Sonntags - IT Betlage des »Anzeiger und Herolds q-» J. P. Wiudolph, Herausgeber Grund Island, Nebr» den 22. Oktober 1897 — No. 7, Jahrgang 18. Zwei Brüder-. Deutsctxsslmerilanische Erzählung, von W. v. Schierbrnnd. Es ist sonderbar, wie verschieden in Allem oft die Söhne derselben Eltern sind. Aber solche Fälle sind zahlreich »genug, daß wahrscheinlich ein Jeder 'sich auf dergleichen erinnern kann. Walter und Paul Mündner waren solche Brüder. Jhr Vater stammte aus Deutschland und hatte sich im westlichen Texas eine Ranch getauft,. woselbst er eine lange Reihe von Jah- ? ten wie ein Einsiedler, fern von allens Zeichen der Cultur, und nur daraqu bedacht, die Ranch allmählig in blü henden Zustand zu bringen und seine - zahlreiche Familie einst in Wohlstand uriickzulafsen, lebte. Mündner war .- indeß ein Mann von Bildung —- einer s jener deutschen ,,lateinifchen Farrner,« wie deren heute noch im weiten Gebiet der Vereinigten Staaten hie und da anzutreffen sind, und die geistige Iso lirung, die er sich selbst auferlegt hatte " nnd die er mit eiserner Consequenz durchzusehen wußte, fiel ihm doch, am, meisten aber in den ersten zehn Jahren recht schwer. Damals hatte er sich angewöhnt, in seinen Briesen in die Heimath von seiner Besitzung im rau hen, wüsten Texas, wo nur Cowbohs und Jndianer manchmal etwas Ab wechselung in die Seenerie brachten, als seinen Patmos zu sprechen. Und bei allen handgreiflichen Nealitäten seines einsamen und rauhen Lebens blieb der Mann doch ein dedealist sein ganzes Leben lang. Die s reiheit, die Unabhängigkeit in politischer Hinsicht, ein Leben srei von allen Heucheleien und Conoentionalitäten des europäi schen Continents, das hatte er gesucht hier im fernen Westen Ameritas, und das, so betonte er immer wieder, wenn « ihm die Erinnerung an eine glückliche Jugendzeit und an die goldenen Tage seiner Burschenherrlichteit in der Seele auftauchten, hatte er auch wirklich ge funden. Freilich. gestand er sich ins geheim, hatte er damit noch nicht das Glück gefunden-. Sein Weib, die Tochter eines Pächter-s in der ostpreus szischen Heimath, war ein geduldiges, starkes Wesen, die nie den Muth verlor und sich ganz wohl fühlte auf ihrem eigenen Grund und Boden, wo die Wiege ihrer Kinder stand. Dem Vater nach war der älteste Sohn gerathen; Walter barg auch im Grunde seines Herzens denselben un auslöschlichen Jdealismus, dieselbe stählerne Willenstrast, dasselbe starke Pflichtgefühl, das den Vater auszeich nete. llnermiidlich lernte er — ..... Abends strengte er seinen jugendlichen Verstand aufs Aeuszerste an, um soviel Kennt nisse wie möglich zu sammeln, und da bei war er schon als Knabe die ver läßlichite Stütze auf der Rauch, der tiihnste Reiter, der beste Schütze der Umgegend. Paul, der zweite Knabe, war ganz das Gegentheil. Doch von ihm später. Mit 18 Jahren war Wal ter, der zum schlankem lräftigen Jüng ling herangewachsen, im Stande, die strenge Ausnahmepriisung in West Point zu bestehen. Denn sein höchster Wunsch war von jeher gewesen, in die Bundesarmee einzutreten und als tüchtiger foicier sich seinem Vater lande in den künftigen Kämpfen mit den Jndianern nützlich zu erweisen. Es blieben noch genug Kinder aus der Ranch zurück, sagte er. Einige Jahre später, als er Lieutenant im 8. Caval lerie - Regiment geworden war, zeich nete er sich auch schon mehrfach bei ei nem Winterfeldzug gegen einen räube rischen Stamm der Apaches aus, der die Reservation verlassen und Tod und Verderben bis zur mexitanischen Grenze hin verbreitet hatte. Walter liebte seinen Beruf, trotzdem er be schwerlich und wenig lohnend war, auf enthusiastische Weise, und sein Ruf als tüchtiger und tapferer Soldat stand bald bombensest. Mit 25 war er schon zum Grade eines Ersten Lieutenants avaneirt und halte mehrmals ehren volle Wunden davongetragen. I I s Da besuchte er seine Eltern aus der Rauch und fand seinen jüngeren Bru der Paul in ziemlich verwahrlostem Zustand. Paul tlagte über das öde, einförmige Leben aus der Rauch, und Vater und Mutter klagten wieder über ihn, daß er träge, eitel und zu Nichts zu gebrauchen sei. Walter, der acht Jahre älter war, nahm den Burschen vor, und aus PauPs Drängen ber svrach er, sich seiner anzunehmen und ihm eine Existenz in der Armee zu er obern. Jn der kleinen Garnisons stadt, die mit dem Fort verbunden war. wo Walter sich befand, steckte er ihn in die beste Schule und ertheilte ihm außerdem noch selbst Privatunter richt, um ihn lo fiir West Point vorzu bereiten, denn er sand Paul’s geistige Fähigkeiten sehr vernachlässigt. Aber der ältere Bruder hatte von Anfang an die größten Schwierigkeiten mit dem Jüngeren. Allerdings besaß Paul, wie fein Brut-er, eine ausgesprochene natürliche Gabe tiir jede Art von tör perlicher Uebung, und tn Fort Hut-chin son war er unter den Damen bald be kannt als der eleganteste Tänzer und der seurigste Courmacher, und unter den Männern als ein vorzüglicher Rei ter, Schütze« Jäger Und Schwimmer. Dabei hatte ihm die Natur auch noch besonders bevorzugt in seinem Amse ren. denn er war entschieden ein sehr stattlicher, hübscher Jüngling. Indes sen war ihm jede anstrengende geistige Thätigteit zuwider, und er hatte weder Pflichtgefühl noch sonstige ernste Tu genden. Es war mit Noth, daß end lich Walter seinen Bruder, der aus Bermittelun desselben Congreßmjt glieds eine acanz in West Point er halten hatte, in die Militäracademie ausnehmen lassen konnte, und auch s während der Studienjahre daselbst s zeichnete er sich durch ungewöhnliche s Trägheit aus, obwohl er trotz alledem J zu den beliebtesten Cadetten zählte, denn sein Wesen und seine äußeren I Vorzüge waren eben zu bestechend s Walter selbst hatte, trotz aller Eharal : terfehler seines jüngeren Bruders-, die ! seinemScharsblick natürlich am wenig i sten entgangen waren, eine beinahe Franthaste Zuneigung, eine beinahe mütterliche Zärtlichkeit sür ihn gefaßt, - und von seinem Gehalte wandte er, - bis Paul endlich seine Ernennung als » Osfiecier erhielt, mehr siir den Bru der als für sich selbst aus. Als Paul nun endlich seine Ernen nung hatte und in dasselbe Regiment mit seinem Bruder lam, da bestrebte sich Walter wieder, wie er’kz schon vor Jahren gethan, einen tüchtigen und geschickten Menschen aus ihn zu ma chen. Aber Paul wollte von dieser brüderlichen Bevormundung nichts wissen. Er war jetzt erwachsen, um halbe Kopfesliinge größer als der Ael tere, und da die Dankbarkeit nicht zu seinen Vorzügen gehörte, so wies er jeden Rath, jede Ermahnung mit Spott und Hohn zurück. Er zog es vor, der gesellschaftliche ,,Löwe« des Regiments zu sein, den jungen Damen sänimtlich die Köpfe zu verdrehen, und seine übrige Freizeit auf angenehme Weise zu verbringen. Nur wenn er wieder einmal im Pater mehr Geld auf Parole verloren hatte, als er sein nannte, lam er zu Walter und bat um Hülfe. Und dieses wurde ihm von dem gutmüthigen Bruder auch jedes mal gewährt. Es tamen Monate vor, während der Walter namentlich von »in-Hi tin-k« und Maissladen lebte, nur um die Spielschnlden seines leicht sertigen jüngeren Bruders bezahlen zu können. Wenn er dann aber dein Letzteren ernst in’g Gewissen zu spre chen versuchte, so lachte dieser nur aus seine halb freche, halb liebenswürdige Manier und vertröstete seinen Bruder aus die Zukunft. »Ich bin nun ’nial so, Du mußt mich eben nehmen wie ich bin. Später, wenn ich in die Jahre komme, werde ich schon vernünftiger werden« So sprach er dann, und aus diese Weise waren zwei Jahre vergan gen. .- sss st Oft schon hatt: Paul geklagt iiber das langweilige Garnisonleben, und hatte den Wunsch betont, den Krieg auch endlich einmal im Ernstfalle ten nen zu lernen. »Dann wirst Du sehen, Bruder, daß ich den richtigen Stoff in mir habe,« hatte er wiederholt bei sol chen Gelegenheiten bemerkt Und sein Bruder hatte ihn dann ernst angeblich hatte den Kopf etwas zweifelnd ge schüttelt und hatte nur erwidert: »Ich will’g hoffen, Paul, ich willUZ hoffen, zur Ehre unseres Nainen5.« Und nun war endlich die Gelegenheit nett-innrem Die Apaches hatten sich wieder einmal auf den Krieggpsad be geben. Den directen Anlaß zu ihrer Erhebung hatten natürlich die Betrü gereien der Jndianer - Contractoren gegeben, die zu viel Sand in das ge lieferte Mehl und zuviel Shoddy in die gelieferten Wolldecten gethan hat ten. Und jetzt hausten die rothen Teu fel wieder wie es ihre Väter schon vor ihnen gethan « der unschuldige An siedler, der Nancher und der friedliche Bürger wurden beraubt und ermordet, und Ontel San« Soldaten mußten gegen die rothhäutigen Hallunten in’5 Feld rücken. Eine Schaar der Jn dianer hatte sich. wie die Aundschaster ermittelten, nach dein westlichen Texas geschlagen, wo sie in San Geronimo County, demselben wo die Mündners Rauch lag, wie die leibhaftigen Sa tanstinder hausten. Und dem De tachement, das unter Major Kimberley dorthin den Jndianern nachfolgte, wurden auch die beiden Brüder mitge geben. Dies war aber die Gelegenheit, aus die Paul so lange gewartet hatte, um sich Lorbeeren zu holen. Galt es doch, die Heimstätte der Eltern zu schützen und die Niedermehelung Unschuldiger zu ahnden. Und Paul suhrte während der ersten 50 Meilen, die zu Pferd bei glühendem Sonnenbrand zurückgelegt wurden. noch die heftigsten Reden und sehnte sieh darauf, mit dtn Apachen Ahtechnuna zu halten. Sein Bruder. der ruhige, eiserne Walten der den Jndianertrieg kannte, sagte nicht viel, sondern that nur seine Schuldigteit in vollem Umfange. Und als die Truppe in die Gegend lam, wo die Jndianer sengend und brennend gehaust hatten, als man die rauchenden Trümmer ein geäscherter Gebäude sah und die grau sam verstümmelten Leichen der Ermor deten, da war wieder Paul derjenige, der sich vor Wuth und Kampfeseiser nicht lassen konnte, während die älte ren, erfahrenen Officiere nur schwei gend und mit düsterern Feuer in den Augen die Stirn runzelten. Aber der nächste Tag verging und der nächste, und von den rothen Unholden war nir aends eine Spur zu entdecken. Sie waren wie vom Erdboden geblasen. Und endlich mußte sich Major Rim berley schweren Herzens entscheiden, den Befehl zum Rückweg nach dem Fort zu geben, denn man hatte augen scheinlich die Spur verloren. So ging’g denn mißmuthig und langsam wieder zurück. Und als man nur noch einen tnappen Tagesmarsch bis zum Fort hatte und Abends bei Sonnen untergang sich gerade anschickte, einen Enavaß zu durchreiten, um jenseits desselben auf günstigerern Terrain pag Lager siir die Nacht aufzuschlagen, da waren plötzlich die Jndianer da. Zu beiden Seiten der steilen Abhange wa ren sie, geborgen hinter Bäumen nnd Felsblöckem und die erste stunde, die die Truppen von ihrer Nähe hatten, war ein Kugelregem der auf sie herab saufte und drei der-Krieger leblos hin streckte. Es war dunkel, und die einzige Rei tnng, wie Maer Kimberley ganz rich tig bemerkte. war darin, im Engpaß zu bleiben. Deckun zu suchen, und bis zum Anbruch des Tageslichts sich pas siv zu verhalten, das Feuer von oben nur sparsam zu erwidern. Diese An ordnungen wurden auch bestens- aus geführt, und die Officiere und alten llnterosficiere schritten vorsichtig das Terrain ab, um den Befehlen des Commandirenden Nachdrucl zu verlei hen. Plötzlich kam einer dieser Pa trouillen, die ans Walter, einem jün geren Osficier und dem alten Sergeans ten Muldoon bestand, auf den jüngsten Lieutenant, aus Paul. Es war kein Zweifel möglich. Alle drei hatten sit-I zur selben Zeit erblickt. Der junge Mann lag der Länge nach hinter einen umgesallenen Baumstamm auf der Erde ausgestreckt; ein oorspringendeg Felgstiiit schiitzte ihn gegen die Ge schosse von oben, aber die wahnsinnigste Furcht sprach sich doch aus in den jugendlich-hübschen Zügen, die er mit der Hand halb berdeckt hatte, um den Schrecken nicht sehen zu müssen. Walter erbleichte bis an die Haar wurzeln und einen Moment schwankte seine kräftige Gestalt Sein Kamerad, der jüngere Officier, wandte sich schnell um, als habe er nichts gesehen, und der alte Sergeant blictte nur schnell auf seinen Vorgesetzten, um dessen Mei nung aus den Au en zu lesen. Aber Walter zögerte nicht einen Moment. Mit zwei Schritten stand er an der Seite des Feiglings. Er legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte in ruhigem, militärischen Tone: ,,Lieute nant Mündnen melden Sie sich sofort bei dem Commandirendcn, Major Kimberlen Jch werde über Ihren Fall Bericht erstatten.« Damit wandte er sich ab und ging die 100 Yade lange Strecke des Enge passe-H wieder zurück, wo er den Major aetasfen hatte, und dem machte er feine Meldung in festem Tone. Aber dann trat er hervor, mitten in den Pfad, der den Engpafz durchschnitt, wo das Mondlicht strahlte, und blitzschnell hatte er sein weißes Taschentnch her ausgenommen und es über die Brust ausgebreitet Und die Aparhen da oben hinter ihren Schlupftvinteln sahen diese Scheibe deutlich im Silberlichte des Mondes glänzen, und eineSecunde später erschollen gleichzeitig 4 Schüsse. Zwei davon hätten schon genügt, denn mit zerschmettertem Kopfe Und durch schossener Brust fiel Walter Mündner vorwärts auf die Steine. Die Ehre des Namens war gerettet —- R i ch t i g e k. ,,A.: »Was sagst Du zu dem aestrigen Benefizadend des Schauspielers S?« —— B.: »Ach, das cvar ein ——— Maiefizabend.« -—- Verschnnppt. Gast tim nisch): »Von welchem alten Gaul rührt denn dieses Beefsteak her?« —-— Wirth (eilig): »Bitte seht, das ist sogar ein Fällen gewesen!« s—-- Ein Verfolgter. «Jl)re Schwiegermutter verfolgt Sie wohl auf Schritt und Tritt?« »Ich sag’ JO nen, wenn ich in einen Abgrund fiele —- die stürzte sich mir nach!« —- J m The a te r· Herr: »Bitte, ersuchen Sie Jhre Frau, den Hut ab zunehmen, da ich nicht auf die Bühne sehen kannt« —- Gatte: »Erfuchen Sie sie selbst, ich trau’ micht nicht!« Yeporterpliantafla Von Wilh. Rullmann. Das war wirstlich eine ganz merk würdige Geschichte. Eines Tages er schien nämlich in der ,,Leuchte von Vernunft« eine von John Stewart,dem Editor, gezeichnete Notiz, die folgen dermaßen lautete: »Wir bedauern es aufrichtig, daß unser vollständig nach seinem Werthe geschätzter Redaktionscollege War-d seine Beziehungen zu unserem Blatte gelöst bat und wir geben zugleich der Hoffnung Ausdruck, daß dieser ehren werthe Herr recht bald eine seinen Talenten entsprechende Stellung als Kohlenbrenuer, Stiefelputzers, Kamm feger oder Bahndammausbohrer sin den möge.« An demselben Vormittag, an dem diese Notiz in der »Leuchte der Ver nunft« erschien, begab sich der Editor in das Reporterizimmer seines Jour nals, wo er die beiden Hauptreporter, die Herren Richard Lowe und Harry Harrisson, bereits bei der Aribeit fand. Sie waren damit beschäftigt, einen Brand zu beschreiben, der in der Nacht ein Haus- in Detroit eingeäschert hatte und während Harry Harrison die Entstehng und den Verlan der Feuersbrunst schilderte, war Richard Lowe, dessen Stärke die pbantasievolle Ausschmiickung der Thatfachen war, die Aufgabe zugefallen, die Episode von deo Rettung eines schlafenden Kindes zu schildern, das ein braver Feuerwebrmann von Detroit, dessen Bescheidenheit sich die Nennung sei nes Namens ernstlich verbeten hatte, mitten aus den Flammen herausgeholt hatte. »Meine Herren«, sagte der Editor hier· zu seinen beiden Mitarbeitern, in dem er, wie es seine Gewohnheit war, mit raschen Schritten im Zimmer auf und abging, »Sie wissen, daß nach dem so schmählichen Verduften dieses Lum pen Ward die Stelle des Politikers im Büreau meines Blatteg zu besetzen ist. Nun wohl, meine Herren, ich babe be schlossen, diese Stelle, die mit einem monatlichen Einkommen von 1()0Dol lars dotirt ist, einem von Jhnen bei den zuzuweisen«. . . Die Here-en Richard Lowe und Har ry Harrison erhoben den Kopf etwa-E und richteten die Blicke mit dem Ausdruae begreiflicher Neugierde auf ilsren Chef, der folgendermaßen fort fuho: « »Jarool)l, meine Herren, einem von Ihnen beiden und zwar Demjenigen. der mir tiinrxn einer rStunde, also bis 11 Uhr, eine Lokalnotiz liefert, die geeignet ist, in Detroit einiges Aufse hen zu machen Denn bei einem Jour nalisten kommt es nicht blos darauf an, etwas Gutes zu liefern, daH dem Geschmeide der Lesen zusagt, er muß auch die Gabe besitzen, dass Gute rasch zu liefern und sich den Augenblick dienstbar zu machen. Also binnen ei ner Stunde, bis 11 Uhr! Und nun machen Sie sich an die Arbeit!« Als der brave John Stewart wie der derschwunden war, sahen sich die beiden jungen Leute an und lächelten. Mr. Lowe ziindete sich eine Eigarette an und nalidem er eine Zeit lang sin-v nend den Manch mit seinen Blicken Verfolgt baue-, der durch das offene Fenster seinen USE-g in dass Freie fand, sdxrksb er r.:si:) die folgenden Zei len nieder »Ja-J wieisknxste ExirenamitteL tsin Senior-im das ««,u oiel Durst hatte. Ein Hut-) in der t,5·rdc. »Tai teirtsaniste ZdrexxgniittcL disk Illig-is iibertriss:, mai- menschlicher Zitkarssinn und tssriintntnaggeist aus diesem Gebiete geschaffen, ist das von unserem Mitbiirger Charleg Bldom erinndene und nach ihin benannte Blnomit, dessen Voriiiae tiirzlich in unserem Blatte nach Gebiihr gewürdigt wurden. Als Beweis dafür diene sol gende wahrhafte Geschichte, die sich vor einigen Tagen an derlttrairiie du Chien, wo an der neuen Bahn Sprengarbeisi ten vorgenommen werden, sugetragcn haben soll. Der Bauunternehnier hatte einige Fässer Blooinit in einer tirdhöhle verborgen, aber eines- Tages lief-, ein Arbeiter die Thiire offen ste hen, die zu diesetn Verftecke führt, nnd ein Schwein, das gerade des Weges kann leckte an einein offenftehenden Fasse ; und da dieses flüssige Spreng: mittel dem vielleicht Syrup beige mischt ist? —— die Eigenschaft hat, sehr fiisz zu schmecken, so trank es sich schließlich voll. Hieran gerieth es in einen Stall, in dem ungefähr vierszig dem Unternehmer gehörige Pferde standen. Das Schwein trieb sich zwi schen den Beinen der Gäule umher, bis eins derselben ihm einen tüchtigen Schlag mit dem Huse des rechten Hin terfußes versetzte. Jnfolge dieer ge waltsamen Anftoßes ging die Geschichte . los, das Schwein explodirte und weder von ihm noch von den Pferden hat man jemals auch nur ein Stückchen er blickt. Wo fich der Stall befand, da ift jetzt ein ungeheures Loch in der Erde Von 100 Yards Umfang und 50 Yards Tiefe.« ,,Sehn gut«, fagte Mr. Stewart, als er diesen Bericht über die Wirkung des Vloomit gelesen hatte. »Nun werden wir sehen, was Harry Harrifon uns liefern wird. Wo bleibt er denn, der kleine Harrison? Er hat nur noch zwanzig Minuten Zeit.« Der- kleine Harry Harrifon faß um diese Zeit noch immer an feinem Schreibpult und kaute an feinen Nä geln, wie es feine Gewohnheit war, wenn er etwas zu schreiben hatte und wenn ihm nichts-« Gefcheidtes einfallen wollte. Wie follte er c-« anfangen, um als Sieger aus dieser Concurrenz her vorzugehen? Wie sollte er überbieten, was die Einbildungskraft und die jourinalistifche Fixigteit seines Collegen f so schnell zu Papier gebracht hatte N Er sann nach und fand nichts. Undj doch, wenn ihm eine gütige Laune des i Schicksals diefe wohldotirte Stelle in den Schooß werfen würde, dann hatte» er ja, was er brauchte, um ein Weib und allenfalls auch noch ein Paar Kin- - der zu ernähren; dann konnte er vor den Vatev feiner geliebten Kitty treten und -..«.. —-,. Da sah er auf einmal das süße liebe Kind vor seiner träumenden Seele, wie sie ihm die Hand zum Abschied reichte, mit einem gar traurigen Blick, und wie er doch lächeln innsxte, als er in ihrem blonden Haar die blaue Feder be merkte, die dort von ihrem Hute zu rückgeblieben war. Und dann dachte er an die harten Worte. mit denen ihn turz vorher Thomas Slater, der Va ter der schönen Kitty, abgewiesen hat te: »Was- haben Sie, ein junger Mann, dev noch nichts hat, der Toch ter eine-J Mannes zu bieten, der bald nichts- mehr haben wird?« Ja, ja. Papa Slater ging es nicht zum Besten, denn das Bier, das er braute, wollte Niemand trinken, und die Garten wirthschaft »Zur schönen Aussicht«, die er im Foijhsahr eröffnet hatte, zählte wohl einige hundert Bänke und Stühle, aber das Unglück war, daß Niemand darauf Platz nehmen wollte. An Alles dies dachte Harry Ham son in diesem Augenblick. Und immer und immer wieder hatte er dasselbe Bild vor sich: das reizende rsosige Ge sichtchen von schön Kitty, das jetzt et was bleicher war, als- gewöhnlich, und die blauen Augen, in denen eine Thra ne schimmerte, und das blonde Haar mit der» blauen Feder. . . Und dann tam auf einmal etwas, überraschend wie Humor der Verzweif lung, und mit fliegender Hast schrieb er folgende Zeilen nieder Das schönste Mädchen. Kitty mit der blauen Feder. Der Traum eines Neporter«s. »Wenn der wohlgeneigte Leser das schönste Mädchen im Lande sehen will, das zugleich die größte Merkwürdigkeit unserer Stadt ist, so suche er gegen Abend, wenn die Arbeit des Tages ge than ist, den Biergarten »Zur- schönen Aussicht« auf, wo Mr. Slater das von ihm selbst aebraute Standard - Bier verzapft. Mr. Slater nennt das schönste Mädchen, die blonde Kitih, sein eigen, das zugleich die größte IJLerslwiirdigteit unserer Stadt ist. Denn der Natur hat eg gefallen, dieses holde achtzehnzährige Kind nicht nur mit allein Reizen des Leibes und der» Seele zu schmücken, sie bat auch in ei ver ihrer Lannen, welche die Wissen-« sxltaft zu ergründen nnd die Poesie zu deuten Vermag, ibr wunderlicheg Spiel i mit diesem Mädchenloxs getrieben, den i sie auch mit soviel Lieblichkeit ge schmückt l):1t. Auf dein Scheitel deg selben entfaltet sich nämlich an jedem Morgen, sobald die Sonne ihre Kraft übt, mitten aug dein Gewirre der blonden Löckchen ei::e zarte flaumarti ge Feder, deren Gran bei fortschreiten dem Tageilicht bellere Farben an nimmt und um die Mittagiszeit in ein ziemlich dunkle-«- Blau übergeht. Ge gen Abend bleicht die Feder wieder nnd sobald die Sonne untergegangen ist, löst sie sich aus und fällt von dem schö nen Haupte ab, auf dem sie eine so seltsame Zierde bildet. Die größtens dieserFedei-n,von denen man schon eine i stattliche Anzahl gesammelt hat, sind einen, die kleinsten ungefähr einen hal ben Zoll groß. Wie loir hören, tref sen morgen zwei Mitglieder des New Yorker Wissenschastlichen Clubs hier ein, um diese ganz einzige und gerade zu beispiellose Merkwürdigkeit unserer Stadt zu besichtigen.« « »Hm!« meinte der» Editor, als er das Elaborat des Herrn Harrison ge lesen hatte. »Nicht übel! Aber man wird sagen, daß in der »Leuehte der Vernunft« eine faustdieke Lüge zu le sen war.« Es wäre nicht die ersste —.dachte Harry Harrison, aber er hütete sich es zu sagen. Er sagte überhaupt nichts, sondern er deutete auf die letzte Zeile der Uebevschrift seiner Notiz. wo zu lesen war: »Der Traum eines Bevor ters«. »Ah so!« sagte der Editor. »Sie ha ben das Alles nur geträumt! Und der Leser wivd das übersehen, wie ich es übersehen habe. Nicht übel! Oh, Sie sind ein geriebener Bursche, kleiner Harry!« - Am anderen Morgen erschien in der »Leuchte den Vernunft« die Notiz über das Schwein, das den übermäßigen Genuß von Bloomit mit seinem Leben zu bezahlen hatte und das noch 40 Pferde mit sich in das Verderben riß. Man sprach ziemlich viel über den selt samen Vorfall, aber man hielt ihn nicht siir eine Thatsache, sondern für die Erfindung eines rellamebedürfti gen Fabrikanten, und so blieb die er wartete Wirkung aus. Von der ,,Leuchte der Vernunft« wurden nur etwa 80 Eremplare mehr als gewöhn lich abgesetzt; immerhin ein Erfolg, der sich jedoch in bescheidenen Grenzen hielt. Ganz anders war die Wirkung, welche die kleine Geschichte von dem »Mädchen mit der blauen Feder« hatte. Sie fiel wie eine Bombe unter das Publikum und richtete besonders in den Köpfen der Frauen, aber auch un ter der männlichen Jugend die stärk sten Verheerungen an. Ein junges hübsches Mädchen, dem jeden Tag eine blaue Feder auf dem Kopfe wuchs, die am Abend wieder abfiel, wie ein wel leg Blatt, —— hatte man je so etwas gehört? Aber ob wohl die Geschichte auch wahrscheinlich, — fragte man sich Nun, man konnte sich ja durch den Au genschein überzeugen. Und am Nach mittag pilgerte Alles nach dem Bier garten des Brauers Thomas Slater und man beeilte sich, früh genug hin zukommen, ehe noch die Feder abgefal len war. Aber die schöne Kitty war nicht zu sehen, denn sie wars krant uuid laa zu Bette. Und so oft man den Vater nach seinem Töchterchen fragte und sich nach der Größe erkundigte, welche die Feder des Tages erreicht hatte, brummte Thomas Slater vor sich hin: »Dummes Zeug! Sind die Leute denn alle verrückt?« Am nächsten Taae aber, als er sah, daß sein Gar ten wieder mit Gästen gefüllt war, gab Ir ausweichende Antworten und erklär te mit einem Seufzer, daß sein Töch terchen »in den Federn« stecke, weil sie krank sei. Aber bald genug kam der Tag, an deni die schöne Kitty wieder gesund wurde. Denn nun war Folgendes ge schehen: die Nummer der »Leuchte der Vernunft«, in welcher die Notiz von dem Mädchen mit der blauen Feder erschienen war, hatte reißenden Absatz gesunden und in Folge dessen hatte Haer Harrison die Stelle des Politi ters in der Redaction dieses Blattes erhalten. Und nun konnte der kleine Harry als ein Mann mit gutem und sicherem Einkommen vor den Vatev der Geliebten tret-: und um die Hand der Tochter bitten, die ihm auch nicht versagt wurde. Jn der »Leuchte der Vernunft« aber erischien eines Tages eine Notiz, welche den Leser darüber aufklärte, daß es sich ja, wie auch satan aus der Ueberschrift zu ersehen sei, bei jener Notiz über das Mäd chen mit der blauen Feder um den Traum eines Reporters gehandelt habe. . . ——————.-.—·—-—· Gekränkter Ehrgeiz. »Fräu1’n Doctorin, i thät schön bitten um a Bissl wagt« »Da haben Sie! Im Uebrigen, schämen Sie sich, zu bei teln!« -- »So, schön! Dög wär’ der Dank dafür, daß mir, dö weiblichen Fechten eigentlich die Anregung zur Frauenemancipation ’geben hab’n!« --- V r o t; i g. Bewerben «Hat Sie Jhre Fräulein Tochter nicht auf mei nen Antraa vorbereitet?« Bankier: »Was braucht se mich vorzubereiten . . . so viel tleineg Geld habe ich immer im Hause!« s-- Jm Reftaurant. Gast: »Das Vcefsteat ist aber heute so zart nnd fein . . Wirth (knurrend): ,,«)"tatiirlich, und ich kann mich hier ab quiilen « — der Schasgtopf von Kellner lxat die Vortionen verwechselt!« AnspruchsvolL Erster Gauner: »Na, Ede, Du hast det Steh len wohl janz usfjejeben?« Zweiter Gauner: «Nee, iek warte man bloß, bis det neue Gefängniß fertig is —- Det alte ig mir zu fchäbigt« s-- Beim Schopf gefaßt. Onkel: »Wenn Du in diesem Jahr Dein Eramcn machst, bezahle ich alle Deine Schuld-ent« Neffe: »Nun, dann purnpe mir mal gleich hundert Mart . . Du kannst sie Dir ja später zurück gebeut« ---- L i e b e v o l l. ..Denk Dir nur liebes Frauchem bin plötzlich atmet Mann geworden! Ruinirtt Alles ver loren! Was sagst Du zu dieser SchreckengnachrichtK«-— »Hm-vor der Hochzeit wäre sie mir auch lieber gewe ien.«