Die stolze Rose. km Listen- llngiiad Jch that an einem Sommertag Durch Wald und Fluren ziehen Und sah in einem grünen Hang Ein duftig Röslein blühen. Ich sprach: »Lieb« Röslein, fchmiicle mich. Will dich gar sorgsam Pflegen!« Doch Röslein rief: »Ich fteche dich, Zieh hin auf deinen Wegen; Ich will den ichmiicken Jägersniann, Den stolzen Ritter silmiiiclen, Ein ander Röslein mag dich dann Mit seiner Lieb’ begliickem Herr Wanderdursch: ich danke!« Und als dahin die Sommerszeit, Zog ich des Weges wieder; Doch wo war Rösleins Herrlichkeit, Wie hing es welt hernieder? Als mich das Röslein wiedersah, Da tief es mit Entzücken: .Griiß Gott, mein Theater, seid ihr da ? Wohlanl Jch will euch schmücken!« Da sagt’ ich schnell: »Mein Fräulein, fein, So lehr mich das auch ehrte, Doch da ein ander Röselein Mit seine Lieb’ belcherte So fag jetzt ich: ich danke!« - 444 —» Yas Yaithotiiag. Humor-edle von Euch Fließ. »EUIJ- — Du langweilst Dich!'· ..Durchaug nicht, Betty! —— Uah!" »Elly!« »Pardonk Ich glaube wahrhaftig, ich gähnte soeben!« »Und wie! Tobias 6, 3!« .,Hahaha! « Apropog, könntest Du knirønicht das Buch Tobiag ver-schaf en-« »Bitte, -—-— dort liegt das neue Testa ment!« »H0hah(1!« »Warum lockst Du wieder io belei digend?« ,,Hahaha! -- Aber Bettv! Er stens befindet sich das Buch Tobiass im alten Testament; und dann -- Ein aanzeg Vierteljahr bist Du hier die höchftcommandirende und haft noch nie von dem Buche Tobiag gehört?!« »Ach so! —--- Du meinst -—-- die Pani vhlete und Satiren, die der kleine bog hafte Lanzau mit seinem Jntimu5, dem langen Dannehl, verbrochen haben sollen. —-- Jch tiimmere mich nicht da reim!« »Du bist, wie stets-, erhaben über solche Thorheiten der übrigen Staub geborenen!« »Ich bitte Dicht --- Was giebt’g, Gustav?' Der Diener, welcher während des Zwiegespräch-is der-beiden Damen ein getreten war, meldete in militiirischer Haltung: »Ehe Orsdonnanz!« Die junge Kommandenfe nahm eine befehlshaberische Miene an: »Der Herr Oberst ist nach den Schießständen geritten! Lassen Sie die Ort-on nanz eintreten!" »'3u Befehl, gnädige Frau!« Gleich darauf trappte ein Gefreiter in den Solon und pflanzte sich vor schriftsmäßig vor der Dame des Hau: fes aus, alg stände er vor dem geftren gen Herrn Regimentskommandeur sel ber. Unter dem Arm hielt er drei in starkem Lederrücken gebundene Bücher-, die deutlich den niilitiirischen Charak ter zur Schau trugen. Sie enthielten offenbar allerhand Parolebefehle, Re ttutenlisten nnd ähnliche Staatsge heimnifse. »Legen Sie die Bücher dort hin! — Haben Sie sonst was zu melden?« »Ja Befehl, nein!« Die Ordonnanz legte die Volumina aus den nächsten Tisch. machte vor schriftsmiiszig Kehrt, und trappte wie der hinaus. An ihre Stelle trat sofort die Köchin, die von der gnädigen Frau die Entscheidung in einer höchst wichti gen tulinarifchen Angelegenheit wünschte. Frau von Dieringehofen fah fich ge nöthiat. dag- Neich der Rüchenfee in allsrhöchft eigener Person zu betreten. Sie verschwand das-r mit »Mein flLi li tiam »Bitte, entfcklscdige nich einen Augenblick« aus den- Solon Fräu lein Elly Voltmann befand sich allein in dem ftitvoll eingerichteten Bondoir der Freundin. Jhre Blicke blieben an den foeben von devOrdvnnanz gebrach ten Büchern hängen. Ein verächtli cheg Lächeln flog um ihren Mund. «.5tornmif; alles Kommisz mur melte sie leise. Sie griff eins von den Büchern und schlug es auf. Jn dem selben Augenblick wurde sie bunten-— roth. Nur mit Mühe unterdrückte sie einen Ausdruck der freudigften lieber vafchung, als sie die Blätter weiter um wendete. Das war ia —— das geheim nisivolle Buch! Das Buch Tobiask Wie tam das hierher in die Wohnung des Regimentstommandeurs?! Si-» chertich nur durch einen bot-haften Zu fall. » Fräulein Ellh fann einen Augen-! blick nach. Dann nahm sie das bietet Volumen lutzentfchlossen san sich, flüchtete damit in das Fremdenzinirner . und rieselte sich mit dem geraubten Kleinod ein. « i « i Der Lieutenant Tobias von Dan nehl fah tn feinem Junggesellenheim und siudtrte im großen Generalstabs wert. Der Officier bereitete sieh mit der Gewissenhaftigkeit die ihn in allen Dingen auszeichnete, zu feinem Exa Inen für die Kriegsatadeenie vor. Er tvar gerade bei einem wichtigen takti Ichm Ereigntffe angelangt, als dte E Thür ausgerissen wind: und sein Jnti-· mus. Fritz Lanzen. hereinstütmte. «Giel) mir eine Cigarre, aber schnell. mich dichtert,« schrie er, ohne es für nöthig zu halten, anten Tag zu sagen. I Der angeschriene Freund ließ sich nicht stören; er deutet: nur stumm mit dem Zeigefinger nach der Komode, auf wel cher ein tleineg Rauchservice stand Der wilde Ankömmling stürzte nack, der angegebenen Richtung hin, zündete sich eine Regulia an und warf sich mit einem wahren Trampolinsprnnge aus das Kanapee, daß das alte Roßhaars gebäude in allen Fugen erlrachte. Dort blies er den Rauch in gewaltigen Stößen vor sich hin, als niarlirte er eine in der Abfahrt begriffene dampf ichnaubende Lolomotive. Dazwischen stieß er in tleinen Pausen allerhand abgerissene Worte aug: »Famose Jdeel Ein richtiges Bexir ild!- -- Kein Mensch kommt - — darauf, -— wenn ich ihm nicht —- — den Schlüssel ——- gebet «Wo ist die Braut?« ——— Was? — Brillant? Hör’ doch ’mal einen Au genblick auf mit Deiner wahnsinnigen Biiffeleit — Haft keine Zeit? Na, -- s dann nicht! — Dann gieb wenig stens das Buch het, damit ich meine glorreicho Jdee zu Papier bringet —— Miv lribbelt es in allen zehn Fingern! - -- Was fchwatzest Du da, ach habe - das Buch! —- Unsinn! -—- Jch havs Dir ja heute früh wieder ’reingebracht und aus Deinen Schreibtisch gelegt. -— Es muß also hier sein.« . Bei den letzten Worten war der zu künftige Kriegealademiler aufmerk samer geworden. Er- sah sich langsam irn Zimmer um« als suchte er nach dew gewiinschten Gegenstande und tadelt den bestürzten Kameraden: »Du wirst uns doch noch ’mal in die Tinte reiten mit Deinem ewigen Leichtsinn. Einftweilen sehe ich das- Buch hier nicht! Weißt Du auch ganz genan, Fritz, daß —-?s« »Aber natürlich, Totmi ——- Hier » - da — - auf diesen Fleck legte ich es hin!« Der Andere rief den Burschen her ein. »Sag’ ’mal, Michelsle hast Du heute hier ein dicleg Buch in braunem Ledereinbande aus dem Schreibtisch ge fehen?« »Zu Befehl, Herr Lieutenant!« «War Jemand hier während meiner Abwesenheit?« »Zu Befehl, Herr Lieutenant, die Oridonan3. Hab’ ich ihr gesagt, wie Herr Lieutenant befohlen haben, die Bücher liegen auf dem Tisch« »So und die Ordonnanz nahm dann die Bücher! — Wie viel waren eg? Zwei oder drei?" »Erst zwei, dann noch eines, dane ben!« Der Lieutenant Dannehl warf seis nenr Freunde einen Blick zu, vor dem der tleine Lanzau zusammenlnicttr. Der Burssche trat auf Befehl ab. Die; beiden Kameraden waren allein. Derl lange Tvbiag stellte sich vor feinen Freund hin und sagte in einem Ton, der den ganzen bitteren Ernst der Sachlage lennzeichnete: »Weißt DM was dag bedeutet?! -- - Wir können die ilniform ausziehen und den Degen an den Nagel hängen! -- Fritz, Fritz! Was hast Du gemacht?« i « Der lleine Lanzau wari todtenbleich geworden. »Das hab’ ich nicht ge « «»:.T)t! — - Jch glaubte vielleicht - «Wir müssen sehen, daß wir das Bucht wieder zurück —- der Alte wird es - sicherlich noch gar nicht gelesen haben. ----- Was meinst Du, Tobi).ck« Dieser sah nach der Uhr. »Uni! zwölf Uhr rnufz die Ordvnnanz hier-s gewesen sein; ich hatte Jnstrutiion5 stunde. Jetzt ist es vier Uhr. Das Buch ist längst gelesen.« Wie zur Bekräftigung dies-: nie-i hauptung trat eine Ordannanz ein. stellte sich terzengerade aus und mel dete: »Der Herr Oberst von Dieringg hofen lassen den Herrn Lieutenant von Dannehl und den Herrn Lieutetnant Lanzau heute Abend um acht Uhr zu sich bitten!« Dann ing er nnd ließ die beiden Officiere a ein. — — Der lange Tobias und der kleine Lanzau —- wie sie allgemein in der niittelqroßen Garnisonstadt genannt wurden -- waren Busensreunde von der Feadettenschule her. Beide waren Söhne von im Kriege gesallenen Offi cieren, vermögenng und Ende der Zloanziger. Im Uebrigen konnte es in der ganzen Armee kaum zwei Cha: rattere geben, die so verschieden gear tet waren. Während der Eine schon im Aeußeren als Typus eines pünktlichen, diensteisrigen jungen preußischen Offi cierg gelten konnte, hatte der Andere absolut nichts militärisches an sich. Der kleine Lanzau war seiner- Zeit pur »rein- Jis inusli aus«-z Kadetten torpg gebracht worden. Das rächte sich, je älter der junge Setondelieute nant wurde, und je schärfer seine ur sprüngliche unabänderliche Individua lität zu Tage trat. Dieselbe wuvzelte in einem unverdesserlichen Hange zur kritischen Betrachtung der ganzen Außenwelt, in einem unbezähmbaren Drange zur Satire und Narrikaturew Zeichnung. Der kleine Lanzau was bekannt als der Verfasser zahlreicher illustrirter Quatrain5, die in ver schwiegenen kameradschafklichen Krei sen ciskeulirten nd das bo«ncris:«,e Ue liichiev aller ntcht dabei vetbeiligten Personen erregten. Der geniale Kunst ler hatte die diesbezüglichen Manu srripte und Zeichnungen in einem statt lichen Band gesammelt, den er seine-n Jntirnuö zu Ehren »das Bu« . Tod as« nannte, und aus diese eise oen Freund zum »verantwor«tlii)en Red:t teur« und Mitschutdigen an seinen ei genen satirischen Ergiisien stempelte. Um dieses Buch, das ver Freund zur beiderseitigcn Sicherheit stets unter Verschluß hielt, hatte sich allniiithsx ein förmlicher Sagenkreis gebildet Jedermann in der Gesellschaft, na mentlich die Damen, sprach davon ohne das geheimnißvolle Buch mit sei nen verpönten Jllustratioien zu Ge sicht bekommen zu haben. He rte « sien der Schleier, der iiber dem gesä-)rci shen Volumen gebreitet war, gel .is1et zu werden. Die beiden Ossiciere lonnten nicht mehr im Geringsten im Jloeifl de riiberi sein, daß das Buch « obiosz in die Hände des Regimentslocisimndeuts gelangt war. Hiermit .Var Alles ge sagt. Der kleine Lanzau sprang ean lich aus. »Laß gut sein, Tobn! Dir können sie nicht an den Kragen. Jch gestehe Alles heute Abend dem Regi mentslommandeur, versichere aus Ehrenwort Deine totale Unschuld siu dem Geschmiere und —-- nehme den — Abschied. Jetzt ist’s rang-! Aus mir wird doch nichts becsn Kom misz. —— Ob ichs sonst noch zu etwas bringe, wissen die Götter!« -— Inzwischen hatte Fräulein lslly Vollmann einige vergnügte Sinden verlebt. So viel hatte sie seit ihrem mehrwöchigen Hiersein nicht gelacht, wie an dem heutigen Mittag. Sie, die ein llein wenig einanzipirte THE-eß stadtdnme mit dem lei ten sij cis Hiisislis-Parsiim langweilte sich hier aus den ceremoniösen Gesellschaften Jetzt tras sie in dem Autor des Buhs Tobiag eine Seele an, die ihr fortge nial, ja, wie die überaus kritisch ver anlagte Dame gestehen mußte, ihr urch bedeutend überlegen war. Wie löst lich war gleich die erste große Bleistift zeichnung die ihr beim Ausblättern des Bandes entgegenlachte: »Herkule;3 und Omphale«. Der starke mnthische Held, der unverkennbar- die Züge dek Regimentslommandeurs von Die ringshosen trug, lag ihrer Cousine zu Füßen und diente ihr mit aufgehobe nen Armen als Garnwickelt Dazu derKontrast zwischen der halb modsrni militärischen Augriistung und oezn zur Hälste gewählten streng-llassischen Kostiim Der dazu gehörige Irrt, iiberschrieben ,,Leben, Thaten nnd Ali ges Ende des griechischen Obersten Hersules«, strotzte von geradezu le benggesährlichen Anspielungen aus die Regimentsführung des Commandeurs, besonders auf die erst kürzlich ersolgte Wiedervermählung des hohen Vierzi gerg mit einer jüngeren Dame, «Prin zessin Omphale«! Dann folgte ein Fackcltanz, bei welchem die Herren Stabsossiziere vor dem Oberstenpaar vorbei desilirten; ein Kateri und Ka tzenreigen, eine Gänschenschule die alle eine geradezu tünstlerisch heraus-— gearbeitete Aehnlichkeit mit den ver schiedenen Herren und Damen der Garnison aufwiesen. Kein Zweifel: Der Schöpfer dieser Carricaturen und Satiren war ein ge nialer Mensch, ein talentvoller Künst ler, der hier als einzigen Lohn seiner Menschenstudien zu gewärtigen hatte, daß er bei der ersten ungliictlichen Ge legenheit s- tassirt wurde! Fräulein Elly war- ernst geworden. Sie grü belte nach. Eins wurde ihr zur Ge wißheit: Das Buch Tobias durfte nicht in die Hände der Cousine, noch weniger in den Gesichtbtreig des Herrn tliegis ments : Connnandeurg gelangen. Wert und Autor mußten gerettet werden! Bei Tisch klagte die Commandeuse dem Gatten ihr Leid. Zwei jüngere Offiziere hatten siir die heutige tleine Theegesellschast absagen lassen; sie wa ren plötzlich dienstlich abcommandirt. Der Oberst zupste etwas nervög an seinem Barte. »Dann kommen die nächsten aus der Liste dran, mein Liebes« »Von Dannehl und Lan-sauf' prä sentirte die Commandeuse als nächste Eandidaten. Der Oberst riln«3elte die Stirn, der Lanzau Pafzte ihm eigentlich nicht. Fräulein tilln sasz wie auf Kohlen. »Wir-d Herr Lan,;aii auch Zeit haben ?« fragte sie ein wenig vorschnell in ihrer schnippischen Art. Der Comnmndeur wars der neugie rigen Fragestellerin einen drohenden Blick zu. »Zei! haben?!« knurrte er, »wenn ich die Her-ten zu mir bitte? eronnanz« —— wandte er sich an den hinter seinem Stuhle stehenden Diener — »die Herren Lieutenants von Dan nchl und Lanzau werden sofort zu heute Abend um acht Uhr hierher be fohlen.« ,,Zu Befehl, Herr Oberst!« Piiutlich zur festgesetzten Stunde stillten sich die Gesellschafts - tttäunie des Herrn und der Frau Oberst von Dieringkhofen mit der Schaar von eingeladenen und besohlenen Gästen. Fiir den kleinen Lanzau waren die bei den letzten Stunden vor Beginn der Soiree gleichbedeutend mit dem Auf enthalte im Fegefeuer geworden. Jhn hatte das Kanonenfieber im schlimm sten Sinne des Wortes ergriffen. Er tiistelte hunderte verschiedene abenteu erliche Pläne aus, um sie im nächsten Augenblicke als eines tapferen Offi ziers gänzlich unwiirdig zu verwersen. Er wollte sofort seinen Abschied ein-, reichen und noch mit dem Nachtzuge nach der Residenz abdampfen, aber ihn bangte um das Schicksal des Kamera den wie uni seine eigene Zukunft. End lich faßte er Muth und betrat an der Seite des Mitschuldigen den Salon· Todesberachtend stellte sich der tleine Lanzau vor der hohen Wirthin aus und stotterte seinen Dank für die aller gnädigste Einladung. Der Regtments-Commandeur blickte nicht gerade sehr gnädig auf den jun aen Lieutenant herab. Diesev Lanzau war doch ein ganz schrecklicher Mensch! Wie satt-pp ihm wieder der Waffen roct und die Pantalons saßen! « — Die Commandeuse, die eg- fiir an gemessen hielt, jedem der sich präsenti renden Gäste ein paar freundliche Worte zu sagen, bemerkte huldvollst: »Sie sollen ja ein bedeutendes Zeichen: und Verstalent besitzen. Vielleicht ge ben Sie nachhev einige Proben davon zur Unterhaltung derGäste zum besten. Ich bitte Sie darum!« Der so ausgezeichnete Ossizier er blaßte und stammelte einige unver ständliche Worte, hielt sich trampshast an dem langen Tobiag fest und flüster te ihm zu: »Es ist Alles aus-! Hast Du eben gehört Und vorhin denBlict gesehen, den der Alte mir zuwaer! Ich mache mich nachher dünne und reiche morgen zunächst meinen Urlaub ein.« Der lange Tobiag sah den Freund vorwursgvoll an; beide begaben sich in dag Zimmer, in welchem die Jugend unter Leitung von FräuleinEllh Volk mann allerhand harmlose Gesell schastgspiele entrirte. Fräulein Ellh empfing die beiden Antömmlinge aufs liebenswiirdigste und legte in ihr-er un genirten Weise sofort Beschlag aus den ihr bis dahin noch unbekannt gebliebe nen Verfasser deg »Buches Tobias«, den sie erst ein wenig zu quälen und dann zu retten sich fest vorgenommen hatte. Sie wußte es sehr geschickt stets so einzurichten, daß der junge Künst ler in Uniform ihr Spielpartneri war und quälte ihn mit allerhand verfäng lichen Fragen, die sie mit unschuldig « ster Miene an ihn richtete. » »Welchv ein herrliches Paar, meine z Cousine und Ihr Herr O erst! —— Her z kules und Omphalel —- Nicht wahr?« Der Gefragte erbleichte und gab eine ganz unmögliche Antwort, über die sich die Fragestellerin kostbar amüsirte. Doch es sollte noch besser kommen. Das Auslösen der allmählich sich anhäufen den Pfänder begann. Ein Taschen messer mußte ausgelöst werden. »Was solt der thun, dessen »Z« Fräulein Ellh besann sich einen Au genblick, dann bestimmte sie mit malii tiösem Lächeln: »Er soll das Buch To bias suchen und auffinden!« Allgemeiuer Jubel erschallte. Der tleine Lanzau sah sich verlegen um. Eine junge Dame begab sich ans Kla vier und stimmte leise eine Melodie an. Der Aufgesorderte blickte rathlos um sich. Fräulein Ellh erklärte: »Ich will Jhr Medium sein! Vertrauen Sie sich meiner Führung an!« Sie ergriff den Lieutenant bei der Hand, führte ihn einige Male im Salon herum und blieb schließlich vor einer Mappe ste hen. Pfaffen Sie hinein!« gebot das Medium strenge. Mechanisch griff der-s lleine Lanzau hinein und holte ein Buch hervor, das : einem Parolebnch des Regiments zun « Ver-wechseln ähnlich sah· Die junge Welt treischte vor Entzücken aus. ,,Vorlesen! Vorlesen!« schrie alles-. Der kleine Lanzau ftierte wie gei ftesabwesend um sich. Das Medium nahm ihm das Buch aus der Hand: «Gestatten Sie, meine Herrschaften, daß ich Jhnen das Buch Tobias ent hiille! Es steht geschrieben Enpiiel kl, Vers l: ,,Beini Fivmmiß ist man geduldig, Aber täglich Pamps mit Grieben, Nein, da wär’ der ärmste Schlucker Länger nicht zu Gast geblieben!« War dag ein HallohI Plötzlich verstummten Alle. Der Herr Regi ments Connnandeur, angelockt durch den ganz reglementswidrigen Lärm war eingetreten. Er sah das geheiligte Buch des Reginients, mit dem die Ju gend hier ihren Spott trieb! Er nahm das Volumen aus der Hand des Mes -diuins, das ietzt seinerseits tödtlich er blaßte und vollständig ihr Grvßstadt thuni vergaß. Sie dachte nur an den jungen Ofsizier, der treidebleicy vor sich hinstarrte, gewärtig des Todegup theils, das er jetzt aus dem Munde des hocherzürnten Gestrengen vernehmen müßte. Dieser tlappte das Buch zu und begann in gesellschaftlicher Hal tung, doch mit ernster- Betonung: »Meine liebe Ellh! Das geht nicht!— Mit iolchen Büchern treibt man keinen Spott! « Herr Lieutenant Lanzau! Sie haben wohl die Güte und tragen das Parolebuch nach meinem Arbeits zimmer!« Der junge Ossizier griss eiligst nach dem Buch, verschwand damit, nnd machte sich aus dem l5orridor, den er Passiren mußte, an seinem Ueberzieher zu schaffen. Als er wieder eintrat, stürzte ihm Fräulein Elln entgegen: »Können Sie mir verzeihenk« stain melte sie. Der tleine Lanzau lachte sie Vergnügt an: »Es ist besorgt und aufgehoben; Die Her-tin mag den Diener loben!« Dann unterhielten sich Beide lange ganz kameradschastlich Sie hatten so eben Beide in demselben Fegefeuer ge braten und dag- gibt schnellere und des sere Freundschaft als jahrelange Ball belanntschast. Als der lange Tobias und der tleine Lauzau die Gesellschaft »verlies3en, vertraute der geniale Catri katurenzeichner seinem Jntimus ein Geheimniß an: »Es bleibt dabei, ich nehme einstweilen Urlaub. Uebermor gen fahre ich nach Berlin, in demselben Coupe mit der kleinen schwarzen Hexe-. Sie ist nämlich die Tochter von der Verlagshandlung Vollmann Fc Com vagnie, weißt Du, die die großen Witz blätter und Carrikaturenzeichnungen herausgeben —»— Wenn’s Glück will, bin ich über turz oder lang Redakteur und —— Schwiegersohn!« Geheime Naturkräfte Von Wilhelm Herbei-L Jch war der letzte Sommeraast —-— Vielmehr schon Herbstgast. Die kinderreichen Familien, die in teressanten Wittwen, welche hier ges-z trauert und nach einem zweiten Mann auggelugt hatten, die Hochtouristem die von hier in die Alpen hinanstiegen, die Sonderlinge und die Lebensfrohen - — all’ die Zahlreichen, welche den be liebten Gebirgsort zum Ferienausent halte ausersehen, waren zwischen ihre beimischen vier Wände zurückgekehrt Das Dörfchen entsann sieh seiner selbst wieder; es lam nach dem Frem dentaumel zu sich. Die Anpreisungen von bequemen Sommer-wohnungen, zu jeder Tageszeit warmer Kuhmilch, selbstgeräuchertem und feinstem Schleuderhonig verschwanden allmälig von Fenstern nnd Wänden —- der stocktaube Bettler, der außen am Dorf eingange die Leute angehalten hatte, genas von seinem Ohrenleiden und kehrte zu der arbeitsamen Rolle des Kegeljungen zurück s— der Wirth, wel cher den Sommer über feine Bauern mit einer gewissen Reserve behandelte, und erst gegen Regierunggräthe colle gial zu werden schien, that jetzt wieder dem HiesL Sepp und Jackl Bescheid, frug den nach feinem jungen Ochsen nnd jenen nach seiner frischen Seien dirne, und auch die Frau Wirthin zog ihr Seidenes aus-. nahm den vornehm lächelnden Zug von den Mundwinteln nnd schimpfte und wetterte wie ein Oberlnecht in Küche und Stall. Jch war schon Monate lang imOrte. Die Leute zählten mich schon halb und halb zu den Ihren und hatten keine Scheu und wenig Geheimnisse vor mir. Jch kannte jedes Kind. Und doch —- seit einigen Tagen sah ich etliche Gesichter im Dorfe, die ich vorher nie wahrgenommen hatte. Zuerst einen Burschen in den Drei ßiaern ---— mit dummschlauem Gesichte. Der stand am Sonntag, als ich aus versteckter Wirthglaube das Treiben der- Leute belauschte, mitten im Gast garten auf einein Tisch - s- eine Menge Menschen jeden Alters um ihn her, die sich töstlich bei seinen Faer unter hielten. Es waren tolle Dinge, die er trieb. Dabei verfiiate er über ein unglaubli ches Talent der Stimmverstellung Jetzt spitzte er die Lippen und trähte in ders höchsten Fistel: ,,«.Ilrthur! Ar thur!« Nach einer halben Minute aab er! denselben Ruf nur etwas aedämviti und verschwommen lzurück ,,«2lrthur!« Arthur!« ,,Arthur, liebst Du mich?« trijhte er« dann wieder unter dem dröhnenden Gelächter der Bauern. Kein Zweifel mehr, es war die täu schend nachaeahsmte, dünne Stimme der Vircsnesse Laura, die hier mit ihrer Familie und mit ihrem Bräutigam sieh aufaehalten und durch ihre schwärme risrhen Gefühlsausbrüche fiir den Letz teren Manchen erheitert hatte. ,,Vlrthisr, liebst Du niieh?« krähtez der Bursche eben wieder zurück. »Jetzt kommt deri Münchener Princxtier!« sagte er dann. ..Bierfasil! Biersaszl!« tönte ei- im tiefsten Baß, der aus einein Fieller her arifzittommen schien. ,,Viersaf).l! Bierfaßl!" aab er bannt denselben Rus wieder. ! ,·.83.ör’ mal, Loni,« fragte ich diet hübsche Kellnerin, die inzwischen bei! mir eingetreten war, um mein aeleertesj Glas zu füllen, »wer ist denn der sidelei Trovs da ?« Sie sah mich ein wenig verlegen an dann schmunzelte sie: »Wissen S«·, wisperte sie aeheimthui end, »der is unser schöne Echo drobe. an der Geisterwand wo die Frem: den alleweil io aern ’neinruien! Da hockt er den Sommer über aus einem Raum. und wenn einer ruft, aibt er·s ·:,’riiet! Los bat erk- fchon wie a Ko mödieivieler der Loder! Jetzt ver spöttelt er’s halt a wen’a — die Frem den!« ,,Arabella! Arabella!« schnarrte der draußen gerade wieder, das-, man meinte, man sähe den schneidigeih in das reiche Commerzienrathgtöchterlein verschossenen Lieutenant v·5inatterbacl) lebendig vor sich stehen. Diese Entdeckung, die ich da gemacht hatte, gab mir ein paar Wochen bin durch Anlaß zu hochinteressanten Stu dien. Jch nahm gelegentlich den Wirth ein wenig aus die Seite und fühlte ihm vorsichtig auf den Zahn, ob vielleicht noch mehr solche Tausendkiinstler da wäret-. Er rückte sein Käppchen aufs an dere Ohr, blinzelte mich von der Seite an und meinte: »Da können S« schon noch Etliches inne werden! Wissen Sie, man muß dem Geschmack der Fremden etwas entgegen kommen —- jetzt, wo die Saison aus is, hat’«5 das nimmer nöthig -——- d’rum lassen sich die verschie denen Leuteln, die dazu bestimmt find, allmälig wieder in’"5 Dorf seh’n das sind unsere geheimen Kräfte der Naturk« Die nächste Naturkräft, die ich len nen lernte, war der »Jrr«wisch«. Ein putziges, altes Kerlchen voll Humor, Schalkheit und Laune. Er pflegte Abends im ..Schloßsumpf« draußen am Fuß der Burqruine zu sitzen. Alte Weiber verbrciteteu mit Eiiev allerhand Schauermä: n von den Schreckens-thaten welche die Burgher ren seinerzeit vollbracht hi: en, und wenn nun so die heimkehxcsdcn Da ixien in etwas aruselhafter Stimmu« warm, traf eg- sich samt-T wenn pld lief-i mitten im Sumpf der Alte n « seiner mächtigen Glimmpfeife als Jr liajt auftauchte, hin und her gauke! nnd plötzlich Verfchwand. Ein ganz Märchenschatz von erlösten und une lösten Geistern wurde wach —-- t Herren verloren sich dafür- in intere santen Erörterungen über derlei E scheinnnaen — kurzurn, der Jrrwii erhöhte den Reiz der Gegend Auch ein ganz junger, sonst a Gänsehirte geschätzter Bursche tauch - auf der »Guckezer genannt. »Was ist denn das?« frug ich ih »Warum heißt Du denn so?« »Woaßt denn nit,« antwortete und sah mich treuherzig an, »der-Gurt zer döS is der Vogel, der im Was draußen alleweil Kuckuck schreit, wen d’ Leut’ außi kominen!« »Ah, da bist wohl Du der Vogel( »Ja freili,« lachte er, »im Buch-ei waldl, woaßtl Da dersst Dich glei oft-heiser schreien — sonst schimpft die Fremden: »Heut’ hört man wied· - gar- keinen Kuckuck! Woaßt, wann t« a Liebespaarl kommt und fragt: »W lang haben wir uns noch lieb?« — nachher Inußt’ glei’ a halbe Stun: ununterbrochen schreien -— sonst « alles aus. Wann aber einer ruf »Wann stirbt meine Erbtante?« un Du sschreist nur einmal, nachher is de Kersl ganz auseinand’ vor Freud’!« ji«-» Jch that noch einen tiefen Blick i . die unschuldsblauen Augen des Jur gen -——- dann wandte ich mich schai dernd ab. So viel List in einer Kin desseelel Eines Abends hatte ich einen seltic « men Anblick. Ich kehrte von meinem Spazier gange in’s Dorf zurück. Auf einmc - gewahrte ich auf einer Wiese-ein son derbares Thier. Es war kein Gais bocl und doch auch kein Wild —- i( trat eben näher, um das NaturwundeL genau zu besichtigen, als ein Man aus einer- benachbarten Hütte spran , und das Thier rasch in den angebaute Stall scheuchte. Als ich meine Beobachtung dei. Wirthe erzählte, lachte ers laut: »Dö I glauh’ i, daß Ihnen der Gamstor seine Gams net sehen läßt!« »Eine Getnse? Eine wahrhaftig Gemse?« · Er schüttelte den Kopf. »Sie wissen doch,« sagte er, »du wir oben auf der Veranda ein Pet speltiv - - ein Fernrohr ausgestellt ha ben! Damit kann man in die Stein wand hinaufschanen und wenn mai Glück hat, sieht man oft eine oder- nich rere Gams droben! Aber allemal wenn gerad’ ein Fremder eine Gam sehen möcht, kann man keine herpfeifen - und wenn er keine sieht, schimpft e und ist unzufrieden! Da hat denn de Gamstoni. um dem abzuhelfen, einer seer g’scheidten GaiSbock ein wenis « dressirt und mit der Scheer-’ und mi dem Anstreichen ein bissel nachgeholfen daß dag Thierl von weitem einen Gamgbock täuschend ähnlich sieht. Di liswei hausen im Sommer da oben au der Wand in einem Hiittll Da lieg dann der Toni auf der Lauer, unt wenn er Jemanden auf der Verand( bemerkt, dieist er dem Bock. De« springt nachher auf den Felgborsprnnx j ’raug und macht die Gains. Dis Fremden sind ganz närrisch vorFreud’ « »Da müssen Sie hinaehen,« lieißt’s ,,prächtige Jemse iesehen!« und der Toni hat dafür a Biffel was von uns! O, ich sag’ Ihnen, dem sei-« Bock hat c — Einhildung wie a Hofschauspieler — der schaut keinen g’tnd·hnlichen Cis-ris borl mehr an!« Ich schüttelte den Fion er zuckt vergniigt die Achseln —- dann leichter wir beide. Anderen Taan rief mich ein Eil . bries heim; sonst hätte ich wohl nock mehr geheime Naturkräfte entdeckt. Der Wirth begleitete mich zanahn , »Schon-en S’,«« sagte er unterwegs auf einen mächtigen wildgebauter Mann deutend. »das is auch einer vor unseren Heiinlichen - ein ganz Pat-« siiinirter!« Jch begriff, daß er- ,,Raffinirter« sagen wollte, iskid sr1q: »Was mach· denn der?« ; »Der?« faate J halblaut Dei macht’5 Alpenaliihen ans der Schneid wand verstehen S’, bengalisch!« Ich lachte laut hinaus-. ..Na,« meinte ich beim Abschied »nächstes Jahr werdet Jbr wohl wie » der einiaes Neues aus dem Gebiete ha ben?« Er zitdie vielverspreibend die Achs sein. »Mein Gott,« sagte er. »wa! thut man nicht alles, nm die Concuv renz auszuhalien!« —————--- »O - -- -—— Mo b e r n. »Welchen von Dei nen Anbetern wirst Du nnn eigentlia erhören?« »Einstweilen heirathe is Herrn Miiller.« « — Täuschungen. Sie: »Bei hast mich getäuscht, als Du mich hei’ rathest!« ——- Et: »Ich that mehr als. das, ich habe mich getäuscht.« — Enfani ierribie. Tani Caus Besuch zur iteinenEmma): »Nun wann eßt Jbr denn zu Mittag? »Wenn Du fort bist, hat Mama ge sagi.« ——— O m i n ö s. Die Spanier neu nen Cuba die »Perle her Aniillen' · Perlen aber bedeuten beianntlichThtäs nen — besonders wenn man fi- nst; «. lieri. — Jmmer im Fach· »Ihr Braut ist aber sehr eigensinnia, Her , Doctor.« Rechteanmaik »Ja, d· ) ist mein bisher schwierigjier Fall« i