c»Der unflerbkiche Ytssez Bau Fred Whishham Es war ein kleiner brauner Affe, gleich anderen Affen —- so gleich, daß es nicht nöthig ist, in seiner Beschrei bung in Details einzugehen. Er hatte denselben Ausdruck übenlegener Weis heit und Ernsthaftigteit, verbunden mit der einnehmenden Laxheit des mo ralischen Sinne. Es gibt ein Dutzend gleich Kiriath Jearim im zoologischen Garten s— aber Kiriath war ein er leuchteten Affe, —- er war weder so phantastisch noch so versessen auf furnverein - Gymnastil als manche eines Stammes — auch hatte der Böse nicht so oft Macht über ihn und raunte ihm zu, Dinge zu thun, die er als unrecht erkannte, zum Beispiel, das falscheGebiß seiner Herrin zu ent führen, oder sich von irgend einem er höhten Punkt in sitzender Stellung aus die Klavitur des großen Pianos her abzuschwingen Wenn er nicht ein so weiser Affe gewesen wäre, hätte er diese beiden Streiche sehr oft gethan, denn als er sie einmal versuchte, war die Wirkung großartig, aber Kiriath war ein weiser Affe, wußte wohl die Butterseite seines Brodes zu unter scheiden und hielt es für gerathen, sich mit seiner Herrin gut zu verhalten — seiner gütigen, fürsorglichen, nachsich tigen Herrin. Es war ihm nicht entgangen, daß das Herabschwingen von der Höhe der Zimmerderleguf die Klaviatur bei sei ner Herrin den interessantesten Effekt hervorbrachte, daß sie in Krämpfe ver fiel, mitten im Zimmer auf den Rücken fiel, höchst ergötzlich mit den Beinen strampelte, während eine Gießtanne, deren erfrischender Inhalt für die Topfgewächse bestimmt war, sich über ihren umfangreichen Busen ergoß. Ki riath hatte das Endresultat solcher glorteicher Unternehmungen sehr de primirend gefunden, denn während Mrs. Gidding, seine gütige Herrin, an’S Bett aesesselt war, wie dies bei solchen Gelegenheiten geschah, machte er die betrübende Wahrnehmung, daß er von den übrigen Hausgenossen schmählich vernachlässigt wurde. Weg halb denn Kiriath sich nur höchst selten zu solchen plumpen Spassen herablies2» die sich schließlich gegen sein eigene-H Wohlergehen kehrten· Jch glaube nicht, dasz es je einen« Affen gegeben hat, der besser gehegt und gepflegt worden wäre; als dieser beneidengwerthe Kiriath Jearim. Es gab keinen Leckerbissen, der von seinem Stamm hochgehalten wurde. der ihm versagt worden wäre, er bekam das Auserlesenfte an Speise und Trank, denn seine Herrin war reich, und mit Ausnahme des Pfarrers ihrer Lieb lingslirche gab es Niemanden, an den sie die Schätze ihrer reifen Zuneigung so gerne verschwendete, als an Jearim. Er war ihr Augapfel, die Freude ih res Daseins s— es ist wahr, manchmal diintte ihr dieser Apfel ein wenig ange fault —- wie bei Gelegenheiten, die ich andeutete —— doch mit solchen geringen Abweichungen von dem guten Ge schmack mußte man sich abfinden, selbst bei einem fo gesetzten Affen, und der artige Exzentrizitäten des« Lieblingg wurden von seiner Herrin bald verge ben und vergessen. Aber ach! Frau Giddins wurde krank und starb, und während einiger Tage war der Affe sehr befremdet und beleidigt über das Schweigen im Haufe und die Vernachlässigung der er anheimfiel, die so weit ging, dasz man ihm laum die nothdiirftige Nah rung bot. Kiriath fah sich genöthigt, seine Stimmung aufrechtzuhalten, in dem er sich an verbotenen Sprüngen gütlich that, was ihm um so fiißer düntte, als es verboten war. — Als die Leidtragenden kamen, der Todten die letzte Ehre zu erweisen, waren sie nicht wenig indignirt, ein Getöse auf dem großen Klavier zu ver vernehmen. Sie stimmten alle darin überein, daß ein solches Benehmen von irgend einem Mitglied der Fami lie »Hu-kleing« sei in dieser Zeit dek Kummers und der Trauer. Es war Kiriath,der seine Lieblingsskala spielte in der Trauer seines Herzens und der Einsamkeit seines Hungers. Und hungrig und einsam blieb der arme vernachlässigte Affe während mehrerer Tage, bis plötzlich ein schönes leuchten des Morgenrath fiir ihn anbrach. Dies geschah, als Max-. Giddins Testament eröffnet wurde. Ein kleiner Sollizi tator —- nicht ihr eigener Familienan tvalt — überbrachte und verlas es dem nächsten Verwandten, ihrem Neffen. Man hatte bis jetzt angenommen, daß die Dame teinen letzten Willen hinter lassen, —- ihr Nesse schickte sich an, in den Besitz des ansehnlichen Vermögens zu treten, das ein Einkommen von vier tausend Pfund bedeutete, als der Sol lizitatot erschien, das Testament vor wies und dieser Nesfe erkannte, daß es ihm nicht gegönnt sein würde, sich so leicht des Erbtheils zu freuen, wie er es gehosst hatte. Die Anordnungen des Testaments lauteten einfach so: Ein tausend Pfund in Consols ei ner gewissen wohlthätigreligiösen Ge nossenschast. Zweitausend Pfund ein Jahr mitsammt dem Haus und dessen Jnhalt Kiriath Jearim. Der Nesfe Giddins wurde zum Bevollmächtigten bestimmt und durste während der Le bensdauer lt’tiriatl) s den Fruchtgenusz aller Besitzthiimet haben. Wenn Fti tiath der Natur ihren Tribut gezahlt und sich dorthin zurückgezogen haben würde wohin die guten Assen kom men, soll das ganze Vermögen iener religiösen Genossenschaft zufallen, der Mrs. Giddins angehört hatte. Zwei tausend Pfund jährlich wurden den Familienanwälten Clapton und For testirt, die sie so lange beziehen sollten, als Kiriath lebte, und dies als Entgelt angesehen werden sür die Ueberwa chung von ihm und seinen Bevollmäch tigten. Grimbh der Sollizitator, er hielt hundert Pfund, unt auf Clapton Und For ein Auge zu haben und die Dienerschaft bekam Legate, um auf Alles und Jedes zu achten und Sorge dafür zu tragen, daß Kiriath gezie mend genährt werde und daß die Vä ter von der Hezeliah - Kirche sich nicht etwa in’s Mittel legten, um früher in den Besitz ihrer Erbschaft zu kommen als es der natürliche Verlauf« der Dinge mit sich bringen würde. Es ist unnöthig zu sagen, daß für Kiriath nun ein goldenes Zeitalter an: brach. Wenn er früher verhätschelt worden war, wurde er nun zehnfach verhätschelt. Nichts schien zu theuer, was für ihn zuträglich befunden wur de — in keiner Weise durfte ihm et was in den Weg gelegt werden aus Furcht, daß seine Verdauung Schaden nehmen könnte. Er hatte vollste Frei heit nach Herzenslust, Erdbeben und Dmnergetöse auf den Tasten des Kla viers zu vollbringen,auf welches Sam nietpolster gebreitet wurden, damit er sich nicht etwa verletze. Der junge Girdins knurrte nicht einmal, wenn stiriath leere Cocosnüsse nach seinem Kopfe warf, von irgend einem erhöhten Punkt aus, —— und Kiriath nahm ihn gut aufs Korn. Einmal im Monat speisten Giddins und die Anwälte zu sammen, um nach dem Rechten zu se hen und es war ein fröhliches Mahl und eine lustige Gesellschaft Kiriath wurde bei solchen Gelegenheiten zum Dessert zugezogen und man feierte ihn nach streng diätetischem System und machte viel Wesens aus ihm. Einmal in sechs Monaten wurde Seine Ehrwiirden Mr. Spriggins, der Pfarrverweser der Kirche Hezetiah, zu diesen geselligen Zusammenliinften eingeladen, damit er sich von dem Wohlergehen und der Jdentität von Kiriath Jearim überzeuge. Bei sol chen Anlassen faßte Mr. Sptiggins aufmerksam, wenn auch nur im Flu« ge, die äußere Erscheinung des reichen Affen in«"5 Auge, — denn dieser wür dige Seelenhirt war im Verlause sei ner irdischen Laufbahn nngliicklicher weise zu Folgerungen gekommen, die tem Vertrauen in seine Mitmenschen entgegenstanden. Er mißtraute Als len ————— selbst den Anwälten, — und hielt Jeden, der an dem Wohl ergehen Kfriath’s interessirt war, der niedrigsten Umtriebe für fähig. Wie könne er wissen W fragte er sich — ob dieser Affe wirklich der sei, den er vorzustellen habe? Deshalb war Herr f Sprigging mißtrauisch und wach- » sam. Diese Wachsamleit von Mr. Sinig gins nun machte Herrn Grimby nach-« dentlich, —-- auch der junge Giddins verfiel in Sinnen, ja sogar die etwas schwerfälligen Cldpton und For, be dachten sich und eine Comite - Sitzung wurde einberufen, die Dinge in Erwä gung zu ziehen -—— denn obgleich Gott sei Dank bis jetzt Alles mit Kiriath auf’5 Beste stand, erschien die Möglich leit, dasz die Sache einmal seinen ande ren Lauf nehmen könnte, den Herren, deren Einkommen von feinem Wohlbe finden abhing, nicht behaglich. Alle stimmten jedoch darin überein, daß da nichts zu machen sei. Kiriath müsse sehr behütet werden, —— es würde gemein —— sein ---— hin — sozusagen —--— einen anderen Affen in Vorrath zu halten, für eine Eventualität kein ehrenwertnerMenfch würde dergleichen thun ---- Kiriath müsse sehr behütet werden ——— sonst sei nichts zu machen s— natürlich —-—. Nichtsdestoweniger veränderte sich seit diesem Tage Mancherlei. Grim bys jährliches Einkommen von hun dert Pfund wurde durch den jungen Giddins auf dr.ihundert erhöht Grimbtj wurde zur Erholung auf Reisen geschickt, und als er zurückkehr te, was nach einem oder zwei Monaten geschah, befand sich unter feinem Ge Päcl eine Kiste mit der Ueberschrist ,,Lebendiges Federvieh! Vorsicht!« und er schlug seinen ständigen Wohnsitz in dem Hause von Kiriath Jearim Equ auf, wo er drei Zimmer des obersten Geschosses fiir sich in Anspruch nahm. Er fütterte sein Federvieh mit Cocoss niissen und Biscuit3, -—— wohl aug ökonomischen Rücksichten, denl ich, —— es blieben immer eine Menge von dem Tische Kiriaths übrig —- und das Fe dervieh gedieh dabei prächtig, obgleich von Eierlegen nichts verlautete. So gingen die Dinge ein oder zwei Jahre aber nun wurde es der Freunden Ririaths betrübend sichtbar, daß dieses bedeutsame Wesen nicht mehr ganz der Affe war, wie er in den goldenen Tagen seiner Jugend zu sein pflegte. Das Alter streckte seine Fang arme nach ihm aus-« —-—- nicht etwa, dan er den Freuden feines Stammes ent: sagt hätte ——- noch liebte er es gleich einem Pfeil von der Höhe auf die Ala viatur herabzuschiefzem wenn der jun ge Giddins in einem Armstuhl einge niclt war —«- und auch bei anderen ähn lichen Gelgenheiten — aber er war un leugbar steifer und eines Tags miß lang ihm sogar sein Virtuosensttick ehen, und er fiel gegen die Kante des Klavier-Z und verletzte sich arg. Es wurde also ein Regal an die Wand ge rückt in einer angemessenen Entfer nung, wie es sich für einen Affen sei nes Alters ziemte, und nun vermochte er nachHerzenslust seiner musikalischen Neigung zu fröhnen. Aber eines Tages geschah etwas sehr Aufzerordentliches. So angenehm Kiriath Jearim’s Leben auch war, und so gütig und nachsichtig seine Freunde sich ihm erwiesen, hatte er doch in Bezug auf sein Kommen und Gehen kein Bestimmungsrecht und war trotz seines-; Reichthums undGlücks im Grunde ein Gefangener. So ist es nicht zu verwundern, wenn er eines Tages von der verfiihrerischen Gele genheit einer offenstehenden Thiir Bor theil zog und auf die Straße entwich. Er war lange nich draußen gewesen und empfand es al eine neue köstliche Sensation. , Die Dachrinne bot entzückende Möglichkeiten für Morgenbeschäfti gungen, und bevor die entsetzten Haus genossen die Flucht des Affen bemerkt hatten, war er, fröhlichen Wagemu thes voll, auf dem halben Wege gegen das Haugdach Die Aufregung bei dieser Entdeckung war grenzenlos, der junge Giddins stürzte aus dem Haus und starrte schreckensbleich auf das unheilvolle Schauspiel,ebenso Grinrby, ebenso die Dienstboten, denn alle nah men das größte Interesse an der hin aufklimmenden tleinen Masse räudi gen Felles und aufgequollener Kno chen. »Wird er das Dach heil errei chen?« »Und wenn es ihm glückt, was wird dann geschehen?« Es war ein furchtbarer Moment — kein Wort wurde gesprochen, man wagte aus Furcht nicht zu« athmen, der junge Giddins weinte wie ein Weib, — tdaufen von Neugierigen sammelten . sich um die angstbebenden Freunde und zwechselten Bemerkungen im Flüster s ton: i »Es wird ihm nicht gelingen, « mur melte Jemand ——- —— Giddins stöhnte. T »Warum bedenkt er sich?« fragte eine andere Stimme, »warum kommt er nicht herab?« »Er wird schneller herabtommen, als ihm lieb sein wird«, sagte ein Dritter. Kiriath setzte in diesem Augenblick seinen Aufstieg fort, und die Zuschauer athmeten wieder auf; einen Moment später hatte er die Dachrinne erreicht, und mit einem bewunderungswürdi gen Schwung darüber hinweggesetzt. Eine Veifallssalve begrüßte den küh-» nen ,.5iletterer, und als Kiriath sich entschlossen aus der Spitze des Rauch fangs niederließ und in unbefangener Freude an der Situation um sich blick te, erreichte das Entzücken der Zu schauer einen Höhepunkt, der als En thusiasmus bezeichnet werden kann. » »Grundgütiger Himmel«, sagte eine : Stimme, als der Beifallglärm Ver Jtlungen war, ,,ist das unser theurer Kiriath Mr. GiddinSZ Welch furcht bar gefährliche Situation für ein so : kostbare-J Leben!« « Der junge Giddins erblaßte, aber seine Gemüthsbewegung war zu heftig für Worte und so schwieg er; Grimby stand daneben und übernahm das Re den. »O, Kiriath liebt solche Aus-flüge, er ergötzt sich häufig aus diese Meise, begreise nicht, was die Leute für Auf hebens machen, man sollte glauben, er wäre der erste Affe, der aus ein Dach tlettert!« »Wirklich?« sagte Spriggins, »und wie bringen Sie ihn wieder herunter. »O, er kommt sehr gut hcrab«, sagte Grimer, ,,nianchmal denselben Weg, wie er hinausgelangt ist und .nanch mal über den Rauchfang, wie es ihm just einfällt.« ,,Durch den Rau —«, begann Mr. Sprigging und lsielt inne, denn das Benehmen stiriaths auf dem Dache er regte feine und Jedermanns Aufmerk samkeit. Offenbar fühlte der Affe just Lust zum Weg durch den Rauch fang, denn nachdem er, die Dinge im Allgemeinen beobachtend, ein wenig hin- und hergegangen war, tlomm er auf die Oeffnung des Rauchfangz und war gerade in diesem Momente im Be griffe, sich iopfüber in ihn hinabzu stürzen Für einen Augenblick ragte sein Schwanz zur Oeffnung hinaus-, dann verschwand er. Ein Schreckens-ruf ertönte ani- der Menge. Grimby stürzte in’«5 Haus, Giddins folgte ihm auf dem FUL; Seine Hochwürden Mr. Sprigg humpelte eilends dem Paare nach, doch die Thiir wurde ihm vor der Nase so heftig zugeschlagen daß seine Brille zu Boden fiel Mr. Sprigging pochte und rüttelte an der Thür, zog an der Glocke und ich bin nicht sicher, ob ihm nicht mehrere unfromme Aeufzerungen der Ungeduld entschlüpsten, aber die Thür blieb verschlossen und der wet ternde Seelenhirt blieb draußen. Er war noch in vollster Arbeit, als Herr Grimbh die Thiir unbefangen öffnete. »Grundgiitiger Himmel, sindc -ie es Mk. Spkigginw Was steht zu Jhren Diensten?" Der Geistliche war einigermaßen verdutzt. Er sagte, et komme nach Kiriaih zu sehen; er wolle hilfreiche Hand leisten, seine Reste aufzutlauben --«-— sozusagen -—-. Mr. Spriggins drängte sich zur Thiir hinein, als ob er erwartet hätte, daran gehindert zu werden, —-- aber nichts dergleichen ge schah. . . »Seine Reste? Wie meinen Sie das? Sie scherzen wohl?« »Nein, durchaus nicht, — ich ver lange den Affen zu sehen, gleichviel ob todt oder lebendig —— und was mehr ist, ich gedente ihn gut anzusehen, ich versteh« mich darauf, —L—" rnirTassrFmETr kein X für ein U vormachen", lächelte er selbstgefällig — »und —« ,.Wiirde es Ihnen morgen nicht passen? Da ist ja gerade der Tag un seres halbjährigen gemeinsamen Mah les?« »Nein, das paßt mir durchaus nicht, —-— ich befiehe darauf, den Affen so gleich zu sehen!« »Nun, wenn Sie darauf beftehen«, sagte Grimby, indem er Mr. Sprig ging zu dem Zimmer geleitete, das für Kiriath’s Privatgebrauch bestimmt war. Hier fand er den jungen Gid dins und zwei Diener emsig beschäf tigt, mit Bürsten und feuchten Hand tiichern von dem, wie es schien, ganz unverletzten Kiriath den Ruß und Schmutz wegzuwaschen, mit dem er be deckt war. Jn der That erwies sich der Affe so heil, daß er, kaum daß die Waschprozedur vorüber war, Zeichen von Lebhaftigkeit und Uebermuth zeig te, die ganz erstaunlich waren fiir ei nen Affen seines Alters. Er durch rafte das Zimmer, sprang iiber Tische und Stühle, Kasten, Gesimse und Gasarme, fuhr über die Klaviertasten mit Blitzesgeschwindigleit, kletterte die Vorbänge entlang und hockte sich aufs die Gardinenstangen,wo er seinen Pei nigern mit Grinsen und Gesichter-« schneiden seine Meinung über die Lä ftigteit von Schwämmen und Bürften deutlich zu verstehen gab. »Armer, alter Bursche«, sagte Grimbh, »er haßt eg, gewaschen zu werden!« »Das scheint mir eine wunderbare Rührigleit fiir einen Affen seines Al ters«, bemerkte Spriggins. »So ist er immer nach dem Bade«, erklärte Grimbi), ,,nicht wahr Gid ding?« Giddins bestätigte, daß das Bad immer eine so wunderbar erfrischende Wirkung auf Kiriath ausübe. »Ich möchte ihn gern etwas näher besehen«, sagte Spriggins. »Nun dann-müssen Sie ihn einsau gen, ich vermag es nicht nach einem Bade, mir ist es nie gelungen«, erwi derte Grimbh verbindlich. Der Geistliche versuchte es, aber ver geblich. Kiriath war offenbar von sei nem Abenteuer sehr erregt, oder von der Freude des Bades trunken, -— es fiel ihm nicht ein, sich »besehen« zu lassen; seit Jahren war er nicht so ge lentig gewesen. Mr. Spriggins muß- » te sich trotz seines Verdachte-J damit zufrieden geben, daß er den nächsten Tag Gelegenheit haben würde, beim Dessert den Affen auf seine Jdentität zu prüfen. Aber als- am nächsten Tage das ver dächtige Thier erschien und sorgsam untersucht wurde, vermochte selbst das Fuchgauge von Mr. Spriggins keinen besonderen Unterschied in seiner Ana tomie zu entdecken, der ihm das Recht gegeben hätte, zu behaupten, daß dies nicht Kiriath sei, sondern ein Ande ret. Ein unwesentlicher Umstand aller dings in dem Gehaben des Affen war unleugbar, und an diesen hing sichs Mr. Spriggins wie ein Ertrintender an einem Strohhalm, er tnackte seine Nüsse in der alten Weise auf, der na türlichen Weise, und nicht indem er sich heftig daraus setzte, wie er dies in jüngster Zeit gethan hatte. »Ach, meine liebwerthen Freunde, was ist denn das?« fragte der Geist liche, ,,er Pflegte doch in letzter Zeit nicht auf diese Weise die Nüsse aufzu knacken?« Grimbh war gleich mit einer Erklä rung zu Hand; er sagte, wenn Ki riath Zahnweh habe, woran er manch mal leide, ziehe er es vor, die Nüsse in dieser Weise zu öffnen; aber glückli cherweise sei er in allerjüngster Zeit von dieser Plage befreit gewesen — und mit dieser Auskunft mußte sich Sprigging bescheiden. Fririath und seine Repräsentanten stürzten sich wieder neu in’5 Leben und ließen es- sich wohl sein. Kiriath belam wie gewöhnlich die besten Bissen und war mit seinem Loose sehr zufrie den, so daß, alg eines Tages der ehr würdige Sprigging einen gewissen ge lehrten Professor in das Haus ein führte, der sehr viel Talent und Ar beit daran gewendet hatte, die Affen sprache zu erlernen, ——— und dieser Ge lehrte auf Spriggins Einslüsterungen ohne Vorwissen Gidding unsern tlei nen Freund in ein Gespräch verwickel te, KiriathJearim der Zweite sich nicht ausholen ließ und durchaus nichts ver rieth, —— im Gegentheil er drückte sich, wie der Professor sagte, sehr ,,besrem dend« aus und bedeutete ihm, dem Professor, vor seiner eigenen Thür zu lehren und sich nicht in Dinge zu mischen, die ihn durchaus nicht küm merten. So gingen die Dinge ihren gewöhn: lichen Laus und, um die Wahrheit zu sagen, so blieben sie biH zum heutigen Tage. Clapton und For sind beide todt und ihre Erbschaft ist an das Hauptberinögen zurückgesallein Sinig gins ist nun sehr alt und überdies blind; er vermag nun den Affen nicht so gut zu agnoszircn wie ehedem und fängt an, zu fürchten, daß Kiriath welcher fich unverwüstlicher Jugend erfreut, ihn jedenfalls überdauern werde. Nichtsdestoweniger genießt er sein halbjähriges Diner auf Staats tosten, und bei dieser Gelegenheit trinkt er eine anfehnlichePortion Portwein. Einige sagen, daß er nun ein Theilha haber in der Sache sei und eine an sehnliche Rente beziehe mit Rücksicht auf seine —- Blindheitz wie dem auch sei —- er hat sich in sein Loos geschickt, trotzdem die Häupter derer von Deze tiah sich bitter über die Lebenszähig »keit Kiriaths beschweren. Nichts scheint diesem wunderbaren Thier anhaben; zu können, aus jedem Kraniheitsfall geht er lerngesund hervor und es ist, als ob er sich mit jedem Jahr verjün gen würde. Grimbn und Giddins verdienen wahrlich ihr Glück, denn sie scheuen keine Mühe, ihren Liebling rsor Unbill zu behüien —— aber wie verstehen sie ihn nun auch jetzt! Und wenn im Rauchfang eine Hand voll kleiner Knochen bleichen, und wenn in einem abgelegenen Gartenwinkel drei kleine Erdhügel von drei glücklich geendeten Leben künden, — was kümmert es sie, oder sonst wen, wenn alle glücklich und zufrieden sind, und im Haufe ein lu stiger Kiriath vorhanden ist« ihr Herz mit seinen ergötzlichen losen Streichen zu erfreuen? Bis-M Wiss-ideales — also ist das Leben! Yas gsappmn Humor-edle von Heinrich Lam. Der Rentier Wilhelm Zileewitz blieb, ehe er in feinen Wagen stieg, vor dem Schlage erst noch einmal stehen, dessen Schild drei senkrechte schwarze Pfähle auf Silber end da rüber drei grüne Flleeblätter zeigte. Oben als Helmzier einen vergoldetem Spangenhelm mit Krone, aus der alsl sogenanntes Kleinod nochmals die drei sileeblättev emporragten. — Man sieht, es war ein redendes Wappen, es nahm auf den Fainiliennamen Bezug, auf den Namen Kleewitz. Das Wappen stand mit der äuße ren Erscheinung-feines Besitzers in einem gewissen Widerspruch Ein tüchtiger Mann wie Kleewitz verleug nete seine Herkunft nicht. Er hatte im Südwesten von Berlin als der an fäsfige Sohn eines Kofsäten noch var dreißig Jahren in dieser Gegend müh selig Kartoffeln gebaut. Dann hatte sich seiner Grundstücke die Baufixetn lation bemächtigt. Fileewitz war Mil lionär geworden. Seit die Tochter seines Nachbarn, Freundes und Schicksalgxxeirossen Pannemann einen Gardeoffizier zum Manne bekommen hatte, fühlte Klee-« witz teine Ruhe meho. Pannemann war nichts Besseres als er, er rühmte sich aber mit seinem Schwiegersohn und auch mit dem adeligen Verkehr, den er nunmehr genoß. Auch Klee witz hatte eine Tochter, und wer- era Fileewitz kannte, dessen Respekt vor ihrem Vater wuchs noch mehr, eine so hübsche und dabei liebenswürdige feine, junge Dame war sie. Kleewitz war alg Vater kein Tyrann, doch fühlte er den brennenden Wunsch, hin ten Pannemann nicht nachzustehen. Eines Tages las er eineAnzeige in seiner Zeitung. ,,Familienwappen« stand mit settgedruckten Buchstaben darüber. Jn der Anzeige erklärte sich ein Herr -— er nannte sich am Fuße Inhaber eines heraldischen Bureaus —-— bereit, jedem Bürger sein Fami lienwappen nachzuweisen. Sogleich machte sich Kleewitz auf den Weg. »Ihr werther Name?« fragte der Herr, nachdem Kleewitz seinen Wunsch ihm vorgetragen hatte. »Kleewitz,« erwiderte Kleetvitz. Ohne zu zögern schlug der Herr ein großes, dickes, altes Buch auf. »Die Sache ist ganz glatt,« sagte er darauf, »Mitglieder Ihrer Familie haben schon um das Jahr 1400 auf ihren Gütern in der Grafschaft Rosenau gesessen. Das Wappen wird im opug heraldicum Von Spencer erwähnt. Wenn Sie wünschen, so lasse ich es Jhnen malen, auf Karton.« Kleewitz wünschte es. Außer dem Wappen bezahlte er noch ein Diplom, aus welchem der Inhaber des- Bureaug die Geschichte der Klee witz’schen Familie noch schriftlich be scheinigte. Heute nun fuhr das Haupt des Hauses Ftleewitz nach Carlghorst, der Rennbahn, wo der Uniontlub rennen lief-» era hatte nicht mitfahren wollen. Ftleewitz war nicht wenig stolz, als er. hörte, daß ein Namens vetter von ihm, der Gardeulanenlieu tenant Max Von slleewitz, Sieger im Sturmreiten geblieben war. Aber die Sache sollte einen unangenehmen Nachgeschmack für den Rentier haben. Denn der Vater des Siegen5, der alte General Von ltleewitz, hatte mit Er staunen die fremde Equipage mit seinem Wappen bemerkt und auf seine Erlundigungen erfahren, wer der Besitzer sei. Am nächsten Tage wollte den Ge neral, weil es das Bündigste war, die sern Herrn persönlich seine Aufwar tung machen und ihn mit dem gebüh renden Nachdruck ersuchen, das Wap pen von dem Wagenschlage sortzulö schen. »Das muß ein sonderbarer Kauz sein!« lächelte Max, als ihm sein Va ter die Geschichte erzählte, und mit fast zärtlicher Besorgniß fügte er hinzu: »Reg’ Dich nur nicht dabei auf, Papa!« Am nächsten Tage war der General in der Villa. Neben dem Salon, in welchem Kleewitz seinen Besuch empfing, be fand sich der Gartenpavillo:v. era saß darin und malte an eii n Aqua rell, einem Blumenstück. s lsen war sie mit der Untertuschung f-: rig, als sie sich unterbrach. Das Cis sriich im Nebenzimmer wurde imme:« lauter, offenbar erregter, plötzlich wurde eine Thur mit lautem Gedrijhn zuges gen, durch den Korridov entse:.«s sich ein paar sporenklirrende Schri und herein in den Pavillon trat erregtem Gesicht Papa. T« »Was ist denn geschehen, Papst-; fragte era erschrocken. ,,Frechheit!« stieß Kluin nur her » Vol Auf dem Diplorn stand sein An f recht auf das Wappen schwarz an weiß Niemand sollte es ihm deshals« entreißen. J »Nun hast Du Dich doch aufgeregtv » Papa!« sagte Max zu Hause unzu frieden —- »e5 bleibt uns doch items-»L das Mittel, einem Menschen, der netm ser Wappen sich anmap t es gerichtlicsj zu veribieten.'« - »Verl)ieten! Gerichtlichl« lacht-f-: . der General hart, schneidend und ge - reizt aus« »Als hätt’ ich mich nich-« schon erkundigt, bei einem Rechts-an walt. Es geht nicht. Das if ·« Preußisches Landrecht,«' " »So laß dem Mann doch sein kindj liches Vergnügen! Das schadet doc weiter nichts, « erwiderte Max besäns - tigend. « «E.5 ist das Wappen Deiner Fa milie!« schrie der General wüthend. s Einige Tage verflossen. Der Verv druß des Generals wollte nicht wei chen. Max stellte sich vor, daß, wen« - man mit diesem Herrn Kleewitz arti und liebenswürdig umgehen würdi« er sich auch erweichen lassen würde Er begab sich nach der Villa, e. sagte seinem Vater nichts-, und schickti durch den gallonirten Diener seins Karte hinein. « »Papa?« sagte J-rma, der des-s Diener begegnete, ,,Papa ist eben fort gegangen, durch den Gartenl« er . nahm die Karte. Es war eigentlich nicht passend, da s« eine junge Dame einen Lieutenar empfing. Der Fall war abeo außer gewöhnlicher Art. era gehörte zs . den felbftständigen Naturen. Jeden;; falls war der Lieutenant der Soh« s des- alten Herrn Genemls Sie fühlt « sich in ihrem 5 Vater beschämt. Sei« Benehmen dem alten General gegen» über gebot eine Entschuldigung, den. die Familie v. Kleewitz war, was da Wappen anbetraf, sicher in ihrer « Recht. Und daraus wollte sie ke·— Hebl machen. So empfing sie d « Offizier. Der- W.inter kam er fing schnell m großer Kälte an, und die Eisbahn wurden eröffnet. , Eines Sonntags Mittags — Frii drich hatte längst den Tisch gedeckt —.- « wartete der General auf seinen Sohg mit Ungeduld. Endlich kam er, die Schlittschuhe i der Hand, mit froh erregter Miene. »Papa,« begann er bei Tisch, »wenl ; ich Dir eine Schwiegertochter brächte Der General ließ den Suppenlöff sinken , ,,Junge!« fuhr er auf »Es würde aben eine Bürgerlick sein.« ,,Eine Bürgerliche?« , »Ein Wappen aber hat sie,« lächelt Max — »und Du braucht Dich dani Papa, nicht mehr zu ärgern, wen· Herrn Kleewitzens Nachkommenschaf es weiter im Schilde führen wirst Mir scheint, es ist die einfachste LB sung« « Der Stammbaum derer v. Kleewijx welche schon seit langer Zeit sehr a Geldmangel litten, kannte mehr al eine Bürgerliche. Diese neuefte Bei bindung hatte auch den kleinen Bot theil im Gefolge, daß sie dem Silbe auf dem vielumstrittenen Wappen de heiteren Glanz des Goldes verlieh. »Friedrick,!« rief der General v-: Kleewitz mit seiner alten, festen Con mandostimme, und sie hatte diesm-.» einen sehr frühlichen Klang. ,,J Keller« muß noch eine letzte Flascl Champagner liegen!« " Auf der Hochzeit saßen die beid« Brautväter neben einander wie zw gute Freunde. Die Brautkutsche we aus dein Kleewitz’sche11 Stall, ui kein Mensch hätte ihr mehr, in Bezi auf das darin fitzende liebende Paa die Legitimität degl Wappens, in dem ihn Schlag bemalt war, bestreits können. »Eigentlich,« so meinte Kle« witz in vorgeriiclter Stunde zu de General, »wa"re ohne dieses Wapp( das Glück der beiden gleichnamig Häuser ja überhaupt niemals « Stande gekommen, und weil es so e Glück zu Wege gelracht, so verdien « eg, nicht drei, sondern sogar vier Kle — blätter zu haben« —— G u te r R a t h. Talentlosk Schriftsteller: »Na, wag sagen Sie » meinem neuesten Drania?« -—-- Krit ter: »Wissen Sie, Sie thäten bess« wenn Sie aus den fünf Arten ein» machten, dann die ganze Geschichte nc einmal durchsehen und den Einact zu einem Gedankensplitter umarbeij ten.« — Sichereg Zeichen. VI »Alle Schneidenechnungen des verstc ; benen Dichters Federlein waren squk « tirt.« s-— B.: »Dann war’«g kein rich · get deutscher Dichser!« —- Leere Drohung. Fra »Gustav, wenn Du Dein aufsalle » zärtliches Benehmen gegen un Dienstmädchen nicht bald änderst, g— ich auf und davon!« —-- Mann: ,,D hast Du mir doch schon wiederh versprochen!« — « Fa t a l. Eine junge Frau ( Y« ihre Mutter schreibend): »Mit Eugj « komme ich sehr gut aus. Er ist TutK und saust (sanst) wie kein ZweitetÆz «