd, dreimal prämiirter WettrennerqauL -— n.riiikii:h soar La nox, enragierter Sportsinanm — l l i s i Lnnor rcuehte und blies mit blei-: ! Er unterhielt ian ununterbrochen Dom Baden Einen-r thertsscceninn »und erginq sil) in ähecntnoenqlichen Lobsptüchen ans ten Jknten Freo. Craniper. Jn Tarnotvn smpiina uns nur der Hausheth alle anderen hielten Gasse-. . Vor Tisch erst wuroe Lanox den Damen vorgestellL Er engagierte so s-sort die Schwester dein Major weg Hund saß neben ihr, all seine Nateten i versendend. - s Der Hauptmann war schweiqsasn I Ich paßte tvie ein Schießhund anf. Die sileine Rnssin benahm sich höflich nnd «gespriichig; asiier einmal sat) ich, Iin sie den Lanox anschath von der Sei te — so von unten nach oben, von lseinen milchiqen Ringfinqern bis zur malerischen Stirnlocle — und dann lächetn«d, mit einem winzigen Anflng von Gerinqschätzung. Nach Tisch standen wir aus der Prasse. Lanox tlebte noch immer ne-« ben seiner Dame, nnd mein Haupt maan hielt sich ganz fern. Er sal) laus das Rhododendronsbcet nntcr dem lEisenqitten und weil er so seltsam «hinunterblickte, so tiantiq, unruhig, konnte ich nicht lassen, Linn eine Art von Trost zu spenden. »Halt girrt ter Lanox uimsonst«, I ich; »seine Dame läßt ihn gründ Matten« »Meinen Stet« fuhr er ein-f und ah plötzlich ganz erleichtert aus« ie Augen der Liebe sind immer argwöh nisch; er traute meinem Urtheil offen bar nicht ganz. ,,Und«, fuhr ich fort, »was mir an der jungen Dame so aanz besonders gefällt: sie ist nicht die Spur kolett!« Er sah mich forschend an. Ob er meinte, ich hätte ihr. errathen2 Ich machte mein dummstes Gesicht, Pa fte in die Lust und freute mich, daß ich ihm eine Wohlthat hatte erweisen tön nen. Gegen Abend wurde geritten — Frau von Erdmannsdorf mit dem Major, der immer enthnsiasmierter für sie wurde -—— der Hauptmann mit der Schro ster. Den Lanor hielt ich künstlich zurück. Lang«wseilig, wie Da menherien in männlicher Gesellschaft fast immer sind, saß er mit seiner Sportszeitung in der Divanecke und stieß ab und zu die Stirnlocle in die gehörige Welle zurück. Dazwischenl gähnte er und bemerkte schließlich: feine Tischnachbarisi sei die erste Ruf , sin seiner Bekanntschaft gewesen« dis ,,keine Schneid« gehabt hätte. Draußen duftete die Welt nach Heu, Azaleen und Vltazienlbliitben. Die Dämmerung sant üsler den ver-wilder tenGartenx ich stieg hinunter und that mir eine G«iite. über den nnebcnen Bo drn hinzustolpern und zuweilen gegen eine Rose oder eine blühende Geist blattrante anzurennen Dann hörte ich litctrappel Die Reiter kamen wieder. Der Hauptmann lialf ihr voni Pferd. Gott, wie glücklich er .1u5t"ah! Hin-. inel, wenn dag nur so bleiben konnte! Nach Tisch nahm mich plötzlich oer Erdniannsdorfer unter dem Arm und zog mich in das- erbeitgziinmsei dek Gntsherrin Die Wände winnnelten dort von Gemeinen, und aespenstisch langzactiae Schatten mischten über die Tapete. Das Licht ——- ich sel)’ es noch heute —— wurde vom «Ll’besid«miiid, der durch das offene Fenster Diana liin und her geworfen. Schlimm, wenn einer to denyrantt ist! Aber warum nahm man ihn zu einer solch diplomatischen Sendung? Er fragte ungeschickt nnd unver. bliismt nach den finanzielle-i Verhält nissen des Haiiptmanng, tin-d dabei kam es denn heraus-: der Hauptmann hatte gesprochen, und die Erd-manns dorser sich acht Taae Bedenkzeit aug qibeten Die Kleine bitte die Be denkzeit zwar für nnnöihia befunden, aber ——- nein! Wie beschränkt dieser Erdmannsdorter :r-ar! Er plapperte alles aus-. Eigentlich iräre der Herr Hauptmann doch keine reihte Partie für jemand wie feine Selnväaerin, und wenn er nicht sehr verinöaend Wäre — Pfui, ier Schacher! Sie war unschuldia, denn iet) sah sie kurz nachher neben dein Hauptmann stehen. Gewiß, an dem Abend hatte sie ihn qern, heriich aern, so qern wie diese auf Berechnuia erzogenen Weltlinder jemand aern haben mögen. Sie fühlte Vielleicht instinktiv, das-, sie dor einein Kreuz-wen stand, wollte absichtlich den andern Weq wählen tdie ihre Schwester, nicht den Pfad zum »dann sair«, zum unbefriedigtenHetzen nach Lebensarnusk Ein Ztiict ideale tes Denken — nicht atier«!,okieiies, nur zufiilla vorhandenes sprach mit bei ihr, und dann die riilxrende Liebe von ihm, jene iibuhruckende Liebe, die iilser die Kluft der Jahre himvegreichi. Ich schlich mich sriiher als die an kern soit; ich wallte nicht mit ihr reden müssen. nicht heucheln müssen, daß ich nicht wüßte s-— und nicht zuge stehen, daß ich etwas wußte, weil — nun, weil man doch das Spätere nie voran-; i.. eisi. J-. .- « Zwei Taae späte: and der Raschiner ein aioßes Fiauherfest «--ein: Schwester die G :icr.l stvitt we aus Pos«n, machte die Wirtlfin die aanze Umaeaend tanzte roit nnd alles, was in der Nähe manöverietie Ich habe selten so toll ianien sehen. Die himmlische Sommcrnacht mochte schuld sein, vielleicht auch die Weine des Naschiners und die uisaarische Musik, die wie ein Hauch der Pnfzta, wie asbgerissene Strophen Lenauscher Zigeunerliedek unmittelbar in dac- nio derne Geivoae tlana. Man sah die verschiedensten Uni sotmen; mit schienen die meisten ver hältnißmiißia inhaltslog; ich war von der langen Llltoraeniibuna zu abge spannt, um mich dem Menschenstndium hinzugeben Da sah iih --—— es schlug lzereits Mitternacht-»den Hauptmann in einer Fensternische den Blick unver wandt auf die iiinaere Schwester ge hestet -——- einen angstvollen, unruhigesi Blick. Sie waltte durch den Saal. Ihr Tänzer . . . . Ich sraate meinen Nachbarn sa scrt, wer der dlasse Artillerist mit der Stirnnnrbe sei? »Das ist ja der berühmte Hang Vi laahi!« sagte der DranonersPremieL verwundert iiber meine Frage. Hang Valaahi —— iatürlich hatte ich von ihn gehört! Wer iainte ihn nicht in den östlichen Reaisnent«rn? Ja, und nun war ich auch scfort orientirt in der ganzen Erscheinung. Die Narbe an der Stirn war die Säbel-nahe die der unalückiiche Prinz von ihm in der schlimmen Wienet Asfaire hingezeich net; das Band an der Brust war d e Rettunasmedaille dafür, daß er bei der großen Fe iersbrunst in Langbura diei Menschen mit Lebensaefahr aus den Flammen trua; der Kopf trat es, den der bekannte Maler ff. zu seinem berühmten Alexanderbilde nahm, die Dände waren es. mit denen Hans Va jlagihi die Geige spielte wie ein neuer Rattenfänger I Wie Lanox gegen ihn absiel der in seiner tveichtiichen Eli-ganz unzufrieden Unter einer Palme lehnte. wie Valaghi zu sein, war ein Kunststück ——- so ganz Weibergeichmack und doch nicht .chöner Mann im fla chen Sinn —- auch von Männern an erkannt, selkst von Neidern — ein Ekitemensch Und Hans Valaahis Dante? Nein, ich konnte nicht mehr zu mei nem Hauptmann treten, um ihm zu sagen, daß sie ihren Herren ab allen lasse —- ich hätte dann lijaen mii en· Die beiden standen jetzt am Kamim Wer es sehen wollte. konnte es sehen, daß Valaghi es von neuem auf eine Eroberunog abfah, und daß er Glück hatte wie immer. Mit aufeinanderaepreßten Lippen stand der Hauptmann da. Nach dem Walzer war Ruhepause Rafchin trat zu den beiden, spvach mit ihnen, und dann stand Hans Valag hi auf, ginti zu einem der Musiker, nahm ihm die Geige ab, stimmte sie-— und dann spielte er. Ich für mein Theil bin nicht must-— ialisch s--- die jnnae Russin wars aber, das mag sie entschuldiaen Man sagt, daß viel Unverantiooitiiches geschieht fo auf Flügeln des Gesange-K Er stand mitten im Saal, und das bunte Licht aus dem renetianischen Kranken-hier flimmerte über ihn. Natiirlich! Wenn einer sich heute ritterlich dnellirt und träat morgen Menschen auS dem Feuer und hat ei nen Fion wie Alexander, da er nach Jnoien zog, nnd spielt Geige wie ein «.Kiinitler von europiiischein Weltrufss-—— wie soll der nicht ein Mädchen blenden, das von so oderflächlicher Bildung und so westlich erzogen war wie dieses-! Jch hatte gar keinen Grund, so wü Ihend zu sein, wie ich es war, und doch hätte ich der jungen tiiussin die Augen verbinden und Hans Palaghi die Gei ge entzwei schlagen möan — jawohl, die Geist-! Denn ich weiß, daß meinem Hauptmann ihre Töne in der Seele weh thaten, so etwa, toie wenn jemand mit stumpfem Bleisiift iiber ein hierher nes Theebrett hintri izi : U« its-In V·»9 s-- W »Hm-· W· »hiniiber, die, den Fächer im Schoß niit halbgeöffneten Lippen dasaß. Sie sprachen ein paar Worte —- erst war ihr Ausdruck verändert, dann erzürnt, dann aleichaiiltick Ale- er ging, grüß te sie kühl --« dann zuletzt sah sie ihm ieine halbe Minute nach, so wie man eiicin entschwindenden Bilde nach .schaut, von dein einem Plötzlich klar wird, es hätte doch vielleicht kostbarer sein können, als-: man gedacht. 1 Dann dieser Valaabi geigte, als habe er alle Zigeuner - Melodien der fernen Puszta in seiner Gewalt, es war eine förmlich liypnotissrcnde Melodie »und dabei seine Narbe und die .Tl·liedaille und das blasse Oval. F Pahl Wie sollte das alles meinen armen Hauptmann nicht ausstechen in einer Welt, die sich scheinbar daraus skaprizirt, alle Sachen so ausgehen zu «lassen, wie sie an nnerquicklichsten sind , ich kam in jener Nacht sriih na iTarnowa zurück. Da trat er mir ask »dem Flur entgegen, übernächtig, reise fertig I »Toni,« saate ex, »drinnen liegt cin Brief an den Major --—- ich muß plötz Ilich abreisen -—-- ich leb wohl, Toin!« -—— i zch geleitete ihn in den Hof, an sein Pferd. i «Toni, sagte cr noch einnial«,warum sprichst du nichts i Mir blieben die Worte in der Kehle stecken. i ,,Toni,« fuhr er sort,»es ist nicht gut, lnenn Inan auch einmal thöricht ist! IMan hat’S zu büßen! —— Merk dir ldaS.« Und er ritt davon in den anbrechen: den Morgen, in den aufblühenden i-onnnert«aa, dessen Sonne langsam an den fernen Hiigeln emporwander «te -——— — l . y- gie II « Natürlich hat Valaahi die Russin nicht geheirathet; sie war für ihn nur Feine Unterhaltung en passant, eine iManöver s- Episodr. » Acht Tage lana machte er ihr die ICour, so was man sagt: auf Tod und Neben dann verschwand et. ’ tkr soll übrigens während jener Zeit "in den Fesseln einer großen Diva gele gen haben, die ebenso schön sang, wie er spielte. Ein Jahr darauf heirathete er dann eine reiche Ameritanerin — Die russifche Schwester soll sehr um ihn getrauert haben - -- dann, als ich sie wiedersah, war ein Umschwung ein etreten. Jch glaubte, die ältereSchwe ter vor mir zu haben »s- sie hatte den selben Entwtcklungsgang durchgemacht von dem harmlosen Weltkind zur bes rcchnenden Weltdame. Sie war seit einem Vierteljahr die Frau des Grafen Maschin, der bei sei Irieni Sektsriihstiick denGimpel bedauert lhatte, der in dies Nett laufen würde. ; Jn dieser Gegend machen die bei lden rnsfiichen Schwestern noch immer kFurorr. Sie behandeln ihre Männer schlecht und andere Männer gut. Sie zsind schön nnd chic —- kein Engel, aber auch nicht schlimm. ! Daß ich sie nicht leiden kann, ist zPrivatsach l — k Zartc Behauptung. l Gast tzur Wirthin, welche soeben ei Inen bet««ut.tenen Bauern vor die Thüre geworseri): »Aber Frau Wirthin, das ist eigentlich keine weibliche Beschäfti grimsp sich mit txetruntenen Baueon herunxxzulchlagenk Das könnte Ihr Mann besser besorgen!« -—— Wirthinx «Vleiben S’ mir wea mit veml Wt en S', der versteht nicht« mit seinen ä sten umzugehen — der wird immer gleich wr«