Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, September 03, 1897, Sonntags-Blatt., Image 6

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    Unzeiser im Herold.
J. P. Bitt-lis, Heu-Mer.
kIåkJstitdL"4«’Nel-k.
L
Landbsrthsssastlichei.
Freßunlust derbausthiere
Der Mangel an Freßlust besonders
bei Pferden hat seinen Grund entweder
in schlechter Beschaffenheit der Zähne
oder in trankhastem Zustande des
Magens. Bei der Untersuchung ist
zuerst das Maul zu desichtigen. Man
nehme die Zunge heraus, so daß man
das Jnnere des Maule-Z genau sehen
kann, überzeuge sich, ob der Gaumen
geschwollen, ob scharfe Spitzen an den ;
Zähnen oder Verletzungen im Maules
sich vorfinden. Jst nichts von dem der ;
Fall, so richte man seine Untersuchun- s
gen auf den inneren Zustand. Man z
überzeuge sich, ob die Zunge belegt, ob ’
sie heiß oder kühl, ob sie feucht oder ;
trocken; man sehe zu ob die Schketm- H
haut eine schöne rosenrothe Farbe hat -
oder ob sie schmutzig-gelblich aussieht; "
man untersuche den Dung, ob er hart »
weich oder flüssig, ob er mit Schleim
über-zogen, ob er sauer riecht oder ei
nen aashaften, stinkenden Geruch hat,
ob sich underdaute Körner in ihm be
finden; letzteres ist immer ein Zeichen
schlechter Verdauung. Jst der Gau
men geschwollen und steht derselbe über
die Schneidezähne hervor, so wasche
man denselben mit Salzwasser oder
reibe ihn mit feinem Salz. Sind
Verletzungen im Maule, so nehme man
zu einem Quart kalten Wassers einen
Theelöffel voll Arnicatinttur und
wasche damit das Maul aus; ebenso
behandle man die Verletzungen der
Zunge. Sind Spihen an den Zähnen
vorhanden, so müssen dieselben vorsich
tigtabgefeilt werden. Jst Unverdau
lichteit die Ursache des Mangels an
Freßlust, so gebe man von den »Condi
tions - Powders.« Während der Be
handlung und längere eit nach der
Wiederherstellung des T ieres ist das
selbe sorgfältig zu schonen und beson
ders gutes, leicht oerdauliches Futter
— kein Mais » zu geben und daraus
zu achten, daß es aus der Weide tein
stehendes, fauliges Trintwasser sause.
Entblättern des Hopfens.
Jn den Hopfengegenden unseres
Landes sieht man hin und wieder Ho
vfenanlagen, in denen die Pflanzen bis
zu einer Höhe von 5—6 Fuß entblät
tert sind. Die Hopfenpflanzer folgen
einem alten, jedenfalls ungerechtfertig
ten Gebrauche, sie suchen Futter zu
gewinnen oder auch nach ihrer Mei
nung das Gedeihen der Pflanze zu
fördern. Jn keinem Falle tann dieses
Verfahren gerechtfertigt werden.
Selbst wenn die unteren Blätter gelb
werden, sind sie der Pflanze noch nütz
lich; denn ehe sie völlig absterben,
steigt der in ihnen noch vorhandene
Saft mit den darin befindlichen Nähr
stofsen aufwärts und wird von der
Pflanze verwerthet. Kein Blatt fällt
ab, ehe es seine verwerthbaren Stoffe
nicht voll und ganz an die Pflanze ab
gegeben hat. Außerdem sind erkrankte
Blätter als Viehfutter werthlos wenn
nicht gar gesundheitsschädlich. Auch
kann eine Krankheit nicht dadurch von
der Pflanze entfernt werden, daß man
die unteren Blätter abnimmt; denn
gewöhnlich sind Pflanzenkrantheiten
mehr oder weniger über die ganze
Pflanze verbreitet. Sobald die un
teren Blätter unnütz geworden sind,
beseitigt die Natur dieselben schon von
selbst. Sind die Blätter aber gesund,
dann sind sie zur Verwerthung der
zum Aufbau der Pflanze sowie zur
Fruchtbildung erforderlichen Nähr
stoffe ebenso nothwendig, wie die höher
stehenden und wäre ihre Beseitigung
erst recht ein Mißgriff.
Die besten Futterzeiten.
Ein einmaliges Füttern unserer
Hausthiere während des Tages wird
wohl Niemand empfehlen; ein zwei
maligesFüttern, Morgens und Abends
läßt sich bei erwachsenenr Rindoieb
durchführen, ohne Schaden für die
Thiere im Gefolge zu haben. Zu häu
figes Füttern —- vier- bis fünfmal —
ift durchaus verwerflich, weil dadurch
bei unseren Kühen das Wiederkäuen
gestört wird. Beim Milchvieh sollte
sich die Futterzeit nach der Melkzeit
richten. Ein dreimaliges Füttern ist
besonders dort zu empfehlen, wo wenig
Getreide aber viel Rauhfutter gesitt
tert wird. Für hochträchtige Thiere
sind drei Futterzeiten durchaus noth
wendig.
Die Fütterung der Arbeitsthiere
muß möglichst so eingerichtet werden,
daß zwischen Fütterung und Beginn
der Arbeit eine Ruhepause eintritt.
Die Ruhepause darf namentlich dann
nicht ausfallen, wenn viel Kot-verspi
ter gegeben wird und die Arbeit in
schneller anstrengender Thätigleit be
steht. Das Arbeiten gleich nach dem
Füttern stört die Berdauungz es kann
sehr leicht zu Kolii - Ertrankungen
führen. Wo eine Ruhepause nicht ein
treten kann, beginne man die Arbeit
in langsamem Schritt. Bei ugoch
sen sehe man daraus, daß das jeder
ksuen nicht gestört wird. Die Haupt
Iaahlzeit an Hafer oder Mais gebe
san den Pferden Abends nach der
Itbeitz denn das Pferd arbeitet nicht
sit dem stum, welches et soeben ver
set, sondern mit dem vom vor
W v- Zs PEZMPMJ
, s er s na
Arbeit erhält und während der
Nacht ruhig verdauen kann, kommt den
Muskeln zu ute und giebt die der
brauchte Kraft zurück. . - (
Te junger die Thiere, desto öfter
rnu gefiittert werden. Daß Kälber
ists mir zwei-L oder« dreimal wiss-its
werden, ist die hauptursache des so"
häufig auftretenden Durchsalles bei
diesen Thieren. Geht das Kalb mit
der Kuh, so saugt es oft während des
Tages und mehrere Male während der
Nacht, der Magen wird nie überfällt;
der Labmagen eines Kalbes kann auf
einmal etwa nur 1 Quart fassen; er
hält das Thier also 3—5 Quart auf
einmal, so tritt ein Zurückfiauen der
Milch nach dern Pausen ein, in welchem
die Milch wegen Mangel an Magen
fäften nicht verdaut wird, sondern ver
gährt. Ein weiterer Nachtheil entsteht
dadurch, dasz die Thier bei weniger
Tränlzeiten zu gierig trinken. Hierbei
ist der Schlund nicht in der Lage, alle
Milch dem Labmagen zuzuleiten und
es fließt etwas in Haube und Pausen,
wo es nicht hingehört. Alle Mittel,
welche wie das Saugen, eine langsame
iAufnahme der Milch bewirken, sind
also für die Kälberaufzucht von gro
ßem Werth.
Plöhlicher FutterwechseL
Sowohl im Frühjahre als im Spät
herbste werden oielfache und leider be- !
rechtigte Klagen darüber laut, daß der !
Uebergang von der Trockenfiitterung !
und umgekehrt nicht nur erheblicheVer- s
luste an Milch im Gefolge habe, son- l
dern auch auf die Gesundheit der
Thiere ost schädigend einwirle. Es
werden nun allerlei Rathschliige gege
ben, wie dem vorzubeugen und ernstlich
die Nothwendigieit betont, den Ueber
gcng nicht so unvermittelt eintreten zu
lassen, natürlich wird das wenig be
achtet bis hier und dort einmal Je
mand durch empfindlichen Schaden
klüger wird. Jeder Plötzliche Futter
wechsel wirtt bekanntlich so nachtheilig,
daß in ihm nicht selten allein der
Grund zu mancherlei Krankheiten,
namentlich Magentrankheiten zu su
chen ist. Besonders beim Milchertrage
der Kühe läßt sich dies immer recht er
heblich merken; dieselben geben beim
Futterwechsel erst nach einigen Tagen
ihr volles Milchquantum wieder, nach
dem« wie man sagt, dieselben sich wie
der im Futter eingerichtet haben. Die
ser Rückschlag zeigt sich nicht nur beim
Milchvieh, sondern tritt auch bei Mast
und Jungvieh ein. Welche Gefahren
ein plögicher Futterwechsel bei Pfer
den mit sich bringt, ist allgemein be
kannt. Wo Milch oder Rahm direkt
an Butterfabriken abgegeben wird,
wird aber ein Rückschlag in der Milch
ergiebigteit der Kühe sehr empfindlich
in der Geldkasse verspürt, umsomehr,
als dieser Verlust gewöhnlich hin grö
ßer ist, als es aus den ersten Blick er
scheint. Nur wenn bei wöchentlichen »
oder monatlichen Abrechnungen mit
der Fabrik mehrere Dollars weniger
einkommen, kommt man zur richtigen,
aber nicht angenehmenEinsicht. Würde
man beim Mastvieh mit der Waage
den Stillstand oder Rückgang im
Fleischansatz der Thiere beurtheilen, so
würden sich auch dort die Verluste als
bedeutend erweisen, die beim plötzlichen
Futterwechsel entstehen. Und doch ist
der Uebergang von der einen Futterart
zur anderen, ohne daß die Thiere in
irgend welcher Weise darunter leiden,
leicht zu bewertstelligen. Man sorge
dafür, daß der Wechsel nicht so schnell
eintritt, sondern sich langsam vollzieht.
Für den Uebergang im Frühjahr muß
deshalb Grünsutter zur Hand sein;
und um dies zu haben muß jetzt im -
Herbst für zeitiges Grünfutter im
nächsten Frühjahre durch Besäen eines
Ackerstiickes mit Johannis- oder auch
mit gewöhnlichem Winterroggen ge
sorgt werden. Es braucht tein gro
ßes Stück Land zu sein; man dünge
aber gut, um ein recht üppiges Wachs
thum zu veranlassen.« Durch solches
Futter wird der Magen des « Thieres
wieder an das mehr wasserhaltende
Grünfutter gewöhnt und so für den
Weidegang vorbereitet· Mit dem her
annahenden herbste sollten die Thiere
jeden Abend ein wenig heu im Stalle
erhalten.
WozubrauchtderObstbaum
Licht,WärmeundLuft?
Wozu? —- Zu allen Lebensthätigtei
ten, also zur Bildung des Holzes, der
Blätter und Früchte, zur Athmung
und zur Verdunftung des Wassers-.
Diese drei Vorgänge gehen in Bäumen,
die volles Sonnenlicht genießen, besser
oor sich als in befchatteten; und nicht
nur ist dies beim ganzen Baum der
Fall, sondern auch bei jedem Theile
desselben, jeder Zweig, jedes Blatt,
jede Frucht wird um so besser wachsen,
je mehr Sonnenlicht sie empfängt. Die
Berdunstung ift in den vom Sonnen
licht getroffenen Blättern eine viel leb
hafterez fchnell geht ein fortwähren
der Wasserzufluß I durch sie hindurch
und läßt eine größere Menge der in
ihm gelösten Nährsalze in den Blättern
zurück, als in den beschattetenz letztere
sind immer wasserreicher aber ärmer
an Nährstoffen, weil sie weniger Was
ser verdunften. Die Ernährung des
Obftbaurnes wird also gefördert, je
mehr die Blätter von der Sonne be
Lbienen werden.
tote befonnten Blätter sino aber
auch reicher an dein grünen Stoffe —
Chlorophvll nennen ihn die Gelehrten
—, welcher zur Bildung von Stätte
und Zucker erforderlich ist; und. von
den leiten beiden Stoffen bedarf ge
rade dez Obstbaum zur Bildung seiner
Früchte große Mengem
Bo- der Sonne beschimene Blätter
- l
. b dicker, tote bte iüvschatten wach
dert; je dickerj btä Yliitter aber, je s
niebr Luft können aufnehmen unb;
von sich geben. sie können besser «atl)- »
men.« i
Bedenken wir noch, daß anch dies
Früchte selbst durch richtigesAuischneis s
JW d» Krone mehr Sonnenlichtund
Wärme erhalten und daß dadurch ihrl
eigenes Wachsthum, ihr Zucker ehalt
und, infolge der dickeren Ausbi bung
l
ihrer Schale ihre Widerstandslrast ge
gen zu starke Verdunstung auf dem
Lager nach dem Abpfliicken, so ist es
wohl leicht verständlich, daß das Aus
lichten, das Ausschneiden der Krone
ebenso wichtig sür den Obstbaum ist,
wie die Bearbeitung des Bodens, das
’ Düngen und das Bewässern. Ja, alle
diese letzteren Arbeiten werden erst
dann von bestem Erfolge begleitet sein,
wenn das Augdiinnen der Krone in
verständiger Weise geschieht.
Unter-e Einwand-W.
Der ftatiftische Ausweiz des Gene
ral - Commissärs für das Einwande
rungswesen, welcher heute der Oeffent
lichteit übergeben ist, zeigt, daß die
Einwanderung im verflossenen Fis
taljahr, endend atn so. Juni d. J., ge
ringer war, als in irgend einemJahre,
seitdem die Bundesregierung die Con
trolle über Einwanderungs - Angele
genheiten Abernornmen hat, was be
kanntlich in 1882 geschah. Erst seit
dieser Zeit liegen überhaupt verläßliche
Statistiken über die Gefannnt - Ein
wanderung in den Ver. Staaten dor.
Die Zahl der im verflossenen Fisial
jahr gelandeten Einwanderer betrug
230,.832 ein Rückgang von 112,435
gegen das Vorjahr
Zum Vergleich mag hier eine Ta
belle folgen, welche die Einwanderung
» des letzten Jahrzehnts zeigt:
1788
....... 490,
1888 ....... 546,889
1889 ....... 444,427
1890 ....... 455,802
1891 ....... 516,253
1892 ....... 779, i i3
1893 ....... 489,730
1894 ....... 285,631
1895 ....... 258,5»6
Die stärkste Einwanderung wäh
rend der ganzen sechs-zehnjährigen Pe
« riode wies das erste Jahr 1882 auf,
wo die Gesammtzahl der Eingewan
derten sich auf nicht weniger als 788,
992 bezifserte. Jnsgefammt sind seit
1882 bis jetzt 7,432,016 Personen ein
gewandert. Jtalien lieferte im letzten
i Jahre wieder die größte Zahl von Ein
3 wanderern, nämlich 54,431. Aller
dings eine Abnahme von 14,000 gegen
. das Vorfahr. Die Ursache der bedeu
tenden italienischen Einwanderung
nach den Ver. Staaten in den beiden
vorhergehenden Jahren soll nach An
Krieg gewesen sein.
Die deutsche Einwanderung hat in
der ganzen 16jiihrigen Periode stetig
abgenommen· Jm Jahre 1882 tamen
250,630 deutsche Einwanderer hierher,
gegen 24,230 in dem Fistaljahr en
dend am 30. Juni 1896, und 22,’-I’-3
im letztverflossenen Fistaljahr. Die
Einwanderung aus Oefterreich - Un
garn verminderte sich von 55,103 in
. 1896 auf 33,031 im letzten Jahr. Die
Abnahme aus anderen Ländern im
Vergleich mit dem Vorjahre stellte sich
wie folgt: Rußland von 45,137 auf
22,750; England von 19,492 auf
9,974; Schweden von 21,137 auf
13,144; Norwegen von 8,155 auf
5,842. Sogar die irländische Einwan
derung hat abgenommen, indem die
selbe von 40,262 aus 28,421 gesunken
ist. Uebrigens ist bei der irländischen
Einwanderung zu bemerken, daß die
Zahl der weiblichen Einwanderer die
jenige der männlichen nicht unbedeu
tend überwiegt. Unter den 28,-421
Eingewanderten befanden sich nämlich
16,872 weibliche, und nur 11,594
männliche Antömmlinge. Bei allen
anderen Nationalitäten überwiegt die!
männliche Einwanderung, wie sich
dieses auch in den Gesammtzifferm
ausdrückt, denn im let-ten Fistaljahr
wanderten 145,107 Männer und 95,-.
725 Frauen und Mädchen ein.
Central - Amerika liefert nur einen?
geringen Bruchtheil der Einwande-J
rung. Mexico sandte in 1896 156
und im letzten Jchr gar nur 91 seiner
Einwohner nach den Ver. Staaten.
Die Zahl der flüchtigen Cubaner bei
trug in 1896 mehr at-? 6000. im ietz
ten Jahre nur noch 3553. Die Ein
wanderung aus Armenien hat, wohl
infolge der dortiaen, von den Türken
inseenirten Christenversolgungen, et
was zugenommen, es kamen nämtich
4732 Armenier gegen 4239 im Vor
fahre hierher. Der griechisch - ttirtis
fche Krieg scheint die Auswanderung
der Griechen vermindert zu haben,
denn gegen 2175 im Vor-fahre traer
nur 571 Griechen im vergangenen
iskaljahr hier ein. Ille dtefe kamen
uberdiet, ehe die Ieinisltgkeiten zwi
schen Iriechenkand nnd der Tiirtei
ausgebrochen waren. « «
—
sicht des Bureaus der Abysrche1
l
——Ezgibteinfalsch·eg Ehr
gefühL welches lieber stiehlt als etwas
geschenkt nimmt.
—- Redattionz gefahren.
Redakteur (durch’z Fenster schauend):
»Da naht ein Lang elocttev, ich glaube,
daß uns ein Gedich? droht!«
—- Kutzet beitritt-san
tra g. »Einen« Kuß soll ich Ihnen
geben? und womit wollen Sie sich den
verdienen T« — herr: «Mit aieinem
Namen.«
Ins theils-m Iebtest.
Des Misiige Buchenforst Forstw
chd M München, wo König Otto von
BCW in dem kleinen Normen
Sehn-schen sein Schattendaseiu führt,
steht in Gefahr« der Krone von Bayern
verloren zu gehen, da in New York ein
Prätenbent aufgetaucht ist, der auf di
plomatischem und dernRechtswege seine
Eigenthumsrechie auf die Domäne, de
ren Werth auf 12 Millionen Mark ge
xchgkt wird, geltend zu machen ver
u .
Die Geschichte deg Prätendenten, der "
sich Charles Gras von hochstedtem
hochstedt nennt und zur Zeit in dern
Ellenwaarengeschiist von Bernstein Fa
Co» Ro. 50 und 52 Newarl Avenue,
Jersey City, eine untergeordnete Stelle
bekleidet, ist eine höchst interessante und
hört sich, obwohl einzelne Behauptun
gen des Prätendenten mit actenmößi
gen Documenten belegt sind, wie ein
spannender Roman an.
Die Mutter Hochstedten’s war, so
behauptet derselbe, eines der vielen un
ehelichen Kinder, die König Ludwig I.
von Bauern in die Welt setzte, zu der
Zeit, als dieser Monarch schlechte
Verse machte und den schönen Künsten
und schönen Frauen huldigte· Jhre
Mutter war eine Russin, wenigstens
wurde die Mutter des Prätendenten,
die Gräfin Maria Diana Hochstedtem
Hochstedt, auf dem Schlosse Tileil bei
Riga geboren und zwar am 10. Juni
1833; einige Jahre ihrer Kindheit ver
lebte sie aus dem Schlosse der herzogli
chen Linie Bancrn’s in Tegernsee. Jm
Sommer 1853, als die junge Gräfin
in Jngolstadt lebte. wurde sie unter der
Regierung des damaligenKönigs Max,
der daraus bedacht war, alle Spuren
des väterlichen Libertiner - Lebens zu
verwischen. des Landes verwiesen, ihr
Vermögen, dessen Hauptbestandtheil
die heutige tönigliche Domäne Forstw
ried bildete, wurde confiscirt und sie
begab sich, nachdem sie kurze Zeit in der
Schweiz gelebt, nach Paris, wo sie im
Jahre 1855. wie actenrniißig belegt
werden kann, naturalisirt wurde. Die
Gräsin wohnte eine Zeit lang in den
Tuilerien und genoß, wie Briese dar
thun, die Freundschaft der Kaiserin
Eugenie, sowie zahlreicher Personen
des zweiten Kaiserreichs, darunter die
Grasen Tascher de la Pagerie, Pauline
von Metternich, die Gemahlin des da
maligen österreichischen Gesandten,
Emil Bernier, der berüchtigte Instruk
tionsrichter und politische Spitzel des
dritten Navoleon u. A.
Jm Jahre 1856 am 7. Januar
wurde Charles von Hochstedten - Hoch
stedt in Paris geboren. Die Nachfor
schung nach dem Vater ist nach dem
Codex des ersten Napoleon verboten,
doch weisen verschiedene Anzeichen,
nicht zum Mindesten die Physiognomie
des Prätendenten, daraus hin, daß ein
Orleans derVater des von der russisch
wittelsbach’schen Gräsin gebotenen
liiniihleins war. der seine Mutter erst
tennen lernte, als er als Knabe von 7
Jahren zu ihr gebracht wurde; sie
wohnte damals, 1863, in No. 17 Rue
Labrugäsre und führte, so viel er sich
erinnern kann, ein großes Hauz.
Seine Ziehmutten die ihn bald nach
der Geburt zu sich genommen, war eine
Madame Octavie Degrez, die ihn in
leidlich guten Umständen erziehen ließ
und später in das Dominitaner - Col
lege in Auteuil schickte. Er selbst
führte den Namen Charles de Willen
cay und unter diesem Namen hat er
auch bis 1885 gelebt, ohne Kenntniß
seiner Abstammung. Während seiner
Kinderzeit nahm der obenerwähnte
Vertrauensmann Napoleon’3 Ill»
Emil Bernier, großes Interesse an
ihm und dieser bestritt auch, so viel er
ersehen konnte, die Kosten seiner Er
ziehuna.
Nach dem Sturze des Kaiserreiches
der Schule entwachsen, sührte Charleö
de Millenead ein wechselvolleö Dasein.
Er tam 1870 vor Ausbruch des Krie
ges als Eleve in den Eisenbahndienst,
1874 wurde er, sehr gegen seinen Wil
len, Soldat, diente als gemeiner Sol
dat bis 1879 und tam dann 1879 nach
Bordeaux in das Geschäft der Firma
Cattier als Bucht-alten die ihn zur
Auswanderung nach Amerika veran
laßte..- Noch wechselvoller gestaltete sich
das Leben des angeblichen Fürstentiyi
des in Ameritar er war Planta en
Ausseber im Süden, vaboy im ätze
sten, Tramp, Iarmarbeiter, gab zu
weilen auch französischen illnterrichh
übersetzte sin verschiedene Professoren
am Columbia College und iit jetzt
,,«’floortvalter« in dem Eingangs er
wähnten Drhaoods - Geschäft in Jer
sen City. Die volle Wahrheit über
- seine Abstammung erlangte er erst im
H Jahre 1885. als Ernil Bernier, der zu
Napoleon’s Zeit gesiirchtete Censor,
starb und die Pslegernutter des jungen
Hochstedten - Hochstedt, Madame De
grez, ihm mit dem Tode «seines väter
lichen Freundes« seine Abstammung,
den Namen seiner Mutter, die im
Jahre 1875, zurZeit des bricht-amtlic
Procesies gegen den Orleans, durch
Selbsimord geendet« sowie die ganze
Lebensgeschichte derselben, ihre Anii
spräche an die Krone von Bayern etc-«
enthüllt-.
Hochstedten - Sechster-L obwohl es
ihm nicht zum Besten ging, machte sich
nun an’s Wert, mit Hilfe der Frau
Degrez und einer Familie von Sein,
rnit der seine Mutter in Paris befreun
det war, dommentarische Beweise siir
seine Ansprüche zu erlan en, und es
gelang ihm auch in M IM- Arten
und beglaubiate Ubschristen von sol
chen is beschasseu, die ohne Zweifel
« f « daß er der illegitime Sohn
, Maria Diana de hochsteds
t if« Einen Beweis da
siir bat er mit dem Geburtsschein in
den Dändem Die Mutter erscheint auf
demselben schlankweg als »Mademoi
seile la Comtesse de Hochstedtemhoche
-stedt.« Auch die Naturalisationsaete
der Mutter ist in seinem Besihe, ebenso
ein Derret des Königs Maximilian Il.
svon Bayern, wodurch das Sequester
aus das Vermögen der Gräsin ausge
doben wird. Auch sonstige Arten bat
er, so das Protokoll iiber eine Haus
suchung bei seiner Mutter, die in Pa
ris vorgenommen wurde, als Tie, wie
es scheint, sich mit Orleanisten in eine
Jnttigue gegen Napoleon eingelassen,
und andere Beweisstiicke mehr, welche
in jene Zeit des zweiten Kaiserreiches
zurück datiren.
Jm Vesitze dieser Actenstiicke wandte
sich Charles Hochstedtrn - Hochstedt
1888 zuerst brieslich an den damaligen
deutschen Gesandten in Washington,
den Grasen Arco - Valley, und gleich
zeitig schriftlich an den damaligen Mi
nisterpräsidenten in Bayern, von Lut3.
Von der Hand des Letzteren hat er ein
Schreiben, in welchem ihm eröffnet
wird, daß das Ministerium des Jn
nern und des königlichen Hauses seine
Jdentität als Sohn der Gräfin Hoch
stedten - Hochstedt zwar als erwiesen
betrachte« aber gleich eitig seine An
sprüche ignoriren mü e, da dieselben
nach medr als 30 Jahren verfährt
seien. Graf Arco - Valley bat ihn zur
Zeit des pan - amerikanischen Con
gresses zu einer Unterredung nach
Washinaton, wo im Beisein des raffi
schen Geschäftsträgers Graf Greger
nd des Marauis Chambrrm ein aus
siibrliches Protololl über die An
sprüche des Prätendenten ausgenom-l
men wurde. »
Hochstedten - Hochstedt hörte aber
nichts weiteres mehr über die Aus
nahme seiner Ansprüche, die beiden
Nachfolaer des Grafen Arco verwei
gerten ihm sogar die nachgesuchte Au
dienz, da er naturalisirter Franzose
sei, und nach dem Tode des Ministerg
von Lus- wurde ihm auch von den dane
obwohl er sich wiederholt schriftlich an.
dieselben aewandt hatte.
Ein Freund aus Bordeaux, S.?
Dane, der im »World« - Gebäude zu;
New York ein Buteau als Bücher-Re- i
visor hat, stellte ihm neuerdings die;
Mittel zur Verfügung« um den Rechts- :
weg zu betreten und seine AnsprücheJ
auf die beschlagnahmt gewesenen, aber
wieder sreigeaebenen Güter seiner»
Mutter zu vindiciren, und eine AdvosI
tateniirma hat bereits die einleitenden T
Schritte bei der baherischen Regierungs
gethan.
Persönlich ist der Prätendent ein
etwas mehr als mittelgroszer Mann,·
der, mit seinem scharf geschnittenen
Gesicht, eine aussällige Aehnlichkeit mit
dem Fürsten Ferdinand von Bulgarien
hat« Wie er aus den Briesschasten sei
ner Mutter ersehen konnte, war diese
auch mit der Herzogin Elementine von
Sachsen - Coburg, der Mutter Fett-i
nand’s, bekannt.
Er selbst ist von der Begründung
der Rechtlichleit seiner Ansprüche völ
lig überzeugt und macht keineswegs
den Eindruck, als ob er an einer trank
hasten, sixen Jdee leide, was jedoch
nicht ausschließt, das-, bei des Präten
denten Ziel-mutter, Madame Octavie
Degrez, diese sixe Jdee bestanden hat
oder noch besteht und aus ihren Pflege
sohn übertragen wurde, der dieselbe
nun mit aufreibender Zähigieit ver
solgt, denn der Mann, dem von vielen
Seiten das beste Zeugniß ausgestellt
wird hängt jeden Cent den er eritbrie
gen kann. daran, um sein vermeintli
ches Recht zu erlangen.
Sardlsche Zustände.
Jtalien hat zwei Schmerzenskindeu
die beiden· Inseln Sicilien und Sar
dinien. Ader während das eine in
seiner Noth von Zeit zu Zeit einen wil
den Schmerzensschrei aus-stößt, der zu
den Ohren der Mutter dringt, ist das
arme Aschenbrödel Sardinien-in stum
pfe Gleichgiltigteit versunken,Niemand
nimmt steh seiner in der Kammer und
in der Presse an. Eine Ausnahme
macht der »Corr. della Sera«, der die
Aufmerksamkeit auf die entsetzlichen
dortigen Zustände lenkt. Die Noth is-.
durch Mißernten auf das Höchste ge
stiegen. Man genießt ein Brot, das
aus Eichelmehl bereitet ist und nach
einerUntersuchung des Professors Celli
65 Procent unverdauliche Stoffe ent
hält. Jm letzten Winter mußten sich
in Orosei viele Bauern,mit ihren Fa
milien mehr als vierzehn Tage lang
von Kräutern nähren. Hun ernde
Landleute, deren Weiber und inder
halt-nackt um ein Stück Brod betteln,
steht man überall. Und daß dieser
Zustand lein vorübergehender bleibt,
dafür sorgen zwei fürchterliche Gei
ßeln: der Wucher, der einen Sack voll
Saattoen gegen 80 Procent Gewinn
verleiht, und der Fislu3, der unerbitt
lieh Häuser und Ländereien des unfä
» higen Steuerzahlers versteigert. So
T wurde vor zwei Jahren eine ganze Ge
? meinde versteigertl —- Diese Noth al
Jlein ’ kann aber noch nicht die er
s schreitend große Anzahl von Verbre
’ chen erklären, welche auf der Insel ge
schehen. Nicht ohne einen An lug von
pharisiiischer Ueberhebung meint hs
mailiindische Blatt, daß die Rasse Nck
dabei geltend mache, und eignet siet
Sergl’s Theorie an. hiernach witt
das Mittelmeerbecken von einem
x-.
Stamme bewohnt, den er den mitteiTN
ländischen oder euro - afritanischen
nennt. Dieser Stamm von der Sp
msri-niiste«rpknmenv1 ist-hin- sich sti
chermäßig über das Mittelrneer aug,
bis «er von einem anderen Sie-innre
aufgehalten wurde, der von Nord
Europa herabstieg und den Sergi den
europäischen oder teltischen nennt. Die
Scheidungölinie geht wie eine Diagoi
nale mitten durch Italien. Der rnit
telliindische Stamm hat seinen wil
den, .blutdilrstigen Sinn von der ost
afrilanischen Heimath her bewahrt,
und während er in Südsranlreich und
Spanien durch die eindringende Ewi
lisation gemildert wurde, konnte er
sich auf der abgeschlossenen Jnsel
Sardinien unverfälscht erhalten.
Dort giebt es nicht nur die geringste
Anzahl von Eifenbahnen im Vergleich
mit den übrigen c««Lheilen Italiens,
sondern der Ver-lehr steht dort in letz
ter Zeit völlig still. 1884 gab es
411 Kilometer, 1894 414, während in
ganz Jtalien die Kilometerzahl in
diesen zehn Jahren von Nil-S auf
14,868 hinausging. Von anderen
Straßen ist taum die Rede. Daher
lebt der Sarde in einem llrzustand
und will in feiner schrantenloscn
Freiheit teine sociale Macht anerken
nen. Jn vielen Gegenden, bzsondeks
in der Nähe von Nuoro und im hohen
Ogliastra, welche Niceforo die Ver- l
brecherzone nennt, ist das Verbrechen
nicht die Ausnahme, sondern diesRegeL
Jn einem Jahre wurdenin NuoLo 413
Ochsen gestohlen-. Kein.einziger Schul
diger ward entdeckt, die’413 Ochsen
blieben von ver Erde verschlungen!
Und in solche Gegenden schickt dick
gierung Präfecten, denen es meh
darauf ankommt, die Wahlen zu »ma
chen«, als einen Räuber zu fangen,
dort fürchten die Zeugen ihre unver
meidliche Strafe als »Spione«, dort
zahlen die reichen Gutsbesitzer ihre
festen Steuern an die Banditen, welche
eine verderbte Presse als Helden feiert
Als einst ein ehrlicher Beamter nach
der Jnsel geschickt und von ihm eine
Liste der Verbrecher verlangt wurde,
schrieb er anoden Minister: »Als ge
wissenhafter Mann müßte ich an die
Spitze der Liste den Abgeordneten X.
» setzen!« Wie ein hohn klingt es, daß
i Sardinien zwei Universitäten zählt :
« die von Sassari mit 129 Studenten
J und die von Cagliari mit 185. Jeder
« Student tostet dem Staat jährlich
» 1000 Lite! Jüngst berief der Unter
; richtsminister Gianturco die Abgeord
; neten der Jnsel zu sich, um die Ab
I schaffung einer Universität vorzuschla
; gen, die Fakultäten sollten auf beide
; Städte vertheilt werden. Man konnte
; sich aber nicht einigen, weil jeder die
J medicinische Fakultät fiir sich haben
; wolltet
AAA
Die hyaicinrche Thau-rede der invi
. schen Geier-.
s
I
T Unter den Eingeborenen von Indien
I besteht bekanntlich ebenso wie in Per
I sren die Sitte, die Leichen der Verstor
i benen nicht zu begraben, sondern sie an
! bestimmte Plätze zu bringen, wo sie von
i den Geiern ,,bestattet« werden. Jn Jn
I dien sind diese Orte die sogenannten
I »Thürme des Schweigens«, die von
7 jenen widerlichen Vögeln wohl gekannt
und in Schaaren besucht werden. Man
befürchtete, dasz während der diesjähri
s gen Pest in Jndien die Geier mit ihren
, erhöhten Pflichten nicht fertig werden
E würden. Man hat aber das Können
s dieser Thiere glücklicherweise unter
j schätzt. Auch sind diese merkwürdigen
Begräbnißstätten so geräumig einge
richtet, daß sie die vermehrte Zahl der
Todten wohl zu beherbergen vermoch
ten. Ein Geschäftsträger einer vorsi
fchen Vereinigung hat über diese Ver
hältnisse während der Pest einen Be
richt erstattet, woraus wir entnehmen,
daß im Gebiete von Bombah der
»Thurm des Schweigens« Kappis
Khaoo Raum für 237 Todte hat, in
dem Thurme Banajee ist Platz für
ebensoviele, und zwei weitere Thürme
fassen 262 bezw. 141 Leichen. Während
der ersten 14 Tage des Januar wurden
150 Todte zu diesenThürmen gebracht,
und nach den Aussagen der Wärter, die
das anmuthige Geschäft haben, die
Todten an diesenPtätzen niederzulegen,
vollzog sich die Beftattung derselben
durch die Geier in durchaus normaler
Weise. Uebrigens hatten diese Vögel es
verstanden, für ihre vermehrte Arbeit
sich Hülfsträfte zu besorgen. und hat
ten sich an einigen Stellen ganz über
rafchend vermehrt. Nach einer sehr ge
nauen Zählung saßen aus den Mau
ern eines dieser Thürme nicht weniger
als 195 solcher Vögel, ohne die zu rech
nen, welche sich in unmittelbarer Nähe
des Gebäudes aufhielten. An einer
Stelle, wo man bisher mit dem Be
suche von 250 Geiern rechnete, hatte sich
deren Zahl rasch auf 400 vermehrt.
Man lann also diesen saubern Vögel
nicht nachsagen, daß sie ihre Pflicht
vernachlässigt oder sich der ihnen zuge
mutheten Aufgabe nicht gewachsen ge
zeigt hätten.
—- Ein Unglückssalh der an
das entsetzliche Mißgeschick erinnert,
das vor einiger Zeit dem Kunstschätzen
Krüger im Schloßparl zu Weißensee
passirte, hat sich in Rom ereignet. Auch
hier war der Urheber des Dramas ein
Berliner Kunstschätze. Jn einem Cafe
chantant sollte sich kürzlich der Kunst
schütze Karl Steiner aus Berlin pro
duciren. Beim Betreten der Bühne
entlud sich sein Gewehr unvermnthet,
und ver Schuß burchbohrte eine jun e
Souhrette Namens Bienen Levi, d
nach wenigen Augenblicken verschied.