Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, November 19, 1897, Sonntags-Blatt., Image 10

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    äuzeiger und Herold.
"J. P. Windeln-, Herausgeber
Grund Island, Nebr.
L
Landwtethfoastltcheiz
Dungaufdem Felde.
Das Ausbreiten und Liegenlafsen
des Dunges auf dem Felde erscheint
auf den ersten Blick als oerwerslich, in
dem der Dünger in einer größeren
Oberfläche dem schädlichen Einflusse
des Windes, des Regens und der
Sonne ausgesetzt wird und deshalb
mehr von seiner Kraft, d. i. von seinen
Pflanzennährstoffen verlieren müsse, J
als wenn er sich auf der Dungstätte be- E
finden würde. Jn Wirklichkeit aber
sind die Verluste nicht so bedeutend,
tls man anzunehmen geneigt «st, ja bei «
Weitem geringer, als die Verluste, die
sich bei der gewöhnlichen Aufbewah- "
rung des Dunges auf der Dungstätte
ergeben. Hier finden sich nämlich die
zur Fäulnisz nothwendigen Faktoren
vereint vor und deshalb geht die Zer
setzung auch schneller vor sich und ver
liert der Dünger mehr an Nährstoff in
Form von Ammoniak. Jst der Dün
ger aber aus dem Felde ausgebreitet,
dann kann durch das Liegenlassen nicht
viel an Nährstoffen verloren gehen. Bei
trockener Witterung fehlt hier dem
Dünger die zur Zersetzung nothwen
dige Feuchtigleit und trifft den Dün
ger ein Regen, so werden zwar die
löslichen Theile ausgewaschen, allein
sie gehen nicht verloren, wenn der Dün
ger nicht etwa an Hiigelseiten ausge
breitet liegt. Jst der Dünger gefroren,
so gehen in ihm keine Veränderungen
dor, da die zur Zersetzung nothwendige
Wärme fehlt.
Dieses Ausbreiten und Liegenlassen
auf dem Felde hat, abgesehen von den
geringeren Verlusten durch Verfluchtii
gung gegenüber dem Dünger auf der
Dungstätte, noch den Vortheil, daß die
im Dünger vorhandenen Nährstoffe in
der Ackerkrume durch Einwaschen
gleichmäßig vertheilt werden und fer: I
ner der Pflanzenwurzel in einer lösli
chen Form zur Verfügung stehen.
AussließenderMilch ;
Es sind gewöhnlich die besten Milch- !
!iihe, bei welchen die Milch unwillkür
tich oder zur Unzeit, bald tropsenweise,
bald in einem seinen Strahl absließt.
Die Grundursache dieses Fehlers be
steht wohl darin, daß der Mustelappa
rat der Zitzen dem Drucke der Milch bei
starker Füllung des Euters nicht mehr
Widerstand zu leisten vermag, ein Fall,
welcher meist dann eintritt, wenn jener
Druck durch mechanische Einwirkungen
erhöht wird, wie es z. B. bei starker
Bewegung des Euters während des
Gehens oder bei starker Pressung des
selben sim Liegen der Thiere geschieht.
Jst der Vorgang lediglich auf großen
Milchreichthum zurückzuführen, so wird
man, da die Verluste gewöhnlich doch
nicht sehr erheblich ausfallen und schon
durch österes Ausmelken zu verhindern
oder doch zu verringern sind, dieses
sreiwillige und sehlerhaste Aussließen
der Milch nicht zu ernst nehmen dür
fen. Kann man das Uebel auch nicht
ganz beseitigen, so kann es doch bedeu
tend gemildert werden, wenn das Eu
ter mit einer Abtochung von Eichen
rinde oder mit Wasser, in dem Alaun
ausgelöst wurde, gewaschen wird; auch
das zeitweise Waschen der Zitzen mit
einsachem kaltem Wasser ist zu em
pfehlen. Doch ist bei der Anwendung
der ersten beiden Mittel zu bedenken,
ob schließlich dadurch nicht mehr ge
schadet als bei geringem Milchverlust
geniitzt werden kann. Es mag das
Auslausen der Milch auch seine Ursache
in allgemeiner Erschlafsung der Mus
keln in den Strichen haben; es gibt
dann wohl vereinzelte Fälle, in denen
das Ausfließen so hochgradig auftritt,
daß der Verlust an Milch ganz bedeu
tend wird. Ob die angegebenen Mit
tel, die jedenfalls versucht zu werden
verdienen, noch helfen werden, ist aller
dings ungewiß. Versagen dieselben
nach häufiger Anwendung und zeigt
sich keine Besserung des Uebels, so ist
auch von einer innerlichen Behandlung
nbzustehen Es ist an solchen Thieren
in den meisten Fällen alle Kunst verlo
ren und sind sie als Milchthiere sast
werthlosz sie werden deshalb am besten
gemästet und verkauft.
Das trächtige Schaf.
Wollpreise sowohl wie Fleischpreise
für Schafe sind jetzt besser wie in den
letzten Jahren; infolgedessen findet auch
die Schaszucht wieder mehr Freunde
und wird den Thieren mehr Sorgfalt
zugewendet Alle Thiere, die auf des
Menschen Fürsorge angewiesen sind,
sollten stets, ob die Zeiten nun gut
oder schlecht sind, die beste Pflege er
halten; denn nur dann ist es möglich,
überhaupt noch einen Gewinn aus ihrer
altung herauszuschlagem Aber
hatsache ist es doch, daß auch unsere
Nutzthiere unter schlechten Zeiten zu
leiden haben; Thiere, die keinen Ge
winn abwerfen, werden sehr gerne ver
nachliissigt.
Die Sorge für setz trächtige Schaf
rstrerlt sich nach dresssiichtungem
l) Daß es vor allen Einwirkungen
yMrt werde, welche zur Folge haben
-" Wen, daß ei verlannntz
I« » 2) Daß es durch eine angemessene
Ernährung sowohl zur kräftigen Aus
bildung des Lan-met befähi t, als sei- .
see späteren immcng a s Mutter, z
sls Sävsefchal Maus träth nnd ;
4
s 3) Daß ei der Besiser in der «t,
; wenn der Wurf des Lammes stat ' -
’ den soll, im Auge behält, um ihm nö
thigensalls hilfe leisten zu können.
Vordeugen gegen das Berlammen.
Eine vorzeitige Geburt kann herbeige
führt werden, wenn die trächtigen
Schafe ansirengende Märsche machen,
wenn sie schnell laufen und sich drän
gen. Aug diesem Grunde muß Hetzen
mit Hunden und jede Erschreelung ver
mieden werden. Es darf ihnen im
Stalle nicht an Raum zum Liegen seh
len; sie dürfen nur in kleineren Abwei
lungen aus den Thüren gehen: hoch
trächtige Mütter müssen von den nicht
trächtigen abgesondert und sollten nur
in kleineren Abtheilungen gehalten wer
den. Ebenso nöthig ist es, daß man
sie vor rauhem Wetter, besonders lal
tem Regenwetter schütze.
Angemessene Ernährung. Das Be
weiden nasser Wiesen oder beschneiter
Felder, das Verfüttern von schimmeli
gem Heu oder feuchtem Stroh ist sehr
nachtheilig. Gleiche Rücksicht muß auf
Menge und Nährlrast des Futters ge
nommen werden. Daß das Schaf
während der Zeit seiner Trächtigleit
reicheres und besseres Futter erhalten
müsse, ist wohl leicht einzusehen. Es
handelt sich um die Ernährung und
Ausbildung des ungeborenen Lammes
neben der unveränderten Erhaltung der
Nutzbarleit des Mutterthieres. Wie
eine zu ärmliche Ernährung Schaden
bringen könnte, ebenso viel Vorsicht ist
nöthig, daß man andererseits nicht zu
viel und zu reiches Futter gebe
Beaufsichtdung während der Lamm
zeit. Mit dem Werfcn des Lamme-« ifi
in der Regel wenig Gefahr verbunden.
I Meistens geht der Wurf ohne Anstren
, gitng gut und rasch von.Statten. Nur
s in dem Falle, wenn das Lamns nicht
»die rechte Lage hat, oder wenn sonst
eine Unregelmäßigkeit eintritt, ist Hilfe
nöthig. ’ Theils aus diesem Grunde.
theils um dafür sorgen zu können, das-,
das- Lamm nicht von seiner Mutter ge
trennt werde, darf man die hochträchii
gen Schafe nicht aus dem Auge lassen
und muß rechtzeitig für begueme und
passende Siallung Sorge tragen.
Geschnittenes Futter für
Milchtühe.
! Es sind vielfache Versuche angestellt
worden, ob das Heu geschnitten oder
ungeschnitten am vortheithaftesten ver
» füttert werden tann Wie gewöhnlich,
gehen auch hier die Meinungen ausein
ander. An der Ackerbaustation in
Maine konnte man teine Vortheile im
Füttern geschnittenen Heues oder
Maisstengel sehen; aus der Wiscon
siner Versuchssiation dagegen wurde es
vortheilhaft befunden, Maisstengel zu
schneiden. Bei Versuchen im Staate
Jndiana gab tleingeschnittenes Kleeheu
bessere Resultate beim Verfüttern an
J Stiere, als Langfutter.
« Jn Betreff des Schneiden-H von
Langfutter sagt Prof. Henry in Ma
dison, Wis.: Auf jeder Farin, wo eine
größere Anzahl von Milchkiihen gehal
ten wird, sollte eine Schneide - Lade
West-d Futter-) im Gebrauche sein.
Eine solche Maschine ist nicht nur bes
nöthigt zum Zerschneiden des zum
Einsiiuern —- Ensilage —— bestimmten
Mais, sondern auch im Winter zum
Zerschneiden des Langfutters. Es
sollten durchaus keine ganzen Maiss
stengel verfüttert werden; denn durch
Zertleinern werden auch die gröberen
Enden derartig hergerichtet, daß fie
vom Vieh gefressen werden« während
dieselben ungeschnitten von dem Vieh
nicht gefressen werden, also verloren
gehen, und doch ist en den unteren,
groben Enden sast die Hälfte des Nähr
werthes des ganzen Stengels. Bleibt
von zerschnittenen, gröberen Stengel
enden etwas in der Krippe, so sind
diese, in den Dung geworfen, bei Wei
tem nicht so unbequem zu handhaben,
als die langen Stengel. Denn welch’
ein Elend sind nicht lange Maisstengel
im Dung beim Reinigen des Stelles,
beim Auf- und Abladen des Dunges
und gar erst beim Unterpsliigen und
Eggen. Jn einigen Fällen wollten die
Kühe geschnittene Maisstengel nicht
fressen. Bei näherer Untersuchung
stellte sich heraus, daß die scharfen
Schnittflächen der gröberen Stengel
die Jnnenseite des Maules der Thiere
verletzt hatten. Wenn außerdem Kühe
nur Maisstengel und im Uebermaß er
halten, so ·ornmt es auch wohl vor, daß
sie dieselben liegen lassen. Es sollten
die Thiere deshalb nicht damit über
siittert und ihnen zur Abwechslung
Heu gegeben werden. Selbstverständ
lich ist die Krippe stets rein zu halten;
man gebe den Thieren deshalb nie
mehr, als sie in einer Mahlzeit aus
fressen; es werden dann stets nur die
größten und gröbsten Enden in der
Krippe zurückbleiben Die Versuche m
Madison zeigen, daß von zerschnitte
neu Maisstengeln ein viel größerer
Theil verzehrt wird, als wenn diesel
ben ganz verfüttert werden.
Futter für Mutter
sehn-eine
Schon oft ist es den Farmetn gesagt
worden, daß Mai-s kein geeignetes
Futter für Jungvieh und säugende
Mutterthtere ist. Aber die Maisähren
sind gar so bequem zyr hand und —
»schaden wird’s ihn ja auch wohl
nicht,« da fliegen di Maisiihren in
die Schweinebucht. , as soll dann ge
suride und kräftige Fertel geben; Mais
und nur Mais, Tag für Tag, dazu
klares Wasser oder etwas Spülrvasser
aus der Küche. Das ist tein Futter
sitt dta Säue und auch nicht für die
Zettel. Die Schweinecholera würde
nie MO- Verbeerunam anrichten,
wenn die Thiere ttäsii er wären; und
die Thiere wären träs iger, wenn die
Zuchtsäue und Jettel geeignetes Futter
anstatt Mais erhalten hätten. Ein
besseres Futter sur junge und- alte
Thiere ist geschroteter Roggen oder
Gerste und abgerabrnte Milch; Hafer
und Milch ist noch besser. Können da
mnm pfui-«- »elochte Kartoffeln Run
leln oder Rüben gegeben werden, so ist
das ein Futter. bei dem die alte Sau
gute, kräftige, Muskeln und Knochen
bildende Nahrung den Jungen reichen
kann, und wachsen die kleinen Gesellen
dann auch herrlich und gedeihen, daß
es eine Lust ist. Es kommen bei sol
chem Futter teine mirlsige und ver-·
hutzelie Ferkeln vor. Bei ausschließli
chem Maisfutter hat die Sau selten ge
nügend Milch. Sie wird zwar dick
und fett, aber d " ists eben, der Mai-s
erzeugt Fett, a keine Milch, und so
sind natürlicherweise die Kleinen
schwächliche Jammergestalten, von de
nen viele schon früh zu Grunde gehen
oder an Rückenlähmung leiden und
durchgängig zu feinlnochig sind.
Armes-midn- sahest-country
Jn neuester Zeit ist wieder von der
Entwicklung eines großartigen Welsch-;
korn-Experthandels unseres Landes
mit Europa die Rede, und die Befür
worter der betreffenden Agitation
scheinen noch lange nicht den Muth
verloren zu haben. Gleichzeitig aber
ist es von Interesse, darauf hinzuwei
sen, daß aus dem Ring Corn« in un
seran e i g e n e n Lande, soweit seine
Bedeutung siir das Brot in Betracht
kommt, bald der alte Svruch anwend
bar sein dürfte: »Ein Propbet gilt
nichts in feinem Vaterlande.«
Denn es ist eine Thatsache, daß der
Mais als Brotstoff rasch seine alte
Popularität bei uns verliert. Eine
große Anzahl ein-gebotener Amerikaner
von 40 Jahren-und darüber können sich
noch sehr wohl der Zeit erinnern, da
Maisbrot sechs- Tage in der Woche ei
nen wichtigen Theil ihrer Diät bildete
Besonders war dies in unseren südli
chen Staaten der Fall, wo auch die
Kunst des Backean von .Mai5"luchen
und verwandten Gerichten eine hohe
Stufe der Vollkommenheit erlangte,
und Weizenmehl nur ein- oder zwei
mal die Woche zum Verbrauch lam.
Aber wie sehr hat sich das geändert!
Sogar die Wolltöpse im Süden sind
zum großen Theil dem Maisbrot un
treu geworden und zur Gefolgschaft
des gewöhnlichen Mehlbrotes überge
gangen, und gar die verschiedenenGat
tungen Maiskuchen existiren meistens
nur in unfeier Literatur und unseren
Vollsliedern. Auch die Zahl Deter,
welche solche schöne Dinge bereiten
können, — so bereiten, wie es vordern
geschah —- wird eine immer geringere,
und bald wird diese alte Garde
vollends ausgestorben sein!
Diese Thatsachen nehmen sich zu
gleicher Zeit mit den Versuchen, Euro
pa fiir Welschkorn - Gepäek zu begei
stern, merkwürdig genug aus, und ei
nige siidliche Blätter knüpfen daran
die Mahnung. auch in dieser Hinsicht
erst »vor unserer eigenen Thüre zu keh
ren« und erklären es wohl nicht mit
Unrecht für unweise, die lebensspen
denden Elemente der amerikanischen
Mais-Ernten gänzlich n u r noch den
Schweinen und dem Hornvieh sowie
den Armen anderer Welttheile zugute
kommen zu lassen.
Csinc Bestik in Menschengesio::.
Im Juni d. J. erregte die Ermor
dung des jungen Hirten Pier-re Lau
rent von Gottr·3ieu-la—-Giraudid«re bei
Lnon in der ganzen Gegend um so grö
ßeres Aussehen, als im Laufe der letz
ten Monate mehrere ähnliche Verbre
chen konstatirt worden waren, die von
der nämlich-en Hand verübt schienen
Die Staatsanwaltschast von Lyon er
liesz deshalb einen Steckbries nach dem
muthmaßliehen Thäter. Von einem
Monat fiel dem Untersuchungsrichter
von Tournen die Aehnlichkeit eines
wegen eines Sittlichteitzvergehens ver
hasteten Individuum-s mit dem in dem
Stetthrieie gesuchten Morder aus und
er beschloß, den verdachtigen Gesellen
nan Beiley übersiihren zu lassen. Aus
der Fahr-: suchte der Gesangene den ihn
beaieitenden Gmdarmen zu entweichen,
die ihn gerade noch beim Fuße fassen
konnten, als er aus dem Eisenbahn
tocggon springen wollte. Dieser
F.ua,t;ersuch Leeanlaszte den mer
suchunggtichtcr, den Gefangenen mit
einigen Zeuan zu tonsrontiren, die in
ihm auch den Landstreichee erkannten,
der am Tage der Ermordung des jun
gen Schäfers in der Nähe des Feldes
gesehen worden war. Erst nach lan
gem Zögern entschlosz der Gefangen
sich zu einein Geständniß. Er heißt
Josef Baches-, ist 1876 in Beausort
esse-w) als Sohn hemittelter Bauers
leute geboren, die ihn bis zum 18. Le
bensjahre in der Schule der Maristen
patres v n Saint-Geniö-Laval ließen,
wo er ei« gute Erziehung genoß. Jm
Jahre 1880 wurde Vacher tn das 60.
Fusan-Sie - Nie lismenäch in sBedinge-?
eingee« tnnd « tte da og tau,
das er nach zwei Jahren Unterkssieier
war-« Um jene Zeit machte Lacher die
Bekanntschaft eines jungen Mädchens
oon Beurene, das ihrn erst seine Hand
zusagte, dann aber wieder verweigerte
Lacher war darob so betroffen, daß er
seine ehemalige staut zu erschießen
suchte nnd-sich selbst zwei Kugeln in
den Kopf jagte, die im Schädel stecken
blieben sin .. So wurde ans dem
tliiärdiessk entlastet-. ist Jena
—
daus von Dole gebracht, wo er bis z
April 1894 blieb. Von da an begann
er iein Bagabundenleben Er durch
streiite bettelnd die ganze Lyoner Ge
gend, bot sich bier und da als Hirt an,
arbeitete wohl auch von Zeit zu Zeit,
veriibte abev in den letzten drei Ja ren
eine Reihe von Morden, und zwar hat
er nach feinen eigenen Angaben sol-.
gende Personen umgebracht: 1. die
Isiäbrige Louise Marcel aus Va
quiisre, Departement Var; diese wurde
im November 1894 schrecklich zerftiim
melt in einem Gebüsch ausgefunden;
Z. die 17jährige Augustine Mar
tueux, deren Leiche man im Mai 1895
auf der Landstraße bei Dijon sand; s.
die 65jäbrige Wittwe Morand, die im
August 1895 in ihrem einsam gelege
nen Hause zu St. Durs, Departe
ment Savoyen, ermordei wurde; 4.
den Jsjährigen Hirtenknaben Viktor
Portalier aus Benonces, Departement
Rin, dessen zerschnittene Leiche im Au
gust 1895 in freiem Felde entdeckt
wurde; 5. den 14jähri en Hirtenkna
ben Pierre Massot aus zainvEtiennn
de Boulogne, Departement Ardische,
der im September 1895 in den Bergen
überfallen wurde; 6. die 19jähoige
Ebefrau Lorut; diese war erst einige
Monate verheirathet, als man sie im
September 1896 auf einem Felde Hei
Cusset, Departement Allier, mit durch
schnittenem Halse fand; 7. die 14jäl)
riae Rosine Rodier, die im October
1896 bor dem Dorfe Barenne (Ober
Loire) auf dem Felde ermordet wurde;
8. den 14jäbrigen Hirtenknaben Pierre
Laurent aus Courziez bei Lyon, der in .
einer Nacht im Juni d. J. den Tod !
fand. Die Ermordung des Hirt n
tnaben Laurent hat zur Entdeckung i
des Tbäters geführt. .
Er fucht sich damit auszureden, dafz s
das Morden fiir ihn in feinen triti.: !
schen Augenblicken gewissermaßen ein
unwiderstehliches Bediiksniß sei uns
spielt den Verriidteu, obwohl er seine
Beribeidigung sehr geschickt führt. An
den Frauen und Mädchen, die der
Bestie in die Hände fielen, verübte
Vacher die gräßlichsten Lustmorde und
die jungen Hirten. die er nieder-stach,
wurden in der abscheulichsten Weife
everstiimmelt. Die Einzelheiten der
verschiedenen Mordthaten, deren Va
cher bisher gefiändig ist, sind zu ekeler
regend, als daß sie auch nur theilweise
wiedergegeben werden könnten. Drei
Gerichtsärzte werden Bacher auf seine
Zurechnungsfähigteit prüfen, die
offenbar nicht vollständig -—ist; man
hätte gewiß besser daran gethan, den
Menschen im Jrrenhaufe, wo er sickf
befand, zeitlebens zu lassen.
Cur-costs ItschfchmauisFest.
Auch dieses Jahr wieder haben es
sich die Cherotesen im Jndianerterri
torium und benachbarten Gegenden
nicht nehmen lassen, ihre religiöseFisch
Rästerei und Sakttrauserei zu veran
stalten, welche zu ten eigenthiimlichsten
ihrer Art gehört und in anderen Lan
destheilen noch sehr wenig belannt ist·
Wohl das Sonderbarste daran ist
die Art, wie die schuppigen Wasserbe
wohner gefangen werden. Obgleich
diese Jndianer sonst sehr slotte Fischer
und Jäger sind, wie man sich solche ge
wöhnlich vorstellt, sangen sie die Fische
siir vorliegenden Zweck aus teine der
alltäglichen Arten, sondern sie betäu
ben dieselben zuerst mit einem Gift,
dessen Zusammensetzung nur die Me
dicinmänner des Stammes kennen,
und das weithin in die Gewässer ge
bracht wird. Dieses »Gist«, das im
Uebrigen harmlos ist und auch die
Qualität des Fleisches in leiner Weise
beeinträchtigen soll, macht die Fische-—
die es gierig verschlingen —- völlig
hilflos, und tagelang treiben sie wie
Stücke Holz im Wasser umher oder lie
gen an duntlen Stellen verborgen,
etwa als ob sie enen Rausch auszu
schlasen hätten. Werden sie nicht ge
fangen, so kommen sie nach einigen Ta
gen wieder von selbst zu sich. Murmel
stens aber werden sie mit Speeren und
Pfeilen in grosser Masse eingebracht.
Ort und Zeit für denSchmaus wer
den von den Stammes- und Sippen
häuptlingen in besonderer Berathung
jedesmal bestimmt. Ein gewaltiges
Feuer aus Baumstämmen wird ausge
schichtet, und wenn dasselbe ganz nie
dergebrannt ist. kommen die Fische,
nachdem sie in Papier gewiclelt worden
sind, in die heiße Asche. Während die
Rösterei vor sich geht, sinden phanta
stische Tänze um das Feuer herum und
Anrusungen statt. Der Schmaus be
schließt das Ganze vorläufig; aber
mehrere Tage wird das Fest fortge
setzt.
Die Kansaser Behörden haben schon
versucht, dem Brauch ein Ende zu ma
chen, wegen nutzloser Tödtung sehr
großer Fischmengen. Aber das De
partement des Innern erklärt, daß die
Regierung leine Controlle über Fische
und Wild aus Jndtaner - Reservatios
nen habe. «
Rüben mit Hammel
fle tsch. Ein gutes Stück Hammel
sleisch von der Keule oder dem Correc
stiick wird gewaschen, mit Wasser und
Salz zugesest, zum Sevchen gebracht,
abgeschäumt und zwei Stunden lang
sam getocht, so daß es beinahe weich
ist. Unterdessen läßt man geschältr.
in längliche Streier geschnittene Rü
ben in siedendem Wasser aufwallen,
läßt sie ablaufen, thut sie zu dem
Fleisch und kocht sie in der Brühe
weich. Zuletzt macht man eine Mehl
schtvitze an das Gemüse und gibt daz
selbe mit dem Fleisch aus einer Platte
zu Titel-.
l——
Innzösilchet Orient-up
Schon früher verlantete, daß als
Oanptanziehungspunkt der nächsten
Pariser Weltausstellung ein ungeheu
res Teleflop ausgestellt werden solle,
das den Mond so darstelle. wie rerieli
be dem bloßen Auge in einer Entfer
nung von 60 Kilometer erscheinen
würde· Als Erfinder dieses ,,Clou«»
und Erbauer·des Teleftopg stellt sichi
ein Herr Deloncle heraus-, und wie sichi
aus den neuesten Mittheilungen ein-l
zelner Blätter ergibt, hat derselbe einei
Glasscheibe von 2,5 Meter Durchmes
ser und 0,4 Meter Dicke im Besitz, aus
welcher er einen Hohlspiegel zu schlei
fen gedenkt, der, nachdem er die rich
tige Form erhalten hat, versilbert wer
den soll. Dieser Spiegel wird den
Haupttheil des geplanten Teleslops
bilden und epsoll eine Brennweite von
etwa 60 Meter erhalten. Nach der
ziemlich untlarkxe Beschreibung dient
als Tubus ein etallrohr und in die
ssem werden noch zwei Flintglaslinsen
von 1,25 Meter Durchmesser ange
bracht, um die Bilder, die der Spiegel
liefert, mit 6000facher Vergrößerung
aus eine Wand zu projiciren, so daß
zahlreiche Personen sie gleichzeitig be
trachten können. Das ganze Telestod
aber soll durch einen besondern Me
chanismus dem Laufes der Gestirne
folgen. Nach dieser Beschreibung ist
taum zu zweifeln, daß Herr Deloncle
von Herstellung, Montirung und Lei
stung eines modernen Riesentelestops
nur ganz untlare Vorstellungen besitzt
und daß er unzweifelhaft mit seinem
,,«Clou jämmerlich Fias co machenj
wird. Eine Glasscheibe von dem oben J
angegebenen Durchmesser herzustellen,»
ist nicht schwer, aber um so schwieriger ’
ist es aus ihr einen parabolischen Te- -
lestopspiegel zu schleifen, und ganz un
möglich, diesen sammt einem 60 Meter
langen Metallrohr dem Monde so fol- s
gen zu lassen, daß sein Focalbild in;
6000sacher Vergriißerung scharf aus
einer weißen Wand projicirt werdeni
kann. Daß Herr Deloncle nebenbei i
auch noch ein paar Flintglaslinsen von i
H Meter Durchmesser in dem Rohr-e s
paciren will, ist geradezu spaßhast zs
diese Linsen allein würden eine Haupt: ;
merkwürdigteit der ganzen Pariser H
Weltausstellung sein. Neben der Her
stellung solcher Niesenlinsen in der er
forderlichen genauen Ausführung ists
die Herstellung des ZH Meter großen
Spiegels ein Kinderspiel Um so
schwieriger ist es freilich, einen solchen
Spiegel derart aufzustellen, daß er in
jeder Lage unverzerrte Bilder gibt be
sonders wenn diese bis zu 6000fach
bergriißert werden sollten Gelönge
dieses aber auch, so würden allein schon i
die Wallungen der Lust jedes deutliche
Ettennen unmöglich machen. Was
schließlich die Heranziehung des Mon
des bis aus 80 Kilometer Entfernung
anbetrifft, so will dies an und für sich
nichts besagen, denn Jnterefsantes l
würde doch nicht gesehen werden tön- 1
nen. Noch Ungleich weniger lohnend
würde das 6000fach Vergrößerte pro- i
jicirte Bild deH Mondes auf der wei
ßen Fläche des Herrn Deloncle sein,
wenn es überhaupt dort erschiene So
viel ist sicher. daß, wenn der Herr zur
Aufstellung seines Spiegel-Telestops
tommt, ein Taschenfernrohr den Mond
tlarer und belehrender zeigen wird,als
dieses Phantasie-Telestop·
. -
In der Sauen-Wüste.
Nach einer neuerlichen Meldung hat
der Calisornische Meerdusen abermal-«
seine Gewässer theilweise in die Sal
ton —- Witfte oder Colorado - Wüste
entsendet, und sich ein neuer See ge
bildet. Dies ist ohne Zweifel schon
viele Male vorgetommen, seit diese
Fläche aufgehört hat, Meeresgrund zu
sein, und es wäre nicht ausgeschlossen,
daß diese gelegentlichen Besuche dee
Meeres wieder zu einer dauernden Be
sitzergreifung führen würden.
Ohne Zweifel ist diese Wüste eines
der mertwiirdigsten Fleckchen Erde Und
bietet immer wieder Veranlassung, von
auffallenden Erscheinungen in ihr zu
erzählen.
Die Saltdn - Wüste (ihren zweiten
erwähnten Namen, welcher Viele ver
anlaßt hat, sie irrthümlicherweise mit
dern Staat Colorado in Verbindung
zu bringen, hat sie lediglich vom Colo
radoflusz) erstreckt sich in einer Länge
von über 1341 Meilen und einer durch
schnittlichen Breite von ZU Meilen an
der Südlichen Paeifiebahn, und der
niedrigste Punkt ihres Beckens liegt
360 Fuß unter dem Meeres - Niveau
snur am Todten Meer in Palästina
sowie am Casvischen Meer gibt es
einen noch tiefer liegenden Punkt),
während der niedrigste von der Eisen
bahn berührte Punkt immer noch 268
Fuß unter dern Ocean liegt. Ur
sprunglich war, wie angedeutet, diese
ganze Wüste weiter nichts, als eine
nördliche Fortsehung des Calisornt
schen Meerbusens; aber durch vultanii
sche oder sonstige physische Macht wur
den grosze Sandhiigel quer über die
Ebene, zwischen den Bergen unweit der
südlichen Grenzlinie Ealisorniens und
dem Thal des Coloradoflusses. aufge
worfen, und hierdurch wurde das
Meerwasser von weiterem Vordrin en
nach Norden abgeschnitten. Der Bin
nen - Salzsee, welcher sich so gebildet
hatte, verdunsiete allmälig oder wurde
von der Erde ausgeschluckt, und übrig
blieb: die Wüste.
Sie ist ganz von Bergen un:geben,
außer an der Südseitr. unt- an den
Beraen entlang sann man das Gestade
.—..— »W— -
des früheren Meeres ganz deutlich
sehen und die Wirkungen der Etat-M
und Fluthen an den Felsen verfolgen
Von Meeresmuscheln wimmelt es km
Wüstensande. Aber von besonderer
Bedeutung ist der Umstand, daß um
Salton herum, aus einem Areal von
etwa 10 englischen Quadratmeilen, die
Oberfläche mit einer Schicht reinen
Salzes von 4 Zoll bis zu 1 Jus-: Dicke
bedeckt ist: dieses Salz wird in riesigen
Menaen in den Handel gebracht, und
in Salton bestehen ausgedehnte indu
strielle Anlagen zu diesen Zwecken. ·
Auch weiterhin ist noeh auf Meilen die
Fläche von Salz weiß, doch ist dieses
nicht in geschäftlickz werthvollen Massen
vorhanden.
Wer einen richtigen Begriff da on i
bekommen will, was Hitze ist der muß
um die Mitte des September herum
diese Wüste besuchen, bei einer Tempe
ratur von etwa 128 Grad in der
Sonne und 106 Grad im Schatten!
Wehe Denjenigen, welche in solcher
Temperatur theilweise aar zu arbeiten
haben! Außerhalb des Bereiches der
Salz - Industrie ist dies freilich nicht
der Fall. es sei denn aus der D-nrcb
fahrt Der ganse Sand euckt bestän
dia von Hitze, und oleichieitia spiegeln
die stets anstand-senden Fatamoraanae
Lustbilder einen herrlichen See auer
über der Ebene vor, öfters mit schwin
aelrisnten Worten während es auf IV
Meilen leinen Tropfen Wasser ais
und sein etnzioes Nrashiilmchen wa
sen lann. Die Sindbdben auf —
Ziidfeite werden iibrioens fort und
fort vom Wind tu allen möoliche ’
Formen aewebt und können öftecm aueb
wie eine hocharadia oom Sturm ar« -
aewiiblte Meeresolierfliiche erscheine,r
Einen ganz seltjornen Gegensa-»
zum übrigen Charatter dieses Betten s«
bildet aber die Gegend uin die tlein T
Bahnstation Jndio herum, welche nu
noch ZU Fuß unter dem Ajieeresnivem
nach Süden zu liegt. Sie ist reich do.
der Natur mit trovifchem Pflanzen
wuchs und mit Wasser qeseanet, des
aus artesischen Brunnen lommt. tiiii
berrliche Landschast ariifzt hier denBe
suchet, und Schwindsiictstiah Rheinw
titer und Astbniatiter halten sich in·
axofzer Vorliebe in diesem tleinen VI
ravies aus. Melonem Tom-nein Veesij
ren und alle möglichen Friichte reif-insv
lpier viel früher, als irgend andersn —
in Californiem eben wegen der Bart
ofen- Hine.
Vier Meilen von Jndio erhebt ji
auf einer tleinen Anhöhe ein prächtia s
Hain von etwa Im Dattelpalmx
Bäumen, und um diese berum leb»
mehrere Hundert Goabuila ·- Jndi
ner. Gar nicht weit davon sind di
berühmten Schlamm - Vultane. Vo
Jndio aus lann man Verae sehen, del
ren Gipfel das aanze Jahr iiber in!
Schnee bedeett sind So nabe beisar "
nren wohnen die trassesten Geaensiik
der Natur. «
li: sind belanntlich nur etwa fiiiDr
Jahre ber, daß auch einmal der Colg
r« destqu bei einer oewaltioen »rii’
iabrs- sooehfluth viele Quadratnieil
dieser Wüste mit Wasser hedectte, in
unaesähr ein Jahr lana hielt sieh «
neue See. lkin solcher Fall w
sclswerlich so leid-et wieder eintrets
aber wer weib» ob nickt die anristii
wieder in dethesitt des Meeres loni
was eine Ausdehnung des Caliio
sehen Meerbusens um melr als
Weilen nach Norden bedeuten wit,i
Eine auch nur sehr mäßige Natur-· is
oolntion wiirde dies mit eini
Geblaoe herbeiführen Dann ?
schönes Jndiok i
Vom KavetsWektverketm
lfg find noch teine siinsiig Ja
her, das; dag erste Telegraphenskgz
zwiichen dem arneritanischen Festt
nnd kriroszbritannien gelegt wurde«
heute aber wird jedes-Jahr eines gei·
ganz abgesehen von den kleineren. we
nicht iiber Weltnieere vollständig
ben. Auch der nächste Sommer i
wieder mehrere solche linternehrnun
schauen.
Das letzte tsabel über den thta
schen Ocean wurde bekanntlich l.
von der ,,tiotnmers:ial tiable t(o.«
legt, aber viele tleinere Kabellegur
sind inzwischen wieder erfolgt. Be -
derg lebhafteg Interesse amerikaniic
wie auch eurotsäischer Kreise kni"
sich jetzt an die Cabel-Verbind s
zwischen deni anreritanischen Festl
und dem sernen Westen tirn wah
nnd dauernden Sinne deg Wort
unter dein Stillen Oeean, der bis- j.
etwas stiesniiitterlich weggetonunen ;
Mehrere diesbeziigliche Linien sind«
plant, und sobald eine dieser volle «
ist, wird der Erdball vollständig
Cabeln umgürtet sein.
Jrn Ganzen haben wir bis jetzt ;
gesähr 152,000 Meilen Cabellin
welche rund 200 Millionen Doll
gekostet haben; ohne Zweifel aber k
nien unter diesen Linien, welche
der Karte stehen, auch werthlose u
ausgegebene vor. Großbritann
conteolliet noch immer neun Zeh
der Cabel der Welt, und von den z
bis jeyt im Gebrafnch besindli
transatlantischenCabe lenkt kein e
ziges in denVer.Staate-. sein«-TM .
sall würde übrigens Großbritann «
gewaltigen Vortheil von dieser S
lage haben ; denn es würde nicht
zuschwer sein, diese Perbindunge »
vielen Punkten zu zerstören. es- »
Wenn freilich erst einmal das Te
graphiren ohne Draht im gköß
Maße zur Thatsache geworden ist,dai 3
sind auch die Cabel ein überwunde
Standpunti.
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