« ickk . « - alroman von Paul Ostae Höcker. (-. Fortsetzung) , er haßte sie ebensosehr wie den « ffsbaurneisterl Denn wenn sie hier der Abgeschiedenheit so sorglos in Tag hinein lebte. während in Kiel furchtbares Gerichtsdrama bevor d, so konnte ihre Trauer um den etnordeten Vetter nichts als Komö sein. ns sah ein, daß er schnell handeln II e, wenn er entscheidend eingreifen so te. Nur eine Setunde überlegte er, Mit ließ er Dagrnars Gepäck fallen d rannte nach dem Oberdeck, von Im aus er, der Vorschrift nicht ach Md, ohne Zögern die Commandobrücke III Capitäns betrat. Kurz und bündig bat der Matrose Un Urlaub. Der Capitiin, der das Anlegen an , rücke soeben beaufsichtigte und von zu Zeit durch das Sprachrohr nach « Maschine einen Befehl ertheilte, sah nur brummend um. Der Mann am " euer riß die Augen weit auf, als er Ue Dreistigleit des deutschen Matrosen Punkte. »Iman —- jetzt schon? Wo Sie erst M paar Fahrten mitgemacht haben Z« regte der Capitän ihn in seinem här en Tone. hans Gödecte stammelte etwas von III-r wichtigen Entdeckung —— einer in, die fech dem Gericht entzogen » —- er müsse vom Schiff herunter, st gebe es ein Ungliickl Der Capitän ließ ihn nicht ausreden. Soeben polterte die rechte Bordwand n einen Pfahl; man hörte ein paar Insestellte fluchen. .Scheren Sie sich zum Henker!« Mterie der sonst gutmüthiqe Schiffs , ret. »Und lassen Sie sich nicht wie an Bord blicken!« Jm Nu war Hans Gödecke von der omrnandobriicke herunter. Er kam ge · de noch zurecht, als Dagmar Peter iiber die bewegliche Brücke aus den —J-T teg trat. Hastig packte er ihr Gepäcl Uf« die Schulter Und folgte ihr. Der Steuermann rief ihm zu, er Ue das Gepäcl am Brückenkopf nie . etzen und zum Kran zurückkehren, Doch er gehorchte nicht, sondern blieb icht hinter der jungen Dame, die sich ktaschen Schrittes der nächsten kleinen Anlegetreppe näherte. Inzwischen hatte auch Karla von tu Tann ihr kleines Boot dorthin ge lenkt. Ein Junge nahm ihr das Ruder Ob und sprang an ihrer Stelle ins 4svvt Karla aber ertlomm hastig die Keine Treppe, eilte auf Dagmar zu, Md gleich darauf hielten sich die beiden jungen Mädchen schluchzend in den Ar M -«Ikeines tümmerte sich um den Ge riiger. Jn hurtigem Tempo schrit sie Arm in Arm dem Lande zu. . Die Unterhaltung war deutsch ge Fkhrt hans Gödecle entging lethort. .Wie du mich ausathmen machst Durch dein Kommen, Dagmar! Jch kaubte schon, du wolltest nach den aurigen und unfreundlichen Tagen BBerlin gar nichts mehr von mir wis sen! Und wie ich mich nach einem Wort . ei M dir gesehnt habe! Aber keine ein- » " zige Zeile erreichte mich, bis ich endlich auf den Einfall kam, an deine Kaperr er Adresse zu telegraphiren, um - deinen Aufenthalt zu ertunden.'« « ,Wie, dadurch erst erfuhrst du, Kar to, daß ich in Christiania im Hause des « owessors Tirsäus seit meiner Abreise sen Berlin weilte? Aber ich habe dir zwch zweimal von hier aus geschrieben! « Zuerst nach Bergen. dann nach Vitoer Im ·Hardang«erfjord!« X »Das erste, was ra) von oir ver « Inahny war gestern dein Telegramm aus meine Anfrage.« «, »Aber das ist mir unerllärlich! Dach laß dich jetzt erst betrachten, meine arme s Freundin!« Hi Karla nickte ihr traurig zu. »Ja, IX arm — arm — bettelarm! Das ist das Z; rechte Wort!. .Jch habe aucb zu al F lern«Ungli-1ck nocb meinen Vater ver las s; ten.' »Wie, der Admiral — ·,Jst bei bester Gesundheit, beruhige dich nur; aber im Herzen ist es leer « Imd kalt und öde bei ung- beiden gewor g Un. Macdonald steht zwischen uns. « Run, du lennstihn ja von der Begekx me in Kiel und von jeiscr mir so un ;— endlich peinlichen Scene in unserem - Hause in Berlin ber. « eber Dagmars Antlitz huschte ein tieri. »Ich beweise dir eine große Ueberwindung, indem ich deinem Rufe .Denn der Gedanke, deinem Va - und dessen Schützling nach allem xi gefallenen noch einmal gegenüber "s zu sollen, ist mir wirklich furcht » Aber dein Telegramm war so "s-"«ngend, so bestimmt-J »Ja, Dagmar, bestimmt und ent — sscn Denn für mich giebt es seit - i- rn kein Schwanken mehr Jch habe furchtbare Auseinandersetzung dem Vater gehabt und bin zu ei sesten Entschluß gekommenf ie beiden Damen waren ans Land - . hanc Gödecke schritt, die —. heradfenkend, hinterdrein. Jn ctwgima tümmerten sie sich bei oe III due päckiräger Erst als - » Ist bemerkbar machte, " halb nach ihm um , cns eine dicht am Strand sumbald liegende schmucke : M: wrpoethin kommt das , was das Blut heiß m erst-new Er befand sich .— —. - l l -. llllwllltlllllllll . tn einer namenlosen Ausreaung Je den Augenblick trieb es ihn, das Gepäck fortzuwerfen, vorzustiirzen und Dag mar Petersen aus der zärtlichen Um schlingung der Mitschuldigen Sendun gers los-zureißen. Aber das Gespräch der beiden ging weiter, und er lauschte in fieberhafter Spannung. »Das Ausbleiben deiner Briefe,« fuhr Karla fort, »dermag ich mir jetzt zu erklären. Sie sind von Macdonald unterschlagen worden. O, es ist nicht das einzige, was ich ihm vorzuwerfen habe! Er hatte es schlau eingefädelt, um mir jede Verbindung mit der Hei math abzuschneiden. Den Vater hat er ganz in der Hand. Unter dem Vor wand, er habe ihn schonen wollen, hat er ihm bis zum gestrigenTag sogar den Tod der Tante Zeck verschwiegen. Ein Telegramm hatte das jähe Ende der alten Dame nach Bergen an seine Adresse gemeldet, aber er hielt uns in Vitöer in der Einsamkeit fest; er be sorgte die sammte Correspondenz des Vaters, und nichts gelangte in meine Hände —- von meinen Freunden und von Vollrath. Jch glaube, daß Voll rath mir zürnt. Wie konnte ich ahnen, daß die Briefe, die ich dem Wirth in Vitöer anvertraute, durch Macdonalds Hände gehen würden! Auch auf der Reise hierher befand ich mich unter Macdonalds steter Ueberwachung. Ge stern nun, als ich ganz zufällig ein älteres deutsches Blatt in die Hände bekam und unter den Todesanzeigen die Meldung von Tante Astas Ableben las, da dämmerte mir der Zusammen hang, uns-; ich beschuldigte Macdonald offen des Diebstahlsl Mein Vater trat, nachdem Macdonald eine heuchlerische Erklärung abgegeben hatte, sofort aus dessen Seite und verbot mir, je wieder eine Zeile an Vollrath Sendlinger ge langen zu lassen. Er nannte ihn einen Schurken, einen Verbrecher—was weiß ich —, qebrauchte Ausdrücke, die mir die Ueberzeugung aufzwangen, daß es zwischen meinem Vater und mir end gültig aus sein müsse!« »O Karla, aber das ist ja unfaß bar!« »Ich sandte sofort das Telegramm an dich ab, um dich zu bitten, daß du mir beistehst. Denn ich bin entschlossen, meinem Vater zu erklären, daß ich ohne Zögern nach Kiel reisen und Vollraths Schuh anrusen werde. Ich gehöre zu ihm —- nicht mehr zu meinem Vater, der es fertigbrachte, mir«den Verdacht ins Antlitz zu schleudern, daß Ewald von der Hund Vollraths getödtet wor den sei!« »und Jhr Vater hat recht Fräulein von der Tann,« schrie plötzlich derMa trose. »Sendlinger ist der Mörder mei nes unglücklichen guten Herrn!« Einen Augenblick lang tiefes Schweigen. Die beiden Damen hatten sich entsetzt nach dem Matrosen umge sehen. Karla hielt die Hand ihrer Freundin fest, sie zitterte über und über; ihre Augen blickten starr und wie irre. »Wer sind Sie?'« stammelte sie end lich. »Ich bin Hans Gödecke, der frühere Bursche Jhres Vetters-. Jch war oft km Hause Jhrer Verwandten, der Frau v. Zeu, die nun gleichfalls schon der Ra sen deckt, und ich habe durch das Ver brechen jenes heimtiickischen Schurken, den Sie Jhren Verlobten nennen-« »Halten Sie ein!« schrie Karla per zweifelt auf. Der Ton war so erschütternd, daß dem Matrofen das Wort auf derZunge erstarb. « Dagmar war händeringend aus den Burschen zugeschritten. »Aber wie kön nen Sie es nur über sich bringen,« sagte sie in heftiger Bewegung, »eine Leidende, eine Unglückliche so brutal zu überfallen?« »Ich sagte nicht anderes, als wag die lautete Wahrheit ist, und was auch das Gericht glaubt!« »Das Gericht?« . »Herr Sendlinger sitzt im Rieler : Untersuchungsgesängniß und sieht in : den nächsten Wochen seiner VII-urthei s lung durch das Schwurgericht entge ; gen!« s Namenloseg Entsetzen prägte sich in , den Zügen der beiden Frauen aus· Jn ) i i slicgender Hast bestürmten sie den Ma trosen, aus-zusagen, was er wußte. Hans-Eisdecke brachte kalt und finst:: vor, toaS er den vielsachen Verhand lungen entnommen hatte. »Und Vollrath Sendlinger schmet ! terte sein Antläger nicht in Grund und Boden?« stieii Karla fast heiser hervor. »Ist die Anklage —- bei aller Jnsarnie, die darin liegt -— nicht etwa ganz sinn los und unmöglich, da ich selbst ins Vollraths Begleitung war von demAu- s genblick an, da er den Ball verließ, bis s zu der Sekunde, in der wir beide den , Unglücklichen in seinem verhängt-Hy vollcn Zustand sah-en ?« Ein höhnisches Lächeln trat aus Gi dectes Lippen. »Ja, das behauptet cr freilich; aber das Gericht schenkte de: Aussage der Frau v. Zect mehr Glau ben, die noch kurz vor ihrem Tode im Zeugenverhör unterm Eide ausgescat hat, daß Sie den Heimneq in ihrer-n Wagen rnit ihr und dem Lieutenant zu sammen zurückgelegt bätten.« »Und hat man Sie nicht darüber vernommen? Sie mütsen an jenexx Abend doch bemerkt haben, mit wem Ihr Herr fort inst« Der Matro e uckte die Achseln. »Ich weis den dem A nd nichts —- rein aar nichts mehr. Man hatte mich betrunke gemacht. Das Untersuchunasqerickt wußte das nnd ließ mich deshalb auekf gar nicht zum Schwur- zu.« »Aber mein seuaniß wird den Un Cliickiicheu doch entlasten!« · »Sie Indes sich ia vor Gericht nich .- ..—--. d it lassen, ka Mit Fisch Billet en onhe »Entslohe·n?« siteszstarla zornig her vor. »Aus Angst nm meinen Vater, den ich nicht allein in der Gesellschaft jenes elenden Schleichers reisen lassen wollte, bin ich ihm gesolg t. " »Das Gericht hat mehrmals Aus rufe erlassen aber weder Jhr Vater noch Sie selbst haben lich gemeldet.« »Weil ich nicht wußte, dasz man mei nen Bräutigam verhaftet hat-" »Aber Jhr Vater wußte es doch, der Staatsanwalt Mahrhofer betonte es ausdrücklich —- ich erinnere mich ganz genau.« »So tann ich nur annehmen, daß Macdonald auch die Zuftellungen des Gerichts an uns unterschlagen hat. Er wollte Vollrath Sendlinger vernich ten.« Der Matrose schiittelte den Kopf. »Solang Herr Sendlinger so hart näckig leugnete und sich auf Jhr Zeug niß berief, konnte er nicht abgeurtheilt werden —- das mußte Herr Macdonald wissen.« »Aber etwas anderes gedachte er da mit herbeizuführenf rief Karla heftig athmend, »die Verzweiflung meian Verlobten! Denn Vollratb Sendlinger mußte verzweifeln —- an mir, an der ganzen Welt, da er keine Nachricht von mir bekam! Und daraus hatte es Mac donald abgesehen .vielleicht gehofft, dasz die Verzweiflung den Unglücklichen zur Selbstvernichtung treiben würde. Dieser nichtswürdige Schurke!« Die drei Menschen standen mit blei chen Mienen, zitternd vor Erregung, bei einander. Verwirrt, rathlos sahen sie sich an. Da klang von dem »Rutland« her das erste Abfahrtszeichen. Karla schral aus ihrem Schmerz plötzlich jäh empor Sie zeigte nach dem Schiffe hin und sagte abgerissen: »Das ist s —- mit dem Schiff muß ich fort-sogleich — ihn retten!« »Aber du kannst doch nicht fort von hier —- wie du gehst und siehst,« wandte Dagmar zaghast ein. »Ich muß, ich muß! Leb wohl, Dag mar! Verzeihe mir, was ich thue! Es ist ein Unrecht an dir, aber bedenke ..... « Sie konnte nicht weiterreden. Jhr Blick glitt nach dem Brückenkopf; dort sah sie, daß das Schissspersonal soeben damit beschäftigt war, das letzte Ge päckstiick mittels des Krans an Bord zu schaffen. Karla riß sich von der Freundin los und eilte mit fliegendem Gewand und teuchendem Atbem nach der Brücke zu rück, starr den Blick aus das mächtige Schiff richtend, dessen Gepäcklute soeben geschlossen wurde. Sie schrie nach dem Schiffe hin — rnachte Zeichen — da aellte das zweite Signal der Damvspseife übers Wasser herüber. Hans Gödecke war noch ganz betrof fen von dem, was er erlebt. Er war im Zweifel, ob er hinter Karla herstürmen und gleich dieser versuchen solle, ob er noch an Bord komme. Aber er gedachte des zornigen Abschieds, der ihm ge worden; wußte. daß-ers mit dem Ca pitän des »Nutland" endgiiltig ver dorben hatte· Nun, gleichviel, er würde auch wo anders untertommen, wenn ihm erst seine Sachen vom Bord des »Rutland« durch den Heuerbaas aus geliefert worden waren. —Tiesaus athmend wendete er sich an Dagrnar. »Sie glauben gleichfalls an Send lingers Unschuld-" fragte et diese zö geend. Dagrnar sah ihn entsetzt an. »Noch dem seine Braut so gesprochen und ge handelt —— sollte es noch einen Zweile geben ?" Hans Gödede hatte bemerkt, daß die Passagiere am Bord des »Rutland« auf dein Oberdecl zusammengelausen waren und zu der Capitiinsbriicke hin aufriesen. Richtig, das Schiff hielt noch immer, trotzdem das zweite Sig nal schon geqeben war. Und jetzt öffnete sich die Pforte wieder, rasselnd wurde die Brücke auf den Steg geschoben, und schnellen Schrittes eilte die schwarze Frauengestalt an Bord. Dagmar und Hans sahen die Brücke wieder verschwinden; gleich darauf ! stampfte der Koloß den weis-en Gischts auf, so daß weit hinaus das stille blaues Fjordwasser brodelte und zischte und breite Welle mit blendendem Schin1-l mer am Strande hinaufliesen· - Der Matrose hatte in tiefen Gedan 1 ten dem sich entfernenden Schiffe nach- s geblielt. Jetzt fuhr er sich mit demj handriiclen über die Stirn und sagtei zu Dagmar: »Das Kieler Gericht wird I annehmen, daß sie kommt, um einens Meineid zu schwören.« Dagmar wollte« ihn unterbrechen, doch Hans fuhr fort: »Ich habe ja selbst Mitleid mit ihr, aber tann man ihr helfen? —- Kommen Sie mit zu ihrem Vater; es ist nun wohl unsere Schuldigteit, ihn auszu klären-« Dagrnar raffte sich entschlossen zu sammen· »Gut denn —- ich folge Jhnent« Siebzehntes Capitel. Dagmar Petersen hielt es für an gebracht, die Abreise ihrer Freundin telegraphisch an das Landgericht in Kiel zu melden; hans Eisdecke erklärte sich bereit, die Depesche auszugeben; ·r übernahm auch den Austrag der jun gen Dame, ihr Gepäck nach dem näch sten Gasthofe zu dringen. hani mußte sich, so sehr er sich anfangs sträuben wollte, von der Fremden mit den nöthi en Mitteln versehen lassen, dann in get Eile war es ihm nicht möalich ge wesen, sich seine kleinen Ersparnisse aus seiner Kleiderliste zu holen. Der jungen Künstlerin die alsbald den Weg ru Karl-is Vater antra W wurde dte er Gang recht schwer. Die unerquickl Steue, deren Karla vor GödectesO ten Erwähnung gethan, hatte in dem unliebenswiirdigen Em pfang bestanden, den der Admiral so wohl als Macdonald der trostbediirfti gen Braut Ewald in Berlin bereiteti hatten. Dagmar war dabei nicht eins ; mal mehr mit dem Plan umgegangen, I längeren Aufenthalt in Berlin zu neh- i men. Sie wollte schon am zweiten oder dritten Tag wieder in ihre heimath zu rück.’Trotzdem trugen die beiden Her ren eine schroff ablehnende haltung gegen die Bildhauerin geflissentlich zur Schau. Als Dagmar das von Karla be zeichnete Haus betrat, nahm sie sich fest vor, Herrn von der Tann die erforder lichen Mittheilungen nur in streng ge schäftlichem Tone zu machen. Einem Auftritt, wie er in Berlin stattgefun den, wollte sie sich kein zweites Mal aussetzen. Doch die Aufwärterin des Pensio nats erllärte der Aniommenden, daß Herr von der Tann schon frühzeitig mit Hern Macdonald zursammen zum Angeln nach der Jnsel Tjömö gefahren sei. Da die Frühstückszeit nahe war, seien die Herren aber jeden Augenblick zurückzuerwarten. Dagmar ließ sich also einstweilen in Karlas Zimmer führen, wo sie am Fenster Platz nahm und das herrliche Fiordbild bewunderte, das sich ihrem Blick darbot. Der Hafen von Tönsberg war in ! südlicher Richtung, nach den Inseln Nötterö und Tjömö hin, von Fahrzeu gen starl belebt. Dagmar erinnerte sich, davon gehört zu haben, daß Tönsberg die Heimath kühner Seefahrer sei, die s von hier aus auf den Walfisch- und! Robbenfang in das Eismeer geheiJ Das Bild der Stadt hatte ein sehr; charakteristisches Gepräge: gilt doch J Tönsberg fiir die älteste Stadt Not-« wegens. Der verwitterte Thurm, der von der Jnnenstadt zu Dagmar her übergriißte, stammte sogar aus derZeit i Harald Harfagers Es war eine Viertelstunde vergan gen, als Dagmar Schritte auf dem Corridor vernahm. Sie hörte die Stimme Macdonalds, der sich von sei nem Begleiter soeben mit den Worten trennte: »Laß dich nicht stören, Väter chen; ich werde die Person selbst abset tigen —- gewiß eine Bittstellerin oder etwas ähnliches! Ueberlege dir inzwi schen unseren Plan. Frisch gewagt ist halb gewonnen. Wenn du zustimmst, schwimmen wir schon heute Abend am Bord des »Polarstern" dem Norden zu Dagmar vernahm weiter, daß Herr von der Tann ein paar matte Beden- » ten äußerte, im ganzen aber Macdo-i nald zustimmte. I Hastig eilte sie zur Thür, trat auf; den Corridor hinaus und rief dem al- J ten Herrn zu: »Ich habe mit Jhnen selbst zu sprechen, Herr Admiral; ichs ließ mich durch die Aufwärter-in Jhnen melden, nicht Herrn Macdonald.« « Der alte Seemann sah sie erstaunt an. »Wie kommen Sie hierher —- zu meinerTochter, John Churchill, warum J sagtest du mir nicht«-« i »Aiimmere dich nicht weiter um die Sache, Papa!« sagte Macdonald in ge zwungen leichtem Tone, ihm das Wort abschneidend, »ich werde dir schon mit theilen-—« »Ich bestehe darauf, Sie selbst zut sprechen, Herr von der Tann!« wieder- ? holte Dagmar fest. »Ich hoffe. daß Sie ! sich in diesem Falle nicht wieder be-" vormunden lassen werden!« Die frischere Stimmung, die der alte Seemann mit heimgebracht zu haben schien, angeregt durch das auswan ternde Gespräch und die tühnen Pläne seines gewandten Begleiter-Z, war im Nu verflogen. »Ich erkläre Ihnen, mein Fräulein, dasz ich mich von niemandem bevor munden lasse!« erwiderte er gereizt. »Und es liegt ganz in meinem Belieben, darüber zu bestimmen, wen ich empfan gen will und wen nicht! Da ich aber nicht weiß, was mir nach unserer offe nen Aussprache in Berlin noch mitein ander zu verhandeln hätten, so verzichte ich auf die Unterredung.« »Auch wenn ich im Auftrag Jhrer Tochter tomme«.8« »Karla kann direkt mit mir unter handeln.« Der Admiral wandte sich kurz ab und wollte in sein Zimmer «eintreten. Dagmar fah, daß es in den Zügen Macdonalds triumphirend aufleuch « tete. »Und was unsere Reise betrifft«, richtete der alte Herr erregt nochmals an diesen das Wort, »so bin ich jetzt völlig mit allem einverstanden. Ueber nirnm die Regelung der Geschäfte hier im Gasthofe und bestelle noch in dieser Stunde die Plätze zur Nordlandsfahri. Am Kap wird man dann vielleicht doch endlich ungestört sein von diesen —— an hänglichen Besuchern !« Die junge Künstlerin, die sich so auf dem Flur abgefertigt sah, preßte die Lippen in ihrer Empörung fest aufein ander, und Thränen des Zornes und der Scham traten ihr in die Augen· Doch noch einen letzten Versuch wollte sie machen. «Jhre Tochter tann aus detnGrunde nicht rntt Ihnen direkt unterhandeln, here von der Tann, weil sie nicht mehr in Töniberg anwesend ist.« Der Admiral wandte steh rasch nach ihr um« »So? Und davon sollte ich erst durch Sie erfahren L« - Dagrnar war durch den charsen, Phnischen Ton tief verlest S e wollte est das Gespräch endgültig abbrechen; da in diesem Augenblick aber assis decke den Flur betrat. sagte noch tue-: Dieser Landsmann von Ihnen W wtrv Z en vielleicht etn angenehmerer i Bote I n. Jch erkläre mich jetzt aller- ; dingö außer stande, meinen Auftrrgl auszusiihren.« ? Der deutsche Matrose war verwuns ; dert stehengeblieben, als er gleich bei. seinem Eintritt ins haus die wenigs erquickliche Auseinandersetzung ver- l nahm. i »Berichten Sie dem Herrn Admi ral!" sagte Dagmar zu ihm. »Mir ist i es unmöglich!« ? Hans hatte die Mienen der dreit Leute scharf gemustert. Herr von der ; Tann war ihm schon von dem Gemälde ; her bekannt, das in der Wohnung fei- - nes Herrn gebanan hatte; aber mit Macdonald erging es ihm ähnlich wie mit Dagmar: er entsannt .ich, ihn schon einmal gesehen zu haben, wußte aber nicht, wann und wo. Eine Täuschung war ausgeschlossen, denn Macdonalds Erscheinung war zu auffallend; auch stimmte der blonde Vollbart und der Ausdruck seines Gesichts volltommen mit dem Bilde überein, das nun plötz lich aus seiner Erinnerung aufmachte Es war jetzt aber keine Zeit zum Nach denken. Da Herr von der Tann deut-l l ( lich seine Ungeduld zur Schau trug, sagte Hans turz ent schlossen: ,,·’Ftäulein von der Tann ist vor kaum einer halben Stunde am Bord des ..-tiutland« nach Deutschland zurückgereis .« ,,Wie?« rief der Admiral zornig. »Meine Tochter wagt es ——« er sah sich rollenden Auges um. Auch MacdonaldsAusdruck wechselte jäh. Entsetzen und Schreck entstellten seine Züge· »Noch — nach Deutschland, . sagen Sie? Etwa gar nach Stiel«—« Er stockte. Seine Blicke forschten in den Mienen der beiden Fremden »Noch Meil« gab der Matrose zu- ’ rück. »Sie hat die erste Gelegenheit be- i nutzt, um den wiederholten LadungenE des Untersuchunggrichterg endlichFolge T zu geben« ! »Den wiederholten Ladungen-« : fragte der Admiral stockend. »John Churchill, sagtest du mir nicht, daß das ; Gericht auf unsere Anfrage hin geant wortet hat: jede weitere Vernehmung , sei überflüssig, da Vollratb Sendlin-i i get auf Grund des von ihm beigeschaff- H i ten Alibibeweises aus der Haft entsi ’ lassen sei?« T Hans Gödecle lachte trotzig aus« »Das hat Jhnen dieser Herr da er zählt?« fragte er, Macdonald von oben bis unten messend. »Nun wohl, so hat er gelogen!'« Ein zorniges Durcheinander erhob sich. Da der Austritt Publikum aus dem Gesindezimmer herbeigezogen hatte, so hielt es Herr von der Tann nun endlich für gerathen, in Karlas Zimmer einzutreten. Als Dagmar und Hans ihm folgen wollten, raunte Macdonald den beiden zu: »Aber so begreifen Sie doch-Uns Schonung für den alten Herrn habe ich die aufregende Sache vertuscht! Ha ben Sie Erbarmen mit ihm, er ist net ventrantl Wollen Sie den Tod des al ten Mannes?« - Der Matrose trug seine Abneigung gegen das gleißnerische, verlogene We sen des Schotten deutlich genug zur Schau. Er blickte ihm drohend in die Augen, während er sein Hirn mit der Frage immerzu zermarterte, wo und wann es gewesen sein möge, daß er die sen hochngthigen und dabei doch so un ruhigen licl zum erstenmal gesehen hatte. Kurz bedeutete er Daginar, ihm voranzugehen. Zugleich mitMacdonald folgte er ibr dann in Karlas Zimmer, dessen Thiir geschlossen wurde. Der Admiral hatte sich an den klei nen Arbeitstisch, der sich am Fenster be fand, gestellt und sagte nun in hartem. gezwungenem Tone: Ach habe Sie nach dem Vorangegangenen nunmehr zu bitten, daß Sie mir rückbaltslos sa gen, was Sie über diesen Fall wissen-« »Aber Papa«, seyte Macdonald ha stig ein, »du wirst doch nicht im Ernst hier so eine Art von Untersuchung ein setzen wollen« wie?« «Lasz diese Leute reden! Sie haben mich in dir mitbeleidigt! Und sie wer den sich hüten müssen vor meinemZorn. wenn sie dir Unehrenhastes in die Schuhe schieben!« »Lassen wir diese Phrasen!« sagte Dagmar mit gezwungener Ruhe. »Herr v. Macdonald wird es bei seiner glän zenden Rednergabe ja doch dahin brin gen, Sie glauben zu machen, daß erSie nur vor Aufregungen schonen wollte, indem er alles unterschlug, was Sie aus den wahren Gang der Untersu chung hingeleitet hätte! Was er damit bezweckte, liegt aus der Hand — er wollte Sendlingerö Untergang. Karla hat es sofort geahnt, wag ihr uner iniidlicher Werber erhofste: er nahm an, daß sein Nebenbuhler in ohnmäch tiger Verzweiflung seinem verpfuschten Dasein ein Ende machen werde. Ja, darauf speiulirte er —— eine andere Er llärung scheint mir’s nicht zu geben!« Höhnisch lachte Macdonald auf. ,,Wirst du diesem Mädchen Glauben schenken?« sra te er den Admiral, des sen funtelnde licke bald ihn, bald die beiden Anlliiger streiften. »Sage, John Thurchhill«, versetzte der alte here tiesaufatbmend, »trotzdem du mußtest, daßSend · ger sich noch in hast befindet, und weder Schuld noch Unschuld klar bewiesen ist« woll test du mich iiberre ist-Fahrt nach dem Kap zu unterne men, so daß die in Mel unser harrenden Richter aber mals wochenlan ohne jede Kunde von uns bleiben mu teni« «Ja denn, wenn du’s wissen willst,« brach nun Mardonald un eduldi los; ,tch beabsichtigte, dich mit m e "rm liches see-eß nicht tät-act tu bei-elli W en, da ich wußte, tote sehr detne Sze undhett unter den mannigfachen l-: schütterungen schon elitten·hat. »Daß du mir den od meiner armen Schwester Asta verschwiegen hast, habe ich dir vergeben —- wenn auch schweren Herzens —- denn dort tonnte ich nicht mehr helfen; es war ja auch kein trost bediirstiger Angehöriger da als ich selbst! Aber hier handelte es sich um eine strenge Forderung der Gerechtig keit! Dem Gesetz gegenüber war ich ver pflichtet, aus den Ruf zu horen, und-es ist mir unerklärlich, wie du es fertig bringen konntest, mich in den Augen der Richter so bloßzustellenl Was soll das Gericht nur von mir denken?« »Es wird annehmen, daß es auch in kaem Willen gelegen hat, Sendlinger zu ver derben!« sagte Dagmar bestimmt. »Denn indem Sie Karla jede Verbin dung mit der Heimath abgeschnitten oder duldeten, daß Herr v. Macdonald Sie und Jhr Kind in dieser Weise be vormundete, war dem unglücklichen Verlobten Karkas die einzige Entla stungszeugin genommen worden!« »Karla —- meine Tochter, sollte den Beweis in Händen halten, dasz jener Sendlinger unschuldig ist?" Dagmar bejahte ernst. »Sie hat den unschuldig Angeklagten von dem Au genblick an, wo sie gemeinsam das Fest an jenem Abend verließen, bis zu der Secunde, in der sie Ewald trafen, nicht verlassen und ist jetzt, endlich nach Riel s« gereist, um den Geliebten tu retten· ,,Sendlinger wäre unschuldig?« sagte der Admiral tonlvs. »Nun, und aus wen fällt denn jetzt der Verdacht? Nimmt man etwa die Anklage gegen den Zahlmeister wieder aus?« »Wenn wirklich kein Unglückssall vorliegen sollte,« ergriff Hang Gödecte das Wort, »so wäre nach einem neuen Schuldigen zu forschen, denn einstim mig hat das Kriegsgericht den Zahl meister Scheuermann freigesprochen!« Herr von der Tann preßte die Hände an seine Schläsen. »Ich vermag nicht mehr zu denken -—— dieser Wust ver wirrt, erdrückt mich!" Der Matrose hatte, während cr sprach, den Nebenbuhler Sendlingers immer schärfer und drohender gemu stert. »Ja, wirr und dunkel ist dieser unheimliche Fall. Aber ich habe den noch den festen Glauben an die Gerech tigkeit des Himmels, daß der wahre Schuldige sich verrathen mus; — sich selbst vielleicht, und gerade durch die Art, wie er der Entdeckung seiner schmachwiirdigen That auszuweichen sucht. — Herr Admiral, folgen wirJi,s rer Tochter mit dem nächsten Schiff wir alle vier —-— und hören wir, wel chen Verdacht der Staatsanwalt nun äußern wird!« Macdonald sagte mit einem spötti schen Lächeln: «Glauben Sie, daß die Staatsanwälte nicht auch einer Be hörde verantwortlich sind für die Ver dächtigungen, die sie erheben?'« »Da schon zwei Unschuldige der Mordthat angeklagt waren, so könnte die Behörde ja vielleicht den Versuch machen, sich von jedem, der mit meinem armen Herrn in Verbindung gestanden hat, einen Alibitxweis beibringen zu lassen!« Der Admiral schüttelte hestig det Kopf- »Wo soll«-» hinaus mit dieser Rindereien?" Hans Gödecle richtete sich hoch auf Er ließ seine durchbohrenden Blicke leine Sekunde von dem bleich geworde nen Antlitz Macdonaldg. »Wenn die Staatsanwaltschast nun zum Beispiel auf den Gedanken käme, einen anderen Bewerber um die Gunst des Fräuleins von der Tann als den muthmaßlichen Mörder Meerheiinbs zu bezeichnen? Wenn sie zum Beispiel Sie, Herr v. Macdonald, aussorderte, tich zu ver antworten? Denn wie ich aus den Arten ersehen habe, hat Jhnen Herr von der Tann doch am Morgen des 20. Februar die Mittheilung gemacht, dasz seine Tochter sich am nächsten Abend mit Ewald o. Meerheimb verloben sol le. Und ist es denn nicht wahr, was mir in iiiel erzählt wurde, daß Sie früher einmal selbst Ansprüche ans die, Hand des Fräuleins gehabt haben’5« «Genug jetzt mit diesen sinnlosen Verdächtigungen!« donnerte der Admi ral, mit dein Fuß ausstatnpfend. . »Wenn Herr v. Macdonald gegen mich gefehlt hat, so giebt es Ihnen noch » lange tein Recht, ihn zu beschimpfen! Uebrigens kann auch nicht der Schat ten eines Verdacht-Z meinen Freund treffen, denn er ist erst in der Frühe des 21. ebruar in Kiel eingetroffen!« Der tatrose starrte den großen, majestätischen John Churchill v. Mar donald, der mit einem verdächtigen, aber etwas irren Lächeln aus ihn nie dersah, noch immer mit brennenden Blicken an. »Ist das wahr, Herr-« fragte er nun in heiserem Tone den langsam vor ihm Zurückweichenden. »Ich sollte Sie wirllich in dieser Stunde zum erstenmal gesehen haben? Entsinnen Sie sich meiner denn wirt lich nicht —-- des Burschen vorn Lieute nant v. Meerheimb?« Die beiden anderen musterten das Paar mit gespannten Blicken. Hans Gödeele war dicht an den Hünen her angetreten. Macdonald tastete mit den Händen hinter sich. Plötzlich hielt er sich an einem Sessel fest. Noch immer schwebte aus seinen Zügen jenes irre Lächeln; aber sein Antlitz war aschsahl geworden. «Jch —- lenne Sie nicht!' sagte ek gepre t. » I ist dir nur, ohn Thurchill?« ries der Udtniral plö lich etwas be sorgt. « KLEMM-la solsy