Das niitirtjimä ne qinjizeilssaetl1 Von Franz Dittinar. Schneetternde Blechmusik, Völler chüsse, ein Zug von sestlich gelleideten auern uno Bäuerinnem voran das eschniiickte Brautpaar, neugierige Zu chauer auf den Wegen und an den Qeniterm alles das gab dein voigtläns Mschen Pfarrde Weißenbach heute ein ganz oeranoertes Aussehen. Be vor die Festgaite iii die Kirche eintra ten, galt es nun ciii Pius-einig zii ti—bertv«iiioei:: zissci »:s:i:rdi.·ie« Jiiiasieii des Arnieiiäiaissez hatten quer uber den Weg einen Ciriak gezogen, den tie, zu beiden Hei-en its-heim, stinff gespannt hielt-»in Eo.ii»,el lernen der Briiuiga.ii, langte in spie Tasche, zog zwei Zwan zigpieniiigxuicte heraus, die er rein Ziiiiiniiiioreo und dessen Getiiilfim i..-i VoltL-:iiiinc-e Schtvarzamsel geiiiinii:, in die Hand druckte, uin sich dadiiriti ii losem Nun ging’s in die litt .--.. ie Orgel ertönte; der Herr VI er hielt eine eindringliche Rede an 15 Braun-may wobei die Braut in lie c htachter Weise ihr Taschexitiich it Thränen netzte, und der Bräutiga: n Gesicht machte, als thue eg ihni i :r letzten Minute des Unbeweibtsein xst recht leid, daß er sich die Bauen-. :ne hatte luppeln lassen. Er stieß dibei das entscheidende a« mit einer Wucht heraus, als wollte er den Mahnruf der inneren Stimme überschreiem ehe er sich noch besinnen konnte, blies, trachte und lärinte es schon wieder; er befand ich bereits auf dem Wege zum Wirths us. Vor diesem hatte sich die Jugend des Dorfes ausgestellt und harrte des roßen Augenblicks, wo das »Anmu en'« begann. Michel durfte sich dabei nicht lumpen lassen; seine Trine sollte a fünfhundert Karolinsy baat als ussteiter erhalten. So war es von den beiderseitigen Verwandten aus«-»ge rnacht worden, und unter der Bedin gung, daß die Mitgift sofort aiii Hoch geitstage ans-bezahlt würde, hatte sich er glückliche Bräutigam in den Stand der heiligen Ehe hineinschieben lassen· Der alte Bastel, ein Holzhänoler, cser eigentlich Sebastian Kandler hiesi« lä chelte verschmitzt, als der Schwieger sohn wiederholt in die Tasche langte, um eine Handvoll Kupfer- und Nickels mitnzen unter die barfiißtgen Jungen zu werfen. Michel hatte nämlich eine große yAnvorjichtigleit begangen. weil er die Mitgift nicht schon vor der Trauung verlangt hatte. Der zärt liche Schwiegervater hielt es unter so belvandten Umständen fiir selbstver gandlichsp daß er an der Mitgift ein eträchtliches berunterhcindle; er selbst war der Gefahr entronnen, daß der Tochtermann —- lvie es anderswo schon vorgekommen —- ans dem Brautvater im Drang der Verhältnisse noch ein Paar Ochsen oder zum mindesten eine fette Kuh herauspreszte. Das Geschrei der Kinder weckie ihn aus diesen Erwägungen. Man sah im ersten Augenblick fast nichts als Beine aufeinanderliegender Barfüßler; aus dein Durcheinander löste sich bisweilen ein Arm los, der eine Münze in die öhe hielt; eine alte Mütze, ein Büschel are, ein Flügel einer ldcherigen Jacke wurden sichtbar; dann lösten sich ein gelne Gruppen von den Raufenden ab, is ein neuer Regen von Kupfermün gem der sich ineine Wasserlache ergoß, ie tapferen Kämpfer in der Pfütze wieder vereinigte. Dazivischen gellte es wieder: schnedderedeng, und in den Boß der Böller mischte sich schüchtern ldie Fistel einer Schlüsselbiichfe und das dumpfe Biimm einer alten Reiter piftolr. Alle aber, Gerechte und Unge rechte, beschien die Sonne freundlich lächelnd, und der Himmel strahlte, als ob mindestens ein l rinz seine Bewäh lung feine. Der Wirth, in weißer Schürze und heindärmelig, liipfte das Käppchen und beglückwünschte das hochzeitspaan Der Zug begab sich in den Tanzsaah der im ersten Stock des Wirthshauses war. An langen, weiß gedeclien Taseln ließen sich die Gäste nieder, und nun wurde aufgetragen, daß sich die Tische bogen. Die Musi kanten kletterten auf das Gerüst, das, roh zusammengezimmert, sich im in tergrunoe des Saales befand; dieB ech insiruniente wurden bei Seite gelegt und aus einem verschlossenen, einst Kün gefärbten Leinwandsack zog jeder r Tonttinstler ein fiir die Ohren minder gefährliche-z Instrument her vor, Boinbardom C-Tioinpete und ähnliche Folterinstruinente: es tninen eine Geige, eine Viola, eine Klarinette und »das kleine Baßla«, wie Kniegeige oder Violoncer ewöhnlich genannt warm-, zum Vors ein. Tic Gaste saßen in lani en Reihen an ten Tisaietn oben der ere Pfar tee nnd der Herr Lehrer, in der Mitte Braut und Bräutigam, rechts und links von diesen oie ,,Fteundfchaft« lfo wird in althergcbrachte Weise in Franken die Verwandtschaft genannt) der Braut und des Bräutigams-. Nun tamen der Wirth und die Wirthin mit mächtigen Schüsseln voll Meist-rei; der alte Baftel stiefz einen Löffel hinein; nach altem Brauch mußte das, was andere Leute Suppe nennen, so dick sein, daß ein E loffel aufrecht in der Schüssel stecken lieb. Dabei sollte der Reissbkei eine röthlich - gelbe Farbe haben, zum Zeichen daß er mit Safran und Mustatnuß wohl gewürzt fei. Auf denTifchen standen mehreteBlu menfträuße in Biergläsern; der Oheim des Bräutigams ftellte die beiden ihm unöchftsstehenden mit denWorten unter gen Tich: »Db"s dumme Zeug sche OI Iiae seiden-Inse, dte tu set-le-, namentlich Ist- Itegmdet use-Ists Its-d; se sitt U fl. spa. Of see-. niert ein’ blos beim Essenl« Der Bräu tigam hatte einen mörderischen hun ger; ziir Entschuldigung sagte er im mer, er habe einen langen Magen. Michel war allerdings über die Mit telgröße weit hinaus. Die Braut sah ihren Herzallerliebften öfters von der Seite an; sie warf immer nur einen kurzen, aber glückvertiindenden Blick auf den Mann mit dem kurzen, schwar zen, borstigenHaar, den braunen, glän enden Augen, dein rechts und links inaiisstehenden SchnauzbarL ElltichelE arbeitete an der Tafel im Schweiße seines roth-glühenden Angesichts; nach. dein Brei galt es, dem »Kreenfleisch«l Ehre anzuthum lfine bereits im Alter! etn is Vsirgeriielte tinh hatte Zur Lie-. seiiinzi des ,,l"ireenfleisch« ihr Leben last-n müssen; Illeerrettich mit gerie-« bener Semmrl in Fleischbriihe getocht,· hatte dieser Speise den althergebrach ten Namen gegeben. Als nun der Schweines-raten mit Klöfzen und rie sottenen diirreu Zwetschgen auf den Tisch lam, da entledigte sich Michel des· Hochzeitgrocte5, so daß er in Hemd-! armeln sich Gutes that. Trine aß? wenig, weshalb Michel sie öfters lin ioillig ansah. Jhre bleichen Wangen rötheten sich dann jäh; sie schlug die hellblaueii Augen nieder und senkte den Kopf mit den dicken blonden Zöpfem so daß der Brauttranz, der hinten hin abhing, zitterte. Jn das Klappern mit Messer und Gabel mischte sich das Ge-l plauder der Gäste; die Musik spielte wacker draus los, und der Wirth schlug] öfter, als nothwendig war, mit demsi hölzernen Hammer auf das Bietfasz, wie wenn frisch angezapft würde. Als das Essen zu Ende war, gab es auch Wein und Liqueiir, später Kaffee und Kuchen. Pfarrer und Lehrer entfern ten sich bald, ein Augenblick, der des halb von vielen sehnlichst erwartet wor den war, weil es jetzt erst »fidel« würde.; Es begann nämlich nach dem Ver-s schwinden der beiden Respettgpersonen der Tanz. Der erste Walzer gehörtel dem Braiilvaar. Trine tanzte leicht und zierlich, während Michel aussah, als ob er Holz siiar. Während des Taiizeiis wurde auch gesungen. Ausi die alten Tanzmeisein ixn denen sichT schon Eltern und Großeltern ergätzts hatten, gab es Reime, die oft geradeziil kindisch waren, aber doch, weil sie sichj dem Takt der Musik anpaßten, tin-z mer wieder zum Vorschein kamen-J Eben wurde in wirbelnder Umkrei-! sung ein Dreher getanzt und dabei gesungen: ! 1 »Neiß mer ner mein dunkelblaue FrackJ net ro, ’ Senn so schene gelba Knepfla dro!« i Der alte Bastel pufste indesz den( Rauch einer guten Cigarre in die Lust und war seelenvergniigt dabei. Michet führte seine Eriorene auf ihren Platz zurück und begab sich zum Schwieger vater. »Bastel«, redete er ihn an, »wenn machen wir 's Geschäft abs« s »Pressiert nicht!« i »Dir freilich nicht.« i »Dir mahlte-« i h i,Jawoi)l, ich möcht’ wissen, wie ich a t’.«« i »Das weißt schon so; ich kann das Geld doch nicht in der Hosentasche mit; herumtragen.« i »Dann sperr dich nicht länger und; geh mit in rie Kammer dort, daß wir’s? schriftlich machen. Es gehört zur Ord-? nung.« »Mus; es denn heute sein?« »Ja es muß sein: sonst freut mich die ganze Hochzeit nicht!« »So komm in drei Teufelsnamen!«; Der Holzhändler warf die Cigarre zu Boden und zertrat sie; dann ging er mit feinem Schwiegersohn in ein Nebenzinnner. Die Hochzeitsgäste schauten den bei-. den neugieri nach; denn sie ahnten. daß jetzt Hichtigeö vor ehe. Die »Freundschaft« schied si bald in zwei Gruppen: die beiderseitigen Ver-: wandten. : Michel hatte teine Eltern mehr; er bewirthschastete denKrugbauernhof mit zwei weiblichen Dienftboten, der gro gen und der kleinen Magd, und einem Knecht. Der junge Bauer hatte sich im Junggesellcnleben ganz wohl gefühlt, und er wäre sicher noch heute unbeweibt gewesen, wenn nicht lzwei Vatersfchwe stern, unterstützt vom Bruder seiner Mutter, alles ansaeboten hätten, ihm die reiche Bastelsrine begehrengwertb zn machen. Diese führte mit Tante Rite, der Mutter Schwester, ihres Va ters Haushalt ——-— die Mutter selbst war schon langer todt; Nile war von der andern Seite die Mittelsperson gewe sen. Der alte Bastel war besonders aus dem Grunde mit der Heirath ganz ein verstanden, weil er selbst Rike noch zu ehelichen dachte. Von beiden Seiten war erst über alles gründlist verhandelt worden, ehe man versuchte, Micheli ins Ehejoch spannen zu wollen. Dieser fchlu dabei anfangs aus wie ein jun es ferd, bis er durch die Zauber-» formel: «fiinfhundert Karl-litt« e bannt wurde. Trine war ihm frii r; lei ültig, während das Mädchen an ern reißigjiibrigen, der ebenso hübschi aussah, als er start und verwegen ruht schon länger Gefallen efunden hatteJ ndet die »Freundfcha t« nun in leb ftem Gespräch begriffen war, saß die Braut einsam und beklagen auf einem Stuhl, der neben der ammer stand Plöhlich schral sie auf, die Stim men nebenan wurden lauter; seht hörte sie gan deutlich, wie Mi el schrie: »du Lügen ack!« Auch den an rn war der Vorfall nicht entgangen; sie na rten sich der Tbür un lauschten. Dr nnenl in es laut zu; plößlich ckllfnete sich gie CThüre zder alte Baftel ft rzte her-I « aug, ifm nag der Bräutigam« dieser packte einen heim an und rief: »Du, hat der schlechteMensch dort nicht fünf hundert Karolin gesagt?« »Fünfbundert Karolin, keinen Pfen nig weniger! Aber reg dich jetzt nur nicht aust« »Was, nicht aufregen soll man sich, wenn die Bande einem so mitspielt,« dabei wies er auf die Verwandten der Braut. »Wie, Bande!« schrie es jetzt zurück. »Nimm dich in acht, Michel, daß die Bande nicht über dich kommt wie ein Donnerwetter!« ,,Hundertinal sag’ ichs euch, eine Ge sellschaft seid ihr, pfui Teufel!« Dabei fpucite er heftig aus-. Der alte Baftel batte sich wieder ge faßt, trat auf feinen Schwiegersohn zu und rief: »Du bist aar der Schönste! Handelfchaft muß fein, und ich t)a·tt’ dir die fünfhundert starolin noch ne ben, aber jetzt erst recht nicht! Reinen Pfennig kriegst mehr als vierhundert Karolinz ietzt weißt’5. du, du —!« »Dann soll euch Haderlumpen mit einander der Teufel holen, oder ich hau' euch kurz und tlein zusamment« »Haderlumpen«, tönte es zurück, »selber der «riißte im ganzen Bezirks amtt Meincth vor deinem Schnauz bart fürchten wir uns? Geh her, wennst Kurasch basi!« ,,Klatsch!« hatte der Rufer im Streit eine Ohrfeige weg, daß er um und um taumelte, während Michel glaubte, sein Arm sei ihm von der Wucht des Schlages aus dem Gelent gerissen. Nun stürzte sich die thätlich ange Friffene Partei auf den Bräutigam . os. der von dein Anprall zu Boden fiel. Dabei schrieen die Männer, treischten die Weiber; nur Trine saß wie besinnungslog aus einer Stufe der .Treppe, die zum Musikgeriifte hinauf fiihrte. Die Verwandten Michels stürz ten sich nun wieder auf die Anareiferx jener wand sich aber glücklich aus dem Knäuel heraus und hieb auf die and-es ren ein. Der alte Bastel nnd sein Anhang fiiichtcte sich nun hinter nie gedeckten Tische. Wieder trat Michel vor die Feinde l)in, um die Gegner mit falleriei fLästerreden zu reizen. »Ench tennt man, ihr —.« Aber er tam nicht weiter; ein junger Bursch aus der Gegenpartei nahm einenGugel hopf und wars diesen so geschickt Michel auf den Mund, daß alles in lautes Gelächter ausbrach. Dadurch ward dieser in die höchste Wuth versetzt; er sprang auf den Tisch, zertrat dabei zwei Teller und eine Schüssel und stürzte sich auf den Angreiser; dieser hatte sich rechtzeitig mit eine Kanne Milch bewaffnet und leerte sie über .Michels Kopf aus, so daß der Bräu tigam von der herabscrönrenden Flüs sigkeit geblendet war. Da erschien wie ein Rache-Engel, der das feurige Schwert in der Hand hat, der Wirth und präsentirte das übliche Besänfti s unggmittel bei Rauferciem eine hand « este Peitsche. Das betrachteten beide sParteien für eine Beleidigung; kehr xten sich einniüthia gegen den Wirth, srissen ihm die Peitsche aus der Hand und warfen ihn sammt dieser die Treppe hinab. Dann begann wieder der Kampf der beiderseitigen »Freund schast«. Michel hatte indeß den rich tigen Feldzuasplan entdeckt; er drängte die Gegner der Treppe zu, und was nicht von selbst floh, wurde wie der Wirth in die Tiefe befördert. Auf diese Weise wurden Bastel und sein Anhang in die Flucht geschlagen, und die Krugischen behaupteten das Feld. Da aber Michel einmal in Thätigteit war, so ja te, beziehungsweise wars er auch seinef ertvandten den andern nach, da er ihnen, als den Heirathsvermitt lern, einen Theil der Schuld an den .Ereignissen ausbürdete. Trine saß immer noch auf der Treppe zum Musikgeriiste und hielt das Gesicht mit den Händen verhüllt; idabei rannen ihr unaufhörlich die Thriinen herab. Gestern noch hatte sie so glücklich aus dem »Kammerwa gen« gethront —- und heute! Jhr Kam merwagen war ihr Stolz gewesen; er konnte in der That als Schaustück gel ten; er war ja für Bastel ein Mittel, jpruntend seinen Reichthum zu zei »gen i Ein ganz neuer Leiterwagen, mit einem Paar prächtigercchsen bespannt, siihrte den Haugrath der Braut in das Hans des Bräutigams. Da waren Tische unt-Stühle, Schranke und bunt bemalte Laden, Bettstiitten, Fluchen geräthe, Weißzeug Kleider und Vet ten und obendrauf: eine Wiege. Die Braut selbst sajz vor der Wiege und blickte öfters aus ihre hinten amWagen angebundene Lieblinagtuh, die sich nur unter llagendem Gebrüll von ihrem Stalle trennte. Den Kammerwagen geleitete der jüngste Knecht des Braut vatergx ,,.Hanni«, so hies; der Bursche, ging mit seiner neuen Peitsche die an der Spitze mit Rosaband geziert war, selbstbewußt neben dem Gesahrte her. i Wenn dieses an einein Haus vorbei kam, dann rannten die Leute aus diel Straße und schrieen: »Schaut die Bastelstrinel Gott, der schöne Kam merwagen! Und wie die Trine droben sitzt, wie eine Prinzessin!« Und jthi Die ganze Herrlichkeit chien ihr vernichtet, ihr Glück zu Ende.« hr Taschentuch war naß wie Vor mittags in der Kirche; aber es waren diesmal bittere, salzige Thränen, die unter herzhrechendesn Schluck-gen den. Au en entquollen. l åichel hatte eben den letzten der ochzeitsgäste die Treppe hinunterbe grdertx nun stand er da wie ein Löwe» der sich seines Sieges sreut. Sein Blick fiel aus die Musikanten; der älteste von diesen sliisterte, sich in die Ecke drückend, zu seinen Kunstgenos beim Rausschmei en!« Aber Michel ries ihnen ganz reundlich zu: »So, kommt ’runter zu mir; wir wollen’s jetzt feiern, daß ich von der Heirath« rei davongetommen bin! Morgen sriih gleich sey ich aufis Amtsgericht und trag’ au Scheidung an; dann bin ich wieder der alte, frei und ledig wie der Fink aus’m Dacht Juchhe!« Nun gewahrte er erst die Trine; er zuckte zusammen. Diese aber stand auf und sagte: »Michel, wenn ich dir so zuwider bin, dann lann ich gehen. Und wennst meinst, daß es dein Glück ist, wenn wir wieder geschieden werden, ich —— ich — trill dir dar-ei nicht im Weg stehen. Ade!« Dabei reichte sie ihm die Hand hin, die Michel, völlig Verwirrt, kaum berührte. Trine aina schwankenden Schritte-«- niit verliijllteru Gesicht der Treppe zu; sie mußte sich am Geländer anhalten, um nicht hin unterzustiirzern Michel solaxe ihr mit den Augen; wie er, der Kraft- und Trotzvolle, sie so schwach und elend sah, da war es ii)rn, alg würde aus seiner Brust etwaå mit eisernen Zan aen herausgerissew und dann, als ob eurige Funken aus dem Herzen in’s Hirn sprangen. Er ries: »Trina!« Da wenedete sie sich und blickte ihn mit ihren hellblauen Augen so bittend, so flehend und dann wieder so dank bar an, daß seine Herzenhärtigleit schmolz wie der Schnee an einem son nigen warmen Märztag. »Trine, ich weiß nicht, mir tommt’s vor, als wärst du nicht so wie die andern! Denen tvar’s immer nur um ein ut’s Geschäft zu thun!« »Hischel, ich ha«b’ gar nichts von allem gewußt; aber ich war dir schon immer gut, und da hab’ ich halt ne meint, ich müßt’ ja sagen, wie sie mich gefragt haben, ob ich dich heirathen möcht’!« »Trine, ist das auch wahr?« »So gewis- ich dasteb’! Ich hal)’ mir’5 so schön gedacht, wenn ich Dro ben auf deinem Baueruhof bin und taan dir LiedUJ isud lttutUZ thun, weil du ja doch allein bist und keine gute Seel um dich hast« sen: »Paßt aus, jeFt kommen wir dran« »Und jetzt, Tritte-, möchtest du noch mit mir hinauszieh’n auf den Krug bauernhof? Trink, sag ja, jetzt erst weiß ich, was ich an dir hab’! Geh, sei mir wieder gut!« Er ergriff ihre Hände und wollte das Mädchen an sich ziehen. Trine leistete aber Wider stand und saate: »Mtchel, bös bin ich dir nicht, und ich hab’ dich jetzt noch so gern wie zuvor. Aber die rechte Freud fehlt mir halt; mir ist, alH m«iißt’ ich so lange in schwarzen Klei dern gehn, bis du mit meinem Vater wieder ausgesöhnt bist.« Da rief der Michel dem ältesten Musikanten zu: »G«org, lauf zum alten Bastel, so geschwind du kannst; sag ihm, mir ist alles recht, wie er’s inachtt Die Trine ist mein Schatz, und der ist mir nicht um die hundert Flattolim nicht um alles in der Welt ei .« Der Görg hatte nicht weit zu lau fen; denn die Hochzeitsgäste hatten sich, gemeinsames Leid tragend, wieder mit einander ausgesöhnt, saßen im unte ren WirthSziMnIer und aßen und tran len, was vomHochzeitsmahl noch übrig war. Als Görg seine Botschaft ausgerich tet hatte, sprangen die Zechenden aus und liefen zum Tanzboden hinauf. Trine lehnte am Michel, der sie zärt lich umschlungen hielt; beide erröthe ten, wie der alte Bastel aus seinen Schwiegersohn zuschritt, ihm die Hand bot und sagte: »Michel, du bist ein Tattfesterz das hab’ ich heut gesehn; dir tann’s nicht fehlen! Und wean denen hundert Karolin, da veruneini gen wir uns nicht, das Ganze war doch nur ein Spaß. Morgen traa’ ichf dir das Geld in den Krugbauern hq .« »Vater, Vatert« rief Trine und fiel diesem laut schluchzend um den Hals, »die Red’ vergess’ ich dir im Leben und Sterben nicht!« Jm Hintergrund brummte es: »Wir haben’·5 ihm drunten schon g’sagt, daß es keine Art war, bei dir handeln zu wollen! Du läßt dich ja doch nicht untertriegen.« ,,«JJtusilanten«, rief jetztMicheL »auf aespieltt Wir ziehen jetzt, ihr voraus, auf den Krugbauernhof, und dort wird die «Freundschast« inne werden, daß der Krugssmichel einer ist, mit dem man Staat machen tann. Und du, Trine, brauchst nimmer zu greinen; durch die Streiterei hab’ ich erst gese hen, was ich an dir l)ab’! Und setzt dant’ ich meiner alten und neuen »Frenndschaft« recht schön, daß sie mich alten Hagestolz bekehrt hat. Vorwärts, Musik, einen flotten Marsch!« Trine schmiegte sich fest an ihren Michel; aber ihre Thränen flossen im mer noch —- zum drittenmal an ihrem Hochzeitstage Ver Damm non Mirooar. Eine Geschichte aus Slavonien von M. Roda-Roda. Auf Herrn v. Mirics breitem, gut-— müthigem Gesicht lag ein gar zufriede ner Ausdruck als er durch den tiefen Koth in seines Freundes und Nach bars, des Herrn v. Sinnes-» Hof ein fuhr. Hinter ihm drein knarrte ein zweiter-, mit Koffern und Kisten hoch bepackter Wagen, daran mit langer Leine ein gefatteltes Reitpferd acht-n den wur. Herr v. Mirics hatte eine Jagdtafche umgehängt, Und drei Ge wchre hielt sein Kutscher über den Knien-. ; Vor dem lamen. arauen Herren-J hau- hielt er an und sprang vom Kutschbock hinunter. »Du lanmst abladen!« sagte er dem Kutscher der Lastfuhre und ging eilig hinein, geraden Wegs zum Haus herni. »Grüß Dich Gott, Alter!« rief »der Eintretende lustia und umarmte seinen Freund. »Sei-must G’scheidt, daßDu kommst! Der Pope und der Nacselnik Bürger meister) haben sich zu einem Spielchen ,csngesagt. Wenn es Dir beliebt-« fragte Simics, sich losminden«d. »Ja, ja, zur Revanche für’s vorige Mal. Heut darfst mich ruper, ich habe ein großartiqu Geschäft gemacht. Jet) werde Dir’s erzälilen.« lachte Mirics vergniigt nnd sprang von einem Fuß auf den andern. »Na, schieß’ los!« »Ich habe den Mirahof verkauft!«.» »Was-Ek« « «Genial! Niclit?« »Ja, warum hsast Du mir früher nichts davon gesagt, daß Du in Unter handlung seiest?« »Weil Du dem Mann aus Pest sonst Deine Pußta angehängt hättest!« »Mein eiaentlich2« »Na, dem s— dem Doktor Kiß aus Best! Er ist Adivokat, denk’ Dir nur, Advokat, und lauft sich Mirovac!« »So erzähle docks endlich: wieso, wa rum, wozu?!« rief Simics ungedtildiq. »Erst setz’ ich mich, dann ksring’ mir einen Slivovicx lVflaunsenbrannt wein), und dann erzähle ich Dir alleH!« «Also,« begann der geniale Verkau ser, »vor einigen Wochen las ich in ei nem ungarischen Blatte, in den »Gaz dasaai lapok,« eine Annonce: Ein ,,.X Y. Z. 777« suche ein kleineres, eintrag licheg Gut mit Wald, gut instruirt, mit angenehmem, Sommer und Winter be wohn«l)arem, geräumigem Kastell im Preise von 150,0()() bis MODUO Gul den zu laufen. ---— Halt, denk’ ich mic, tiiese Beschreibnna paßt ja auf mein Eljtirnvac wie dem Fuchs sein Vrl.i!« ,,Hal;al)a!« lachte Sinnes-. ,,(Finträgs lich! Und U·liircsv«1c!« »O bitte, es träkqt 5000 Gulden iäl)rlich!« »So, so! Also darum bist Du mir schon seit einunddreiviertel Jahren sechzehn Gulden schuldia!« »Na ja! Daß ia nie einen Kreuzer hatte, ist wohl meine eigene Schuld, auf’ dem Papier stehen 5000 Gulden Rein-· ertrag. Wale —- Davoin ist genug! da.« »Die Schweine forsten ihn das ganze Jahr üsber durchl« ,,anstruirt?« —- Hm2 —- Das wußte ich nicht, was das heißen sollte. Weißt Du’s vielleicht, Brusder?« Herr v. Sinnes schüttelte verneinend den Kopf. »Und mein Kastell? —- Dsa ist nichts zu reden.(5rste ns: geräumisg ist’s.« »Und wird immer geräumigen warf Simics ein, »denn ldie Wände ge ben auseinan«der.« Der Gast ließ sith nicht beirren. »Zweitens: man kann Winter und Sommer drin wobnen!« »Das ist wahr,« unterbrach ihn bas hast Simics, ,,im Sommer regnet es Einem allerdinas manchmal auf den Kopf, nnd im Winter pfeift’s durch, aber wohnen kann man drin.« »Was sprichst Du immer dazwi schen! Sind wir denn im Reichsrath?« fragte Mirics zornig. »Nichts für unant, Mirics, erzähl’ weiter!« » Der Andere war rassch besänftiat. t »Siehst Du, Brüderchen, das hat« der Doktor Kifz, das ist der ,,X. Y. Z. 777« aus den »Gazdasaai lapot,« auch eingesehen und Mirovac gekauft.« »Ich verstehe Dich nicht,« erwiderte Simiics, »wo bleibt das geniale Ge !sch-äft, wo wirst Du jetzt wohnen?« ; »Richtig, richtia, das habe ich Dir noch gar nicht gesagt: Wohnen werd’ ich, Du erlaubst doch, einstweilen beil Dir. Ich habe mir schon alles herge-! brc.cht. Ein paar Kisten voll, die GeY wehte und den Mirlo, das Andere habe ich ihm dort aelassen.« »Dann ist es freilich aenial!« sagte Sinnes-, zwar freundlich lachend, aber etwas sie-dehnt Doch einem Mann, der baare 18().l)00 Gulden hei sich träat,» verweiaert man die Gastfreundscbaft nicht. Wie viel kann der iinffärhel Oa zardspieh verlieren! « So blieb Herr v. Mira-I auf Pusiia Babinci zu Gast. lir bseikliiiftiate sich auf höchst iättiselhaste Weise mit dem, trag er ,,Veosliail,tima deg- Kriegsschaa platzes« nannte. Täalicb ließ er sich seinen Mirto satteln nnd mnkreiste sein ehemaliaes Geksoft Seinen scharfen Luchgaugen entging keine Bewegung des Feinde-T Des Abends derichtete cr. Manchmal waren ibrn Voraiinae be tannt. die nur ein Bewohner oon Mi rovac wissen konnte. »Ich verstehe Dich nicht« Bruder, ich weiß nicht, was Du willst, aber das hast Du nicht gesehen. Dsu hast sdort ein Spitzl!« »Was fällt Dir ein, Simics, nur so eine oder die andere treue Seele. mit der ich hier und da rede!« . Herr v. Mirics lachte von Tag zu Taia mehr und zählte die erfreulichsteni Dinge an den Fingern her. i »Ja, das ist ein Mann, der Kißi Heut’ ist eine neue Sciemafchine gekom-" men und aestern eiserne EggenF Ein anderes mal wieder: Rinael walzen, neue Pflüge, »und er kauft eine kleine Dreschaarnitnr. Borgt sie sich nicht von Dir aus, im Oktober, daß er in die kurzen- Tage hineinkommt mit dem Mich.« , Der Wackere spuckte aus vor Ver-l achtrmg vor seiner eigenen Wirth schaftsmethode von ehemals. »Aber weißt Du," setzte er fort, »auf Eines kommt er nicht. nein. nein. da rauf kommt Niemand als der hoch wohlgeborene Herr v. Mirics selber!« Eines Abends lebt-te er. er war nun etwa dreiviertel Jahre bei Simics zu Gast, freudiestrablend zurück von seiner Beobachstunq. »Ich hab’ ihn, ich yaxb’ ihn! Er hat fünfunbdreißig Wang Weizen ver kauft, jetzt im Mai. Wo sollen dEe wach sen? Weißt wo? Auf den Tafeln Num mer 4, 5 und 7, isie beim Icisesten Regen Unter Wasser stel)cn!«' Tann schlug-« er sich ahf den Mund-. ,,Sa(1«s:s «)cie1nanden!, Si:nic5!« »Aber der AODDkat hat Vlb,s,11q5«ka näle aenmth!« Der Andere lachte nur. Da kam Der Sommer und brachte Dem braven Miricg unverhofft-;- Hilfe. Die Getreidevreise sticqu dazu reg nete es- häufig. Der arme Doktor Kis; hätte richtig auf den Tafeln Nummer 4, 5 und 7 eher Hechte fangen ais Weizen ernten können, und die schöne Dreschgarnitut Hunderte leer in den Tag hinein. Diese Ernte konnte man auch in Den türikes sten Herbsttagen ausdreschen Die Differenzen allein hätten ihn aufgefressen, nun hatte er auch nichts zu liefern. Doktor Kiß war aber ein entschlossen-er Mensch. Eines Tages erblickte Mirics in den »Eazdasagi lapok,« er hielt das ver haßre ungarische Blättchen, seit er Mi rm .c Ver aufi ha sp, eine Vinnonce »Ein Antraainheå Gut, roriijthch instruirt-, mit angenehmen Sommer undilxsinter bewohnbateui. aeriiumiaem KastesL selzlagbarein Wald, Familien vezhaltnisse halber um jeden annehm taren qur zu vertausen. Antraae Un ter ,,-.« V .. 777« an die Expeoition dieiej L bitter-A Mirirs reiste unt er iialich nach Pest. sllg er inrhbier:e)11Taaeu itiederkam, umarmte er feurer seh feinen -sreund »Ich hab ihn M eder, ich hab’ ihn wie-deri« ,,Wen denn, den Nappel Mark heit) Z« « »Nein« Bruder, ich hab’ lden Mir-ahof wieder!« »Wieso denn?« »Er ist nicht darauf gekommen!« »Voran denn?« »Daß er erst hätte einen Damm bauen sollen wegen des Wassers Und da instruirte er (das heißt, unnütze Maschinen anschaffen) und verkaufte Iden Weizen, ehe er ihn hatte, und als er nimmer schnaufen konnte, der Adm kat, da gab er mir Mirovac um 140, 000 Gulden zurück. Für die 40,000 Gulden, die ich nun gewonnen habe, baue ich mir den Damm, und mehr braucht die Pußta gar nicht. Das habe ich ihm auch in Pest gesagt: »Sie hät ten bei Jhren Prozessen bleiben sollen, iHerr Doktor, ich hab’s lange gewußt, daß Sie gegen das Wasser nicht auf kommen werden. Dieselben Adams-ka Pale, die Sie gemacht haben, die waren .schon unter meines seligen Vaters Zeit da Auch ihm ist durch sie das Wasser-, statt abzurinnen erst recht hereinge strömt, wenn die Donau am Draueck staute. Da habe ich sie wieder zuwerfen lassen. Alle möglichen Ingenieure Und Kommissionen haben sich die Sache an geschaut und gesagt: So lange man nicht einen Damm macht von der Tafel Nummer 4 an bis zur Kirche von Nos .voselo, wird’«s nicht besser.« »Warum haben Sie mir das nicht gleich gesagt, Herr v. Mirics?« fragte er mich. »Ja, wissen Sie, dann hätten Sie ihn gemacht!« ,,Jiun, und?« »Und ich hätte meine Pußta nicht um 40, 000 Gulden billiger znriickbe kom men!« »Nun, und?« »Ja, wovon hätte ich dann meinen Damm bauen sollen?« antwortete ich ihm. »Ich habe gerade ein Jahr gewar tet!« »Was erwiderte er darauf?« irollte Simics wissen. Mirics weite die Achseln »Nichts. Hinsiu gewiesen hat er mich. Zum Glück hatte ich den Riiittaufslom tratt und die Quittuna iiber den Kauf sehilling schon bei mir Dis war mein aenialeks tstesciäfkk Gilunaem nicht?« Herr Simicg tlopfte ihn auf die Schulter. »Bist ein verslnchker Fierlsp »Ich dank’ Dir auch schön, lieber Sinne-I, für Rost nnd Quarxict Wenn sich für Dich so etwas iriffi, so siehe ich Dir zur Versiiauna!« Dann ließ er Kisten und Koffer auf packen, »Mirlo« an den Waan binden nnd fuhr beim in sein schönes KastelL in dem man sich bei Reaemvetter nicht mehr denReaenschirm Rufst-it span nen mußte, und in dem alle Fenster Scheiben und alle Thüre-n Klinten lat ten. So wobnlich hatte es ihm der Dost tor Kiß heraerichtetL .-..-.-...-— .——... - Bedenklkche Cmpfehluna. chsgäufen »Ist der Hund auch anhäng li .« Verkauer »Na, ich sage Ihnen, den hab’ ich vie r Mal verkauft und jedesmal ist er wieder zu mir zurückge kommen!« Einladung. Frau Amtsrichter Kniffle ist höf. lichst fiit heute zum Kasseekränzchm eingeladen. Thema: Frau Postkne tär Hörle (»Dieselbe ist durch Unwghh sein verhindert zu kommen.)