Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, October 22, 1897, Sonntags-Blatt., Image 14

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    e Piraten.
sa- m von Witliam Clarle Russell.
(3. Fortsetzung.)
. " glaube nicht, daß der im Stan
« te, als letzten Ausweg das Schiff
Luft su sprengenf kannte Trol
M schwarzen Caldwell zu
t halten uns viel zu nahe an
vermaledeiten Lande," rief Mr.
im den Blick auf den fernenRauch
« tet; »ich möchte wetten, daß man
der Bramrae aus noch immer die
— is« leben lann.«
issen Sie, meine Herren,« sagte
« Stern händereibend an die Grup
«Qetan«tretend, »wissen Sie, ich glau
, TTT »daß dies eine Reife voll von Aufre
« » «en für uns werden wird «
« s hat Sie eiqentlich nach Au
ien geführt?« fragte Trollop, über
großen Schnurrbari auf den
- Mann hinabfchauend.
Gefchöfte, mein lieber Herr, Ge
,fte,« antwortete der Auctionator. -
Und sie qingen recht gut, wie?«:
«e Mr Meister5.1
habe nicht nach Gold gegra
«entaeanete Mr. Storr, indem er
lariasiilchen Blick über das AeuJ
des verliebten jungen Mannes;
ifen ließ. j
- » haben Sie also in der That gu- !
z fchiiste aemacht,« sagte der Haupt
E Trollop. ,,Haha! Da hat derz
man einigen von uns etwas zu;
gegeben, was, Hanteh?« ;
»Die allgemeine Aufmerksamkeit rich- ;
- sich jetzt auf Mr. Burn, der mit ;
Manfel und dem Schiffstelestop i
hinten kam. Die Herren um-?
gien dienstbeflissen die schöne jun l
kDamr. ihr das schwere Fernglas zu ;
en und zu richten, und Mr. Mir-i
ersuchte dieselbe inständigst, dochI
S Auge nicht zu schließen, mit dem l
Urch das-«- Rohr schaute. s
zwischen hatte sich der Dampfer
«t genähert. daß bereits seineRad- i
über der Horizontlinie sichtbar
n. Der pechschwarze Rauch, der
seinem Schornstein quoll, lag wie
ungeheure Raupe wohl zwanzigl
n lang hinter ihm auf der blauen
er führte keine Tatelung nur ei
Flaggemnast aus dein Verdeck, an
gegenwärtig einige Signalflag
gehißt waren, die man aber nicht
s. konnte, da sie gerade achtet
webten. Der Dampfer tani der
gen« wegen, daran war jetzt nicht
zu zweifeln. Mr. Deut, der ihn
s , im das Telestop beobachtet hatte, er
’ e, den Schlepper »Bungaree« aus
" -- eh in ihm zu erkennen. Der
" sptntann Trollop sah sich nach dem
atdireitor um, der aber war ver-.
nden.
· Bart wurde so dicht an den
d gepreßt, daß sie beinahe alle
t verlor. Die Erregung an Deck
T-« zu. Die zuvor durch den Kutter
rsaehte war mit der jetzt herrschen
nieht zu vergleichen Zweimal in
« « dzwanzig Stunden verfolgt zu
s ., das ging dem alten Benson
» über den Spaß. Dem zweiten
s- tntann war es endlich gelungen,
Flaggensignal heraus zu duchsta
; dasselbe lautete nach Capitän
ais interxskationalem Flaggencos
— «-«Mttß mich mit Ihnen in drin
- Sache in Verbindung setzen«
»Diese-I Sie backbrassen und beidre
« befahi der Schiffer dem zweiten
- mann, und dieser eilte, das
mando auszuführen
Dame-sen ein kleines hölzernes
sei-g mit grünem Radkasten, kam
Auf seiner Brücke standen drei
et. Mit verstärktem Gebrause
die Vaddelräder rückwärts-,
vlötiliche Stille. Lautlos trieb
Schlepper noch ein wenig näher.
der drei aus der Brücke, ein
n mit weißem, breitrandigem Hut
kurzem, leinenenr Rock, rief die
-s l an.
s HQueen ahot)!«
« THOSE-W tief Capitän Benson zu
.
" ·jss,,th Jemand an Bord gekommen,
» «i Sie Sodney verlassen haben?«
«.Yes. Sir," antwortete der Schif
øhat der Kutter ,,Jarra-Jarra« ihn
, cht?«
? zBenfon erhob beinhend die Hand.
» t nahm ein Mann in Uniform,
( neben dem ersten Sprecher stand,
Wort.
ie müssen mir gestatten, an Bord
««T«Ipmmen,« rief er dem Schiffer zu.
- »He-il mir angenehm sein,« brummte
Ist Caritän des Dampfetg neigte
ja dem in den Maschinenraum
»den Sprachrohr; es erfolgten ei
adumdrehungen, nnd als der
» per dicht neben der Bart lag,
« der Uniformirte den geeigneten
««.t ad und kletterte, begleitet von
dritten Mann· an Dect der Bart.
kein Gott!« rief Mes. Dent
Miserere zu, »das ist ja der
- Inspector Foxt«
· andere Ma mochte seinem
smtaer als genehmen Muße
is ein« untergeordneter Erinn
.. sr fein; während erdem Jn
M dem Ætetdeck folgte, mu
dte vorstehenden Passagiere
Grinfen nnd ste
W
Jst der DefeWber vieles
— M wahrs« fa te der n
G er der dem a ten Ben on
w Wien diesen sei-tm
Eylinder trotzig und nnwjxsch in dir
Stirn rückend.
»Ich bin aetommen,« fuhr der an
dere fort, »um Mr. James Murray,
den Direktor der Colonialbank, wegen
Diebstahls und Unterschleiss zu ver
haften·«
»O Gott!« saate Benson· ..Wievicl
hat er aestoblen?«
»Sechsundsiebzigtausend Psund.«
Der Hauptmann Trollop that einen
langen, leisen Pfiff durch die Zähnc.
Der Begleiter des Jnspectors wendete
sich um und musterte ihn eingehend.
»Das nennt man Pech,« flüsterte
Caldwell dem neben ihm stehenden Ca«
vendish zu, der den Vorgang mit einem
Lächeln beobachtete, das durch das nn
mäsziae Hervorragen seiner Eckziihne
unter der Oberlippe abstoszend :virtie.
»Ich febe meinen Mann hier nicht,«
redete der Inspeltor weiter, indem cr
seine Blicke zuerst iibet dieGruppen der
Passaaiere und dann hinab zum
Hauptdeck schweifen ließ, wo die Ma
trosen alles stehen und liegen gelassen
» hatten, um ungehindert den Ere gnåsfen
l dort hinten zuschauen zu können.
! «Gehen Sie doch hinunter. Mr.
! Poole, und sagen Sie dem Banldireb
! tor, daß er hier oben verlangt wird,«
s sagte der Schiffer zu dem zweiten
; Steuermann. Der eilte die Campanje
? treppe hinab. auf dem Fuße gefolgt
? von dem Jnspectot und dessen Beglei
I ter.
Der Caditän blieb an Deck. Die
Passaaiere redeten nur in Flüst: rtönen
Die Erreauna hatte den Gipfel erreicht.
! Mr. Mark Davenire und einer der rn
deren traten an das Oberlichisenster
; und spähten und lauschten hinunte r.
Die Zeit war gegen elf Uhr Vorm-it
tags. Die Sonne glühte heiß hernie
der; mit dem Dampfer an der Seite
hatte man fast den Eindruck, als- läge
; man im Hafen; das blaue Wasser zwi
« schen den Schiffen schan schwaopend
hinüber und herüber, als die Fahr-«
- zeuge sich abwechselnd gegen- und von
’ einander neiaten; Mr. Burn lehnte an
der Reelina und unterhielt sich lachend
J mit dem Manne, der am Ruder des
T Schleier-ers stand.
E »Diese Erwartung und Ungewißheit
« ist schrecklich!« sliifterte Misz Mansel
dem Mr. Shannon zu. »Was wird
nun mit dem unalücklichen Manne ge
frischen-«
»Zum-Lebst werden ihm Ketten an
aeleat, « bemerkte der in der Nähe ste
hende Schiffs-nat
»Das entspräche ganz der Brutali
tät unserer Gesetze!« rief Shannon,
aus dessen Gesicht sich plötzlich eine ver
haltene Wuth ausprägtr. »Haben Sie
jemals Kettensträflinge gesehen, Miß
Mansel?«
Die junae Dame schauerte zufam
men, dann antwortete sie, daß sie ein
rnal Gelegenheit gehabt habe, bei dem
Bau einer Eisenbahnstrecke Gesang-me
zu sehen, die mit Ketten aneinander
gefesselt waren, nnd daß dieser An
biick sie entsetzt habe-. Shannon war
cbtn irn Begrifi, darauf zu erwidern,
als et einen Blick des Hauptmanns
Trnllop auffing; eine zorniae Drohung
sprühte aus diesem Blick, aber nur ei
nen Moment; im nächsten schien der
soldatisch stattliche Gentleman lediglich
aus das zu lauschen, was unten in der
Kajitte vorging
Da stürzte in Eile der zweite Steu
ermann die Treppe herauf.
«Wo ist der Doctor!« rief er
»Hier,« antwortete der Schiffsarzt
«Konnnen Sie schleunigst herunter!"
Poole verschwand wieder, und der
Doktor eilte hinter ihm her. Das Ant
litz des Schiffers nahm einen düsteren,
harten, Schwer-Wetter - Ausdruck an;
er aan in der Nähe des Ruders, ab
seits von den Passagieren, erwartungs
voll auf und ab
Was sollte der Dortor dort unten?
so fragten sich die Passagiere. Hatte
Murray sich zu erstechen oder zu er
schieszen versucht? Den Knall aber
hätte man doch jedenfalls gehört. Denn
hier oben herrschte eine fast lautlose
Stille; nur ab und zu treischte in der
Taieluna ein Block, was dann fast
wie ein Möwenschrei klang.
»Wirlt schneller und sicherer, als
zeine Kugel,« flüfterte Hanley feinem
; Nebenmanne Masters zu.
»Jedenfalls ift’s keinlicher,« fagte
dieser. den Todten fo unbewegt und
; kühl betrachtend, als wäre dieser ein
Fisch, den man soeben gefangen.
,,Nehtnen Sie ihn nun mit zurück?«.
fragte der Capitän den Jnfpector.
»Ja, und das hier auch,« antwortete ;
der Beamte. auf den Handkoffer den-l
tend.
»Dann machen Sie aber, daß Sie;
damit fortlommen,« rief der alteSchif- »
fer in zorniaer Ungeduld, »macheni
Sie um’s himmelswillen. daßSie von?
meinem Deck kommen! Jch habe nun ;
gerade genug und bin nicht gefonnen,?
mich noch ferner aufhalten zu lasseniz
Herr! denken Sie vielleicht, daß das
für meine Damen ein angenehmer Ani -
blick ift?« -
»Ich will Ihnen nicht länger unbe
auem fein,«' versetzte der Jnspector,
»nur möchte ich Sie noch bitten, einige
von Ihren Mctrofen anzuweisen, mir
behilflich zu sein.«
Man leate den Leichnam auf eine
Grätina und bedeckte ihn mit einem
Stück Segeln-ch, um den Damen fei
nen Anblick zu entziehen. Dann schaff
te man den todten Verbrecher zum
Fallreev und von dort auf den Radta
ften des Schleppers.
»Al! rights« fragte der Capitön
hinüber, als die Gräting zurückge
reicht worden war.
«All right, Sirt« antwortete der
Fährer des Schleppers
Keine Hand bewegte sich grüßend,
kein Abschiedszeichen wurde ausge
taufcht Der Grund, der die Fahr
zeuge zusammengebracht hatte, war ein
zu häßlicher, widerwiirtiger gewesen.
»Ich tann Jhnen gar nicht sagen,
wie erschüttert ich bin,« sagte Mrs.«
Beacock mit bebender Stimme zu der
Frau des Auitinnators. »Heute beim -
Frühstück hatte ich mich noch angenehm j
mit ihm unterhalten! Und mein Mann
kannte ihn so gut! Es ist mir ganz
unmöglich« ihn mir als Kassendieb zu
denken!'«
»Und mir ist es schrecklich, überhaupt
an ihn zu denken, was doch aar nicht -
zu termeiden ist,«' rexsrtzte Mrs. Stett-.
»Heute morgen sprach er mit meinem
Manne und mir lang und breit darü
ber, sich in London durch meinest-Man
nes Vermittelung ein Haus zu taufen
— denken Sie doch, beste Mrs. Pen
coctk Seine Stimme tlinat mir noch
immer im Odr, wie die Stimme eines
Geistes-. Hut fürchten könnte man
sich! Es ist nur gut, daß es Tag ist
und die Sonne scheint.«
»Vollbrassen!« erscholl das Com
mando des Schiffers. »Herum mit
der Marsrae, Mr. Poole! Die Leute
sollen sich tummeln!«
Der zweite Steuermann briillte das
Commando nach wie ein junger Löwe,
und eine Minute lang hallte dasSchiff
wider von dem Gestampf und dem
»Holioho!« der Matrosen. Der Dam
pfer brauste eine Strecke vorwärts,
schwenkte rechts ab und nahm in einer
weiten Kurve seinen Weg nach Syd
neh zurück, eine breite Schaumspur
hinter sich lassend, die un Sonnenglan
ze wie Schnee leuchtete und glitzertr.
Fast zu gleicher Zeit machte sich eine
stärkere Brise aus jedoch noch immer
aus der alten contriiren Richtung; der
Klipper neiate und böumie sich unter
dem Druck derselben wie ein Pferd,
das die Sporen des Reiters verspürt.
Hoch aus träuselte sich die schäumende
Fluth vorn am Buge und wirbelte
milchweiß an den glänzenden Seiten
entlang nach hinten.
»Seine Ueberfahrt hat er bezahlt,«
murmelte der alte Schiffer in denBart,
als er dem der Ferne zueilenden
Dampfboote nachblickte. »Die fünfzig
Guineen waren leicht verdient, der ar:
me Teufel aber hat nichts dafür ge
habt.«
Er ftiea in die Cajüte hinab und
kehrte bald darauf mit dem Sextanten
im Arm zurück. Die Mittagszeit war
da und er mußte »die Sonne nehmen«,
wie es an Bord heißt. Er that dies
mit aeleaentlichen Seitenblicken nach
der lanaen Rauchlinie in der Ferne,
sowie nach dem Hauptmann Trollop
und einian andern, die in eifrigem
Gespräch im Lee des Besanmaftes stan
den: er verstand kein Wort von der
Unterhaltung der Herren, die augen
scheinlich bestrebt waren, ihre Stim
men vorsichtig zu dämpfen, so daß nur
ein monotones Gesumm an das Ohr
des alten Seernanns schlug.
4.Eapitel.
Mr. Butn träumt-«
Der Dutchbtenner und Selbstmöt
der war der Gegenstand der Unterhal
tung im Matwsenlogis ebenso wie in
der Caiiite. Kennt der Leser ein sol
ches MatwsenlogisZ Hat et jemals
Janmaat in seinem Heim zu Mittag
speisen sehen? —
Das Loais der ,,Queen" befindet
sich vor dem Fockmast und der Votlutr.
Das Dach desselben bildet die Back,
das erhöhte Decl vorn im Buge des
Schisses. Man bettitt es durch zwei
Thüren, die sich in Felgen laufend öff
nen und schließen. Die Schwellen sind
hoch, um nach Möglichteit das Wasser
von dem Jnnenraum abzuhalten, wenn
die Seen an Deck schlagen oder wenn
das Schiss seine Nase in den Iluthen
beatäbt. Unmittelbar außerhalb det
Thüt bat die Anlerwinde ibten Plas
Die Backbordthiir des Logiz ist e
össnet, sie führt in ein düsteres, b b
lenartiaeö Gemach, an dessen Decke
eine qualmende Oellampe hin und her
schwingt, bei deren unbestimmtem Licht·
allerlei undeutliche Umrisse sichtbari
werden. Das Tageslicht dringt von;
der Thiir her nicht weit in diefe Fin-;
stetniß hinein, obgleich der Schiffer-«
mit feinem Sextanten soeben feftges
stellt hat, daß die Sonne im Zenith
steht.
Es find jetzt fo ziemlich alle Mann
im Loais anwesend; die dampfenden
Holznävfe, vie das Mahl enthalten,
sind soeben aus der Kombüfe geholt
worden und flehen nun auf dem Fuß
boden und rings herum hocken und
lauern die Mattosen — das ift Jan
maats MittagstafeL Von bet niede
ren Decke baumeln fchmutzige Hänge
mntten tief hetaxn die Reihe der Ko
jen an den Seiten verliert sich nach
vorn in undurchdringlichem Dunkel.
Es gibt noch frische Kost, australi
sches Hammelfleifch hilligster Quali
tät und verunstaltete Nefte von Rin
dern, die als Gespanne von Wollte-a
gen, nach einer Fahrt von Tausenden
von Meilen, während welcher ihre
Mustulatur in zähe, schwärzliche
Stränae verwandelt wurde, in Syd
neh dem Schlachtmesser verfielen, um
Janmaats Leib zu füllen.
Die Leute haben aus den Holznäp
sen ihre Blechteller gefüllt und sich
dann mit ihrer Beute zurückgezogen.
Mit den theerigen Scheidenmesfern sä
beln und sägen sie an dem Fleisch her
um, verwünschend lauend das beinahe
ungenießbare Leder, werfen endlich
den Teller tlappernd in die Koje und
athmen ordentlich erleichtert auf, wenn
sie die Pfeifen hervor-langen und mit
dem in der Hand geschnittenen Tobak
füllen. -
»Saat doch mal, Maoten,« rief der
Matrose Bill, während er seine Pfeife
mit einem an der Lampe in Brand ge
setzten Kahelqarn anzündete, ,,fc:gt
doch mal. wie ist einem wohl gzu Mu
the, wenn man sich vergiftet hat?"
»So wie mir ietzt,« antwortete der
Matrose Joe.· ,,Wahrhaftig, in Lon
don lrieaen die Kanen besseres-7 Fleisch
3 zu fressen, als wir hier. Der Teufel
E hole die geizige Brutk«
; »Wieviel hat der Mann eigentlich
gestohlen« fragte ein anderer.
»Eine halbe Million, soviel ich da
von gehört habe,'« versetzte ein Matth
se, der fich Tom nannte.
Alles schwieg. Keiner der Anwe
senden batte einen Begriff von solchei
ner Zahl, keiner aber wollte auch seine
Unwissenheit eingestehen. -
»Als ich den Menschen zuerst sah,«
fuhr Tom fort, »der dachte ich mir
gleich, daf; mit dem nicht Alles inRich
tigkeit fei. Warum tarn er nicht an
Bord wie die anderen? Was hatte er
hinter uns her zu jagen? Und dann
sein Bart! Wie ein Paar Wergzipfel.
Ich für meinen Theil bin froh, daß er
nicht mehr an Bord ist."
»Was mag das fiir Zeug gewesen
fein, womit er sich lo schnell abthat?«
fragte einer aus der Kote
Niemand wußte es.
»Unseteiner müßte solch Zeug ei
gentlich auch immer bei sich tragen,«
redete der Mann in der Rose weiter.
»Denlt doch blos an das Boot, dem
wir gestern hegegneten —- an die ver
hunaerten und oerdursteten Seeleute
darin. Wieviel Qual und Jammer
wäre den armen Kerlen erspart geblie
ben« wenn sie solch einen Tropfen bei
sich gehabt hätten, wie der war, mit
dessen hilfe sich der Mann heute vor
Ketten und Banden und Zuchthaus
und Peitsche hewahrte.«
Er schwieg« steckte seine Pfeife wie
der zwischen die Zähne und ließ seine
Augen über die Schiffsgenossen schweia
len, um die Wirkung seiner Rede zu
erspähen.
»Daß der alte Unglückörahe immer
mit seinem Geträchz bei der hand sein
maßl« tatn eine unwilltge Stimme
aus-einer der Hängemattem
,,Laf; ihn doch, er hat nicht Un
recht,« sina der Matrose Tom wieder
an. »Ich will Euch übrigens nur sa
gen, außer dem Kerl, den der Inst-ec
tor For abgeholt hat, sind noch mehr
Leute hier an Bord, mit denen es nicht
gebeuer ist ——— ja, das könnt ihr mir
alauben.«
Diese Bemerkung erregte nicht das
Interesse, das der Sprecher erwartet
zu haben schien.
»Da ist ein Mann unter den Passa
«« ren,« ließ sich endlich einer verneh
n, »der bat ein Gesicht wie der
Mond, wenn man den durchs Tele
stop beauclt —- so pockennarbig und
zerfressen. Den Kunden muß ich frü
her schon irgendwo gesehen haben. Jch
erinnere mich, wie eines Abends bei
einer Prügelei in Sydney Jemand er
stochen wurde, und wie hernach die Po
lizei hinter einem Burschen her war,
der ganz genau so aussah, wie der
Passagier rnit dem schimpsirten Ge
ficht-«
»Ja, und mehr als einer von den
«seinen Passagieren ist auch schon Jan
rnaat vor dem Mast gewesen, daraus
möchte ich einen Eid adlegen,« sagte
Bill.
»Auch Soldaten sehen sie eher aus,
als nach Seeleuten,'« wendete Tom ein,
»die Zehn wenigstens. die ich meine.
Und es will mit nicht aus dem Kopf
—- die Zehn gehören irgendwie zusam
men. Manchmal scheint es mir auch,
als sähen sie sich alle untereinander
ähnlich —- roenn auch der eine mit dem
großen Schnurrbart mindestens seine
sechs Fuß mißt und der kleinste von
ihnen nicht bisher ist als der Sacktu
chen. den es Sonntags aus deutschen
Schiffen gibt-«
»Ein paar von ihnen kamen gestern
nach vorn,« erzählte ein andrer, den
Kalkstummel aus dem grinsend verzo
genen Munde nehmend, Hamen nach
vorn und fingen an zu reden, als ob
sie unser-einen zur Meuterei ausstacheln
wollten —- bahahat Redeten von
Mord und Todtschlag, die eingefalzcn
im Pötelfaß liegen sollten —- bahn!
Das müßte der Steuermann blos hö
ren, dachte ich so bei mir. Es itt to,
wie Tom sagt; mit den Gentlemen vu
hinten bat es nicht feine Richtigkeit-«
Ein lauter Ruf, der durch die tleinej
Lucke herabschallte, unterbrach die Un-!
terbaltuna im Matrofenlogis. Die;
Pfeifen wurden ausgeflopst, die Mit-;
tzen und Leibriemen zurecht gerückt.
und dann ging die Hälfte der Mann
schaft hinaus in den Sonnenschein,
um die Arbeit an Deck wieder aufzu
nehmen. (
« Der Wind hatte zugenommen; die
Bari fuhr. start auf die Seite geneigt,
mit lautem Gebrause durch die schäu
mende Flut. Luvwiirts iiber dem Bug
derdickte sich das Blau des Himmels zu
weißlichem Nebel, ein Zeichen dafür,
daß man von dorther noch mehr Wind
erwarten konnte.
Der wachbabende Ofsizier ließ die
beiden Oberbramseael aufgeien und
den Ausieniliiver niederholen. Bald
darauf befahl der Schiffer, das Gas
feltoppjegel festzumachew
Der tochende Schaum vor dem
Buge schwoll bis zum Bugspriet em
por, alitt dann wirbelnd nach hinten
und breitete sich im Kielwasser wie ein
Schneeield aus.
»Gei auf Großsegel!« rief der Steu
ermann.
« Die Mater-sen tummelte-n sich mit
Lust und bestem Willen. Hoch oben
blähte sich das Groß - Oberbramsegel
wie ein Ballon in seinen Geita11:n.
Mr. Dadenire stand bei den Wanter
des Besanmasies und schaute hinauf.
»Ich dente, wir schaffen’g nacht«
rief er Mr. Alexander Liurn zu.
»Ich denke auch,'« lachte dkcser
»Alio vorwärts!«
Jsm Nu hatten beide Herren die
Röcke abgeworfen und waren bereite
halbweas die Wanten hinauf, als dir
Matroien ihr Vorhaben bemerkten.
»Was habe ich acsaat3« rief Bill
den Kletternden nacht-Helena
Die herren hatten die Püttina
weinten erreicht und schwangen sich
schnell und aewandt in den Marg.
Trotz feiner Beleibtheit gönnte sich
Mr. Butn keinen Augenblick zum Ver-«
schnaufen: er erreichte die Oberbrami
raae zuerst. da Davenire im Sating
eine kurze Pause machen mußte.
Der aite Venson hatte vom Achter
keck das Thun der beiden Passaaiere
mit finiterer Mißbilliaung beobachtet;
fein Gesicht erhellte sich jedoch, als er
gewahrte, daß das Segel auf das net
teste und nach allen Regeln der Kunst
seftaemacht wurde. Er war erstaunt
Von der Raae kommend blieb Mr.
L- trn im Salina stehen und schaute,
die Hand fchwcnlend, herab.
»Vielleicht auch gleich das Bramse
get festmachen ?« rief er·
»Nein, nein, meine Herren, ich danke
anen,« antwortete der Steuermann
lachend und sich zugleich nach dem Ca
pitiin umfebend.
Die beiden Amaieur - Seeleute er
reichten woblbebalten wieder das Deck.
»Ich wette, daß das Oberbramseael
die Reise ums Cap Horn machen wür
de, ohne loszuwehen,« sagte Burn mit
feiner fetten, ein wenig pfeifenden
Stimme zum Steuermann, während
er seinen Rock wieder anzog.
Ter Hauptmann Trollop, der »aus
der Leeseite deg Decks umherschlender
te, sah Burn mit schlecht verhehttenr
Aerger nach, als Eis-set dem Achterdecl
zuschritt, um das Compliment deH
Schiffer-Z entgegen zu nehmen. «
»Ich wollte-, die Dummköpse thäten
sich nicht so hervor," sagte er zu Mr
Jfaat Cavendish, dem Manne mit den
kleinen Auan nnd dem widerwärtig
selbstgesälliaen Wesen. »Dieser Burn
ist ein eitler Narr. Wenn teine Wein
leute an Bord mären, würde er sich hü
ten, solche Streiche zu machen-«
»Und noch einen Fehler hat er an
sich: er erzählt lange Geschichten, wenn
er schläft, und so laut, daß man’s in
den Nebentammern hören tann,« ver
setzte Cavcndish. »Ich habe vergan
gene Nacht vor seinemSalbadern kaum
schlafen tönnen.«
»Dann muß er umquartiren,« sagte
Trollop hastig nnd wars noch einmal
unter aerunzelten Brauen hervor einen
Blick aus Brun.
Dieser war inzwischen bei dem Ca
pitän angelangt, der ihn jedoch gar
nicht zu Worte kommen ließ.
»An Bord meines Schisse3,« sagte
der alte Seemann lnurrig, ,,ist es
nicht Sitte, dasz die Passagiere die Ar
beit der Matrosen verrichten.«
»Nicht die arobe und schmutzige Ar
beit.« erwiderte Burn, dessen Gesicht
etwas länger geworden war, »aber
solch eine lleine gymnastische Uebung
thut einem zuweilen gut. Uebekdies
ist Jhre Manns-hast nicht vollzählig,
wenn ich nicht irre.«
»Das geht Sie nichts an, Herrl«
fuhr-der Schiser aus. Damit wendete
er sich ab nnd ließ den überraschten
Burn stehen« der in setner Berlegenheit
dem Mann am Ruder eine Grimasse
schnitt
Wider Ermatten und trotz der An
zeichen zu luward slaute arn Nachmit
taa die Brise ab; sie raumte sogar nach
Süden herum, so daß, als die Passa
giere iich zur Einnahme des Diners,
das nach englischem Brauch um sechs
Uhr servirt wurde, in die Kajiite bega
ben. die Bari wieder all ihre Leinwand
stehen hatte.
Die Mahlzeit verties still. Der
Sribstmord des Bantdtrettori, der
verschiedenen det Anwesenden persön
lich bekannt gewesen war, drückte die
Stimmung, besonders die der Damen,
nieder. Der Capitän unterhielt siai
rubia mit Mr. Dent und Mr. Starr.
Man merkte ihm an, daß er eine Con
versation mit den andern zwar nicht
vermeiden wollte, aber auch nicht
wünschte. Er war höflich, aber zurück
haltend, wie Jemand, der die Gesell
schaft, in der er sich befindet, noch nicht
sondirt bat. Man merkte dieg wohl,
that aber, als mache es keinerlei Ein
druck.
; Der Steuermann am unteren Ende
; der Tafel war redseliger Die Herren
jbeschäftiaten sich daher vorzugsweise
? mit ihm indem sie den Unterhaltungs
stoss tveiterspannen den er anreate·
; Es war verwunderlich, daß Leute«
; denen es an allgeme interessierndern
» Gesprächsstoss nicht ehlen konnte, sich
in dieser Weise so, abhängig machten.
: Ab und zu begann einer wohl von den
Goldfeldern zu reden oder auch von
dem Leben inkaustralischen Busch —
in Bezug aus letzteres schien Mr. Pa
trick Westen besonders reiche Erfah
rungen hinter sich zu haben; im Allge
meinen aber berührte das Gespräch
nichts von den persönlichen Verhältnis
sen und der Vergangenheit der Ein
zelnen. Soviel ader schien festzuste
hen, daß die meisten der Gentlemen
an Bord eines Schiffes und aus See
sehr gut Bescheid wußten.
Mist Mansel, die der athietischen
Gestalt Mr. Dcveniresireaeniiber las-i,
äußerte ihre Verwunderung darüber,
daß dieser den Muth besessen, so hoch
empor zu klimmen.
»Sind Sie früher vielleicht ein See
mann gewesen?« fragte sie ihn·
,,Ei actvifz,«' antwortete r, die
Hand nach dem vor ihm auf dem
Schlenaerbrett stehenden Glase Mar
sala ausstreckend »Als Knabe war
ich aus Sees jeder tüchtige Junge geht
zur See.« ««
»Und in all den langen Jahren ha
ben Sie nicht vergessen, wie ein Ober
bramsegel sestgemacht wird," löchilte
der Steuermann.
»Jetzt will Jhnen was sagen, Mr«
Matthews,« versetzte Davenire, das
volle Glas aushebend. »Sie lönnen ,
mir iein Stück Schiffsarbeit aufge
ben, dem ich nicht gewachsen wäre.«
Der Steuermann lehnte sich in sei
nen Sessel zurück.
»Man sollte sast meinen, Gentleis
men,« saate er, »daß Sie hier an
Bord aetommen seien, weil Sie wuß
ten, daß die Mannschast minderzählig
ist.«'
Diese absichtslose Aeußerung brach-·
te eine eiaenthiimliche Wirtung her
vor. Es trat eine gewisse Verstün
mung ein; die Herren redeten fortan
nur untereinander, von Wind und
Wetter und anderen gleichgültigen
Dinaem der Steuermann war siir sie
nicht mehr arn Tische. Der erhob sich
auch sehr bald und ging, augenschein
lich gedrückt. an Deck.
Wieder zog eine milde, ruhige
Mondnacht heraus. Um elf Uhr wur
den die Lampen im Salon bis aus
eine ausarlöscht; die Passagiere waren
zur Ruhe geaangen, auch der Capitiin
hatte seine Kammer ausaesucht. Der
zweite Steuermann schritt als Wach
habender einsam aus der Luvseite des
Achterdeels aus und nieder.
ists hatte soeben sieben Glasen —
halb zwölf Uhr ·-— geschlagen, da kam
aus einer der Kammern eine Miinnorf
gestalt in weißwollenern llnterzeug
heraus, ging um den Tisch herum und
betrat ohne weiteres eine der gegenüber
liegenden Stammetm in der zwei der
männlichen Passagiere hausten· Der
Eingetretene. Mr. Jsaat Cavendish,
berührte den in der oberen Koie Ru
benden, der sosort emporfuhr, aber
nicht ohne mit sehr bezeichnender Be
weguna unter sein Fiovftissen zu grei
fen. Draußen lag das Mondlicht aus
der See. und sein Widerschein erfüllte
die Kammer mit leichter Dämmerung.
»Kommen Sie. Trollop,« sagte Ca
vendish sliistcrnd, »Sie müssen hö
ren, wie Burn im Schlaf redet. Man
hört ihn sogar von hier aus.«
Der Mann in der unteren Rose,
Patrict Weiton, schnarchte laut und
ununterbrochen. trotzdem aber vernah
men die beiden Lauschenden Burns
Stimme. die rauh und abgerissen aus
einer entfernteren Kammer erscholl.
Schweiaend alitt Trollop von seinem
Lager herab. gekleidet wie sein Ge
fährte in Wolle, so daß er sich im
Nothsalle. bei Ausbruch von Feuer
oder einer Collision, soqleich hätte se
hen lassen können. Sie begaben sich
zunächst in CavendisW Kammer, die
dieser mit Mr. Caldwell theilte. um
hier sestzustellen, ob Burn’s Reden
durch die Rwischenwand verständlich
waren. Sie brauchten nicht lange zu
warten. Die fette, heitere Stimme er
hob frch und detlamirte lallend abge
rissene Stücke aus einem dramatischen
Monoloa. Man unterschied deutlich
einiae Worte.
Trollov zog Cavendish mit sieh nach
Burn’s Kammer-. Dieselbe war die
tleinste im ganzen Schiss und bot nur
Raum für eine Person. Der Haupt
mann sahte den in unruhigeni Schlase
Lieaenden bei der Schulter. Burn
stieß einen durchdringenden Schreckens
rus aus und sprang aus der Rose.
Gortsehung solk i.)
—- Eutichuidigt. Fürst: Wa
rum lächeln Sie? —- Kammerdieneu
hohett beliebten einen Wth zu machen.
—- Fiirstr Dann Pardont 'Jjir. Storr, ber neben ber Jtajuls
fappe ftanb, fprang ploglidb mit bern
iftuf: „s2tGmdcf)tiger @ott!" auf bi:
Seite. 2>enn bie enge 2reppe fiitHc
ft<f) mit SRdnnern, bie einen regun'as
lofen menfdjtidjen florper t^erauffcfjaff
ten. CfS gab ein ailgemeineS ^utiid
meicben; bie meiften ber Samen eitten
nad) born auf bas ^auptbecf.
„25a baben tcir’S," fagte iDir. 2)abe
nire. „6r bat fid) umgebradjt."
2>er ^nfpector, beffen Untergebener
unb ber groeite Steuermann legten
bas, maS fur)) gubot nod) ber S9anf;
birector Raines iffturrap gemefen tear,
nieber auf bie ^Uanlert beS £eds in
ben Sonnenfcbein, ber arcG bie entfteQ
ten 3iige beS 2eicbnamS beleudjtetc,
bis ber 25octor ein lafdjentud) iiber
biefelben breitete.
„2Bas ift’s mit ibm?" rief Senfon,
mit febneflen Scbritten b<tbeitom
menb.
„@ift," berfe^te ber doctor.
„6r ift uns guborgefommen," fagte
ber ^nfpector, einen Slid beS GJiifefal
lens auf ben iobten merfenb. $tuf ef=
nige SSorte, bie er fobann feinem 93e=
gteiter guraunte, ftieg biefer in bie fta
jiite binunter unb tebrte gleid) barauf
mit bem £>anbfoffer beS Stbgefcbiebe^
nen guriid.
„(Sr mar auf fo etroas borbereitet
gemefen," fagte ber doctor gum Sapi=
tan, binter bem ftcb bie ipaffagiere im
fcalbfreife gruppirt ba*t<n.
„2tber momit?" fragte Senfon.
S9laufaure."