Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, October 08, 1897, Page 6, Image 6

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« You-sitt jetzt!
Zins-me Weh
Von Fano Dir.
IS gibt ein Weinen das nicht Thriinen dat,
Das iß das bei-Mk ollerichwerfteä Leim-a.
Dann isi das Hm io web, io todeonictk
Und sieht sit sold ne Sonne nichrmedkicheis
nen.
So Mancher wandelt ruhig in der Weit
Verräth mit keinem Worte, keinem Biirie
Den Reif, der stündlich auf fein Jnnekes iijllt
i Und Sack ihn trennt von heiß ersehntkm
liick e.
! Drum ichelt so leicht nicht And re kalt nnd
hakt-—
! Nicht ;)edem ist der Tbränen Trost gegeben
IDanw sekit empfindinm. trostreich, miid nnd
Und wkite ein Sonnenstrahl ges dnicli das
Leben.
Daß deiner Liebe warmer Sonnenblick
-, Des fremden Kummers Eis erlöiead than-,
’ Daß die befreite Seele glaubt an Gliicl
Und hoffnungsvoll zur Sonne Mehl-Umne
f
; Es gibt ein Weinen, due nicht Thränen hat
; Das ist das hekbsie, allerschwersie Weinen
: Dann ist das Herz so weh, so todesmatt
) Und sieht die goldne Sonne nicht meist
i scheinen.
Eine Do1«sgesrhichle.
Von Bernhard n. Brandenburg.
Das Aufgebol tvar bestellt worden,
AunesMarie hatte ihrer Bäuerin Zu
Johannis gekündigt, und Peter Schmal
berg saß jeden Abend bei ihr in der
Küche, mit dem unanfechtbares-. Rechte
des Verlobten, der sein Mädchen täg
lich sehen will und sie nur aus Güte
noch im Dienst läßt. Denn Ehe bricht
den Kontrast, und die Bäuerin schickte
sich lieber seufzend in den Gast, als daß
sie Sinne-Mari« Hilie noch eher ent
behrt hätte.
Peter Schmalberg verlangte nur ein
tüchtiges Abendbrod, im Uebrigen ver
hielt er sich sehr ruhig, sprach wenig,
tauchte ununterbrochen und warf von
Zeit zu Zeit ein paar Torfioden ins
Herdfener. ·
l
i
l
-
— Die Beiden hatten sich auch wenig
Neues zu sagen. Sie lannten sich seit
Jahren, waren erst ntit einander »ge
gangen« und hatten sich endlich am letz
ten Weihnachten beliebt, da Peter die
kleine Bauernstelle selbst übernehmen
und bewirthschnften sollte. Sinne-Mark
machte also eine gute Partie, Peter
eigentlich eine Mesailiance; denn niis
gends werden die Standesnntetichiede
strenger innegehalten als bei den
, Bauern. Und als Tochter eines Tage
slöhnets hätte sie höchstens die Augen
) zu einem Kittlsner erheben dürfen.
Aber Peter und Sinnes-Martia genos
ten nun schon seit Jahren zn einander,
niemals sah man sie getrennt, wede
beiin Nikel-gnug nocb Abends aui dem
Tanzboden; und init derselben Tit-nn
nei, mit der er einst von slnnesLItarie
das Jaivoit crvkeßt hatte, set-te er sei
nen Willen bei dein Vater dnrrtl nnd
etzwang sich vom Hamen Ieise die
Billigung seines Eines-text
Anne-Murie hatte gestimmt iirlisxen
Kämpfen entgelten zu gelte-h lrsxnn iie
ihn erhtiur. Taf: nun Alles io glatt
ging, gab itzt ein leoltllltnendee liiefiihl
der Erleichterung nnd der sti..lze, die
einzige (sitnckeei:nsiinenl:g, deren sie
seit Lange-m sälnn war. Zie liebte
Peter nicht, iie itiiitnete itm nur, und
et halte seine Macixi nber iie gleictl
richtig ektannl. ·
Als er von den Soldaten zuiiicllain
lind Zum ersten Mai wieder durcl1’el
Dorf ging, die Miit-e schief auf dem
Kopf, die Achthlnprcn aufgerollt, den
üblichen Spezies-citat in der Hand, da
war auch Altne-:Uincie hetbeigelonien
nnd halte sich zu einer Gruppe lachen
der Mädchen gesellt, die den Antbmtni
ling neugierig nnd lieraueioldcinb
mustektenz
i Ader Leier sci; ten i-i sjrisfli yiirxrs
sverwijlint warten zt i in: ..;-J .i, Taf
Ihr Wanie tief er nnd sdii:- ir. - sit
nen E,10ii und mit einoni Erlnei ici
sder Schwarm auseinander zlinr Ilnn
sMarie blieb stehen, wie gelainnt ncrz
Schreck L-it r iais sie drohend an,?
lachte dann neigniigt anf. alsJ strZ
tneriie, daf; sie sich ttnter seinem Lilicis
nicht zu riilnen wagte, klopfte ilsts
herablaifend auf die Wange nnd dachte,;
während er pfeifend weiter wanderte:
Die werd’ ich wohl heirathen!« s
Beim nächsten Tanz nahm er sie fiir’
sich in Besen lag und duldete nicht, daß
’ein Anderer mit ihr sprach oder iie
anriitzrte. Damit waren seine Rechte
sanktionirt, nnd Anne-Marie wurde
ihm fiir intnter til-erlassen«
» Nun war es endlich zur Hochzeit ge
kommen, nnd Peter ertrotzte von seineni
HVater nach nnd nach ein paar neue
sMiibel zum Haushalt Sie waren
Beide gleich gewaltthiitig, und es hieß
im Dorf, es sei schon mehr denn ein
mal zwischen Vater und Sohn zu
Schlägereien gekommen; jedenfalls
hörte man Tag für Tag ihre lauten
Stimmen aus der Tiefe des alten
Hauses oder sogar vom Hof her erdröh
nen, und die Dorfkinder hatten ein
neues Spiel ersonnen, »Sei-mathem,
Badder tm Sinn-un weck (welcher)
am besten schimpt, de kriegt nahstens
de meifte Schacht (Priigel).«
An einem Abend saß Sinne-Many
noch stiller nnd verängsteter ais-sehend
als sanft, neben ihrem Verlobten, so
daß selbst Peter nach etwas suchte, um
sie zu echeitern
»Da U Maue) Trich heff ick nn
It Mit-« Dafeste er fchmun lnd und
ckte dies-in- lang m ich. «Un
de Oli! De mäll Ini ja ivail dadile tzen
—fsun Gaunerei hatt he fest, un
deutet sia dat ,Mabilien, biaahsi
Mr at Nah-Fami« Er lachte ver
-MOQ— M .
sich hin nnd dehnte sich aus der Vani
daß sie trachte.
»Du sagst ja gar nichts-, Aufs-—
Wie, is di dar nich recht?«
»O doch, Peter, aber-J
Sie schien nicht den Muth zu nah-n
den Satz zu vollenden, sie schlanke un
paar Mai nnd seusite dann ans.
Peter beachtete die tur;e, angsttirliel
Cinwendung nicht, sondern ei;iitilte!
von dem hellenslnstrich, den das Wahn-!
ximmer bekommen, und der Uhr unters
der Glasgtockiz die der Gastwirth ihnts
unter der Hand angebaten hatte, nnd
die er sich sehnlichst wiinschte. l
»Ne, dat latinan noch!« sagte Amte-«
Marie; »aber-« sie zögerte nach eine.
Weile. da harte sie wieder die Worte
der Bäuerin noin Morgen: ,,:l(’innn
ihn nicht, wenn der Alte im Hand
bleibt, Du kriegst keineRuh und keinen
Frieden!«—.,Petek, ich wollte Dich
man siagen,« begann sie plötzlich hoch
deutsch und seieriich, »bleibt Dein»
Vater bei uns im Hause wohne-ni
Nein, er zieht aufs Altentheih nich,
Du wolltest ihn jamait austhun—oder, «
ed klang schon etwas gaghaster, da
Peter sich gar nicht rührte, »oder baust
ihm nach hinten die liittse Stube aus«-«
Peter antwortete nicht gleich; endlich
kam es zwischen zwei Rauche-tollen auc
seinem Munde: »Me, he biiewt bi
uns-vörn in de liitt Stirn-P- «
Es blieb unentschieden, ob cr init;
dieser Einrichtung einverstanden sei,«
oder ob diesmal des Bater Starriinn
den seinen besiegt hatte. AnnesMarie
fragte nach einmal :
»Aber sast isoilst) Du denn nich up
de Stiid (Stelle) sttten?«
Und Peter entgegnete ruhig: »Thu«
ich auch, mein Deern, thu' ich auch!
Aber de OlLseggh he brennt mi dat
Hus as, na, n denn-tat em man!«
Bei sich dachte er, daß der Alte sa
nicht ewig leben lönne, nnd daß er ihn
schon mit der Zeit niiirbe machen winde·
Aber er war nicht redseliger Natur nnd
überließ ca daher Sinne-Marie, ihre
Schlußfolgerungen selbst zu ziehen.
Jn dieser Nacht schlief Sinne-Mark
wenig. Eie hatte das Gesiihl, daß sie
ed heute in der Hand gehabt hätte, ihr
Schicksal zu ändern und seibst etwan
siir ihr Glück zu thun. Sie hatte den
Moment verzinsen aus Feigheit und
Furcht, und eine Barahnung sagte ihr,
daß sie die Schwache dieser Stunde zu
bereuen haben würde.
O
Und sie bereute sie. Vorn ersten
Tage ihrer Eise an bis heute, da sie,
eine alternde, iriits verweilte Frau, un
dein niedrigen Fenster der Vorderstube
saß und mechanisch die Stricknadeln
bewegte. Sie dachte nicht ost nach, sie
arbeitete still var sich bin, und des
Abends siel sie erschöpft und todttnatt
in die Rissen. Da blieb keine Zeit
zum Grübeln und tleberlegen, sie beugte
sich unter das Schicksal, das doch nie
mals Erbarmen rnit ilsr gehabt tzatte.
Sie hatte es auch nicht verstanden,
den Frieden in ihrem Hause aufrecht zu
erhalten, sie druckte sich furchtsam in
eine Ecke, wenn die beiden Männer an
einander geriethen, wenn die Schimpf
reden in Tbätlichteiten iibergingen,
und Beide in ausdauernder Wutls sich
blutig schlugen. Sie sah von set-n zu,
mit zitternden Lippen und angstvoll
gesalteten Händen, und tausendmal
wünschte sie sich den Tod, da sie keinen
anderen Ausweg aus dieser Hölle sich
denlen konnte. Ter Alte begegnete ihr
mit boelsaster Freundin-leih paßte auf
Alles, was sie that, rechnete ihr jeden
Bissen vor und riß ilsr Mittags den
Löffel aus der Hand, wenn sie noch
mein- Fett in die Pfanne tlsun wollte.
Dabei nannte er sie nie anders als
»min Pöppentind" und «uns’ sdte
Deern,« und Peter lachte nber die
Straße des Vaters.
Zpater flnchtete iie mit denktmsdeiini
wenn die Streitigkeiten begannen
Denn die Beiden schlugen auf :Illlee,
was ihnen zwischen die Finger aerietl),
nnd waren sie betrunlen, so deniolirten
sie sogar die Model, die jie senst mit
geiziger Vorsicht beliandelten.
Nur einmal liatie sie sich daiirischen
geworfen, nnr einmal-nnd dann zu
spat! Zie sali, wie der Illlte nach dem
Brodniesser griff— der Zank incr nni
dat- Geld fiir eine verkaufte Eis-in ent
brannt, die siton in des-I Jllten Bien
bestand gehört, nnd von deren Eil-je
er fiir sich beanspruchte-««sie nat zwi
schen die Beiden gesprungen, die schon
aut- vielen Wunden bluteten, aber ein
Fußtritt, sie wußte nicht von wein er
theilt, schlenderte sie in die Eite· Ale
sie wieder erwachte, lag sie am Boden,
nicht weit von ilsr eine zweite Gestalt.
Der Alte saß ächzend und fluchend aus
einein Stuhl nnd rieb sich Hände und
Gesicht mit einein alten Tuch ab· Dann i
fiel er binteniiber und schlief ein, zu!
Tode erschöpft von dein Blutberlust und
dem stampf. Sie lroch leise auf denT
Knien vorwärts, sie fürchtete sich vor-T
der nnlseimlichen Stille; und feinen
Augenblick mehr täuschte sie sich über
das Geschehene. Dennoch horchte sie an
der Brust des Todten aus einen Pers
schlag und hielt die Hand über eine
Lippen, um einen Athemzng zu fühlen.
Uber er war todt. Die Augen gebro
chen, die Hände noch geballt. Sie löste
izm vorsichtig die Finger nnd faltete
i m die Hände-Niemand sollte den
ken, daß er im Unfrieden mit sich nnd
derMitwelt gestorben sei. Unndtlsige
Borsichtl Als nach Stunden eine Nach
barin tam undschteiend davonlief, als
die den Erschlagenen, neben ian halb
innlas die Fran, fand, da war an
eine Verheimlielsma mehr zu denken
Det Alte ern-achte erst wieder im Ge
tan-Quid nnd das Mitleiden, das man
Trauer-treu erwies, war mit m
.«-«»
Planften Trasteswarten durchsetzt. daß
sie nun auf einmal von beiden Unhol
den befreit sei. Der Todte, nor dessen
Jahsorn dart ganze Iris gezilterr hatte,
verdiente dieses Ende-ihn betrauerte
Niemand.
Ame-Mark lebte still mit ihrer-.
Kindern weiter. Sie arbeitete uner
müdlich, um dae kleine Veiinthum :n
erhalten und die lleinen Schulden zu
tilgen, die Peter hinter dem Nin-txt
des Alten gemacht hatte. Sie tran.·i:e
nicht eigentlich um den Mann, aber iie
wurde noch ernster als sriiher und nickt
sich noch mehr als sonst von den Tini
bewohnern zuriiit Eie unterschied iicit
in der Flleiditna nicht non den iidrigen
Frauen, dennoch fah sie seiner und bes
ser gekleidet aug, nnd ihr schtnalee like
sicht mit den ernsthaften dunklen Anat-n
hatte etnsae :Utadonnenhastes, tsikrs
sitrihtgebietettdee· Ihr Haue nnd ihr
Hof wurden außerdem seit dem Wirt «c«
gern non den Leuten gemieden, i.;-D
ihr lag nichts datan, dieses Vorurtl,«:it
zu beseitigen.
Sie rvar nicht gerade ihres Lebens
sroh, aber allmälig, als die Minder
herantouchien, nnd ihre äußeren Ver
hältnisse iich hoben, gewann sie ein
Gefühl innerer Befriedigung, innre
sich iiber die Erfolge und nahm Zu»
weilen Theil an den Spielen der stin
der. Es war die Sommerzeit ihres«
Lebens, und sie sonnte sich in ihrer
stillen Weise an diesen späten Glücks
strahlen.
Eines Tages erhielt sie ein Schrei
ben, und ihr wurde mitgetheilt, daß
die Hast des Alten bald abgelausen sei,
und daß er die Schwiegertachter er
suchte, ihn zu erwarten nnd bei sich
aufzunehmen. Er war ni t wegen
Mardes, sondern nur wegen odtirhlas
ges verurtheilt worden, und daß der
Sahn sich schon öftere an ihm vergrif
sen hatte, auch daß sie Beide an ieneini
Tage betrunlen gewesen sein somian
hatte zu feinen Gunsten geiurorixem l
und er ivar mit einer ziemlich inikrciH
Strafe davongelommen. Annealikariis
schüttelte sich, als sie die Anliindiaxi:-.-;
seiner Riiellehr las. Gen-ar, aleir::tssi i
sie die heiteren Traumbilder verirti (
tren. die ihr Herz und Sinne geia;:.-..:;i
genommen hatten-als ntiisie sie ;-:··s
erwachen zur Wirklichseir Zum ersten j
!
i
i
i
Mal im Leben zeigte sie Energie und
Muth. Vom Pfarrer lief iie zum Tars
schnlzem von diesem zu allen Mit
gliedern der Gemeinde, die in ihre-.
Augen von Ansehen und Wichtigkeit
ivat ten.
sangnißdiiettor der Praninzialliaiwiii
ftadt sie ichild
iittliiiileit, die darin lage, wenn iiianJ
nits
weiter-»
iie und die Kinder zwinan wollte,
dein Mörder ihres Mannes
zulebcn Man antwortete ihr, das; mai-»
sieh walireiid
einen tsiefangeiiem dei·
der Haft niilits —.· liade zu Eilinldeii inni
nien lassen nicht in ein Kerieliiriie
hauo stecken lonne
lind iiii Dorf, iiderall niiolin iie
sieh wendete, belani iie denselben til-«
schlagigen Beicht-id. Sogar die Acri-p
pel und Lilteieschinarhen iiii:)l1"iiieiilniiid
empörten sich, daß ein Triinlenlioid
und Todtidilager zwischen sie gesteckt
weiden sollte-.
stunk-Meine sah ciii, daß iie ohn
rnaetitig sei aenen diese Schicksal-ernen
dnng, das: ed vergebens sei, an Mitleid
nnd Vorn-!- eiiialeit zu apoellireii
Ihre L-er: meifliing wich einer bitte-ten
Traurigteir, tindiiiitaiialvoller Eelliir
beherriclzniia gelang re ihr, den llii
dern die rnitlehr des Gras-i ateraal
etwas
und ein frommes ziliaielien iilser feine
lange Tittinieieiilteit Zu ersinnen
Ter Alte inf: an iitieni Tische, cr
ging durch He- isskd t««::i·.-ii,
beinerlte, dnsg
Eindiiiiglinii nnd «.«.-i
Eigerithnin lieu Eie "iigte jiiti
ihni meistan alkei ii iiirii Zorn nnd
seine nichts-sit mit T- n Eines-ein das-ne
sie diireli eiii Essai-i nnd eiiseii Blick.
Tann iIeilroilI ii iicli nor ihr nnd
knurrte In einer Ecke-, wie eiii Hund«
der aus den ricliiiaeii Moiiieiii zum
Beißen wartet.
Aber sie zitterte var deni Tage der
Aufklärung, nnd gespannt-forschte iie
in den Mienen der Kinder, ob nicht
ein sctzadetifroliee Wort oder die arg
lose Wiederholung den Gehörten durch
einen Spiellanieraden ihnen die Wahr
heil verra· heii hatte lind sie fürchtete
diesen Augenblick, als bedeute er dad
Ende ihres Daieincss und als iniisie die
Scham sie todten, wcim sie den eigenen
Kindern Rede und Antwort stehen
sollte· Heute war en geschehen Sie
stand aur der Teiine aiii offenen Herd
und schnitt Speck in Winseln fiir die
Kartoffelin die schon in der Pfanne
neben ihr lagen. Wie eine wilde Jagd
stürzten plötzlich die Kinder durch die
weitgellfsnete Doppelilziir, mit heißen
Gesichtern und iliegendeni Athen Die
drei Jüngeren uindrarigten sie, kiffen
le arti Rock und iibersetirien lich gegen
eltig. Endlich gebot sie Ruhe und be.
anstragte den Aelteiteii, zu reden· Er
hielt sich abseits von den Uebrigen, den
Kopf gelenkt, die sStirn in Falten.
Wie er feinem Vater glich!—-nie war
ei ihr fo ausgeteilten Er sprach aiieh
nlibt, sondern biß sich trotzig auf die
Unterlippe Die Anderen konnten tiim
nicht mehr ichs-eigen, die blande Liie
drängte fich var und fragte laut
; »Ja dar wahr-, rvat de Mit-' feggeii
Inn be Kinnerb iii Schaul? Hett unl’
EMudder tinf Vadder dadllath Un
lheult bett he sitteii, tin nii motll Tit
IMA behalle«
ii Hic
Beiiu ale fein
erte ihre Noth, die tin-!
clc sclsllfU scgclk all dcll OW- »
i
I
I
l
l
l
l
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I
Zellliineiiiandlirlied darziistcllenl
iiiid iies
nen- iixiiiier alr»s
ebeiami sich einen Augenblick, .
sieSt sätt- lhiieii ausweichen ader ihnen :
b . Abs
»Es-« s-« MöfiEpiFiTy a- ikkikik
—
»Is
finsteren Dingen ihres Aeltesten, die
nicht von ihr wichen nnd irn stummen
Beseht die Wahrheit forderten. Da
konnte sie nicht liigen, und während sie
sich die lWinde dass Gesicht schlug,
sagte sie statnmelnd: .Te Lüd’ hebben
Recht-girrt de Drinnen-he hett nns’
Batdcr dadilahtt.«
Sie sont auf die Bank atn Herd
nieder nnd weinte, laut schluchsend
Die drei Kinder blieben verschiichtert
in einer Gruppe stehen, sie begriffen
nicht die Trauer der Mutter noch den
Sinn bee- ausgeganaenen Geschrvätzee.
Sie hatten einfach nachgesprochen, mad
sie gehört, und kamen sich ungeheuer
wichtig vor, daß man im Dorf und in
der Schule iiber ihr Haus snrach Aber
die Thranen der Mutter riihrten sie
allmalig, und wie eine ileine verirrte
Schatheerde Zagen sie näher und warfen
sich plötzlich in die Arme nnd aus den
Schooß der Mutter· Anne-Marie faßte
sich, um sie trösten zu können, und strich
abwechselnd iiber die Blandköpsr. Aber
sie vermißte ihren Aeltesten, und wie
sie sich forschend umblickte, sah sie ibn
an der Wand lehnen. Er hatte die
Arme aus den Schieifstein gelegt und
das Geiicht retdeckL Er riihrle sich
lange Zeit nicht, und endlich löste sie
sich sanft aus dir liniarmung der Kin
der, die ihre Sei-gen darüber oergaßen,
Muttcrd Amt zu übernehmen nnd die
Kartoffeln fertig zu braten. Anne
Marie ging langsam zu ihrem Sahn
hinüber und nahm seine Hände in die
ihren.
Er hob dasGesichi m ihr empor und
fragte nur stehend, um noch einmal die
Bestätigung zu hören
»Mutter-Mutter?«
«Ja,« antwortete sie leise, ..eH ist
wahr, Peter, allen’e wahr! Aber Tit
mötst mi da nich um schelten ischcltens
—ick biin da unschiillig an.«
«Wariim hcttfi Tit uns nich ntdalm
»(auegethan,i, Mutter? Wat lettst Dir
mi mit den Ollen an einen Tisch
sitten1-«
»Ja, Peter, Peter, dat icggft Du
weil io! litdohn, bat tost Geld, ici
heirirs sa mr als-s.l de sätäd Stelle-! lln
denn-»wir iri oi iveggahn, denn ver
prasn de Lll dat all, un Ji hemmt kee
Hund m- den Linn Js dal nicht so?'·
Er nieste ichirieigend, er war schon
Bauer genug, nin mit ziiher Treue an
:dein ererbien Nut zu hängen, nnd ihre
einfachen Grunde leuchteten ihm Voll
ftiindig ein.
.Un warum heit he dat dahn, Miit
ins-«
Sie sah zu den Kindern itiintlteri
Idokh dieie hatten den Schiner-; set-i
iganz vergessen, sie vrobitten immer
sadrvechielnd ani- der Pfanne nnd nrrs
Isttchtcm iirjt die Speckrviirsel weg
i zusangen z
i Mit leiser Stimme erzählte Arme E
sMarie iltrctn Zahn die lttrze traurige
sGeschinne ihre-e Lebend, und in ihrer
istrengen Ilieditiichleit schob sie ihrem
HMttnne dieselbe Schuld zu wie dient
Vater nnd gestand, daß nur ein Zuf. ii
nicht Jene-n zutn Morde-r gentarln hai -.
Als sie in Ende war-, stand ste neJt
eine Weile stnnnn neben dem Rauschen
den, dann wandte sie sich, tnn an ihre
Arbeit zurückzukehren
Nun war auch dieser Tag tnik seinen
Sorgen nnd Liengsten fast vorüber, und
Itroisdem sie sich malt und tniide fühlte,
Jfam ed iibcr sie wie eine Empfindung
ssriedlicher Ruhe: nnn war auch das
überstanden, mag sie Nacht und Tag ge
sängftigt hatte. Würde sie nun wieder
sauratlnttcn written, sich langsam an das
s unselige Vernangniß gewöhnen, das ihr
ldie Gegenwatt des alten Mannes ans
izwängte, und winden auch die Kin
der-?
DaSStridzeug inni in ihren Schooß;
sie sah von der trnben Alltäglichkeit
satt in eine bessere-, sriedenevolle
Zukunft, in der die Kinder gros; und
net-sorgt waren, sie selbst in etnetn
siilien Eckchen ihren chenefaden ab
spinnend-—-ja, ja, so würde es sein,
aller Kampf und Zwiespalt beendet,
ein paar letzte Jahre, itt denen sie den
Lohn ihres Fleißee danlbar genießen
dar-ju
TaJntttDe jic nnigcfrtxristjt tsrzxcit
lautes Schreien nnd Juni-n, tir nntci
schied die Stimme dei- :Illten, der in
den höchsten Tcncn heischt-« nnd ccncz
anders-, nnr zn wohl bekannte-—
Sie lief hinaus anf die Tenne, der?
Alte hatte einen Trcirikslcgisl in der
Hand, ihm gegenüber stand ihr Zehn,
die Hände Zn Fäusten grballt nnd zur
Abwehr erhoben. Und hinter den Bin
der hatten sich die dxei Minder gestrich
tet und nntcrftiinten den stumpf dntrh
Schitnpftvorte nnd ansporncnde Redens
arten.
Sie tcat ruhig zwischen die beiden
Gegner nnd entwand dein Alten das
Werkzeug.
»Wat sall dat bediidenl-« fragte ri
wild, ohne sich jedoch ihr zn wider
iehetn Sie antwortete ihnt nicht, fon
dern wandte sich dem Sohne zu, dessen
Arme beim Anblick der Mutter herab
gesunken waren.
«Wat hest Du dahn, Peter?«
.Nix, Mutter! De Kinneto hebt-en
em Miirder ichellt (gescholten), nnd he
will ehr ilahn. Un wenn he dat deiht,
denn ilag ict ein dod——ick tat ehr nich
anrtlgen vnn em.« «
Der Alte begann von Neuem, zu
toben, aber iie unterbrach ihn ntit
fester Stimme:
.iiinnero iiind Kinn-to, Bat-dek
de hebben noch teen Verstand nich. Un
hat blitvtvt nn fo, ie weeten ntt mit Di
Bewegt-wiss Du nn nich nttkeckem
nah’t Armenhuue oder nah de Stadt-«
Der alte Mann erstickte reift va
Wnth nnd veeithtvot fich. lie r alle
sie! Kinder mitzubringen ehe« er rsin
Platze wiche. Sie hörte ihm autmsib
sain zu, dann winlte sie den Kind-ein
und ging iiiit ihnen iii die stube zurint.
Waeiolltenun geselselienP Die Klei
neii verhielten sieh stiiniiuz sie hatten
wohl leiu gutes Gewissen. tell-er lontite
sie sie tadeln? Kinder sind imer
rausaui, nnd es war iiatiit·lieli, daß sie
Portan dieses furchtbare Wort benutzenx
winden, iiui den Verhasxten lsirosinater N
zu reizen nnd zu liiinlen Aber dieser
täglich erneute tinnini. den sie »nut
guteni Recht zu siihren glaubten, wurde
sie allmälig verroheit und sede verneh
niere Regung in ihnen ersticken. lind
wag aus ihres Sohnes Augen sprach, s
das war Rache gewesen, die Begierde, »z
dic Bliitilini zu siihnen nnd Ten, der i
ihn deel Vater-I beraubt hatte. zu nich
tigen-—zu tiLVienl Konnte sie ihr Feind
noch ltinger der Versuchung aussetzen,
itiußle sie ilitn nieht die Mogliehkeit
nehmen« Haß nnd Erbitterung in sal
eheui Maß-.- in siih zu oerstiirlein daß «
er ihnen eines Tages Ausdruck gab und s
die Hand wider den Ahn erhob? Durstes «
sie stumm zuschauem daßauehihr Solln-Hi
iu’el llngliiek lies, iind der einen
Schandihat eine iieiie hinzugefügt
windel
Gab es denn nirgends Erbarmen siir
sie, nirgends Gerechtigkeit-war sies
init ihren Kindern unrettbar dein mora
lischen Untergang verfallen? S
stöhnte laut aus« sie fand keinen Au
weg aus ihrer Noth, keine Rettung.
Ja, wenn der alte Mann todt wäret
Sollte sie-—? Aber sie verwars den
Gedanlen sosort wieder; welch’ ein
Beispiel siir die Kinder, abgesehen
davon, daß ihr doch ini leisten Augen
dlick der Muth versagen wurde. llnd
brächte sie das Furchtbare fertig, so
hauste sie eine neue Schande aus den
Namen und giibe die Kinder der Bez
aehtung und dem Widerwillen preist- —
Denn sie wurde die That weder leug
nen können noch wollen. «
Es war nun ganz diinlel geworden,
und die Ftleinen iriahiiten sie ungedul
dig an die :’lbendsttpue. "
Ztc seht-at empor, ziiiidete die Lampe«
an und iieiliest das Zimmer. is
Als sie sieh nui Herd beichiiitigte,«
öffnete sich hinter ihr eine Thur, und«
als sie sich uinwniidte, sah sie in die
Augen des Alten, der sie uiit siiiileln
den Blicken niusterte, « .
»Wat ivist Du, Vadder?« fragte sie»
leise erschauerrid. s«
Er lani ihr langsam nahek
,,.L1est Tu de stinner dat iii·n Flor
jen— -dot vun :ni-—un-—nn den Annc:«ni’:"
Wiss Du mi hier rute drängcln nlf
Hug, Tu—«Ln--—«.-« «
ist fasgtc Its-Im ilncn Fanden nn.s..—."
iclmnkllr su. zi;
..«cII «n·I lex-, Vorderk« befahl fix-s
mit Jllcmber ««-linnne, »lat mi lot-!
rliess iie lus, aber nur, um na.
ilnxn »Icle :«.1 quiicn, den rk miLsps
cism in Eli-« in zunllannncktc. s
Eie kannst-: mit ilmI, und gegen
ilzren Willen Inttang sich ihr ein lan
m Eli-Hi lensn im nächsten klugen
blick fu«-lu- ixc Mj befreit, und iie s
den alkcn Mann zu ils-ten FiIßen is .
gen, von den dcrlscn Fausten ihr
Solmed festgehalten «
»Nun schlagen Euer, nich fchz
grill« link m- onzxixssolh Ivclyl wisfcnl
daß der list-; chl.:,1 dem Jungen di
Besinnung miben und seine Leid-»
schalt ans brechen lniikn wiirch «
Tcr Llltc IolIlc und schrie-, aber f
gelang ilzm nicht, die junge Kraft »
besiegen. Peter Mlcifte ihn durch di
Trnnc, sticn die Lljnr auf nnd lch"
seine Last los M Schwelle nicl If1
Dann spi. I ck zuriut in S Wand u Or
schob den slicqel Inil schneller cmF
vor. «
,.:«o, :Uinttctk« tante er nnd ttij
schlang dtks sZiislttcixzuid-.-, »nu Lunis-ex
he nich trcddck iik liit ern niiii ritt !«- Z
Sie iiijrtem nie der Iiltsc iicii das-»Y
erhob und fort niiin, istnte dirn Versns
zu mach-cri, sicii Eintasi zu erzwingen
Peter satt-te tscriinittich nni. »
rergricpt itsisrxzrciiti stets nicht tiscdd««s;.·
Te kennt tni nn! litt tin nntrd he Es
tuoil ist-nett nndrtnictt.« H
Minos-Watte nntnisrtctc tintt nutz
EOIttc sie siiii instit-n, daß der XE- »
ungestraft den tskroßuntcr gesuchan
hatte-war W niiijxt der Anfang seit-s
Tyrannci, trjnde tiefer eiste Sieg « :
nicht lsemuscticn nnd den letzten RE«
kindlicher Piktcit hinweg schwennnen
Sie nahm konnt Ttkcil an der Mai »
zeit, noch liotte sie auf das Gepiaud i
dcr Minder. Etsttn spnter Nacht löskih
iie das Licht nnd horchte noch eintnks IF
ob.niti,t der Alte zitriickiclsrr. Aimi
Altes blieb itilt, nnd in den sctilnsio
Stunden unitreiiten ihre Gedatn »
hiisesnchetid den einen Punkt: wiss-F
wird sich dir Zukunft gestalten? Tscki
Und sie fand tin-der Trost noch Oox I,
nung. J
Atttsriihcnxhiiorgett, als Amte-SinktL g —
eben erst die Thüren weit geöffnet us V
dat- Vieh iiinnusgetrieben hatte, s" «
sie einige Mcinner sich aus das Ha -
zu bewegen. -« «
Man brachte ihr den alten Mai «
den man ani Doriteich ausgefund
hatte. Er hatte im Wirtin-hatte getru
ten wie ein Unsinniger und war ei
spät allein soktgetantnkit. Do
mußte er gestrauchelt sein und war in«
Wasser gefallen, mit dein Kopf vom-.-I
sein Körper noch am Lande innen «
aber er hatte in seiner Tinntenh 1
nicht vers-tacht, sich emporzurqiietk
Anneitiiittiev lauschte stunnn d-«
langnttnnigen Erzählung, sie iiußet (
tpeder Schmerz noch Mitleid. Aber n. « «
die Männer sich endlich entfernte
hqlh gekränkt durch ihre Theiinctsn
lpiigteit. da sant sie in die Knie nebs
Ich Tod-St nnd Miete die Händ-; sii
wonerlvst nnd gerettet.
K
M