Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, November 19, 1897, Sonntags-Blatt., Image 14

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Pirntcm
von William Elnrtk Russkll
(7. Fortfetzunqj
Spaß mit. der Waffentifte hat
Kopfzerbrechen verursacht «
Mon. »Der Alte wird schließ
an Hexekei glauben. Die Mus
IM höllischen Lärm gemacht
als sie edurch das Fenster ins«
fielen, so erzählte mir Haufen
d die Pistolen hatten Feuer
osser, waren also höchstens als
ssi tkzeuge zu gebrauchen Wir
den ganzen Keam ruhig in ver
4IRissen tönnen.«
n, wo et jetzt liegt, ist er besser
bein,« brummte Caldwell. i
würdig, daß keiner das Ge
gehökt hat,« fuhr Weitem fort·
« man hatte ja nur für das
be Schiff Augen und Ohren.
Ic, Trollop wird die nächste;
blen —- was meinen Sie?« ;
lich, wenn sie ist wie diese,« .
sCaldwelL »Geh-en Sie mir doch »
« s rzeug." ;
feste seine Pfeife in Brand und
dem Genossen das silberne
— « zurück. .
n nur die Jnsel Hallaran der
Ort fiir uns is, « sing er dann
an. »Ich wäre weiter nach Osten
n. Wir haben uns da so blind
uf die Anordnung des Saun
verlassen. das gefällt mir nicht.
kann wissen, welche Hintergedan
- ein Schust hat«-.-m
. daraus kommt es nicht an,«
ete Weston. »Eine Jnsel ist so
die andere, vorausgesetzt, daß
bewohnt ist und vorübertom
Segler nicht zum Landen ver
isss ist aber bei Halloran gerade
IallP versetzte Caldwell eifrig.
IfSaunders Beschreibung muß
«sel ein wahrer Garten sein, just
Ort, wie ihn die Walfischfänger
-« ,um sich dort Wasser und
niiiie zu holen Gesetzt den Fall J
Der-graben die dreimalhunderttau- »
Pfund in jener paradiesischew
ß. und Saunders läßt uns
mit seiner Brigantine im
: Steward kam aus der Cajiite,
N nach vorn zu begeben. Er mu
im Vorbeigehen die beiden Män:
mit sorschenden Blicken, konnte in
,, j, Finsterniß jedoch keinen derselben
» nen, obgleich er sich noch einmal
Der Kerl hat dieselben krummen
wie der Alte,« saate Weston leise, «
Steward nachbliclend. »Dein sind
übrigens auch schon verdächtig ge
« liegt daran?'« höhnte Calb
Dch wollte, wir hätten die Sache
uns,« sagte Weston. »Das
Schiff beargwöhnt ung. Wir
jeden Augenblick gewärtig sein,
« man über uns hersällt. Benson ist
de der Mann dazu, kurzen Proceß
machen, wenn er erst scheu geworden
nnd die Dummheit mit der Waffen
hat ihn scheu gemacht.«
- Mir sind zehn Mann,« erwiderte
- sssell mit feiner brutalen Stimme.
Mann, deren letzte Aussicht und
ucht dies Stück Arbeit ist. Mensch,
fressen das ganze Schiff aus! Wir
den zu verhüten wissen, daß man
'- iiberrumpelt. «
»Das sagen Sie jetzt. Wie aber,
»» man uns plötzlich in unseren
" « mern einschließt? Was nützen uns
n unsere Waffen Z«
Wir sind unserer viel zu viel«, sagte
kaidwelh ohne aus Westens Einwand
j» « achten. «Sieben waren auch genug,
das Schiff zu regieren, dazu dann
beiden Matrosen — die Dreimal
« iderttausend wären dann nur in sie
’ - Theile gegangen-«
West-In packte ihn Pkötzlich am Arm
« «.,Still, Mann!" fliisterte er im Tone
Es Entsetzens. »Wir sind belauscht
rden!«
Caldwell stand erstarrt
Hinter dem Maste kam eine Frauen
ialt hervor, die dem Cajüteneingang
nter der Achterdeclggalerie zuschritt
lud in demselben verschwand
, »Wer war das.2« flüsterte Caldtvell,
r seine Elbstbeherrschung sogleich
»Ich habe ihr Gesicht nicht erkannt, «
ntwortete Weston.
Caldwell huschte hinter der Frauen
alt her. Jn der Kajüte brannten die
- enden. Die Mehrzahl der Passagiere
Land sich noch aus denc Achterdeck.
. --i. Gange aus beobachtete er die Ein
ene und erkannte nun in derselben
ManseL Er sah, toie dieselbe die
Ue auf den Tisch stützte und die
te auf den fliegenden Busen
e; et sah auch, daß sie todtenbleich
»He verwendete keinen seiner düster
« den Blicke von ihr Was würde sie
" beginnen? Würde sie mit ihrer
thaten Entdeckun sogleich den
n auslachen«-? ie kingee des
D - « lichen Menschen ös neten und
M, wie Tigetlrallen Fünf
"- Mudpläne durchireuzten
lud ein Hirn« während er das
- «- lautete sie blieb eine Mi
et dein Tische sieben, dann schritt
Un denselben herum und ging in
, Ist-Inn
lehrte Caldmll schleunigst zu
. peits, der amGtoßmnsi stehen
-- Mi.
M He me m den nu
« »Mein .Diecnderntver
»Um Wust pi
Pestilenz an den Hals wünschen, und
mit mean. Was machen wir nun?
Wenn sie auch nur den vierten Theil
gehört hat« dann weiß sie genug. Wo
steckte sie eigentlich?«
»Hier, auf der anderen Seite des
Mastes. Jch hörte, wie sich etwas regte,
und dann fah ich sie dort tiden. Sie
wird sich diesen Fleck der Kuhlung we
gen ausgesucht haben«
.Vielleicht schlief sie.«
»Dann wäre sie nicht sogleich aufge
standen und fortgegangen, als ich um
den Mast herumlugte!« ·
»Ich muß Trollop die Sache mit
theilen,« sagte Caldwell nach kurzem
Besinnen. »Behalten Sie inzwischen
ihre Kammerthür im Auge. Wenn sie
sich wieder gefaßt hat, dann wird sie
» jedenfalls sogleich zu Benfon laufen.
! Also passen Sie gut auf; dort vom
Gange aus können Sie alles Nöthige
? übersehen."
» Er stieg die Treppe zum Achterdect
T empor. Trollop lehnte vor der Befang
« want an der Reeling. Es war sehr fin
ster. so daß man die weiter hinten sich
; aufhaltenden Passagiere nur an ihren
i Stimmen erkennen konnte.
; « Er trat dicht an den Hauptmann
i »Unser Geheimniß ift verrathen,"
; zischte er diesem ins Ohr. »Mifz Man
s sel weiß, daß wir zehn uns Morgen
.Nacht des Schiffes bemächtigen wol
: lcll.«
’ Trollop rührte sich nicht.
! »Die Schuld trifft mich und We
fton,« fuhr Caldwell fort. Wir be
sprachen unser Vorhaben dort unten
; bei dem Großmass, natürlich ganz leise,
! aber der Teufel fügte es, daß während
- der ganzen Zeit das Mädchen auf der
anderen Seite des Masteg hockte.«
Js Noch immer stand Trollop regungs
- los. Es war, als habe er die Sprache
; verloren. Jn dem schwachen Schein aus
« dem vorderen Oberlichtfenster erschien
fein Gesicht dunkel und verzerrt; das
Blut schwellte seine Stirnadern zum
Zerfpringen, so daß er den Hut abneh
men mußte.
« »Wo ist sie?« stieß er endlich hervor.
»Jn ihrer Kammer.«
Jhr elenden Jdioten—— F«
«Jch bin erboster, als Sie. Enthal
ten Sie sich jedes Schimpfwortes,«
zischte Caldwell drohend. »Wenn je
mals ein Mensch den Satan in sich
hatte, fo bin ich das! Es handelt sich
jetzt nur um die Frage: Was ift zu
thun?«
Mr. Matthews, der di Wache hat
te, tarn von der anderen csseite herüber.
ging lansam an den beiden vorbei und
kehrte nach Lee zurück, von wo aus er
sie im Auge behielt.
»Ja ihrer Kammer ist sie?«
sagte Trollop. »Dann wird
sie gleich herauskommen und
dem Cavitän die Neuigkeit er
zählen. Oder vielleicht wartet sie, bis
der hinuntergebt. Mensch. wie konnten
Sie — aerade Sie!-——so hirnoerhrannt
handeln?«
»Das ist jetzt Nebensache Es bleibt
uns nur eins: Wir müssen uns be
waffnen und das Schiff noch heute
Nacht nehmen!«
Jn diesem Augenblickztam Davenire
herzu.
»Was ist los?« fragte er.
» ..Wober wissen Sie, dasi etwas los
ist?« entgegnete Ealdwell, ihm Vorsicht
winkend.
» »Sehen Sie doch Trollov. sehen Sie ,
sich selber an! Was ift los? Ant-’
wart!'«
! Trollop aina zum Oberlichtfensterx
und schaute in den Salon hinab. Calb
well unterrichtete inzwischen Daoenire
in kurzen Worten von der Lage der
Dinge. Der packte den Erzähler beim
Arm; er war ein Riese an Körperkraft, H
so daß der andere sich unter seinem.
Griffe so hilflos fühlte, wie ein Kind·
E »Ich wollte, ich könnte euch beide
über den Haufen schießen!« sliifterte er
heiser. »Hm das Mädchen schon mit
· dem Schiffer geredet?«
l «Durch solch eine ausdrucksoolle
Pantomime verbessern wir unsere Lage
nicht,« entgegnete Caldwell rnit grim
; migem hohn. ,;Las·fen Sie mich los!
j Drüben steht Matthews und beobach
' tet uns, und der Alte ist auch noch an
Deck. Kommen-Sie nach vorn.«
l Txyllskp skam zurück
.» »Sie ist nicht« su, sehen,« sagte er.
»Weiß Davenire schon ?«
i Cavendish und Hanley fanden sich
- jetzt ein.
» »Das geht ni·cht!« rief Trollop leise
und schnell. »Steine Versammlung!
Kommen Sie mit hinunter aus das
Hauptdeck, Davenire. Sie Caldwell,
bleiben hier, und sind zur Hand, wenn
das Mädchen mit dem Alten spricht
1 Sie und Weston müssen alles in Ab
j rede stellen. Sie müssen Stein und
Bein lügen — das Mädel ist hysterisch,
- krank, übergeschnappt oerstanden?«
Damit ging er, gefolgt von
Davenire, die Treppe hinab. Er hatte
seine ganze Ruhe wiedergefunden,
Davenire aber konnte sich vor Muth
kaum lassen. Am Großmast stieß We
ston zu ihnen.
»Begeben Sie Ich sosort nach hinten,
in die Nähe des Schiffers, so daß er
Sie sieht. Fangen Sie, wenn möglich,
mit einer Dame ein Gespräch an. Wenn
Misz Mansel zu schwasen beginnt,
müssen Sie sie Lügen strafen-«
Weston ging gehorsam ab. Die bei
den anderen schritten nach vorn.
»Caldwell meint, wir sollen den An
schlag heute Nacht noch ausführen,«
be ann Trollop. »Das ist nicht mög
li , und zwar aus folgenden Grün
den. Meisters nnd Burn haben sich im
Trinken übernommen und liegen tote
est-Paar ersänste Eulen in ihren Ko
teIc. Mk Holer tti traul. MEDIU
let wird die ganze Rossi aufbleiben
und hin und her rennen, ein Gleiches
wird det Doktor thun. Dam ist die
Hälfte der Mannschaft an Deck; wie
sollen wir die ohne Mord und Todt
schlag auf die Seite schaffen? Bluts-et
gießen aber ist ausgeschlossen, wie Sie
wissen.«
»Die Mattosen sind Morgen an
Deck, und auch übermorgen,« entgeg
nete Dadenire. »Glauben Sie etwa,
daß wir das Schiff so ruhig und ge
miiiblich in Besitz nehmen können, als
läge es abgeialelt und unbewacht im
Docl?«
»Laffen Sie das meine Sorge fein,«
versetzte Trollod aufbraufend. »Ich
habe die Leitung in den Händen und
kein anderer! Wenn jeder befohlen will,
dann können wie den Plan nur aufge
Ten, denn dann holt uns alle der Teu
el.«
»Aber unser Plan ist verrathen,
Mann!« rief Davenire inirschend.
»Demnächit wird das ganze Schiff voll
davon sein!«
»Heute Nacht geschieht nichts!« be
harrte Trollop.
Davenire sductte wüthend aus und
machte Miene, sich zu entfernen. Ja
dieäem Augenblick näherte sich Calb
Wc .
»Sie steckt noch immer in der Kam
met,« meldete er, »und die anderen ge
hen zu Bett.«
Die drei blieben stehen und sahen
nach hinten. Der Steward drehte die
Lampen im Salon aus, bis auf eine,
die er herunterschraubte. Man konnte
durch die ossene Thür bequem hinein
schauen. Der Doctor kam aus einer der
Kammern und begab sich auf das Ach
terdeck, wahrscheinlich um dem Capitän
Bericht zu erstatten. Mr. Dent stand
mit Mes. Storr am Tische. Er leerte
ein Glas-, schüttelte der Dame die
Hand, und beide zogen sich in ihre
Kammern zurück.
»Wenn heute doch nichts mehr draus
werden soll, dann wollen auch wir uns
schlafen legen,« sagte Davenire.
Es war um die elste Stunde.
»Bis Mitternacht spaziere ich noch
umher,« erwiderte Trollop. »Wenn sie
sich bis dahin nicht gezeiat bat, dann
wird sies ausschieben bis zum Mor
gen."
»Und dann?« lauerte Davenire.
»Dann müssen die Narren, die uns
durch ihre Geschwiitzigieit hineinaerit
ten haben, uns durch Lügen vorläufig
wieder herausreiben,« antwortete der
Hauptmann ruhig. ,,Hernach werden
wir ja weiter sehen. Außerdem eilt es
noch gar nicht. Wir find vierhundert
Meilen weit nach Nordwesten verschla
gen. Es ist noch zeitig aenua, wenn wir
am Sonntag ans Wert gehen.'« .
»Wenn wir mit der Arbeit heute
nicht beginnen, dann kommt tein
Sonntag. sie zu beenden,« grollte Cald
well dumpf.
Trnllov ging, ohne zu antworten. in
den Solan; er schenkte sich ein Glas
Wasser ein, das er, lauschend an Miß
Mansels Tbür stehend, lanniam aus
trank. Als er an Dxck zurückkam. wa
ren Davenire und Caldtrell verschwun
den.
T Capitel.
Verschwunden
Jn der Frühe des nächsten Tages
lam, langsam und vorsichtig, wie im
mer, Mr. Stort durch- die Campanje
luke herauf und wünschte dem Steuer
mann einen guten Morgen. Er freute
sich über den prächtigen Anblick des
Schiffes, das alle seine Leesegel stehen
hatte, vernahm mit Interesse, daß von
der Bramraa aus ein Fahrzeug in
Sicht sei, und erzählte sodann, daß er
» eine recht schlechte Nacht gehabt habe.
’ »Die Hitze,« meinte Mr. Matthews.
i -,,Möglrch,« nickte der tleine Mann.
»Aber ich habe auch schauderhaft ge
träumt, und was das Tollste ist, auch
meine Frau hat schauderhaft ge
I träumt.«
; »Sv,« sagte der Steuermann theil
« nahmsvolL »Wie geht es denn der Miß
Holroyd?«
»Darüber habe ich noch nicht gehört.
Wenn ihre Kammer neben der unsern
wäre, dann würde ich mich über mei
« nen schlechten Schlaf nicht wundern,
denn sie soll ja sehr-unruhig sein; durch
so viel Zwischenwände aber lann man
nichts hören.«
Allerdings nicht,« sagte der Steuer
mann.
»Ich iann mir nicht helfen,« fuhr der
s Auciionator fort, »aber ich bilde mir
ein« daß heute Nacht etwas passirt sein
muß; auch meine Frau meint, das-«
Alvdrüaem das sie gehabt, müßte ci
was Besonderes bedeuten. Und diese
Träume! Wir, die wir eigentlich nie
träumen!«
»Hm, hm,« machte der Steuermann
und wiegte den Kopf.
,,Wissen Sie, Mr. Matthews,« sagte
der kleine Mann nach einem raschen
Umblick über das Deck, »ich weiß nicht,
wie ich dazu komme. aber ich muß es
Jhnen sagen — wissen Sie, es liegt et
was in dem Aeußeren, oder besser, in
dem Wesen einiger von den zehnGentle
men, was meine Frau und mich recht
unruhig macht. Denken Sie nur an die
Plünderung der Waffenliste —wer
hai das qeifani Man weiß es bis aus
den heutigen Tag nicht Wo sind die
Wafer geblieben? Und welchen »
verfolan diejenigen, die den Die abls
ausgeführt habenip H
Der Steuermann zuckie die Achsele
»Wir können gegenwärtig weiter
Nichts thun, als scharf aufpafsessi
a te er.
. »Sie haben als-« Ihren lieer (
Det,Si«euermanni Ist-Ort war-ess»
viellqu Lächeln. .
» »Meine Irnn nnd ich,«' planderte
» Mr. Storr leise weiter, «k;abcn neuer
dings die Herren, die an Ihrem Ende
der Tasel sitzen. unwillkürlich immer
beobachten müssen, bei Tische sowohl
wie auch an Deck. Wassen haben wir
an ihnen noch nicht bemerken können.
Es ist mir ganz klar, daß der Capirän
sich in einer heiklen Lage befindet. Ein
sperren und in Eisen legen kann er sie
nicht wenigstens nicht aus bloßen Ver
dacht hin. Sie würden ihm in London
mit schweren Entschädigungsklagen
kommen, wodurch er leicht ruinirt wer
den könnte. Aber ich fürchte, ich fürchte,
Mr. Matthews —- ich fürchte. daß wir
ihretwegen während dieser Reise aus
Sorgen, llnrulxen und Aengsten aller
Art nicht herauskommen werden. Kei
nen Abend kann man zu Bett gehen,
ohne —«
Er unterbrach sich erschrocken, denn
er sah den Hauptmann Trollop nach
lässig von der Campanjelute her zur
Reeling schlendern.
»Ganz recht.« sagte er jetzt qanz
laut, »sotch einen schonen Morqu hac
ten wir lange nicht. Aber wir brauchen
mehr Wind. Mr. Matthews, wenn wir
in angemessener Zeit das Cap Horn
erreichen wollen«
Beim Frühstück waren drei Stühle
leer.
»Wo ist Mr. Davenire?« fragte der
Schiffer den hauptmann Trollop.
»Er ist nicht wohl, wie ich von Mr.
Johnson höre.«
Der Schiffer sali den neben Mr.
Mattbews sitzenden Doctor an.
·»Mich hat er nicht rufen lassen,«
sagte dieser.
Nach einer tleinenWeile wendete der
alte Benson sich zu Mrs. Holrond.
»Hossentlich geht es Ihrer Tochter
heute besser. Madam.«
»Viel besser, ich danke Ihnen: sie soc
aber, nach des Doktors Verordnung.
noch bis Mittag das Bett biiten."
»Hm jemand von den Herrschaften
beute Nacht auch diesen eigentbiirnlichen
Klageton gehört?« staate Mr. Dent.
»Meine Frau konnte nämlich vor Hitze
nicht schlafen; ich öffnete daher das
Fenster und da vernahm ich ganz deut
lich ein Wehegeschrei draußen aus der
See. Es war höchst unheimlich!«
Der Capitiin starrte finster vor sich
in’s Leere
»,Hörten Sie das auch?« stagte Mrs.
Starr die Frau des Kaufmanns.
»Nein; weil ich in der unteren Koje
liege.«
,,Sollte dieses tlagende Geschrei der
Grund dafiir aetresen sein« daß ich so
schlecht aseschlafen f«abe?« fragte der
tleine Aurtionator, in die Runde
blickend. »
»Jedensalls sehe ich darin die Ertlä:
rung siir meine abscheulichen Träume,«
bemerkte sein-: Gattin. »und siir ·das
Alpdriicten das mich aeauält hat. Ein.
unaewöhnliches Geräusch habe auch ich
gehört.«
»Welch» Art war das Geräusch?«
forschte der Schiffer
»Ein Rutschen und Stoßen, als
wenn aerungen würde,« antwortete
Mrs. Storr. ,.Diesen Eindruck hatte
ich wenigstens. als ich aus dem Schlaf
schreckte, uwd ich fragte William, mei
nen Mann, ob in Mrs. Holronds
Kammer auch wohl etwas vor-gefallen
ware.'«
«Jch verstehe nicht, wie hier soviel
von Geräuschen und unbeimlichen Tö
nen die Rede fein kann « warf Mes.
Peacock etroag einpfindlich ein. »Ich
bade nichts gehört, mag dergleichen
auch nicht hören. Es isi doch alles sicher
hier an Bord, woher sollen also Ge
räusche stornnienZ Habe ich nicht recht
Capitän Benson".-’« ’
Der alte Schiffer neigte sein weißes
Haupt seitwärts gegen die fragende
Dame, sagte jedoch tein Wort.
»Der Ton, der Sie in der Nacht so
beunruliigte, Mr. Storr,« nabm jetzt
Burn in feiner gravitätischen Weise
das Wort, ,,lann sehr wohl der Schrei s
eines füdwärts fliegenden großen Vo- s
gels gewesen sein. Jch erinnere inich,
daß ich einst in einer stillen Mitternacht
auf See ein Gen-irr von durchdringen
den, seltsamen Tönen unmittelbar ijber
dein Schiffe vernahm. Stutzend schaute
ich aus« und was sab ich? Eine unend
liche, meilenlange Schar von Sturm
vögeln, Mutter Carevs Küchlein von
den Seeleuten genannt, die Unter uni
abliissigem Geschrei nordwärts über
das Schiff hinstrichen.«
Während dieser Unterhaltung brü
tete Caldtvell über seinem Teller und
stocherte in den Speisen herum, die er
sich vorgelegt hatte. Der Ausdruck sei
nes Gesichtes erregte, die Aufmerlfani
leit des jungen Masters, der ibn von
Zeit zu Zeit scharf beobachtete. Die ab
stofzende Häßlichleit des Mannes war
Peute aber auch ganz besonders ausfal
end. Das sonst gelbliche Weiß seiner
» Augen glühte blutroth, das Zigeuner
braun seiner Haut hatte einen grünli
chen Anflug und sein lohlselproarzeii1
Haar war ungeliirnmt. Mit gernnzelten
Brauen stierte er vor sich nieder, und
wenn er aufsab, geschah dies nur, um .
einen Blick auf Trollop oder Shannon ?
zu werfen. i
»Sehen Sie nur einmal den Cald-J
well an,·' sliisterte Masterö dem nebens
ihm sitzenden Butn zu. »Das ist ein«
Gesicht, wie es ein hofliinstler des Sa- s
tans siir seines Herrn Privatgalerie
malen würde-Was mag ibrn seini« ;
»Er stirchtet sich vor dein Moment,
wo Mist Mansel ers einen und unsern
Plan offenbaren wir .«
»Borsichtig!« warnte der andere, eis
rig Messer und Gabel handhabend.
stellen sagte mir, vorhin-«
Die Stirn-ne des Tapitäni unter-»
brach ihn. · ’
»Bei bleibt denn unsere Mil- Man
iel deines-" riet der alte herr. »Mit
sie das Frühstück nach ihrer Kamme-.
verlangt, Steward?"
»Nein, Capitän. Als ich vor einer
Sichiinde anilopfte, schlief die Miß.
no .'« -
Es war weder auffällig noch unge
wöhnlich,wenn «einer der Passagiere die
Zeit des Frühmahls verfchlief, wes
halb der Schiffer die Abwesenheit der
jungen Dame zunächst auch nicht weiter
beachtete.
Nach einer Weile erhob sich Mes.
Holrond. Eben im Begriff, in ihre
Kammer zu gehen, wendete sie sich noch
einmal nach dem Capitän um·
»Sol! ich vielleicht Miß Mansei
fragen, ob sie etwas bedaer«
»Wenn Sie die Güte baben wollen,«
antwortete Beniom gleichfalls ausste:
hend.
»Sie wollen sie Lügen strafen,« flü
sterte Burn in Masters Obr. »Caldwell
sieht allerdings nicht so aus, als ob er
die Courage dazu hätte. Wenn man
ihr aber Glauben schenkt? Was dann?«
Er verließ seinen Platz, und Masterz
folgte ihm. Auch die übrigen hatten ihr
Frühstück beendet. Man wendete sich
den Ausgangen zu, als ein lauter Ruf,
den Mrs. Holroyd ausstieß, alle an die
Stelle bannte. Caldwell, der nich saß,
drehte langsam den Kon um. Mai-s
thews sprang von seinem Stuhle anf.
,.Miß Mantel ift gar nicht da!« rief
Mm Holroyd Sie stand in der Thür
der Kammer und blickte bleich und er
schrocken den Capitiin an
»Was?« fuhr dieser auf. »MißMan
sel nicht da? Sagten Sie das, Ma
dam?«
Er ging in die Kammer, gefolgt von
dem Arzt und dem Steuermann. An
der Thiir ftaute sich eine kleine Ver
sammlung, darunter Caidwell und
Trollop. Die Kammer war leer. Als
einzelne junge Dame hatte Miß Man
fel das Privilegium des Alleinwoh
nens genossen. Jhr Bett war die unter-:
Koje gewesen, die obere batte sie als
Aufbewahrungsort siir allerlei Hab
seligteiten benutzt. Man fah, daß sie
während der Nacht in ihrem Bett ge
schlafen hatte; die Decke war auf eine
Seite geschoben, als habe sie sich beim
Dfllusioachen schnell von derselben be
reit.
Jm ersten Erstaunen blieben dieAn
wesenden eine Weile stumm. Der Schis:
fer fand zuerst Worte.
»Wo mag sie sein?" fuhr er heraus.
,,Hoffentlich noch an Bord! Mr.
Matthews, lassen Sie sofort nach ihr
suchen!«
Der Steuermann eilte ganz betrof
fen von dannen.
An seiner Stelle drängte sich Mrs.
Peacock herein·
»Was höre ich?« lamentirte sie.
»Miß Mansel ist verschwunden? Was
ifn aller Welt laan aus ibr geworden
:in?«
»Wo ist der Steward«-Z« riei der
Schiffer.
»Hier!« antwortete Trickel aus dem
Hintergrunde der vor der Thür Ver
sammelten.
»Ich muß bitten, Raum zu aeben,
meine Herrschaften,« get-It der Capis
tän. »Hier ist nichts zu sehen; die Kam
mer ist leer.«
Caldwell und Trollop schlenderten
fort, die anderen zerstreuten sich in dem
Salon. Mr. Dent und feine Gattin re
deten fliisternd miteinander, Mrs.
Holroyd suchte ihre Tochter auf, Mrs.
Peacock aber hörte man die Gattin des
Auctionators fragen,.obres« unter-sol
chen Umständen nicht des Capitäns
Pflicht-und Schuldigieit wäre, fofort
»umzutenlen« und nach Shdneh zurück
zu fahren, da hier alles drunter und
drüber ginge und sie fiir ihre Person
ganz sicher sei, auf diesem Schiffe nie
malsEngland zu erreichen. —
»Wann lieben Sie die Miß Mantel
vZuletzt geiehen?" fragte der Schiffer
den Steward aug.
»Geftern Abend.«
»Um welche Zeit ?«
»Gegen halb zehn Ilk)r. Sie lam
ans der isaiiite und aing nach mitt
schiff5. Jch hatte zu tlntn und achtete
nicht weiter auf sie.«
»Und ljeute früh haben Sie bei ihr
angepocht?«
»Ja, utn dreiviertel auf Acht, tvie
gewöhnlich. Da ich teine Antwort er
hielt, meinte ich, die junge Dame
ichliefe noch.«'
Der Arzt hatte inzwischen mit ern
ftem Antlitz in dem lleinen Raume
Umschau gehalten. Alles erschien in be
ster Ordnung. Kl-:idungsstiicke hingen
an den WandhaletL Der Hut, den die
Verfchtvundene stets an Deel zu traaen
pflegte, lag, neben einigen Schirmen
und anderen Dingen, in der Dbertoje.
Die Gewanditiicle die sie am letzten
» Abend abgelegt hatte, befanden sich,
sauber zusamtnengefaltet auf einem
! Stuhl. Des Doktors wandernder
t Blick blieb auf denselben haften.
»Ob Mes. Storr vielleicht einen
Augenblick die Güte bätteisp saate er.
,.Mrs. Storr!« ries der Schiffer.
Die Gerufem ließ Mes. Peacock ste
hen und latn herbei.
»Wären Sie wohl itn stande«, redete
der Doktor Sie at» »uns, nachdem Sie
diese Sachen music-eh zu sagen, ob
Miß Mantel a EIN war, ols sie
diese sei-Internet rie
Mes» torr nahm die Getönnditiicke
eins nach tn itnderen auf, darauf be
trachtete sie die an der Wand hönaem
den Kleider und aelangte dadurch zu
der Ansicht daß die junge Dame nicht
site einen Gang an Deck anaelleidet ste
toeien Iei. «hier fehlt nur ihr Schlaf
rock und ein Untertleid von Flanell, «
sag te sie.
»Sie muß also on Bord sein« nieste
der copitän und ertheilte dann detn
Stewatd Triciel und dessen Gehilfen
John einige Jnstructionen irn Flatter
wil
»Bis wir bestimmt wissen, baß sie
nicht mehr an Bord ist« sind alle Muth
maßungen nutzlos,« meinte der Doc
iot. »Jmmerhin scheint aus allem het
vorzugehen, daß MißMansel ihre
Kammer freiwillig verlassen hal. Ue
brigens war da noch ein dritter Platz
an der Tafel leer. Wenn Mr. Davenite
meine Dienste auch nicht in Anspruch
genommen hal, so will ich doch nacip
Ihrer Instruktion, Capitän, mich nach
ihm umsetzen."
»Thun Sie das«, versetzte der
Schiffer. »Vielleicht finden wir seine
Kammer auch leet.«
Der alte Benion blieb in Miß Man
selg Kammer, im Gespräch mit Mis.
Zion-, deren Gatten und dem Ehepaar
ent.
Außerhalb der Cajiite, unter dem
Galerievorsprung stand eine Gruppe
der Zehn, mit Rauchen beschäftigt. Die
Neuigkeit von dem Verschwinden der
jungen Dame mit den schönen Augen
hatte bereits den Weg zum Matrosen
logis gefunden und die Janmaaten zu
einer Generalversammlung bei der An
iertoinde veranlaßt Der »Zweite« der
auf dem Achterdeck mit Caldtoell und
Trollod das Ereigniß besprach, war zu
sehr davon in Anspruch genommen,
um sich jetzt unt die Schiifgdisciplin zu
kümmern
»James,« sagte Mrs. Deut, den
Arm ihres Gatten mit einem Gefühl
banger Furcht an sich drückend, »sollten
die Klagelaute, die du heute Nacht hör
test, wohl von Miß Mansel ausgegan
gen fein?«
»Sie kamen weit drausien von der
See her-" antwortete Mr. Dent.
»Das meine ich eben-«
Guter Gott!«' rief der Capitän, die
kleinen Aug-: n vor Entsetzen weit ge
öffnet
»Ja, wissen Sie, Capitän Benson,«
fuhr die Dame fort, »das arme Mäd
chen sah immer so melancholisch, io
traurig gedankenvoll aus, als ob sie
großen Kummer hätte. Sie sprach sich
auch einmal gegen mich über die bitte
ren Erfahrungen aus, die sie in Au
stralien hatte machen müssen. Solch
eine arme Gouvernante ist schon· im be
sten Falle nicht auf Rosen gebettet. Und
nun war sie auf der heimfahrt, beinahe
ohne Mittel, mit der Aussicht, wieder
von vorn anfangen zu müssen, und ever
weiß, welche Familienoerhiiltnifse da
bei noch in Betracht kamen-«
»Willst du damit andeuten Ma
tbilda, daß sie Selbltmord begangen
laben konntet-« unterbrach sie ihr
Gatte.
Mrs. Dent schwieg. Sie preßte die «
Lippen auseinander und sah den Cupi
tiin an. Die beiden Steroards erschie
nen an der Thür.
»Nirgends eine Svur,« meldete
Trickel, dem Auge des Schiffer-Z be
gegnend.
Der Doktor kam und berichtete, daß
Davenire klage, von der Hite angegrif
fen zu sein und allerdings auch so aus
sähe. Uebrigens habe er eine gefüllte
Brandyflasche in dessen Koje bemerkt,
woraus manches zu folgern wäre. Zwei
der anderen seien gestern Abend be
trunken zu Bett gegangen-steh Wun
der, meinte er, daß solche Leute in den
Colonien zu nichts kommen konnten.
»Ich trollte, ich hätte niemals einen
von der Bande an Bord meines Schif
fes geschni» stieß der alte Schiffer
zivi schen den Bahnen hervor. »Aber too
ist MistK Mansel?«
Er trat in den Salon zurück und
starrte hier gänzlich ratblos um sich.
Nie zuvor in seinem Leben hatte dieser
greife, vielerfahrene Seemann eine fo
ereigniszvolle Fahrt gehabt. Und noch
war es ein langer Weg bis zum Car
Horn, und dann währte es noch wei
tere sechzig oder achtzig Tage, ehe das
Ziel erreicht war. Und wenn eg so wei
ter geben sollte mit den unvorhergese
henen Begebenheiten an Bord, mit den
Beunr hiaungen, dem Raub und
Diebst ahl, dein Verschwinden harmlo
ser Passagiere, dem meuterischen Wesen
gewisser Gentlemen —— — was würden die
Insasfen der Bari dann wohl zu per
melden wissen, wenn das Waffer der
Themse die hohen Maften des Schif-«
fes noch einmal widerspiegeln sollte?
Schweren, langsamen Schrittes stieg
der fonsi so flinle alte Herr die Cam
panjetreppe hinauf. Oben blieb er, auf
die Lulenlappe gestützt, stehen, als ob
das Steigen ibn angegriffen hätte. Als
Herr des Schiffes fühlte er sich beson
ders für das Wohl folcher einzelner
weiblicher Passagiere verantwortlich,
und nun war gerade dieses junge, al
leinstehende Mädchen auf eine so uner
llärliche Weise verlchwundenl
« - Vom unteren Decl her kam der
Steuermann die Treppe im Lee herauf.
Er meldete, dafz alles durchfucht wor
den sei, jedoch ohne Erfong
; »Sie hatten die ersie Rachiwache,«
Herwiderte der alte Benson mit einer
Stimme« die wie gebrochen Ilanf
»Wann sahen Sie das Mädchen zu
letzt?«
»Ich habe gefiern Abend überhaupt
nichts von ibr gesean
Der Schiffer rief den »Zweiien«
heran.
»Sie hatten die Mittelwache. «
»Sie-MAX
Haben Sie während derselben ei
was von Miß Manfel bemerlti«
,,.«Nein
Gortsesung fole ·."·)
—- V s s hu it Dichte-ring: Ich
bin ein Liebling der Mufkuxs »
»du is rasen »h« «
wahrt-Ieme sied. me owi