Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, September 03, 1897, Sonntags-Blatt., Image 6
Unzeiser im Herold. J. P. Bitt-lis, Heu-Mer. kIåkJstitdL"4«’Nel-k. L Landbsrthsssastlichei. Freßunlust derbausthiere Der Mangel an Freßlust besonders bei Pferden hat seinen Grund entweder in schlechter Beschaffenheit der Zähne oder in trankhastem Zustande des Magens. Bei der Untersuchung ist zuerst das Maul zu desichtigen. Man nehme die Zunge heraus, so daß man das Jnnere des Maule-Z genau sehen kann, überzeuge sich, ob der Gaumen geschwollen, ob scharfe Spitzen an den ; Zähnen oder Verletzungen im Maules sich vorfinden. Jst nichts von dem der ; Fall, so richte man seine Untersuchun- s gen auf den inneren Zustand. Man z überzeuge sich, ob die Zunge belegt, ob ’ sie heiß oder kühl, ob sie feucht oder ; trocken; man sehe zu ob die Schketm- H haut eine schöne rosenrothe Farbe hat - oder ob sie schmutzig-gelblich aussieht; " man untersuche den Dung, ob er hart » weich oder flüssig, ob er mit Schleim über-zogen, ob er sauer riecht oder ei nen aashaften, stinkenden Geruch hat, ob sich underdaute Körner in ihm be finden; letzteres ist immer ein Zeichen schlechter Verdauung. Jst der Gau men geschwollen und steht derselbe über die Schneidezähne hervor, so wasche man denselben mit Salzwasser oder reibe ihn mit feinem Salz. Sind Verletzungen im Maule, so nehme man zu einem Quart kalten Wassers einen Theelöffel voll Arnicatinttur und wasche damit das Maul aus; ebenso behandle man die Verletzungen der Zunge. Sind Spihen an den Zähnen vorhanden, so müssen dieselben vorsich tigtabgefeilt werden. Jst Unverdau lichteit die Ursache des Mangels an Freßlust, so gebe man von den »Condi tions - Powders.« Während der Be handlung und längere eit nach der Wiederherstellung des T ieres ist das selbe sorgfältig zu schonen und beson ders gutes, leicht oerdauliches Futter — kein Mais » zu geben und daraus zu achten, daß es aus der Weide tein stehendes, fauliges Trintwasser sause. Entblättern des Hopfens. Jn den Hopfengegenden unseres Landes sieht man hin und wieder Ho vfenanlagen, in denen die Pflanzen bis zu einer Höhe von 5—6 Fuß entblät tert sind. Die Hopfenpflanzer folgen einem alten, jedenfalls ungerechtfertig ten Gebrauche, sie suchen Futter zu gewinnen oder auch nach ihrer Mei nung das Gedeihen der Pflanze zu fördern. Jn keinem Falle tann dieses Verfahren gerechtfertigt werden. Selbst wenn die unteren Blätter gelb werden, sind sie der Pflanze noch nütz lich; denn ehe sie völlig absterben, steigt der in ihnen noch vorhandene Saft mit den darin befindlichen Nähr stofsen aufwärts und wird von der Pflanze verwerthet. Kein Blatt fällt ab, ehe es seine verwerthbaren Stoffe nicht voll und ganz an die Pflanze ab gegeben hat. Außerdem sind erkrankte Blätter als Viehfutter werthlos wenn nicht gar gesundheitsschädlich. Auch kann eine Krankheit nicht dadurch von der Pflanze entfernt werden, daß man die unteren Blätter abnimmt; denn gewöhnlich sind Pflanzenkrantheiten mehr oder weniger über die ganze Pflanze verbreitet. Sobald die un teren Blätter unnütz geworden sind, beseitigt die Natur dieselben schon von selbst. Sind die Blätter aber gesund, dann sind sie zur Verwerthung der zum Aufbau der Pflanze sowie zur Fruchtbildung erforderlichen Nähr stoffe ebenso nothwendig, wie die höher stehenden und wäre ihre Beseitigung erst recht ein Mißgriff. Die besten Futterzeiten. Ein einmaliges Füttern unserer Hausthiere während des Tages wird wohl Niemand empfehlen; ein zwei maligesFüttern, Morgens und Abends läßt sich bei erwachsenenr Rindoieb durchführen, ohne Schaden für die Thiere im Gefolge zu haben. Zu häu figes Füttern —- vier- bis fünfmal — ift durchaus verwerflich, weil dadurch bei unseren Kühen das Wiederkäuen gestört wird. Beim Milchvieh sollte sich die Futterzeit nach der Melkzeit richten. Ein dreimaliges Füttern ist besonders dort zu empfehlen, wo wenig Getreide aber viel Rauhfutter gesitt tert wird. Für hochträchtige Thiere sind drei Futterzeiten durchaus noth wendig. Die Fütterung der Arbeitsthiere muß möglichst so eingerichtet werden, daß zwischen Fütterung und Beginn der Arbeit eine Ruhepause eintritt. Die Ruhepause darf namentlich dann nicht ausfallen, wenn viel Kot-verspi ter gegeben wird und die Arbeit in schneller anstrengender Thätigleit be steht. Das Arbeiten gleich nach dem Füttern stört die Berdauungz es kann sehr leicht zu Kolii - Ertrankungen führen. Wo eine Ruhepause nicht ein treten kann, beginne man die Arbeit in langsamem Schritt. Bei ugoch sen sehe man daraus, daß das jeder ksuen nicht gestört wird. Die Haupt Iaahlzeit an Hafer oder Mais gebe san den Pferden Abends nach der Itbeitz denn das Pferd arbeitet nicht sit dem stum, welches et soeben ver set, sondern mit dem vom vor W v- Zs PEZMPMJ , s er s na Arbeit erhält und während der Nacht ruhig verdauen kann, kommt den Muskeln zu ute und giebt die der brauchte Kraft zurück. . - ( Te junger die Thiere, desto öfter rnu gefiittert werden. Daß Kälber ists mir zwei-L oder« dreimal wiss-its werden, ist die hauptursache des so" häufig auftretenden Durchsalles bei diesen Thieren. Geht das Kalb mit der Kuh, so saugt es oft während des Tages und mehrere Male während der Nacht, der Magen wird nie überfällt; der Labmagen eines Kalbes kann auf einmal etwa nur 1 Quart fassen; er hält das Thier also 3—5 Quart auf einmal, so tritt ein Zurückfiauen der Milch nach dern Pausen ein, in welchem die Milch wegen Mangel an Magen fäften nicht verdaut wird, sondern ver gährt. Ein weiterer Nachtheil entsteht dadurch, dasz die Thier bei weniger Tränlzeiten zu gierig trinken. Hierbei ist der Schlund nicht in der Lage, alle Milch dem Labmagen zuzuleiten und es fließt etwas in Haube und Pausen, wo es nicht hingehört. Alle Mittel, welche wie das Saugen, eine langsame iAufnahme der Milch bewirken, sind also für die Kälberaufzucht von gro ßem Werth. Plöhlicher FutterwechseL Sowohl im Frühjahre als im Spät herbste werden oielfache und leider be- ! rechtigte Klagen darüber laut, daß der ! Uebergang von der Trockenfiitterung ! und umgekehrt nicht nur erheblicheVer- s luste an Milch im Gefolge habe, son- l dern auch auf die Gesundheit der Thiere ost schädigend einwirle. Es werden nun allerlei Rathschliige gege ben, wie dem vorzubeugen und ernstlich die Nothwendigieit betont, den Ueber gcng nicht so unvermittelt eintreten zu lassen, natürlich wird das wenig be achtet bis hier und dort einmal Je mand durch empfindlichen Schaden klüger wird. Jeder Plötzliche Futter wechsel wirtt bekanntlich so nachtheilig, daß in ihm nicht selten allein der Grund zu mancherlei Krankheiten, namentlich Magentrankheiten zu su chen ist. Besonders beim Milchertrage der Kühe läßt sich dies immer recht er heblich merken; dieselben geben beim Futterwechsel erst nach einigen Tagen ihr volles Milchquantum wieder, nach dem« wie man sagt, dieselben sich wie der im Futter eingerichtet haben. Die ser Rückschlag zeigt sich nicht nur beim Milchvieh, sondern tritt auch bei Mast und Jungvieh ein. Welche Gefahren ein plögicher Futterwechsel bei Pfer den mit sich bringt, ist allgemein be kannt. Wo Milch oder Rahm direkt an Butterfabriken abgegeben wird, wird aber ein Rückschlag in der Milch ergiebigteit der Kühe sehr empfindlich in der Geldkasse verspürt, umsomehr, als dieser Verlust gewöhnlich hin grö ßer ist, als es aus den ersten Blick er scheint. Nur wenn bei wöchentlichen » oder monatlichen Abrechnungen mit der Fabrik mehrere Dollars weniger einkommen, kommt man zur richtigen, aber nicht angenehmenEinsicht. Würde man beim Mastvieh mit der Waage den Stillstand oder Rückgang im Fleischansatz der Thiere beurtheilen, so würden sich auch dort die Verluste als bedeutend erweisen, die beim plötzlichen Futterwechsel entstehen. Und doch ist der Uebergang von der einen Futterart zur anderen, ohne daß die Thiere in irgend welcher Weise darunter leiden, leicht zu bewertstelligen. Man sorge dafür, daß der Wechsel nicht so schnell eintritt, sondern sich langsam vollzieht. Für den Uebergang im Frühjahr muß deshalb Grünsutter zur Hand sein; und um dies zu haben muß jetzt im - Herbst für zeitiges Grünfutter im nächsten Frühjahre durch Besäen eines Ackerstiickes mit Johannis- oder auch mit gewöhnlichem Winterroggen ge sorgt werden. Es braucht tein gro ßes Stück Land zu sein; man dünge aber gut, um ein recht üppiges Wachs thum zu veranlassen.« Durch solches Futter wird der Magen des « Thieres wieder an das mehr wasserhaltende Grünfutter gewöhnt und so für den Weidegang vorbereitet· Mit dem her annahenden herbste sollten die Thiere jeden Abend ein wenig heu im Stalle erhalten. WozubrauchtderObstbaum Licht,WärmeundLuft? Wozu? —- Zu allen Lebensthätigtei ten, also zur Bildung des Holzes, der Blätter und Früchte, zur Athmung und zur Verdunftung des Wassers-. Diese drei Vorgänge gehen in Bäumen, die volles Sonnenlicht genießen, besser oor sich als in befchatteten; und nicht nur ist dies beim ganzen Baum der Fall, sondern auch bei jedem Theile desselben, jeder Zweig, jedes Blatt, jede Frucht wird um so besser wachsen, je mehr Sonnenlicht sie empfängt. Die Berdunstung ift in den vom Sonnen licht getroffenen Blättern eine viel leb hafterez fchnell geht ein fortwähren der Wasserzufluß I durch sie hindurch und läßt eine größere Menge der in ihm gelösten Nährsalze in den Blättern zurück, als in den beschattetenz letztere sind immer wasserreicher aber ärmer an Nährstoffen, weil sie weniger Was ser verdunften. Die Ernährung des Obftbaurnes wird also gefördert, je mehr die Blätter von der Sonne be Lbienen werden. tote befonnten Blätter sino aber auch reicher an dein grünen Stoffe — Chlorophvll nennen ihn die Gelehrten —, welcher zur Bildung von Stätte und Zucker erforderlich ist; und. von den leiten beiden Stoffen bedarf ge rade dez Obstbaum zur Bildung seiner Früchte große Mengem Bo- der Sonne beschimene Blätter - l . b dicker, tote bte iüvschatten wach dert; je dickerj btä Yliitter aber, je s niebr Luft können aufnehmen unb; von sich geben. sie können besser «atl)- » men.« i Bedenken wir noch, daß anch dies Früchte selbst durch richtigesAuischneis s JW d» Krone mehr Sonnenlichtund Wärme erhalten und daß dadurch ihrl eigenes Wachsthum, ihr Zucker ehalt und, infolge der dickeren Ausbi bung l ihrer Schale ihre Widerstandslrast ge gen zu starke Verdunstung auf dem Lager nach dem Abpfliicken, so ist es wohl leicht verständlich, daß das Aus lichten, das Ausschneiden der Krone ebenso wichtig sür den Obstbaum ist, wie die Bearbeitung des Bodens, das ’ Düngen und das Bewässern. Ja, alle diese letzteren Arbeiten werden erst dann von bestem Erfolge begleitet sein, wenn das Augdiinnen der Krone in verständiger Weise geschieht. Unter-e Einwand-W. Der ftatiftische Ausweiz des Gene ral - Commissärs für das Einwande rungswesen, welcher heute der Oeffent lichteit übergeben ist, zeigt, daß die Einwanderung im verflossenen Fis taljahr, endend atn so. Juni d. J., ge ringer war, als in irgend einemJahre, seitdem die Bundesregierung die Con trolle über Einwanderungs - Angele genheiten Abernornmen hat, was be kanntlich in 1882 geschah. Erst seit dieser Zeit liegen überhaupt verläßliche Statistiken über die Gefannnt - Ein wanderung in den Ver. Staaten dor. Die Zahl der im verflossenen Fisial jahr gelandeten Einwanderer betrug 230,.832 ein Rückgang von 112,435 gegen das Vorjahr Zum Vergleich mag hier eine Ta belle folgen, welche die Einwanderung » des letzten Jahrzehnts zeigt: 1788 ....... 490, 1888 ....... 546,889 1889 ....... 444,427 1890 ....... 455,802 1891 ....... 516,253 1892 ....... 779, i i3 1893 ....... 489,730 1894 ....... 285,631 1895 ....... 258,5»6 Die stärkste Einwanderung wäh rend der ganzen sechs-zehnjährigen Pe « riode wies das erste Jahr 1882 auf, wo die Gesammtzahl der Eingewan derten sich auf nicht weniger als 788, 992 bezifserte. Jnsgefammt sind seit 1882 bis jetzt 7,432,016 Personen ein gewandert. Jtalien lieferte im letzten i Jahre wieder die größte Zahl von Ein 3 wanderern, nämlich 54,431. Aller dings eine Abnahme von 14,000 gegen . das Vorfahr. Die Ursache der bedeu tenden italienischen Einwanderung nach den Ver. Staaten in den beiden vorhergehenden Jahren soll nach An Krieg gewesen sein. Die deutsche Einwanderung hat in der ganzen 16jiihrigen Periode stetig abgenommen· Jm Jahre 1882 tamen 250,630 deutsche Einwanderer hierher, gegen 24,230 in dem Fistaljahr en dend am 30. Juni 1896, und 22,’-I’-3 im letztverflossenen Fistaljahr. Die Einwanderung aus Oefterreich - Un garn verminderte sich von 55,103 in . 1896 auf 33,031 im letzten Jahr. Die Abnahme aus anderen Ländern im Vergleich mit dem Vorjahre stellte sich wie folgt: Rußland von 45,137 auf 22,750; England von 19,492 auf 9,974; Schweden von 21,137 auf 13,144; Norwegen von 8,155 auf 5,842. Sogar die irländische Einwan derung hat abgenommen, indem die selbe von 40,262 aus 28,421 gesunken ist. Uebrigens ist bei der irländischen Einwanderung zu bemerken, daß die Zahl der weiblichen Einwanderer die jenige der männlichen nicht unbedeu tend überwiegt. Unter den 28,-421 Eingewanderten befanden sich nämlich 16,872 weibliche, und nur 11,594 männliche Antömmlinge. Bei allen anderen Nationalitäten überwiegt die! männliche Einwanderung, wie sich dieses auch in den Gesammtzifferm ausdrückt, denn im let-ten Fistaljahr wanderten 145,107 Männer und 95,-. 725 Frauen und Mädchen ein. Central - Amerika liefert nur einen? geringen Bruchtheil der Einwande-J rung. Mexico sandte in 1896 156 und im letzten Jchr gar nur 91 seiner Einwohner nach den Ver. Staaten. Die Zahl der flüchtigen Cubaner bei trug in 1896 mehr at-? 6000. im ietz ten Jahre nur noch 3553. Die Ein wanderung aus Armenien hat, wohl infolge der dortiaen, von den Türken inseenirten Christenversolgungen, et was zugenommen, es kamen nämtich 4732 Armenier gegen 4239 im Vor fahre hierher. Der griechisch - ttirtis fche Krieg scheint die Auswanderung der Griechen vermindert zu haben, denn gegen 2175 im Vor-fahre traer nur 571 Griechen im vergangenen iskaljahr hier ein. Ille dtefe kamen uberdiet, ehe die Ieinisltgkeiten zwi schen Iriechenkand nnd der Tiirtei ausgebrochen waren. « « — sicht des Bureaus der Abysrche1 l ——Ezgibteinfalsch·eg Ehr gefühL welches lieber stiehlt als etwas geschenkt nimmt. —- Redattionz gefahren. Redakteur (durch’z Fenster schauend): »Da naht ein Lang elocttev, ich glaube, daß uns ein Gedich? droht!« —- Kutzet beitritt-san tra g. »Einen« Kuß soll ich Ihnen geben? und womit wollen Sie sich den verdienen T« — herr: «Mit aieinem Namen.« Ins theils-m Iebtest. Des Misiige Buchenforst Forstw chd M München, wo König Otto von BCW in dem kleinen Normen Sehn-schen sein Schattendaseiu führt, steht in Gefahr« der Krone von Bayern verloren zu gehen, da in New York ein Prätenbent aufgetaucht ist, der auf di plomatischem und dernRechtswege seine Eigenthumsrechie auf die Domäne, de ren Werth auf 12 Millionen Mark ge xchgkt wird, geltend zu machen ver u . Die Geschichte deg Prätendenten, der " sich Charles Gras von hochstedtem hochstedt nennt und zur Zeit in dern Ellenwaarengeschiist von Bernstein Fa Co» Ro. 50 und 52 Newarl Avenue, Jersey City, eine untergeordnete Stelle bekleidet, ist eine höchst interessante und hört sich, obwohl einzelne Behauptun gen des Prätendenten mit actenmößi gen Documenten belegt sind, wie ein spannender Roman an. Die Mutter Hochstedten’s war, so behauptet derselbe, eines der vielen un ehelichen Kinder, die König Ludwig I. von Bauern in die Welt setzte, zu der Zeit, als dieser Monarch schlechte Verse machte und den schönen Künsten und schönen Frauen huldigte· Jhre Mutter war eine Russin, wenigstens wurde die Mutter des Prätendenten, die Gräfin Maria Diana Hochstedtem Hochstedt, auf dem Schlosse Tileil bei Riga geboren und zwar am 10. Juni 1833; einige Jahre ihrer Kindheit ver lebte sie aus dem Schlosse der herzogli chen Linie Bancrn’s in Tegernsee. Jm Sommer 1853, als die junge Gräfin in Jngolstadt lebte. wurde sie unter der Regierung des damaligenKönigs Max, der daraus bedacht war, alle Spuren des väterlichen Libertiner - Lebens zu verwischen. des Landes verwiesen, ihr Vermögen, dessen Hauptbestandtheil die heutige tönigliche Domäne Forstw ried bildete, wurde confiscirt und sie begab sich, nachdem sie kurze Zeit in der Schweiz gelebt, nach Paris, wo sie im Jahre 1855. wie actenrniißig belegt werden kann, naturalisirt wurde. Die Gräsin wohnte eine Zeit lang in den Tuilerien und genoß, wie Briese dar thun, die Freundschaft der Kaiserin Eugenie, sowie zahlreicher Personen des zweiten Kaiserreichs, darunter die Grasen Tascher de la Pagerie, Pauline von Metternich, die Gemahlin des da maligen österreichischen Gesandten, Emil Bernier, der berüchtigte Instruk tionsrichter und politische Spitzel des dritten Navoleon u. A. Jm Jahre 1856 am 7. Januar wurde Charles von Hochstedten - Hoch stedt in Paris geboren. Die Nachfor schung nach dem Vater ist nach dem Codex des ersten Napoleon verboten, doch weisen verschiedene Anzeichen, nicht zum Mindesten die Physiognomie des Prätendenten, daraus hin, daß ein Orleans derVater des von der russisch wittelsbach’schen Gräsin gebotenen liiniihleins war. der seine Mutter erst tennen lernte, als er als Knabe von 7 Jahren zu ihr gebracht wurde; sie wohnte damals, 1863, in No. 17 Rue Labrugäsre und führte, so viel er sich erinnern kann, ein großes Hauz. Seine Ziehmutten die ihn bald nach der Geburt zu sich genommen, war eine Madame Octavie Degrez, die ihn in leidlich guten Umständen erziehen ließ und später in das Dominitaner - Col lege in Auteuil schickte. Er selbst führte den Namen Charles de Willen cay und unter diesem Namen hat er auch bis 1885 gelebt, ohne Kenntniß seiner Abstammung. Während seiner Kinderzeit nahm der obenerwähnte Vertrauensmann Napoleon’3 Ill» Emil Bernier, großes Interesse an ihm und dieser bestritt auch, so viel er ersehen konnte, die Kosten seiner Er ziehuna. Nach dem Sturze des Kaiserreiches der Schule entwachsen, sührte Charleö de Millenead ein wechselvolleö Dasein. Er tam 1870 vor Ausbruch des Krie ges als Eleve in den Eisenbahndienst, 1874 wurde er, sehr gegen seinen Wil len, Soldat, diente als gemeiner Sol dat bis 1879 und tam dann 1879 nach Bordeaux in das Geschäft der Firma Cattier als Bucht-alten die ihn zur Auswanderung nach Amerika veran laßte..- Noch wechselvoller gestaltete sich das Leben des angeblichen Fürstentiyi des in Ameritar er war Planta en Ausseber im Süden, vaboy im ätze sten, Tramp, Iarmarbeiter, gab zu weilen auch französischen illnterrichh übersetzte sin verschiedene Professoren am Columbia College und iit jetzt ,,«’floortvalter« in dem Eingangs er wähnten Drhaoods - Geschäft in Jer sen City. Die volle Wahrheit über - seine Abstammung erlangte er erst im H Jahre 1885. als Ernil Bernier, der zu Napoleon’s Zeit gesiirchtete Censor, starb und die Pslegernutter des jungen Hochstedten - Hochstedt, Madame De grez, ihm mit dem Tode «seines väter lichen Freundes« seine Abstammung, den Namen seiner Mutter, die im Jahre 1875, zurZeit des bricht-amtlic Procesies gegen den Orleans, durch Selbsimord geendet« sowie die ganze Lebensgeschichte derselben, ihre Anii spräche an die Krone von Bayern etc-« enthüllt-. Hochstedten - Sechster-L obwohl es ihm nicht zum Besten ging, machte sich nun an’s Wert, mit Hilfe der Frau Degrez und einer Familie von Sein, rnit der seine Mutter in Paris befreun det war, dommentarische Beweise siir seine Ansprüche zu erlan en, und es gelang ihm auch in M IM- Arten und beglaubiate Ubschristen von sol chen is beschasseu, die ohne Zweifel « f « daß er der illegitime Sohn , Maria Diana de hochsteds t if« Einen Beweis da siir bat er mit dem Geburtsschein in den Dändem Die Mutter erscheint auf demselben schlankweg als »Mademoi seile la Comtesse de Hochstedtemhoche -stedt.« Auch die Naturalisationsaete der Mutter ist in seinem Besihe, ebenso ein Derret des Königs Maximilian Il. svon Bayern, wodurch das Sequester aus das Vermögen der Gräsin ausge doben wird. Auch sonstige Arten bat er, so das Protokoll iiber eine Haus suchung bei seiner Mutter, die in Pa ris vorgenommen wurde, als Tie, wie es scheint, sich mit Orleanisten in eine Jnttigue gegen Napoleon eingelassen, und andere Beweisstiicke mehr, welche in jene Zeit des zweiten Kaiserreiches zurück datiren. Jm Vesitze dieser Actenstiicke wandte sich Charles Hochstedtrn - Hochstedt 1888 zuerst brieslich an den damaligen deutschen Gesandten in Washington, den Grasen Arco - Valley, und gleich zeitig schriftlich an den damaligen Mi nisterpräsidenten in Bayern, von Lut3. Von der Hand des Letzteren hat er ein Schreiben, in welchem ihm eröffnet wird, daß das Ministerium des Jn nern und des königlichen Hauses seine Jdentität als Sohn der Gräfin Hoch stedten - Hochstedt zwar als erwiesen betrachte« aber gleich eitig seine An sprüche ignoriren mü e, da dieselben nach medr als 30 Jahren verfährt seien. Graf Arco - Valley bat ihn zur Zeit des pan - amerikanischen Con gresses zu einer Unterredung nach Washinaton, wo im Beisein des raffi schen Geschäftsträgers Graf Greger nd des Marauis Chambrrm ein aus siibrliches Protololl über die An sprüche des Prätendenten ausgenom-l men wurde. » Hochstedten - Hochstedt hörte aber nichts weiteres mehr über die Aus nahme seiner Ansprüche, die beiden Nachfolaer des Grafen Arco verwei gerten ihm sogar die nachgesuchte Au dienz, da er naturalisirter Franzose sei, und nach dem Tode des Ministerg von Lus- wurde ihm auch von den dane obwohl er sich wiederholt schriftlich an. dieselben aewandt hatte. Ein Freund aus Bordeaux, S.? Dane, der im »World« - Gebäude zu; New York ein Buteau als Bücher-Re- i visor hat, stellte ihm neuerdings die; Mittel zur Verfügung« um den Rechts- : weg zu betreten und seine AnsprücheJ auf die beschlagnahmt gewesenen, aber wieder sreigeaebenen Güter seiner» Mutter zu vindiciren, und eine AdvosI tateniirma hat bereits die einleitenden T Schritte bei der baherischen Regierungs gethan. Persönlich ist der Prätendent ein etwas mehr als mittelgroszer Mann,· der, mit seinem scharf geschnittenen Gesicht, eine aussällige Aehnlichkeit mit dem Fürsten Ferdinand von Bulgarien hat« Wie er aus den Briesschasten sei ner Mutter ersehen konnte, war diese auch mit der Herzogin Elementine von Sachsen - Coburg, der Mutter Fett-i nand’s, bekannt. Er selbst ist von der Begründung der Rechtlichleit seiner Ansprüche völ lig überzeugt und macht keineswegs den Eindruck, als ob er an einer trank hasten, sixen Jdee leide, was jedoch nicht ausschließt, das-, bei des Präten denten Ziel-mutter, Madame Octavie Degrez, diese sixe Jdee bestanden hat oder noch besteht und aus ihren Pflege sohn übertragen wurde, der dieselbe nun mit aufreibender Zähigieit ver solgt, denn der Mann, dem von vielen Seiten das beste Zeugniß ausgestellt wird hängt jeden Cent den er eritbrie gen kann. daran, um sein vermeintli ches Recht zu erlangen. Sardlsche Zustände. Jtalien hat zwei Schmerzenskindeu die beiden· Inseln Sicilien und Sar dinien. Ader während das eine in seiner Noth von Zeit zu Zeit einen wil den Schmerzensschrei aus-stößt, der zu den Ohren der Mutter dringt, ist das arme Aschenbrödel Sardinien-in stum pfe Gleichgiltigteit versunken,Niemand nimmt steh seiner in der Kammer und in der Presse an. Eine Ausnahme macht der »Corr. della Sera«, der die Aufmerksamkeit auf die entsetzlichen dortigen Zustände lenkt. Die Noth is-. durch Mißernten auf das Höchste ge stiegen. Man genießt ein Brot, das aus Eichelmehl bereitet ist und nach einerUntersuchung des Professors Celli 65 Procent unverdauliche Stoffe ent hält. Jm letzten Winter mußten sich in Orosei viele Bauern,mit ihren Fa milien mehr als vierzehn Tage lang von Kräutern nähren. Hun ernde Landleute, deren Weiber und inder halt-nackt um ein Stück Brod betteln, steht man überall. Und daß dieser Zustand lein vorübergehender bleibt, dafür sorgen zwei fürchterliche Gei ßeln: der Wucher, der einen Sack voll Saattoen gegen 80 Procent Gewinn verleiht, und der Fislu3, der unerbitt lieh Häuser und Ländereien des unfä » higen Steuerzahlers versteigert. So T wurde vor zwei Jahren eine ganze Ge ? meinde versteigertl —- Diese Noth al Jlein ’ kann aber noch nicht die er s schreitend große Anzahl von Verbre ’ chen erklären, welche auf der Insel ge schehen. Nicht ohne einen An lug von pharisiiischer Ueberhebung meint hs mailiindische Blatt, daß die Rasse Nck dabei geltend mache, und eignet siet Sergl’s Theorie an. hiernach witt das Mittelmeerbecken von einem x-. Stamme bewohnt, den er den mitteiTN ländischen oder euro - afritanischen nennt. Dieser Stamm von der Sp msri-niiste«rpknmenv1 ist-hin- sich sti chermäßig über das Mittelrneer aug, bis «er von einem anderen Sie-innre aufgehalten wurde, der von Nord Europa herabstieg und den Sergi den europäischen oder teltischen nennt. Die Scheidungölinie geht wie eine Diagoi nale mitten durch Italien. Der rnit telliindische Stamm hat seinen wil den, .blutdilrstigen Sinn von der ost afrilanischen Heimath her bewahrt, und während er in Südsranlreich und Spanien durch die eindringende Ewi lisation gemildert wurde, konnte er sich auf der abgeschlossenen Jnsel Sardinien unverfälscht erhalten. Dort giebt es nicht nur die geringste Anzahl von Eifenbahnen im Vergleich mit den übrigen c««Lheilen Italiens, sondern der Ver-lehr steht dort in letz ter Zeit völlig still. 1884 gab es 411 Kilometer, 1894 414, während in ganz Jtalien die Kilometerzahl in diesen zehn Jahren von Nil-S auf 14,868 hinausging. Von anderen Straßen ist taum die Rede. Daher lebt der Sarde in einem llrzustand und will in feiner schrantenloscn Freiheit teine sociale Macht anerken nen. Jn vielen Gegenden, bzsondeks in der Nähe von Nuoro und im hohen Ogliastra, welche Niceforo die Ver- l brecherzone nennt, ist das Verbrechen nicht die Ausnahme, sondern diesRegeL Jn einem Jahre wurdenin NuoLo 413 Ochsen gestohlen-. Kein.einziger Schul diger ward entdeckt, die’413 Ochsen blieben von ver Erde verschlungen! Und in solche Gegenden schickt dick gierung Präfecten, denen es meh darauf ankommt, die Wahlen zu »ma chen«, als einen Räuber zu fangen, dort fürchten die Zeugen ihre unver meidliche Strafe als »Spione«, dort zahlen die reichen Gutsbesitzer ihre festen Steuern an die Banditen, welche eine verderbte Presse als Helden feiert Als einst ein ehrlicher Beamter nach der Jnsel geschickt und von ihm eine Liste der Verbrecher verlangt wurde, schrieb er anoden Minister: »Als ge wissenhafter Mann müßte ich an die Spitze der Liste den Abgeordneten X. » setzen!« Wie ein hohn klingt es, daß i Sardinien zwei Universitäten zählt : « die von Sassari mit 129 Studenten J und die von Cagliari mit 185. Jeder « Student tostet dem Staat jährlich » 1000 Lite! Jüngst berief der Unter ; richtsminister Gianturco die Abgeord ; neten der Jnsel zu sich, um die Ab I schaffung einer Universität vorzuschla ; gen, die Fakultäten sollten auf beide ; Städte vertheilt werden. Man konnte ; sich aber nicht einigen, weil jeder die J medicinische Fakultät fiir sich haben ; wolltet AAA Die hyaicinrche Thau-rede der invi . schen Geier-. s I T Unter den Eingeborenen von Indien I besteht bekanntlich ebenso wie in Per I sren die Sitte, die Leichen der Verstor i benen nicht zu begraben, sondern sie an ! bestimmte Plätze zu bringen, wo sie von i den Geiern ,,bestattet« werden. Jn Jn I dien sind diese Orte die sogenannten I »Thürme des Schweigens«, die von 7 jenen widerlichen Vögeln wohl gekannt und in Schaaren besucht werden. Man befürchtete, dasz während der diesjähri s gen Pest in Jndien die Geier mit ihren , erhöhten Pflichten nicht fertig werden E würden. Man hat aber das Können s dieser Thiere glücklicherweise unter j schätzt. Auch sind diese merkwürdigen Begräbnißstätten so geräumig einge richtet, daß sie die vermehrte Zahl der Todten wohl zu beherbergen vermoch ten. Ein Geschäftsträger einer vorsi fchen Vereinigung hat über diese Ver hältnisse während der Pest einen Be richt erstattet, woraus wir entnehmen, daß im Gebiete von Bombah der »Thurm des Schweigens« Kappis Khaoo Raum für 237 Todte hat, in dem Thurme Banajee ist Platz für ebensoviele, und zwei weitere Thürme fassen 262 bezw. 141 Leichen. Während der ersten 14 Tage des Januar wurden 150 Todte zu diesenThürmen gebracht, und nach den Aussagen der Wärter, die das anmuthige Geschäft haben, die Todten an diesenPtätzen niederzulegen, vollzog sich die Beftattung derselben durch die Geier in durchaus normaler Weise. Uebrigens hatten diese Vögel es verstanden, für ihre vermehrte Arbeit sich Hülfsträfte zu besorgen. und hat ten sich an einigen Stellen ganz über rafchend vermehrt. Nach einer sehr ge nauen Zählung saßen aus den Mau ern eines dieser Thürme nicht weniger als 195 solcher Vögel, ohne die zu rech nen, welche sich in unmittelbarer Nähe des Gebäudes aufhielten. An einer Stelle, wo man bisher mit dem Be suche von 250 Geiern rechnete, hatte sich deren Zahl rasch auf 400 vermehrt. Man lann also diesen saubern Vögel nicht nachsagen, daß sie ihre Pflicht vernachlässigt oder sich der ihnen zuge mutheten Aufgabe nicht gewachsen ge zeigt hätten. —- Ein Unglückssalh der an das entsetzliche Mißgeschick erinnert, das vor einiger Zeit dem Kunstschätzen Krüger im Schloßparl zu Weißensee passirte, hat sich in Rom ereignet. Auch hier war der Urheber des Dramas ein Berliner Kunstschätze. Jn einem Cafe chantant sollte sich kürzlich der Kunst schütze Karl Steiner aus Berlin pro duciren. Beim Betreten der Bühne entlud sich sein Gewehr unvermnthet, und ver Schuß burchbohrte eine jun e Souhrette Namens Bienen Levi, d nach wenigen Augenblicken verschied.