Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, November 26, 1897, Sonntags-Blatt., Image 16
» Ofkfskt BE « «-«e·’«e!s.t5c2 des Philipp ; t- t.k:cm;;3rc. kssfssfkfs vfcss Is- ske kenn-n fes-· « ths co. Atem neu-r Un !tter-t1h·s.ot::t« Wie ".ch die ;L«H,".:e, nan hier HALM isZ gesagt heu, Daß ich mein l Meind unge nmcht Ven, en Einian unzu nmche. do ist« sc «purt«ienier trebfig gewmoc. »Seit settels for Injch,« hot se gesagt. »Wie kannst du not die Eidte kriege, en Saluhn zu starteZ Drints nemme, sell unnerstehst du jo aus den Effeff, awwet Drinks v e r - Ia a f e, sell kannst du gar nit un das kommt doch bei en Saluhnkieper in die etschte Lein· Unser schönes Prapper ieh dehst du speule Un verhnnze un in Zeit von e Johc, do hoste nit mehr so viel gelesft, for dein Schnuff mit zu kanse.« Den Weg hot die Lizzie ge sproche, un ich muß sage, ich hen se nit so ganz unrecht gen-we könne. Atower wann ich emol ebbes in mein Dickopp ben, dann bleith aach drin, biseids des kommt’s so wie so selte genug vor. Ich sm jetzt Owends in en annere Sa luhn gange un hen osf Kohrs iwwer mei Pratschett getahkt. Jch hen als pecktet, daß der Wedesweiler uff den Weg am Schnellste infohrmt werde deht. Schuhe genug, hot et aach der von gehört, awwer was denke Se, was er gedahn hat? Am nächste Morgen hot e Sein an sei Haus gehonke un dodruff war zu lese: »Fo: Sehl«. Jch hen ge denkt, ich bosie, wie ich das gelese hen! So en miserabligter Schuwiak! Aw wee ich suhle dich doch, hen ich zu mich gedenkt. Jch hen mich e wenig affge fickst un sin zu den Wedesweiler in de Saluhn. Der Feller hot hinnig seine Bahr gestanne, ich hen awwer gedahn, als wann ich en gar nit riekonneise deht un hen gefragt: »Js der Mistet Wehes weilee heim?« Do hot er awwet doch geguckt. Er sagt: »Jehs, der Mistek Wedesweiier is do, was wolle Sek« Jch sagt, ich hätt das Sein genohtist, daß er sei haus sor Sehl hot, un ich deht gleiche, das Prappertie zu kaufe. Ich deht mit die Eidie umgebn, en Saluhn ufszumache, un do wärsch doch das Jhsigste, wann ich gleich en Platz Xaase deht, wo schon en Saluhn drinn » Eis. Der Wedesweiler hot e atig fon- s Aiges Fehs dohin gemacht. »Am «techt,« hot er gesagt, »Sie könne mei Prappetteh hen. Wisse Se, do wohnt To en Schoofsiopp in die Nehberhutt, der will aach e Saluhn starte; wann ich nit mistehken sin, dann is sein Name Sauerampsek, awwer so e Rinde viehch kann jo gar kei Bißneß duhn, for den brauche Sie also gar nit ef seehd zu sein.« Do hen ich awwer doch gesiehlt, als wann ich den Lohser eens in de Neck gewwe sollt, daß er in vier . Woche kee Necktei mehr wehte könnt. H hen Se dann schon emol so ebbes et lebt? Do hen ich gesagt: »Fo: den Rie- . sen hen Sie aach die Fenz gebålt, hen Se nit?« »Nosser,'« hot der Wache-Zwei ler gesagt, »der Sauerampser hot die IFenz geordett, awwee ich hen blos der or bezahle derfei« Do könne Se im mätschinne, wie ich da gesiehlt hen. O Mammai Hätt ich nor e Gonn mit mich gehabt, wei, ich hätt ihn uss den Spait gekillt, den Lump. Do iann mer awwer sehe, was mer in die pressent Teirn noch ufs Freindschafi dipende kann! Wei, in mei ganzes Lewe guck ich den Fellee noch nit mit mei Hühner aage, odder Korn, wie mer usf deitsch sage dicht, an, so en Lump, so en ver dollter Seckell Jch hen intendei, ihn e Pies von mei Meind zu gewwe, aw met for e Fäckt, ich hen vor lauter Wuth nit gewißt, was ich sage sollt, un do hen ich prisehrd, emol for e Tschehnsch nicks annetscht zu sage, als wie: »Ich will wege den Kehs später noch emol an Jhne kahle.«' Dann sin ich heim. Un was wer’n Se denke, do hen ich usf eemol widdee tahke ge formt Jch sage Ihne, ich hen mit die Lizzie en Rumpus geeehsi daß das i ganze Bildung geschehkt hot. Off s Kohrs hot das nit lang genomme, do hst die Lizzie das Beste von mich ges ! habt. Dann hen ich mich die Kids ge tiickelt. Bei Tschinto, wie hen ich Die Bittre verschmissei Jch war’n ganz krehsig for Wuth un ich hen doch ebbes hen gemißt, for mich dran auszutoive Der Katlie bot mich aach noch gefäßt. Er sagt, et hätt gar nit gedenkt, daß ich auch en Duft kriege könnt, mitaus Zu den Wedesweiler zu gehn. Der Kanne hot gedenkt, ich hätt en Duft, bikahs ich hen mich emol meine Fa millie gewidmet Off Kohts hen ich en do noch mehr gewixpt Die But-Je hen gehallert, die Lizzie hot gehallert un f o hen ich. Wisse Se, friehet, wann ich emol ufs so en Weg zu mei Fämillie getend gehatt ben, do sin ich reiteweg zu en Wedesweiler gange un hen mich do leindee erholt, awwek sell hen ich off Rechts jeht auch nit mehr gekönnL Well, ich sage Ihne, es war e böses Ding. Ich hätt mich mei Hoor aus pnlle gekönnt, answer for die paar, wo ich noch ben. is es auch nit die Juhs, In stotte. Well, wie ich den Owend mei Sopper gehabt hen, do hot sich die Lizzie gedreht un is fort »Wo gehst De bin, Mas« Tot der Johnny gefrogt. An kein Pluhf hot die Lizzie gesinn fett. Well ich hen mich in mei Bett legt. Die Buwe wate all mitaus Yes ckzepichen mähd an mich un keens hot Ivch gesteckt Ich hen ketndee far tehlt, awtvet was hen ich tmhn Ihm-? Idee Lickint hen sege ht, un Its-: W set te steht c m Ie 1 ( könnt. Jch hen bald geschlose un hen atig wiischt get-riean Es hot in mein Kopp gehammett un tumohtt, als wann ich e Gallen Federweißer in mich gehabt hätt. Wie ich de annete Dag wach sin geworde, do war’s schon hell lichtiget Dag. Die Lizzie hot newig das Bett geitanne un hot geschmeilt. »Wei, Phil,« hat se gesagt, »willst du dann heit gar nit aus das Bett gehn? Es is jo schon halb nooch zehn Udt!« Jch hen mich die Aage geriwwe un hen die Lizzie angeguckt, als wann ich se gar nit tenne deht. Jch hen eckspecktet, daß die Lizzie mähd an mich wär, wie alles. »Bist du dann nit mähd an mich?« hen ich gefragt. »Wei, was for soll ich dann mäho sein?« hot se gefagt. Jch sin an das Winder getschumpt un was wer’n Se denke, die Fenz war nit mehr do. Jch hen gefiehlt, als ob ich trehsig wär. »Ja. wo is dann die Fenz?« hen ich gestogt. »Was for e Fenz?« hot die Lizzie ganz surpreist gefrogt. »Den Weoesweiler sei Fett fenz,« hen ich gesagt. Die Lizzie hot mich mein Kopp gefiehlt un sagt, ich mißt e atiges Fieirer hen. Jch hen kee Wort gesagt, bitahs ich hen selbst den Weg gedenkt. Dann hen ich die Lizzie Alles verzehlt, rn sie hot gesagt, das hätt ich Alles blos gedtiemt. Jch sin teiteweg zu den Wedesweiler gange un der war so Poleit wie immer. Jch hen den Wedestveiler reiteweg en Kiß gen-we un er hot gesagt, wann ich sell noch emol duhn debt,- dann deht er mich sor Essahlt un Bättekie etreste lasse. Jetzt möcht ich not wisse, ob ich schuhr dcn ganze Stoff gedriemt hen. Jch denke nit. Jch hen so en Eidie, als ob die Lizzie die Geschicht mit den Weins treilet gefickst hot. Sage Se mich doch cmol, Herr Redaciionär, ob en Mensch in Fäckt so en Dtiem hawwe kann. Ennihau sin ich froh, daß es den Weg komme is, bikahs lieber deht ich mit die Lizzie seite, wie mit den Wedesweiler. Womit ich :crbleiwe Ihn-: Ihm liewer Philipp Sauerampier. z 27,2, für New York 30,6 gegen 22,4. J Die größte Verminderung der Sterb «Verglichen für das Jahr 1882 und fiirI Abnayme der stets-richten in den Großstädtem Wenn es überhaupt eines bündigen Beweises für den Nutzen der öffent-; lichen Gefundheitspflege in der Neu-E zeit bedarf, so wird er in glänzender Weise durch die Statistik der Sterblich keit in den Großitädten gegeben. Es wurde hier die Sterblichkeitsziffer in· einigen der größten Städte der Welt das Jahr 1895. Dieser Vergleich er gibt durchweg eine ganz bedeutende Abnahme. Jn Berlin betrug die Sterblichkeit 1882 26,4 auf 1000 Ein wohner, 1895 nur 19,0. Für Wien waren die betreffenden Zahlen 29.2 gegen 23,1, fiir Paris 26,3 gegen 21,1, für Rom 26,1 gegen 20,8, für Amster dam 24,3 gegen 17,6, fiir Rotterdam 23,5 gegen 19,7, für Dresden 25,2 ge gen 20,6, fiir Petersburg 25,2 gegen lichkeit hat nach dieser Zusammenstel lung New York zu verzeichnen, das freilich noch immer eine ziemlich hohe Ziffer erreicht. Von europäischen Städten hat sich Petersburg am mei sten gebessert, die Hauptstadt des rus sifchen Reiches hatte diese Besserung allerdings auch am nöthigsten, fteht noch heute unter den hauptstiidten unseresErdtheiles bezüglich der Sterb lichkeit oben an. Eine ganz erstaun liche Abnahme der Sterblichkeit hat für Berlin stattgefunden; es sterben jetzt jährlich aus 1000 Berliner Ein wohner im Durchschnitt acht weniger als vor 15 Jahren. --Unter den ge nannten Stiidten wird Berlin bezüg lich der geringen Sterblichkeit heute nur noch von Amsterdam übertroffen. Wenn rnan auch vielleicht einwenden könnte, daß das Jahr 1895 ein beson ders günstiges geweer wäre, so ift die überall hervortretende bedeutende Ab nahme der Sterblichkeit in den Groß stiidten doch zweifellos den hervorra genden Fortschritten der hygieinifchen Forschung und der gefundheitlichen Forderungen des letzten Jahrzehnts zuzuschreiben. A-— Heilige Einfalt. Ein biederes Böuerlein mit Bündel und Stock hat es sich in einem Wagen abtheil dritter Güte bequem gemacht, um nach Stuttgart zu dampfen. Er fuhr zum ersten Male mit der Eisen bahn und es war ihm recht eigenthünu lich zu Muthe. Schon war man meh rere Stunden ruhig weiter aedampst, als sich das Gespräch dem Reiseziele zuwandte. »Noch zehn Minuten, und wir sind am Ziele,« ließ sich einer der Herren vernehmen —- »sehen Sie, meine Herr schaften-Wort liegt schon Stuttgart!" Und dabei zeigte er nach der Richtung, der das Bäuertein den Rücken zuwand te. Schleunigst spranq dieses auf und . saß mit den Worten: »Himmelkreiz . nich no’ ämol — do waret i’ jo au’ bald verkehrt gesahre —- ich wollet jo au’ nach Studdgard eini!« den Ande ren aus den Schoogi —- Ein Schwerenöther. »Sie sollen mein schützender Ritter sein und nun wollen Sie mir selbst ei nen Kuß rauben!« »Gnädigste, bei Jhnen muß Jeder zum Nachritter werden« —- T r o st. Dame: »Daß der Hex-: rothe Dante hat, gefällt mir nicht recht!« Heirathsvermittlen Beruhi gen Sie sich. viele hat er ja nichtgzghxy per Sedmäestefer. I. Jwan Passinoff, ein begabter Rasse, hatte von der Natur aus die eigen thiimliche Gabe erhalten« die Gedanken der Leute zu errathen, mit denen et in Verbindung kam. Das war der Ausgangspunkt seines Glückes und seines unglückseligen Endes. Und zwar Ereignete sich die Sache folgenderma en: Er fuhr von Stadt zu Stadt und miethete Concert- oder Easesäle, um dort Vorstellungen zu geben; der Er folg war grosz für ihn; doch es war ein Erfolg, den ihm das Publikum, nicht« ohne ein gewisses Entsetzen zu empfin den, zugestand. Man dente doch: ein Mensch, der, sobald er einem nahetommt, in unse rer Seele wie in einem Buche liest! Jwan Passinosf litt darunter; denn er war ehrgeizig, dieser Jwan Passi noff, und es erfaßte ihn eine entsetzli che Ungeduld, daß der Reichthum nicht gleich tommen wollte; dann hatte sich ihm auch das Schauspiel so vieler un bestrafter Missethaten so enthüllt. daß er mit Hinsicht aus das Kapital des Guten und Bösen sein früher unt-tug sames Gewissen in etwas verloren hatte. Und in einem bestimmten Au genblick, den die Philosophen von heute den pshchologischen Moment nennen würden, verdiente er nicht mehr den Beinamen des »Tugendhasten«, den man ihm in Folge einer aus seine An gaben hin erfolgtena Jerhastung beige legt hatte. . Eines Tages schloß er in einer Her- » berge in der Nähe von Dresden mit; einem Müller, Namens Wilhelm Biir- i ger, Freundschastz während er eine Partie Schach spielte, in der Bürger1 fortwährend Glück hatte, war Jwan Passinoss zerstreut und nervös. »Sie lesen zu viel in meinem Spiel und denken nicht an das Jhrige«, sagte Bürger, den sein Gliick und das Bier mittheilsam machten, mit breitem La ) chen. »Vielleicht haben Sie Recht", b: gniigte sich Jwan zu antworten. Die Partie ging zu Ende, und es folgten ihr noch mehrere andere, die Jwan verlor. Bürger strahlte vor Freude und lonnte des Lachens tein Ende finden. H Ein Jahr war vergangen. Jwan, der jetzt reich war, war auf der Rück tehr nach einer langen Tournee im Westen, die, wie er behauptete, sehr glücklich nur-gefallen war, neugierig,dte Herberge in der Nähe von Dresden wiederzusehen, und sobald er dieselbe betreten hatte, fragte er, ob Wilhelm Bürger da wäre, um ihm im Schach Revanche zu geben. »Oh, Herr Jwan«, rief der Wirth, »schon lange wünschte man Jhre Rück kehr! — Sie wissen alfo nicht.2 Die ser arme Bürger! Doch sehen Sie, da kommt seine Tochter, die Jhre Rück tehr erfahren hat und Jhnen diese ge heimnißoolle Geschichte erzählen wird.« Jn der That erschien auf der Schwelle ein blondes und einfach ge tleidetes junges Mädchen mit tiefen, schönen Augen und traurigen Blicken; sie blieb ftehen, als suche sie aus den Trinkern den herauszulennen, den sie zu fragen wünschte. »Hier ist er, Martha!« sagte der Wirth und deutete mit dem Finger auf Iwan. Nun trat sie fehr schüchtern, doch dabei fest entschlossen näher, feste sich auf einen Schemel neben Jwan nieder, der sie etwas feierlich begrüßt hatte und sagte zu ihm: »Mein Herr, Sie sind ein Hellfeher, und man behauptet, Sie wären gut. Sie werden mir helfen, den Mörder meines Vaters zu finden, denn er ist vor einem Jahre ermordet worden. Man hat seinen Leichnam im Fluß in der Nähe der Mühle gefunden, die Kehle war ihm durchschnitten, und je der Gedante an Selbstmord oder Un glücksfall ist ausgeschlossen Am TageJ an dem er verschwand, war er nach der Stadt gegangen um Rentenbriefe zu laufen, und mir hatte er zu meinem Geburtstag eine goldgestickte Haude: versprochenf »Und die Justiz, die Polizei ?« fragte Jwan leise. »Sie hat nichts erreicht, gar nichts!« unterbrach der Wirth heftig, der Mar tha’5" Erzählung mit angehört hatte. —- Sehen Sie. Herr Jwan Passinoss, wenn Gott Ihnen wirklich dir Macht verliehen hat« die Verbrecher zu entde cken, das wäre eine schöne Gelegenheit, sie zu verwenden!« »Ich werde diese Macht gebrauchen!" versetzte Jwan entschlofsen. »Oh, wie ich Jhnen dantel« sagte Martha, seine Hände ergreifend und sie mit Thränen bestehend. Nachdem er sich vor Martha ver neigt, folgte er mit majestiitischer Ruhe der Magd des Wirthshauses, die ihm, einen schweren Leuchter in der hand, die holztreppe vorausging lll. «Mama! Mamal sieh’ dich das hüb sche Häubchen!« Das Kind, das so sprach, war ein Junge von sechs bis sieben Jahren, mit schönen blauen Augen und langen Lo ckenhaarem in seiner lleinen Hand hielt er eine goldgestickte Daube, die er zu fällig in einer Kassette gefunden hatte, die sein Vater stets verschlossen, in der er aber seltsamerweise an die sem Tage den Schlüssel hatte fiecke:. f Die Mutter —- Frau Passinoss — ! der Leser hat wohl schon in ihr Mar- » « tha, die- Tochter des Müllers Bürgers erkannt — nahm schnell den Gegen-i stand aus den Händen des Kinde-T legte ihn in den Kasten an seine Stelle und sagte, sieh zu ihrem Sohne wen dend: »Das isk schlecht, was Du da gethan hast, Hernianni Du weißt, Dein Vater hat streng verboten, diese Kassette zu öffnen. Sag’ ihm nie, daß Du ihm ungehorsam gewesen bist, sonst würde er Dich nicht mehr lieben und mich auch nicht nicht« Das Feind umarmte Martha, trock nete seine Thriinen und ging schnell, init der schönen Sorglosrgteit seines Alters in das Nebenzimmer, um dort zu spielen. Jetzt ließ sich Martha auf einen Stuhl sinken; ihre Wangen bedeckte eine Leichenblässe, und ihr Herz, das zuerst heftig geschlagen, schien jetzt still zu stehen. Oh, der entfeHiche Zweifel, der sich ihrer bemächtigt hatte! Wie! Dieser Mann, den sie gewählt, um den Mord ihres Vater zu rächen, der Mann, dein sie ihre ganze Liebe, ihre ganze Jugend geicientt, derMann, der ihr Schuh-, ihre Stütze sein sollte, in dem sie ihre ganze Hoffnung sah, der Vater ihres geliebten Kindes-, die ser Mann sollte ein Elender sein, ein Mörder, ein Bandit, ein Straßenriiu ber? Dieser »Tugcndhafte«, den man in allen Städten bewundert, war ein Schurke? Oh, nein, nein, das war un möglich! Sie war das Spielzeug eines furchtbaren Traumes. Sie, die Gattin des Menschen, den sie aus dem blutigen Leichnam ihres Vaters verflucht! Sie hätte dieses Ungeheuer einen Augenblick lieben tön nen? Ja, sie liebte eLJ noch! Oh, das war nicht möglich! Trotzdem — trotz aller ihrer Be mühungen, das schwarze Gespenst zu verscheuchen, das sich vor ihr aufrich tete, fühlte sie, wie ihr Herz von einer gräßlichen Ahnung zerfleischt wurde. Jwan Passinoss kam nach Hause; er war sehr fröhlich und stolz. »Martha, mein Liebchen, sreue Dich! Der Prinz war entzückt, und morgen soll ich vor dein ganzen Hofe meine Experimente wiederholen. Welch ein Erfolg! Du bist es, mein süßes Herz, die mir Glück bringt!" Mit diesen Worten schloß er die junge Frau tiefbewegt in die Arme. Doch was ging jetzt vor? Ein Schauder durchlief sein ganzes Wesen. Er, der so viele Verbrechen entdeckt hat, bemerkt jetzt eines, das ihn erregt und zittern macht! Es war vor acht Jahren in dunkler Nacht, zwei Män ner schreiten im Gespräch an einer Waldlichtung entlang. Der eine ist ein reicher Müller; in der Tasche sei nes Mantels trägt er eine goldgesjidte Haube und an diese Haube hat er ei nen Rentenbries angesteckt und einen Zettel beigefügt, auf dem die Worte stehen: »Diese Haube soll eines Tage-J als- Bijrse dienen; ich lege die Mitgift meiner geliebten Tochter hinein. . .« Der Andere ist eine Art Prophet. ein Gedankenleser, ein Unglücklicher. Plötz lich stürzt sich der Unglückliche aui den Müller und durchschneidet ihm mit seinem Messer die Kehle; dann nimmt er die goldgestickte Haube an sich· — Doch wo den Leichnam verbergen? -—— Die Mühle liegt 100 Meter ent fernt; der Fluß ist ties und reißend. — Ja, so ist’s recht. . . Oh, wie schwer der Körper ist! Doch es muß sein! So, aus die Schultern! —- Oh, die Last ist noch warm!. . . wenn er wieder zum Leben erwachen, wenn er schreien sollte. . . Nein —- schnell! —- schnellt — so!. . . Ein Geräusch, ein Fall in’s Wasser — rings herum wächst dunkel grünes Moos —- dann ein Kreis, der sich erweitert und wieder schließt, dann nichts mehr —- die Oberfläche ist glatt und ruhig, tiefes Schweigen. . . und doch macht gerade dieses Schweigen de nen Lärm, die sich fürchten. . . Und wer dentt an das alles, an diese entsetliche Mordseene? Martha seine Frau, der er versprochen hat« sie an dem Mörder zu rächen. Dabei sagt sie aber nichts und ant wortet Jwan, der sie aussorscht, mit Lügen. Wie sollte sie es auch wagen, die Wahrheit zu sagen, wie sollte sie auch behaupten, daß sie das Geheimniß die ses schnellen Vermögens entdeckt? Sie dentt an die Folgen eines solchen Ge ständnisses. Die Hand, die ihren Va ter getödtet, würde auch die Tochter tödten. Und was sollte aus dem Kinde werden? Die Tochter des Ermordeten ist Marthen sein Weib. das er liebt! — Und doch. . . Wintt ihm nicht morgen der Ruhm? —— Der ganze hof versam melt sich, um ihn zu sehen, ihn zu hö ren, ihn zu bewundern! Aber nein! Während Martha nur von einem einzigen Gedanken erfüllt ist, ergreift derselbe einzige Gedanke »auch ihn, Martha’s Seele ist für ihn das Buch der Gewissensbisse, das ge rade an der blutigen Stelle aufgeschla gen liegt. Nun kann er sich nicht mehr halten. «Martha! Marthat Du liigstt Du weißt alles! Dein Denken richtet sich vor meinen Augen auf, drohend und fürchterlich steht es da! Veiaieb mir! vergieh mirs Jch hin ein Elender!« Und während die arme Frau ohn tnächtig zur Erde stürzt, hat sich H Jwan der goldgesiickten Vaube bemäch tigt und rast durch die Straßen und schreit: »Ueberiiefert meinen Leib dem Hen ker! Ich, ich habe Wilhelm Bürger getödtet!" IMartha wird anhört Doch des Kindes wegen erstickt sie ihr Geheimnis unter einein tiefen Schweigen. Trotz dem der Mörder selbft alle Beweise für sein Verbrechen angiebt, lassen die Richter Jtvan Pafsinoff in ein"Jrren haus bringen. Der Yasenschrcctker. Von Zerd. Grauen Der Förster vom Bischof und der Kreuzbauer sind sich fpinnefeind. Wenn der Kreuzbauer vor seinem An wefen steht, dem ftattlichen, weitläufi gcn Bauernhofe, der mit feinem rothen Ziegeldache schon von weitem zwischen dem Grün der Obstbäume hervorleuch tet, und der Förster vorübergeht, dann pafft der erstere aus seiner kurzen, sil berbeschlagenen Pfeife fo angelegent lich ins Blaue, als wollte er all die Myriaden Mücken, die in der klaren Bergluft spielen, mit den Rauchwolken vernichten. Der Jäger aber zieht sei nen grauen, mit Gamsbart geschmück ten Filzhut noch tiefer in die gebrann te Stirn und pfeift nachdrücklichft sei nem Waldmann, den er mit verschie denen Kofenamen wie: »Verflixter Hundskötery schaust, daß d’ her kommft!« trattirt. Ueber des Bauers glattrasirtes, listi ges Gesicht zieht dann ein eigenes Lä cheln, wenn cr dcrn Forstmann nach schaut und die Frauen Aeuglein blin zeln schier bog-haft Mit langen, fchliirfenden Schritten umfchreitet er das Haus, unweit dessen sich ein stei nernes Kreuz erhebt. von welchem der »T.-t Hof seinen R::::c«: ..«. An den große-.- Obftgarten dessen Fruchtreichthum dem Bauer alljährlich ein fchöneESiinrmchcn einbringt, schlie ßen sich, durch einen Zaun getrennt, wohl eine Viertelstunde lang und breit die Felder des Fireuzbauern an. Es ift ein fruchtbares Ader- und Wiesen land, der Noggcn blüht trefflich, auch der Hafer ist prächtig in die Halme ge schossen und die leise irn Winde sich schautelnden Aehren verbeißen reichli che-Frucht J — Manchmal stöth der Bauer im Wei tergehen einen iiberraschten Pfifs aus und schaut sich scheu nach allen Seiten um. Jst-besondere unterzieh: er jene Richtung, wo der bischöfliche Wald beginnt » er ist taum fünfzig Schritte von seinem Anwesen —- einer scharsen Musterung. Taucht dort lei ner von den verliaszten Jägern auf, sc kehrt er mit schlür-fenden, aber bastigen Schritten ins Haus zurück. Von der Schlafkammer der Mägde aus beobachtet er dann noch längere Zeit den Waldrcrnd Ein paar Tage drauf sitzt dannJürs gen Flor meist bei einem löstlichen Braten, der mit diinnen Speckstiicklein dttrichsth und in eine braune appetit reizcnde Sauee gebettet, dem Hasen braten wie ein Ei dem andern ähnelt· Mit vollen Backen, aber langsam, wie ein richtiger Gourmet. laut der Bauer, hie und da mit der Zunge schnalzend und durch einen Schluck des kiiblen, er srischenden MosteS, den er aus seinen Aepfeln gewinnt, sich stärkend Nach dieser Herrenmahlzeit setzt er sich aus die Bank rückwärts am Hause und wonneglänzenden Auges mißt sein Blick die zartblätteriaen Kot-Höpr et was wie Dankbarkeit liegt darin. Und in der Wirthschaft unten hat Peps, der Ochsenlnecht vom Kreuz bauern, einmal mit der Faust aus den Tisch geschlagen, daß die Gläser klink ten, und dabei den anderen Knechten spöttisch zugerufem »Ja, mein Herr, das ist ein Herr, alle Wochen haben wir Hasenbraten!« »So?« riefen die anderen, »und wo her bat er denn die Hasen, kommen sie Fiezleicht selber zu Euch oder« sangt Jbr :e « Ueber diese Ansragen erschrak zwar der Knecht ein wenig, aber aus gut Glück erwiderte er doch: »Meint Ihr, dasz der Kreuzbauer nicht Geld genug bat, um sich die Hafen selber- laufen zu können? Jeden Tag könnt er’s, wenn er’s nur wolltet« Darauf hin schwiegen die Burschen aber der Förster, der im Nebenstübchen saß und alles mit angehört hatte, knurrte ingrimmig vor sich hin: «War-t nur« Bürscherl, Jhr werd’ nicht mehr lang Hasen essen! Einmal werd' ich den alten Fuchs schon erwischen und dann wird’s wag setzen.'« Der Jäger gab sich auch redlich Mühe, Jürgen Flor beimWildetn oder Wildieben zu erwischen, aber es gelang nicht. Stundenlang lag er am Wald rande nächst dem Kreuzhofe versteckt und beobachtete das Haus und die Kohlfelder. Aber nichts rühvte sieh in dern Hofe und auch die Häslein mar schirten ungehindert nach gesättigtern Schmause aus dem Kohle nach Hause. Endlich einer Tages wintte ihm die lang ersehnte Gelegenheit, Jiirgen Flor auf frischer That zu ertappen. Der lahrne Zellner Hans, der- irn Dorfe Bo tengänge machte und überall herum schnüffelte, larn in der Dämmerstunde, als der Jä er im Ertrastiibchen sich eben den ersten Krug bestellt hatte, ei lig zu ihrn gelaufen. »So, Herr Förster, jetzt könnt Jhr den Kreuzbauer belommen. 's ist - taurn zehn Minuten her, da hab' ich vom Waldrand drüben, wo ich mir ein paar Schmämrne suchen wollte, gese hen, wie der Kreuzbauer ganz heimlich aus seiner hinterthiir hervor-kommt, « sich überall umschaut und dann mitten in die Futchen von dem erssten Kohl selde hineinspaziert. Dort kniet et nie der und zieht etwas aus der Rocktasche hervor. Es war eine Schlin e, ich konnt ’s noch ganz gut wahrne wen; als er die befestigt, schaute er wieder vorsichtig um sich und rieb sich dann vergnügt die Hände.« » »’s soll ihm vergehen, das Bergnus gen!« lnirrschte der Förster7 »tvart Bürscherl, in der Falle fange ich Dich! Aber Jhr habt doch auch richtig gese hen?« wandte er sich etiregt dann an den Boten. Dieser bejahte eifrig: »Was ich ge sagt hab’, ist gesagt; ich hab’s ganz deutlich gesehen. Mit verbundenen Augen find’ ich den Fleck.« »Na, dann lommtl« sagte der Jä ger, dessen Gesicht in der Vorahnung des- kommenden Genusses leuchtete. Mit einem Zuge leerte er dasGlas, schwang das Gewehr über die Schulter, stülpte den Hut aus und hinaus ging es über Wiesen und Aecker dem Walde zu, den in einem weiten Bogen das Dorf um säumte. Sie mußten einen beträchtli chen Umweg machen, damit sie vonNie mandem gesehen werden konnten und der Kreuzbauer ungewarnt blieb. Mehr als eine halbe Stunde währte es, der lahme Zellner Hans-, der zahl lose Male über die Wurzeln gestolperst und gefallen war, ächzte schon leise, als sie endlich den Waldrand gegenüber dem Kreuzhofe erreichten. Zu ihrem großen Leidwesen stieg fast gleichzeitig die Mondessichel am nächtlichen Him mel empor und die bleichen Strahlen umspannten die stille Landschast mit mildem Silberschein. Wohl oder übel mußten sie nun auf dem Bauche die 50 Schritte breite Strecke zwischen dem Waldrande und dem Kohlfelde zurück legen, Ungliiclseligerweiseübersahen sie dabei den schmalen, aber ziemlich « tiefen Graben, der längst der Fiohlfeb der sich hinzog und lollerten hinein, wobei sie in ein eigenthiimlichts Nasz zu liegen lamen. Mit unterdrückten Flü chen arbeitete sich der Fünfter heraus, während Zellner Hans mit verstauch tem Fuße winselnd darin liegen blieb. Wuthschnaubend gebot ihm der Zeiger zu schweigen. Aber erst die Drohung, daß er ihn erischießen werde, lonnte seinem Befehle den nöthigen Nachdruck verschaffen. Eine Stunde verflosz und dann die zweite; es wurde schon ziemlich liihl und das Liegen in dem feuchten Grase-. sehr unangenehm, als endlich ein schüchterneg Häslein und dann ein zweites aus dem Walde sich hervor tvagten und erst zage, dann immer teder an dem saftigen jungen Kohle sich gütlich thaten. Dem Jäger ziictte es in den Fingern, einem dieser Lampen eins aufs Fell zu brennen, aber er mußte sich bezabinen Jetzt wurde im Fireuzhose ein Fenster hell und einige Minuten später erschien der Kreuz kauer vorsichtig auglugcnd in der-Thür. Mit funkeln-ten Augen beobachtete ihn der Förster. Jiirgen Flor blies- zu samincngeduitt in der Hintertliiir ite ben und horchte. Plötzlich unterbrach ein ziemlich lautes Geräusch die tiefe, nächtliche Stille; ein Häslein zappelte in der Schlinge. Kaum hatte dev Kreuzbauer dies tratst-genommen als er mit seinen langen Schritten mitten in die Furchcn des Kohlseldes hinein stieg. Schadensroh lächelte der Förster, und er konnte sich sast nicht zurückhal ten, emvor zu springen und auszuru sen: »So, jetzt hab ich Dich!« Ev mußte noch warten, bis der Bauer dein Hasen den Kragen umdrehte und ihn" zu sich nahm· . Doch toas geschah da? Jürgen Flor besreite den Hasen sanft aus sei ner Schlinge, nahm ihn sest zwischen die Beine und bearbeitete dessen rück wärtigen Körpertheil mit seiner brei ten Rechten durch ein paar Minuten. »Da hast’s, vermaledeiter Kohldieb, glaubst vielleicht, daß ich füv Dich den Kohl angebaut hab’,Vieh miserables?« Dann —- liesz er ihn laufen. Mit ausgerissenem Mund und Au gen schaute der Förster halb erstart dem seltsamen Schauspiele zu. Un willtiirlich hatte er dabei den Kopf er hoben, so daß ihn derBauer sah. »'nen Abend, here Fövster!« sagte er gleich- ; miithig. »Ihr hättet auch das Viechsk zeug von meinem Kohl abhalten kön nen, 's macht mir sehr viel Schaden. Jch weisz nicht, ob ich Euch nicht werd’ eine Rechnung dasiir schreiben müssen. Jin Uebrigen gute Nacht und sallt ni t in den Graben da. Herr For-steh ’s i halt von wegen dein Geruch!" . . . ««« Dann wandte er sich dem Hause sit-« Ein unmevtliches Lächeln spielte u seine glattrasirten Lippen. , Insektenkunde-. A Jn einer Gesellschaft wurde die Frage ausgeworfen, welches der wich tigste Theil des Körper sei; sofort ant wortete » i« ein Friseut . . . . . der Kopf, ein Schuhmacher. . . . die-küßer ein Zahnarzt . . . . die Zähne, s ein Optim. . . . . die Augen« ein Hühnetaugenopetaieur die Zehen. ein Handschuhmacher . . die hönde, ein Ckavaitenmachek . . der Hals, ein Corsettsabkilant . . die Brust« ein Masseut . . . . der Bauch," ein Klaviekbauer . . . die Finger, .c ein Schnupftuchsabrilant die Nase, H ein Tanzlehter . . . . die Beine, - ein verliebter Jüngling . der Mund; « »mit nichten«, sagte dann aber der J Fragestellu, »die baut ist es, denn sie i hält den ganzen Menschen zusammenl«