so- Q Dillgewth i läuten das Neujaht ein . . . szu jubelndem Feste siend bei Becher uwd Kerzen · schMI tche Schaut der Gäste. — das Neujahr bringen mag? sc durch der Gläser Klingen, s. hallt die Frage im Herzen - nach « es das Glück uns bringen? — ocken läuten das Neujahr xin . . . llen Kämmerlein droben »Juki-im Hin altes Mütterlein, It zufrieden, heiter, — Z ja erfahren so manchen Tag: Gott hilft weiter. 7 Wieder ein Zahn « Von Gustav John « swanzigMinuten wird ein neues beginnen. Jn dem alldeutsch «- ichen Salon sitzt eine tleine Ge ’ in- heiterer Stimmung bei Das einfache, aber auserle ahl ist vorüber.« Man befindet - der denkbar besten, animirtesten « Eben wird der dampfende in die Gläser gefüllt. Noch elstuwde —- und die Glaser hell aneinanderilingen, um "stertem Jubel das einziehende aht zu begrüßen. sind m erwartungsvoller Stim Die bisher laut ge führte Un ig verstummt Man denkt an kommenden neuen- Zeitabschniit , wird das neue Jahr bringen 2 I Ess Wünsche wird es erfüllen, wel Emssfnungen begraben? Obenan am Tische sitzt die Dame Hauses Sie selbst hat für ihre » Person schon längst mit dem i abgeschlossen Was kann es ihr EJJ geben? Jhr Mann hat sich alt htterAdbokat ein hübsches Ver -«-;·T..«:- erworben-. Er ist noch immer "J»— » erksam und gut zu ihr, wie in J-- ersten Tagen ihrer Ehe. Jhre »- Nein, das Leben ist für ne » Mcht so ganz todt. Sie hofft noch iit ihre Tochter. Neben derselben -« sdex junge Doctor Klaus. Die bei «"j-L· Leutchen lieben sich Der junge ji»«« ist schüchtern und traut sich nicht Bewerbung hervor, denn er mger und hat erst eine sehr ge taxis. Sie denkt: was thut es! Elsa doch eine hübsche Mitgift « von der sie die erste Zeit und auch vseht wohl leben können. J; -.—:-« der Hausfrau sitzt ihr Gatte. ; « thut zieht Aehnliches durch den "« Er denkt zurück an die golde s k« seiner Jugend. Er sieht sich Kreise begeisterter, frohherziger sitt-new Was war er doch einst s. forscher, brausetöpfiger Bur Und elegisch summte er das alte . lied:s »O alte Burschen-herr , wohin bist du entschwunden!« :- sper, hatte er sieh gedacht, wird w den Frohn hergebrachter Ver siigen. Er wird seinen eige gehem es ganz anders machet-, » Uebrigen. Unsd nun-Z Ein «—«ges Lächeln umspielte seine «, Lippen Er hatte ein Mäd Jedermthed das er nicht sonderlish «,bt das nicht sonderlirh schön, ? 7« Fxniderlich reich war. Er hatte es « thei, weil er ein blutarmer, jun Iri- war, sder nicht lange aus eine Praxis warten konnte, und ;-er als Mitgift die ganze ausge Clienstel iyres Vaters bekam . . . Tiger konnte noch froh fein, daß es- so sx . Jm Berlaufe feiner zwanzig .-7 Sen Ehe hatte er erfahren, daß sie M gut zu iym stand, baß sie te und mit zarter Fürsorge s.. Und dann sein Herzblättchen, Ist-rede Elsa . . . Ein glückliches n »a huscht über seine ernsten Züge. ht Elsa, wie sie dicht neben dein YaDoctor sitzt, der leise, aber ein zsu ihr spricht. Sie bat die esenlt, aber er weiß trotzdem, lig leuchten. Die Beiden müs lich werden . . . der Tafelrunde erhebt sich jetzt s r, bebrillter Herr von seinem Er ist ein hochangesehener ller. Er blickt durch seine gol lle ruhig und freundlich über nden. Wie er so feine Blicke immter Ferne schweier läZ;1, , daß er ein erfahrener Red rnuß . . . Laute Bravo-Rufe s ihn-. Er lächelt verbindlich « mit einem der Punschlöffel n Glas. Die flüsternden ummen. lieben Freuns « — beginnt - , mit einem jener Blicke, z durch das Auge sendet — r, ich darf wirklich sagen-: ben IreuwdelI Sie haben t, den ganzen Rest des alten Mit einer Rede auszufüllen Jahres? Wie, glauben Sie ß rnit dem Schlage Zwölf Zeit anbrichtli Rein! Die weiter ihren ruhigen, unauf-. Gang, nur der Zeiger auf lati unseres Lebens hat f seine Runde beendet. « seinen hat das wohl seine Aber für die Gesammt « wäreja genan fo, als Wagsfliege jedem .—.n-. E te feiern, cks Ærde der Trunk aus dem Kruge »MTIIÆIW«· Jch .- g --« habe nur noch fünf Minuten zu spre chen, muß mich daher kurz fassen. Jch glaube, das Neujahrsfest wird in unse rer Zeit nur noch gefeiert, damit wie der einmal die Herzens irn gegenseitigen Wohlwollen schlagen, damit sich die Bande der Zusammengehörigieit fester knüpfen. Jch glaube-, das Neujahr wird pefeiert, damit es das Herz des Unglücklichen mit neuen Hoffnungen erfülle, damit der Glückliche nicht über mäthig werde-und sich frage: Wird dein Glück auch im folgenden Jahre beste hen? . .. Wer überdentt nicht im Dämmern ides tagenden Jahres die Ergebnisse des alten, versinkenden3 Wer zieht nicht seine Bilanz? Wohl uns, wenn wir einen Ueberschuß hin übernehmen können in’s nächste Jahr ! Das Neujahr, es ist eine Mahnung, daß wieder ein-mal eine Seite im Buche unseres Lebens beschrieben ist« Es mahnt uns, daß wir die wenigen Sei ten dieses Büchleins inhaltsvoll und mit Bedacht beschreiben sollen. Denn ist einmal das Büchlein Vollgeschrieben. dann kommt der große Antiquar Tod und klappt das Büchlein zu und stellt es unbarmherzig in seine Bibliotf:et, die die Menschen Friedhof nennen. So ein Lebensbüchlein beginnt gewöhnlich mit einem süßen, lyrischen Gedicht Wünschen wir, daß es nie mit einer Elegie schließe! Jch könnte noch Vie les sagen . . .'« Jn diesem Augenblick wird der Red ner unterbrochen. Langfam hallen zwölf feierliche Schläge durch die Nacht. Einige Augenblicke ist Alles still, und man siehst nur ernste Mienen. Jkn nächsten Moment aber bricht der Jubel los. Hell klingen die Gläser an einander, und Alles trinkt sich frohge Iuth zu. Der verneinen-te Redner von vorn-hin aber ruft mit feierlicher Stimme: D »He-eh das neue Jahr! Hoch. hoch. hoch! Dies-mal lasse ich es gelten, denn es hat uns bereits etwas Erfreuliches gebracht!« Und er wies lächeln-d auf ein glück liches Paar, auf Elsa und Dr. Klaus, die der Hausherr eben als Verlobte präsentirte . . . Und der großeAntiquar stand drau ßen in sder stillen, weißen Neifsahrs nacht und wartete . . . Rein Freund cstinkter Sylveftermdumoresie von T. Szafransii. Wenn ich sage ,,mein Freund«, so ist damit eigentlich zu viel gesagt, denn mein Freund Hilarius, Besitzer einer großen Lederhandlung, war keines Menschen Freund. Und doch hatten ihn Alle gern. Wenn er in seinem alten taffeebraunen Ueberrock mit den langen, schleniernden Schößen, den fchiibigen Klapphut tief in die Stirn gedrückt, von seiner Wohnung in der Georgenlirchstraße (Berlin) über den Alexanderplatz hinweg nach seinem »Geschäft« in der Klostersiraße stelzte, da war er allerdings ungenießbar. Wer ihn auf diesem Wege anzuspa chen sich ertühnte, konnte sich eines der ben Anichnauzers gewärtigen. »Bin kein Tagedieb, hab’ zu thun! Serous!« knurrte es dann aus dem struppigen Urwalde seines Bartes her vor, und beichleunigten Schrittegs eilte er davon, beide Hände auf dem Rücken z und ohne den verblüfft bestehenden »Tagedieb« auch nur eines Blickes zu würdigen. Mein Freund Hilarius war früher ein hochbegabter Schriftsteller gewesen. Was ihn bewogen hat, die Feder mit dem Ledermefser zu vertauschen, hat; er Niemandem anvertraut. Erst vor; einem Jahre als er mir auf meinerj gemüthlichen Bude den seit Jahren: üblichen Sylvesterbesuch machte und der dampfende Punsch seine Zungei gelöst hatte, da erfuhr ich das »Ge heimniß seines Lebens«. ,,—— —- — Und wenn Du mir,« so erörterte er im Anschluß an ein so eben durchgehecheltes Gesprächsthema, » »unter 27 heiligen Eiden versicherst,i daß Du Zu Anfang Deiner gottver- ; . Federfuchserei mit 30 Thalern monatlichern Salair noch Ersparnisse. gemacht hast, so ist das Dein Eid; wenn ich aber beschwören wollte, daß es mir unter den gleichen Umständeni gelungen wäre, desgleichen zu thun, so wär-e das Meineid, und der wird nach Paragraph153 des Reichsstrafgesetz- · buches mit Zuchthaus bis zu zehn Jah ren bestraft Also ich wohnte damals in einem elenden Dachstiibchen; dort Eins ich gearbeitet, s— gelebt und ge ie t "—«. T --.-·. -- -..--- - · Und er erzählte weiter: »Als ich zum ersten Male die Scheiben meines Fensters mit dem Rockärmel abwischte, da bemerkte ich drüben ein gleiches Fenster. Das ,,vis-å-vii-i« schien mir nicht gerade erbaulich, denn es waren da gewisse Toilettenstiicke ausgekiänqLZ Aber plötzlich sah ich — eine Hand, ach was —- eine Hand! — Ein Händ chen erblickte ich, so klein, so sein, so zart! Meine Begierde, die Besitzerin dieses Miniaturpsötchens von Ange sicht zu Angesicht zu sehen, sollte sich bald erfüllen, denn es dauerte gar nicht lange, da schaute ein süßes Köpf chen zum Fenster hinaus, spähten zwei lichtblaue Augen umher, ob denn dies Spatzen nicht bald kämen, ihr Früh stück zu holen. Und die Sratzen kamen, nmslatter ten drängend und standalirend das kleine Fenster —- und mein Herz flat terte mit. Es war geschehen! Von nun an lag ich täglich. in stiindlich aus der Wacht die Arbeit blieb liegen und der Dalles wuchs mit meiner Liebe. Doch was will das sagen Ein Blick meines holden via-dienen ein Gruß von drüben machte mich reich, stolz und glücklich. Jch wohnte bereits drei Wochen in meiner Dachstube, als mich eines schö nen Tages mein Zimmernachbar mit seinem Besuche beehrte. —- Lexilon, ich sa» Dir, solch’ eine consiscirte Visage ha e ich in meinem ganzen Leben nicht wieder gesehen. Er stellte sich mir vor als Heinrich Amadeus Nessel, früher Reisender in Stiefelwichse und Appretur - Utensi iien, jetzt dramatischer Dichter. Einige seiner Werte wären bereits von denä größten Theatern zurückgewiesen wor- ; den. Er bringe mir, als Collegen,« vertrauensvoll das jüngste Kind seiner Muse, ein nur sünsattiges Trauerspiel 1 mit Prolog und Epilog Jch schauerte zusammen und lenkte aus ein anderes Thema, nämlich aus das liebliche visit-vix dessen Blick so eben wie ein Sonnenstrahl herüber blitzte. Es bielt nicht schwer, aus dem redseligen Reisenden siir Stielelwichse und Aprretur - Utensilien alles Wis senswerthe herauszubringen Wie das aufgezogene Räderwert einer Uhr, ge schmiert durch die persönliche Begeiste rung fiir den Gegenstand. schilderte er mir die holde Laura drüben als die condensirte Essenz aller weiblichen Vorzüge. Sie war die Tochter eines armen Musiklehrers und Eomponisten, dessen gesammelte nachgelassene Werke sich aus zwei unversotgte Töchter, Laura und Minna, beschränkten Heinrich Aniadeus Nessel und ders glückliche Vermiether meiner Dach- ; stube hatten sich als gegenwärtige Zu- s künftige der beiden Mädchen betrach-s iet. Mein »sanster Heinrich« minntei die Laura, der andere lauerte aus diel "·Minna. und dieser andere, ein Mecha- I nikuå, hatte auch vor zwei Monaten die Minna als eheliches Gesponsti heimgesiihrt. Nessel meinte, er hättet ihm die Sache schon nachmachen kön-! nen, wenn er, wie er stolz betonte, sich i herbeilassen wollte, vom Prgasus her-s abzuiteigen und die mehr praktische. und einträalichere Beschiistigung eines Reisenden siir Stiefelwichse und Ap bretur - Utensrlien wieder auszuneh men. Wiewobl das meinem idealen Ge müthe sehr zuwider war entschloß ichf mich dennoch, der schönen Lanra eine Visite in machen. Ich radirte meinen ! Papiertraaen sorgfältig rein und? saßte mir ein Herz, um selbiges hin-I überzutragen. Mit bebenden Knieen erilomrn ich die sechs Stiegen undI stand vor ihrer Thür. Jch klopfte ! und zwar so laut, daß drinnen »Hu-i ein« gerufen wurde. ; Vielleicht weißt Du, wie Einem zul» Muthe ist, wenn man sich plötzlich dem l Gegenstand seiner Neigung geaeniiber- j sieht und im kritischen Augenblicke zu! dem Bewußtsein kommt, daß von der; wobl einstudirten Anrede nicht deri blasse Schimmer einer Ahnung übrig geblieben ist. So ainefs mir! Heiliger Brabma! Ich sage Dir, helle Schweißtropfen traten mir ans die Stirn und gewaltsam tastete ich in meinem Gedächtnisse nach dem verlore- l nen Faden jener Anredr. Verrweiselt l irrte mein Blick in dem schmncken Stäbchen umher, um plötzlich aus derz Staffelei haften zu bleiben. Ein Gei- : stesfunie durchblitzte meine Gedacht-J nißöde und derdichtete sich zu den ae-T mütbstiesenWortent »Sie malen wirk- ; lich sehr schön, mein Fräulein!« Heute noch sehe ich, wie es da um den kleinen süßen Mund zudte nnd wie dann plötzlich ein Lachen ertönte. ein Lockenbelles fröhliches Kinderla chen, das mich nnwiderstehlich zwang,z «mit einzustirnmen. s Und so lachten wir Beide herzlich bis wir schließlich uns die Hand ga ben und ein vernünftiges Gespräch ein- : leiteten. i Was mir zu Ohren kam, entzücktei mich. Auf meine zarte Frage nämlich. ob sie oft an »Heinrich« denke, be merkte sie, daß dies geschehe, so oft sie einen Pinsel in die Hand nehme. Der Leitstern aller meiner Gedan ken war von nun an der Gedanke ans Heirath. Neujahr stand vor der Thür, undl es war mein fester Entschluß, der Holden mit meinen Glückwiinscheni auch mein Herz zu Füßen zu le AM — — — »Mensch, Freund, einzig mitfüh lende Seele!« schindste Hilarius. Die Rührung und Erinnerung überwäli tigte ihn. Ich tröstete mit leisem Zu spruch. Und da kam es denn in abgebroche nen (Sät3en beraus, daß das Unge heuer-, der sanfte heimich von seinem Pegasus aus Stiefelwichse umgesattelt war und so das praktische Herz der schönen Laura gewonnen hatte. Als meinFreund Hilarius den wich tigen Neujabrsbesuch machen wollte, wurde er von einem »glücklichenBraut paare« empfangen. «- - « Seiidem hat mein Freund hilatius nicht eine Zeile inebr geschrieben. Er ward Lederiausmann en gros und en detail und erlebte als solcher die stolze Freude, siinf Heirathsveemitilet die Treppe hinunterwersen zu können. » f —DieUngenügsame. Frau: »Seit Deiner Rückkehr von der Reise hast Du mir noch nicht einen Kuß ge geben.« Mann: »Ja, aber ich habe Dir doch erst im letzten Briefe 1000 Küsse acichickt.« Der Yetrjahrswuitsch. J »Nein, Maina ,diese Schändlichkeit übersteigt aber doch alle Begrissel" tief die hübsche, neunzehnjährige Mimi Stein, mit hochrothen Wangen undl zerzausten Stirnlöckchen in das Em-l Psangszinrmer ihrer elterlichen Woh nung stürzend und in ihrer Erregung völlig außer Acht lassend, daß die Mutter nicht allein war. »Aber-, Kind«, fiel die Prosessorin Stein der kleinen Ungestümen ver-wei send in’s Wort, »siehst Du denn gar nicht -—'« »Ach, verzeihen Sie, Herr Doltor«, bat Minii erschrocken und schlug die dunkelblauem thränensunkelnden Au gen schüchtern zu dem großen, schlan len, jungen Manne aus, der bei ihrem siiirmischen Eintreten ausgesprungen war und jetzt, verlegen sein dunkles Schnurrbärtchen streichend dastand, ohne zu wissen, ob er schleunigst seine Abschiedgverbeugnng machen oder der Tochter des Hauses erst den üblichen Neujahrzlvunsch aussprechen sollte, »aber sehen Sie nur. lann so etwas ei nen nicht außer Rand und Band bringen« Damit hielt sie dem jungen Mann eine Neujahrslarte hin, iiber die sich allerdings ein neunzehnjiihriges Mäd chengemüth nicht so leicht mit philoso phischem Gleichmuth hinwegsetzen konnte. Eine Gruppe junger Damen nahm mit sichtlichem Wohlgefallen die Huldigungen verschiedener Adonisse in Unisorm und Civil entgegen Und blickte dabei spöttisch triumphirend nach einer lächerlich ausgeputzten weib lichen Figur im Hintergrunde, die mit neidischen verbissencr Miene die Ge seierten durch ihre Lorgnette niusterte. Unter dem sinnigen Gemälde standen in augenscheinlich verstellter Hand schrift die hsaarstriiubenden Verse: »Die Indus jedem Ball Dich aus ’neu YJiann thust spitzen. III-an lacht nur über Dich und läßt Dich kläglich sitzen. Und den Du it tout jnsix als Gattin willst begliiden, Der kehrt Dir sung-— misnsi. verliebte Maid, den Stücken« »Das ist allerdings ein sehr sader Scherz, mein gnädiges Fräuletn'«, meinte der- als »Herr Doktor« Angem dete. »Fader Scherzt« ries Mimi heftig, den dicken, bernsteingelben Zops, der ihr bei ihrem Zornausbruch über die Schulter geglitten war, wieder aufne stelnd. »Bitterer Ernst ist es der Ab senderint Nicht genug, daß sie mir je desmal, wenn wir uns sehen — und leider bringen die Verhältnisse das sehr ost mit sich — irgend etwas Ver letzendes sagt, das mich siir den gan zen Tag verstimmt, meistens stichett sie über meine Kleinheit —- rnuß sie mir nun auch gleich den eosten Tag im neuen Jahr verderben. Mir wurde ans dem letzten Ball schon angst und bang, weil ich zufällig mal ein einzi ges, armseliges Kotillonboutett mehr hatte als sie, und ich dachte bei mir selbst: Wie sie setzt wohl wieder gegen Dich anspinnt? Doch daß sie es so arg machen würde —« »Aber, bitte, wer ist denn diese ge heimniszvolle ,,sie'«? Die liebenswürdige Absenderin wir-d doch ·schwerlich ihre Visitentarte beigelegt haben. Wie tön nen Sie also wissen —« ,,«O, die Handschrift ist, obgleich verstellt, unverkennbar, und dies see griine Briespapier bat sie erst neulich mit mir zusammen getauft. Zu·dunrm von ihr, ein Couvert davon an mich zu benutzen!« »Aber den Namen, mein gnädigstes Fräulein. Jch kenne doch so ziemlich alle jungen Damen, die in Jhrern Hause vevtehren. Vielleicht bietet sich mir einmal die Gelegenheit, Jhrer »Freundin« zu zeigen, wie ich über der gleichen härnische, versteckte Angriffe deute. Diese Art Damen sind mei stens überaus empfindlich gegen männ lichen Jadel.« « » i- k- -· ,,Nein'«, sprach Mimi mit Entschu denheit, und ihre kleine, zierliche Ge stalt schien förmlich zu wachsen unter einem heroischen Entschluß, ,ich will nicht am Neujahrsiage Böses mit Bö E sem vergelten. Es heißt ja, wie man das Jahr beginnt, so beendet man ei auch. Aber wissen soll das Gränel — ach nein, das wollte ich nicht sagen —-· ; also wissen soll sie wenigstens, dasz sie « ertanni ist. Meine Tante Hersniinei die jetzt bei uns zu Besuch ist, wird! mir derne die Adresse machen, und dann will ich ihr sofort durch einen Diensimann den malitiösen Wunsch zurückschicken Ganz gewiß verräth sie sich, sobald sie mich wieder trisst, und dann lann ich ihr einmal ordentlich sa gen, wie mir’s ums Herz ist.« »Das ist eine samose Jdee, die Ih vem Köpfchen alle Ehre macht«, ries herr Dr. phil. Viktor Bernardi. »Mehr aber noch,'· suhr er mit Wärme fort, »bewundere ich die hochherzige Standhasligteit, mit der Sie den Na men Ihrer Feindin miri gegenüber ver schweigen.« »Ich meine, Herr Doktor-", entgeg nete die Professorin lächelnd, ,,Mimi thiite am besten, den albernen Wunsch sorsort in’s Feuer zu stecken und der Absenderin in keiner Weise zu zeigen, daß der Pfeil getrossen hat.« »Nein, nein, liebe Mama«, beharrte Mimi, »diese tleine Genugthuung lann ich mir nicht versagen. Glaube mir, es ist siir beide Theil das beste, denn wenn ich mich ihr gegenüber einmal so recht ausgesprochen habe, verzeihe ich ’ihr vielleicht auch dieses, gerade sos wie — wie — schon so manches an dere.'« —- -— —- » Die kleine Miini ist doch ein aller- - liebstes Mädchen, dachte Bernardi, in dem er die Hauptstraße hinterging, um seine Besuchstournee sortzusetzen. Wirklich, ich hätte nicht gedacht, daß so viel in ihr steckt, und es« thut mir jetzt leid, daß ich sie in der letzten » Zeit so arg vernachlässigt habe. Allerdings hatte unser Doktor alle Ursache, renige Betrachtungen in Be zug aus die »kleine Mimi» bei sich an zustellen. Längere Zeit war» sie ihm. bei jedem gesellschaftlichen Zusammen treffen der Gegenstand ausfallender Galanterien gewesen, vielleicht noch et- s was mehr, denn man hatte bereits auf dem Drachensels, oder in schlichten Worten, in der Saateele, wo sich -«,,die Mütter« zu guten Reden zusammen-— zusinden pflegten, allerlei gernunielt· Aber da war dem Verliebten plötzlich eine neue, alänzendere Erscheinng in den Weg getreten, die Mimis beschei denere Reize in den Schatten gestellt hatte, und dann — ja, wie es so zu gehen pflegt. Man hatte ja bis jetzt noch kein bindendes Wort gesprochen, höchstens vielleicht dann und wann ein enipsindungzvolles, und was-I will das sagen? Ebenso wenig wie ein gele gentlichet zärtlicher Blick. Aber ein Mann in Amt und Würden sollte doch im Verkehr mit jungen Damen Acht aus Worte und Blicke haben, denn eine Tändelei, die man etwa einem Stu denten hingeben läßt, wird bei ihm ganz anders beurtheilt. Alles dies ging dcrn Doktor jetzt durch die Seele, und so in fiel veriunlen wandelte er seines Weges, daß er eine junge, hoch gewachsene Dame in anssallender, aber höchst tleidsainer geschmackvoller Tot lette, die schon längere Zeit neben ihm lxergeschritten war, nicht bemerkte, bis ein silberbelles Richern ihrerseits-H ihn aus seinen Betrachtungen ausschreclte. »Mein gnädicsstes Fräulein«, rief er, verwirrt de« Hut ziehend, wie ist essZ möglich, das-, ich für das Glück Ihrer Nähe kein Auge gehabt habet Aber, ich — ich —" »Sie rechneten gewiß gerade aus« mit wieviel Neujahriåvisiten Sie sich noch abstrapaziren müßten, wie?« Die junge Dame hielt sich totett, wie zum Schutz gegen die Kälte. ihren weißen Mufs vors Gesicht, so daß ihre dun keln Augen und schwarzen Haarwellen zur wirkungsvollsten Geltung lamen. »Ich bin auch aus Gratulationkbesuche aus. Martia behauptet, sich nicht gut zu befinden, und so muß ich an ihrer Stelle —- schauderhaft langweilig — meinen Knix bei einem Dutzend al ter Schachteln und Kollegentanten machen.« »O wie schade! Und ich bin gerade aus dem Wege nach Jhrem Haus« »Sagen Sie »war"," bestimmte Fräulein Edda Bertram —- als solche stellen wir sie dem Leser vor —- mit einem totetten Ausblick, »denn Sie werden doch nicht so ungalant sein, Ihren Besuch jetzt zu machen, wo Sie wissen, daß ich abwesend bin? Jch we nigstens ignorire unser Zusammentref fen durchaus und erwarte fest, dasz Sie mir zum nitssrzwmtssn the Glück wünsche in aller Form darbringen.« Hieraus nickte sie dem jungen Mann einen graziösen Abschiedsgrnsz zu und bog schnellsüfzig in eine Rebenstraßei ein, seelenvergniigt in demBewußtseimi der zappelt unrettbar in deinem Netzs nnd entgeht dir nicht. Jhre Zuversicht wan teineswegs un beariindet. »Ein reizendes Geschöpr rnonologisirte der statterhaste Knaben lehrer, und seine reuigen Umwandlun gen waren plötzlich wie weggeblasen. »Vielleicht ein bissel totett, auch dürfte sie etwas weniger »s- etwas weniger — nun, leck, in ihrem Verkehr rnit Män-. nern sein. Aber das giebt sich sobalds sie die Frau eines Pödagogen ist, derJ schon mehr als ein gutes Erziehung-IS- J resultat aufzuweisen hat« Uebrigenss muß ich ihr doch heute Nachmittag das T Mißgeschick anvertrauen, das die arme» kleine Mirni betrossen hat. Vielleicht lann sie das Kind etwas ausheitern ; sie ist ja ihoe beste Freundin.·' f j Sonderbarerweise war Herr Doktor Bernardi immer der Thatsache gegen über tutzsichtig geblieben, daß gerade die «beste Freundin« von dem Augen blick an, daß er sie lennen gelernt, sich bestrebt hatte, ihm die kleinen Schwä chen Mimis, die ihm bis dahin entgan gen waren, mit reizender Schaltbaftig teit vor Augen zu führen. Daß Ed dag brünette Schönheit nur noch mehr neben den von ihr zerpflückten Reizen der kleinen blonden Miini zur Geltung lam. war das ihre Schuld? —- Auch heute kam ihm nicht der Schatten ei nes Gedankens, daß doch eigentlich Edda es gewesen« die ihn von seiner- er sten Liebe abgebracht. Jm Gegentheil, mehr noch als je erschien sie ihm in seiner, Reujahrsstimmung als das Jdeal holder Weiblichteit, und indem er mechanisch in den Familien, bei de nen er seinen Besuch zu machen hatte, die üblichen Neujahrsphrafen hinun terteierte, tam immer mehr der Ent schluß bei ihm zur Reise: heute will ich dem Schwanten ein End- machen und das neue Jahr soll mich, soviel an miv liegt, als glücklichen Bräutigam sehen. Erschöpft von den vielcn pflicht schuldigen Visiten, aber selig in dem Gedanken an die Dinge. die da tum men sollten, zog Vittor Bernardi am Nachmittag die Klingel zu der Woh nung des Justizrathes Vertraun Edda empfing ihn in sorgsam ge wählte-.- Haustoilette allein im Samt, in reizend weiblicher Gefchiiftigleit am Theetifch. Sie erschien fast noch ichs-— ner als gewöhnlich, denn ihr malte-: Elftnbeinteint wurde heute durch ein warme-Z Roth gehoben und ihre gro szen Augen strahlten ein Feuer aus, daß die arme Motte, die sich ja die Flügel bereits bedenllich versengt hatte, nun blindlingö in die Gluth hinein taumelte. »Ach, Herr Doltor,« rief Edda beim « Anblick des Sträufzchens aus weißem Flieder, gefüllten Veiichen und Mar schallnielrosen, das der Freierömann ihr, seinem Programm getreu, mit stummer Verbeugung überreichte, ,,wie wohl thut einem ein soteher Neujahrög gruß,wenn man gerade von derjenigen, zu der man solch sestes Vertrauen ge habt hat, in der perfidesten Weise um die ganze friobe Neujahrgstimmung ge bracht worden isl.« »Auch Sie, Fräulein Edda", rief Bernardi im Tone innigsten Mitge fiil)ls, »wer könnte fo etwas übers-Herz bringen«-« »Der Neid, nur der empörendste Neids Bitte, sehen Sie, ist es zu glau ben?« Der Doktor fuhr beim Anblick der Karte, die Edda mit bebender Hand aus dem Couvert zog, zurück, als habe er einen Schlag in’s Gesicht erhalten. »Diese Karte«, rief er unzufammem hängend, ,,wie ist es möglich —- nein, ich musz irren — es- tann ja nicht fein.« »Nicht wahr, man sollte es nicht siir möglich halten« daf; die beste Freundin so falsch, so hinterliftig —« »Aber um Gottes-willen, wen halten Sie denn fiir die.Absendcrin?« »Wen anders als Mimi Stein. Sie war immer so neidisrh auf mich, haupt sächlich weil -— nun, weil —« Edda kämpfte sichtlich einen schweren Kampf mit ihrer mädchenbaften Schiichlern heit, endlich stammelte sie mit gesenk ten Wimperm »Nun, warum sollte ich es Jhnen nicht gestehen, Sie wis sen ja, wie harinlog ich unsern Ver teljr aufsasse, aber die kleine, unbedeu tende Person war immer sauszer sich vor Aerger, wenn Sie einmal mehr mit mir getanzt hatten als mit ihr, deshalb —« »Aber, mein Fvärilein,'« rief Ber naidi in einem Ton, wie Lidda ihn noch nie von ihm gehört hatte, »wir ist es möglich, daß Sie Ihrer bei alledem beften Freundin solche Jnfamie zu trauen!« »Es ist ihre Handschrift«, entschul digte Edda sich unvorsichtig. »Wirtlich«.-« bemertte ihr Exbewun derer ironisch, »wenn Sie sich da nur nicht irren. Jch meinerseits möchte da raus schwören, daß Fräulein Stein ei ner solchen niedrigen Handlung durch aus unfähig ist.« »Prosit Neujahr, lieber Doktors« erscholl in diesem Augenblick die Stirn rne des Justizraths, den mit seiner bes sern Hälfte durch die Portiere des Ne bengemachs eintrat. Edda warf dem Elternpaar, das eine erquickende Siesta gehalten und nun die Absicht zu ha ben schien, die ganze Welt mit Wohl wollen zu umsangen, einen vernichten den Blick zu. Was brauchten sie in die sem Augenblick aus der Bildsläche zu erscheinen. »Aber nun rasch eine Tasse They liebes Eddachen«, mahnte die Justier thin, »e; ist bittertalt; unser guter Doktor hat wohl auch schon einige Sehnsucht-—« ,,Dante, danie, meine gnädigste Frau··, lehnte »unser guter Dottor«, der merkwürdig bleich geworden war, die Liebenswiirdigleit der Hausfrau ab. »Jndem ich Ihnen meine ergeben sten Glückwiinsche ausspreche, musz ich mich gleichzeitig empfehlen, da ich mich schon zu lange bei Jhrer Fräulein Tochter aufgehalten habe und nun noch rasch einige durchaus nothwendige Be suche erledigen muß.« sMit diesen Worten trat er einensast · brüsten Rückzug an, ohne auch nur j den Versuch zu machen, Eddas zarte Fingerchen zum Abschied zu drücken.s ( Verwundert und geärgert blickte sie ihmjach . -- »s- »so-« »Was hat denn der albernevjtentchP war ihr Gedantengang, indem sic- an den Theetisch trat, um ihren Pflichten alg sorgsame Haugtochter zu genügen, jetzt leider nur die Eltern als bewun derndeg Publikum. ,,Launen? Das könnte mir grade passen! Solch lleine Scherze werde ich ihm schon abgewöh nen, wenn er erst mein Mann ist. Wie sonder-bar er sich übrigens geritte, als ich von der lnirpsigen Miini sprach. — Sollte etwa — Mimi Stein, wenn ich so was glauben müßte, schielte ich dir ,,verspätel« einen noch ganz an dern Neujahrsgruß als den ersten, ei nesn, bei dem du einfach starr wä re t.« —- — — Zwei Tage später aber erhielt Mi mis ,,beste Freundin« einen ,,veespiite ten« Neujahrsgruß, bei dem sie ihrer seits erstarrte. Allerdings nur auf ei nen Augenblick, bald genug tani wie der Leben in das schöne Steinbild. Die einfache, weiße Karte, der man nichts Fürchterliches ansah, flog in Stücke zerrissen aus den Fußboden, zwei zier liche Fäßchen stampften ein paarmal daraus herum, dann wurde eine Thitr in's Schloß geschmettert —- und wehe dem, dessen Verhängnis es war, Fräu lein Edda Beriram in diesem Augen blick in den Weg zu treten. Die Karte aber hatte nichts enthalten als die Miltheilung, daß Mimi Stein und Vittor Bernardt Verlobte wa ren. . .