" Excykoegsoodk Roman ron Josef Tkkumuitll. (18. Fortsetzung) Mittlerweile war die Kutsche, die den Baronet nach dem Bahnhos von Blackport gebracht hatte, wieder leer nach Greylock Woods zurückgekehrt Ethel sah sie zurücktonimen und begab sich dann mit einem erzwungenen Lä cheln aus den Lippen in den Speise saal, um mit ihrem Großvater, Tante Pameia und Dr. Vandine, der an die sein Tage eine Einladung nach Gren loct Woods erhalten hatte, das Gabel sriihstiick einzunehmen. Godsrey Greylock blickte seine En telin streng und sinster an. Sie war blaß und nervös, und ihre schönen Augen waren eingesunten. Trotz sei nes Zornes und seiner getäuschten Er wartungen regte sich bei ihrem Anbktck etwas wie Mitleid in ihm. Sicherlich, dachte er, würde sie bei der ersten gün stigen Gelegenheit zu ihm tornmcn und ihm ihr herz eröffnen. Sie konnte ihrem Großvater, der sie so zärtlich liebte, doch unmöglich etwas verheim kichen So glaubte er, allein er täuschte ich. Während der Mahlzeit ging es sehr einsilbig her. Dr. Dick und Misz Pamela hielten die Unterhaltung nur nothdiirstig im Flusse. Jn der Gegen wart des Mädchens, das er so hoff nungslog liebte, fühlte sich der Doktor beklommen und verlegen; sein Gesicht hatte einen betjimmerten und niederge schlagenen Ausdruck Das strahlende Antlitz mit den mächtigen, anmuthigen Augen und den goldenen Locken auf der anderen Seite deg Tische5, machte noch immer sein Herz heftig pochen. Dennoch rang er tapfer mit seinem Kummer und that sein Bestes, um den grimnien Dämon des Schweigens von der Tafel zu verjagen. Godsreh Greis lod und Ethel unterstützten ihn hierin nur wenig; Mifz Pamela aber wagte eg, ossen auf den Geaenstand zu kom men, ern den Jedermann iru Geheimen dachte. l »Es ist mir unbegreiflichC beannni sie, «wie Sir Geroase io plötzlich uns-; und der Civilisation den Rücken wen- ; den konnte-. um sich nach dem Landej der Biifsel und wilden Judianer zul begeben.« ( »Uebet Geschmackssachen läßt sich nicht rechten, Panrela«, antwortete Godsren Greyloei trocken. »Wir Alle haben unsere Schrnllen.« »Stalpiren die westlichen Wilden englische Edelleute nicht ebenso ge schickt wie schlichte amerikanische Bür ger?« »Ohne Zweifel, wenn sie Gelegenheit dazu haben.« »Dann .siirchte ich, daß Sie Gewa ses Adelstitel bald auf den nächsten ; Verwandten überstehen Ivitd.« ! »Unsinn! Er versprach, im Herbst nach dein Osten zurückzukehren « " »Mir kommt es vor als ob seine plötzliche Abreise sür Keines von uns sehr schineichethast wäre. Was meinst Du, Ethel?« » Diese blickte aus und beantwortetet die Frage ihrer Tante mit erzwunge- : nem Humor. »Ich betvundere den abenteueelichen Geist des Baronets5 aus solchem Stoss sind Helden gemacht. Gräme Dich nicht um ihn, Tante Pantela, er ist vollkom rnen irn Stande, sich vor Gefahren zu schönen. « Als man sich vom Tische erhob, nä herte Godsren Grehlock sich seiner En kelin und sliisterte ihr zu: »Hast Du mir etwas zu sagen, mein Rindtsp Ethel wurde noch blässer, als sie be reits war; allein sie schüttelte den Kopf und erwiderte: »Nein, Großpapa!« Sein Zorn entbrannte aufs Neue gegen sie. Sie wollte sich ihm also nicht anvertrauen. Ethel freifte an diesem Tage in der Rosen-Villa zu Mittag. Dort harrte ihrer eine neue Prüfung. Jrig, die das herrenhaug nicht aus den Augen verlor, hatte die Abreise des Baronets bereits erfahren. Sie nahm Eihel in’s Gebet, sobald diese sich gesetzt hatte. »O, Du thörichtes Rind!« rief sie aug. »Ich weifz was Du gethan haft; i Du brauchst es mir nicht erit zu fas] gen. Der Tag wird kommen, und zwar ; bald, da Du Deine Thorheit bitter be z retten wirst. Wie ionntesi Du nur die- i sen Mann ausfchlagent Jst Dein T Großvater nicht wiiihend?« »Ich fürchte, er ift es«, seufzte das Mädchen; ,,biö jeßt hat er aber noch nichts gesagt. Doch iaß' uns nicht wei ter davon sprechen, Mama; ich bin heute trant und niedergefchlagen.« Jris’ zartes Gesicht sah besorgt und ; beliimmert aus. Es war ihr zu Mu- ’ the, als ob ein Damotlesfchtvert über ihrem haupte schwebe. Sie hatte zwar mit dem Mann in der »Rosen-Herber ge« einen Vertrag geschlossen; was sollte aber aus ihr werden, röenn Gov freh Grehloet feine Enkelin verstieß, was er ohne Zweifel thun würde, falls er deren Jntrigue mit Regnault ent deckte? Die von ihm fo lehr verab scheute Mutter würde sicherlich das Schicksal des Kindes theilen müssen. - Gefahren drohten ihr. wohin sie auch blicken mochte. ; »Ethell Ethel!!« begann sie von ; Neuem, «hiitiest Du den Baron gehei rathet, fo wäre Alles gut geworden. ’ ins- reimt Lier seicht-et unt- reimt Namen tragend hättest Du unseren Feinden trotzen können. Jch wäre dann mit Dir nach England gegangen, wo ich vor ---- vor —· Allem sicher ge wesen wäre. Jetzt aber stehen wir allein und müssen über uns ergehen lassen, was das Schicksal versügt. »Wer! die Götter verderben wollen, den schlagen sie mit Blindheit.« Du warst sicher wahnsinnig, als Du Sir Gervase Grehlock verschmähtest.« Hannah Johnson, die in diesem Au genblick durch das Zimmer schritt,warf der jungen Erbin einen boshaften Blick zu; Letztere bemerkte indessen die über miiihige Dienerin nicht. »Mama«, sagte sie ernst, »ich ver stehe Dich nicht. Was siir Feinde ha ben wir denn? Wen haben wir zn fürchten?« » Jris erröthete und anwortete ge reizt: »Jeder Mensch hat seine Feinde, wenn er es auch vielleicht nicht weiß. Es ist einzig und allein Deine Schuld wenn wir aus Grenloct Woods versto ßen werden. Jch fürchte sehr, Du wirst uns Alle verderben.« »Du bist sehr hart gegen mich. Es war mir unmöglich, Sir Gervase Greyloct zu heirathen.« »Blindes, thörichtes Mädchen!!« »Ja, Mama, das bin ich und nacht mehr«, erwiderte Ethel traurig. »Ich denke aber, Du übertreibst die Gefahr-, die Dir durch meine Handlungsweise droht. Großpapa liebt mich, er ist nicht der rachsüchtige Mann, den Du in ihm erblickst. Er wird Dich nicht entgelten lassen, was ich verbrochen habe.« »Das wird sich zeigen. Du bist zwar Deinem Kopie gefolgt, aber Du wirst noch die Erfahrung machen, daß es oft theuer zu stehen kommt, seinen eigenen Willen durchzusetzen, namentlich in Liebesangelegenbeiten.« Iris-;- war während der Mahlzeit mürrisch und verdrießlich und Gthel verließ die Rosen-Wilh zu früher Stunde, froh, dieser Mutter zu ent tomrnen, siir die sie weder Liebe noch Achtung empfand, und der sie noch nie ein Geheimnis; anvertraut hatte. Lrg oammerte bereits-, arg sie dac Herrenhaus erreichte. Glücklicher Weise speiste Godfreh Grehlock heute bei einem der Vadegäfte "von Blackport. Ethel begab sich sofort nach ihrem ei genen Zimmer, da nur noch wenige Minuten an acht Uhr fehlten. Sie öffnete ihren Kleiderschrant und nahm einen einfachen grauen Mantel, einen Hut und Schleier von der gleichen Farbe heraus, steckte jedoch weder Geld noch Werthsachen zu sich. Die Alabaster : Uhr aufv dein Ka mingesirns verkündete die achte Stun de. War es die Freude, die Leiden schaft der Liebe, was sie erblassen und von Kon bis zu den Füßen erbeben machte? Regnault hatte sie gerufen und sie mußte gehen, um den Schwur zu erfüllen, den sie in der Scheidestun de unter den Bäumen des Schulgar tens gethan hatte. Draußen auf dein Corridor hörte sie Miß Pamela der alten Hoptins Be fehle ertheilen. Sie stand ftill und lauschte, bisJ die beiden Stimmen ver li« waren, dann eilte sie rafrh und ge ..«a)los die Treppe hinab und zum Hause hinaus 24. CapiteL Der Abend war windig nnd be-v wöltt. Doch war es noch hell genug, um Ethel den Weg erlennen zu lassen, als sie die Allee hinab eilte und in die Landstraße einbog. Sie schlug direkt den Weg nach dem Steinhaufen ein. Jhre größte Be sorgniß war, daß sie der zurückkeh renden Equipage ihres Großvaters b gegnen möchte; allein das Schicksal begünstigte sie, und sie traf auf Nie manden. Rasch bog sie von der Land straße in den schmalen Fußpfad ein und eilte zu den alten Salzgruben hin ab. Dort stand er, an den Steinhaufen gelehnt, den Merch Pooles Hände dein Andenken ihres ungetreuen todten Liebhaberg errichtet hatten. Ja, es war seine schöne schlanke Gestalt, in der Haltung eines Biil)nenhelden. Um sich die Zeit zu vertreiben, hatte er sich eine Cigarre angezündet, die wie ein Stern durch die Dunkelheit glühte. Als tithel sich näherte, wars Reg nault die lsigarre weg und eilte ihr entgegen· Jm nächsten Augenblick zog er sie in seine Arme, er driictte sie stür uiisch an sein Herz und bedeckte ihr bleiche-S Gesicht mit seiissen »Mein EngelJJIu lominst spät!« rief er vortvursgbolt »Ich fing schon an zu glauben, dass, auch Du Dich vor Gei stern sürchtetest.« Sie erwiderte seine Lieblosungen nicht; lalt und regungslos wie eine Statue nahm sie sie entgegen. »Warum wähltest Du diesen Ort zu einer Zusantntentunsts« stanunelte sie, indem sie schaudernd aus das steinerne Monument, die alten Salzgrubeu und die Marschtviesen blickte, über die das Zwielicht wie ein Leichentuch sich gela gert hatte. »Es ist eine böse Vorbedeutung. Weißt Du, tvas sich hier vor vielen Jahren zugetragen hast« »Jatvohl«, antwortete Negnault. »Ich habe mich den ganzen Tag in der »Rosen - herbeige« aufgehalten und dort die ganze Geschichte vernommen Du bist aber doch micht abergläubisch, Geliebtei Jch wählte diesen Ort, weil wir hier vor einer Ueberraschung ziem lich sicher sind; wie ich höre, meiden die Leute von Blackport diesen Fleck. Du — kannst doch nicht glauben, daß Deineg Vaters Geist Dir oder irgend Einem, der Dir theuer ist, ein Leid zufügen würde? Die Lebenden sind es, nicht die Todten, die wir zu fürchten haben. Warum liefst Du gestern Abend so bald vom Concert weg? Als Du ver schwunden warst, wich die Seele aus meinem Gesang.« Der Wind subr pfeifend und stöh nend über die Marschwiesen hin. Von fern her tönte der melancholische Wel lenschlag des Meeres, und von Zeit zu Zeit sprühte der Regen auf die Erde nieder-. Die zunehmende Dunkelheit und die Ungunst der Elemente schienen nichts Gutes zu tveissagen »Mama wurde infolge der Hitze ohn mächtig und mußte hinaus-getragen werden; ich folgte ihr«, antwortete Ethel mit matter Stimme. « Sie machte sich aus der Uinarmung Regnaultg los und lebnte sich« an den Steinhaufen. Jhre Füße ruhten jetzt auf dem Fleck, wo ihr Vater fiel, und sie fuhr fort: »Arthur! Es befremdet mich, daßs Du auf diese Weise nach Blaelport kams Regnault bestete einen scharfen, for schenden Blick aus sie. »Das braucht Dich gar nicht zu be sieinden«, erwiderte er. »Ich hatte Ge legenheit, mich der ,,Orpl)eu"5 : Trup pe« anzuschließen, und benutzte«diese, als ich erfuhr, daß die Truppe ini Be griffe sei, Blackport zu besuchen. Die sen Morgen führte ich absichtlich einen Streit mit dem Direktor herbei und löste mein Engagement auf. Die Trnppe bat die Stadt schon vor meh reren Stunden verlassen. Jch blieb nur zurück, um mit Dir vereint zu werden. Wie bleich Du aussiel)st, Ethell Ganz nnd gar nicht, wie dac- Mädchen, von dem ich mich im Schnigarten trennte. Zzch fürchte, jener adelige englische Bär macht Dir das Leben zur Last. Er a:.«cilt Dier, wohl mit seinen unausstehlichen Beut-wuscan Er erschöpft Deine Geduld, nicht inahr3« »Sir Gervafe verließ diesen Mor gen das Haus«, antwortete sie. »Wahsrhaftig?t« rief er überrascht, iZDIY hat ihm also den Laufpaß gege kni« »Ja. Doch horch, Arthurl Jch höre Fußtritte.« »Es ist der Wind. Du bist diesen Abend nerVöH, Deine Hände sind wie Eig«, sagte Regnault, indem er sie an seine Lippen drückte. »Ach, Ethel, ich finde Dich heute noch zehnmal liebli cher, als Du es in der Schule warst ; die Trennung hat meine Leidenschaft fiir Dich um das Zehnfache gesteigert. Nun sage mir aber, wie steht es um ? Deine Liebe zu mir?« Ein Nachtvogel auf der Salzwiese stieß einen kläglichen Schrei aus-. Das steinerne Monument schien in der H Dunkelheit drohend auf das Paar zu blicken. Das Gesträuch und Unkraut, das rings um die alten Salzwiesen wucherte, rauschte gespenstig im Wind. Ethel Greylock antwortete nicht; ihre Augen wichen den seurigen Blicken ihres Liebhaber-Z aus-; sie blieb » stumm. »Warum antwortest Du nicht?« fuhr Regnanlt niit schnielzender Stim me fort. »Das eben ist der DespotiL-— inus der Liebe, daß sie uns zwingt, Alles zu verlassen und ihr zu folgen Bist Du bereit, mit mir zu gehen,Eth-1 bereit, meine aufopfernde Liebe endlich zu belohnen«’ Siehst Du die Baum .gruppe zwischen diesem Fleck und der Landstraße? Dort wartet eine Kutsche auf uns. Wir müssen den Bahnhos von Blaclport noch rechtzeitig erreichen· um die Stadt mit dem Abendng zu verlassen.« ) Noch immer teine Antwort. War es jungfräuliche Scham oder weiblicher Eigensinn, wag ihr den Mund ver schloß? Sie stand auf dem Fleck, aus dem ihr Vater sein Leben ausgehaucht hatte, und blickte auf den Geliebten, auf die in einen langen Mantel ge hüllte Gestalt, aus das schöne Gesicht unter dem breitkriimpigen Sombrero. z Hinter ihr waren Heimath, Verwandte und all’ die Liebe, die Jahre lang über ihr gewacht hatte, vor ihr lag die gro ße, fremde Welt, in die sie mit ihm ziehen sollte. Jhr Schweigen beängstigte Reg nault; er schlang den Arm um sie und sagte: »Komm, Geliebte, komm! Du hast geschworen, mein zu sein« wenn ich Dich rufen sollte « ich rufe Dich jetzt! Noch in dieser Stunde mußt Du mir gehören. Verlange teine weitere Frist von mir, jede Zögerung ist gefährlich, wie Du weißt. Jn einigen Tagen wer den wir zurückkehren und Deinen Großvater um seinen Segen bitten.. Wenn er uns verheirathet findet, wird er sich in das Unvermeidliche fügen und uns vergeben.« Sie befreite sich ans seiner Umar mung nnd sagte: »Ich kann nicht mit Dir gehen, Arthur.« · Diefe Worte trafen ihn wie ein Schlag. ,,.L)alb verständnißlos wieder holte er: »Du kannst nicht mit mir ge hen? - Warum nicht?« »Weil sich seit unserer Trennung Alles zwischen uns verändert hast« sagte sie mit ein-: abwehrenden Hand- l bewegung. i Die Worte, diese Geberde warenl nicht mißzudeuten. »Das Halten meines Schwures«, fuhr sie mit fester Stimme fort, »wäee eine größere Sünde als das Brechen. Es war voreilig und thöricht gehan delt; es war unrecht von Die, mich zu einem solchen Eide zu zwingen. Seit jenem Morgen bin ich um Jahre älter geworden ——— ich bin heute nicht mehr dieselbe, die ich damals war. Wir müssen scheiden, Artl)ur; wir müssen fiir immer scheiden, denn ich liebe Dich nicht mehr. Jsch kam nur l)ierl)-.-r, um Dir dies zu sagen!« »Du liebst mich nicht mehr?« wieder bolte er völlig verblüfft, denn einen solchen Ausgang hätte er sich nie träu men lassen. »Wer hat Dich gegen mich eingenommen, Ethel? Hat Deine Mut ter es gewagt —« Ihr erstaunter Blick entwasfnete sei nen Argwohn auf der Stelle. »Meine Mutter?« sagte Etl)el, »was kann sie von Dir wissens« »Nichts —— natürlich nichts -—— ver zeibe mitt« verbesserte er sich rasch. »Ich bin so bestürzt, daß ich nicht weiß, was ich schwatze. Wie soll ich mir aber Deine Sinnesveränderung deuten?« Sie trat einen Schritt zurück und sagte: »Ich weiß selbst nicht, wie es ge kommen ist. Jch wollte nicht wantel müthig erscheinen, ich versu te Dir treu zu bleiben, allein meine Ge innung veränderte sich dennoch. Verachte mich und verlaß mich!« Regnault blieb sehr ruhig, fast zu ruhig siir ehrlichen Zorn. Sein treibe weifzeg Gesicht blickte unheimlich unter seinem Sombrero hervor. »Du liebst mich nicht mehr?« wider-holte er mit seltsamer Betonung. »Sage es noch einmal, Ethel.« »Ich liebe Dich nicht mel)r,« sprach sie mit sester Stimme. ,,Genug! Es bedarf keiner weiteren sErklärung Jch bin kein JdioL Dac ; ganze Geheimniß liegt in den breinr H ten: Sir Gervase (kiret)lock!« Sie schwieg. s »Warum leugnest Du es nicht?!« rief Regnault mit plötzlicher Wirth »Leugne es doch, wenn Du lannstl Du willst mich jenem Burschen opferm sein Vldelstitel und die Furcht, Deine-: Großvaters Gelb zu verlieren, balde-! den Sieg davongetragen Ich sehe e. deutlich.« »Du irrst Dich", antwortete ne ru hig; ,,weder das Gelüst nach einem AdelstiteL noch die Furcht, meinen Großvater zu er,ziirnen, steht zwischen Dir und mir, Arthnr. Jch habe ein sach aufgehört, für Dich zu schwärmen; ich weiß jetzt, daß das-, was ich in der Schule sür Dich empfand, nur ein sliichtiger Wahn, die Thorheit eines romantischen Mädchens war.« »Woher kommt diese neue Weisheit, diese außerordentliche Aufklärung?« fragte Regnault mit miihsam verhalte ner Wirth. »Wer lehrte Dich, Dein ei genes Herz so gut kennen, Ethel —-—— wer anders als der Engländer? Gei stehe, daß Du ihn liebst, daß die Ab weisung seiner Werbung nur ein Pos senspiel war!« »Ich habe genug gestanden«, antwor tete sie traurig; »Du weißt Alles-, wag Du zu wissen brauchst.«" Jn Reanaults seuriger Natur ver barg sich zügellose Leidenschaft, die ge wöhnlich schlummerte, jetzt aber plötz lich in all’ ihrer Wildheit erwachte. »Dort unter den Bäumen wartet die Fkutsche«, saate er heiser. »Alle-Z ist zu unserer Flucht bereit - und jetzt brichst Du mir die Treue wie eine herzlose itotette’.-« Ethel blickte vor sich nieder. »Es ist mir unmöglich, mit Dir zu gehen, Ar thur.« »Und glaubst Du, daß ich so leicht aus Dich verzichte! Tausend Mal nein! Deine Sinnegänderung toinmt zu spät, Ethel Wenn ich Deine Liebe verloren habe, so lann ich sie wieder gewinnen!« »Nie!« »Dann will ich Dich ohne Deine Liebe besitzenl« Er schlang unaestiini seine Arme urn sie. »Ich bin ein ver zweifelter Mann, und ich liebe Dich unaussprechlich Freiwillig oder un-. freiwillig mußt Du mein sein, lithel — Du mußt mit mir gehen!« Furcht und Entriistung malten sich in ihrem bleichen Gesichte. »Lass’ mich aus der Stelle lag-", befahl sie, »sonst rufe ich unt HilseP .- k:-c-.— Ost-. AK »Me! lUllU Oluy un ucHuu Heu »s ren?« höhnte er. »Ich lasse Dich nicht log, Ethel, Du hast eine Legion Teufel in meinem Herzen wachgerusen. Treibe mich nicht zum Aeuszersteiri Du sollst mit mir gehen, oder Du wirst diesen Ort niemals lebend verlas sen!« Wie das Zischen einer Schlage tlan gen diese Worte. Er war in nnlre schreiblicher Wuch. . Ethel blickte ihn mit slannnenden « Augen an und sagte: ,,Dieser Fleck, an dem mein Vater litt und starb, wiire ein passender Platz siir solche Tragö die. Jch sehe Dich endlich in Deinem wahren Lichte; die Schuppen sind von meinen Augen gefallen. Wahrlich, ich verdiene Drohungen und Beleidigun gen wegen meiner nnbegreislichenThor heit, das; ich hierher lam, und wegen der noch größeren, daß ich einst träuin te, Dich zu lieben-" Der Wind sauste durch das hohe Gras aus den Salztviesen; der letzte Schimmer des thwielichtg wich völliger Dunkelheit; der Regen ergoß sich in Strömen aus das steinerne Monument herab. »Wenn Du mich genug gedemüthigt hast, so will ich Dir jeht Lebewohl sa gen!« ries das- Mädchen. »Ich hoffe, wir werden uns nie wieder begeg nen.« Regnault umschlang sie fester und entgegnete wüthend: ,,Lieber will ich vom Leben scheiden als von Dir! Horch! Hörst Du jenes Pfeilen? Es ist das Signal des Kutschers, der unge duldig wird. Zum letzten Mal frag ich Dich: Willst Du Deinen Eid hal ten ?- Willst Du mit mir kommen?« Mit einer Geberde des Widerwil leng rief sie: »Nein! nein! nein!« »Nun denn, wenn ich Dich nicht ha ben kann, fo soll auch tein Anderer Dich besitzen — ain allerwenigsten Sir Gerne-se Grehloct!« Plötzlich drang ein ohrzerreißender, markerschijtternder Schrei iiber die al ten Salzgruben und dieMarschen weg; allein es war nicht Ethel, die ihn ans gestoßen hatte. Jn der tiefen Dunkel heit sprang eine Gestalt aus dem Un kraut am Fuße des Denkmals em-» por und stürzte wie der Blitz zwischen Ethel Grehlock und den Mann, der; sie sesthielt — es war kein Geist, son- ; dern ein menschliches Wesen mit der’ Kraft und dem Muthe der Berzweis-l lung. ! Regnault stieß einen wilden Fluch aus; im nächsten Moment sah Ethel ei- I uen bläulich schimmernden Gegenstand ! erglänzen — ein heißer Blutstrahl’ spritzte in ihr Gesicht —— dann folgte ein zweiter Schrei, der mit einem « gräßlichen Röcheln endigte, nnd da, neben dem rohen Monument, an dem selben Fleck, an dem Robert Greylock vor vielen Jahren sein Leben ausge haucht hatte, stürzte Ethel mit einem halb ersticlten Seufzer zur Erde nie der. 25. CapiteL Bei seiner Rückkehr von einem spä ten Diner in der Stadt hatte Godfreh Grehloct eben die sanfte Anhöhe in der Nähe der Salzgrnben erreicht, als je ner erste Ausschrei an sein Ohr drang. Ein Gefühl des Graueng mächtigte sich deLi alten Mannes, eLs war ihm, als ob sein Blut eisig talt durch die Adern rie selte. »Halt!« rief er dem Kutscher zu. »Was tann das sein"?« »Gott ioeiß!« erwiderte dieser be tiirzt. »Es kam von den Gruben »s vermuthlich gehen die Geister wieder um.« »So halte doch, Duminkops!« befahl der alte Herr zornig; ,,e5 war die Stimme eines Weibes-R »Männliche oder weibliche Geister » das ist wohl einerlei«, sagte der Mann bebend. Plötzlich unterbrach ein zweiter marterschiitternder Ausschrei die Stille der Nacht, und ehe Greyloct und der Kutscher sich von ihrem Schrecken zu erholen vermochten, schoß ein anderes Fuhrwerk unter der nahen Baumgrup pe hervor, fuhr an ihnen herbei und verschwand itu nächsten Augenblick aus der Landstraße, die nach der Stadt führte. »Hier geht etwas mit unrechten Din gen zu!« ries Godfren Grenlocl, indem er rasch aus dem Wagen sprang. »Fol ge mir, (5arton!« Carion, der seinen Herrn sogar noch mehr fürchtete als die Geister, gehorch te, wenn auch mit Widerstreben Die beiden Männer eilten den Pfad hinab und stolperten dicht neben dem Stein haufen über eine schwarze, regungslose Masse, die aus der kalten, feuchtenErde lag· Es waren zwei in Blut gebadete weibliche Gestalten, von denen die Ei ne, in dem schlichten Anzug einer Ar. beiterin, ihre Arme kracnpshast um die Andere geschlungen hatte, als ob sie diese beschützen wollte. Godsreh Greyloct beugte sich über die Zweite, lüstete deren Schleier, schob eine wirre Masse blonde Haar bei Seite und stieß dann einen Schrei des Ent setzens aug. »Ethel! Mein Gott, es ist Ethelt Carton, Licht!« Der Kutscher zündete ein Streich holz an, und die kleine aufslacternde Flamme beleucht.te die regungslose Ge italt der Erbin von Greyloct Woodg. Jhr weißes Gesicht hatte einen Aus drucl des Schreckens und Entsetzens, ihre Hände hielten lrampshast an dem ärmlichen Kleide der Arbeiterin fest, die quer über ihren Körper gesal len war. Jeeme der Beiden gab ein Lebenszei chen von sich. ,,Siehst Du!« stöhnte Godfreh Gren loct, ,,eS ist meine Enkelin! Jemand hat sie ermordet hier, auf diesem ver fluchten Fleck!« Ost-Hi hob dag andere Mädchen auf. »Wahrhastig, das ist ja die neue Maad aus der »Ratzen-Oerberge!« rief er, indem er ihre berzerrten Züge be trachtete. »Die Leute im Gasthof nennen sie Pollu. Um Gottes willen, Sir, sehen Sie nur! Sie ist mit ei nem Dolch durchbohrt worden - sie blutet!« Herr und Diener standen in stum mer Bestürzung da. »Das nächste Haus-, das wir errei chen können, ist das meine«, sagte Godk steh Grehloet endlich, indem er Ethel von der Erde« aufhob. »Gott allein weiß, was dass Alles zu bedeuten hatt Ich wollte, wir hätten die Kutsche an gehalten, die auf der Landstraße an uns vorbei fuhr. Rasch- Cartont Komm mit mir! Jch bin alt, besitze aber doch noch ein wenig Kraft.« »Was sollen wir mit diesem Mäd chen machen, Sir?« fragte der Kut scher. »Wir können sie nicht hier lassen«, erklärte der alte Herr-, »auch diirsen wie sie nicht aus den Augen Verlieren. Bring’ sie also mitt« Er trugvseine Enkelin nach der Kut sche; Cartonsolgte mithlly nach. Aus diese Weise wurden die bet den Mädchen nach Grenloek Bands ge· IS bracht. Ihre Tlnlunft dort verursachte di größte Verwirrung im Hanse., Polll wurde der Fürsorge der alten Hopkins iibergeben — um sie tiimmerte sichs-Ins kein Mensch· Die Theilnahme sa.:;mt licher Haugbewohncr galt der jungen « Enkelin, deren Bewußtsein noch immer nicht zurückgekehrt war. Jn kurzer Zeit war Dr. Bandine — sur Stelle. Eine griindliche Untersu chung stellte die Thatsache fest, bIß Ethel Grenlock völlig unverletzt trat. »Sie hat eine große Seele::erschiittes rang crlitten«, sagte der juan Arzt, ,alic n keinen körperlichen Schakerrf Das Blut, mit dein ihre Kleider ge sättigt waren, war nicht das ihre, so:r- » dern das Pollt)s. Jn der Seite des armen Mädchens sand Vandine eine . häßliche Wunde, die von einem Dolch oder Stilett herriihrte, und eine zweite, von demselben Instrumente verursacht, hatte ihre Schulter durchbohrt. Van dine legte seine Hand aus ihr Herz; »F es schlug noch, aber sehr, sehr schwach. ,,Pollt)! Poll1)!« rief er unwillkürlich ans . ,,J-n welches Unglück bist Du ge rathen-Z« Er wartete vergeblich aus eine Ant wort: selbst diese Stimme, die ih:.«« theurer gewesen war als irgend ein an derer Laut auf Erden, verhallte unge hört für sie »Das ist eine sonderbare Geschichte,«’ sagte Dr. Dick zu Godsrey Greylock, der ihm in das Dienstbotenauartier gefolgt war. »Ich kenne Polly schon seit Jahren· Sie ist ein braves-, redli ches und zuverlässige-,v Mädchen«, siigie er hinzu, indem er die Wunden der Ar men Verband. Godfren Greylock niclte leicht; abge sehen von ihrer jetzigen Lage galt ihm Polln nicht mehr als irgend ein E gewöhnliches Unkraut, das sich in j seinen eleganten Garten eingefchlichm ! hatte. »Noch der Position zu urtheilen, in der Sie die Beiden neben dem Stein haufen sanden«, nahm Vandine wieder das Wort, ,,ist mir klar, daß heute Abend ein mörderischer Angrifs auf Misi Greylock gemacht wurde, und daß Polly mit Gefahr ihres eigenen Lebens den Todesstoß von der jungen Dame abzuwehren suchte. Ich bin überzeugt, das-, wir eine derartige Erklärung ver nehmen werden, wenn Jhre Enkelin wieder zu sich ist« « t « Allein Ethel lex-; nicht zu sich, und die erwartete Erklärung blieb aus. Die ganze Nacht hindurch war ein be ständigeg Hin und Herhuschen im Herrenliausy und als der Morgen end lich anbrach, lebte Polly noch immer, obwohl sie weder zu sprechen, noch sich zu rühren vermochte Ethet dagegen - leg vom ganzen Haushalt ängstlich bewacht, auf ihrem Eiderdaunenlager und phantasirte in unverständlichen, abgebrochenen Sätzen bor sich hin. Es war klar, das; das Geheimnis-, des bot bergehendcn Abends bot der Hand noch »ja-it geliit werden sollte Triib Taae kamen und sa; wanden i:.: Oerre nhanse dahin, die triilsten, die seit Vielen »He-L ten dort Einkehr gehal ten hatten. ie Aufmerksamkeit und Fürsorge Vlller wandte sich Ethel zu, die an einein schweren Fieber darnie derlag. Nur die alte Hoplins und Dr.. Bandine naht-ten sich der armen Pollys an, die in einer bescheidenen Dienstbo tensiube zwischen Leben und Tod schwebte Eis waren schreckliche Wun den, die Eiieanaultg Siilett ihr verur sacht hatte Wunden, die nicht ihr, sondern Ethel Grenlock zugedacht wa ren. Der alte Grenloet hatte- die Lokalbe biirden von em Vorgefallenen in Kenntniß gesetzt und sie veranlaßt, auf alle Berdiichtigen in der Stadt nnd Umgegend fahnden zu lassen; auch hat «e er einen erfahrenen Geheimpolizisten von New York nach Blackport gerufen; allein die Zeit verstrich, ohned aß diese letaszregelu zu dem gering« «- Resultat ful)rten. Doktor Vandirse that Inzwischen Alles fiir seine beiden Patientinnen, wag inedizinische Geschicklichkeit zu« thun vermochte Seine hoffnungslofc Liebe Hin der jungen Erbitt, seine wahr haft briiderliche Theilnahme für Pollh trieben ihn zu ten anfopserndften Ve nxiihnngen :.n. Gndfreh GrehlreL dessen Besorgniß inn seine Enkelin keine Grenze kunnte, sagte zn dem jungen Arzte: »Mein Liebling ist in Ihren Händen. Ich Vertrane sie Ihnen gänzlich an. Ret ten Sie sie um titottegwillem nnd for dern Sie dann von mir, wag Sie wol len!« »Ich werde mein Möglichstes thun«, antwortete Vandine ruhig. Die erste Perfon, die nach den-i Her rcnhaugs geeilt kam als sich die Nach riecht von Lsthelks Krankheit verbreitete, var Iris Da nur der Arzt nnd eine Mirterin znin -,initner der Patientin Zutritt hatten, empfing Gndfrey Gren srict die lix Tänzer n in seiner Biblio s«i·el. Tsie Witthe fah aufgeregt und anges griffen ans »le, ling iit sihreetlich!·« rief sie ungestüm. »Ich begreife es nicht so wenig wie Sie, wie ich in Ihrem Gesichte lesen kann Jst es möglich daß jener —- doch nein, ich ke de Unsinn! !—-- ciagen Sie mir, wird , Ethel sterben?« a »Gott verhute es!« antwortete Gov fren Greylock schaudernd. « » » . (Fortset3ung fdlgt) —- Clique ist, wenn eine Null ’«-.andere zur-— Zahl macht. «