Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, January 07, 1898, Sonntags-Blatt., Image 9

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    , Gceylniil III
Rost-an nein eek steuuluun. «
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« Visite ein achen Bettes find zu nn
«.«» lenk, feine pro-ehe zti errin, als daf,
« S feiner Dankbarkeit Iso recht von
rzenAusdruet zu verleihen vermöchte.
« ie ein Engel der Barmherzigkeit sind
Sie während der letzten Monate unter
den Armen umhergemandelt und haben
Trost und Hilfe gespendet Aber oh
gleich ich weiß, daß Sie in jeder
tunde der Nacht auf den wildefteu
Pfaden der lim egend ebenso sicher wie
in Ihrem limpsanquimmer zu Gren-v
iock Woodg sein würden. mus-, ich den
noch um die Gunst bitten, Eie nach
Haufe geleiten zu dürfen «
Ethei meine teine Einwendung, und
s Beide schritten schweigend vorwärts.
Die Villa war etwa eine Meile ent
-fernt.
- Dr. Vanoine zog den Arm feiner
, Begleiterin leicht durch den seinigen.
»Sie sind niiide.« inqte er im Tone
der herzlic« ·:en Theilnahme ,.qänzlich
erschöpft tut-t; die unablässiqu Iln
fixcngungen, denen Sie sich in letzter
Zeit unter unen. thitken Sie sich auf
l
:
FOR Aus bin ieljli qackz Die Zun- .
michs Miick«err Eis nur nicht unsi) traut »
loerden!"
»So ne3:i.' erwiderte lktbei mit n
zwiinnenei «liitiiterteit, »ich din von ei
ner wahrhaft iilssruatiicliclicn straft
TEkaien Sie nictxr til-br, daf; Zie vor
langer, lamer sie-it, -- html-:- als
ich JiJre Patientin war, — Fig besann
ten pflegten, du«-. e- volltenssucsu un
möglich fei, mitl) usuzubrinaenk Er
innern Sie sich dessen nochjsp
»Ok) ich rniels dessen noch erinnere.«
wiederholte er mich ,l52«« qiebt nicht-J,
Miß Gr«:tilock, me Eis betrifft, das
ich je vergessen tönnte!«
Sie wanderten schweigend weiter
nnd traten in den Pakt von Grenloct
Wood ein. der in der Belenchtnnq des
Mondes einen aanz zanderhasten An
blick bot. Breite Lichtstrahlen sltttt,ctcn
trie flüssiaes Silber über die Blätter
und Blüthen der grünen Wildniß
ringsumher nnd neben den hellen Bah
nen, die sich durch das arüne Land zo
gen, erschien die Finsternis- der daneben
liegenden Büsche nnd Bäume nosh tie:
ser, purpurner, arheiinnißvoller. Un
sschtdare Sprinabrnnnen plätscherten
leise; blühende Rosen nnd .s)eli«t:open
erfüllten die laue Lust mit ihrem be
rauschenden Dust.
Jahre waren vergangen, seitdem
Vandine seinen letzten Besuch in den
Woodg abgestattet hatte. lsr blickte
sich um nnd mnrinelte unwillkürlich vor
sich hin: »Was das in mir die Vergan:
genheit wachrust!«
Ethel wars ihm einen raschen Blick
zu nno erwiderte seufzend: »Man-J Bild
wird immer in den Woodg umgehen,
und sür mich ist gerade riess das
Schönste vosn Allein hier. Für Sie
freilich must die Erinnerung an Man
Mr trübe sein!«
Der Gedanke, von tithel falsch be
urtheilt zn werden, schien Dick nner
träglich.
»Aus die Gefahr hin, in Ihren Au
gen unbestiindig zu erscheinen, Mis;
Greylocl«« belannte er sretmiithig,
»mus; ich Jhnen erklären, das-, der
Kummer, der sich in meinem Herzen an
Nans Bild tniipste, von Jahr zu Jahr
kleiner nnd schwächer geworden ist.
ch liebte sie einst, wie Jhnen bekannt
it; sie aber machte sich durchauss nichts
aus mir. Und da ist es wohl natür
lich, daß unter diesen Umständen meine
unglückliche Liebe schon vor ziemlich
langer Zeit einen sansten Tod gesun
den hat«
Cthel antwortete nicht: sie schien
verlept, ärgerlich. Unterdessen hatten
sie die steinerne Treppe erreicht und
blieben stehen.
Nach einem Moment deg Still
schweigen-s streclte Ethel die Hand aus
und sagte ruhig: »Gute Nacht, Dr.
Bandine! Da Jhrer Ansicht nach die
Epidemie so gut wie erloschen ist, so
werden wir uns wohl so bald nicht
wieder treiien.«
Er hatte ihre Hand erarifsen nnd
hielt sie fest.
»WaH?-!« rief er. »Ich soll Sie
nicht wieder tressen?! Das ist ein har
tes Wort, das Sie da zu einem alten
Freunde sprechen, Politi. ein sehr har
tes Wort nach solchen Wochen, wie wir
sie miteinander in den Blactporter
Hütten zugebracht nachdem Sie mir
dar- Jdeal der Frauenwiirde und des
Frauen-verwies wie ich eg so nie vor
her geahnt, entschleiert haben«
Er nannte iie bei ihrem altem Na
men.
Das Mondlicht iiel voll aus Ethelg
sein eschnitteneo dunkles Antlitz; er
sah hränen in ihren Anaen
Ein Schrei entrang sich den Lippen
des Doktors.
»Ich liebe Dich, Polln!« jubelte er
aus, »und ich bin davon überzeugt,
ich D· — Dich allein immer ge
lie t habe! ollen wir uns wiedersehen
oder nicht?«
Ethels Hand laa still in der seinen.
Die Thranen, die bisher an ihren
Wimpern ehanaem rollten seht lang
sam über i e Wanaen.
»Wie darf ich glauben. dass ich von
Ihnen geliebt werde,« murmelte sie,
fsio viel Glück kann mir nicht bestimmt
e n.«
Er og sie an sein Oerz und bedeckte
ihren und mit Küssen.
Die Arme um seinen Hals efchluw
gen, den Kopf an seiner Brut Thor
gen, erzählte ihm Ethel unter heäs
nen de- Gliietei in der stillen, mond
» Sonntags-Blatt «
Beilage deS ,,Anzeiger und Herold«.
Js B- Womitle Herausgeber
Grund Jstancy Mehr-, sen 7i Janqu 1898.
No- 17, Jahrgang 18«—
l
hellen Naign daß sie ihn geliebt habe
von dein « a e an, da sie ihn zum er
sten Male ge ehen, nnd wie sie ihr Ge
, hemnnß doch so sorgfältig zu verber
» gen gewußt, daß lein menschliches We
s sen 1e eine Ahnung davon gehabt habe.
Dick blickte sie erstaunt, begeistert an.
,,litroßer(9vtt! Wie blind war ich doch!«
rief rief er ans. »Sicherlich, mein Lieb
ling, ist tein Mann so thöricht gewesen,
wie ich!«
f Auf fo einfache Weise verfchenlte die
Herrin von Grenlock Woods ihre Hand
und«all’ ihre Reichthümer. Sie wurde
wenige Wochen später dem jungen
Arzte in derselben Kirche an etraut,
wo Rat-. und der Baronet das elüsbde
Tier Treue mit eintnsder getaufcht hat
en.
Il· Il- sit
Es ist fast zwölf Uhr. Ueber dem
Mittelländischen Meere, den Palmen,
Gärten nnd Hügeln der Riviera, dein
schönen, im Schutze der Alpen liegen
den Rizza, das von Vergnügungs
jagernutid Gesundheitsuchenden aus
. allen Theilen der Erde fast iiberfiillt
ist, vbriitet die Mittagshitze Auch auf
die hübsche, von Orangen- und Citrog
nenbänrnen beschattete, gerade in der
Hauptstrafze lie enden ,,VillaMaria«,
welche von einer chönen Amerilanerin
bewohnt ist, fallen die heißen Strahlen
der Sonne; es scheint faft, als ob die
strahlende Hinnnelislönigin alles Leben
in dem schmucken Häuschen ertödtet
hätte, so still nnd regnnglog ist es in
demselben.
Die Uhren in der Villa schlagen eine
· nach Der anderen Zwölf, und wie durch
die hellen Töne erweckt, erscheint auf
der Treppe ein schwarzer Wage in Li
vree, welcher in der Hand eine tast
bare, iiber und iiber mit Theerosen
gefüllte Vase tragt. Er giebt an einer
der seidenen Portieren ein leises Zei
vvn einer zierlichen Fiamnierzofe bei
Seite geschoben
- - k» , - - k A«
chen, und gleich daran wird dieselbe T
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,.;:Zi1)last were-. Iris wrenroer noch
erkundigte sich der Schwarze.
»Ja,« versetzte das Mädchen, indem
sie die duftende Vase in Empfang
nahm. »Als sie nestern von Monaco
zurückkam, war sie sehr erschöpft; sie
hat am Spieltisch viel verloren und«
- die Kleine znclte die Achseln -—- »es
beistimmt die Gnädiae immer, wenn
sie verliert. Mein Himmel! Diese
Amerilaner sind ja so reich, daß ein
paar tausend Franks melir oder weni
ger ihnen doch unmöglich etwas
ausmachen tönnen!«
Der Schier e zoa sich in den Cor
iidor zurück. · ie Zofe wurde unge
duldig; sie öffnete die Thiir des
Schlafzinimer ihrer Herrin und blickte
hinein.
Es war dies ein wirllich reizende5,
lleineg Gemach, dessen Fenster eine
herrlich-: Aussicht auf die Promenade
und das Meer boten. Die Wände
s waren mit Spiegeln und Vergoldung
l reich geschmückt, die Möbel tostbar ein
- gelegt und das Bett, welches in der
Ecke stand, mit liinstlerisch ausgeführ
teni Schninwert verziert. Die Zofe
schlich leise und vorsichtig auf dasselbe
zu
k
I
s
I Eine schön gesormte Hand lag be
s wegungslos aus der Decke: das wachs
IIbleiche Antlitz der Schläferin war in
» die gestickte-n Rissen gepreßt. Die Zofe
s schaute hin; sie beugte sich über das
s Bett, berührte die Herrin, schob den
s Fenstervorlyang zurück, blickte noch
l einmal hin und floh dann. einen gel
§ lenden Schrei ausstoßend aus dem
Zimmer.
I »Lause zu dein englischen Arzt!«
7 rief sie dem herbeieilenden Neger zu;
! ,,mit der quädigen Frau ist etwas nicht
s in Ordnung. Oli, mein Gott!
s glaube, siejst todt!«
Der Schwarze rannte davon.
Wenige Minuten später tani der
Arzt; er priiste die still und talt auf
dein Bette liegende Mrz Jris Grei)loc«.,
betrachtete anfinertiam eine lleine
Flasche und ein Glas, die auf dem Ti
sche standen, unk- eitlärte dann lnrzz
»Sie ist schon seit mehreren Stunden
todt!«
»Ob, mein Herrl« treischte oie "z-,ofe.
»Ist es Selbstnis.rd?«
,,Einc zu starke Dosig Chloral wahr
schcinlich,« meinte der Arzt.
»«J«Iiadame mußte ibre Tropfen has
ben," sagte das Mädchen: »sie tonnte
ohne diese nicht schlafen, und da sie
sie tern Abend in Folge ihrer Spieloer
u te in Monaco "ehr aufgeregt war,
be a«hl sie mir, die sis ein wenig, ein
qan tlein wenig stärter als sonst zu
rna n. Ach, wie schrecklich! Man
zioird ie in Nizza sicherlich noch sür
! lange seit nicht vergessen: kannte doch
« Jedermann die hübsche Dame, die niit
ihrem Gelde so freigebia war wie eine
Her gin.«
»Seit Rizza wird an Niemaner
lange gedacht," bemerkte der Arzit kühl,
als er das Haus des Todes verl eß.
Das ewia Pläne schmiedende Hirn
und das raftlose Herz der ehemaligen
Tänzerin —- sie hatten endlich Ruhe
gesundem Aus einem Tische nahe dem
it lag ein unvollendteter Brief, der,
wie die Aufschrist erkennen ließ, siir
die jenseits des Oceans lebende Tochter
der Verstorbenen bestimmt war.
Die letzten Zeilen lauteten: »Das
Leben ist nicht werth, gelebt »Hu wer
den« Ethel; das meinige ist hoffnungs
los verfehlt; Alles belästigt und ermü
det mich; Du bist glücklich zu preisen,
daß Du die Natur Deiner Mutter nicht
geerbt hast. Jch sbin und war all mein
Leben lang eine unglückliche Frau —«
" Dieser unvollendete Brief wurde mit
der Nachricht von dem Tode derE
Schreiberins iisber’s Meer gesandt, denn
Mutter und Tochter waren ja durch
Tausende von Meilen von einander
getrennt. Die Leiche der Mutter ruhte,
wenn auch im sonnigen Italien, so i
r
doch in emder Erde, während die
Tochter in der Heimath, im freien
Amerika, als glückliche Gattin lebte.
Ethel nahm den Tod der Mutter
nicht allzu tragisch aufs hatte sie doch
nie die Liebe des Kindes iiir sie em
pfinden können. Man war von dem
plötzlichen Hinscheiden derjenigen, die
sie seit ihrer frühesten Kindheit als
Mutter zu betrachten gewöhnt worden
war, mehr erschüttert; sie machte sich
Vorwürfe darüber, das-, sie ihr, der sie
doch eigentlich ihr ganzes Lebensglück
verdanlte, nicht das gewesen, was sie
ihr ei«entlich hätte sein sollen - — eine
hinge ende Tochter.
Jhr Gemahl tröstete sie hierüber; in
seiner ruhigenWeise meinte er: ,«"3hret- ’
wegen hättest Du noch heute ein Stra:
ßentind sein können: Du warst ihr nur
das Mittel zum Zweck: Dank hast Du
ihr nie geschnldet.«
Im Sommer des nächsten Jahres
traten sich die einstigen lseiden Bettel
linder aus Harmonh Allen, das wirt
liche und das angenommene siind der
- Tänzerin, in Nizza und leatcn Kränze
aus das vereinsamte Grab Lerjeniaen,
z die eine so wichtige Rolle in ihrem Le
" ben gespielt hatte.
(Ende.)
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Die Reclame gilt vielen für eine Er-:
findung unseres Jahrhunderts Jn der
That ist die Reclame aber schon sehr
alt, nur ist sie in unserem - ahrhundert
ausfallender geworden. ie älteste
Form der Reclarne sind wohl die Aus
liängeschilder neben dem Aus-legen der
Waaren selbst. Schon die alten Aeghp
ier und Griechen haben die Bedeutung
I der Aushängeschilder und der Laden
; lieichen getanni. Und die Krämer und
J Hand-werter des alten Rom verstanden
« es auch, die Vorübergehenden durch
breite, offene Auslagen ihrer Waaren
zum Kauf anzulocken Auf dem Schilde
eines Schinienhändlers prangen siini
Schinten nebeneinander; ein Milch
händler z. B. hat ein Ziege in Terra
. cottarelief an seinem LadeupfeiZer an
gebracht. Jedes Gewerbe der Wein
händler, der Parsiimerie und Weib
rauchhändler, der Apotl)eter, der Land
messer und andere, haben ihre beson
deren Abzeichem die später im Mittel
alter zu förmlichen Zunftwappen aus
gebildet wurden. Alliuiihlich wurden
dieplastischen Zeichen durch geschrie
bene und enialte Firmenschilder ver
drängt. « uch die Mauerreclame, die
sich in der Liifaszsäule zum Monucnen
talen entwickelt hat, geht zurück bis auf
die Zeiten Alt-Roms. Aus dem soae
nannten »Album«, der von der Regie
rung errichtet nnd auch an Privatper
ionen deriniethet wurde, wurden der
schiedenerlei Anzeigen in roiber nnd
schwarzer Farbe aemalt; war das Al
bum voll oder die Anzeiae veraltet, so
wurde es einfach überweißt und aufs
neue beschrieben. Im Mittelalier dien
ten Rathhaus-: und Kirchenthiiren zu
allerlei Bekanntmachungen.
s . I
bereiihalten. Die mittlere Länge eines
auseinandergestreckten Wiirstelpaarcz
zn nur 25 Centimeter qerechneL eraibt,
wenn man die F«),0»« Paar Wiiriteln
nebeneinanderleat, eine Gefamsniliinae
vin zwölfeinhalb Fitlomeiern
II· Als li
Reservitt. »Hier, diesen weftfalsiichen
Schinten könnte ich Ihnen sehr ein
pfehlen, Herr Graf.« ,,3(invein auf
adeligem Hofe gezaqu worden P«
J- sit sit
Es giebt zwei Zotten Wittmen, sa «
das New York »Journal«. Witttrs
Jus der alter- Schule und Wittn
« für Pension-Invele
II If
Kathederblüthe: »Nanfen hat sich nie
venvellende Eissporen verdieni!«
- ..— —.——«
(7mpfehlnna.
»Sie wünschen als Redakteur lJei meiner
.;-zeitnng einzutreten haben Sie denn her
vorragende Leistungen auizniveiienis
»L- ja! Ich habe schon einmal wegen ei
nes einzigen Vlrtilels ein Jahr Gefängniß
gekriegt-«
Niezuiriedem
Zonmteririichlen »Na, Ihr seid wohl die
fes Jahr mit der Ernte recht zttfrieden?«
Bauer: »Ach, es giebt viel Kartoffeln, iie
sind auch dick, mehlig und schmecken gut, aber
es find feine kleinen file die Schweine dabei
Fram »Zeig mal het, Otto, Du haft da
ein-at in den Fastent
Manm «La nur, es werden ein paar
Lorbeer-blauer feint«
Wie Piraten
Sie-Roman von ex su. Ciaktc Russle
ifsotijetznngJ
,,Unsre Begegnunq mit der Bart ist
ein höchst erstaunlicher Zufall,« nahm
dieser das Wort, nachdem er sich ein
Quantnm Rum in den schwarzen
Trank gegossen hatte. »Aber hätte sie
auch das Zehnfache deg gesto«hlenenGol
dee jetzt noch in ihrem Raum, so würde
ich selbst dann noch aus tiefstem Herzen
bedauern, sie aufgefunden zu haben.«
»Und warum dass« fragte Miß
Manseh große Verwunderung heu
chelnd.
»Sie fragen noch? Muß ich Sie nun
nicht verlieren?« versetzte Boldock zärt- 2
lich und schmerzvolL
Das Mädchen antwortete nicht.
»M1ß Mansel W oder lassen Sie
mich Margaret zu Ihnen sagen,« fuhr
er fort, mit beiden Händen seinen Rock
fassend, als miisse er sich zu eineiii·l)e:
roischen Unternehmen aiirten, »Mac
gnret, ich bin ein Eeeinanm nichts
mehr und nichth weniger. und ali) sol
cher nicht gewohnt zu treuzen, wenn der
Wind günstig ist. Wenn ich nicht
glaubte, solch einen günstigen Wind in I
Flsren Augen zu erblicken, dann Mar
garet, bei meiner tflire nlS Officier
und Otentleinniri wiirde ich mich einer
solchen Rede Ihnen geqeniider nicht
unterfangen — - Altarqareh ich liebe
Zick«
»O Capitän Volk-sit . . .!«
»Ja, Margaret, ich liebe Sie,« wie
derholte der Commander, indem er sei
nen Sitz verließ und tiihn neben Der
jungen Dame auf der Ziastenbant Platz
nahm. »Sie sind das erste Mädchen,
oag jemals meine Zuneigung gewann.
Jch besitze teine Reichthümer, aber ich
bin wohl im Stande, eine Frau zu er
nähren, und so frage ichs Sie hiermit,
» wollen Sie meine Frau werden, wenn
: wir mit dein Willen Gottes die beiden
I Schiffe gtiickcich in den Hasen von Syd
ney gebracht haben?«
I Die junge Dame saß blutiiIbergossen,
l aber sie antwortete nicht. Ein Beben
H durchlief sie, als Boldoct seinen Arm
um sie legte. Der Antrag war ihr tei
neswegg unerwartet gekommen Längst
hatte ne ertcinnt, daß der Schiffer fein
Herz an sie verloren, längst war sie sich
der Auftnertsaniteiten, mit denen er sie
umgab, sehr wohl bewußt. Er war ein
Seemann, rauh, bieder und gutherzig,
dazu ein Osfizier in der koniglichcn
Marine.
»Sehen Sie, Margaret,« so führte
er seine Sache weiter, »wenn Sie steh
an Bord der Bart begeben, dann sind
wir getrennt. Schlechtes Wetter kann
die Schiffe verschlagen, eins hierhin, ei
nes dorthin. Auf See ist nichts un
möglich. Aug Diesem Grunde bitte ich
Sie, mir jetzt und hierzu sagen, ob Sie
mein liebes Weib werden wollen, wenn
wir nach Sndneh zuriictgelangt sind.
Wollen Sie, Margaret - liebste Mar
garet? Wollen Sies«
Miß Mansel sentte den Kopf.
»Ich habe ost gedacht nnd gesagt,«
antwortete sie leise, »daß, wenn ich je
malg heirathen sollte, niein Gatte ein
»
Seemann sein-müßte , . .«»
»Na sehen Sie - ich bin ja ein
« Seeuiann!« rief der isoiniuanber gliiet
s lich. »
»Da-J weiß ich,« versetzte sie locheno
Der Schiffer riictte ein klein wenig .
« von ihr ab, wie niu Den vollen Anblick .
- von ihr zu gewinnen; Dann legte er ihr
den Zeiqesinqer unter dass Linn und
hob ihr lachend-«- Antlitz aus.
»Als-J LUZargareL liebste Margaret,
« sprechen Zie das Wort aug. nach Dein
mein Herz so hungrig ist; sagen Sie
mir, Das-, cie iiieine Frau werden wol
len, uuo dann gehe iih Jhneii einen »
? Kitsz.««
»Aber vSie teiiiieii iiiieh ja erst so
kurze «-3eit,« antwortete Das junge
Märschen »Wissen Zie denn, ob ich
Ihren Erwartungen entsprechen nnd
Jhnen die Frau sein kann, die Ihrer
T wiirdia ist ".«'
»Jch tenne soviel von Ihnen, wie
«e von mir, Das gleicht sich also aug,«
es Der Schiffer ungeduldia. »Geben
Sie inir Jshre Antwort, süße-Margaret,
lasgn Sie mich nicht so lange zappeln!«
- ainit spitzte er schon die Lippen.
Halb lachend nnd halb weinend, mit
Wangen, die so roth waren, wie die
seinen, legte Margaret ihren Kopf an
des Schiffe-re breite, hoch gewölbte
Brust, in der das treueste Herz schlug,
das je um eine-.- Mädchens Liebe ge
werben.
,,Ja,« hauchte sie, »ich will Jhnen ein
treue5, liebendeg Weib sein.«
Dann begegneten ihre Lippen denen
des Cornrnanders. -
20. CapiteL
Das Großboot.
Die Nacht verging ruhig. Der Mor
gengen brachte das schönste Wetter,
ie See war beinahe asiati. und als
Boldoel an Deck kam, befand sich die
Bart etwa einenPistolenschusz weit hin
ter dem Hecl der Briga. Auf seinen
Anruf ließ Matthews backbrassen und
sendete das Boot herüber: der Com
mander und seine Verlobte begaben sich
in dasselbe und wurden an Bord der
»Queen« gebrccht, die sodann wieder
vollbraszte und ihre Fahrt im Kiel
wasser des »Wellesley« fortsetzte.
Kaum hatte Miß Mansel den Fuß
auf das Dect der Barte gesetzt, als sie
ihr Antlitz verbara und in Thränen
ausbrach. Die Erinnerunq iibertoäls
tigte sie. Der Commander suchte sie
zu beruhigen und zu trösten, und sein
Gebt-ihren hierbei veranlaßte Mr. Mat
thewg, erstaunt die Augenbrauen em
porzuschrauben und einen vielsagcnden
Blick auf Stu«bbins, den Bootstnanm
zu werfen. William und Harry aber .
standen mit Eveit aufgerissenen Augen I
von ferne.
»Gott bewahre unsi« sagte der Däne
mit stockendem Athe1n. »Sie war über
Bord und esoffen und nun ist sie wie
der da, lebendig und gesuno.«
»Es giebt Leute,« versetzte Willi-.1m,
auf dessen Gesicht sich bald Erstaunen,
bald abergläubische Furcht abspiegelte,
»e5 gibt Leute, die nicht ersaufen tön
nen. Mein Großvater kannte einen
Schatten, der in einem fort über Bord
fiel, sobald sein Schiff im Dort lag.
Sie harten den Plumos und fischten
nach ihm, und wenn sie ihn nach ein
paar Stunden aus dem Grunde geholt
hatten, dann war sein erstes Wort:
»Noch einen Schnabe« Mutter!«
Inzwischen harre oie wufz mir der
Linken die Thränen aetroctnet —— ihre
Rechte hielt Botdock zärtlich in seinen
beiden großen Händen —- und nun
folgte sie diesem und Mr. Matthewg
in den Salon, um im nächsten Augen
blick in ihrer Kammer zu verschwin
den. Voldock schaute sich in oer Cajüte
um, die ihm im Vergleich zu den
Litäumlichtleiten seiner Bring wie ein
Palast erschien. Nach einer kurzen
s Untersuchung der Nummern machten
sie einen Rundgang ü«der das Schiff;
sie stiegen in die Großlute hinunter,
besichtigt-en die Trümmer des Ver
schlages, in dem der Goldschatz verstaut
gewesen war und als sie endlich in den
Solon zurückkehrten, fanden sie da
selbst ein Frühstück servirt, das Wert
eine-» der Matrosenz denn ein rechter
Janrnaat weiß sich mit Allem zu be
J fassen; nebenjeinen seemännischen Oli
; liegenheiten ist ihm kein Handwerk un
z bekannt, nnd muß er Koch- und stellner
sein, so thut es ihm auch darin keiner
zuvor.
Den Connnander aber erwartete
H noch eine besondere Ueberraschung;
. MißMansels Stammerthür öffnete sich
und heraus trat diese junge Dame, ge
tleidet in ihr bestes marineblauesCm
stüm, das ihr entzückend stand. Bol
« doct konnte bei dein Anblick des schö
»nen, ecrothend lächelnden Mädchens
L einen Ausruf der Freude nicht unter
. driicten; er führte ihre Hand an seine
Lippen und stellte sie dann stolz leuch
T tenoen Blickes dem Obersteuermann als
seine verlobte Braut vor.
,,.f)-atte ncir so etwas gedacht,« Jer
setzte Matthews mit trockenem Lächeln.
· »Jet) gratulire von Herzen.«
Oavet vckveugle er Ilcy vor uecus
Paare, wie ein Matrose der an der s
Zchifsgpumpe stein.
Beim Frühstück drehte sich die Un
terhaltung naturgemäß utn den See
ranb und um die Aussichten auf Wie
Derertagunq des- Golde-A
t
t
t
t
-
»Ich muß die Nuggeth baden, Mar- ;
garet,« sagte Boltoct, »ei- koste, wag es «
wolle. Dann tiiesbt es Beraegelber und ;
zwar nicht wenig, jedenfalls genug, »
ung- ein Heim zu schaffen, und zu einer ;
fröhlichen Hochzeitsreise bleibt wohl
auchnochwag übrig Und Ihr An
tbeil, Mr. «:Uiattbetv5, wird sie in
den Stand setzen, die Seefabrt aufzus
geben.«·
Der Steuermann rollte die Augen
stumm, aber angdrnctsooll gen Hirn
mel.
Nach einaenotnnteuetn Mahle begab
man sich aus dag Achterdeck.
,,Wvllen Sie nun vielleicht hören,
Sir, wag die beiden Matrosen dariiber
zu berichten wissen, wie der Raub vor
jichging und wie die Bart nachher vom
Anker trieb·"3«
Boldock war damit einverstanden,
und die Matrosen wurden gerufen.
Noch schien die Sonne nicht zu heiß,
Daß ein Sonnensegel nöthig gewesen
ware. Misz Mansel saß mit aufge
spanntem Schirm neben dem Com
mander; der Steuermann stand neben
den beiden.
William und Harry erschienen und
blieben in achtunqsvoller Entfernung
stehen, die Rappen in den Händen.
William begann die Erzählung mit
der Schilderung der Vorbereitungen
zur Landung, sowie der Streitigkeiten
und des gegenseitigen Mißtrauens un
. ter den enn.
s l»Neun?« unterbrach ihn Misz Man
e .
»Ich vergaß zu berichten, daß ein
Zweikampf stattgefunden hatte," sagte
Mr. Matthews.
»Wer hat sich geschlagen?« forschte
das Mädchen.
,,Mr. Masters und Mr. Cald«well,'«
antwortete William.
,,Caldwell schoß Mafters mitten in’s
Herz,« erganzte Matthews; »der Leich
nam wurde über Bord gesenkt.«
»Mögen die Hallunken so LBittfahren
und sich gegenseitig ans der elt schaf
fen!« rief der Commander.
Mifz Mansel aber hatte das Gesicht
agewendet und schaute über die See
hinaus· Sie hielt den Schirm so, daß
Boldocl sie nicht beobachten konnte.
Jhre Wangen waren hochroth unp den
noch bebte auf ihren Zügen ein leises
Weh. Aber nur einige Augenblicke,
dann hatte sie sich beherrfchte, und der
Schirm hob sich wieder.
William setzte feinen Bericht fort.
Er erzählte, wie die Piraten sich be
waffneten und in dem Großboot an's
Land fuhren. Er war ein Mann von
schwerfälligein Gedankengang und ö
gernder Sprechweise. Boldock niu te
ihn oft unterbrechen. wenn er zu weit
schweifig wurde. Endlich entzog ihm
der nngeduldige Commander daszrt
und hieß den Dänen weiter erzählen.
»Nati) einiger Zeit kamen die Neun
wieder an Bord,« fushr dieser in
schnellerem Tempo fort, »und Dabe
nire, der große Mann mit der silbernen
Uhrkette, gab mir einen Schlag auf
den Rücken Und sagte, wir wären gute
und zuverlässige Leute« weil wir nicht
mit dem Schiffe davongegangen seien;
wir sollten auch immer gut zu essen
und zu trinken haben und jeder oben
drein ein Schnupftuch voll Gold. Am
nächsten Tage blieben alle Mann an
Bord: sie lagen umher und rauchten,
beguckten die Jnfel und lugten nach der
Brigantine ang.
Am dritten Tage kam südwärts
ein Segel ein Sicht. Alles rannte mit
Gläsern nach oben. Es war eine Bri
gantine; sie lag aber nicht auf der Jn
sel zu. Trollop schwor, das sei Saum
« derg, der dumme Kerl aber wissedie
s Insel nicht zu finden, man musse ihm
daher helfen. Jetzt ging es »auf An
tei« und mit vollen Segeln hinterher.
Tie Jagd dauerte mehret Stunden,
dann sagten einige der Gentlemen, die
den »Rival« kannten, diese Brigantine
wäre nicht die richtige. Und so iVar’s
auch. Eis entstand viel Zank und
Streit und Davenire und Trollop gin
gen einander sogar mit Faustschlägen
zu Leibe
»Es-Heiter, w«eitc11" dranare Ootoocn
»Wir kehrten zur Jnsel zurück und
gingen wieder zu Anker. So lagen wir
drei Tage müßig. Dann schafften sie
eine Menge Proviant an Land und und
tm nächsten Tage auch das Gold.«
»Habt Ihr vom Schiffe aus beobach
ten tönnen, wo sie mit dem Golde blie
ben?« fragte der Commander.
»Durch eins der Gläser, die sie aus
den Kammern der Passagiere geholt
hatten und die an Deck um’her.lagen,
sah ich, wie sie das Gold vom Strande
landeinwärts trugen. Die Kisten wa
ren sehr schwer, Und alle Mann hatten
vollan zu thun, immer zwei auf ein
mal 311 transportirem Isch- beobachtete
sie, dig sie im Buschwerk verschwan
den, und wenn ich auch nicht wissen
kann, wo sie das Gold versteckt haben,
so könnte ich doch vom Strande aus «
z genau die Richtung angeben, die sie
cinschlugen.«
»Sie können die Kisten nur in einer
Höhle oder einem ähnlichen natürlichen
Schiupftoinkel verstaut "ha«ben,« be
merkte Mr. Matthews, »denn nach Al
lem, wag ich höre, hatben sie weder
Spaten noch Picken mit an Land ge
noinnien.«
-.--«-.«.
»Wie ging es zu, Das ole Bart vorn
Anker gerissen ««wurde?« fragte der
Commander weiter.
»Daß war vor vier Tagen, kurz vor
Soniieiiuntergana,« antwortete der
Matrose »Die Gentlemen spazierten,
wie sie täglich thaten, an Land her
um; das Schiff lag ungefähr eine See
ineile vom Stande entfernt, ich konnte
durch dac- Glas deutlich erkennen,
wag sie dort angatben Die See
war ganz glatt; da aus einmal kam
von Westen her eine mächtige Dünung,
hoch wie ein Berg, eine richtige Fluch
:velle und hinter ihr noch eine und noch
eine. Die erste drückte Buaspriet und
Bart fadenties unter Wasser, bei der
zweiten aber that das Schiff einen Satz
und blieb hoch oben auf dem Wasser
berg; der Ziiuct warf mich nieder; in
meiner Betäubung und in dem Getose
deg welk-enden Wassers bemerkte ich
» zuerst gar nicht, daß die Linkertette ge
i rissen war. Am Strande stand Rotz
i lich eine ungeheure Brandung, der
weiße Schaum stiea mindestens hun
Dert Fuß hoch und das über die Rüste
« hereinbrechende Wasser verursachte
« einen Lärm mie ein schwere-Z Donner
; wetten«
»Im kurzen Worten also,« unter
- brach ihu der Schiffer, »die Bart trieb
s
i
vorn Lande ab, dann wurde es sinster,
nnd ain nächsten Moraen war teineJ-n
sel mehr in Sicht·«
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»Ganz recht, Sir,« sagte der Dane.
»Und wie lange dauerte dieser Aus
ruhr im Wasser?«
»Bis- nach Mitternachi.«
»Wir. Msatthews, wie wär’g, wenn
wir jedem dieser beiden Seesahrer ein
Glas Grog verabreichten?«
»Ganz wie Sie wünschen,« sagte der
Steuermann, und William und Harrh
bedeutend, ihm zu folgen, stieg er in die
Cajiite hinab.
»Und Du meinst, daß wir morgen
schon die Jnsel erreichen werden?"
nahm jetzt Miß Mansel das Wort.
, »Morgen Abend gewiß, meine süße
Margaret, vorausgesetzt, daß diese
Briese an’hält.«
Gortsesung Iolsy