Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, February 04, 1898, Sonntags-Blatt., Image 16
N book-were » chemiterskizze eines Junggesellen von; Woldemar Urban. l Es war ein wahrer Jammer mit det- Miann, und zwar von früh an. Its er geboren wurde, weinte er, während alle Welt sich freute, daß wie-( der eine junge, zarte Menschenblüthe der Freuden und Herrlichkeiten dieser Welt theishasstig geworden, weinte er in einer wahrhaft menschenseindlichen Opwtitions- und Demonstrationslust ! Wenn er hätte reden können, würde er vermuthlich schon dasnalg mit sei-: ner griesgrämlicheiirgerlichem verächt lichen Stimme gesagt haben: Wozu? Weshalb dieses akberne Lachen und1 Sichckteuens Kann ich niM ein Mär-; der, ein Spixbube oder ein Hoch-stahl :r· werden, kann ich nicht eine Pteite ma-( t ( l t chen, bei der ich euch alle reinlegelk Aber dieses erste Greinen und Wei nen, dieses rebellische Zweifeln ind Besserwissen war sozusagen das Leit rnotiv siir sein qanzes Leben. Wiidersprnchsgeist uncd elle ihm ver wandten kleinen Kobolde. wie Ironie, Spottlusi. Danksuichst untd eine aewisjel Dickschädlichteit gegen alle guten Ley 7en deherrschten ihn von Anfang an. Dazu kam noch ein kleines Mißge i schick, das ihn allerdinas ohne seins Verschulden traf, aber seiner inneren Verschrobenbeit auch einen äußeren Stempel ausdrückte Als er vier Wo-. chen alt war wars ihn nämlich seine Schwester beim Schaukeln aus der Wie-ge und ver-bog ihm dabei die Nase Tas sah natürlich scheußlich aus, ja schlimmer ais das es war hieher-lich Unwillkiirlich lachte Jedermann, wenn er das Gesicht mit der schiefen Nase saUh und er dachte sich nun —— reden konnte er natürlich noch immer nicht Habe ich nicht Rechts Das soll Mei schenliebe sei-n? Was hat die dämlihe Person einen verdrehten Roman zu le-? sen, während sie mich schautett und aus mich aus-passen soll? » l Kurz-. ein Umlauf-irren ein Oppo-; sitianeller, ein Nörqler vom reinsten Wasser! l Man kann sich denken, daß seines Lehrer unter soslcken Umständen einen(l äußerst schweren Stand hatten. Jn deri « Schule zeigte sich immer klarer undl deutlicher, wes-, Geistes Kind der jung-, heranstrebende Menschensokm warnt Statt in die wunderbaren Geheimnissej der Nächstenliebe, der Liebe zur Wahr-« ljeit und zur opferbereiten Tuaend im-j mer tiefer einzudringen trittelte und; arsitbelte er darüber nach. was wohl die Leute für eine-n Zweck haben könn ten, ihm soslche Geschichten zurecht zu reden. Besonders der Glaube daran, daß andere Menschen das thun» nng man von ihm verlangte,das er thunj solle, erschien ilnn als der direkte Weg; zum Verbrechen Sein Mißtranen ge- ’ gen altes und aegen Alle herrschte aus ter ganzen Linie, und er schien sein heil einzig nnd allein in einer aewis sen Finaerfertiateit zu sehen, mit der er die Ziffern 1 bis 9 unter und ne ben einander setzte und in immer. neuen Gruppirungen zu langen Rei hen und Rechnungen ztrsannnenstellte So kam es denn. wie es kommen muszte: er wurde Mutter an der Ber liner Effektensbörse und besaß in einem Mter von dreißig Jahren, in dem also andere korrekte Staatsbiiraer schon Frau ten-d Kinder haben, Steuer be zahlen und vor Glück nicht aus noch ein wissen — nichts, nichts aus der ganzen Gotteswelt als eine sichere jähräiche Reste von dreißigtausend MO» t »Lujo, warmn heiratheit Du nichts-« sagten nun die Leute zu ihm. Er hieß nämlich, was ich vergessen habe, zu er-« warm-n Luio Lehmann Sen-it dies-I Namen eniviirten den irittlerischMY En..-e-. . 0«..« «t..4· s«; ,in ves Uicctiueckh Eule-, Music et, «.. -- - iiickter Name und Passe durchaus nicht« zu so einem prosaischen, nsiichternens Namen wie Lehmann. Nun sagte er,? wenn die Leute ihn so iraqten, ge-: männlich gar nichts, im Innern fraxtez er sich aber sehr bäurfia und sehr ein-« t—rin·cklich: Was geht das den Menschen an, warum ich nich-i heirathe? Hat ek eine heiratthälhige Tochter oder einel Mich Oder plagt ihn der Neid, mit er eine ichsltmsme Schwiegermut ter hat oder Nachts nicht schlafen kann, . weil seine Kinder Zahnschmerzen ha-; ben? Oder ist er gar ein Heirath-Idee mittlet wnd will mich anvumpen? Auf diese Weise vermehrte er seine Menschentenntniß von Jahr zu Jahr, ja. man konnte sagen von Tag zu Tag seht deirächtlich und lernte scharf sehen im Leben. Er lritisitte immer und sahI sich Menschen und Dinge nicht aus sei net, sondern aus ihrer Natur heraus an. Aber wie das nicht anders sein konnt-, wurde er dadurch nur immer griejgtiinriichey ängerlicher und ver-« stimmter, und immer häufiger ertcipptel et sich selbst aus sdem sehnsüchtig-n Stosßsenszetz Wenn ich nur erst einmal tXenien-den finde-n würde den ich lieben Hönntet Er hätte mak Jemand sehen, mögen, der nicht egoistisch war. Aber et sand Reinen. Nicht einmal er selbstj aesiel sichz denn er war um ein gutes; Theil egoistisch-r als viele Andere. Er kötte mal Jemand —- Man-n oder die Frau —- stizben mdnen, den er mit en Grundsahen hatte begegnen tön nen, wie man sie ihm in der Schule sei-getragen hatte, ohne ausgebeutet, ebne für dumm gehalten zu werden. CI wäre ein himmel auf Erden give-« sen. Ade-e er fand Reinen. konnte Nei n m sinds-« wei- es seiest expsisnschi « «Meo Rats-dich schlug auch seine Stunde. · Ich ins-hatte- seinen herzenökomam gesät-»Ja giesse-Bin- dedi:e Rheaan . . time- s es nor ein Fleische-laden und das Haus List ÅMW dein heil Ueses Lasl Wider-net Kot-samt Dieser Kmowalöki hatte eine Joch . . die Lieschen hieß. ein hübsches, sti sches Ding von laum neunzehn Jah ren flink, slott, iibermiitshig herzens gut mit einem losen Mundwerk» wie mir je eine Berlinerin eins gehabt, — tras doch viel heißen will. Dieses Lieschen also rührte sein herz· Wenn sie mit ihren hellen, lustig i gen ewi· lachen-den Auan ansah, wenns er ihre irischrothen Lippen, ihre dral len, festen Arme, die fee leichtsinnigeki treise immer bloß trug, betrachtete, ver- , gcß er manchmal die Ziffern I bis 9 und dachte es müsse in der Welt do.h trchl noch eine andere Unterhaltung geben als das ewige ich ged’ ich rcbm’« an der Börse Kurzum ein-z schisnen Zibends im Mai. als die Bäu: l me blühten und die Lin-den dufteten trat der lanae Lehmann, so nannte: man ihn wegen seiner himmellangemi hager-n. elfrippigen Gestalt, vor Lies« then hin und sagte: Lieschen, würden Sie mich wohlz heirathen wollen?« Vielleicht war das Mädchen verduZU überrascht. oder es kam its-r wohl cui nur auf einen tollen Scherz an. Ge ausg, sie antwortete mit ihrer ganze Berliner Unverfrorenheit »Mot? Mit die Räs?!« Aus war's! Von der Sinnb« an san er sie nicht mehr an· Sie hatte ihn verletzt. an die Tragit seines Lebens. an die finstere Gewalt seines Schicksals, an das erinnert, was ihn fiir immerdar von den Menschen trennte, an seine schiefe Nase Von da an siedelte er immer mehr und mehr ein. Die erste schiichterne Blü the, die sein Herz trieb, war abgeschla gen, rauh und spöttisch vernichtet war-« den, so daß eine Zweite nicht mehr lam. Er wechselte die Wohnung. Lies chen kam ihm aus den Ausgen, und er tauchte unter in das Weltstadt Ge- » triebe. i Jst-te vergingen — er Dort nnd sah nichts mehr von Lieschen Die Ziffern 1 bis 9 thronten in sein.r1 Brust wie ein beidnisches Götzenbild und »ich nebenC ich arb« war iiirI Jahre seine ganze Unterhaltung. Da bei entwickelte et an der Börse einenl unbeinilichen Darsel —- denn ander-; läßt sich ein solcher Erfolg wohl schwerlich bezeichnen-z er war oeri reine Könia Midas der Börse.W:1sJ er kaufte, stiea Das »Sei-wein« des« langen Lehmann wurde sprichwortlich,i sein Reichkhum wuchs wie der Kürbig des Propbet-n- Aber erselbst wu: .)e immer mürrischer, immer ariesariim licher, ärgerlicher und mißtrauischHw seine unleidliche und unaemiittyliche Rechthaberei wurde zur siren Idee Jn dieser Zeit entstand auch bei ihn ein Sport, der zu seiner Charakteristik richt unerwäbnt bleiben dars. Dieser bestand nämlich darin, daß er gsahraus Jahr ein alles Möaliche that, Himmel und Hölle in Bewegung setzte, um die Einkommensteuerbebörde urn klein-We träae zu betrügen. Das war in jenen düstereng Jahren seines Lebens seine einzige Freude. hunderttausende von Mark, die er an der Börse gewann, 7 sreuten ibn nicht so wie zehn Mari,å alter zwanzig ucn die er die Steuer bebörde betrügen konnte Aber solche Streiche waren doch nucl ein Ausfluß seines Aeraers, seiner et aenen Einsamkeit und Lanaeweile, die ihn innner mehr und mebr wie in ei- « i.en armen Schleier um nicht zu sa aen in ein Leichentuch, ein-bunte Erj langweilte ich Jahr aus Jrhk ein :n eirer entse lieben, selbstmörderischeii« Ieise Wenn er eine Frau gehabt, hätte oder Kinder oder auch nur Sor gen, so trare er doch wenigstens ab und zu einmal rein sich selbst abaezo-; gen worden. Aber so, vom Herbst bis zum Sommer und vorn Sommer bis wieder zum Sommer nur mit sit-; Zoll-i allein beschäftigt, das mußte i»-i zu-; letzt verriiclt machen oder —- unaliick Iich Er benxiiign sich bei verschiedk I nen Jndustrieaesellschasien mit langen Ziffern, lies; sich in ten Aufsichtsrjth wählen aus Lanaeweile —- auch das langweilte ibn. Es war eben nichts zu machen-Her war ung1nww. l Eines Nachmittags schlenderte er unter den Linden. k Je, je, Herr Leb-manns« hörte ert Jemand rufen· Er drehte sich um. k »Sie sind’s, Lieschen? Wie eieht’sl «;hnen, Mäulein Beseian sagt· er. « »Hei sich was mit das Freie-« .cän, Uhr Lehmann! Jst bin jetzt de Baumeeftern: Siettesbohtn « »So fo. so! Sie sind verheira thet?« l Natierlich Schon seit vier Jah- l ren.« »Was-« Sie nicht fragen! Mben e’ie « Kinde der-« ei »Dreie Und lauter Mädchens-. Sie müssen uns mal besuchen, Herr Leh mann!« mk »We) wohnen Sie denn, quS « »die-ne« et«k Sie nannte ihm eine Straße, weit draußen vor Berlin wo fetsbft der Tei-« fel feine Jungen nicht mehr suchte l »Aber ez geht Ihnen gut Frau «t;:rtettebe-l1snim fragte er neugierig wei i t ,,,Nee ej seht fchiechtf «Wie'i« Sie sagte nicht gleich etwas, fon tern fash chei erst einige Stiman In, dann lachte sie u ) blickte zu Boden Er fah sie auch an. Sie war nicht irseht schlank Sie war dick gewor den. Der Mit-nd war nicht mehr fo fein nnd frifch wie friiher. Der Lin-J terichied zwischen eine-m Mädchen und einer Frau mochte sich geltend. Nur tie Atmen waren noch tiefeiben freund sich-hellen fliimnernven, lieben-witt vigen Lichten-sen sie W »Na je, wissen Se, Herr Lehmann, H unter uns gesagt: Mein M ein Stiefel«, sagte sie endlich mit n eders ges agenen . » ieso?« »Na. sehr eer.sach-——er verdient nischt nnd en bischen Jeld is doch ooch ganz bitt-sch. Nichts« .Selbstverstänltlich.« »Na ja, schen Sei Jch mache ja kee tsen großen Moor, aber een bischen muß doch sm.« »Nun, Papa wird schon sorgen,we:in es mal hapert,« »J, da kennen Se »den otlen Ko walsti schlecht! Jck bade noch drei Brit t(r. Ver-standen? Da handelt es si.t·) ums Beispiel. Außerdem hat sich nein Mann mit Vattern vertrneenizt Er is eben een Stiefel. Er weesz nischt, un lann nischt. Und denn wird det eben so. Na, kommen Se man mal, Herr Lebmannz Dann können wir uns det allens erzählen. Hier kann man det doch nich so altes augeinanderpnds deln.« Sie lachte wieder. »Gut, Frau Stettedotnn", sagte er, »ich komme nurl.« Es war nicrttoiirdia, in welcher Weise dieses kurze und an sich höchst einfache Zusammentreffen seinen Gast beschäftigte. Ob das eine Folge sei ner Langeweile war, die ihn fort-wäh rend plagte, und die ihn jedes unge wöhnliche Ereigniß lebt-after begrüan ließ, oder nd sich vielleicht doch von der alten, längst vergessen und begraben geglanbten Liede noch etwas in ihm regte, ließ sich nicht sofort unterschei den. Vielleicht war es beides. Na türlich sah er mit seinem mißtraui schen, im Leben geschärsten Blick so srrt, wie es mit seiner Jugendgeliebs ten stud. Also. usm das zu wisstm brauchte er sie nicht zu besuchen. Gleichwohl war er dazu sosort ent schlossen. Ein gewisser leichtsinniger, gewaltthätiaer Ueber-much tam tidkr den doch schon alternden Herrn, eine Abenteuerswcht, die wohl zunächst ih ren Ausgangspunkt in einer halben Flasche Champaaner kenttr. die er nach dem Abendessen trank. An jenem Abend war er sest entschlossen, Lies chen zu besuchen, mochte daraus wer deanas wollte. Mnreinntth, dein Name ist Mensche Arn nächsten Morgen war wieder alles ganz anders. Ein nrerkwiirdiqeö Ge fühl der Unsicherheit war zunächst die Veranlassung tasi er seinen Besuch ausscheb, und später gefiel er sich gar in moralischen Betrachtungen iizher vie Schlechtigleit von Welt und Menschen. über das Trügerische der gesellschaftli cken Zustände und sonst noch etwas-. Lieschen, sagte er sieh, dieses süße, un schuldige, fleckenreine Geschöpf, dieser Engel, diese himmlische Lichtgestalt— - er idealisirte natürlich in der Erinne rung-z was hatten Welt und Men schen ans ihr gemacht? Ueber seine eigene Betheiligeina bei der Angelegen heit ariibelte er weniger erait noth Dcnnals hatte er sich qeiirgeri, treil Lieschen ganz und gar nicht egoistisch gewesen nnd seine vor theilhaste Positirn nicht in Betracht ge zogen! Heute ärgerte er sich darüber, daß sie egoistisch aeloorden war und ihm zulächelte, weil sie von ihn-. Hilfe erwarten darste. Der Aerocr war nun einmal dieGrundstimtnnua seinerSeele. DieseStinrnuna hielt bis zumFriih stück an, mußte aber einer erzellenten thimmermayonnaiie und einigen Glas Pommery weichen. Beim dritten Glase seaate er staf- aani erstaunt, als ob er soeben eine hochwirhiine «Enideclnng ge macht habe. was-um er denn eiaentlich Arg-isten nicl.-t besuchen tolle. —« tiekn Snxctten von ein-m Grund war Vor handen. War ihr Mann ra. so würde er ihn gehörig ans-rosen, ihm vielleicht einige Arbeiten, iiber die er zu versägen hatte, übertragen nnd aut: Rathschläge ertheilen. wie er iich helfen solle. War Er nicht da —-- nun. so war er eben nicht da Einiae Häuser von Liegchens Woh nuna entfernt. stiea er ans der Brosch Ie, die ihn dorthin .1ebracht, aus« uin zu Fuß näber zi-. gelten. Du liebxr Gott, is war tunria. Leere Baustel-« len mit Mahlen daik alles zu verlau sen sei, haldfertiac Unbauten, unge pslasterte Fußsteiae, aus d:nen da und dort Gras-«- trsischs. Kehrichlhauferh be sudelte Häuser. unordentlich und lieder lich aehaltene Wohnungen — kurz, das Milieu der Trockenrrobnet Plötzlich blieb » erstaunt sich-a -—« Unter einem lerbrsaen stand ein klei-l nes. etira dreijährian Mädchen das er auf der Stelle als das Kind Lieschens erlannte: es war sozusaan eine neue Auflaae von i«l«-r. Dieselben lustig flim inernden Fünkchen in denAugem diesel ben srischrolhem fein und zierlich ge schnittenen Lippen, dasselbe muntere, schalthafte Gesicht, dieselb: zarte Weiße der Haut — nur alles frischer. jugend lichen zarter und rührenden rnan könn te fast saaen frommer als bei Lieschen. Besonders der Ausdruck der Aussen dieser ratdseldasten, qroszem ruhigen Kinderauaen packte ihn. Vor diesen wunderbar freien, sorgenlos ruhigen, Kinder-nutzen wurde ihm plöhlich ganz anders zu Muth. Der alte Jungge selle bekam plötzlich Respekt vor der Familie wie vor etwas Ehtwiirdigetm etwas Unantastbarem und Heilige-rn Nur eine schädige Gesinnung konnte sich, aus der Nothlage der Eltern, aus den Berwirrungen des menschlichen Geistes Nupen ziehen, iiber solche Kin deraugeu hinwegsetzen· Wenn auch der lange Lehmann ein vergränrter, skepti scher, gemiithstrockener Hagestoz ge worden war, schädige Gesinnung hatte er deshalb doch nicht. . «Wie qeht'j, Lieschen?« fragte er. Das Kind schaute ihn nnt seinen großen Augen erstant an. deeie ist u Li- ie’ hee e Claral" agte Pia näh-« l I ann schenkte er ihm ern Geldstückl und· lehrte wieder nach seinem Wagen zum-. Die Abenteuekiucht war ihml vergangen. ( I Die Jahre tanien und gingen. Deri lange Lehmann fing sogar auf seine alten Tage noch einmal an, zu arbei-1 ten s— er wußte selbst nicht recht. wa-! runi und siir wen. Aber seine Stel-( lung brachte das allmählig so mit sich.l» Bei seiner niichtern - praltischen, sozu-. sagen abgebrühtsen Art. Dinge und Menschen zu sehen, hatte er über die« meisten Leute« die in ihren Hosiann-« gen irbzu sanguinisch sind, zu jagend-; lich —- uneriahren, zu gläubig und ver trauensielig in die Welt treten, eineni natürliche-i Vertheil. ikr wurde in Handelzsjchen und besonderen Börseni trangaltionen eine anerkannte Kapa zität, und es kam die Zeit, wo er häu fig von Berlin abwesend war« eben die ser Geschäfte wegen. Bald war er in· Wien, in Budapeft, in Paris, London« oder New York, sogar nach Transvaalt an den Whitwatersrand führten ihn« seine Geschäle und iiberall war er.-l Derjeni e, welcher init seiner inisztrarkt ischen, charfen, fast bissigen Art, die» Leute zu beurthcilem im Recht blieb.. lieber-all war er der «sinart man,« wie die Anierilaner sagten, der lkelle Jun-’ ge, wie die Berliner es nannten. Er ltielt die eine Hälfte der Menschen iiir halbe Bett-Lan und Spitzbnbem die andere Hälfte stir ganze d-.i-.- war sein Gleheininisi, die lkrlliirung feines deispiellosen Erfolges-. Aber wo er auch immer sein mochte, Lieschen und ilJre Kinder vergaß er nie und nimmer· Wenn er von einer Reise nach Berlin zurückkehrte, nahm er einen Wagen und fuhr zu den Tro .tenbe2c«ot)ner hinaus-. Ungesälkr nach Jahresfrist larn er zum zweiten Mal dahin, und wieder stand ein kleines Mädchen am Hausthor. ( »Nun, Mala, wie geht’s?« fragte1 er. — Die Kleine schaute ihn verwundert’ an und sagte dann lachend: .«tletsch, ick heeße ja gar nicht Itlara, iil beefke ja Marie!" Und als » etwa ein Jahr später niedersank fragte er: »Nun Marie, wie geht’5 Z« Das Mädchen unter dem Hausthor, aber antwortete: «Aetsch. ick beeßc jark nich Marie, in beeße St:;"chenl« Das machte ilnn einen tollen Spaß» Er hätte darauf schwören mögen. daß es immer dasselbe uMädchen wäre, das« er am Havstbor tras, so vollständig« glichen sie lich, wie die Aevsel aus dem selben Stamm. Und nach dem Sus-; chen lamen Rietchen und Elschen und Sophie und Lottchen und Lene --. Eri lam immer wieder. Dadurch errvisch te er seinen Spignameth denn die Ber liner Trockentvo ner sind bei all i rein Jammer und ibrer Düritigleil srdele Leute und gerissene Jun en, die um ei-; nen Spitznamen nie verågen sind. So wurde der lange Lehmann durch sie« Juni neuen Toggenbnrg. Wenn sein Wagens-· er hatte längst seinen eigenen· —- am Eingang der Straße hielt, soj erschien da und dort am Fenster eing junger Frauenlops, und wenn er vor-! iiberging, so sagten die Leute: Wer ist denn das- Und Andere antworteten; lachend und sast spöttisch: Toggenburgi oder der Toggenlsurger. i Als er seinen sechzigften Geburtstag seierte, bezog er seine neue Villa in« Charlottenburg. Er war damals schon" nicht mehr so recht laltfefl. Ein bis-« chen Podagra, ein bischen Schwindel und Ohsirnachtsanfälle, wenn er Mor-I gens ausstand, ein bischen Schwerbäi rigleit, ieben in den Beinen, AthemJ noth, agendriicken —- um nur das« Wichtigste zu erwähnen --- machten ihns allmälig zum Kommerzienrath geei - net, welchen Titel er denn auch zu sei-. nem sechziglten Geburtstaae erhielt. — Man munlelte sogar von einem Orden dritter oder vierter Klasse. An eben diesem Geburtstag lam« Lieschen in feine neue Ban in That-s lortenburg, um ibn zu besuchen. Er» wäre vor Ueberraschung darüber bei-. nahe auf den Rücken efallen und fchrcks « te den Barbier, der i gerade einfeifen s wollte, fort. Er sollte warten, und; Lieschen follte kommen. Natürlich kam sie auch. Sie war in Trauer, batte ver weinte Atmen nnd graue Haare. »Nun, Lieschen, wie geht's?« fragte er. —«— »Den Konrnierzienrath werden ver zeihen, ich wollte mir ergebenft erlau ben . . ." begann Lieschen hochbeutfch eine offenbar vorher eingelernte Rede «Laffen Sie die Faren, Lieschen, und fagen Sie, was es giebt!« unter brach er fre. Lieschen fah ihn verblüfft an, bann fing sie plötzlich an, zu weinen, und fchluchzte: »Je je, Herr Lehmann, Stettebohrn ift tobt!« «Todt, Lieschen? Je nun, wir fiers ben alle, was ift da weiter?« »Er war gewiß ein her n uter Mann, eine Seele von einem en Fen, Herr Lehmann, Sie wissen es. ber er hatte kein Glück. , it feines Le bens bat er geforgt un geschafft fiir feine Familie, hat sich den Bissen vorn Mund abaefpart für uns, fiir seine Kinder und gearbeitet und gearbeitet, fo lange er eine band rühren konnte, — nun —- nun kann er? nicht mehr-. Ach Gott,«·herr Lehmann, was foll nun werdens« Auch Lehmann traten die Theänen in die Augen. Die erften wieder feit klangen, langen Jahren. Er wußte die Zeit nicht mehr-, wann er geweint hat-; te. Aber als er die Frau in ilirerr1 Tbritnen fchluchzen fah, weinte er auch-i t fischt-tm, Leere-eur- stqga ei kurz ie sagte nichts. Sie nickte nur. Auch das wäre nicht nöt ig gewesen, denn Lehmann wußte f on, wie et andy Stettehohm hatte ich fchon seit aPrzehnten wie ein Löwe gegen den u ammenbruch gewehrt, wer weiß, was ohne Lehmann aus ihnen gewor den wäre? Und doch l tte ihn Leh mann beneidet all die eit her. Und wenn er zehnmal Kommerzienrath ge worden wäre und zehn Orden erhalten hätte, er würde den Mann doch benei det haben, um feiner Frau, urn feiner Kinder willen. Was hatte er denn nun als alter Mann vom Leben? Was war das Resultat, der Gewinn feines Daseins? Ein Sack vmiKrantdeiten.—-s « s ift gut, Lieschen, ich werde die Sache in Ordnung bringeer fagte er ärgerlich. »Herr Lehmann!« fchluchzte dieffrau überrascht auf und faßte in der ersten Regung ihres Dantgefühlg nach feiner Hand. »Lasse:t Sie die Faxem Lieschen!« brummte er derbiffen, »es ift —- zu spät . . . zu spät. Es ist . . . vorbei!« Als er feinen siebzigften Geburtstag feierte, erhob tnan ihn in den erblichen Adelftand. Das war ihm denn doch zu bunt, und als er kurz darauf starb, wurde Frau Stettedohm eine reiche Frau und ihre Töchter lauter flotte. frische Mädchen, gute Partien, die il; rem Onkel Lehmann in dankbarer Er innerung das Grab bekränzten Herr-. nne lind Deine Merlte fo malz. Das Sternbild des großen Bären ist jedem von Jugend anf bekannt tals eine der größten nnd schönsten Konstel lilionen des Himmels. Die Haupt seerne, welche es bilden, gehören aber nicht nur scheinbar zu einander son dern mit Ausnahme der beiden äußer sten bewegen sie lich durch den Welt raum nach dor gleichen Richtung und mit der gleichen Geschwindigkeit Diese Thatsochechat neuerdinas zu dem Ver suche geführt, auch die Entfernung di: ser Sterne von der Erde zu messen, ein Versich. welche zu volltommen befri« digenden Resultaten führte. Gleich wohl ist das Ergedniß sehr überrasch end. Jst man nämlich auch von vorn lxerein daraus gefaßt, daß die Ent fernungen der Fixsterne ungeheuer groß sind und jeder sinnlichen Vorstel lung spotten, so hat sich für die Di-" stonz, in welcher die Sterne des großen Bären von uns stehen. doch eine Größe erriet-en. die man nicht vermuthete. ere Entfernung beträgt nämlich nicht weniger als 250000Milliarden geo: graplsiiche Meilen. Will man diese Entfernung mit etwas anderem ret gleichen. so tann man daran erinnern, daß unser Mond 50000 Millionen geographische, d. tx. beinahe siinf mal fo viel Meilen von der Erde entfernt ist. Das Sternbild des aroßen Bären stedt demnach 5000 Millionen mal so weit von rnå als der Mond ison der Erde! Die Entfernung der Sonne be trägt 20 Millionen Meilen: nimmt man diese ungeheure Distanz als Ein heil eines Maßstabeö, so müßte man letztere 1211 Millionen mal an einan dercegen. ehe man bis in die Entfer nung der Bärensterne reichte. Trotz dieser jeder sinnlichen Erfassung spot tenden Entfernung leuchten iene Ster ne nrsch mit sehr hellen, stechendem Lich te in unsere Nacht hernieder. und man muß daraus schließen, daß sie in ihrer heimatl; tourderdar leuchtende Son nen sind, und die genauere Berechnung bestätigt diesen Schluß volltonimen. Würde nämlich unsere Sonne sich so weit von der Erde entfernen. als die Sie-ne des großen Bären wirklich sind, so sänte sie zu einem so lichtschwachen Sternlein herab, daß man sie mit blo ßem Auge gar nicht mehr zu sehen ver möchte Der betanutoStern Sirius in an uno sur nch oeuer als unsere. Sonne: würde er in die Entfernung de: Sterne des arofsen Bären versetzt,i so lönnten wir ihr aber nur noch als tleines Steinchen mit bloßem Auge er-; tennen. Die Hauptsterne des großen« Bären müssen daher in ihrer Yimatls außerordentlich hcllitrablende Sonnen sein, neben deren Glanz die Strahlen» unserer Sonne erbleichen würden; es sind Gestirne. von deren untzezheurerl Glutb und Größe wir leine orstel luna haben. Bei einem derselben ist es gelungen, die Masse (das Gewicht) zu berechnen und es bat sich »geben« daß dieselbe 14 Millionen mal so rosz ist als die Masse unserer Erde. Ziese Zahlen geben eine Abnuna von den un- · gedenken Weltlsrpcrn. die im uner iiieslichen Rcrurne dadmrollen. Wenn man aber an einem hellen Winteraben-, de dies Sternbild les aroßen Bären brtrachtet, so dars man sich auch erin nern, daß das Licht. in welchem dessen Sterne leuchten, nicht erst fett von ilp nen ausgeht, sondern jeder ihrer Strahlen. der deute in unser Auge dringt, bereits vor 200 Jahren seinen tern verließ. Auch von einander sind diese Sterne so ungeheuer weit ent fernt, daß der Lichtstrahl. obgleich er in jeder Setunde 40.000 Meilen durch-1 iliegt, doch ÆJOO Jahre braucht, uml oon einem dleser Sterne zum anderen zu aelanaen « Dr· K. ..--—.-..-..-.---. — Tatensturm-. l Ein Zafslaufsah von irderras en der Schonhert erregte türzli in e ner Gesellschaft« alleiemeines offenen Waller die einen in den leuchtend rothen und zart gelben Blättern, die sich aus Mai Grün heran-hoben, eine neue, srenrde Blattosiazne bewun W derbe-n andere wieder die FW unbekamiter Minnen zu eben glau - ten, spielten die dritten das Ganze Mr Kunstgebitde, ein entxtickendeg Werk geschickter hande; denn wo lasnien fest mitten im Winter diese vielen Se ioöchse in leuchtenden Farben her« die nur der Sommer bietet oder der Sti den uns schickt? —- Woraus denn be stand die ePiillusrin des Blumentordrss Aus den ächößlingen der im Gewitte ieller eingeschlagenen Kraut- und RU ben : Gewächse, -— den blutrothcn Sprossen und Blättern der rothenSa latbeete, den feingezaclien herzt-tät tein von Kohlrabi mit dein AnsaH zum Blütdeirichest. oder deren faßtan gen, im Keller aetriedenen Blüthenriss ven, in seinaetöiiteni Gelb, in dotier farbigen Blatt-Trieben von Mantel rikbem federzarten,tleinen, langgkschop sen-en Blättchen der Teltcswer üben! Ohne alle Kosten lHtten der Hausfrau geübte Hände im dunklen Griin von Coniferen verschiedener Art einen Schmuck siir dcn Tisch geschaffen, der im vollen Sinne des Wortes seines Gleichen suchte. Auch die empfindlich- . sie-n Geruchsirerven versviirten nichts vpin Krani- oder Koblaernch, sonst die lanwein schilfåilynlichen Lauch- vas kee-) Blätter verriethen ihre Herliixift nicht, niemand erkannte sie in dein ,,gelden Yandgras". Ich hoffe, mit diesem Hinweis mancher Hauser ei nen kleinen Dienst zu erweisen, und bemerke des-Wo noch, daß man die Vorsicht gebrauchen möge, die Ad scljnitte der Rüben u. s. w. nicht ganz frisch zu verwenden; der eigentlyiitnifi clye sascife Geruch verliert sich, wenn L die Schnittfläche trocknet oder in Wis sei gelegt wird. Farbe der Augen und der Haare beim weiblichen Geschlecht. M Den interessanten Untersuchungen Rothes zu Folge, sind bon den nord deutschen Frauen sast die Hälfte blau iiugig, ein Viertel braun- und grau äugig; gränäugige sind viel seltener, am wenigsten häusi die schwur-säugt gen. Die Mehrzah der norddeutan Frauen ist blondhaarig, ihre Zahl überwiegt die der Blauiiugigen bedeu tend. Die Braunhaarigen treten ge genüber den Blondhaari en an Zahl uriirt. Roth- und S warzhaarige finden sich am seltensten. Im Allge meinen sind duntle Augen mit dunklen Haarfarben und hell mrt hell verbun den. Nur die Braunäugigen sind in mehr als der hälste der Fälle blond haariq. Die Augenbrauen pflegen in nerhalb der verschiedenen Haarfarben die duntelsten Körperhaare zu sein. Was das Ergrauen der Haare anlangt, so waren am häufigften und frühesten die Kopshaare und zwar am häufigsterl. nnd frühesten an den Schläsen und am Scheitel ergraut. Ver 1000 untersuch ten Frauen beobachtete Nothe 134 mit grauen ICzictiarenz die jüngste von ihnen zählte erst 28 Jahre, 5 befanden sich zwilchen 30 und 34, 16 hatten die 40 noch nicht erreicht, während das Deren nium zwischen 40 und 50 nahezu 40 aufwies und die Zahl bis zum 60. Jahre ans its-) anschwoll. Selbst bis zum 85. Lebensjahre wurden noch 2. Mal nur Franc-, nicht weiße Haare be obachtet. Arn seltensten finden sich er araute Augenbrauen var. Aus deiBe trachtung derhelli teilsverhiiltnisse der Augen nnd Haar-Farben ergiebt sich,. daß die Dunteläugigen und noch mehr die Dunkelhaariaen relativ unter den Ergraut-eben überwiegen. Jm Allge meinen erfolgt das Ergrauen derhaare langsam und im höherenAlter un Laus se der Jahre, aber es sind auch Falle bekannt, bei denen ein plöUiches Er grauen durch besondere Umsiände. na mentlich Krankheiten, berichtet worden ist. Geiger-bitteres und Geigen-mitfes Eines Tages übergab Paganini dem berühmten Geigenmacher Gand in Pa ris- eine seiner besten Violinen, eme ,,Stradivari,« an welcher eine lleine Neparatur vorzunehmen war. Gand benuyte diese Veranlassung zu einem Scherz; er verstand es nämlich ausge zeichnet, alte Instrumente nachzuma chen, so daß selbst der seinste Kenner nach dem Aussehen derKopie vom Ori ginale nicht zu unterscheiden vermochte. Als Paganini wieder erschien, legte ihm Gand zwei Geigen vor und ers ach te lächelnd den Virtuosen, sein Eigen thum an sich zu nehmen. Paganins stuhte, betrachtete beide Instrumente sorgfältig —- und ergriff wirllieh das unechte. Schon wollte Gand trium phiren; da nahm Paganini einen Bo nen und strich über die til-Saite der er wählten Violine, und sofort legte er das Instrument wieder auf den Tisch mit dem Bemerken: »Jbre Kunstfer tigkeit, lieber Gaud, hat zwar mein A u ge getäuscht; aber meinO h r wer den Sie niemals irre flihren!'« AusetnerNewYorterMas trosen - Herberge wurden abermals 4 Matrosen, die an Storbut ertranlt sind, nach dem Belleoue Hospital ge bracht, und zwar der 38 Jahre· alte Zohn Klebe, ein Deutscher, nry uayle von der Jnsei Man, Zehn Wood und Michael Libpsen von ew Port· Klebe wurde später wieder ent-— assen, da er erklärte« sich in Privat Behandlung begeben zu wollen. Wie berichtet, wurde bereits am Samstag der Matrose James O’Neill von dem selben Schiff »der Bart »Paetolus«.. eben allö am. Storbut leidend nach dem Hugzon Straße hosbital gebracht. Er ar - dort einige Ta e daraus. Auch er Matro e Camile, r in einem sa nischen ost use Ausnahme gesun n hatte, star dort arn Siman