Sonntags - Blatt — J. P. Wiudolph, Herausgehen Grund Island, Rebe» den 24. September 1897 Ost No. IF, Jahrgang 18. Echten-euer Zauber. Von E. Hühner-. An einem schönen Sommernachmit tage sasz auf der Terrasse des Kursaa les von Oftende der Regierungsasses for Heinrich von Kriidener und lang weilte sich nach Möglichkeit. Man hätte ihn wohl für recht undankbar oder sehr anspruchsvoll halten können, denn aus dem anstoßenden großen Saale ertön ten die loclenden Klänge einer recht gu ten Musitkapelle, die Terrafse und der Platz vor derselben waren von einer Menge elegant geileideter und lebhaft conversirender Damen und Herren er füllt und der Blick über das Meer war wundervoll. Aber Heinz Kriidener war nun eben schon 14 Tage in Ostende, und das Bild, das sich ihm bot, blieb immer dasselbe. So hatte er nicht ganz Unrecht, wenn er vor sich hinbrumrnte: »Bad bleibt Bad, und wer vernünf tig ist, badet, wo tein Bad ist. Ob ich wohl noch die letzten 14 Tag-e des Ur laubs nach meinem lieben Thüringer lande gebe und mich an seinen grünen Bäumen erfrische?'« Jn diesem unhöflichenSelbstgespräch wurde der gute Asscssor dadurch unter brochen, daß er sich von seinem Platze erheben und den Hut lüften mußte. An dem Nebentische hatten sich nämlich zwei Damen niedergelassen die seit einigen Tagen in demselben Hotel wohnten, und an der Tut-le d’botc Heinz Krüdener via-Zuri- saßen. Der Assessor hatte sich freilich bis lang um die Damen noch recht wenig bekümmert. Dazu ließ ihm dieroiette sranzösische junge Wittwe, die an der Tuka eklmtu zu seiner Rechten saß, ’ gar keine Zeit· Und wenn er auch einen Augenblick den Fängen von Madame Barthen entkam, so verfiel er rettungs los seinem Nachbar zur Linken, dem Wiener Journalisten, der al1’ die fet ten Enten, die er selbst in seine Zei- ! tung nicht bringen durfte, aus den un glückseligen Assessor ablud. Heinzs Krüdener war schon froh, wenn er bei diesen starken Ansprüchen an seine ge sellschaftliche Höflichkeit dem Haupt zweite eines Dejeuners oder Diners, dem Essen, halbwegs gerecht werden konnte. An sein vis-ir--vin konnte er schon gar nicht denken. Blanche de la Rothiksre war auch freilich eine Erscheinung, die selbst ei nem minder beschäftigten Menschen, als dem Assessor, nicht alsobald ausge sallen wäre. Sie war eine der ziemlich seltenen Personuchtenem nach denen tein Vorübergehender den Kopf um dreht und die dabei doch von der Natur mit allen Reizen geschmückt sind. Aber das Aussiillige sehlte sreilich ihrem ru higen vornehmen Gesichte durchaus· lind wie ihr (·-tesicht, so war auch ihre Toilette vornehm, aber ganz und gar nicht in die Augen sallend. Heinz Strüdener mußte wohl an die sem Nachmittage ziemlich eisrige Beob achtungen gemacht haben. Denn er» ertappte sieh dabei, daß er heute zum Diner noch sorgfältiger Toilette machte » als sonst. Bei dem Diner gelang es ihm, wenn auch nicht ohne Mühe, ei nige Worte mit Madame de la Ro thiksre zu wechseln. Allrniilig ging der Verkehr über das Zusammensein bei den Mahlzeiten hinaus. Heinz durste mit den Damen an der Digue oder Estarade prominiren, er durfte mit ih nen plaudern, wenn sie in ihrem Strandtorbe saßen, er durfte auch mit ihnen den Kassee im Kursaale einneh men. Die junge Dame radebrechte in einer entzückenden Weise die deutsche Sprache, ähnlich, wie er die französi sche mißhandeltr. So bildete schon siir die Beiden das Kauderwiilsch in dem sie sprachen, einen Reiz. Und wie ent ziiekend plauderte Blanchel Wie schau ten ihre sonst so kiihlen Augen dann herzlich aus ihr rinnt-vix und wie entzückend lächelte der kleine Mund beim Plaudern, wenn sie ihm lustig wie ein Kind von den tleinen Aben teuern des Pariser Mädchenpen sionates errähltr. Der gute Heinz gestand sich bald selbst ein, daß er bis über die Ohren verliebt sei. Von der Reise nach Thit ringen war natürlich schon längst nicht mehr die Rede, und es that ihm nur leid, daß der Urlaub seinem Ende ent gegenneigtr. Er machte einen Versuch, ihn zu verlänaern, indem er an den ihm väterlich wohlwollenden Re ierungs präsidenten schrieb. Diese ossnung schlugsreilich fehl. denn mit wendender Post tras ein ablehnendeöSchreiben des Herrn Präsidenten ein. Es war wohl tein Zufall, daß sich heinz an demselben Tage, an dem er den Brief des Präsidenten erhielt, bei dem Hotelier nach den Verhältnissen der Madame de la Rothikeee erkundigte. Nicht nach den materiellen Verhältnis sen, denn die waren ihm ziemlich gleich iiltig, aber er wußte auch sonst von get Dame nichts, da sie tiber ihre per sönlichen Verhältnisse außerordentlich zurückbaltend war. Der hotelbesitey bei dein die Rothidret nun schon seit einian Jahren regelmäßig wohnten. konnte ihm einige Auskunft geben« Madame de la Rothiere war die Wittwe eines tapferm sranzösischenGe nerals, der sein Leben aber nicht in der Krim oder bei Sedan verloren hatte, sondern auf eigene Weise. Der General war, wie mancher tapfere Haudegen, nicht nur mit den General stabsiarten, sondern auch mit den Spieltarten gut vertraut. Einmal hatte er mit einem volnischen Grafen Streit bekommen, den er geradezu des Falschspielens beschuldigte. Der Eh renratb hatte entschieden, daß dem Polen das falsche Spielen nicht nachge wiescn werden konne, und so mußte sich der General auf ein Duell einlas sen, bei dem er fiel. Der Pole wurde zwar ein Jahr später beim Falschspie len abgefaßt und konnte jetzt im Ge fängniß über die Wechseifälle des Le bens nachdenken, aber der arme Ge neral wurde dadurch nicht mehr leben dig. Glücklicherweise lxitte er seine Familie in sehr günstigen Verhältnis sen zurückgelassen. . Als Heinz Kriidener sich auf solche ; Weise bergewissert hatte, daß er seiner ’ Familie keine Unehre machen würde, wenn er Blanche de la Rothiksre in sie einführte, entschlosz er sich zu handeln. Er hatte noch diesen Tag und allenfalls den nächsten Zeit. Jn letzterem Falle freilich mußte er Tag und Nacht durch reisen um unmittelbar nach seiner An kunft zu Hause an die Arbeit zu ge l:en. Es tras sich günstig, daß Heinz an diesem Nachmittag vor der Thiir des Hotel Blanche allein traf, die auf die Mama, die noch mit dem Umtleiden be schäftigt war, wartete. Blanche hatte ein Buch in der Hand« das sie in der Bibliotbet gegen ein anderes umtan fchen wollte. Heinz griff nach dem Buche und sah den Titel: »Oui«-tus t«0nspu.« »Ein sonderbarer Titel, gnädiges Fräulein« sagte er. ,,Ob wohl ein Zauber. der uns umgiebt, gestört wer den kann?« »Ich glaube wohl,« erwiderte sie er rötbend »Wenn der Zauber uns plötzlich umfängt, dann mag er wohl ebenso plötzlich wieder verschwinden.« »Aber wenn der Zauber sich langsam in unser Herz einschleicht, wenn er in all’ seine Fasern allmälig hineindringt und sich fest antlammert, dafz man ihn nicht losreißen kann, weil man sonst das Herz mit heraus-reißen müßte? Ulauben lEie« Fräulein Manche-, daß cin iolcixer Zauber gebannt werden kann?« «Nein,« sagte sie leise. Ter Assessor wollte eben nach ihrer Hand greifen, da trat die Generalin ans der Tl;iir. Heinz brummte Etwas vor sich hin, was siir seine künftige Schwiegermutter, denn dafür hielt er sie bereits-, sicherlich leine Schmeichelei war. Noch zwei Minuten mit Blanche allein, und er hätte die Entscheidung herbeiführen tönnen. Nun, die Gele genheit sollte sich noch finden. Der Lkbend war ziemlich kühl, und so saßen die Drei nach dem Abendcon zert nicht wie sonst ans der Terrasse, sondern im ConzertsaaL Nur eine tleine Thiir trennte sie von dem Durchgangr. der zu dem Tanzsaale und zu dem Spielsaale siihrte. So hörten sie bald die Klänge der Weil-ser ntelodien, bald das Filirren der Geids sittcte in dem Spielsaale. ,,Spielen Sie eigentlich gelegentlich, Herr von Ktiidener?« fragte ihn plötz lich die Generalin. .-««-ei:iz stutzte einen Augenblick, denn er mußte unwilltiirlich an die Mitthei lungen denken, die ihm heute der Ho telier gemacht hatte, dann sagte er: »Nein, gnädige Frau, und zwar wohl weniger aus sittlichen Gründen, als weil mich das Spiel langweilt·« Die Generalin brach das Gespräch ttber diesen Gegenstand ab. Die Unter haltung war heut recht stockend. heinz war erregt, Blanche war still, denn sie dachte wohl an das bedeutungsvolle Gespräch vom Nachmittage, und die Generalin tlagte über eine Migriine. So war es Heinz gar nicht unwillkom men, als die Damen zeitiger als sonst ausbrachen. Er begleitete sie zum Hotel und verabschiedete sich von ihnen um noch ein wenig Lust zu schnappen. Heinz wußte, daß an Schlasen heute stir ihn nicht zu denten war, denn sein ; Blut war viel zu sehr in Wallung. Er i wollte sich zerstreuen, um seinen Ge i danten eine andere Ricttung zu geben. s Er ging in ein Bierbaus in der Rue de : Flandre, wo er wußte, einen Collegen s zu treffen. Herr von Griebenow war s auch richtig anwesend, und so saßen die s Beiden denn eine Zeitlang beim Glase Bier. Heinz war aber auch hier tein i guter G.·ellschaster, und als er wieder l holt aus Griebenow’s Fragen recht zerstreut geantwortet hatte, sagte dieser ärgerlich: »Mit Ihnen ist heut nichts anzufan gen, Kritdener. Jch wollte heute ohne hin einmal in den Spielsaal, mein Glück versuchen. Jst es anen recht, mitzukommen?« . »Wenn ich nicht mitzutvicken brau l che, gewiß," entgegnete Heinz. . »Nein, das brauchen Sie nicht, Sie Philister.« So zogen die Beiden denn nach dem Kursaalr. Als Heinz in den Spielsaal trat, hätte er am liebsten wieder davon laufen mögen. Die vielen Menschen, die sticlende Luft, das monotone »Fall«-s vorm je«u« der Croupier5, das Klappern der Geldstücke, all’ dies widerte ihn an. Plötzlich aber ward ihm ein Anblick, der ihn festbannte. An ei nem Tische, der wohl am meisten um drängt war, standen die Generalin und Blanche. Heinze konnte von weitem fe hen, daß die Generalin sich an dem Spiele betheiligtr. Als er mühsam feine Fassung er rungen hatte, bat der den Collegen, ihn zu entschuldigen, wenn er sich von ihm trenne, er müsse aber Etwas beob achten. Es gelang Heinz, einen Platz zu er reichen, von dem aus er bequem dieGe neralin und Blanche beobachten konnte, ohne von ihnen gesehen zu werden. Die Beiden richteten ihre Aufmerksamkeit auch viel zu sehr auf die rollende Ku gel, als daß sie sich um die anwesenden Menschen bekümmert hätten. Um so mehr betümmerte sich Heinz um diese Menschen. Tie Männer moch ten ja Passirem aber diese Damen! Die auffälligen Totletten, das ungenirte Benehmen und dasstarteParfum konn ten jedem Kinde sagen, wer in diesem Saale das Gros der Damenwelt bil dete. Und in dieser Umgebung sollte feine angebetete Blanche sein! Das Herz erfüllte sich ihm mit Bitterkeit, wenn er sah, wie sie neben einem Pari ser Dömchen stand, das mit ihrer fein behandschuhten Hand die Kugel über das Brett rollte und in das Feld lau fen ließ. Und mit welcher Leidenschaft folgte das junge Mädchen dem Laufe der Kugel, wie waren all ihre Mienen gespannt, ob die Kugel in die blauen oder in die rothen oder in die schwarzen Vertiefungen fallen würde. Madame de la Rothiisre pointirte zwar, aber ihre Tochter schien nicht minder vom Spiel teufel erregt zu sein, als sie selber. Madame schien nicht sehr vom Glücke begünstigt zu sein, denn es kam nicht häutig vor, daß Blanches vor Er » regung zitternde Hände das-« Geld für E dieMutter einlassiren konnten. Nach ei ; ner halben Stunde schien denn auch die ’ Casse der Generalin erschöpft zu sein, s denn sie wühlte erst vergeblich in ihrer Börse umher, dann wandte sie sich an Blanche und flüsterte mit dieser. Von einem plötzlichen Entschlusse getrieben, ging der Assessor auf die Damen los und sagte im gleichgültigften Tone zu der Generalin: »Dort ich Ihnen vielleicht aus-helfen, gnädige Frau?« » Die Generalin war sichtlich unange I nehm von der Begegnung berührt, z Blanche wurde leichenblasz und dann L wieder glühend roth. Die Generalin faßte sich ziemlich rasch und sagte, wie um ihre Anwesenheit zu entschuldi: gen: »Meine Migräne plagte mich furcht bar und ich mußte ein wenig Abwechse lung haben. Uebrigens nehme ich Jhr freundliches Anerbieten aern an. Kön nen Sie mir vielleicht 300 Franks lei hen? Jch werde mir morgen gestatten. sie Jhnen wieder zuzustellem Spielen Sie nicht vielleicht auch mit, Herr v. Firiidener?« »Ich danke,« sagte er kühl, während er seiner Brieftasche das Geld ent nahm, und es der Generalin über reichte. Die Generalin war bald wieder ganz beim Spiel und dachte nicht mehr an den neben ihr stehenden Assessor. Was diesen aber aufs Tiefste empörte, das war, dafz auch Blanche mit aller Lei denschaft wieder die Wechselfiille des Spieles verfolgte, ohne sich im minde sten um ihn zu kümmern. Es war nicht verletzte Eitelkeit, die ihm das weheGei fühl verursachte, sondern der traurige Gedanke, wie ties in diesem Mädchen die von ihrem Vater ererbte Leiden schaft wurzeln miisse, wenn sie während des Spieles gar nicht an den Eindrurt dachte, den ihr Benehmen auf den Mann machen mußte, der sie liebte und den sie wieder liebte Die Generalin war auch mit den Its-« Franks sehr bald fertig und wollte eben den Assessor um eine weitere Summe angehen, als der Croupier er tlär;e, daß das Spiel fiir heute been det ei. Schweigend schritten die Drei ne beneinander her dem Hotel zu. Erst turz vor dem Hotel brach der Assessor das Schweigen, als Blanche ihn mit einem bittenden Blicke ansah, der ihn sonst beseligt hätte. Aber die Stunde im Spielsaal hatte seine Leidenschaft zerstört, und so sagte er mit einer Be ziehung, die nur Blanche verstehen konnte: « ,,Haben Sie den Roman »Und-enn mrnpu« heute Nachmittag abgegeben, gnädiges Fräulein? Jcb will ihn mir morgen aus der Bibliothet holen.« Blanche erblaßte und schaute ihn s wieder flehend an. aber der eisiae Blick. der ihrem Auge begegnete, a te i r daß Alles verloren sei. Mit esinger cekex moniellen Verbeu un t vor dem Hatel . .g. .g. kennte man sich Anbewußter Verratlx Stizzc von W. v. Schierbrand. Katie und ich waren immer gute Freunde gewesen. Katie ist meine Cou stne. Als ich in’s Zimmer trat, erhob sich Katie von ihrem Sitz beim stamm, wo ein lustiges Feuer slaclerte, denn es wat ein tiihler Herbsttag, und schüt telte mir die Hand. Jn ihren Augen las ich’s, daß sie wußte, daß ich wuste —- — «Auch endlich zurück in der Stadt, Bobi Kann ich Dir eine Tasse Thee anbieten?« »Ja«, sagte ich, »die würde ich gern trinken. Nur ein Stück Zucker, bitte, und leine Milch.« Jch trant meinen Thee schluckweise und schwieg verweile. Katie lehnte sich bequem im Schautelstuhl zuruck und schwieg ebenfalls-. Jhr Gesicht schätzte sie gegen die Kohlenhitze mit einem brei ten Fächer, der ihr ganzes Profil im Schatten ließ. ,,Na?« sagte sie endlich. »Na?« sagte ich. »Willst Du nicht, Bob, daß Du we nigstens ein Wort zu mir sagen könn test’t Die Gelegenheit dafür ist günstig. Es scheint mir sogar, als ob es Deine Pflicht wäre.« So sprach meine Cou sine mit ihrer leisen, wohlklingenden Stimme. Jsch blickte sie an und lächelte. ,,Ja«, bemerkte ich dann in absichtlich nach lässigem Ton, »ich habe wag gehört. Jch wollte dag aber erst von Dir bestä tigt haben. Tante Christine schrieb mir —- ich war gerade in den Adirondaclg und hatte famosen Sport dort — daß Du —- ich glaube sie hat mir’H sofort geschrieben —— übrigens, liebe Cousine, wann war’g doch gleich-« Wann war wag-« srug Katie. »Ach, Du weißt — stelle Dich nur nicht so. Wann hat er um Dich ange halten? Oder hast Du um seine Hand angehalten? Es ist doch tein Schalt jahr.« «Bob, Du bist heute mal wieder ab scheulich,« sagte liatie in etwa- gereiz - temTone, und dabei trippte sie mit dem Fuße aus und nieder. Es ist mir im mer so vorgekommen, als ob Katie’s lSchauspielertalent in ihren Fuszspitzcn rege. »Katie, gieb mir etwas Buttertoast. dann will ich Dir ehrlich Rede stehen«, bemerkte ich. Daraufhin brachte sie mir einen ganzen Teller voll und ich kaute die nächsten fünf Minuten. ,,Gefiillt Dir meine Verlobung nicht? Ich dachte, Du und Richard seiet die intimsten Freunde. Er hat immer so nett von Dir gesprochen.« Und da bei sah mich Katie mit pathetischen Au gen an. »Also Du meinst, ich solle sagen, daß ich entzückt bin, daß Du das größte Glück gehabt hast, soviel Glück wie Du nur verdienst — nicht wahr? Nun gut —- eraehte all das siir gesagt.« Und ich stand aus, machte meiner Cousine eine buinoristische Verbeugung schüttelte ihr daraus nochmals gratulirend die J Hand und setzte mich nieder. i »Ja, Richard ist der beste, der aus i richtigste Mensch der Welt, und wir lie f ben uns von ganzem Herzen. Er hat ! mir gestanden, daß ich seine erste Liebe bin, seine erste und einzige, wie er’s ausdrückt.« l Jch hustete etwas verlegen. Dann - sagte ich, nur um überhaupt etwas zu ) sagen: »Du nennst ihn Richard, wie I komisch. Jch tenne ihn nun schon seit s 10 Jahren und nenne ihn immer noch ; Becken Und Du, Du hast ihn, glaube ! ich, erst im Juli kennen gelernt, nicht? - Romiseh Doch das ist Geschmackssache. T Also Richard, so sei’s.« Katie’s Augen fingen wieder an zu «sunteln. Ossenbar behagte ihr meine Manier nicht. »So was kommt nicht aus die Zeit an«, sagte sie dann, und ihre Wangen färbten sich röther. »Manche Leute lernt man sein gan zes Leben nicht tennen — sie sind nicht ossenherzig Aber Richard und ich wir kennen uns gründlich. Wir haben keine Geheimnisse vor einander, absolut lei ne. Wir haben uns in den zwei Mona ten besser kennen gelernt als viele Men schen in einer Ewigkeit. Und das ist doch die Hauptsache.« J »Natürlich,« stimmte ich bei, »das ist ’ die Fauptsachef » Un, warum sreust Du Dich da nicht über mein Glück?" srug meine Cousine Kutte. »Das ist doch nicht hübsch von Dir. Hast Du irgend welche ? Gründe? Dann bringe sie vor. Uebri i gen-T ich weiß nichts, warum ich mich s darüber aufrege,« und bei diesen Wor ten versank sie förmlich in ihrenSchau telstuhl und hielt sich ihr Taschentuch vor die Augen, ,,es ist mir ja doch ziemllch gleichgiltig, was Du darüber denkst.« »Na ja. sieh mal. Kutte. das ist für imich so-’ne eigenthiimliche Sache. Du kannst mir nicht böse sein, wenn ich mich nicht darüber freue, zugleich mei nen besten Freund und meine besteCou sine zu oerlieren.« « »Hu verlieren —- wie so denn?« »Ist mal so —- ich habe fast alle meine besten Freunde durch Heirathen oerloren.« »Das ist aber start,« sagte Katie. »Ganz einfach —- wenn’s ein Freund war, so mochte seine Frau mich nicht, weil ich mehr von ihrem Manne wußte als sie selbst-« « »Lächerlich!« »Und wenn’s eine Freundin war, so war der Gatte jedesmal etwas eiser stichtia. weil er glaubte, ich müsse mit ihr früher geflirtet haben.« »Wie alber- ’«« »Das Sch«...imste ist, daß sie Beide gewöhnlichRecht haben. In uicfeni spe ziellen Fall ——« »Bob,« schrie Katie und stampfte mit dem Fuß auf, «toeiin Du blos hierher gekommen bist, um mir unangenehme Dinge zu sagen « »Ich bin hierhergekommen mit der festen Absicht, inich für Eure Hochzeit als Brautfiihrer — als »in-sit mini« anzubieten —- und diese Pflicht will ich sogar jetzt noch mit Todesverachtung erfällen.« »Das ist hübsch von Dir, Bob,« sagte meine Cousine, wieder ganz be ruhigt, und lehnte sich bequem imStuhl zurück. »Dann bist Du auch zufrieden mit der Sache?« »Ich glaube, Becker ist ein sehr glück licher Mensch — unheimliches Glück.« liatie blickte mich starr an und ihre Stirn saltete sich. »Wenn Du etwa glaubst, Bod, daß Richard mich des Geldes willen heirathen will, so irrst Du Dich gründlich«, sagte sie ziemlich scharf. »Dachte nicht im Traume daraii,« innrmelte ich. » ,,"Trot7.dem ich zugeben will, dasz es cin günstiger Umstand ist, ich meine, ’ das; ich Geld habe. Weil wir sonst hät ten warten inüssen.« «« «atürlich,'f pflichtete ich bei, »denn mit XII-) das Jahr hättet Jhr nicht augkonimen können. Und mehr, glaube ich, hat Becker noch kein Jahr derdicni, seitdem er sein Schild als Advocat her ausgehängt hat.« i »Aber er hat viel Fähigkeit —- ist ? tüchtig in seinem Beruf, und das An ! dere wird schon mit der Zeit kommen.« »Ganz recht,« sagte ich. »Warst Du nicht erstaunt, Bot-? Sei mal aufrichtig —— w a r st Du nicht ers staunt?« »Nicht besonders. Weißt Du, ich war ja mit ihm im August in den Catstills, und ich merkte, daß etwas im Werte war·« »Das merktest Du damals schon, Bub? Nicht möglich,« und Katie lachte still. »Natürlich wußte ich’s nicht gewiß, und auch nichts Genaues. Und jetzt, da ich mich darauf besinne, kommt mirs eigentlich hinterlistig vor von Vetter, daß er mir die Sache so verheimlichte. Und Du auch, Katie. Jch hätte Euch so viel nutzen können —- indem ich den Gelegenheitsmacher gespielt hätte.« »Nun ja, wir Beide zogen eben vor, unsere eigenen Angelegenheiten selbst zu besorgen,« sagte Katie etwas refer dirt. »Auf jeden Fall kann ich Dir sagen, liebe Eousme, daß er höllisch in Dich verliebt ist —- höllisch. Jch hab’s ihm damals angemertt. Wenn ein junger, sportlustiger Mann während der größ ten Sommerhitze regelmäßig am Ende jeder Woche sich aus den kühlen Bergen losreißt und auf die heißeBahn sich setzt, nur um seine Jnamorata einige Stunden zu sehen, das ist so ziemlich der höchste Beweis von Liebe, Zärtlich leit und Leidenschaft, den es geben kann. Und das that er ja damals jede Woche regelmäßig« · Ratte war aufgesprungen. Sie war bis unter die Haarwurzeln erbleicht. Sie blickte mich seltsam an. »Was sagst Du da? Wann war das?« stieß sie heiser hervor. »Im August natürlich, als wirBeide in den Catskills waren -— aber was giebt’s denn, KatieZ Du scheinst er schreckt zu sein. Habe ich irgend etwas gesagt, was Dich verletzen könnte?« s »Und wer war das Mädchen, der er »damals nachlief? Wer? Um Gottes l Willen, ich muß es wissen,« schrie Katie i hastig. »Meine liebe Katie ——« »Ich bestehe darauf —« »Mr. Becker,« meldete in diesemMo « ment das Stubenmädchen, indem sie die j Thür öffnete. s Beeter, der so unschuldig aussah wie ein Lamm, trat schnell zu Er eilte auf msich zu, ergriff meine Hand, die er lebhaft schüttelte und sagte im Tone eines Siegers: ,,Endlich sieht man Dich alter Junge? Wieder m der Stadt zurück? Freut mich « i Jch hielt mich aber nicht weiter auf. i Mir schwante, daß ich schon genug Un . heil angerichtet hatte. Und so sagte ich « blos: »Ich muß gehen —- ich wäre nur H im Wege. Adieu Katie.' Und damit trat ich in die Vorhalle, froh so leichten Kaufs davon gekom men zu sein. Becker rief mir nach: »Ich treffe Dich doch heute Abend im Club ?« »Ich glaube schwerlich,« entgegnete ich, indem ich die Hausthür öffnete. AAA Modern. ,Nun, Lucie,« fragte der moderne Ehegatte, »was hast Du heute Alles getrieben?« Die moderne Frau nahm ihren Hut ab. ,,Oh!« antwortete sie, »ich war heute schrecklich in Anspruch genommen: Um neun Uhr in derFriih hatten wir Vorlesung bei Mrs. X» eine reizende Vorlesung! Mrs. X. las über die »Architettur der vermuthlichen Hauptstadt des Mars-« — ich wollt’, Du hättest es hören können —- und da ran anschließend, trug Professor W. über »Die Insecten von Central Afrika« vor. Es war so intseressant.« »Das- glaub’ ich!« »Dann um 11 Uhr war ein Meeting des ,,Theosophischen Clubs« und um halb zwölf bethei ligte ich mich an einer Besprechung der Comitemitglieder des ,,Vereins zur Besserung der Mörder.« »Schön!« »Und urn Zwölf frühstiickte ich mit Wirs. Z« »Seht schön!« »Nachtnit tags mußten wir zu den Theaterpro ben in die »Il)sen - Gesellschaft«. Als ich dann nach Hause ging, sah ich ein reizendes Kind auf der Straße spielen, gerade vor unserer Wohnung, ein ent zückender kleinerJunge! Jch mußte ihn küssen! Wenn ich nur wüßte, wem das Kind gehört?« »Hatte er blonde Haare?« fragte der moderne Ehegatte. »Ja!« »Und blaue Augen?« »Man derbar blaue Augen!« »Und eine schmutzige Blouse an?« »Ja, eine ab scheuliche Blouse!« »Dann weiß ich, , wessen Kind es iftl« »Nun?« »Das unsrige!« Druckfehler. . . . . Geradezu erschreckend aber war , des jungen Mannes K albbildung. Es war sein größter Wunsch, ein- " mal ihr Hündchen fre ser zu dür sen. Die berühmte, ohne Arme geborene K ußkünftlerin wird sich heute-hier producieren. Schließlich hatte sich der Oberfökstet in seinen Aufschneidereien derart ver rannt. daß er den Rück l u g antreten mußte. (Aus einem Roman.) Als der Graf in den Park getreten war, umfing ihn eine bisher nie ge kannte B onne. iAus einer Reclame - Annonce.) Eine kräftige, auserlesene Nahrung, verleiht den Augen mehr Glanz, den Muskeln größere Spannkraft und der baut mehr Fr ö sche. -—— J n. O: x a m e n. Professor: »Ja» aliotzollsaltigen Fliissigkeiten wie Bier nnd Wein sinden sich viel weniger Jn susorien und Bakterien als im Wasser Was ist daraus zu schließen?« Candi-s Dat: »Daß — baß die Bakterien einen setz-c tchlechten Geschmack haben«. — A u S r e o e. Junge Franz »Vor der Hochzeit rühmtest Du Dich, mir auch den leisesten Wunsch erfüllen zu wollen, und jetzt bleiben alle meine Wünsche unerfiillt.« Mann: »Das kommt daher, weil ich bei Deinen vie-; len Wünschen nicht heraussinden kann» welche-«- Dein leisester Wunsch ist.« —-— Ein di- disk-la Karl (Sohn des Nachbars) :»Lieschen, möchtest Du einmal einen Roman lesen? Jch habe einen, ich kann ihn Dir leihen.« Lieschen: »Einen Roman lesen, das ist mir zu dumm, erleben möchte ich ei nen.« —- Aus der Bettler - Pra r i s. Bettler: »Ich bitt’ schön um ein Almosen!« Hausherr: »ZUers»t muß ich anen sagen, daß ich grundsätzlich....« » Bettler: »Ich enipfehl’ mich! Wem ; mir Einer mit Grundsätzen kommt J dann weiß ich schon, daß ich nicht-« trieg’!« ——« B e s o r g t. »Aber Elise, wis nic.gst Du nur weinen, weil Du we gen Deine-J Katarrhg Deinen Maul - ein Paar Tage nicht küssen kannst!' »Q, Du hast gut reden —- ich kenn meinen Mann und weiß, wenn dai einmal ausgesetzt wird, dann ist e auch gleich abgeschafft!« — Gut qualifizirt. Jnspek tor: »Sie wollen als Aufseher ange stellt sein, wissen Sie auch, welch Psliasten Sie übernehmen? — Wem Sie z. B. eine Geldtasche mit einige-« Tausend finden, was würden sie han«-. zu thun haben?« Stellesuchendesr: »Ri dann, Herr Jnspettor, ist Zappen a —— dann wird überhaupt nischt meh aethan!« If ? i