nacht -’ Will-tun aus dem zwanzigsten Zahn hundert. Von A. D. Votum. — —«. 1. Es war an einem ftürnrischen Fe drnartage des Jahres 1920. Doktor Arnold Findian Chemiler an der weltberühmten chemisch - technologi xlchen Versuchganstalt in — nein! das er lieber verschwiegen, denn die An alt läßt heute noch nichts von ihrer liin tigen Größe ahnen -—— hantirte e cg in seinem reich nusgestntteten, mit allen Mitteln und Einrichtungen der modernen Forderungen versehenen Laboratorium Jn einem eigene construirten Schmelztiegel von besonderer Wand stärle btodelte und gurgelte eine metal lische Substanz von der er zeitweise Stuf-droben entnahm nnd sie theils am Löthrohr, theils durch thiflijscn nä her untersuchte. Eine ansehnliche Reihe von Probierlösseln und Rengenzglii fern, gefüllt mit den verschiedenen Er folgen dieser seiner Proben, stand vor ihm, und Finding nickte mit einer ge wissen Befriedigung in seiner Miene, die jedoch auch den Zweifel nicht ganz nusichloß, sich selbst zu. »Es wird gehen « « ich bin aus dein richtigen Wege. Meine Berechnungen sind genau,« murmelte er in abgerisse nen Sätzen. indem er aus eine offen bar von ihm selbst zusammengestellte Tabelle blickte. auf welcher die soge nannten Elemente oder Urstosse ver zeichnet sthdeg Viere aaoeue war aoer nian Yo ve sfchassem wie es gewöhnlich in Schul siuben oder Laborairsrien angetroffen wird, wo diese Elemente alphabetiich mit ihren Atonigewichten nnd sonsti gen Werth-Zeichen aneinander-Irrein sind; nein, hier waren die Elemente in Gruppen nach verschieben gekrümm ten Linien, in mannigfaltigen Firlsen und so geordnet, baß jedes folgende in irgend einemZablenverhiiltnisse zu veni vorangegangenen stand. Grüne, gelbe, graue und noch andere Figuren schlos sen sich an. Ohne Anleitung sich auf dieser Tabelle zurechtznfinbem war unmöglich, nnd selbst der Afsistent Invingex ein junger lebenglnftiger ann, der anf den Namen Thomas «fel hörte, batte sieh schon oft dar ber vergeblich den Kon ,zerbrochen, denn Finding hatte ilnn bis-her die Ers klärung darüber beharrlich verweigert. Heute aber mußte der Forscher be sonders gut gelannt sein, oder war er erst heute ijber die Richtigkeit dieser Tabelle vollständig in’gs Klare aelonts men? Kurz, als-Z in diesem Angen blicke der junge Zweifel eintrat nnv wie gewöhnlich niit scheitern. ehrfurchrg vollem, dabei aber nichtgbestoweniaer verwchiigem Blick a11f«bie aeheimnkks volle Wanbtafel schielte, rief er ihn »in sieh und letzte ihm seine Ansichten über das Weer der Materie nnd der soge nannten Elemente auseinander. Der Assistent hörte anvächtiq zu; einige eingestceute Bemerkungen nnd beifalli es Kot-knicken bekundeten, daß er dem ortrage verständnißvoll folgte. »Wenn Sie. Herr Doktor, vnreh diese interessante nnd iniibevolle Zusam menstellung den Zusammenhang zwi« ichen den einzelnen Elementen bewei-» en wollten, so ist das zwar vollkom men richtig," verlskte er Dann. »Aber auf dieser Tabelle sind die Atoniae wichte einiger Körper etwas anders angegeben als sonst --—« »Seit-en wir, Iie Irrtlxiimer srithe ter, falscher Berechnung sind berich tigt.« fiel ihm Finding in’·5 Wort. »Das Gesetz der Zahlen bildet den Rahmen derWelt, und alles in ihr mus; sich in disxen fügen. Jn diesen be stimmten « erhältnifsen schen wir oen deutlichsten Beweis von der Einheit aller Stoffe in der "J.ltaterie.« s »Wer-teilten Sie, Herr Dottor,« ver se te Zweifel, »schon viele große For s haben bereits im vergangenen neunzehnten Jahrhundert dasselbe ge ; sagt, aber trotzdem tann ich mich knit den- Gedanken nicht befreunden. dast eg eigentlich nur ein einziges Element« eine unterfchieddlsse Materie giebt,’ nnd alle Stoffe nur Form- und Ge sialtveränderungen derselben sind.« « »Wer-IV Dotter Finding war förm- ; lich entsetzt über diese Aeufzerung sei ’ nes Kollegen. »Sie Zweifeln an der Einheit des Stoffes-'s Vielleicht auch. gar an der Einheit der Kraft-« i ,So halb und halb. Es nicht noch viele unertlärte nnd in dag- allgemeine Gesetz der Bewegung nicht einrangirte Kräfte, wiewohl es anderseits keinem Einspruche mehr unterliegt, das-, die mechanische Schwingung, der Schall; der Tonwelle, die Bewegung der Licht strahlen, das Gefühl der Wärme. die Wirkun en der Elektrizität und noch viele an re Erscheinungen im Grunde nichts anderes als eine nnd dieselbe Kraftäuszerung sind -—« Und ebenso sind Wasser-staff Sau ekisoss, Sei-statt Schwere-, Gott-, Blei, Baryum. Chlor, Jod und wie das ganze Elementenregister heißt, nur Umwandlungen eines und desselben Stoffes —- der Urmaterie. Jn der Na tur giebt es nur eine Kraft, nur einen Stoff.« Der Assiftent blickte auf seinen Vor efe ten, der erhabene Tonfall in des sen orten machte ihn betroffen. »Wa-. rurn ist es dann noch nicht gelungen,« diesen Urstoff zu entdecken?« entgegnete er. »Warum im Gegentheil beeeichertl uns die Wissenschaft fortwährend rnit der Entdeckunki neuer Elemente?« «Unzulein lehteit unserer Mittel ift die Antwor darauf, mein Freund. hielt man doch früher Kali oder Na tron, Ia. selbgt Wasser und andere Stoffe fiir ein ache Körper, für Ele mente, bis man es lernte, sie zu zer legen. Allerdings entdecken wir immer neue Elemente, aber das Endresultat ist immer, daß sie eigentlich nicht sol che, sondern zusammengesetzt sind. Aber wir müssen freilich mit anderen als den bis-her gebräuchlichen Labotir mitteln arbeiten. um das praktisch nachweisen zu können. Ungeheure Tem peratur, tolossaler Druck, qetvaltiae elektrische Ströme!" »Herr Dottor,« rief Zweifel plötz lich aus-, »stehen dic großen Umbaw ten und Neueinrichtungen an unserem Laboratorium am Ende mit diesen Ideen in einem Zusammenhange? Ich weiß, Sie haben sogar ein gute-· Stiick eigenes Geld ljineingesteckt.« »Es wird sich tausendfach rentiren. Staunen Sie nut, wenn es mir mit Zilfe meines neuen Ofen-Z und der ompressionspumpe gelungen fein wird, einen Körper in den anderen iiberzufiihren. Aber natürlich, Sie glauben es nicht.« setzte er argwöh-. nisch hinzu, als er das erstaunte Gc ficht des jungen Mannes bemerkte. Diesem war das Gespräch bei einein Punkte anaelanat, wo es mit Rücksicht auf den unheimliche-n Eifer der- Che miterg peinlich zu werden begann; ei wollte daher dem von feinenHypothesen beacisterten Mitan nicht geradezu wi dersprechen und sagte: »Warum solt ich das nicht glauben? Sobald einmal die Einheit der Materie unwiderlegiiche Thatsache ist, wird esZ dem rastlosen Geiste des Menschen auch sicher grün gen, einen Stoff in den anderen zu ver wandeln« »Es ist bereits gelungen!" sagte mit geheimnisvoll bedeutsamer Stim me Finding un) hob die Hand mit em vorgestrecktem Zeigefinger in die Höhe stehe aus der Schwelle der Ent deckung, werthldse Metalle in Gold zu verwandeln.« Und ee deutete auf den Schmelztiegel am Feuer. ZweisePs Besor niß iiber das Be nehmen seines les-liess wuchs-« zusehends. Die «eheimniszvolle Miene des Man nes, eine erregte Redeweise« dazu der starre und doch glanzvolle Blick seiner durch Arbeit, Nuchttraehen und die ver schiedensten chemischen Ausdünstungen überangestrengten Angen, setzt endlich diese unglaubliche Behauptung alle-T das flößte ihm eine unertliirbare Scheu ein. »Hören Sie, Herr Doktor,« sagte er ablenlend, »Sie arbeiten zu viel. Flaum auf einige Nachtstunden verlas sen Sie das- Laboieioriunu das scha tet Ihrer Gesundheit ganz entschieden llnd gerade jetzt, wo Sie, wie Sie sa gen, an der Schwelle einer wichtigen Entdeckisng stehen« ist eine kleine Erho lung vor dem letzten Anlauf um so nö. thiger." »Nein, nein!« beinahe mit komischer Aengstlichleit wehrte sich der Chemiter gegen diese Zumuthung. »Um keinen Preis der Welt höre ich auf, bis ich nicht die Palme des Siegeg in Händen lialte!« Und ohne weiter das freund liche Zureden seines- Unterbeamten auch nur zu beachten, vertieste er gich wieder in seine Arbeiten. wog« ma , mischte« destillirte und glühte-. Achselzuetend verließ endlich Zweifel dac- Laboratorium. Draußen hatte der Wintersturm nachgelassen nnd einem leisen Schnee sall Platz gemacht. Eg- war Sonntag. und viele Menschen belebten die Stra ßen der voltreichen Stadt. Zwei Damen, Mutter und Tochter-, in eleganter Straßentoilette betraten das Laboratorium »Vater, wir warten schon seit einer halben Stunde,'« sagte die jüngere. »Auch Onkel Heinrich ist schon da.« »Was ist? Was wollt ihr?« fragte Finding, ohne von der Arbeit auszu bliaen. »Was- ist?" seufzte die altere der Damen aletzt hat der gute Mann wie-« der vergessen, daß wir um halb Füns zum Konzert in den Wintergarten :vollten!'« »Herr Werner ist auch oon der Ge sellschaft,« glaubte etwas verlegen die Tochter zusetzen zu iniissen. »Jn den Wintergarten".' Heute".’ Un ntöal ich !« »Ja, warum denn? Was- ist denn schon wieder-" »Eine wichtigc Entdeckung. Ich bin meiner Lebensfrage heute ganz nahe getrnnncn Ich habe sie fast gelöst.« »Schon wieder die alte Idee, lieber Arnold, schon wieder das Gold ent deckt, nicht wahr?-« »Die5mal wirllich. In wenigen Mi nuten lannst Du die ersten Proben fe hen. Laß mich nur in Ruhe ioeitecars beiten.« »Nein, Llrnold das ist Unsinn. Jch habe mir dass voni Schwager Heinrich erklären lassen, der rag wohl auch ver-· steht· Konan lieber Mann, tleide Dich rasch an. Da sieh’, die Herren sino ungeduldia aetrorden.« Zwei Herren waren in der Thiir er schienen, gleich den Damen zum Spa zier an geriistet. »Zelsi mir,« rief ihnen Frau Fin ding entgegen; »er ist wieder nicht we ubringen.« Man bestürmte nun den Chemiler, aber dieser blieb standhaft und arbeitete eifrig weiter. Endlich hörte er auf, entnahm aus der Schlacke des Tieaelg einige pseffergroße Brocken und reichte sie unter allgemeiner Spannung dein vorhin mit Schsvager Heinrich bezeich neten Herrn. . »Du bist Juwelier und Goloschinied. Bitte, was i das?« » Der-So chmied na geringschat is lächelnd ie kleine etallptobe ur Sand; bald aber wurde fein Ee cht fernst, et trat zur Goldwage, versuchte Siiure und Probierstein und sagte dann: »Es ist das feinste, reinste Gold, das ich je gesehen habe« Triumphirend warf sich Finding in die Brust; sein Blick war so stolz, seine Miene so erhaben, als wenn er eroberte tKönigreiche zu seiten Füßen liegen l:ätte. »Mein Wert!« sagte er. Der Juwelier schüttelte zweifelnd den Kopf. »Das ist nicht denkbar; aber Jcs können in den Stoffen, die Du zu samniengeinischt hast« Goldspuren ge wesen sein, die nun herausgereinigt wurden. Wie ist doch der Vorgang«i« »Das, liebe Freunde und Ver wandte, bleibt mein Gebeimniß. Euch saber verkünde ich die frohe Botschaft, daß, nachdem die Probe hier im kle en gelungen ist, in den nächsten zwei Stunden ein Goldbarren von funfzig tausend Mark Werth produzirt wer den wird, und zwar aus-·- Material, das höchstens fünf Mart gilt!« Mit den Ausrufen getheilter G« fiihle drängte sich die kleine Gesell schaft an den Cheniiier. Sein selbst bewußte-«- Auftreten beaann zu impo niren Die Tochter war die erste, welche ans der eröffneten Aussicht Kapitals u schlagen suchte. Mit verständnißinni gern Augenaufschlag zu Herrn Werner drückte sie dessen Hand und meinte: »Da brauchen wir ja nicht länger zu ltvarten!« lm ----- l.«---A- ..—-:t.e-.S k-— fl--c Wkllbb ULIUTZIL HIULIILIUIU ULII ILUPIO «Mir ist die Sache noch etwas bedenk lich, mein Schatz!« »Mann, Arnoldl Jst’s wirllich mög lich?« schrie Frau Finding auf und stürzte ihrem Manne an die Brust; dann kann ich ja dcch die Erfüllung Jeines höchsten Wunsches erleben. Wir machen eine Reise nach Italien, nach Frankreich über H Meers Ich lasse mir ganz eiqene Toiletten dazu machen und lnuseHeinrich seine bestenSchtnuck suchen ab. Könnteu wir nicht auch eine eigene Equipage halten?« »Gemach, gemach, Schtoägerin,« un terbrach der Outvelier den Wortschwall der Dame. »Die Sache hat auch ihren Haken. Vorausgcsetzt, daß eg- sietJ wirk lich so verhält und Vlrnold aus siins Mart süniziqtausend in Gold Berücks len kann, so haben dabei auch andere Leute ein Wörtchen tnitzrxred«.t. zun: Beispiel ich. Mein Vermögen bezifsert sich aus rund oiernmlhunderttnuseud Mark und liegt fast ausschließlich in meinem Waarenoorrath fest. Ich bin ein Bettler, sobald durch kljlassendro duttion von Gold dasselbe seinen lsiTJ herigen Werth orrlicrt.« »Aber nsnruiusk Gold bleibt Wohl« warf Frau Findina ein. »Wohl, aber sein Werth ändert fich An unt siir sich ist uuis Gold viel we luiger nöthig wie Eisen oder Studer nur seine Seltenhei: hat seit dein grauen Aliertlium rig- zuiu allgemeinen Werthmesser gemacht. Wird nun durch die Möglichkeit, eitten dertnalen iiu Werthe bedeutend niedriger stehenden Stoff in Gold zu verwandeln, diesem seine Rolle als Wert -n.esser unmöglich gemacht, so sinlt eLi iur bloßen Waare herab, das beiin vielleicht aus den sehn ten Theil des Werth-eg, den es gegen wärtig hat. Wir verarrnen Und au ßerdem, was soll ou Stelle des Gol des treten?« ·« s« s, »Fort TO ltllcul IU UUUJ PPUPlklATlUQ entgegnete schon etwas- tleinlancerFraa Findina. -— »Ich bitte, mir zu ge statten, als Vanibeamter da ein Wort niitzureden,«mifchte sich der jungeWcrg ner in’5 Gespräch. »Das Papier-Held ist nur ein auf die Beauemliehteit des Vertehrs basirteg Mittel oder eine Art Schuldschein der-Staate- oder derBaiil an den jeweiligen Besitzer, und daher muß der Werth des umlausenden Pa pier - Geldes immer seine Deauna in Gold haben. Ein Hundertmarctschein ist eben ein wertbloser Papiersekzein wenn nicht durch den Glauben an die Rechtlichteit und Zahlungsfiihigleit Per- Staateg der Schneider bierfiir An «2,iiae, der Schuster Stiefel, der Wirth Essen und Trinten, derHausbesiizer ei ne Wohnung abgiebt Jeder dieser Leute muß aber das Anrecht haben, lsiir die- soeben erhaltene bunte Papier wieder Waaren oder hundert Mart ui Gold aus-wechseln zu können, denn nur letztere-J ist eine Münze, die bis jetzt iiberall Werth bat. Würde aber day Gold, weil es- eben durch seine Menge werthlos geworden ist, von nieman dem mehr genommen, so bätte auch dar, Papiergetd, sofern e-: nicht eine andere Leiittuia alis Gold berburat, alfichialle teine Geltung inet)r.« ; »Wie stebt ed aber uiit thnpotlseteu « Scheinen, Grundobliaationeu und Pp« pieren vonJudustrieunternehmunaeu Z« fragte die junge Dame. »Diese haoeux doch anstatt des lsioldes eine Dertunas in wirklichen Besitzgeaenständeu.« ! i »So ist eg; deren Werth wird anehi bleiben, wohl gar steigen« j »Um so besser!« rief da der lsbemist ler dazwischen; »da wird es gerechten auf der Welt zugehen, da müssen dic reichen Geldleute undSpelutanteu ein mal ordentlich haare lassen.« »Sie irren, Herr Finding, ers wirdI gerade zum-ist Arme treffen, und zwar! »1ene, welche entweder die Geschicklichteit Iund Kraft ihrer Glieder oder ihres« Geistes als alleiniaes Eigenthum be sitzen, also Arbeiter und Beamte. Denn die reichen Geldleute und Spekulantcn besitzen außerBargeld auch stets-Werth Papiere der oben ezeichneten Gattung. Nur die paar ausschließlichen Reutner 'und Couponabschneider kämen am ischlechteften weg. Womit soll man denn die Leistung eines Arbeiters oder Be saiuten belohnen? Der Väcker laizxi allenfalls dem Schuster Brot sitt des en Schuhe geben, der Schmied das ferd des Bauers beschlossen der ihm hierfür Erdiipfel giebt. Aber wird der Taglöhner, der dem Professor Holz gesägt hat, als Entgelt dafür einen philosophischen Vortrag anhören wol len? Das uraltc Tauschgeschäst, der primitive Tauschhandel, wie ihn die Völker auf niederster Kulturftufe in ihrer Bedürfnißlosigleit führen kön nen, ist für moderne Staaten gänzlich unmöglich; wir bedürfen eines Werth rnesserrs und ich wüßte leinen, wenn das Gold aufhörte solches zu sein. — «Eiue Massenerzengung deIGoldecs, wie sie Herr Finding seiner Angabe nach »verspricht, würde zu einer furchtbaren isozralen Umwälzung, zu einer folgen »schweren Besitzverschiebung führen, ge radezu ein schreckliches Unglück sein, eine Revolution, gegen welche alle bis )licrigeu politischen Erhebungen und Kriege Kinderspiele gewesen wären. Zum Glück glaube ich jedoch an einen Jrrtlxum des Herr Finding Fiir alle Fälle werde ich mich morgen nach dem Resultate erlundigen, um pflichtgeknäsz meine Brotgeber, falls doch etwas da ran sein sollte, zu denachrichtigen. Die Banlen würden ja die ersten Opfer dieser Erfindung sein« »Na, na, Werner,« begirtigte der Juwelier, »die Sache wird nicht so ernst ausscheuen, wie Sie es- auffassern Inn schlimmsten Falle wird Findig, ehe er mit seiner Erfindung vor die sOeffentlichkeit tritt, einige seiner neu erzeugten Goldbarren in Güter unt Häufer fiir sich und uns, seine Ver: wandten, umgesth l)al)en.« »Das wird er nicht!« sagte der jun ge Mann entschieden »Das wäre ein Verbrechen an der Gesellschaft und ain Staate, Zum mindesten demFaschniün ,;en gleicb.« »Na. ruhig Blut, junger Mann,« lächelte Heinrich, »war ja nur ein Scherz! Uebrigens-, meine Damen, enden wir den Streit. Auf ins Kon zert, dessen erste Nummer uns schon entgangen sein dürfte!« Mit viel weniger Lust und Freude-, .alL-" ursprünglich vorhanden gewesen war, brach die kleine Gesellschaft auf. Finding war trotz allen Zuredean nicht zu bewegen, mitzutonnnem und em pfahl seine Familie in des Schwagerg Schutz, wie das schon öfter-S gewesen« ! Grollend nnd seiner Gewohntnit nach mit sich selbst redend, durchniajx nnruhigen Schritte-:- der Chetniter fein Laboratorium. ,,tlnsmn! Beschräntter Egoismnshs Als ob man es allen recht machen könnte. Wa! dem einen zum Heile ist« muß den anderen schädigen. Dei-J ist ein Naturgesetz es geht eben nicht nn ders. Einige müssen zu Grunde ge t,en, nnd aus den Trümmern Dec- Ver gongenen sprießt die neue Ordnnm.—-— Vorwärts, Tindinch an'g Wert! Last dich nicht durch tleinliche Einwendun nen einschiiclztern Fiihre dein großes Wert aug, stelle das künstliche Gold in die Mit, sei es der aeseqnete Wohl thäter oder der vermehrende Dämon der Menschheit» Das großeForschnrth ergebniß darf nicht im Verborgenen bleiben. Rnr mitthig nn’—:- Wert! Martin "' I Der te te Ruf galt seinem Laboran iten und jener, einem alten, verschlos jsenen und niißtrnnisch blickendenMan: ne, der sosort erschien. » »Heize noch einmal den Gahgliiy osen, fiille den Gasometer nnd stelle die eletLrische Krafttnaschine wieder inBe trie « ; »Herr Doktor,« war die zögernde Antwort, ,,eg ist schon spät.« ’ »Schadei nichts-. Ich ninis noch ni-. betten. Wenn die Anordnunan be folgt sind kannst du gehen. und hier fijr deine Ueberzeit nimm dieses. « i Er reichte dem«h iener ein Geldstück, dieser aber nahm es nur zögernd ent gegen. »Was-, tou ra) damit."· murmelte er achselzuetend, »ei» ist-J ja bald werth loS.« »Was redest du da?« »Verzeil)en Sie, Herr Doktor, ieh lkabe vorhin zugehöri, toais die Herren gesprochen haben. Jst esJ wirklich wahr, laß Sie Gold machen wollen, und das; dann alles Geld keinen Werth mehr lsaben wird?« »Wozu soll die Frage-V »Ja, sehen Sie,.f)err Doktor, ich vie ue jetzt bald vierzig Jahre hier und ha ve mir durch Sparsamkeit und Ent saguna so ein kleine-J stapitälchen sur meine alten Taae zurückgelegt Wenn das alles nun nichte- aill, bin ich eiu alter Bettler-, der umsonst sein ganzes Leben aetarat und gedarvt hat. Herr Doktor, so loie ich, sind viele! Wäre ci nicht besser, Sie behielten Jhre Erfin dung fiir sich?« » »Das verstehst du nicht, Martin. Das ist der natürliche Lauf der Ding ge, der nicht aufzuhalten ist. Alten« fügte er, von einer lllrtsJJtitleid mit dem alten Diener erfaßt, hinzu, »in-arg fo unrecht denkst du doch nicht, und ieh möchte dir den Rath gehen, fiir deine Ersparnisse ein kleines Feld. einHäiig ehen mit einem Garten und allenfalls eine Milchkuh und Geflügel oder der gieichen zu kaufen. Dass hat immer Werth!« «Dani schön für den Rath. Soll ich auf meine alten Tage noch Bauer wer den — nein, das halten meine Knochen nicht mehr aus,« entgegnete Martin grimmig und machte sich, einen gehäs. sigen Blick auf den Chemiler werfend, an die Besorgung der anbesohlenen Aufträge. Finding war bald wieder mitten in der Arbeit. Die eigentyümliche Mi schung be ann im Tiegel zu schmelzenz die stets ch stei ernde Hitze sollte das Schmelzgut in ase von großer Span nung verflüchtigen, aber der immense Druck einer Kondensations - Pum el ganz besonderer Konstruktion so te dieses Bestreben wieder aufheben, und ein elektrischer Strom von gefährlicher Stärke nnd Intensität durch diese in unnatürliche erregtem Zustande wie im Jnnern der Erde befindliche feurig flüssige Masse sollte sie in andere mo lckulare Zusammensetzung bringen. Durch viele Proben und Versuche, Berechnung-en und Erwägung-en vor bereitet, gelang das großartige Expe riment. Aug dem feurigen Chaos son derten sich schäumend glühende Schla clen ad, die gurgelnd, zischend und sun tensprühend abflossen. Jn ihrem Bo densatze aber glänzte und gleißtc eine spiegelnde Masse: Gold, reines ge diegeneg Gold! Finding janchzte auf in freudiger Erregnng und überhörte den Seufzer, den Martin im Hintergrunde des La boratoriunis ausstieß. Aber der Nie derschlag des Goldes erfolgte noch zu langsam, man inuszte die Spannung Vermehren. ,,Driicke den Hebel noch uin drei Punkte herunter, Martin! Aber nicht mehr, damit kein Unglück geschiel)t!'·« befahl der Chemitet »Ja, ja,« antwortete Martin. Aber warum klang seine Stimme so heiser-? Warnen waren seine Gesichtszüge so verzerrt in der grimmigen Erregnng Vor einem furchtbaren Entschlusse? Er entledigte sich seiner lLlrbeitsblwl fe, nnd nachdem er seinen Straßenrockf angezogen hatte, hängte er die Blute; an das Ende des langen Sperrl1ebelg,j desen Pivotschraube er dann etwas-J Tliäftete. Nachdem er dieses rasch ge-; than, verließ er eiligst und lautlos das: «Labaratoriuni. . s Durch das Gewicht des Kleidunggss stiickes beschwert, begann sich der Hebel langsam zu senken und gestattete grö szere Mengen des explosiden Gases den« Zutritt zur Feuerstätte. Zischend und? brausend, tnisternd und prasselnd ber Fehrten sie die Flammen, der Kolben der Maschine raste mit unheimlicher sSchnelligkeit ans und ab, das Schwungrad stöhnte, und die elektri schen DralJtsPulen wirbelten mit er-« schreckender Geschwindigkeit durchein-’ ander. Aber das Gold schied sich auch trästiaer, massiger aus der Schlacke, und ganz in die Arbeit versunken, achtete der Chcntiker auf nichts ande res. -— Noch immer senkte sich der Hebel schon war die Marte »Z« überschrit-; ten. - ; »Halt! Genua, Martin abdrehenx ! .«(Einl)alten! Was machst du, Unglücks J1uensch3« schrie jetzt plötzlich der Ehe-« n iter tie Gefahr erlennend, und blin-» sich ntn zu dein Gagreservoir Kein . kkijcartin toar anwesend t Ta -- -ein entsetzlicher Knall ein Unlirren und Schwirreu von hernrnslie nennen 11nd,;ersptitternden Gegenstän -.ten Die Fenster de: Laboratorium wurden lIinauzaeschleuoert, die Decke thehottem nnd mächtige Feuerznngetr leiten ans den Oeffnunaen beraus; site fliissia sen nie Schtacke wälzte sichli Hvte ein qliitkender Lavastroni auf den« Boan nnd setzte alles-« in Brand, wagt Zdie Explosion noch nicht zerschmettert hatte Lärm ertönte, Hilferuse und Feuer geschrei wurden lant, die Sturtnglocken dröhnten, die Alarmhörner der »mei weltr schmetterten und die herveigeeil ten Feuerspritzen schleuderten große Wassermenaen in den Feuerberd Als Frau Findina mit ihrer Ge sellschast voll Angst und Entsetzen an den ttngliickgort heranaesahren kam, war die Gefahr vorüber. Mehrere Vlerzte und Sanitätsleuie beschäftigten sich jedoch tnit einem Manne, den nun auf der Brandstätte gesunden hatte Der furchtbare Lustdruct der crstenEx. plosion hatte ihn ans die Straße ge schleudert, wo er zwar durch den Stosz nnd Schlag bedeutende Erschiitierum aen des Körpers und Gehirnes erlitt, die Besinnung verlor und auch einige Brandwunden davontrag, aber zufäl liacrtoeise teine lebenggefiihrlichenzten letzungen erhielt. So erklärte Der Arzt der laut schluchzenden Gattin Tser durch eine Gasexploscon verur sachte Brand des berühmten chemischen Laboratoriumg beschäftigte natürlich mehrere Tage lang dac- Publikum n.:d tie Taacgzeitungen Von besonderem Interesse war die Nachricht, daß man in dem Schatte der Brandstiitte große Mengen aeschinolzenen Goldes gefun den hatte, iiber dessen Hertunft man teine Anatnnft zu geben wußte. Ein Gerücht besagte. der bei dem Brande rserungliiitte Chemiter solle daLJ längst gesuchte (83cheiinnif». deg GoldmaehcnI entdeckt haben. Der gebildete Lesertreis nahm diese Estachricht als sehr ringt-schickte Zeis tnngeente aus; indessen erreichte die Iljrregung der Genuither einen hohen Grad, alg einige Tage später dieselbe Nachricht noch einmal mit aller Ent schiedenheit wiederholt und durch des-. Umstand bewiesen wurde, daß der frühere Laboratoriumsdiener Martin sich als Urheber des Brandes dem Ge richte gestellt und ganz sonderbareEnt l-iillungen iiber seine Veweggründe ge macht hatte. Auch der Assistent Zwei fel sowie einige Verwandte nnd Freun de des Verunaliickten seien »sssch«i««h vernommen worden. Er selbst aber habe eine derart.ge Geistesfrrsrnng cr litten, daß er in der Jrren : Anstalt rintergebracht werden wußte. Der Fall beschäftigte die Regierung mehr, als die bald beruhigte öffentliche Meinung ahnen mochte. Eines Tages besuchten ganz unauffällig, nnd nur »dem Direktor der Landes Irren - An lstalt sich zu erkennen gebend. der Ju —« stizs und Finanzminifter den gemei kranten Finding. « Der phantasirte zwar fort von Gold. Ehren und Schrecken, Bentilen und. Hebeln, Staats - Papieren und Melk tühen, aber so zusainkcienhanglos. das man deutlich sah, das einst so rührtse Gehirn war zu einer unbrauchbarm Masse entartet. »Auf Ehre und Gewissen, Herr Sa nitätsrath,« wandte sich der Minister beim Gehen zu dem Direktor, Jst der Mann heilbar?« Der Arzt verneint. »Rettungslos. verloren· Fortschreitend-er Gehirn schtound durch Ueberanstrengung und mechanischen Shoct.« »Und auch nichct die Moglichleit ein zelner lichter Momente vorn-andan «Auch das nicht.« »Gott fsei gedankt!« atl)-nete der Mi nister au ; »das ijberhedt uns schwerer Sorge Sie ermessen doer auch, Herr Sanitätssrath welch entsetzlich-sen staa tcnumtoälzendeg Gehe-mais-, dieser Schädel verbirgt?« Der Direktor nickt-e traurig. ,,Wäre der Mann o.):t gesund, ich wüßte nicht, wie sich der Staat seiner furchtbaren Entdeckung hätte erwehren können,« meinte der Justizmiuifterx vielleicht müßte Inan, allen modernen Anschauungen zum Holzsc, ihn gleich der berühmten »eiser«:e:. März-ske« it! ewige Kerkernacht begraben. Ein Glück, daß uns- daH Schicksal vor sol solcher Rothwendigkeit bewahrt bat-« —-. .---- www Jst Zietnm noch zu retten ? DeiFall Bis-then welcher seit nun mehr vier Jahren die Oeffentlichteit tin-ausgesetzt beschäftigt, ist durch eine Broschüre, welche soeben ein Berliner Jonriialisi. Redakteur Mannes, her aus-giebt, in ein völlia neues Stadium getreten Die Broschüre trägt den Ist-II tel: »Ist Ziethen noch zu retten?« und zerfällt in zwei Theile. Im ersten Theil beschäftigt sich der Verfasser mit dein letzten, am Bl. März 1897 vom Laisdpericht Elberfeld abigelelmten An trag, auf ein Wiederaufnalirneversah ren zu Gunsten Altbert Ziethen’s, den bekanntlich der Reichstagsabgeordnete Lenzinann gestellt hatte. —— Wie der Versasser nachzuweisen versucht, ist die ser Antrag zu Unrecht abgelehnt wur den. Als Grund dafür wird angege ben, daß der vom Antragsteller vorge sel)l-agene Zeuge Barbier Franz An drock aus Bornstedt kei Potsdam nicht, wie die Gerichte annehmen, bereits ver neint-ten ist, sondern im Gegentheil nicht einmal Vernamtnen sein kann. Tat-. Protokoll Lieber Atidrocks Verneh nsnng trage einen sehr sonderbaren Charakter, es ist nicht mit dem vollen Vorm-irren Androcks sondern nur niii dein thifangsduclistaben »F« unter zeichnei. Der Verfasser spricht sich da kiin aus-, daß jenes Androek zsiigeschrieg bene Prototcll auf irgend einem Irr tth beruhen müsse. Andre-et ist be kanntlich derjenige Zeuge, welchem der nach einenem Geständniß elleinige Mörder der Frau Ziekhen schon im secure 153546 eine umfassend-e Schilde rung der rseriisbten That gerieben hat. Der geständige Mörder, der frühere B-arl«.ierle·l)rliiig Reiheng mit Namen Ananst Wilhelm, ist bekanntlich aus seine eigene Veranlassung lisin im July re 1887 in Berlin verbaftet worden, wurde alsdann nach sElberseld überge führt und nach turzer Hast wieder auf freien Fuß gelassen. Die Gerichte nah men an, daß sich Wilhelm hatbe beste chen lassen» ein derartiges Geständniß abzulegen, das bekanntlich unabweis lich die Verurtheilunsa Wilhelm’s zum Tode nach sich ziehen mußte. Diese damalige Auffassung deZGerichis wird nun dadurch aufs Schwerste erschüt tert, daß in Franz Androck ein Zeuge gefunden wurde, zu welchem Wilhelm aus freien Stücken ein umfassendes Geständnifi der That abgelegt hat Dieser Zeuge wurde, wie gesagt, rnit der Begründung aldaeletsnt daß er als bereits schon einmal vernommen gilt. Der zweite Theil der Broschüre greift in ioeit zurückliegende Ereignisse hin ein. Es handelt sicli um den Beamten, einen tfslberielder Nsachtwachtineister, welcher Zietlien zuerst der That be schuldigte, und auch verliaftet l;at. Au« ßerdein schildert der Verfasser den Umi scliiounal der öffentlichen Meinung El lnrseld’-«— zu Gunsten Ziethen’s nach dessen Vernrtlxeilixng Der Verfasser behauptet, daß das von ihtn Vorge draäxte nur einen kleinen Bruchtlseik der interne-n Geschichte des- Falles Zie ttien bilde. Er strebt zunächst eine Klä risna der Andiocksctien Zeugensache an, und stellt für fernerhin weiteres Bes nseigmsaterial »in Gunsten Ziettietss in Aussicht lDer Literat Oskar Höcker reictjte vor etlichen Taaen fiir Ziethen ein Gnadenaesuch deiin Kaiser ein, doch wurde dasselbe zuriittgewiesen D. R..) ——- -.--..·-·---. .. -...... Ein gutes Gedåmtniß. Der am U. Januar 1794 gebotene französische Dramatiter Ancelot hatte mit feinen ersten Dramen Unglück. Das eine fiel ihm ins Wasser, und das andere verbrannte sein Obeim· Er ließ sich aber die Miibe nicht verdrie ßen, wieder ein Trauerspiel von fünf Akten auszunvbeitem Man ließ ihn zu einer Leseprabe vor einem Comite u. Jn einer Pause bemerkte eines get Comiteniiialickden er seh-eine sehr viek aus dem Kopfe vorzutragen. »Ich habe das Stück gar nicht auf-, geschrieben«, entgegnete Ancelot; »und trenn es nicht angenommen wir«d, ver gesse ich es wieder, das ist leichter Und einfacher.« Das Stück kam zur Auf-« fiimma und half Ancelots Ruhm be gründem