» W ich morgen unter des Quackfal M Messer, dann wissen Sie wenig . MI, was die Giocke geschlagen bat.« - - Unruhig rückte LorIe auf ihrem s Mrfiuhle hin und her; endlich fragte He schüchtern: « »Das-en Sie mir etwa-J answer « trauen, Fechner?« « aIdee —— ein Geheimniß nich! We rigstens keins für die Leute, welche hier in den rothen Häusern wohnen. Aber - U bin der Aelteste von der ganzen "" Hippfchaft und lasse mir keine Wind cheu vormachen. Gott Lob, weine An sM sind Noch schatf!« Verständnißlos schaute Lorle in das « runzelige Gesicht während der Alte in rauhem Tone fortfuhr: «Sehen Sie, gnii’ Frau. Die ganze »Carl-e hier gefällt mir nicht mehr. Zu Lebzeiten des seligen Herrn, da wußte T jeder Arbeiter, daß er vom Brotherrn - als Glied eines festen Verhandes ange sehen wurde, wo es hieß: »Alle für Einen und Gott für Alle!« Auch der Geringste von uns besitzt Stolz «und Ehrgefühl; er will doch wissen, für wen und wozu er seine Knochen zu Markte « trägt. Noch heute höre ich des seligen Kammerzienraths Stimme, wenn er zu mir in den Maschinenraum herunter tarm «Griiß Gott, Fechnen immer der Erste bei der Arbeit und der Letzte am Platz!« Das that wohl! Und dann kam mein Unglück mit dem Bein! Ja wirklich, über das Grab hinaus hat er für mich gesorgt. Heute dagegen — gnii’ Frau, verzeihen Sie mir, wenn ich mal von der Leber spreche, denn es ist zwar Jhr Ehemann——heute regiert der Teufel in der Fabrik. Alles nach neuer Manier, die dreifachio viel Geld ein tragen soll, aber ein Humbug ist. Jm Sarge umdrehen würde sich unser alter Herr, wenn er sähe, was für Plunder wir jetzt zu Tuchen verarbeiten. Die Masse bringt’s doch, heißt-s immer. Gut, allein dabei geht das Renommee zum Kuckuck. Der Willtnann weiß es ganz genau, doch der hat keine Courage das Maul auszuthun. Keiner ist da, der sich zu reden getraut. Wenn das Fo weiter geht« dann können Sie den alten, noblen Namen »Wenthardt« vom Firmenfchilde abkrayen Gedic gene handlungshäuser lassen sich auf die Länge nicht mit solchen Fabrikanten ein. Schwindelwaare fürs Geld, das ift heute die Loosung, genau wie in » England drüben, wo ich mit 20 Jahren rnal gewesen bin. Dort kaufte man . einen Anzug um 12 Mart, der hielt J aber gerade von Ostern bis Pfingsten. s Ja, Geld braucht der Herr, immer j Geld! Da wird gepreßt, gedrückt und den Arbeitern am Lohne abgeknappst, wo immer es geht« « Regungslos saß Lorle ani Lager des jetzt Vor Aufregung zitternden alten Mannes. Seine Worte hatten Dinge berührt, die eine völlig fremde Welt vor ihrem Geiste erschlossen. Wie durfte er sich über des Gatten Thau nnd Lassen ein Urtheil erlauben? Was bezweckt-e er damit? Ihr Stolz bäumte sich mächtig dagegen aus, jener Fluih von Vorwürer und Gehässigteiten ge genüber sich ruhig zu verhalten. Aber was auch sollte sie dem tranken Manne erwidern? Wie konnte sie seine Be Kiåptungen widerlegen? Von i ftssachen verstand sie nicht das ndeste. Man hatte ihr nur stets ge sagt, Wohlstand und Ansehen der Fa milie Wenkhard hätten eine feste Basis-; um die Angelegenheiten der Fabrik be kümmerte sie sich niemals. Plötzlich aber zogen düstere Ahnungen durch des jungen Weibes bisher so kindlich heite ren Sinn. Wenn der Alte die Wahr heit redete —- wenn — — — ,,Gnä’ Frau, Sie müssen sich nicht wundern, daß ich so unversroren s eche,« nathm Fechner wieder das ri, »dech ich hin von allen Leuten am längsten hier -—— hab’ Ihren Mann schon in den Windeln gekannt, ihm piiter oft eine Weidenpseise geschnitten und von Brettern eine Wivpe gebaut. drüben im Hofe der Fabrik. Weiß Gott, ich mein’s gut, und seit ich Sie I gesehen. da ist’s mir immer. als ob i eine innere Stimme riefe: ,,Sprich ·—- ! sprich. ehe es zu spät ist!« »Aber, mein Himmel, ich verstehe ja ; " das Alles nicht, Fechneri Drvht mei · nein Gatten denn eigentlich Gesahrs« ; frage-Lord sichtlich erschreckt. Alte stieß ein turzes, . brüstes Lachen aus. «Warten Sie nur, bis der große Streit kommt, bis die Fabrit monate v - lang stille stehen und Keiner mehr einen Finger rühren wird, dann denken Sie - Ital daran, was der alte Fechner ge ssnthsW Apaihisch und blaß saß die Iunqe Frau auf ihrem Stuhle. Im Moment dachte sie nur daran, daß derjenige, welcher hier vor ihr lag, morgen viel leicht nicht mehr unter den Lebenden weilen würde, und deshalb bemühte sie , W prnige Erreguna nnd Unwillen möglich zu unterdrücken I »Der gnädige Herr hat ja Willmann und den neuen Rentmeister zur Seite, die ihm stets gewissenbast rathen wer den,« aqte sie nur merklich kühl und schob ch wich »Gnii’ Frau, so neben Sie mir doch Denk ens die Hand! Jcn Zorne dür ie beut’ nicht von mir scheiden!« tief der Kranke halb weinerlich, indem ermit dem ibm eiaenen scharfen Blicken is das jesi halb abgewandte. blasse Ge Mn sah. »Wenn ich nicht genau ste, daß etwas Großes in Ihnen N. Mk ich ja auch nie asspwchem Wes Sie haben das Zeug dazu, uns « M Offen, wieder die alte Ord mg see-L« l U —- mein Gott. wie kommen Sie auf ese seltsame Idee, Fechtier?« »Ahwarten, gnii Frau« Der dort oben thut nichts umsonst!« — — Als Lorle nach der Billa heimkehrte, hörtege von dem ihr die Pforte öffnen den iener, daß Besuch angekommen sei, der Wagen jedoch noch angespannt ofe halte. » on Alt-Steinen?« fragte sie lebs haft und erfreut. »JaWOhl, gnädi e Frau! Comtefse Ria warten in der ibliothet,« klang es devot zurück. Bei Nennung dieses Namens flog ein Schatten über Lorles Stirn. Ohne eine Antwort zu geben« eilte sie die breite Treppe zu ihren Gemächern em por, um sich des feucht gewordenen An zu« es zu entledigen. as rauhe, unfreundliche Novem berwetter, die Eindrücke der letzten hal ben Stunde hatten ihr Gemüth merk lich hera estimrnt; sie fühlte sich nicht dazu au gelegt, der ewig mäkelnden Ria ein heiteres, unbefangenes Gesicht zu zeigen. Sicherlich hatte man daheim erfah ren, daßs red fiir drei Tage zu einer agd na X. gereift war, daher schickte Mama ihr die altere Wer zur Unterhaltung. Ruth’s Besuch wäre ihr bei weitem lieber gewesen; denn ein ihr unertlärliches Gefiihl li sie in Rias Gegenwart stets unbehol en und unsicher erscheinen. Deren hellbraune Augen schtoeiften ja auch immer so su chend umher, um etwas zu finden, wo rauf sie die Pfeile ihrer Swttluft und ; Satire richten konnte. Jeder faux pas, j jeder noch so geringe Betftoß gegen die « Etitette wurde scharf von ihr gerügt. Mit peinlicher Empfindung gedachte Lorle noch ihres ersten größerenDinerz, « wo sie dermaßen mit der Tisch-ordnung in die Brüche gerathen war. daß geringschätzig ausgernfen hatte: » nn Du das nicht einmal verstehst, Kind, dann überlaß solche Dinge lieber mir.'« Und Ria war damals Zeugin ihrer Niederlage gewesen! —- -— Lorle schellte der Zofe und ließ sich umkleiden. Da man in der Billa das Diner um 4 Uhr einzunehmen pflegte, so war wohl darauf zu rechnen, daß die Schwester zu Tische blieb. Mit kunst geiisbten Händen ordnete die Jungfer auch das wundervolle lichtblonde Haar ihrer Gebieterin, welche gedankenvoll das eigene Antlid im Spiegel be trachtete. · Kam est ihr nicht sen-ji vor, ais iei jener fonnige Hauch von Glückseligkeit, der sich besonders während ihrer-Braut- . zeit darauf ausgeprägt, völlig ver- s schwanden, als wären jetzt Linien um den Mund gezeichnet, die auf Unzufrie denheil und Enitäuschung schließen ließen? Thorheitl Die junge Frau verzog die rosigen Lippen zu einem Lächeln. Besaß sie nicht Alles, wag das Herz sich nur wünschen konnte? j Einen ritterlich schönen, klugen Gat- s ten, der sie liebte und jeden ihrer Wün sche zu erfüllen trachtete. lFerner ein Heim, welches den eigenen gemäß viel zu elegant und pruntvoll war. Als Fred sie nach der Rückkehr mit sicliem Selbstgefikhl durch die lange Reihe prächtig eingerichteter Salons, durch den von beraoldeter Rolokcy lchnitzerei und seidenen Behängen firotzenden Tanzfaal geführt, hatte sie eine Empfindung gehabt, als ob jener Glanz sie erdrückte. Sie liebte ja nur . ihn, ihn allein, und würde ihn ebenfo - geliebt haben, wenn er der ärmfie Lieutenant feines Regiments gewesen nnd ihr nicht«- als ein becheidenes Stadtquartier als Wohnung zu bieten vermocht Aber sie hatte sich in ihrem unbe fangen kindlichen Sinne das Verhält niß zwischen Mann und Weib nur an ders geträumt; sie hatte gemeini, es müsse inniger, verirauenerheiichender fein, indem man jeden Gedanken aus taufchte und sich im Fühlen und Den ken völlig ergänzte. Dagegen war ihr nach und nach die Ueberzeugung gekommen, daß Fred sie nur wie ein verzärteltesz aber unmün diges Kind"behandelte, dem man liebe voll über das Köpfchen streicht und Bonbons in den Mund strckt, es hie und da aber auch zurecht weist und be lehrt. An feiner Frau war Fred nichts gut und vornehm genug. Er behauptete, see gebe zu wenig auf Hal tungund lege keine Sorgfalt auf die hande. Sie durfte meift nur kostbare Stoffe tragen, was gar nicht im Ein klan e stand mit der jugendlich schlan ten lt und dem runden Kinder gssiskt . nlpriicheu J »Du darfst nie vergessen, daß Du H eine gebotene Gräfin Brandenfels 4 bist!« hatte er ihr schon am zweiten I Tage ihrer Ehe gesagt, und als Beide ( von der Reise zurückgekehrt und Lorle, l wie sie es von hause gewohnt war, die » Zügel des hauswesens in ihre hände ! nahm, da runzelte Fred die Stirn. Er schien es ungern zu sehen. daß sie sich mit Kenner-blicken in Küche nnd Keller umschaute, über die Vorräthe vrientirte und der Wirthschafterin kurze, aber präte Befehle gab und den Schlüssellorsb stets an ihrer Seite Mieli. Etwas spöttisch meinte er einmal, er hoffe, sie gehöre nicht zu jenen ewig Leute scheltenden, nach Küche duften den, mustergiltinen Frauen. Seitdem bemühte sie sich, so viel als möglich den Gatten von hauswirthfchaftlichen An fxlegenheiten nichts merken zu las en. — — — Berleaenheii und Unruhe im Gesicht öffnete Lprle einige Minuten später die Thür zu Bibliothek. Der hohe, hols aetiifelte Raum mit den rings um die - Wände laufenden Bücherrepotitoriem ; den duntlen Miit-ein und den in Blei gefaßten. mit bunten Wappenschildern ver ierten Fenfterscheiben machte einen eren, fast herzbeilenrmenden Ein druck. Unwillkiirlich zögerte die jungeFrau und betrachtete durch die Portiere halb ve eckt das sich darbietende Bild. n zierlichen Kopf ein wenig nach dem Kaminfeuer gewandt, dessen grei ler Schein die schönen Züge ma isch beleuchtete, die "nde über dem nie verschlungen, sa «Ria und starrte re gungslos in die rothe Gluth der darin rsdernden Kohlen. Ein Ausdruck von Wehe, wie Lorle ihn vorher niemals an ihr wahrge nommen, breitete sich über das regel mäßig schnittene Gesicht. währen-d die grogm weit geöffneten Augen in nere Seelenqual oerriethen. Zum er sten Mal bemerkte Lorle auch, daß Antlitz schmal und hager geworden und ein tiefer Leidenszug daraus zu Ta e trat. Rasch entschlossen näherte sie ich jetzt der Schwester mit denWor en: »Verzeih nur, daf; ich Dich so lange warten ließ, Ria, allein ich hatte einen Spaziergang gemacht und kehrte mit durchnäszten Kleidern zuriick. Das Umileiden nahm einige Zeit in An spruch-« · · · »Ah — da brft Du ja, Kleine. Nun, es schidet nichts. Jch habe es mir hier in der lauschigen Ecke einstweilen be-· » quem gemacht,·· entgegnete die Aeltere mit kurzem Lachen und schüttelte in . der ihr eigenen burfchitosen Weise die ihr von Lorle herzlich gebotene Hand, » während sie sariastisch hinzufügte: z »Ich war begierig zu sehen, wie Du » p Dich ais Stroh-ostw- auffühkst. ; E Mama schriebt immer in tausend z Aengften, Du tönnteft Heimweh be- ( kommen —- wie?«« ( Jetzt prägte sich nicht-.- als Spott l und Uebermuth in den schönen Zügen « ! aus« und fast kampflustig blitzten die braunen Augen nach der jüngeren J Schwester hin· . »Ja, es ist gräßlich einsam ohne TredI seufzte schmerzlich die junge zj rau und fügte freundlich hinzu: - »Johann sa te. Du habest nicht aus srcnnen lasen. Ich hoffe doch, Du bleibft zu Tische bei mir, Ria! Bitte, i leiste mir doch Gesellschaft." »Nun ja —- es liegt mir ohnedies daran, ein wenig un effort mit Dir zu plaudern, Lenore. i uns, wo die vielen Kinder sind, bietet sich selten Gelegenheit dazu. Besonders Rath fängt neuerdings an, recht naseweis und indislret zu werden und bildet sich ein, bereits erwachsen zu sein!" « twas Besonderes — mit miss« fragte die Angeredete übrerrascht. Daß Ria sie ihres Vertrauens würdig hielt, i tam Lorle höchst befremdlich vor. »Nun, erschrick nur nicht gleich, Ha senfußt Dieses Mal handelt es sich nur um meine Angelegenheiten Du bist verbeirathet und somit abgetharr Erlaube doch, daß die Eltern sich 1:tzt avch einmal mit meiner Zutunitbe schäftigen, « klang es gereizt zur-Ziel »Nia —- so ist es wirklich wahr, was Papa neulich scherzend andeutete, daß ——— —- ,daß nächstens ....... « LDrurle sioctie verlegen. »Sprich es nur getrost aug, Kleine. Du meinst daß Vetter Jobst die El tern gebeten bat, die Weihnachten bei uns verleben zu dürfen. Den Grund seines Kommens zu errathen, ist wobl nicht schwerf sagte das schöne Mäd chen und reckte die herrliche Gestalt. »Ach, Ria, wie sehr ich mich freuen würde -—- welch ein Glück, dieser präch iige Mensch! Wahrlich, solch ein Mann ist Deiner Liebe werth," versehte Lorle weltkl. »Liebe —- pag-« Bitterkeit und Spott zuckten um ias Mund. um Lieben kenne ich Jobst wo l n zu wenig; aber er ist mir du aus nicht mpathisch und vor Allem: ist eine brni ante Partie. würde nie eine sogenannte plöterige irath einge n ken» sein. Lieber als alte Jungfer sie Lorle sühlte den Hieb sehr molk-L aber in ihrer Herzensgiite ignorirte diese spbttischen Worte und sagte warm: ,, ch danke Dir, Ria, daß Du mich ins ertrauen gezogen. Darf ich Fred davon erzählen « Fiir Sekunden flutbete eine tiese Röthe iiber der Aelteren Stirn, dann erwiderte sie mit erzwungenem Lachen: «Sell:tstverständlich darfst Du das thun, Meine. Vetter Jobst hat estern an Papa ge chrreben daß er die hege wol-Euchs NUM. »Æe neit! Im ihm steckt wirklich verwandtfchafilicher Sinn!« rief Lorle erfreut Sie war stets beglückt, wenn vrn Seiten der Familie dem Gatten eine Ausseichnuna zu Theil wurde, und geheimnisvoll setzte sie hinzu: O, dann will ich fein diplomatisch fein und dein Vetter all die alänzenden Eigensehifien und vielen Vorzüge mei ner schönen Schwester vor die Augen führen.« halb rnitleidi schaute Ria auf die Sprecherin betag. Ob es solcher Mit ielåveohl bedurftei t da r s « m unge izeig e s apriziöe verwslwie Mag-ZU ch heute von der liebenswürdigsten Seite. Es war ihr ja ein Kinderspiel Her-— zen zu gewinnen und, wie sie selbst oft icherzend äußerte. ihre Todfeinde um In Finger zu wickeln und zu bezau rn. z Das aus mehreren Gängen befie . henbe, erquisii zubereiteie und tadellos I angerichtete Diner im gemiiihlichen I lleinen Familienspeiieziinmer, die ge ; räuschlog hin und hergieiienden Die s tier, das wenngleich neue, doch formen vrslle Silbergeräib, Alles schien heute . Mag volle Zufriedethrii zu sinken nnd k sie sckpinbar mit Lorles Heirath aus-· zusöhnen. . Die von brennenden Kerzen umge bene Hii lampe strahlte auf zwei F fröhlichefdxitere Gesichter nieder, und s mehr als einmal ließ die Weitere sich F das Glas mit prlendem Schaumweine füllen. Lorle fcRute bewundernd zu ihr hinüber-. it fast unnatürlich glän zenden Augen, eine Cigarette zwischen den Lippen, lehnte Ria im Sessel, in , dem sie sich einem wohligen Behagen hinzugeben schien. r zuweilen, wenn Lorle in glück licher Harmlosigteit des Gatten Cr wähnuns that, wenn sie erzählte, daß es ihre ebensaufgabe sei, den Guten, Botresslichen zu begliicten, da wurde Nia ernst und finster und wie der Aus druck eines geMten Wildes prägte es sich fiir flüchtige Momente in den schö nen iigen aus. A ein davon gewahrte die junge Frau nichts. ’ .Man muß sich nur iiber den Wust von Eitelkeit, Hochmuth und Tyrannei l,-ir.wegse en; tief in Ria’3 Jnnerm steckt « ein edler Kern. Wie lieb und tlpi nehmend sie heute war. It glaube fast-, wir könnten uns in « - iunft nisher treten. Zwar will sie es roch nicht recht Wort haben, aber die Liebe, jener süße Dämon, läßt jedt crch weiche Akkorde in ihrer Brust er klingen. Glücklicher Jobst!« flüsterte Lcrle, als sie spät am Abend den Gast zum Wagen geleitet hatte und nach ihrem emiithlichen Bondoir zurückzu kehren im Begriff stand. Wie still und einsam eg doch- im Hause war ohne Fredt Auch Treff, seinen schönen, schwarzfiockigen Hüh nerhund, hatte er mitgenommen. Jn siummerWehmuth warf sie einen zärt lichen Blick nach des Gatten Zimmer-. thiir hinüber, als sie langsam aus den weichen Läufern den mit Geweihen, cusgestopften Vögeln und agdtro-· phäen aller Art geschmückten orridor dchin schritt. Plötzlich wurde die an seinem Ende befindliche Glasthiir leise geöffnet und Direttor Willmann trat daraus ber vor. Ueberrascht fuhr Lorle zurück. »O Pardon, gnädi te Frau, W ich habe Sie wohl ers eckti Aber ich suchte Johann, der mich bei Jhnen melden sollte,'· stotterte etwas verlegen der alte Herr »Sie wünschen mich zu sprechen? Mein Gott, es wird meinem Manne doch nichts passirt sein«-« fragte die Angeredete fast entsetzt. »Nein — nein, gnadige Frau, nicht-« Derartiges! Eine Nachricht erhielt ich allerdings vrn Herrn von Wenthard, —- eiii Telegramm, doch es betrifft nur rein Gesckjistlichek Wollen die gnä- s dige Frau die Gnade haben, das Pa pier zu lesen?'« entgegnete Willmaiin voll Wichtiakeit. Es tvar ein kleiner, tahltöpfiger Mann mit goldenerBrille nnd etwas verschwommeneii Gesicht-J sen deutlich erkennen ließ, daß er sein halbes Leben im Bureau hinter Kontobiichern verbracht hatte. »Jch?« fragte Lorle erstaunt. Es iam ihr so sonderbar vor, in einer die Febrik betreffenden Angelegenheit de helligt zu werden. Etwas langsam und pedantisch crit saltete Willinann die Depesche, sie . lautete: »Grüne Safsianbrieftasche iin Roll- ; bkreau enthält Nevers von Kuhnert u. i Comp» Diiiseldorf. Vergaß, Jhiieiif Pcpiere auszuhiindi en. Termin am ’ Donnersta 11 U r Amtsgericht · Schlüssel inker Hand Geldschrant. i von Wenthardf Achselzuckend, ohne den Sinn dieser Worte im Mindeftrn zu verstehen, gab f Lvrle dein alten Manne das Tele- l gramm zurück. . »Der Jnhalt hat für die gnädige ; Frau ja weiter leinen Belang, er be- s trifft eine Geschöftssachr. Nur möchte ; ich höflichst darum bitten, mir beim I Oefsnen des s enannten Rollbureaus j zu assiftiren. bivohl ich des Ver- ; trauens meines Herrn und Gebieters i sicher bin, wäre es mir jedoch höchst T reinlich, diesen Akt eigenmächtig vor- T zinehmem Jm Beisem der gnadiaen Frau würde ich jeder Skrupeln entho- ’ ben werden.« « · - »Weiter nichts?! Sie sind wirklich - spaßig, Herr Willniann. Aber wie Sie wollen. Ich bin in den Schreib tischeu und Schubladen meines Man nes vielleicht ebenso fremd wie Sie. Nun, so kommen Sie.« Lorle öffnete die Thiir ihres Bon doirs und ergriff eine dort brennende » niedrige Lampe; dann schritt sie, von Willinann gefol t, dur mehrere dunkle Zimmer, bis Beide. im Kabinet des Hausherrn angelangt, Halt mach ten. »Hei-n Sie den Schlüssel zum Se tretär mit, bracht?« sragte die junge Freu, sich lb rückwärts wendend. »Ja dienen. Ein Duplilat besindet sich stets im Gelt-spind. hier ist er.« Lorle hielt die Lampe hoch empor, während Willmann, seine bebrillten A en sentend, vorsichtig ausschlossp · los und ohne «edes Geräusch rollte Ich der Schreibtilchdeckel aus und enth« te ein etwas geniale-Z Kante-: bunt von eleqantem Briespapiet, Kor tcns, verschiedenen aus den Umschlä gen qerissenen Billets, einer Kollektion zierlicher verhalten mehreren golde seen Pets sten und ein paar Taschen in buntem Maroqrtinleder, welche ver schoben in einer Ecke lagen. »Da — die grüne wird’s sein!'· ties Will-Mem nnd griff Mitig its-nach nNein doch — die ist ja blau. mein Bester! Sind Sie satbenblind?« ent genete Lorle heiter. »Mir-M was TsuserOP halb un glnubig wette der alt-e here ans das W Ding in seiner hand und versetzte ni muthig: »Nun, dann wird’s woh die andere Tasche ein.« »Hu Ihrer ruhi ung können wir sa beide untersuchen, meinte sichtlich amii irt die junI Frau. Sie stellte die ampe au n zunächststehenden Tisch nnd zünliete rasch noch ein Paar Kerzen an. »Gut, Sie visitiren den Inhalt des einen, ich des anderen Portefeuilles!« D·abei fette sich Willmann geschäftig nieder, während Lorle am Selretär stehen blieb und die von ihr als blau bezeichnete Tasche auseinandertlapptr. quhnert und Comp» Diisseldorf, gnädige Frau; der Name der Firma ist seht deutlich auf dem Schriftstiick zu lesen« ries Willmann, ohne von seiner Beschiiftigung aufzuschauen Allein die Angekedte gals keine Er widerung. Sie hielt einen eösfneten Brief in der Hand, woran i re Augen mit glühenden Blicken wie festgebannt zu haften schienen. Ein Ausdruck von Entsetzen breitete sich dabei iiber das todtenblasse Gesicht, indem die kleinen weißen Zähne, wie durch heftigen Schmerz verursacht, in die i nterlippe eingegraben waren. Eine übernatürliche Gewalt ließ sie das verhängniszvolle aPpier lesen; sie las es bis zu Ende. Träuuite sie etwa einen bösen · — fürchterlichen Traum, oder waren die letzten Monate, seit sie als Frei-s Weib hier eingezogen, nur erbärmliches Gau lelspiel gewesen? —- —— - — »Ich ha«b’g s— ich hab’s, gnädige Frau!« rief Willmann hoerfreiit und legte die Brieftasche voll efriedigung zusammen. Wie durch einen Federdruck schnellte ) die junge Frau empor und schob den l unseligen Fund rasch zwischen die Fal s ten ihres Kleides-. s Um keinen rPeis der Welt hätte sie : den Brief mehr an den alten Platz zu-- « 7 riickzule en vermocht. : s Jn seiner fast kindlichen Freude über s : die rasche Erledigung dieser Angelegen· s » heit bemerkte Willmann nicht das Ge- : « ringste von Lcrles verstörmten Wesen. ’ Scrgsam stellte er im Nollbureau die I siiihere Or nun oder Unordnung wie- « der her und ver chlosz dasselbe mit pe- ( dantischer Genauigkeit s Dante unterthiiniast fiir den mir so I bereitwilligst geleisteten Beistand!« sagte er höflich und verbeugte sichs » ab« die Ehre, gute Nacht zu wiin- l i s n, gnädigste Frau!« »Gute Nacht, Willmannt« tönte esz seltsam bibrirend zur Antwort. · 12. K a p i t e l. Die tleine Garnisonstadt X . . . ., wo, wie Lorle mit Vorliebe zu sagen pfleg te, Fred’S Dragoner standen, war etwa eine balde Tagereise von Barsetde ent srrnt; demungeachtet wurde in dorti get Gegend keine Treibiagd abgehalten, ohne daß Wenthard eine Einladung dazu erhielt. Ob dieser nun in seinem ehemaligen Regimente, dem er jetzt noch als NelservesOisizier angehörte, besonders be iebt gewesen oder ob hier. bei nur der »gute Schutze« in Betracht tam, war kaum sestzustellen Immer hin schienen diese wiederholten Auffor sorderun n den für alle Auszeichnun en äu erst einpsiinglichen jungen ann stets mit innerer Genugtbnung zu erfüllen Und leistete er ihnen-wenn es nur irgend wie in seiner Möglichteit stand, meistens Folge. Dieses Mal handelte es sich um Jag den aus hochwild in den prachtvollen Waldun n des Fürsten Stauinsiy, dessen s öne Besitzung unweit X . . .. Xlegen war, welckxr alljährlich im cvember eine An akl hervorragender Männer aus der e idenz· sowie auch die Elite des Kreises aus seinem Schlosse versammelte. Fürst Sta vinsttY ein Mann ansangs der tFünf ig, der dasiir bekannt war. die Freu n und Genüsse des turzen Erdenda seins nach Möglichkeit auszutostrin hatte seit lange eine ganz besondere Vorliebe siir den jungen Lieutenant Wenthard esaßt. Man be uptete sogar, er sei diesem zur Erlangung seines Adelsdiploms ein önnerhaster Freund gewesen. er Junge hat einen tollen »Schueid«, reitet tadellos, und was-er tbut und spricht, läßt immer gute Grundsiice und noble Gesinnun en zu Tage treten!'« hatte der Fürst i der Nachricht von dessen Berlobun mit Leonore Brandensels zu Wenlßards Kommandeur geäußert, welcher mit seinem Lächeln erwiderte: . · »Wenn nur der gute Fred nicht auch ar zu nobel im Geldauögeben wäre Jst gebt es aus der ei enen Tasche und kein cher papa ist me r ·ur Stelle, der das Defizit gelegentlich "ckt." Sein ang um Luxus und. das lesidige viel ind arge Klippen. an denen kchgm manche gute Borsiiye gescheitert in . »Nun, ich denke, Fred kanns aus halten. Die Bärfelder Tuchfalzrit soll eine wahre Goldgrube lein. Wodurch hätte der alte Wenthard denn sonst das llotzige Geld zusammengescharrt Jch - lasse nun einmal nichts auf den Jun gen lomment« versetzte darauf In seiner k etwas dittatotifchen Wette der Fürst T Der Oberst aber hatte daran nur I anz leile in den Bart aemurmelt, daß i eine Kräde der anderen die Auaen nicht L austrahr. und schwiea wohlweislich. s-— Der Glanz unzähliaer Kerzen et hellte zwei koße, mit moderner Pracht avgaeltattete Salons, worin sich eine Gesellschaft von etwa 30 Personen, zum Theil ani- und niederschreitend, sum Theil in Gruppen siedend plan dernd bewegte. Diener und Geleit-W » unnen glitten lautlos nnd aelchäftig . umher, nnd das feine. armnatilchePav i til-n eayptiicher Matten Und echt ; Mittel-n Tadels stieg in dtuen Wel- ( -.—-———————-—f ten bis zum gemalten Plasond des hohen Gemachet empor. · Der Hausherr, eine mittel ro e Ge stalt mit blossen, scharsgechnttenen Zü en und spärlichem,»von ritittoarts iia den Schlaer gelaincnteni Haar, steckte plötzlich den Kopf durch eine her abgelassene Seidenportierein ein drit tes, tleinereö Zimmer hinein und sagte lachend zu einigen hinter ihm stehenden Herren: »Da drinnen geht««s hei her! Der arme gred hat heute scheu liches Pech. Als i vorhin hinter seinem Stuhle stand, belies sich sein Verlust bereits CUf 9000 Mart. Wenn das so fort chreiten. Jrn Tiefenbacher Baron hat red seinen Meister gesunden. Selt s am, wenn der mitspielt, zieht er stets z den Kürzeren.·« · ’ »Pah——er muß nicht in Allem Gliiet haben Die Liebe mag ihn dasiir trö ten,« erwiderte ein Rittmeister von Wenlhards litcgiment mit ziemlich trktinseligen Augen und drehte wo lge fällig an seinem langen dunklen art. ,,Wen die Frauen verwöhnen, der keus sirt halt nimmer mit den Karten!« Ein dritter Herr in Zivil lachte aus gelassen über diesen kolossalen Witz »Treten wir nun ein, meine Herren," sagte gut Felaunt Fürst Stavinskh· »Es ist wirl ich staunenswerth, wie laltdliitig sich Fred bei dieser Sache verhält.« Damit schlug er den Vorhang zurück und schob seine Gäste in ein tleines von Tahalgqualm, Weindunst und er siickend heißer Lust angesiilltes Gemach, wo vier Herren vor einem mit grünem Tuche bespannten Ti che saßen· Jeder derselben hatte ein « ttick weißes Pa pier neben sich liegen, von welchem er gelegentlich winzige Streifen abtiß, mit Bleistist eine Zahl daraus schrieb uin den Zettel dann in die Mitte warf »Was Teufel, sie spielen unbaar. Das ist eigentlich gegen das Re le nient. Man sollte das nicht einma in Privathöusern estatten,« fliisterte der ivilist dem i ittmeister zu. »Der « tensch verliert dabei jede Kontrolle iiker sich selbst, wird wie ein steuetlvses · ahrzeug vom Strome sortgeri en. — ·l;etheilige mich nie an sol m vie ." ) th müßte ich als Daiisherr wohl ein fi »Was Fred siirAugen macht —- sap perment! Jch kenne diesen Blick -— hahaha, —- von damals her, als wir Bisammen im Alt-Stein« Schlosse im uartier lagen. Donnerwetter, das war eine schone Zeit --—— vive l'amour - hahaha!« lallte der Angeheiterte mit schwerer Zunge. ,,Pst doch, Herr von Mart-ach — nieht so laut,« bedeutete ihn der Andere und zog den llnsicheren ein wenig zu ruck »Ach was, ich bin Frch bester Freundl« rief der Angeredete noch lau ter nnd schob sich behende vorwärts-, bis dicht an den Spieltiscsz heran. »Wirklich Freds bester Freun ! Nicht wahr, Alter, wir lieben uns zärtlich?« kam es halb weinerlich über seine Lip pen, während er von rückwärts Weni hards Schultern zu nmsassen versuchte. »Sind Sie verrückt eworden, Mars dach? Lassen Sie mi los und stören Sie nicht das Spiel," entgegnete dieser mehr ungeduldig als erzürnt und schritt telte den Angetrunlenen zwar anst, aber ziemlich ener isch von sich- ab, so daß er in den nöchten Sessel taumelte. Dabei glühte sein schönes Gesicht von innerer Erregung, allein jede Miene, jede Bewegung rechtfertigte die vorher vom Fürsten geruhmte kaltblittige Ruhe. Flir den Laien wäre es schwer zu erkennen gewesen, ob er gewonnen oder verloren hatte. Marbach ließ sich inde nicht so leicht beschwichtigen. Von einem Platz aus ries er trofiek ,.Verrüekt a. t Du, Inein guter Funget Jch da te mir ei entlich, Du eiest es worden. als i hörte, Du habest Dich mit der zweiten Branden sels verlobt! hahaha -— das war to misch!« Die Anwesenden hatten dem kleinen Zwischenfalle bis jetzt keine Beachtung geschenkt nun aber prägte sich Neu s,ierde, Schadensreude und Spannun in ihren Rügen aus, während Marba heiseren Tones sortsuhr: »Wen: die Taube davonsliegt, der nimmt auch mit dem Spatz vorlieb — hahaha. Erinnerst Du Dich noch an die stotten Manövertage, wo Du Dich tvie ein Wahnsinniger in die schöne Ria verliebtest? Damals war ich gut Mut-, den Elevhanten zu spielen! ißt Du noch. Ired —- ini Spiegel se-a«le«—;— als sie Dir —-·-»—— hahahat uetcnenvtanen Unmtzee war Weni hqrd emporgesptungen und wandte sich nut drohender Miene gegen die-hinter ihm stehenden Herren. »Bitte, bringen Sie Denn v. Mar bach hinaus, et weiß nicht mehr, mass er tedei,« sa te er preßt Dnvqus zog er seine viesia che und schrieb mehrere Scheel-, die ee gelassen auf den Tisch legte. · Verwundert und eniiäuscht blickten die anderen Spieles zu ihm empor. »Ich bin müde und sühle das Be dürfniß noch Ruhe.«’ sagte Weslhaed entsckmldigend, halb nach dem us heten gewandt »Morgen hole i mit Revanche, meine Herren. Gute Nache. Dutchlaucht —- uie Nacht allerseits.n Er verdeugie ch höflich und verlieh den kleinen Satan. Einer Laune solgend, irai Feed nich einige Augenblicke aus der Glas tbiie des zu ebener Erde gelegenen Speisesaoles in den Pakt hinaus. Als ob hier, in de- Winietlusi, seine Brust von einem drückenden Bann beseelt n-iirde, qidmeie ee erleickteri aus« wo bei ein zorniget Lan seinen Lippen eni . W lssslhssss IolsU