Die Yiraieuz SMALL-man r« i: ..(.1l.:m CinrkkNllsskll. . M. ,y:r:!etzunz.) »Nein? Warum nicht«-« schnaubtel Der Cäsifser in pioglichem Zorn. ; » «Wal;rku,seintich trieben Sie sich oornl bei den Leuten herum, anstatt hier Z hinten auf Ihrem Posten zu sein ! I Wenn nun die junge Dame in Jhrer j Abwesenheit hier iibetBord gestürzt ist, s wie? Wer stand die ersten zwei Stun- I den am Ruder?« I »Jobnsvn«« I »Schtcken Sie ihn her. Auch der I Mann, der nach ihm am Ruder war, s soll kommen. Schicken Sie mir alle ; Leute her, die von Mitternacht bis um « sechs Uhr Morgens das Ruder versan- j gen haben!« I Es gestand eine allgemeine Bewegung H auf dem Schiffe; Matrosen eilten nach I hinten; die Zehn —- Mr. Mark Dave- z nire befand sich wieder unter seinen «T«s Genossen —- erschienen zu zweien und dreien ebenfalls auf dem Achterdeck ; J allenthalben herrschte Unruhe, und der leichte Wind war erfüllt mit dem Ge murmel Und Gesurnme vieler Stim men. - 10. Capitel. , DieBerathung in derCapi-l tä n s c a j ü t e. Der Sturm hatte die ,,Queen« nach Norden in die Zone der leichten Winde verschlagen und so waren die Fort schritte, die das gute Schiff machte, zum Leidwesen der Passagiere nur ge ring. Jm Vordergrunde des allgemei nen Interesses aber stand jetzt das räthselhafte Berschwinden der Miß Beansei. Hatte Sie sich selber aus der Welt geschafft? War sie gewaltsam be seitigt worden? Aber wann, wie, wa rum und von wem? « Die junge Dame hatte sich wegen ih res bescheidenen Wesens und auch we gen ihrer angenehmen Persönlichkeit der Zuneigung aller Mitreisenden so wohl, wie auch des Capitäns und sei ner Officiere zu erfreuen gehabt. Jetzt versuchte man sich der letzten Unterhal tung mit ihr, ihrer letzten Aeußerungen zu erinnern, um daraus vielleicht eine Erklärung des über sie gekommenen Verhängnisses zu finden. Mr. Starr glaubte sich entsinnen zu können, daß sie am vergangenen Tage besonders niedergeschtagen ausgesehen habe, als trüge sie sich mit trüben Gedanken. Dem widersprachen jedoch die andern, die so etwas nicht wahrgenommen hat ten. Die vom Schiffer befragten Maiw sen hatten weder etwas gesehen, noch gehört. Noch einmal wurde das ganze Schiff auf das gründlichste durchsucht, « allein ohne Erfolg. Die junge Dame war über Bord, daran konnte nicht z länger gezweifelt werden. ( »Was denken Sie darüber?« fragte Burn den schwarzen Caldwell, der ab- i gesondert an der Reeling stand, in die - Weite blickte und dabei mit den Fin-’; gern nervös in seinem Barte wühlte. k ,,Worüber?« erwiderte dieser, den; Kon langsam nach dem Frager um- « wendend. »Nun, über Miß Mansels Ver- s schwindenk s ! »Ich denke, daß das ein Glück für uns ift.« »Da haben Sie recht. Uebrigens ist Trollop ganz meiner Meinung: das arme kleine Ding ist durch das Ge-. heimniß, das sie erlauschte, zu Tode er- « schreckt worden; sie wußte sich in ihrer Angst weder zu rathen noch zu helfenJ Verrieth sie uns, so fürchtete sie, umge bracht zu werden Schwieg sie, nun —J aber zum Teufel, Mensch, wie schauens Sie drein? Jhr Gesicht wäre wahrhaf- ! tig im Stande, noch ganz andere Leute, i als solch ein armes, furchtsames MädJ chen, über Bord zu jagen!« Caldwell stieß ein turzes, heiseres Lachen aus. »Wenn sie nicht an Bord ist, dann hat sie Selbstmord begangen,« versetzte er dumpf und gedämpft, da gerade die Dents mit Mes. Holroyd vorüber gin gen. »Weshalb, das ist Sache der En el im Himmel. Sie aber können froh ein, Burn, daß sie aus dem Wege ge räumt ist, ohne daß Sie sich dabei in Unkosten zu stürzen brauchten. Hätte sie nicht diesen vernünftigen Entschluß Jesaßy dann siiszen wir alle, Mann für ann, jeht hinter Schloß und Riegel und mit Eisen an Händen und Füßen; das Spiel wäre verloren. ebenso das ausgelegte Geld, und was stünde uns bevor?« ,,Freilich, sreilich,« sagte Burn, sei-s nen breiten Rücken an die Reeling leh-’ nend und mit gekreuzten Armen die Gruppen aus dem Achterdeck betrackH iend, »wir können uns ja zu diesem un- s erhosften Ausweg Glück wünschen, und um so mehr, weil sie nicht einmal vor-» her ihr herz einer andern Dame aus-» geschüttet hat« Dann hätte man aus« auch noch ihren Tod zur Last gelegt." »Ohne Zweit-if brummte Caldwell. Burn, der jeht Mr. Mark Davenire hinten am W gewahrte, schlenderte auf diesen zu. Auf Steuerbord stand der Capitän rnit Dr. Deut, Mr. Starr und Mes. Peacock. Davenire saß aus der Gräting hinter detn Ruder und suchte zu eriauschen, was dort geredet wurde. «Sind Sie wieder aus dem Damm?« fragte Bnrn. »Natüriich, immer draus gewesen« antwortete Dame-in anmuthig. »Muß seen denn gleich krank sein, wenn man einmal Mr als sonst in der Koje :WI« Meisters gesellte sich zu ihnen und setzte sich neben Davenire auf die Grä ting. »Ein-as Bessers konnte uns gar nicht passiren,« bemerkte Burn, »als dieses Verschwinden——« Ein Schlag gegen die Brust von Da venires schwerer Faust. schnitt ihm das Wort ab. Der Matrvse am Ruder hatte sich, Lbei Burns Rede plötzlich aushorchend, umgesehen; sein Blick, scharf wie das Scheidenmesser an seiner Hüfte, fiel aus Davenites Gesicht. »Ich meine,« fuhr Burn schnell ge faßt fort, »ich meine, etwas Besseres konnte uns gar nicht passiren, als das Verschwinden jeglicher Aussicht auf Wiederholun des schlechten Wetters, für die nächste Zeit wenigstens-; frei lich,« setzte er lachend hinzu, »mit die ser leichten Brise werden wir Kav Horn wohl erst im nächsten Jahr er reichen.« »Ich sür meinen Theil glaube auch, daß Selbstmord vorliegt,« sagte Ma sters leise. »Aber es ist jammerschade um das reizend-e Kind! Wenn's noch die alte Mutter Peccock gewesen wäre. Oder die brave Miß Holroyd. Jch ge stehe, daß ich wirklich verliebt in ihre schönen Augen gewesen bin. Jch wäre ihr nicht von der Seite aewichen, wenn ihr Kerls nicht immer gefürchtet hättet, ich könnte ein Wort zuviel sagen.« »Geschwätz!« Mit diesem halb unterdrückten Aus ruf verächtlichen Unwillens stand Davenire auf und ging schwean Schrittes zur Steuerbordtreppe und auf das Hauptdeck hinab. Der Schiffer folgte der ungefügen Gestalt mit den Augen« dann trat kr an Poole heran, der von der Leefeite des Achterdecks aus die Segel beobach tete. »Wenn Mr. Matthews nicht schläft, möchte er sich sogleich in meiner Cajiite einsinden,« sagte er leite; »ebenfo der Doctor.« Poole eilte davon und tam bald da rauf in zwei Sätzen die Treppe wieder herauf, mit der Meldung daß Doktor und Steuermann sich bereits in der Ca pitänscajiite befanden. Der Schiffer nickte wie abwesend. Sein Auge hing an der langen Gestalt Trollops, als fände fein Argwohn neue Nahrung beim Anblick des hochmüthi gen, höhnischen, trotzig herausforderw den, kalt derächtlichen Gesichtes dieses sogenannten Hauptmanns, dem die Hutkrempe faft auf der Nase saß und zwischen dessen Zähnen eine lang-, schwarze Cigarre schräg wie ein Burg spriet hervorstak. Nie und nirgends konnte es vorkommen, daß die Passa giere ihrem Schiffscapitän die Achtung versagten, so lange dieser Achtung be anspruchen durfte. Und verdiente er, Eapitän Benfon, etwa leine Achtung? Bisher war die Beendigung jeder Reife ein Tag des Triumphes, der Ehren fiir ihn gewesen« Pokale und anderes Sil ber, Crystallgeräthe, Standuhren und dergleichen, Dankes- und Ehrengaben schmückten daheim feine Junggesellen residenz — wie kam es, daß diesmal von der gewohnten Harmonie an Bord keine Spur vorhanden war-? Auffeufzend wendete er sich ab und stieg die Campanjetreppe hinunter. Jn seiner Cajüte wurde er vom Docior und vom Steuermann erwar tet. Er nahm den Hut ab und sank in einen Sessel Dem geübten Blicke des z Arztes entging es nicht, daß die Nerven , des alten Herren gründlich erschüttert waren, und er sagte sich im Stillen, daß er denselben bald werde in Behandlung i nehmen müssen. i »Ich wollte mich mit Ihnen bera then,« nahm der Schiffer das Wort. »Ich weiß nicht, was mit mir vorge gangen ist, ich verstehe mich selber nicht » mehr; so lange ich zur See fahre, hat I es mir niemals zur rechten Zeit am IEntschluß gefehlt —- jetzt aber — ist ? auf einmal anders, wie s fcheint. Der ! unerklärliche Verlust der jungen Dame hat mich außer Fassung gebracht åech ! zerbreche mir den Kopf über ihr ; schick. Wenn wir annehmen müßten, » daß sie ermordet worden ist —« » »Das halte ich für ausgeschlossen,« versetzte der Dorn-L »Wer in diesem Schiffe könnte zu solch einer That auch nur einen Schatten von Veranlassung haben?« »Hierin stimme ich dem Doctor bei,« sagte Mr. Matthervs, auf dessen ehrli chem Gesicht die innere Sorge und Un ruhe deutlich zu lesen war. »Ein Mord geht ganz obne Geräusch nicht ab. Und wie sollte er ausgeführt worden sein? Mit einem Messer? Wir haben keine Blutspuren gefunden. Durch Strangu lation? Auch davon findet sich keinerlei Spur in der Kammer. Aus dem Zu stand des Bettes ist ersichtlich. daß sie dasselbe freiwillig verlassen hat« »Sollte nicht zwischen dem Ver ; schwinden des Mädchens und der lPlünderung der Waffenkiste ein Zu sammenhang bestehen?« deutete der Ca pitän an. »Ja welcher Weise?« fragte der Doctor. »Ist sie vielleicht im Bunde mit den » Spitzbuben ?« rief der Schiffer, wie von « einem neuen Gedanken erfaßt. »Unmöglich!« widersvrach der Steuermann lebhaft. »Sie ist ja nicht mehr an Bord.« Ganz rathlos schaute der Schiffer zum Fenster hinaus. Lange redete kei ner der Anwesenden ein Wort. Endlich richtete der alte Seernann das Auge aus seinen ersten Officier. »Es ist ein Unheil an Bord dieses schifer im Anzuge,« fagte er lang am. »Dann müssen wir ihm vorbeugen, und te eher Sie mir Ihre Institut-tie l nen geben« je besser.". antwortete Mars « thcws. l »Ich mißtraue diesen zehn Genue men,« fuhr Benfon fort, »ich mißtraue ihnen nach jeder Richtung, aber ich weiß nicht, wie ich ihnen beitomknen soll. Jch kann ihnen nichts beweisen. Jch darf keine Maßregeln ergreifen, die ich später vielleicht nicht zu rechtferti gen vermag. Es sind ihrer zehn — denken Sie doch, wenn zehn Prozesse bei Gericht gegen mich anhängig ge macht würden, gegen mich, ver ich einen Abscheu vor allen Gerichten habe, ver ich noch Niemals mit den Gerichten zu thun gehabt. Jch habe ein hattes, mühseliges Leben hinter mir und bin heute ein alter Mann: sollte ich mich in die Gefahr begeben, zu Grunde gerich tet zu werden von — von — von —« Dunkelroth im Gesicht hielt er inne. Die Erregung drohte ihn zu ersticken. »Sie verfügen über elf Matrosen vor dem Mast, Capitän,« entaegnete der Doktor. »Hier hinten sind wir fechs Mann, Mr. Dent und Mr. Storr mitgezählt, sogar acht. Neunzebn ge gexn zehn« —- er zuckte leicht die Ach e n. »Aber wissen Sie denn nicht,« rief der Schiffer heftig, »daß an Bord eine Ueberzahl nicht ins Gewicht fällt, wenn die Verfchwörurg gehörig angele»t ist und die Schurken ihre Sache richtig anzufassen wisien?« »Welcher Art sind Jhre Befürchtun gen, Capitän?« fragte der Steuer mann. »Wir sind ein teiches Schiff, und ich fürchte die Absichten dieser Männer,« antwortete der alte Herr, aus dem Sessel springend und hastig auf- und ablaufend. Matthews schraubte die Augenbrau en in die Höhe; er war augenscheinlich etwas schwer von Begriffen. »Was? rief der Doktor halb flu sternd. »Sie glauben, daß die Zehn mit dem Plan umgehen könnten, sich des Schiffes und seiner Ladung zu be mächtigen ?« »Was! Um Gotteswillen!« zischte Benson ihn an. »Jawohl, das fürchte ich! Der Waffendiebstahl ist der An fang gewesen —- aber ich weiß nicht, wie ich Miß Mansel damit in Verbin dung bringen soll —« Er blieb stehen und preßte die Hand gegen die Stirn. »Aber teine Silbe hiervon zu einem andern!« gebot er nach einer Pause, während welcher der Doctor und der Steuermann ihn mit stockendem Athem angestarrt hatten. »Es könnte ja noch immer möglich sein,das3 ich mich irrte.« »Um Verzeihung, Capitän,« sagte Matthews. ,,Darf ich meine Ansicht offen ausfprechen?'« »Dazu sind Sie hier.«· »Wenn Sie Furcht hegen —-« «Was?« fuhr der alteHerr auf. »Ich Furcht hegen?« Die kleinen Augen blitzten. und das weiße Haar begann sich zu sträuben. »Ich wollte sagen, wenn Sie Grund zu der Befürchtung haben, dafi jene Gentlemen mit räuberischer Absicht an Bord gekommen sind, so muß man sie unschädlich machen, ehe sie Unglück an richten lönnen.« »Bollftiindig meineMeinung!« nickte der Doktor. »Sie stimmen also mit Mr. Mat thews überein?« forschte der Capitän. »Gewiß; seine Folgerung ist durch aus logisch.« »Sie rathen mir also, auf bloßen Verdacht hin diese zehn Passagiere in Eisen zu werfen, sie drei oder vier Mo nate lang in Gefangenschaft zu halten« nur weil ich Grund zu Argwohn ge en sie zu haben glaube —- und auf die e fahr hin, von ihnen hernach gerichtlich belangt zu werden?'« Der Steuermann dachte einige Au genblicke nach. »Sie haben mich rufen lassen und mir befohlen, Jhnen meine Ansicht zu fagen,« erwiderte er dann. »Gut. Meine Ansicht ist« daß Sie die Pflicht haben, das Schiff und seine Ladung, vor allem aber das Leben der Passa giere und der Mannschaft nach besten Kräften zu bewahren und zu schützen.« »Ach dadurch, dasi ich diese Männer bis zur Ankunft in England gefangen setzes« »Jawohl." »Auf bloßen Verdacht hin ?« » Der alte herr stellte sich ganz dicht I vor den Steuermann hin. ! »Jaivohl,« wiederholte dieser fest. s Benson schwieg und trat auf die Seite. »Ich will mir die Sache überlegen,« sagte er nach langem Grübeln. »Auch Sie beide werden mir den Gefallen thun, alles noch einmal reiflich in Er wägung zu ziehen. Vielleicht können wir List mii List bekämpfen s— Mein « Gott, ist jemals ein Schiffer in solcher - Laae gewesen, wie ich!?« - Er fah auf feine Uhr. »Ich wäre Ihnen dankbar für jeden Rath. für jeden Wink.« Mit diesen Worten nahm er feinen Sextanten aus dem Kasten und ging, gefolgt von den andern, an Deck. 11.Capitet. s Der Ueberfall. i Der Doctor begab sich mit dem i Steuermann in dessen Kammer. l »Ich hosse inständigfi«« sagte vers Letztere, den Kasten hervornehmend,? der seinenSextanten enthielt, »ich hoffe E inständigft, daß die Besiiechtun en s Capiiän Bensoni grundlos sind. ch fahre nun auch schon eine lange Reihe» von Jahren zur See, habe a er noch; nie gehört, daß die Pafsa iere sich ein-f hörten und daiSchifs in schlag nah- ! mein" J « J. - -- . »--- - »Es-as glaube tcheJhnenI verseßte ;:c »-oetor. »Es in aber nicht Izu teugnem daß diese Zehn eine unange nehme, verdachtige Gesellschaft find.« »Einige davon gekauen mir aller dings nicht. Dieser Caldwell sieht so aus, als könnte er um ein Goldstück Vater und Mutter umbringen, und was Davenire im Traum schwand das dürfte gewiß bei Tage nicht laut wer ; den. Burn, Muster-z und Weston da s fegen scheinen mir ganz gute Kerle zu ; ein.« » Er legte die Hand aus den polirten, dreieckigen Kasten, wie um nicht zu «vergessen, weshalb er gekommen war, und blickte sinnend vor sich nieder. »Ein seltsamer, ein außerordentli - cher Zustand, in dem wir uns befin den,'« nahm der Doktor wieder das Wort; »aber je mehr ich darüber grü bele, desto fester wird meine Ueberzeu gung, daß hier weniger Gefahr« als Einhildung und Furcht vorliegt. Un ter uns, Mr. Matthews —- der Capi tän trägt seit Kurzem eine Reizbarleit zur Schau. die — nun. die mindestens kein gutes Zeichen ist. Er hat seine sechzig Jahre auf dem Rücken und ein Leben voll von Anstrengungen und : Drangsalen aller Art hinter sich. Da zu kommen seit einer langen Reihe von Jahren alle die Verantwortlichkeiten, « die ein Schissssührer zu tragen hat. » Sie werden mir zugeben, daß er die ge wöhnlich solch einem Manne zugemes sene Zeit der Thötigieit und des Dien stes bereits überschritten hat. Sechzia Jahre bedeuten auf See soviel, wie achtzig Jahre am Lande.« ,,Darin haben Sie recht,« pflichtete der Steuermann bei, aus die Uhr se hend und den Sertanten herausneh mend. Seine Gedanken waren bereits an Deck, wo demnächst die Sonne »ge nommen werden« mußte. »Ohne Frank. Welchen Rath ssll man aber unter solchen Umständen dein Cavitiin ertkeilcn?" »Ja, da sitzt eben der Haken," nickte Matthews. »Ich meine. ein Mittel zur Beruhi- - gung der Nerven, saan wir Bromtale, würde von bester Wirkung sein und diesen krankhaften Argwohn zer streuen.« Sie verließ-en die Kammer. Mat thews erstieg das Achterdeek, wo der Schiffer bereits mit seinem Instru ment herumhantirte, der Doktor aber suchte seine kleine Cajiite auf, um hier, umwallt von bedrückendem Apotheken geruch und umgeben von Regalen mit einer Unzahl von Flaschen und Fläsch chen, sich beim Genuß einer Pfeife Ta bat seinen Gräbeäeien hinzugeben. Jn dem Salon saßen vier von den Zehn beim Whistspiek. Sie handhab ten die Karten schweigend und waren anscheinend ganz vei der Sache, sobald sie aber Niemand in der Nähe wußten, unterhielten kje sich in halbem Flüstern so lebhaft, Laß jeder Beobachter er kannt hatte, daß das Spiel ihnen nur ein Vortrand war. LUeatthews über flog diese Spieler rnit sorschendetn Blick, ehe er aus dem Gang, der von dem Salon nach dem Hauptdeck führte und in welchem seine Kammer lag, ins Freie trat· Der Tag war prachtvoll. Die Brise war nach Norden herumgesprungen und wehte frischer; sie schnitzte gleich sam weiße Spähne aus den langen, blauen Wogen, und in der Richtung, aus der sie kam, lag der Ocean wie von ungezählten Diamanten glitzernd un ter der feurigen Sonne. Jn der Ferne über dem Buge zu luward, war eine kleine Brigg m Sicht, die aus westli chem Kurse lag; ihre weißen Segel er hoben sich wie ein Schneehiigel iiver der dunklen Kimmungslinie, für das Auge eine wohtthuende Unterbrechung der endlosen Weite des Horizontes. Tros dieses freundlichen Sonnenw ges aber vermochten sich die Gemüther einer bestimmten Zahl der Passagiere nicht zu erhellen. Während Capitän Bens on mit dem Sextanten vorm Auge die Sonne fixirte, hing manch ein Blick voll Unruhe und verhaltener Angst an seiner untersetztem charakteristischen Gestalt. Mrs. Peacock, der es keine Ruhe ließ, stand von ihrem Deckstuhl auf und näherte sich ihm. Er aber machte ihr eine kurze, seitlich abwei sende Verbeugung, und sagte: »Ent schuldigen Sie, Madam," und ging mit seinem Sextanten einige Schritte weiter. Die Damen, und ebenso Mr. Dent und Mr. Storer, vermochten sich von dem Schreck, den ihnen Mis; Mansels Verschwinden verursacht hatte, nicht zu erholen. In den meist gesliisterten Un terhaltunan über dies unheimliche Ge ichehnisz konnte man nicht selten das Wort »Mord« vernehmen, und mehr als ein Paar Augen hestete sich dabei verstohlen aus Davenire, häufiger aber s noch auf Caldwell, welche beide mitein s ander im Lee promenirten, während der Capitön an der Sonne herum schraubtr. — Vorn im Logis saßen die Matrosen beim Mittagsmahl. Auch hier drehte sich das Gespräch fast ausschließlich um die Verschwundene. »Beim noblen Joseph!« ries John, ein vierschrötiger Mensch mit zottigern Haar und Bart, indem er an einem Stück Salzsleisch sagte, dem einePlatte Hartbrod als Unterlage diente. »Auch noch nicht dagewesen, da die Mann schast vor dem Mast den chisier gegen seine Passagiere beschützen soll! un gens, das ist 'ne Neuigkeit sür die Zan maaten am Lande!" »Ich sage, umgebracht haben sie sie nicht,« fing der Matrose Bill an. »Ich sage, sie ist einfach iiber Bord gefallen, und auch nicht mal mit Willen. Sol che jungen Damen haben immer der , Kopf voll don Wundern und Roman T tit, wie sie das nennen. Sie kommen an Deck, wenn sie von rechtswean un ten bleiben sollten; sie gucken nach den Sternen und freuen sich über die Segel, die das Schiff fo ftill vorwärts ziehen. Wenn sie eine Ratte fehen, dann ren nen sie und schreien, wenn’s aber rich tige Gefahr gibt, dann wissen sie nichts davon, wenigstens nicht auf See. Sie hängen sich über die Nerling, fehen mit langem Hals ins Wasser, träumen von ihren Liebsten, und wenn das Schiff einmal unversehens überholt-—fchwapp liegen sie über Bord. « »Jhre Zeit war gelommen,« kam es wie Rabengefrächz aus dem Winkel, wo der Matrofe Tom faß. »Jhre Seel hatte Segelordren aekriegt. Da rum ist's ganz gleich, wie sie abging, ob sie über Bord fiel oder über Bord sprang, oder ob sie einer umgebracht hat, wie Harrh meint.« »Sie hätte gefchrieen, wenn Jemand sich an ihr vergriffen hätte,« fagte ein Anderer. »Und wenn solch ein Mädel schreit dann höri’s ein Tauben das lann ich euch versichern.« »Aber richtig ist's hier schon lange nicht mehr,« begann ein Vierter, der in der Tageslielligkrit unter der offenen Luke aus einer Seetisie saß. »Wie ich vorhin am Ruder stehe, kommt der Dicke, der immer nach Bier riecht — Biirn heißt er ia wehl «- zu dem Gro ßen mit der silbernen Ubrkette. der hin ter mir auf derGrating satz, und faxigt da an zu reden, wie das Verschwinden doch ein Glück wäre —- richtig: »Etwas Besseres toniite uns gar nicht passiren. als dieses Verschwinden« —- so sagte er, weiter aber kam er nicht, denn der Große schlug ihm mit der Faust gegen den Leib. daf; ihm der Albem stehen blieb. Nun frage ich, bat er damit nicht das Verschwinden des Mädchens gemeint? Warum hat der Große ihn den n sonsi nicht i usi- reden lassen? Der Schlag tam zur recht en Zeit. Jch saae Euch, Maaten, eg- siiiiint sich was an, da achteraus.« Er ifand aus« reckte sich und gähnte, dann schloß er: ,,Uris geht das- ja nichts an. Wer aber wissen will, wie er «· - sii verhalten hat » ich meine die da oben in der Eajiite —- der soll hierher kommen, inss Logis; hier gibt S den besten Rath, und umsonst obendreink — Der Nachmittag verlies ruhig. Die » Brise wehte gleichmäßig und günstig Der Capitän blieb an Deck und stapste ! unermüdlich stundenlang aus seinein beschränkten Terrain zu Luward hin und her, einsam und schweigend, abj uiid zu die Lippen im Selbstgespräch beweaend, das dunkle Antlitz finster nnd bewiilkt. Di e Damen saßen mit ihren Handarbeiten unter dem Son- J nenzelt; auch sie waren ungewöhnlich schweigsam. Zuweilen schaute die eine » oder die andere über das Heck hinaus in die Ferne als müsse sie an dasMcid chen denken, das dort irgendwo iin Ocean sein Grab gesunden. Auch Miß Holroyd befand sich wie-— - der an Decl Einige der Gentlemen versuchten mit den Damen einGespriich anzulnüpfen. Burn machte sich an Mis. Peacock heran und richtete höflich einige Bemerkungen über das Wetter an dieselbe. Er hatte jedoch kein Glück. Das Gesicht der Dame nahm den star- . ren Ausdruck eines hölzernenGallions bildes an, und ihre Lippen blieben ge schlossen. Nach mehreren oergeblichen Versuchen ging Burn leise pfeifend ab.s Mr. Masters wendete sich in seiner untadelhaften äußeren Form aii Misz Holrotid Er nahm neben ihr Platz, wünschte ihr Glück zur Genesung und ( begann dann oonMiszMansel zu reden. i Man sah dem jungen Mann an, daßs es ihm hiermit sehr ernst war. ; »Schrecklich! Unfaßbar!« rief er i aus. »Deinen zu müssen, daß dieses liebenswürdige, junge Dame jth das draußen sein soll, ein Spiel der öden Meeresfluth! Was konnte sie nundazu bewogen haben, sich das Lebn zu neh men? haben Sie wohl bemerkt, wie schwermuthig oft ihre Augen waren? Zutveilen schaute sie vor sich hin, als sähe sie Dinge, die außerhalb ihres ir dischen Gesichtskreises lagen.« »Komm hierher, Edithk« rief Mrs. Holrohd »Es zieht dort, und Du mußt Dich noch schonen-« Man verhielt sich unleuabar ableh-« nend ge en die Zehn. Die acht hatte keinen Mond mehr, desto glänzender aber funkelten die Sterne. Um acht Uhr Abends warf Mr. Matthewö das Log; das Schiff lies acht Knoten die Stunde. Um Mitternacht löste Poole den ,,Ersten« ab. Eine halbe Stunde spä ter klagte der am Ruder stehnde Ma trose Bill über plötzliche Schmerzen im Leibe und bat urn Ablösung. Poole ging an die Galerie und rief den vorn weilenden Leuten der Wache zu, einen anderen Mann ans Ruder zu schicken. Dies geschah. ,,Leat Euch in die Koje,« sagte der ,,Zweite« zu dem sich vor Schmerzen krümmenden Bill; »sobald ich kann, schicke ich Euch einen Schluck Rum.« » Bill ging die Achterdectgtrevpe Eih ab, tarn aber nach wenigen Augenbli cker auf den Fußfpitzen wieder herauf. Der Gana zurKajüte steht ganz voll von Leuten!« flüsterte er dem Steuer mann ins Ohr »Seben Sie sich vor, ich babe Revolvek gesehen! Unter dem Galeriedach sind auch einige.« Poole eilte bis an die Trevve und schaute voraebeugi hinab. Es war ganz finster da unten, er erkannte ie doch den und jenen an den Umrissen. »Me. Davenire," rief er, »was thun Sie und die anderen Gentleknen dort zu dieser Nachtzeit?« « Während er auf die Antwort lausch » te hörte er, wie eine Stimme aus dem if Knäuel die dumpfen Worte sprach-« »Im ift’s Zeit —- vorwärts:·' Jni nächsten Moment sprang Do oemre mit det Schnelligkei: eine-Pan thets die Stufen zum Achtstdect hin auf. Ein Schauer des Entfetzens durch tieselte ten jungen Steuermann, ais et in des Mannes Faust einen Revol ver erblickte —- eins jener ungeschickten Schießgetäthe alten Musters, vei denen die sechs Läufe durch ebenso vieleBohk löchet in einem walzenförmizzen Eisen block dargestellt wurden. »Wenn Sie ruhig sind, foll Ihnen kein Leid gefchehen,« rief der hetiulifche Mann, Poole festpackend. »Oilfe! Verrathi Motd!« schrie die ser jedoch mit aller Kraft feiner Lun gen. »Die Banditen überfallen das Schiff!« Seine durchdringende Stimme hall te in den Segeln wieder und dran nach vorn, wie ein Booismannspfif . »JnsLogis mit den Leuten, schnells« donnerte Davenire feinen Genossen zu und sogleich hufchten fünf schallen hafte Gestalten, drei auf der Bach-ord , und zwei auf der Steuerbordfeite, mit ! Windeseiie nach vorn und verschwan . dcn in der um Kombüfe, eFockrnaft und i Ankerfpill btiitenden Z’y«iiif·ternif"z.Ä , »Hilse!« schrie Poole noch einmal. i »Sie überfallen das Schiff!« l Dabei wehrte er sich mit einer solchen s Wuth und Verzweiflung gegen seinen ! übe-mächtigen Angreifer, daß dieser s mehrmals beinahe zu Falle lam. s »Wart,« knirschte dieser, »Dir stopf’ ) ich den Mund!« Damit erhob er die schwere Waffe, l als wolle er seinem Gegner den Schä ldel einschlagen; im letzten Moment s aber besann er sich noch — einen Mord wollte er nicht auf sich laden. Er faßte den Steuermann am Halse und riß ihn mit unwiderstehlicherGewalt zur Kain Panjelukr. I Der Maasse Bill hatte sich bis zum Compaszhäuschen -uriiclgewgen. « »Hier, Bill, saß das Rad an. ich will dem ,.3weiten« beistehen,« sagte der Rudersmann, die Speichen lcslasfend. Bill ariff zu und der andere näherte sich den Kämpfendem ,,Zuriict!« schrie Davenire ihn an. »Noch einen Schritt und ich schieße Euch eine Kugel durch den Kopf!« Der Matroie, der den Revolber auf sich gerichtet sah, blieb zögernd sieben. »Gebt nach vorn!« befahl Davenire. »Und — bei Eurem Leben — verhal tet Euch gan; ruhig!« Er stieß den zweiten Steuermann lopfiiber die Kampanjetreppe l)inunter, den im Saan Befindlichen zurufend, ihn in Empfang zu nehmen. Bill hatte das Ruder nicht übernom men. Das Schiff, das jetzt neun Kno- « ten Fahrt lief, luvte in den Wind auf und schon schluaen die oberen Segel bactx es hätte Havarie gegeben, wenn Davenire nicht herbeigesprunaen wäre, um das Rad herum zu werfen und « dann in der Hand zu behalten. Inzwischen hatte der von ibm be drohte Matrose schleunigst das Achter- - decl verlassen, und Bill war demselben gefolgt. Jm Vorderschifs hatte die Katastro phe iich sehr schnell vollzogen. DieBact bordwache laa schlafend in ihren Ko jen, und ein paa: Mann der Steuer bordwache lzocjien im Halbschlaf hierf und dort in den Ecken umher. »Was-was nun?« rief plötzlich der eine, aufspringend. »hinein mit dem Burschen!« brüllte Hantey, und, seinen Mann fassend, fuhr er wie der Sturmwind mit dein-. selben zur Thiir des Logis; den andern Matrosen wurde vor-. Hantehs Genos sen in gleicher Weise mitgespielt, und ehe die Mannschaft noch recht begriffen, um was es sich handelte, waren die Lo gisthiiren verrarnrnelt und die Laie auf der Bart fest verschlossen. »Ja, Maaien, was soll denn das be deuten?« kam eine Stimme aus der hintersten Koje des in ein Gefängniß verwandelten Logis. , Aus einer der Hängematten erschie nen ein Paar Beine; aus einer der Sko jen plumpte ein Mann auf die darun ter stehendeSeetiste herab; Tom sprang zur Lule und riittelte daran, und bald wimmelte der von einer qualmenden Lampe düster erhellte Raum von einem Durcheinander dunkler, unruhiger Ge stalten; Fragen und Flüche wurden laut. ( »Maaten,« sagte Tom, unter die Lampe tretend und resignirt die Arme über der Brust verschräntend, »Man ten, ich will ais altes Weib geboren sein, wenn die Hundgfötter von Passa gieren nicht das Schiff gestohlen ha-» ben.« ,,Hiitte ich das vorher aewuth,« be gann der Koch, »dann hätte ich mir vorn Doktor Arsenit geben lassen un damit einen Puddina gemacht, allein für die Leichn, daß sie daran irepirt wä ren wie Ratten. Maaten, ich will ver hungern, wenn die Spitzbuben uns nicht um all unsre Sachen und um un sere sauer verdienten Heuern bringen! Gebt acht, es kommt wie ich Euch sage. Sie werden uns irgendwo an Land setzen, wo es wederMeschen noch Thiere gibt, nichts als Sand und Steine — na, und wie es uns da gehen wird, das könnt Jbr Euch denken. Und waru « werden sie das thun? Weil die Wahr heit durch uns nicht an den Tag kom men soll.« Entsetzung iols L) »F —- Schreckiich. A.: ,«..Wai Sie waren tthinchen und haben dpk kein Bier getrunken?! Etlauben mit, das ist ja gerade so, wie Neapei sehen und dann nicht student«