Verrechte Ruh - Novellette von ji F.vonKnpsf-Essenther. Es war eine sogenannte Liebes-bei wib. Keiner von den Beiden war durch Personen oder Umstände irgend wie gezwungen, kaum beeinflußt wur den. Er besaß eine ansehnliche Stel lung am Amtsaericht einer schön ges-: genen, viel genannten Provinzstadt; sie war die schöne, vielunrworbene, über reichlich ausgestattete Tochter eines dortigen Bürgers. Ganz ordnung-J mäßig hatten sie während einer Ball saison stets den Coiillon angeführt, nnd »alle Welt« hatte darüber gespro chen. Dann verlobten sie sich eben so correct zu Ostern und oerheirathetkn sich im Juni. Die Kirche war mit Ro-— sen förmlich vertleidei. Nach Italien reisten sie nicht, sondern nach der Schweiz. Nach Schluß der Gerichtsh rien kehrten sie :iirücl, um ihr elegan tes, ganz modern ausaestatteteg Hein zu beziehen. Aeußerlich waren sie ein passende »scho·nes Paar«. Er, schlank, branr mit festen, etwas- unbewegliche-n Zügen, genau um einen Kovs größer als sie, eine helle Blondine. weich, rosig. zart, rundlich. Im Wesen und Charakter waren sie sehr verschieden, aber »alle Welt« meinte, es sei die resikteMisckuna. Er: ernst, streng, ein Ioenia vhiliströs. ein weniq Pedantisch zu einem rulyiae::, regelmäßigen Leben geneigt; sie pknn «tc.rstisch, launisekz unbestimmbar, zn seltsamen Träun.en, ertremer Sehn sucht geneigt. Und während ,.alleWeii« sie sijr ein enorm glückliches Paar hielt, weil das ja aar nicht anders- sein kennte, waren sie dennoch weit entfernt davon, es wirklich zn sein. Eine-» er irartete vom Anderen das Wunder des Glücks-, und das Wunder kam nicht. Nie hatte er so recht Verstande-n mit den Frauen umzugehen, und im Grun de hntte er kaum gemerkt, daß es ei qentlich seine Schwiegermutter gewe s(n, die ihn verheirakhet hatte. Indes-r er war es ganz zufrieden Bleiern laa das Alltagsleben seiner Beruf-zerfäl lung aus ihm. Eine junge, schön Frau —- dcs brauchte er! Aber asleich bei der Verlobung kan! eine Eniiiiuschung: Rosi erwiederte sei. nen Kuß nicht. Sie ließ sich nur küs: sen. Und er vermochte gar nicht zi segen, wie unglücklich ihn dies machte Er fühlte nicht die Kraft der Jnitia tirsr. Rosi’2 Kuß hätte ihn beseliaer Müssen Und sie küßte gar nicht! Ein fach gar nicht! Trotzdem verlobten unt verheiratheten sie sich, bezogen ikrri lkstliche. blüthensriscke Häuslichteit Asber es blieb eine unaebeure Liicke zwi schen ihnen. Ost-I mostöfswsa III-AS »n- IIFOI need of -- s» . u»---, ic wirklich — er erwartete es von ihr Sie langiveilten sich mit eininrier Sie wunderte sich eiaentlich darüber, it aar nicht glücklich zu sein, weinte seufzte, träumte. ersehnte ein fabelhaf teH Glück, welches Herniann ihr and nicht von ferne zu zeigen vermochte Er war so ruhig, fo vblearnatifch s ganz gewöhnlich Sehr bald ging e in den Kegel- -Club und iuni S,tat fai bis in die Nacht beim Bier-. Wenn si sich jedoch beklagte, war er so gut unt lieb, tröftete sie und bat, sie möchte sid doch etwas wünschen. Bat sie dann er solle zu Haufe bleiben, so blieb e zu Hauf-. Aber sie lanaiveilten fid wieder, Fblieben beide versti.«in: unt lralscz war es ihr recht, wenn er ZU oder Keael spielte. Zu Hause lang weilte sich Rosi allein. Sie besucht die Eltern, wo ihre jüngere Schioesie eben fliigge, der Bruder die Universi tät des Ortes bezogen hatte. Da gins es lustig ber, mehrmals in der Woch Gesellschaft Vfiindetspiele, ein bische: Tanz zuim Klavierspiel. Aber eH wa doch Leben. Dann kam der Hochzeit-H tag, die erste Jahresfeier desselben, ina mit einem großen festlichen Abendeffei im Haufe der jungen Elieleute beaan gen wurde. Eine ganze Reihe löfil ich: Gänge und guter alter Wein! lan wa für Toaste auf das »schöne, glücklich Paar« und zuletzt, wie üblich, ans bei Storch! Nachher gab es noch eine Bowle, unl als die Gäste gegangen w«:ren, gäbn ten Rofte und Verm-ann. Sie waret ehrlich müde! Bald darauf lam Herinanns Ur lau-b, und sie machten eine wohl aus studirte Tour durch den Harz, direl dem Reifehandbnch! Das wa sehr nett und sie sit-litten sich gan befriedng mehr denn auf der Hoch zeitsreise, wo sie einander fo fremd ge wesen waren· »Nett" ift wenig. Di Harzreife war wirklich reizend. All-er den eigentlichen beglückendet Kuß hatte der junge Gatte noch imnre nicht eins-sangen Rost tüßte ietzt wie der, endet doch recht gleichgiliia. Her mann begann sich mit dem Gedankei alzufinden, daß der Kuß, dessen Won ksen so viele Dichter «befungen. doch i1 das Reich der Fabel gehöre. by Wieder gingen die Tage so alltäglid m. Da kam das Turnerfeft und dami eine Abwechslung Ein alter Studien freund von Hertnann war angemeld-l emd beider allgemeinen Wohin-name tkeiluna —- man riß sich, wie imme in den langweiligen Provinzftädiek um die fremden Gäste-—- gel ang est ih auch. denebemaligmcosmmilitonen Di jur. Waitner einen frifchgebackene Rechtsanwalt, für sich zu ewinnen. Rossi verzog zunächst Man-i Gott nun gleich einen fremden Men scheu mit-i Haue- abk- sik beruhigi sich als der Gotte mit dein Brustto der WÆF versicherte er ei im wwt . tat « Us« s e n m «. « fes-er Bursche werd-s M, Quisp I« m Uml Schon eine Stunde später war er da, Dr. Heini Waltnet Bei weitern nicht srs hübsch, wie dermarrn, klein, ein-as- unterseht, mit einem unbedeu tenden Spinbarh brüneti wie jener, aber ebenso beweglich, ebenso lebendig. wie sein Freund ruhig und impefant war. Mit keckem Wie-, mit übermü .tl1iaer Initiative siihrte er die Unter Ihaltung, stellte sozusagen das Hans ani den Kopf. Ver allem erklärte er frank und frei. der »alte Cheruster«, womit Hermann gemeint war, wisse gar nicht, wie glücklich er sei. Denn eine so reizende Frau habe überniuvt nie ein alter »Cheruster«, auch nicht ein nioderner »(5herustcr" aelmbt. Was mag dagegen Thusnelda getvesen sein! Und er machte Rost mit einer solchen Ungenirtbeit den»Hos, daß es wirklich harrt-Eos war. Vermann machte gute Miene nun bösen Spiel und lachte mit. Aber doch nicht so recht von Herren. nnd als- tie fsinf Tage des Turncri feste-— ri riiber waren, fühlte er sich recht sit-b und erleichttrt Allerdings, Heinz hatte Leben in die Bude gebracht, aber einer derbeirathe ten Frau so die Cour zu schneiden, das war denn doch zu start. Wie roth die Rost immer war und wie ihre Augen glänzten! Nun, Gott sei Dant, die Sache nat-m ein Ende! Solch ein Mensch. wer hätte das gedacht! Frei lich. als Student nscr er auch so geme sen. Wenn nur Rosi doch nicht irgend einen Eindruck empfangen hätte-! Ge stern bei dem A’bschieds-Commers war sie so sonderbar gewesen! Recht besorgt iam er von dem Bakmbof nach Haufe xvohin er den alten Commilitonen mit einer andern Turnerschaar begleitet hatte. Gott sei Dani, der war fort! Seine schöne Frau empfing ihn am Frühstück-Häsch, der festlich mit Wein, Caviarbrödchen und kaltem Braten ausgestattet wick. Vertegen lächelnd. errötbend wie eine Braut, tarn sie iinn entgegen. »Jst’s nicht schön. daß wir wieder allein sind?" »Und ob!« rief er. Es war recht ba nal, aber es tam aus tiefstem Herzen. Da fiel sie ibm um den Hals und küßte ihn . . . So hatte sie ihn noch nie geküßt. Ein himmlisches Feuer ging durch sein ganzes Wesen. Er batte den beglückw - den Kuß des Weibes empfangen. Er wußte, was die Liebe sei! — «- Ein Jahr später wurde zugleich rnit dem zweiten Jahrcstag der Hochzeit die - Taufe des ersten Sohnes gefeiert. her - mann Und Rost hatten einen ganz al lerliebsten, munteren Jungen. Wieder gab es ein großes Fest, doch ! war es gelungener, als das erste. Denn - das junge Paar war ganz bei der Sa che und der Toast aus den »Storch« hatte ein ganz anderes Ansehen. » Und diesmal, als die Gäste gegangen " waren, gähnten sie nicht, sondern fielen einander in die Arme, glücklich, allein zu sein. Ihre Lippen verschmolzen in einem begliickenden Misse. Da zog Hcrmann seine Frau zn sich nieder in die trauliche Sofaeele und sliisterte Jihr zu: sv--v s-0s- i ii - cj ps- u » ist«-u » I-"i-·s’ Pius-on «,.k-,V»a mir doch, Mon, warum sind irr-. denn so glücklich ietzt und warum waren irir eH anfangs nicht? Weißt Du, wie das zugegangen ist?« »Es mußte wohl so sein,«« versetzte sie ausweichend VII-er er begriff, daß sie ihm ein Ge beininiß verbarg. Und mit zärtlicher Beniijhiirqen drana er in sie. Sie wrini- schließlich Ein seltsames Ban gen preßie sein Herz zusammen. Er stand vor einem Geheimnisz, welches einen düsteren Schatten aus sein Gliick ; warf. Deutlich. unheimlich stieci die Erin nerung vor ihm auf an jene-i Frühstück nach der Abreise seines Freundes-, wo Rost ihm entgegengeslogen und ihm den eigentlich ersten beglückenden Lie bestusi gegeben battc. Es anr doch sonteibarl Und wie war das gekom - nienT Sie mußte noch einmcil fort aus , der traulichen Ecke, denn der Kkeine schrie. Der junge Gotte rannte unruhig in dein mattirleuchteten Solon umher, der noch die Spaten les Festes zeigte: leere klebrige Liqueurqläser, Zinarrenresth ioelte Blumen. Jn dem Kinderzimnier war es still geworden. Rossi erschien wieder, ein innig blaß, ruhig, fast würdet-ell. »Ich will Dir Alles sagen-" Nun saßen sie wieder in der trauli chen Sosxeckr. Er lauschte angstvoll, fcrst beschämt, denn sein Schicksal, sein Leb-nng lag in den Händen seiner Frau. »Dein Freund Drian begann sie mit gedampster. leicht behendec Stim me, »Im mich von der ersten Stunde an seine heiße Liebe siihcen lassen — in den gebührenden Grenzen —, aber unaufhörlich mit jedem Blick, jedem Wort, ohne daß Du ej merttest. Er mißsiel mir eigentlich, indessen —- er beschäftigte meine Phantasie; er schmei chelte meiner Eitelkeit und ich hatte die Empfindung- daß er mich mehr lieh«e« als Du mich liebtest. So verginaen die ;fiins Tage in einem unbeschreiblichen Kampfe mit mir selbst. Bisweilen sagte ich mir: «Mein Gotte liebt mich nich-L Warum soll ich die Liebe eines Andern — ohne eigentliche Pflichtver gessenheit — nicht annehmen, mich da ran freuen. wie an einein Lichtstrahl einer Blume, einem Reste-, der Poesiei . edoch —- ich vermochte sür heinz kein( ympathie zu fublem · Und gan · pas sivließichmich—lieben—— user dem leisten Abend —- weiszt Du —- ! dem Schlußrunniers —« , «Ja, ich weiß,« sprach er mit inein nser Stimme, »Du warst so sonder bar — ,Wet1 Du Dich nicht mn klim nntOQ Mir-! Du til-Fig seit Turme, aber Du spielten Stat. Ich langte-eilte mich nnd war auch sehr traurig. Da wurde uit etwas bange, Lso ein bischen Mel und ich ging in den kGarten hinan-L Er war erleuchtet — saber schwach. Da kam Drin Freund, »der heinz und —- tiißte mich. Nur ir gend ein Wort sliisterte er mir in's Ohr. Ich weiß nicht was. Er wollte lieber sterben, als auf diesen Kuß verzichten dder so was.« ) »Und ----« stieß Herinann hervor. » »Was - s- und? Meine Geschichte ist saus. Eis anderer Mann bat gewagt, mich zu küssen. Ich stieß ihn von mir. Aber er hat mich doch geküßt. Nein -— meine Geschichte ist nicht aug. Her mann. So wie er mich lüszte, so hast Du mich nie geküßt. Ich empfand eine unendliche Sehnsucht nach Liebe Wnon Dir· Aber ich hatte mich doch nn Dir versitndiat, da ist nichts zu sagen. Des Todes war ich wertb tverth gestei nigt zu werden« wie dieElYebrecherin im Evangelium Wer weis-» wie lange ich ,weinte- und »in-m Ende sagte ich mir: »Werft-me es, die Liebe deines Mannes Zu qewinnen’ Sollte er dich nicht so lie »tsen können. wie Jener? Wie schön jmxjszte es sein! Und mußt du nicht bit !ßen, irag du verschuldet? Ein Anderer idrnfte dich doch tiisfen nnd ohne Schuld bist du nicht, das; es so weit lam. Da toq ich Dir denn entqeaen, als du vom Bahnlwf kamst. Besinnst Du Dich?!« Ob er sich besann! Damals hatte er von feiner Frau den ersten. beseligen den Kuß erhalten und erwidert. Seit jener Stunde waren sie -—— glücklich! — 61 raste im Zimmer auf und ab. Und all dies Glück verdantte er einem Anderen! Da fühlte er auf einmal ihre süßen treichen Lippen ans den seinen. Sie hatte eten lielsen gelernt. ihn lieben. Was wollte er noch? Sie wieder lieben. bis feine Küsse jene des Verbasiten aiinzlich vermischt hatten. Und sie versanlen ineinander in ei ner seligen Umarmuna. —» ——O-.s.s« -« sieg. Stizze von Llnna Behnifch. Ah! sie rectte ibre schlanken Glieder, die ein schimmerndes Seidengewand umfloß, dessen zartes Blau das schöne Blond ihres Haares noch leuchtender erscheinen lief-» und trat vor den Spiegel. Sie freute sich ihrer Schönheit, di: ihe daraus entgegenstrahlte, und sie freute sich der Kraft, die sie in ihrem Wesen verspürte. Schönheit, Kraft und Können und dazu Jugend, sieghafte Jugend! In diesem Augenblick war sie glücklich-. Aufwärts ging ihr Weg, und die vier Gattheiten, deren Zins-, sie auf der Stirn führte, würden sie leiten — auch durch Widerwärtigkeiten und über Hemmnissr. Dornig ist jede Künstler lauft-ahn, ---- aber dem Muthigen ge hört die Welt! Und heute, heute gerade wollte sie beweisen, daß sie Muth besaß, und dass sie etwas lonnie. Jhr Bestes wollte sie geben . .. Ruhm wollte sie sich er zwingen bei Hunderten und Liebe bei Einem durch ihre Kunst. Liebe erzwingen —- aug Lieber-be dürfnißP Nein, ——- allein aus Stolz und Trotz, aus Rachfucht... Jahre lang hatte sie heimlich um seine Liebe getämpft, als sie noch die schlichte Schattenbluine war, -—— vergeblich. Er hatte sie nicht gesehen oder nicht sehen wollen. Nun hatte sie sich einen Platz im Sonnenschein errungen, einen be neideten, und das Bewußtsein eigener Leistungsfähigkeit verlieh ihr die Sicherheit, die vielen Männern cn der Frau imponiren muß, wenn sie dieselbe für voll nehmen sollen. Jetzt war sie seiner Aufmerksamkeit sicherl und mit der Aufmerksamkeit würde die Bewunderung kommen, die Sehn sucht, die Liebe . . . würde kommen und mußte kommen.... für dieses Muß würde sie alles einsetzen! Und was dann? sss Um ihre Lippen grub sich ein fcharser Zug, während sie die Rosen ani Gürtel ordnete. Aufwärts gina ihr Weg, und aufwärts können nur stolze Menschen steigen. —- Dann . . . ? Dann würde sie ihm versagen können wag er ihr einst versagt. Dann würzt sie gerächt sein für die langen Stun den verzweifelter Hoffnungslosigkeit die sie durchklingen Und war sie sict dieseRache nicht schuldig· sobald er sick nur durch den Nimbus blenden ließ der die gefeierte Künstlerin umwob. und diese mit geblendeten Augen be gehrte, nachdem sie ihm, so lange sit nur Weib war, nichts gewesen? Sie rechnete nach, wie lange sie ihr nicht gesehen. Zwei Jahre mochten et sein, —-—— zwei Jahre wandeln viel un! schaffen viel. Mit der Kraft der Ver zweiflung hatte sie sich damals, alt ihr Liebesleben ausgellungen, empor gerafft und ihrer Kunst zugewendet — und der Preis war nicht ausgeblieben Zhre große, llare Stimme hatte in erein mit der Meisterschaft ihre zTechnil und der Tiefe und Mem ihrer Auffassungl denn ersten öffent lichen Au treten ufsehen erregt, liin ende Zeitun iberichte hatten bre Fiarnen in A Mund ebracht. unt es war ihr gelungen, elbft in den übersättigten Berlin sieti einen dich gefüllten Tanzen-Saal zu beherr L Der kleine-i Deimathisiadt vol fchmereelicher Erinnerungen hitie sie die El rnlose, dauernd den Rücken ge lehrt. —-— Run hatte sie sie zum erste1 Mal wieder betreten, als es ihre Mit wirket bei einer gr Wohlthätig leitequt-tue galt. ogenehm- halbe Stunde würde sie den Doktor wieder dersehenz sie wußte, daß ihn schon die Neugierde in dte Reihen des Publi kums treiben wiirde, und ein Vorge siihl des Triumphes, den sie vor sei nen Augen erleben sollte, prickelte ihr in allenGliedern. Und doch verstimmte sie diese Erreguna.... sie machte sie net-diss, sie raubte ihr etwas von der Sicherheit, aus die sie sich sonst zn jeder Zeit verlassen lvnnte. Unruhig nestelte sie an den Knöpsen ihrer langen, gelblichen Handschuhe. Jeyt hallte von draußen Pserdegetrap pel, der Wagen war vorgefahren, ihre Gesellschafterin trat ein. unc·zuin Aus bruch zu ritahnen. Dorig athmete tief. Noch einmal konzentrirte sich all ihr Denken in rem tintschlusn heute ihr Bestes zu geben. Eine halbe Stunde später stand si-. vor einer vielhunderttöpsigen Menge im Latinen Schein des- Gar-lichten Aber sie mußte taum, wo sie sich be fand; sie ivsiszte taum. wag sie that, während sie mechanisch die Lippen be wegte, und die eigenen Manne dran aen ihr fremd und niisztönig an’s Ohr. . Mit hohen-i inneren Jubel hatte siei die Beisallszeichen bemerkt, die sich tseii ihrem Erscheinen im Saale geregtJ und die kostbaren Blunienspenden entix gegenaenommen. mit denen sie begrüßt worden. Der Rausch des Erfolge-Hi gegen den sie seit Langein abaestunipsr war, hatte sich plötzlich ihres ganzen Wesens bemächtiaL Jhre Brust triogte,i in ihren Adern fieberte das Blut, wiei ein Taumel iiberlam sie das Verlan gen, zu siegen u:n jeden Preis. ! Und dann plötzlich, als aus denn Flügel die ersten Vlllvrde ertlangen, H die Schwäche, ----· die Dunkelheit vor den Augen« -- die unsinnige, kindische» entsetzliche Angst. s Dann war es still im Saal, sehr still. Die Begleitung aus dem Flügel war verstummt; mechanisch, wie Doriz sich ihr angep.1s3t, schwieg auch sie nun . . .. mit starren Augen blickte sie erwartungsvoll ins Publiluni . .· end lich regten sich die Hände, hie ein paar, dort ein paar, -—— man tlatschte, -—— es tlang wie Mitleid. . . Schnell verharr ten auch die vereinzelten Beisallssreu digen wieder theilnahmslos, als schäm-; ten sie sich vor den Anderen, den un batmherzig Richtenven jenes Mitleid-By Und Dorig hatte gemeint, ihr Beste gegeben zu haben Wenige Minuten danach stand sie, vom Schüttelsrost gepackt, den Pelz mantel sest unt den Körper ziehend, nichts als einen leichten Spitzenschleier um das im Nachtwind wehende Haar geworfen, aus der wie ausgestorbenen Straße. l I - c I I I i irg- war nennt-. und ran« nernentoJ spannte sich der Himmel über derErdr. Von den Laternen ging ein schmutzig gelber Lichtschein aus-, in welchem das Straßenpflafter wie mit einer feuchten Glafur iiberzogen erschien. Die Weit fah so häßlich aug. aber ihr Bild stimmte zu der grenzenlosen Oede in der Seele des einsamen Mädchens, zu der fürchterlichen Erniichterung. Son nenschein und blauer Himmel hätten Dorig noch elender gemacht in dieser Stunde Jn ihr war alles- wtc vernichtet. Was galten ihr alle Erfolge, nachdem der eine Erfolg aus-geblieben, der nicht wie die anderen der Künftlerin, fon dern zugleich dem beleidigten Weibe Genugthuung schaffen gefollt? Was war ihr noch die Kunst übertraqu wenn auch sie trog, wenn sie in den entfcheidendften und schwersten Augen blicken des Leoens ihre Stütze ver sagte? Welchen Werth behielt das tecke Selbstgefiihl, das ihrem Wesen durch Jahre Schwung verliehen, — trotz allen Herzwehs, -—· «wenn es nicht ausgereicht, sie dieses Wiederfchen he ftehen zu lassen? Planlos schritt sie weiter in’dDuntle hinein. Viele Stunden wäre sie am liebsten so durch Nacht und Mitte gelaufen, nur um in der heftigen tür perlichen Bewegung eine Art von Gegengewicht gegen das rastloseArEseL ten ihres Hirn-z zu finden. Jetzt tönten Schritte hinter ihr, sie fuhr zusammen; jeyt erst tam es ihr zum Bewußtsein daß es für cineDante - nicht rathfam sei, um diefe Zeit die Straßen ohne Begleitung zu durch sirren. Jetzt erst besann sie sich auch, twie sie eigentlich in’s Freie gewar rnen; aber nicht-«- alo die untiaie Vor ; stellung vermochte sie sich zurück-Zuku lsten, daß sie, nachdem sie gefungen, und Jemand sie am Arm in den Nebenfaal geleitet, an den dort befindtichen übri ; gen Mitwirkenden auf deren Unter-en .Tantwortlos vorbeigeeilt, in die Garbe ’ rohe geftiirmt sei und, ohne die Hilfe ,·der bedienenoen Frauen abzuwarten, s ihren Pelz vorn Nagel gerissen und , plötzlich draußen gestanden habe wie ; eine vor Verfolgung Flüchtendr. s, Die Schritte tamen näher, direkt auf - sie zu. Nun wandte sie sich entschlos . en um, um einer möglichen Gefahr , ins Auge zu sehen. Die große dunkle Mönnergeftalt tin wehenden Natter kmantel blieb einen Augenblick. wie « ernd, stehen und trat dann, den l ut stiftend, mit einer fchnellen Wen du dicht an sie heran. « räulein Doris Willeck?« eine fonore Stimme unsicher. Da war ihr die Kehle wie zuge fchniirt; sie mühte sich vergeblich, e.n Wort hervorzubringen Nur den Kopf Iwarf sie trohig in den Nacken und trat fragte seinen halben Schritt kuriich Der , Mann aber hatte ihr in fpärlichen - Laternenlicht in's Gesicht geschaut I und sich überzeugt. daß er sich nicht . getäuscht s i Nun reichte er«ibr die Band zur s Vegrttßung. «Frsiulein Bottich fagte er Geerregt, »ich bergigen Sie nach Ihrem Geng noch iin eliensaal zu finden, und hörte dort von Ihrem schnellen Ausdruck-: da erlaubte i mir, Jhnen zu folget-. weil. .e.« ockte tWeth wiederholte sie kampfbe rei »Ich wollte fa en: weil ich eineDame nicht schutzlos lafien wollte«, entgegnete er mit feinem Lächeln; »da ich aber fühle, daß sich fiir dieses Wiedersehen eigenthiimlicher Art keine Phtasen eig nen will ich tie Wahrheit sprechen: weii ich mit anen empfand und meinte, eg könne Jlxnkn in JhrerStini nmråkr wohl thun, das zu hören." lso IJtsätleid?« stieß sie heraus· »Das werde ich anm kaum zu Dan len wissen." ,,J suchte teinen D.:nt«, versetzte er ern t, »und dachte nicht an mich da bei. Nur einem Impulse folgte ich, der mich trieb, Sie in der Stnnoc der Enttänfchunq nåcht allein zn lafseri.'« Sie schwieg. Sie begriff ja nicht. Sie hatte Doch siepen wollen durch Stolz nnd Kraft, siegen nnd versa gen, — und nun stand fie da, eine Empfangen-Oh und hatte dennosjti ac siegt. Und ihr wart-US ic- ioarm and weich im Herzen, als- liörte sie dik Glocken aus fernen iiindheitssTagen herüberilinaen, da sie nichts vonGlant und Ruhm, aber auch nichts von all den Kämper gewußt. Und inmitten lana war ihr, als srlle sie ib: Haupt an des Mannes Brust bergen un: sich cusiveinen aus Herzensgruno Gr stand und soartete auf cin Wort von ihr. Doch wie sie fühlte, daß sie ihm eins schuldig war, das-, er —- auch aeaen feinen Willen s-- Danl zu for dern hatte, lohte es von Neuem in ihr auf: ich toill lcin Mitleit- und am wenigsten oon Diesem da! -«-- Und mit dein tonventionellen Ton der Solon dame begann sie, indem sie den Dot tnr liihl die Fingerspitzen entgeain: streckte: »Ich bin hnen sehr verbun den fiir Ihre L ufrnerlfamleit, — aber« —---- und da lag die ganze nie der-gehaltene Bitterle ihrer Seele in ihren Worten —-- »ich habe in guter Zeit rnit mir selbft fertig werden ac lernt, ich werde es auch in fchlimrnen Stunden können Auch er harre oirtere Worte auf oer Junge; doch wie er ihr in die Augen sah, in denen trotz der eisrigen Abwehr ihrer Rede es wie ein heißes Hilfesle hen brannte, bezwang er sich. »Jhren Worten nach, die mich heißen, müßte ich mich jetzt entfernen, so würde es der gute Ton verlangen. Aber, Fräu lein Dorn-, es giebt Stunden, die so ernst sind, daß man auch den guten Ton und noch manches andere dar-v iiber vergessen muß. Mir ist dies eine dieser ernsten Stunden -—--- und dass dürfte genügen. um Jhnen zu betoe: sen das-, ich mich nicht mit faden »Auf rnertsamteiten« aufdröngen will. Sie sprachen vorhin von Mitleid in einein wegwerfenden Tone; — ja, eg ist Mit leid, was mich zu anen führt, aber nicht in Ihrem Sinne, es ist ein großes. heitiges mit Jhnen leiden, das mich eriennen lehrte, wie viel Sie mir sind.« »Ja«, sa, te er innig. »l-.issen Sie mich ganz egrlich sein! Ein Etwas zog mich stets zu Ihnen, so wenig Sie eH abnten . ·. und ich wollte es Sie nicht ahnen lassen, ehe ich mir ganz klar iiber mich ward . . . dann gingen Sie . . mir fehlte etwas, ich wußte nicht, was, ich hörte von hnen und wähnte Sie glücklich, nun ah ich Sie wieder, aus gereift. zielbewußt, eine Vollnatur, so, ganz so, wie ich mir Jhr Wesen ersehnt hatte. Jch bemerkte Jhre Unruhe, ich zitterte mit Jhnen für den Erfolg, er blieb aus; und da, als mich Jhr Schmerz fast wie ein persönlicher mit dnrchziiette, tam’s wie eine Offenba .rung iiber mich, das-, ich Sie liebe. —— Sind Sie nun besiegt?« f Daß ich Sie tika «-—- des warm die Worte, die sie zu hören verlangt Tag Hund Nacht, die ihr Siege-Preis sein Isollten. Und nun vernahm sie sie —-—— doch mit dein Zusatz: sind Sie be siegt? Sie wollte sich aiislehnen dagegen, in verzweifelt-er Gegenwehr dein Manne. der so zu ihr zu sprechen wagte, wehe thun und that sich selbst doch so unend .tich wehe damit. ais fie’s versuchte und sin tödtlicher Verwirrung ohne Ueber zlegen staut-streite: »Ich tvollte siegen« dazu bin ich hergetommen, Genugthu ung wollt’ ich haben!« Plöslich verstand er; alles Blut drang ihm sum hergen, daß dessen Schlag zu stocken drohte, ais es ihin an ging. warum sie Genugthuung be Jge rt, und daß er ihr seit Langem ge kwesen, was sie ihm erst seit heute war. lGine heiße Seligkeit durchstuthete ihn« Iund er faßte ihre Hand und tiiszte sie: »Sie sollen auch siegen heute —- wenn aiich aus andere Art. Siegen Sie iibei den Groll und Trog in Jhnen, dieser ISieg fiihrt zum Frieden, und ist ei drum nicht schöner als der, den Sie erstrebten« und der doch einen einigen Kampf bedeutet hätte? Zu Ihnen siihrte mich das mit Jhnen eiden; lassen Sie sich zu mir durch die Ver eihung führen! Dorn-· Sieg auf bei n Seiten, Sieg im: Frieden!« Da lächelte sie antwortlos Pourosethetd. Eber hat Ihnen denn erlaubt, hier zu fischen?« »Wer?! Damme Frage! Meint I r a u natürlich!« Hasses-roth »Zum-er Mann: Frau-sein« tönt-» Sie mit den M wackeln?« M " wie wuchsen vie Kam Von Deer Wem-c Auf den ersten Blick erfcheint es höchst einfach, das Wachsthum von Kindern zu ermitteln-, Wenn ,man sie in angemessenen Zeitraumen wiegt und mißt und von den sich ergebenden Zahlen immer die früheren abzieht, fo erhält man, wie Viele alarixben, ohne Weiteres die Wachsthurnszahlen, zu mal wenn fich ein Kind »regelma tg ei.twickelt«. Ein einfacher Versuch ge nüat, diesen Glauben zu erschüttern. Wiegt und mißt man ein zehnjähriges Kind Abends unmittelbar vor dem Schlafengehen und Moraens unmittel bar nach dem Aufstehen, fo wird am Moraen sein Gewicht etwa 700lstramm weit-ehe 1.1. Pfund) weniger, feine Länge 2 Centimeter mehr betra en als am Abend vorher. Das Wo ihnen geht eben vor sich nach den uns nur un vollkommen bekannten Gesetzen der tkrntwicklungsaeschichte Jm Großen und leicht erkenntlich tritt die Wir tuna dieser Gesetze hervor, wenn man das Wachsthum der verschiedenen Thietllassen unter einander oder das IWachstbum des Kindes mit demjeni !gen von höheren Thieren vergleicht· ISo braucht das neuaebarene Kind, um ·sein Gewicht zu verdoppeln, ebenso viele Monate. als das neugeborene gilalls Wochen. Aber es aiebt noch 'zat-,tr(irhe andere Ursachen, welche auf »Ur-nicht und Wachsthum fördernd oder hemmend einwirten. Hier u zwei sVeispiele: Ein Lschsjähriges Kind hat sein Monatwachgthum von z Pfund. Wenn ein solches in den ersten warmen Friihlinastagen viele Stunden bei leb zhafter Veweguna im Freien zubringt, zerleidet ecz einen dauernden erheblichen «erichtsverluft, da es durch Haut und Lunge underhäktnißmäßia viel Wasser abaiebt nnd den Verlust durch Trinken nicht aeniiaend ersetzt. -Daher wird die Wachsthumgzahl des Kindes für den betreffenden Monat viel kleiner ausfallen, als dem wirklichen Wachs thum entspricht, vielleicht foaar nega— tiv werden« das heißt. das Kind wird weniger wieaen wie im vorhergehenden Monat, obgleich seine sämmtlichen Or gane aleichrnäßia weiter gewachsen sind. Ferner-: die Stadttinder, welche in sogenannte Feriencolonien gehen, erfahren in den wenian Wochen ihres ZLardaufenWaltes meist eine erhebliche Gewichtsvermsehruna, büßen sie aber nach turzer Zeit wieder ein. wenn sie in ihre früheren Verhältnisse uriicks tel:·en. Hier handelt es sich o sen-bar nicht um vlötzliches Wachsthum, fon sdern um eine Art von Ittäftung Beim allgemeinen Veraleichen des Wachs thums der Säualinae tann man stets ein Zurückbleiben der künstlich ernähr ten constatiren. Eine Oenrmung überhaupt tritt ein geaen Ende des dritten Vierteljalsre5, welche wohl der Zahlentwickluna zuzuschreiben ist. Das Wachsthum hört aanz auf bei Mädchen zwischen dem 15. und les-, bei Knaben im 18. Lebensjahre. . ...- «-· Ordnung muß teiu. In W..habcn die zahlreich dort an äßinen Landsleute einen »Steine verein« gegründei, der in seinen all-no jnatlichen »Vergniigungs - Asdende«i' heimische Art und Sitte in urwiiif Istger Weise zur Geltung bringt; te wollen sich auch im fremden Lande als echte und rechte Steirer fühlen. Daß es bei den Ausschußsitzungen und »llnter«haltimas - Abenden« selten ohne eine tleine Priiaelei abgeht, liegt eben im richtigen Steierblut. Eines Abends nun hat der Musi ltantenseppel den Stieberdodensea : als Gast mitgebracht. Es war so recht demiithlich gerade an dem Tag; ge sungen und gejodelt haben die Leute« und zum Schluß sangen sie wie ge wöhnlich an zu Raufen. Wer des der Stiederbodensranzl sieht, wirst er den Rock treq und will mitten hinein in’g Gedränge Ader sehlgescl)ossen! Kaum hat er die Faust lud-»dem da packt ihn von der einen Seite der Vereingtaisierer von der an dern der Odmann. s ,.Dd"g aibt’s net!« schreit der Vor stand, ,,g’raiist wird blos unter d' s Bereinsmitalieder!« Einen Moment zöqert der Frunzh dann wirst er zwei Gulden dem Meissner »Zu. «Einschreib’n ---— da is mein Bei· tragt« Jm nächsten Moment hat er auch schon den Odmann erwiseht und Beide rausen jetzt nach Herzensw. — Ja.Ordnung niußseint ww-— .»..-, . Den-end. zDer Teufel wollte verderben the schonsten Freuden der Welt; Er spetutirte so lange. Bis dasz er erfand das Geld. «Wie hat er die «nde gerieben. Wie hat er voll reude gelacht, Als hundert Gütden und Gulden Tausend Sorgen gebracht! Denn nun begann der Schacher, Es wurde gewllrselt, gerau t, Es wurde der Wein niit Wa ee Gewissenloö getaust. Schon Goethe tatk- empsunden Und spukt's in alle Welt, Daß Alles doch aus Erden Hindriingt zum lieben Geld Weine fehlt, den drückt die Sorge« Wer-? hat· den drückt der Schuh. « Und drüdst Du ihm Geld in diehntde. Drückt Mancher ein Auge zu! «Ei ist eine drückende Sachet· So habe ich seufzend Fedacht Und hab' we en drii endet S M IDieI Lied an das Geld genug-s