-. set Straßenmnsttmut Von Jules Brannt l. Alle Tage stellte er sich beim Ein brnrh der Dämmerung unter meins Fenster neben einer Gasflamme auf-s dieser seltsame Hofmufitant. Er trugl einen alten, an manchen Stellen leuch-! tenden Gehrock, dessen Nähte weiß ge-i worden waren, eine altmodische Hofes nnd ein Paar zerlöcherte Stiefel. Daj der Kraan seines Rockes stets in die höhe gellappt war, so wnßte man nicht, ob er ein Hemd hatte. Trotz dieses elenden Kostüms hatte der. Mann ein feines, weißes Gesicht unters dem alten abgeschnitten Cnlinder; sein Schnurrbart von hellem Blond war elegant gedreht, und er war stets frischi rasirt. J Die Wandermusiter treten gewöhn-» lich zu zweien auf; er lam stets allein, s so daß er gezwungen war, um singens zu können, seine Geige zu halten, wies es die kleinen Jtaliener thun. s Auf seinem Gesicht lag der Stempels einer tiefen Traurigkeit, der sich anchs in seinem Gesange und im Ton seiner « Geige verrieth; aus diesem Grundez , war mir der Mann sofort sympathisch T Alle Abende lehnte ich mich, während ; er seine Lieder sang, aus dem Fensteri , und hörte ihm zu, obwohl er stets die-— J selben Melodien sang. Ungefähr cis-J nen Monat hindurch sah ich ihn jeden ; Tag. Jm Dasein dieses Mannes gab » es augenscheinlich einen tiefen-Schmerz. s Eines Abends bemerkte ich an ihm » seltsame Manierem eigenthiimliche Be- I H wegungen; Von Zeit zu Zeit hrrschte ein - Lächeln iiber seine Lippen, doch dieses « Lächeln drückte keine Freude and-; esp tvar ans Bitterkeit und Ironie zusam- s engesetzt und triibseliger anzrrsehen,s ls die Traurigteit selbst· « hatte ihm vielleicht das Geld ge-. « ehlt, um sieh seine Liederhefte beim ? Berleger zu kaufen, die er nach dem F Absingen seiner Melodieen auf den I Straßen verkaufte? Er lam an einem ». Septemberabend wieder und sang nicht ·. mehr, sondern spielte nur Geige. Bei Eben ersten Tönen sagte ich mir: s »Aber dieser Ungliiclliehe ist ja ein I Künstler!« ? Jch lauschte. Nie hatte ich dieser Musikstück gehört, das einen so tiefenT Zindrucl ans mich machte. Es wars s gleichzeitig sanft und siis)» wie dass Zwitschern der Vögel, und traurig,i traurig, wie der Fall der Blätter unter s J ern nebligen Herbsthinnnei. « Der Musikus hatte den Kopf nach inten übergeworfen; sein starrer; lick schien etwas am Horizont zuf «uchen. E Als er fertig war, fielen seine Arme J s n seinem Körper hernieder, und beik I F em zitterndem gelbliche-n Lichte der; , IGasilamme sah ich ihn weinen. s Von einem Gefühl des Mitleids ge k , titiebem stieg ich auf die Straße hin- g imter und näherte mich dem Unglück I lichem F stz »Was wollen Sie von mir?« fragtel "Jr mich und hob das Geld auf, das ; fnan ihm ans den Fenstern zugewori « en. « Ich sagte ihm, ich wiire einer seiner T etvöhnlichen Zuhörer und machte ihm I soniplimente iiber die Art, wie ers .ine Picsce gespielt hatte. »Ach, Sie haben gehört? Nein, T «ein; sag en Sie nicht« das; ich gut ges f Hielt ha e; das ist schlecht iviedergeik · Leben; d s ist gar nichts-! Ach, wenn F ie den alten Vater gehört hättenls einte, wenn man ihn l)örte,3 fühlte sich mit den Saiten seiner! e g erbeben! Das war das Musik ; « , das Blanche, meine Frau, so. . te! Sie will, ich soll es ihr vor ielen und ich kann nicht; nein; ich nn nicht! ich tann es nicht so wieder ben, wie ich es empfinde, wie es der l ater Dormann spielte, wie eg; lgnche liebte!« I l Während er sprach hatte er seinen« togen nnd seine Geige eingepartt nnd gir gingen beide nach Bellepille hin nter, too er tonhntex er theilte mir .· eit, er wäre Handlungsriehilfe, hätte » , der seine Stelle verloren nnd niiire . Inn gezwungen ans die Straße in then, um fiir siih nnd seine Frau den iebenesnnl lerlnilt zu verdienen ? .- »Aber Sie sino doh ein stiinstler, « « tite ich zu ihm, »und konnten LNichtM Nicht-: inel)r!« unterbrach , mich bitter, »e5 ist zu spät. Tir jchmerzen nnd dig Elend halsen mikij JrnichteL Fiiiher siiiclte idi in ten « Prater- und tioncertorihesterm er . . .« Er sprach den Satz nicht aug. . s or seiner Wohnung angelangt, ei « , m alten, banfgjlliaem schwarzen, , " iten und hohen Hause-, dar- eine. ße Reihe von Fenstern lzeigte, fragte ’ ihn nach seinem Namen und vers- » eh, mich mit ihm zieheschiistigem » —r hiesz Paul Anmndier. i n den folgenden Tagen lam eri mehr tvie gewöhnlich unter meins et; was konnte ihm nur zugesto- ; ein? l es Abends gina ich nach Belle I « um meinem stiinstler mitintheis - ich eine Stellung für ihn ge ; n hatte. i vn gelangte zu feiner Wohnung iner dunklen schnuitzigen Treppe dackligen Stufen, einer Art Leit r den Wänden, ohne Geländ: r. ten Stock klopfte ich an eine« en stehende Thür, an der cinek arte tlebte Msm antwortet t, doch ich hörte die Geige Paul iet o nnd trat ein. i nem Fenster stand er, schwarz i ' den åeops nach hinten gewor i lick traumverloren auf deni Himmel qerichtet, der beim Einbruch der Nacht bereits dunkel wurde und spielte. Jn der Wohnung erstickte mich ein starker Geruch —- der Duft von Sage spiihnen, die man in die Särge legt, um die Todten weicher zu betten; im Zimmer war alles in Unordnung. Beim Geräusch meiner Schritte hörte Paul Amandier zu spielen aus; dann legte er bei meinem Anblick seine Geige auf den Tisch und trat aus mich zu. Er hatte starre Augen und sein Ge sicht War entstellt. »Blanche ist todt!« sprach er und ! schüttelte den Kopf. T Dann sant er aus einen Stuhl, wie z derbolte: ,,Blanche ist todt!« und fuhr I dann mit erstickter Stimme fort: Z »Das ist eine traurige, recht traurige i Geschichte, doch ich will sie Jhnen er zählen.« I H. t Nervös und dumpf begann er: ,,Vor«siins Jahren lernte ich in ei nem Theater, wo ich im Orchester mit wirtte, einen alten Geiger kennen, den H man den Vater Dormann nannte. Er ! kam stets mit seiner Tochter. Sie iliiefz Blanche und war sehr hübsch, s dabei aber sehr tlein und schwach mit ·; ihrem sanften, blassen Gesicht, ihren ; blonden, prachtvollenHaaren und ihren sgrofzeiu schönen Augen. ! Jch liebte sie und sie liebte mich. Z Sie war Waise. Mein alter College k war ihr Großvater, wie ich später er i fuhr-, und ich bat ihn um ihre Haud » ,,Vlanche soll Deine Frau werden,« t, sagte er zu mir, »aber unter der Bedin Eguug, daß Du die Musik ausgiebst. s Siehst Du. mein Junge, unser Beruf - taugt nichts. Jm Grunde lauert im i mer das Elend« s »Ich war verliebt, Herr; ich suchte i mir eine Stellung, fand sie und heira Ethete Blanchr. Ach, was war es für Eein schöner Tag, als ich meine junge iFrau in meine bescheidene Wohnung xsiibrte Es war im Frühling, überall schien die Sonne, bis in unsere Herzen hinein. Kinder spielten auf dem Hofe, - j junge Mädchen sangen und sogar das I alte, schwarze Haus erschien mir fröh i lich. . Wie glücklich wir waren! E Der Vater Dormann war kein ein ! facher Musiker, tvie es so viele giebt, er E war ein Künstler ersten Ranges ein j Eomponist von großem Talent, wie ich - nach meiner Hochzeit erfuhr. Doch I sein Leben war nur eine Aufeinander folge grausamer Enttäuschungen ge wesen. Er hatte gelitten und die Sei-— nen leiden lassen, indem er ihnen die grausamsten Entbehrungen auferlegte. . Und damit wir, seine theure Kleine s und ich, nicht ein dem seinen gleiches i Leben führen sollten, hatte er verlangt, ich solle die Musik aufgeben. Wir waren glücklich» D.och ach, unser Glück dauerte nicht lange. Der Großvater starb. Blanche wurde krank. ( Ein Brustleiden untergrub ihre Ge ; sundheit. Sie legte sich in’s Bett, und vor vier Monaten verlor ich meine Stelle. Jch hatte einige Ersparnisse, - suchte eine neue Stellung, fand aber nichts-. Bald stand ich ohne Geld da; eines nach dem andern wurden die Schmuclsachen und die Gegenstände die ich von hier fortbringen konnte, in’"g Leihhaus getragen; ich verkaufte aus dem Markte sogar die Vögel, die Blanehe gezüchtet hatte. Endlich — ; eine-Z Tages war der einzige Werthge genstand, der uns geblieben war, nur noch die Geige des- Großvaters. Da kam ich auf die Jdee, an den Straßenecken Lieder zu verlaufen, und trotz des Schwung, den ich geleistet, ihm ich mit der Geige. die ich nicht E mehr anrühren sollte, mir mein Brot verdient . . . Vorgestern . . .« Ul. s Paul Amandier schwieg einen Au j genblick, dann fuhr er leise, mit gebro I chener Stimme fort: »Vorgeftern, als ich nach Hause lam, z richtete sich Blanche auf ihrem Bettel auf und bat mich, ihr das ,,Vergiß Zineinnicht« vorznspielen. Sie wissen, « Brusttranle haben immer einenx » Wunsch, der sie quält. Blanche wollte die Piece hören, die ihr Großvater siir ; Geige componirt, diese Melodie, die ichv E noch nie fo hatte spielen können, wie ich’ ; es gern gewollt hätte. T Beim Licht der Nachtlampe erschienl ! mir Blanche blasser und leidender alsi . an den vorhergehenden Tagen. SieE ’ lächelte mir zu, und dieses Lächeln H tliat mir wehe. Jch ergriff die Geige und begann. I Doch meine Finger lrampften sich auf den Saiten, die falsche Töne unter dem. ; Strich des Bodens von sich gaben. Jchi E hörte den pseifenden hastigen Athem : Blanche’s; ich erkannte, sie würde mich bald verlassen Plötzlich streckte sie die Hände nach mir aus und sagte: »Paul, mein Paul! Jch werde also « sterben, ohne es ein einziges Mal ge ; hört zu haben!« Da verwirrten sich meine Blicke, es summte mir in den Ohren, mein Herz schlug zum Zerfpringen und ich weiß nicht« welches Fieber sich meiner be mächtigte. Jch begann von Neuem. Ach, diesmal traf ich das Rechte. Ja, so war’s, und es war schön! Aber nicht ich ließ die Saiten unter dem Bogen erzittern, das war ein Geift, der mich erfüllte, —- der Geist des Groß vaters. Blanche war mit weit ausgerissenen Augen fteif und gerade sitzen geblieben und lauschte. Als ich zu Ende war, stieß sie einen Seufzer aus und fiel auf das Kopftissen zuriick. Gif- nmr todt . . . — Auf dem neben dem Tischchen sie-! henden Bett lag ein Stück Papier, aus dem mit Bleistist die Worte standen: »Wenn Du willst, daß ich zu Dir zu rückkehren soll, so spiele das Vergiß meinnicht.« Heut hat man sie dort unten in Saint- Quen begraben. Hinter den Festungswerten war Musik, ein Fest, Drehorgeln . da herrschte Freude und Fröhlichkeit .. doch als wir von hier aufbrachen, da war es traurig; die Kinder spielten nicht mehr auf dem Hofe, die jungen Mädchen hatten sich an die Fenster gesetzt und sangen nicht mehr, das alte schwarze Haus schien durch seine Risse und Briiche zu wei nen Warten Sie, mein Herr, ich werde Ihnen das Vergißmeinnicht vorspielen und Blanche wird kommen, Sie wer den sie sel)en!« 1V. Paul Amandier nahm wieder seine Geige zur Hand. Die Augen zum Himmel gerichtet, den Kopf nach hinten zurückgelvorfen, ein Lächeln aus den Lippen spielte er jene Melodie, die ich schon einmal von meinem Fenster aus gehört. Es war süßer als das Zwitschern der Vögel, und als es traurig, trauri aer als der Fall der Blätter unter dem nebligen HerbsihimmeL Plötzlich warf » der Künstler seine Geige fort, siel auf z gie Knie und rief mit gefalteten Hän s en: i »Der Himmel hat sich geöffnet i da ist Blanche! . Sehen Sie, mein i Herr sehen Sie!. »Ja, sie ist da! .. ; Sie ist da!« i Jch schüttelte traurig den Kopf: ich J hatte oerstanden. Der arme Paul Amandier war wahnsinnig gewor den« A ff Stuf dem Zion-stand Von B. Ranchenegger. Warum i’ koa’ Jaga nit ’wor’n bin? Da mach’ i’ koa’ G’l)eimniß d’rau5. J’ hab’s amal mitg’machi und l)ab’ a’ Haar dr’inn g’fund’n in dera Jagerei —und das is so ’ganga: Mein Freund, der Winerl —— eigentlich heißt er Er win, aber weil das ein ausländischer Nam’ is, sag’n wir blos Winerl — also der hat mich eines Tag- eing’la den, i’ sollt’ mit ihm aus d’ Jagd geh’n — er hatt’ im Sinn, an’ Bock z’ schieß’n, und das wär’ ein sehr großes « Vergnüg’n. Wie i’ vom Vergnüg’n hör’, hab’ i’ glei’ zug’sagt und bin a’ ; pünktli’ um Z Uhr auf der Bahn g’ J wes’n. J’ hab’ rni’ a’ bisserl jagerisch ; z’samm’g’richt’t g’habt: mit einer Jopp’n, mit an’ Hut, der mit an’ Gamsbart ausstassirt war und mit an’ Rucksack sammt Inhalt. Büchs’n hab’ i’ natürli’ keine ’trag’n, weil mir die Jagerei no’ Polizeili’ verbot’n war! Wir kommen also an und i’ frag’ giei’: »Du, Winerl, wo is denn der Wald, wo Dei’ Bock d’rinn is?« — Der sagt gar nix’n, als wia: »Das wirst scho« seh’n!« — und is voraus ’gang’n. Es hat eine Bärenhitz’ g’habt und der Wald, auf den wir zu’gang’n san, ig mir sehr entfernt vor’kommen. J’ trieg’ einen Mordsdurschtz glückli cher Weis sind wir durch ein Dörserl durchmarschirt und da hab’ i’ schnell eine Stel,l)albe l)inunterg’schiitt’i. Sie, das war eine Brüh’! Aber naß war’g, und das war die Hauptsach’. Dann sind wir wieder weiter’gangen —- weiß Gott, wie weit! tfndticb loniina wir in ein Holz ’nej’,s wo ein aroszer Baum steht, ans den wir ; liab«n ’nauflrareln müss’n! Auf einer! Leiter, die den TItani’ gar net verdient,i san wir hinaus; drob’n war so über E, zwera ein Brett ’nanfa’nagelt, und aan dein Brett war so eine Art Vantel, wo k wir uns hin·a’set3t l)ab’n., J’ liab’ scho’j kei’ rechte Lust nimmer a’babt; aber-s der Winerl sagt: »Set3’ Di’ nur nie ; der —--- eg is Platz a’nng siir nnoi Zwoa!« Ja, al’rat siir die Hälst’ vonj mir war Platz, nnd das war ein recht unangenebmes Sitzen! Mein’ Ruclsad l)ab’ i’ neben meiner ans an’ Ast bin- ! g’bängt, und dann hab’ i’ a’toart’t, bis E dös Jagdoergniia’n losgeh’n sollt’. s »Du, Winerl, wo steclt denn da’ Bocks« ; hab’ i’ g’sragt. -—— »Jn feiner Hauti d’tinn!« sagt der spöttisch. —-— »J’ Z moan’, wann er tonnnt?« sag’ i’ wei- ; ter. »Da mnaßt D« ’n scho’ selbers skaa’n,« sagt er d’raus. ---- J’ bin scho’ I suchti’ ’wor’n und hab’ ihm niei’ Mei-- I nung saa’n t1)oll’n ——--- da gibt er mir; einen Rippenstos3, daß i’ beinah« ooinj Banni’ ’rnnterslog’n wär’, und sagt: »Da schau’ ’nau5 —— in’s Haberfeld — da is- er!« J’ schaug ’nang, und wirtli’ siech i’, daß sich ein Viech dort aushalt’t und langsam vorwärts geht. ,,Dö"g is da Bock —-— a' schöner Sechser —--— jetzt heißt’s mäuserlstaat sein, net rühr’n, loan’ Laut geb’n, sonst is er hinl« J’ hab’ also Stillschweig’n g’ lob’n niiiss’n, wie ein Trappister, und dann liab’ i’ halt so d’reig’schaut und g’toatt’t, bis das Jagdvergniig’n an gehen sollt’. Es bat langmächti’ g’ dauert; der Bock hat gar nicht derglei chen gethan, als ob et Lust bätt’, sich schieß’n z’ lass’n; da wird mir aus ein mal ganz miserabel. So ein schlechtes Bier lann alle möglichen Wirkungen haben! J’ will also aussteh’n und ’nun terlraxeln, da packt mi’ der Winerl und sagt: »Was sallt denn Dir ein —- bist narrisch?!« —- ,,Na,« sag’ i’, ,,lass’ mi’ aus, i’ hab’ solche Schmerzen —- i’ muaß ’nunter!« —— ,,Dös gibt’s nöt," sagt er, »Du bleibst da und wennst D’ in d’ Lust gehst, sonst is der Bock hin!« —- Ob i’ bin wetd’. danach hat er nichts g’sragt! »Winerl,« sag’ i’, »es aibt ein Unalilcll« -- .Staat bist D«.« Yes-HEROLD · « « . ...«. . . » s-- - - k- ., I — ' T Disk fagt er, ,,oder i bring’ Dr um!·' — Auf den freundlichen Zuspruch hin bin i’ halt sitz’n ’blieb’n —— es war schreck lich! Die Schnaan und Brems’n san treuzfidel um mi’ ’rumg’sumst und hab’n si’ an mir an’ guten Tag auf ’than, denn i’ hab’ mi’ net viel rühren derf’n, sonst wär’ i’ d’runt’ g’leg’n. J’ hab’s also net amal vajag’n lönna — was doch wenigstens ein kleines Jagdvergniigen g’wesen wär’! Jn mei ner Verzweiflung denk’ i’ an das Flaschl Affenthaler in mein’ Rucksack. J’ hab’ das Flaschl ’rausl)ol’n müss’n, als wie der reinst’ Taschenspieler; i’ dawifch’ ’s glückli’ und mach’ ’S schö’ staat auf. Herrschaft, hat dös g’s schnale Wia da Stopsel kracht, fahrt mir der Winerl glei« mit einer Hand an d’ Gurg’l und sagt so wiithig, als wann er mi’ wirtli’ umbringa wollt’: »Noch amal wannst D’ so was thust, wirf’ i’ Di’ abe!« — J’ l)ab’s aber gar T nicht ’than g’habt, sondern dieFlasch’n, und bei ein’ Haar wär’ ich auf diese Rohheit hinan vom Baum ’runter. sAber ’runter hat er mi’ no’ weniger T lass’n, dagegen hat er von mein’ Wein ’trunk’n und mir durch Pantomimen zu oerstel)’n ’geben, das; er sehr gut is. Das l)at mich wieder versöhnt. J’ wari’ no’ einige Zeit, trink feh·o«’ staat : mei’ Weinerl und hol’ dann mei’ Dö serl ’raus, um mit einer Pris’ den Ge nuß firti’ z’ mach’n. Wie i’ an d’ Naf’n fabr’, packt er mei’ Hand und zieht’s beinab’ sammt der Nas’n weg und pantomimert wieder, das; er, woaf3 Gott was-, thun wird, wenn i’ schnupr Tiesbeleidigt hab’ i’ sofort absteig’n woll’n, aber er bat mi’ glei« wieder bei’m Kragen g’l)abt und mir« zug’fliistert: »Jetzt kommt er! Net rühr’n und net schnaufa!« Dann hat er sich schußsertig g’macht und sei’ Biic1)s’n schön langsam in die Hile’ g’hol)’n. J’ schau’ — und richti’! der Vosj kommt g’rad auf uns her! Auf einmat hab i·’ ’n nimmer g’sek)’n. »Jet3’ is er s surt!« sag’ i’. — ,,’s Maul halten, ers kommt glei« wieder!« sagt er und bleibt im Anschlag lieg’n. Er schaut immer nach links, i’ nach rechts, und richtig! kommt der Bock auf — der rechten Seit’n ’rau5! Sa·a’n bab’ i’ nix dürf’n, also hab’ i’ ihm a’ (-),eick)’1:ss geb’n woll’n. J’ hab’ deshalb mit mein’ Finger ganz staat unter sein aufg’hob’nen Arm ’nei tupft; aber( kaum half i’ bin tupft, hat’ s scho —-- ! ; Macht auch, undi bin daschrork’n, das,J si bald runtergnfalln wär. Er aber packt nii voller Wuaih und hätt’ mi’ beinab’ derwiirgt. Der Bock is davon nnd die xagd war aus Jhab net d’ran denkt, daß mei Freund gar so kitzlich is, und das war das Unglück! Wir hab n uns furchtbar g kriegt und schaun uns heut’ no net anders an, wie Hund und Katz. Dös hat mir die TJaqerei verleid’t, denn an das Ver « aniig n, das i a habt hab’, wie mir den Bock net g Hschossn habn, denl’ i’ mei Lebtaa! s Ein eisernes Hat-shared Tag eiserne Oalirsband des Ritters-— Lainbert von Ler gehört zu den He liencswiirdiqteitcu, welche den Besuchern dsez Friedeusösaalesz im kliatlslsanse zu Minister in Westsulen gezeigt weiden nnd Niemand wird sich eine-:- Schauer-: neinhlsz lieim Anblick deiJ runden tlolii gen innen mit spitzen Nägeln versehenen :I.··ltarteiweiteeua-3 halten erweliren lon nen. Höchst iilie rflussiner Weise! Tenn, wie setzt festgestellt worden, ist dass im dtiathlsans uachuieisslich seit 2W Jahren aufbewahrte Halstand nicht dass echte, diese-J befindet sich Vielmehr im Besitze des Graer Troste zu Visit)erimi, ist sechseaig und innen mit kleinen wider standigeu Zacken versehen· Mit dem eisernen Halgliaud liat eizi folgende Ve niandtnis3: Der Altjalsrige Ritter Laut tiert von Ler ltekaud sich in fieljde mit ttladdertHarmeih einem echten Raub ritter. Alk- Lambert eines Sonntag-Z von der tiircle zu Liidinxsls usen heim telsrte, iibersiel Noddert Oarmen ilni mit acht Reisiaen und legte ilnu dass wahrscheinlich in kliiirnlierq angefertigte Vnud um der-. H welches- uach seiner Echtiesiuna til-ne ltietvalt nicht wieder gsedfsnet werden konnte. litoddert Har iuen zwang seinem Feinde in dieser Verfassung das qsersprechen als, sich ilsm aus dem Mute Padberg liui Inner landes zu stellen. Lautbert wusxte jedoch zu gut, was seiner dort wartete, und zog e: dor, dass Oaldband twn einem Schmied in EUtiiuster, Meister Tisiele von Zwollr. sprengen zu laiseu. Das-, diese Prozedur tritt großer Gefahr fiir das Leben des allen Mannes verbunden war, ist klar, und dass tijelseiniuis;, welches sich« um Jatolii l. ZU abgespielt hat, wurde von der cnge mit allerlei Zuthaten umkleidet. Lamliert von Lei ebte nach seiner Befreiung noch zwei Jahre. W — Unverbesferlich —- A: »Uns; Beiden hat der Doctor das Bier verboten und heute Abend hat jeder von uns schon wieder fünf Halbe ge trunken —- ich schäme mich Vor mir sclber!« — B.: »Hast Recht — wir sind erbärmliche Menschen! Weißt D’ was, jetzt trinken wir noch jeder ein Verachtungsglas und dann gehen wir heim!« —- Die Gefahren der See reise. A.: »Denke Dir, mein Bru der hat sich auf der Ueberfahrit von Bremen nach New York verlobt!« B.: »Das ist wieder ein Beweis dafür, daß trotz alle Vervollkommnung unse rer modernen Dampfer die Gefahren der Seereise noch nicht ganz übertvun den Las E- « « J — set AIEIDUIIUL Von Richard O. Meint-oh. l. Vor dem Diner war ich im Milli ton - Club dein Kläffer-ri- visp MO telune begegnet, der mir gesagt hatte: »Was sangen Sie denn heu- owne an?« »Nichts, bei der Kälte! Jeh werde zu Hause bleiben und mir hübsch die Füße wärmen.« »Da kann ich Jhnen etwas Besseves vorschlagen; einen Fauteuil zur Pre miere von Gnndilioixz neuem Stück. Jch hatte zwei Plätze bestellt siir mich und meinen Schwager; der ist aber ge schäftlich verhindert. Wollen Sie mit kommen?« ,,Abgemacht!« Und so fuhren wir zusammen nach dem Boulevard du Temple. Eine Hundekälte, brrt Wir kamen in’s Theater und ich setzte mich neben mei nen Freund in einen Fauteuil Cben wollte ich mit dem Opernglas das Pu blikum Revue passiren lassen, als ich in dieReihe vor mir eine große, schlan ke, blonde Dame treten sah, die sich ge rade in dem Fauteuil vor mir nieder ließ. Und dabei bemerkte ich zu mei nem Entsetzen, daß sie auf dem Kopfe eine Art Reinbrandthut trug, der vorn niedergeklappt und hinten wie ein Gcndarimen-Dreispitz aufgekrempt war, nur mit demUnterschied, daß diese hin tere Hälfte mit allerhand Blumen, Ge miisen, ich glaube sogar mit einigen kleinen Sträuchern sehr splendid gar nirt war. Da sie den Hut nach der neuen Mode tief in der Stirn trug, kam natürlich dieser ganzeQbstgarten hinten vollendg in die Höhe, so daf; ich von der Bühne auch nicht mehr das geringste seh-en konnte. Das Zeichen zum Anfang wird ge geben; der Vorhang geht in die Höhe, nnd es beainnen die »Beiden Associes«, gespielt von Hurieaux und Matrcii, aber s--- mohlverstanden —— sehen kann ich sie nicht, nur hören. Auf die Ge fahr hin, mir eine Genickstarre zuzu ziehen, beuge ich mich bald nach recht-J, bald nach links. Doch ich hatte ohne die Ballonärmel meiner Blondine ge rechnet, zwei richtige Ballomcaptifs aus aufgeblähter Seide, die die beiden Ecken rechts nnd links, meine letzte Hoffnung, vollständig ausfiillterL »Teufcl!!« sagte ich mit halblauter Stimme zu Ch-asielune, »der Hut da vorn ist recht störend!« Die Dame hört das-, dreht sich halbl um, betrachtet mich mit äußerster Ber achtung, zuckt die Achseln, wobei die beidenBallons majestätisch in die Höhe stiegen, und lächelte spöttisch. Gleich zeitig richtet sie sich in ihrem Fauteuili auf, reckt sich, und es gelingt ihr, durchl dieses gymnasiische Manöver denObst- s garten noch um einige Centimeter hö her. zu heben. Zu meinem Freunde ge wendet, fahre ich fort: »Na! Ich hätte doch wohl besser ge than, mir zu Hause die Füße zu wär men, wag? Von dem Stück hätte ich dabei genau ebenso viel gesehen, wie hier!« Abermals dreht sich die Dame um und schickt mir das ironischste Lächeln von der Welt zu. Das ist die Herausforderung in uplimn form-i und Verlangi eine Eck tion Jch füge mich also zunächst mit Geduld in mein Schicksal» Es kommt mir vor, als säsze ich vors einem Theatrophon Jch höre, aber ich sehe nichts. Jch komme mir vor wie ein Blinder, den man in’5 Theater geführt hat. Mit einem Wort, — ein ziemlich lich gemischter Genusit Endlich qing der erste Akt unter lau tem Beifall zu Ende. Alle Welt schien sich samos zu amiisiren, alle Welt, nur ich nicht!. . . Und die Dame hatte mich inzwischen Von neuem mit ihrem per siden Lächeln angestarrt. Um so höhnischer war dieses Lachen als- vor ihr ein kleiner Mensch mit r« wachsenen Schultern saß, über den sie bequem hinweg sah. Ich betrachte diesen kleinen Men schen: zerdrücktes Jacket, zweifelhaste Wäsche; der gebovene Freiberger. Jch ziehe ihn in einen Winkel und sage zu ihm mit leiser Stimme: »Mein Herr, ich hätte ein ganz be sonderes Interesse, Jhren Fauteuil Nr. 48 einzunehmen; wollen Sie mir ge statten, Ihnen den Platz für Los Franks abzutausens Jch werde Jhnens dafür den 1neinigen, Nr. 92, überlas--. sen, der allerdings etwas weniger gut ist!« Das Gesicht des kleinen Mannes: verklärt sich. Eri steckt meinen Louis gliiclselig in die Tasche nnd sagt: »Mein Herr, Sie sind außerordent lich liebenswürdig und ich nehme Ih ren Vorschlag mit dem größten Ver s« gniigen an. U. Nun war ich also glücklicher Besitzev des Fauteuils No. 48! Mein erster Gedanke, mich dort niederzulassen und meinen Hut aus dem Kopfe zu be halten; aber ich überlegte, das; diese Knndgebung vorn Publikum mißver standen und als Mißachtung für die Künstler gedeutet werden könnte. Plötzlich kam mir eine tolle, aber rnppigc Jdee — tvie gesagt, genial, aber ruppigl , Jch verließ das Theater und ging den Boulevard ein Stück i)inunier,« bis ich eine Modistin gesns en haltes Es war gerade an der liess derkRue Berangev noch ein Laden Uns Jet) rat ein nnd bat di Verkauserin, mir riesiäw »Es pyramidal EE tte Exemplar eines Qui-s» das sie auf « Lager habe, vorzulegen Sie öffnete einen Schrank und holte ein wahres Monument aus schwarzem Filz mit » einen riesigen Sammetschleife hervor; auf diesem Band prangte zum Ueber- , fluß noch ein Puff von drei sehr hohen « Federn! — ««· Kris- erstand den but: nur sechzig . Francs — rein geschenkt! ! Dann ließ ; ich- ihn einpaeten und kehrte inig Thea ter zurück. Zuri Bestürzung Chastelu nes, der über mein Verscliwinden ganz außer sich war, setzte ich mich aus Nr. 48 vor die Dame, die sich etwa-;- unru hig hin und her bewegte-. Dann holte ich meinen vievanchehut aus seiner Hülle hervor- und setzte ihn mir aus den Fiops Ich weiß nicht, wie ich mich mit mei nem langen Schnurrbart unter diesem Kopfschmuck ausgenommen habe ; aber ’ gewiß hätte eine Bombe, wäre sie in’s Partei eingeschlagen, keine größere Wirkung erzielt. Man schrie,man lach te, man tobte, man trampelte, man stieg auf die Bänke, um mich besser se hen zu können. Die meisten Herren verstanden so fort den symbolischen Sinn meines Protestes und schrien: »Bravo!« »Er hat Recht!« ,,Bravo!« während Cis-aste lune, der correkte Chastelnne, mir sehr ärsgerlich zuries: »Mensch, Sie sind ja verrückt!« Jch aber blieb inmitten des Stur mes, den ich entseFelt hatte, unbeweg lich und beaniigte mich damit, von Zeit zu Zeit die Dame hinter mir verächtlich über die Schulter anzuse hen. Ungliicklicherweise war die Fort setzung der Vorstellung unter solchen Umständen unmöglich. Was zu fürchten war, blieb nicht aus. Zwei Polizisten drangen in den Zuschauerraum nnd baten mich sehr höflich, diesem geistreichen Scherz ein Ende zu machen. »Sagen Sie Madame«, erwiderte ich mit der Würde eines Mirabeau, »daß ich meinen Hut abnehmen werde, sobald sie den ihren abgenommen t;at!« Diese Antwort weckte den Enthu siasmus von Seiten der Männer, hef tige Schmähungen von Seiten der J Frauen, und inmitten dieses Tohu ! bohu wurde ich mit meinem Riesen ) but hochgehoben nnd von den beiden Polizisten in’s Fohers getragen, wo ) man mir gegen das ausdrückliche · Versprechen, meine Maskerade nicht E zu wiederholen, meine Freiheit wieder gab. lll. Die Dame mit dem Obstgarten I ollte also triumphiren! Das war E nnerhörstl Trostlosl Was thun? j Wiithend stand ich im Foyer, da fiel plötzlich mein Blick auf eine kleine Arbeiterin, die sich eben auf die obere Galerie begeben wollte. Sie trug nur einen einfachen kleinen Strohhut E auf dem Kopfe, war aber mit ihrem F Stumpfnägchem ihr-en lachenden Au s gen und ihrer blonden Clowntolle iiber der Stirn sehr niedlich. Jch rief sie an, bat sie höflich um Gehör und i sagte: ) »Mein Fräulein, wollen Sie mir gestatten, Jhnen einen ganz neuen Hut "anzubieten, den ich für drei Louis vor einers Viertelstunde erst gekauft habe?« s »Und was muß ich dafür thun?" ; fragte sie. s »Weniger als nichts ! Zuerst sollen Sie ihn sich auf den Kopf und dann ; sich selbst in den Fautenil Nr. 48 l setzen!« ; Die Verhandlung dauerte gar nicht i lange. Jn zwei Minuten war der ! einfache Strohwisch durch meinen Rie fenhut, den übrigens brillant saß, er setzt, und die Kleine huschte behend ins Partei, nachdem sie sich ihre Löc chen vor dem Foyerspiegel zurecht ge macht hatte. Die Freude des Publikums, als es ineinenHut auf einem weiblichen Kopfe wieder auftauchen fah, war einfach un beschreiblich. Man hielt sich die Sei ten vor Lachen. Und diesmal hatte die Polizei nichts zu faaent Jch war auf die Galerie gestiegen, um niich des Anblicks zu erfreuen, und war wirklich gerächt! Die Dame sah aar nicht-J mehr und diente allen Operngliisern des Theaters als Ziel scheibe. Sie wollte sich nun auch wie ich nach rechts oder links beugen, aber sie mußte schließlich auf den Kampf verzichten nnd unleri donnerndem Ap plaus das Theater verlassen. Endlich war ich Herr des Schlacht feldes!. . . Eiue feine Familie. Mei’ Vater is ei’gesperrt, McF Mutter gestorb’n, Mei Bruder a Hadern-, Mei’ Schwester verdorb’n, Mei’ Annerl’ u Hex, Und i bi a Lump, A vernml)rlos·t’ Familie, Aber sonst san Wer Mund. ——-———-.- - -----——s ———— — Gem ü t h l i ch. Richter: »Sie wollen also dem Klä er die 200 Mark zurückgegeben haben? Können Sie das beschwören?« — Beklagtet (zögernd): »Hm, lieber wärkz mir schon, wenn ich s nicht zu beschwören braucht’!« — Die Juristin Rechtsan waltsqattin (im Ehezwist) »Bei-suche nur nicht erst, Alphons, Dich zu ver theidigen! — Dich bringst Du bei mit idoch nicht driin« J « .sp —- « .