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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Sept. 3, 1897)
SonntagksYlatt —Beilage des Käuze-yet und Herold« J. P. Windolph, Herausgehen-. Grund Island, Nebr., dest Z. September 1897. h No. 9, Jahrgang 18. s seine Zungfernredn Von Karl Pröll Der Frühling war-so rauh, daß thierfreundliche Seelen jedem ·Maitä ser hätten Winterhandschuhe tausen mögen. Ein solch verdrossener, verschnupf ter Lenz hat das einzig Gute, daß er den lhrischen Ueberschwung ziemlich dämpft. Allein der geistigen Arbeit geschieht dasselbe. Man sagt sich in den Pausen des Stumpfsinns: Heute geht es nichtzdoch morgen wirst Du die statistische Tabelle oder irgend ein Kunstwerk zu Stande bringen. Jetzt ist nur die Frage, sriere ich im Freien oder zu Hause, da die liebende Gattin » nach der jüngsten Gardinenwäsche um Peinen Preis mehr einheizen läßt. O, u iese niederträchtigen weißen Gardi « nen! Sehen wir uns also die steckenge bliebenegVegetation an. Unwillliirlich lenkte ich unter klap pernden Aesten und zwischen zitternden Büschen dem Kinderspielplatze zu. Vielleicht ersreut mich das fröhliche Lindertreiden und wärmt ein derWol — fenhast entsprungener Sonnenstrahl die Sandhaufen. O, die Stadttinderi Die elterliche Weichmiithigteit hält sie im Zimmerverschluß und gewöhnt sie frühzeitig an unentschlossenes Rasten. Nur eine robusie Spreewälder Amme sitzt gelassen träge aus einer Bank und überhört sogar das Heulen des Säng lings im Kinderwagem Und ein klei nes Mädchen bemüht sich, die Stengel blätter eines Löwenzahnes einzuklem men in die Bankspalte, biSOder goldige Blumentops sich halbgebrochen herab neigt. Die unbewußt Grausame macht ein drollig ernstes Gesicht zu dieser Kreuzigung einer Blume. Von den kalten Fingern wischt sich die Kleine den klebrigen Sait. Nicht mehr wer-— den weiße Sterne des Flugsamens die ser Blume durch denIJiittaaghauch ent-— siihrt werden. So iibt sich früh die menschliche Zerstörungslust Da fällt mir ein, daß sich meine lie be Vaterstadt im Zustande einerWahl bewegung, einer neuen Mandatggeburt befindet. An Parteien feblt es ibr wahrlich nicht und jede derselben bat »in letzter Stunde« noch eine Wahlre dersatnmlimg einberufen. Freilich ist diese letzte Stunde bei den verschiede nen Stützen des Voltårechtes und der öffentlichen Freiheit nicht dieselbe. Von elf Uhr Morgens bis Mitternacht er gießen sich endlose Redeflutben iiber die Häupter meiner Mitbiirger, die in al len Parteisprachen aufgerufen werden zur Rettung des Baterlandes. Ich hatte bei Anderen beobachtet« wieviel Jäger - Aberglauben in der Volitit steckt und bisher keinen Feblschuß nach der Scheibe des Gemeinwohls gemacht. Natürlich verzieben mir das meine Freunde, deren Meinungen sonst sehr gespalten waren, durchaus nicht oder höchstens erst nach einer »Lage Bier«, die ich berappen mußte. Nun tam mir eine Jdee. Diesen in validen Frühlingstag schlägt man ani« besten todt, wenn man sich einige dieser Versammlungen ansieht und sein Ohr den Redetunststiicien leiht. Zum min desten wärmt man sich im Menschenge ; dränge und genießt vielleicht auch sonst einen Spaß. Es sei gewagt! Einem Dienstmann, dem ich begeg nete, gab ich einen rasch beschriebenen Zettel zur Bestellung an meine Gattin. Der Inhalt war einfach, daß meine Bürgers-flicht mich hindere, heute beim Mittags- und Abendbrod zu erschei )nen. Im Innersten beglückwünschte ich mich zu der Genialitiit, mit der ich sanft behüteter Ehemann mir die aka demischeFreiheit wieder verschafft hat te. Außerdem bereitete es mir tiesin nerste Genugthuung, meiner heißsvar samen Frau ein Schnippchen zu schla gen. Damit ich nicht zufällig von ihr er wifcht werde, eilte ich gleich in die erste, um elf Uhr beginnende Versammlung in der ,,Harmonie«. Jch kam noch ge rade recht. um den letzten Platz auszu füllen und mich von mehreren erstaun ten Bekannten begrüßen und belobigen zu lassen. Da ich ein wohlbegiilerter Mann bin, der in bürgerlichen Dingen über den natürlichen Einfluß des-Meld bcutels verfügt, waren die Parteiein peitfcher sehr erfreut, mich endlich ge fangen zu haben. »Wenn der Xaverl für uns itimmt,« fagten sie zu einan der, »dann wirkt sein Beispiel auch auf andere Protzen.« Das Alles las ich aus ihren Gesichtern ab. Biertriige wurden von Kellnern herbeigefchleppt, das wirke Geräusch steigerte sich immer mehr. Endlich er tönte die Präsidentenglockr. Es ent stand dte sogenannte «feierliche Stille«. durch hier und da zurückgedrängtes Räufpern noch eindringlicher gemacht. Der Vorstyende gab feinen Salt-nags spruch zum Besten. Und nun ergriff der beriibmte Parteisprecher und lang jährige Candidat iir die Weilst-erm tung, der in den lättern immer fett gedruckt wird, daI·Wort, um unfer staatsbiiraetiiches Gewissen aufweist teln. Doch nein, ich merkte bald, das » er ein -politischer Hypnotiseur war. « Seine Augen suntelten unheimlich, während sich der Rede Braus wie ein stets stärker pressendes Stirnband um uns legte, so daß schließlich alle Augen nur nach einer Richtung hinglotztem Sinn und Verstand in Starrtramps versielen. Doch war die Müdigkeit ganz wohlthuend, was ich besonders fühlte, wenn ich einmal durch stürmiks scheBravoö vorübergehend aufgeschreckt wurde. Endlich war der Redner zu Ende und es begann die Massenarbeit des händellatschens, an der ich mich um so starter betyertrgte, wenn meine Bekannten aufmunternd oder miß trauisch nach mir hinblickten. Nunwurde wieder Bier herumge reicht, der Cigarrenrauch und der Menschendunst hatten sich bereits zu dichten Nebeln geballt. Als dann ein zweiter Redner sich meldete, um eine jedenfalls vorher verabredete Anfrage zu stellen, hielt ich mich für überflüssig und suchte sachte meinen Rückzug zu der Saalthiir. Jetzt spürte ich die Mailälte nicht mehr so stark und hätte eigentlich in die Kneipe trollen können, in der wir Sonntags die Frühstücks messe abzuhalten pflegten. Aber der Entschluß wellte sogleich, als ich be dachte, daß ich ja dort Niemand tref fen würde, weil alleZechsreunde an die sem Tage Partei - Eigene waren und sich in irgend einer Versammlung ein gepfercht hatten. Geht es mit dem Redegenuß wie mit der Nilotinwirkungi Die erste Pfeife oder-Ciaarre bekommt schlecht, aber man kann es nicht mehr lassen und hat plötzlich die zweite im Munde. So fand auch ich mich, ohne recht zu wiss sen wie, bald in der ,,Flora« bei einer zweiten Versammlung ein, wo ich von anderen Bekannten herzlich empfangen wurde. Abernralg das unbestimmte Voraeräusch das Tränan der Dursti nen, die tstloctensignale und die freund liche Bealiictwiinschuna vom Vor standstische herab. Wieder ein fetten drnrtter tkandidan der sich als-o Unheil tnittel für alle politischen und socialen Nisthe angaab und etwas weniger aus die Gegner schimpite, das-'s süße Einda seln in Dirii":aewdlten und die wild ilatschenden Hände als Wetter. Es wurde allmählich zwei Uhr nach Illiitternacht bei meiner weiteren Tour durch den ,,.tcrhstallpalast« und die »Staiserhallen«. Ich schleppte mich mit licnebeltem Rovse und zerschlage isen ("-iliedi:iass,en nach Hause, nahm stumm die mir gebiihrende Gardinew predigt til-J letzte Redemedizin ein und seufzte ixxich in einen abgrundtiefen Schlin. llm acht Uhr Morgens weckte mich :«icht die bereits in häuslichen Vesorg rissen bearisfene Frau, da ihr mein Zustand doch einiges Mitleid einflöszen mochte, sondern ein lebhafter Stim menstreit im Nebenzimmer und herein dringen drei Herrn in schwarzen Geh riicken. Mein erster unfertiger Gedan le war, dasz mich Criminalpolizisten in haft nehmen wollten, weil ich unbe wußt irgend etwas gestern verbrochen. Doch wie, ich erblickte bekannte Ge s ter? Die Männer-, die meinen ru higen Morgenschlaf mordeten, waren Jlusschußmitglieder der »Flora««-Par tei. Unter lebhaften Worten und Ge stitulationen wurde von mir verlangt, mich rasch an uziehem zu stimmen und dann mit diesen lebendigen Werteruh ren die Zusammenziihluna der Ergeb nisse aus den einzelnen Wohlbezirten vorzunehmen So folgte der Sünde die Strafe aus dem Fuße. Jch suchte mich der Zumuthungen zu erwehren, allein es half nichts. Mit genauer Noth konnte ich noch eineGna denfrist für ein Flug - Frühstück ab dinaen Jch fühlte bereits jenen fürch terlichen Kopfschmerz· bei dem die Schädeltnochennähte in« vibrirenderBe wegung zu sein scheinen. «Meine Frau sah mich spöttisch überlegen an und sagte statt des gewohnten »GutenMor genö« diesmal: ,,Angenehme Bürger pslichtl" Ehe ich den letzten Butter semmelbissen hinabgewiirgt, schleiften mich die Schergen der öffentlichen Wohlfahrt die Treppe meines eigenen Hauses hinab und stießen mich in eine Kutsche hinein. - Nun wurde ich in das Wahllotal und nach abgegebenem Stimmzettel auf das Podium neben ein Dutzend schwarzrermummtet und mit Bändchen gezierter Herren chinge fest Daß ich alles ivideestandslos mit mir geschehen ließ, kam von dem ent schlichen Zustande het, in dem ich mich befand und gegen den das studentiiche »Haarweh«, der ,,gemeine Brit-umscha del« Wohlthaten der Vorsehung ge nannt werden dürfen· Selbst der-mir noch unbekannte Leiter dieses Wahl ichlusses meinte, ich sehe etwas ölaiz aus und ließ mir durch den Diener, der jedem ein Blatt Papier und einen Bleiiiift hinleaie, noch ein Glas Wai sek besorgen. Beim Anblick dieses trau eigen Glases ichauderie ich heftig zu sammen und fühlte dumpf, daß meine Beine wie Blei waren nnd das Blut - aus dem Herzen ausgepumpt fein müs fe. Ich starrte bald zu der sei-musi aen Decke, bald nach dem noch schmu tziaeren Fußboden hin. Und es war mir, als lrabbelten auf diesem Fußbo den merkwürdige Thiere berum, die immer zahlreicher wurdens Es sab gerade so aus, wie ein Tropfen Wasser unter dem Sonnenmikroskop. Endlich fand ich heraus, daß die wirren Töne Menschenstimmen wären und erieth halbwegs, es könnten die von der Wahlurne Hierhergekommenen fein, die noch eine räthselvolle Feier vollziehen müßten. Jch senkte mein Haupt auf die Brust, wie der Löwen ·zabn, den gestern die boshafte Range gekreuzigt Das Geräusch wurde ftets stärker und folterte mich. Telearanhenboten. deren Uniform mein Gedächtniß noch zu erfassen vermochte, liefen ab und zu. Dann trat immer ein Moment er auicklicher Stille ein. Der Präsident läutete und verkündete das Ergebniß aus einein Wablkreise. Je nach der Art wurde es mit donnerndem Hurrab oder mit Murren begrüßt. Und beides pflanzte sich in mein Gehirn fort, als bobrten sich dort Giftvieile wilder Pin dianer em. Ich Iafz unbeweglich, hielt den Bleistift krampfhaft in der Rech ten, ohne nur einen Strich auf das Papier machen zu können, und dachte höchstens-: »Wann werde ich erlöst sei» aus der Pein meines grauen Elendg?'« Die Minuten wurden zur Ewigkeit und die Stunden zu Ewigkeiten höhe ren Grade5. Wieder eine Gefciufchpause Der Vorsitzende erhebt sich diesmal Eies-on ders rasch und brüllt hinaus in die wonende ?l;ltenae, die der Saal um schlief3t: ,,LUieine.5;)erren, es fehlen zwar « noch zwei Wahlbezirke; aber die bis-— l)er festaeitellte Ziffernsumme läßt ter nen Zweifel übrig, dsrfz selbst, wenn :.. den Bezirken keine-Stinn·.1e ans unse ren l:c-.i-kverelirten Candidaten Oriac i:»i?rc, triir bei-Its glänzend aesitgk W VcrL Dir Lirtxikikklte unserer Stadt, der treue :»t»-:I«L»i:::1s-fer für Freiheit und O« Recht, er lebe hoc-fi. Ursd nun folate ein Orkan Von menschlichen Stimmen, ärger tobend als das-EVEN in der Sturmnacht. Alle auf dem Podirim standen aus, nur ich toisnte mich nicht erheben. Der Trubel nahm lein linde. Und nnn wurden auf den Galerien Trompeten und Trommeln gerührt und eine Fanfare tiirzte aus mich nieder wie ein ziichens der D.rache Ganz wie beim jijnaiten Geria t Ich hätte weinen mögen, absr selbst das gelang nicht. Jch ergab mich in das- Unabänderliche Nun prasselte Rede auf It:de, ron denen ich weder Sinn noch Wort ver stand. »Es muß jaenden,« dachte ich nur. »Alle-, endet doch.« Da stößt mich auf einmal einer der Schlepper von heute morgen rückwärts an die Schulter und sagt mir insOl-r: ,,Xaverl jetzt mußt Du sprechen. Der ? Vorredner hat soeben die alten Stadt geschlechter gefeiert, die noch heute treu zu dem Volke stehen und dab:i recht deutlich auf-Dich angespielt.« Jch raffe mich zu der trotzigen Ant wort auf: »Rede wer da will nnd was er will. Jch habe seinen Ton in der Kehle und keinen einzigen Gedanken mehr im Kopf. »Ah! dumme Sträuberei!« knurrte er griniend. »ZweiDantesworte kannst Du auch noch sprechen!« Er faßt mich unter den Arm, zerrt mich nach der Tribüne hin und legt meine Hände auf das Pult, damit ich nicht gleich hinsalle. Dann flüstert er mir nochmals zu: ,,Muth! NurMuth« . Einzelne Bravo-s begrüßen mich be reits. Die unter mir Stehenden schei nen mich anzustaunen, wohl weil ich » so täsesarben aussehe. Alles ist verlo- : ren, empfinde ich, und mich ergreift der Muth der Verzweiflung Aus dem « heiligen Mitleid, das ich in dieler gräßlichen Lage mit mir selbst empfin de, jteigen eknbewutzizitternde flehen de Laute empor voll schmerzlichenWebs ilanaeg, die sich mir unbewußt zu Worten und Sätzen gestalten. Jch fühle mich an die große Zeit derStädte im Mittelakter erinnert und an derm Herrlichkeit, die aber einer noch grö ßeren, jener der geeinigten Nation wei chen mußte. Und so rede ich nnd rede im wachen Traume weiter, fühle dabei eine Lockerung der ebernen Binde um ’ die Stirne Ich stammele unbestimmte s Dankesworte gegenüber einev Borse- s huna der Völker und reibe Hoffnunaen » daran für den kommenden Tag »bös liaer nationaler Genesiing««. Es wird mäuschenstill, daß ich schon glaube-, allein zu sein und Altes eb n 3 Erlebte für eine Vision halte. Endlich erstickt meine Stimme mit iraend ei nem Mabnruse,ich kann nicht mehr weiter-. Da dröbni es wie ein Riesencata- s raci um mitb, ich habe das Geiiibl ei nes Ertkinkenden und nur das Be wußtsein noch: ,.Unsterblich blamirt.« Aber nein. was ist das? Man schüt- » telt mir die Hände, und der sonderbare . Freund. der mich auf die Tribüne ( htnatttgestvnem lacht mir zu: »Du Heuchler! Will nicht reden können und bat heute den Vogel abgeschossen.« Jch sagte nur: »Alles schön, Kinder! Jetzt laßt mich aber ein Stündchen aus schlafen." ,,Bewilliat," antwortet er. »Wir bringen Dich in ein Hotelzimmer. Da darfst Du Dich soaar zwei Stunden :ausrichen. Beim Banlett mußt Du jedoch dabei sein« Ich wache nach einiger Zeit aus nnd siible mich weit besser. Jch gebe zur Thür und lausche. Niemand biet Danks schleiche ich mich zu einem seit wärt« en Ausgange des Hotels, rufe ein »·olmsuhrwerl und fahre darin beim.;» Dort befehle ich strengstensdaß Niemänd wer es auch sei, voraelassen swerdez lege mich wieder hin und ) schlummre glückselig weiter. Mein Weib hatte bereits bon meiner glänzenden Rede gehört und war zu Gevatterinnen gegangen, um darüber weiter zu schwatzen. Mein Gebot wurde befolgt, jeder seindliche Angrifs . diesen Abend abgeschlagen Als meine » Frau zurückkam, liisite sie mich feier lich und voll Verehrung aus die War-: « aen, während ich listig die Augen ae schlossen behielt. Aus dem gewohnten holzkloß war Plötzlich ein Jdol gewor den. Meinen in so unalaublicher Weise erlangten Ruf, der erste Redner meiner Vaterstadt und Umgebung zu sein, habe ich bewahrt, da ich so klug war, ihn niemals mehr auf das Sviel tu setzen. Vergebens bedrängte man mich von allen Seiten, doch nicht diesen Schatz zu vergraben. Ich sagte: »Ein guter Redner spricht nur einmal und dann zur richtigen Stunde Diese . Stunde feblt mir seist« Und ich ver schwiea weislich, dasi mir die Meister schaft in der ludr"««.:-asiiieten Bedeck schung der: ist«-it "·«·-r nur das arfzise Elend flüchtig «x.-s:1!ie«se:1. Jetzt erst ! entbiille itb It« Etl;:·::::nis; Instincri Jungfer-nieste Ein lZespatin Tieindgiirinelin Jn den jüngst zur Veröffentlichung geFlUghl »Nun-H inUititiss (l.- Nu pi wisska E "itt dieser -Desoot « in Heindiirmeln vor uns, ausgelnöpsi bis zur Schanilosiaieit,1ind seine Seele mit ihrem ewian Blutdurst zeiar er Uns fürwahr in adamitischer NacltheiL Seine Sei-ie? Dieses- Wort steht schwerlich in dein kaiserlichen sWörters bricht-. Fiolleiy der österreichische Com inissär, der den Kaiser nach Elba »Je gleiten mußte, erzählt in einem von Baron Helfert herausgegebencn Büch lein ein Gespräch, das Napoleon un ternJeaH init ihm führte. Er sprach» sehr offenherzig, ven der Leber wegH »Der-ins rosig ji« inc- nimm-i- isulj nn,« sagte er mit soldatester DerbheiL ; Unter Kanonendonner denkt ci« ans den Cours der französischen Rente,’ und er weiß auch genau, wie man es anfängt, ihn hinanszutreiben. Mit» der Börse spielt er als überlegener Fachmann. Mit ihr nicht allein, auch an ihr. Preußen will eine Anleihe be geben — sofort wird ein Strohmann gesucht, der statt des Kaisers zehn Millionen zeichnet, mit denen er im Ocndumdrehen zehn Procent zu ver dienen hofst. Cäsar schmunzelt beim Gedanken an so leichten Gewinn. Ein holländisches Anlehen, das sein Bru der Louis aufgenommen, soll für die Hälfte des Preises zu haben sein. Oo da nicht ein einträgliches Geschäft zu machen wäre, schreibt er alsbald an seinen Pariser Vertrauensmann Mit Wohlgefallen zählt er aus, was er sich für seine ,.auszero,edentliche Domiine« aus die Seite gelegt, etwa 250 Millio nen von den Gütern der deutschen Me diatisirten, 300 Millionen von der Plünderung spanischer Adelsfamilien, Millionen hier« Millionen dort, lauter erfreuliche Ziffern, im Ganzen wohl über eine Milliarde. Ein Leitmotiv gibt es,das sich durch alle Brief: zieht: dass Wörtcksen ,,duinm«. Wer des Kaisers Unwillen erregt, ist im gelindesten Falle ein Dummtopf. Das- Wort wird durch alle Tonarten abgeivandelt; wi, l«'-t·-, itsiin4(«il(- oder fu«-its alle diksr Complimente werden Iliarschällemlllti nisiern, Generalen, Bischösen in’s Ge sicht geschleudert. Für jede Stufe dcr menschlichen Geistegarniutb scheint de: - Mann einen besonderen Ausdruck zu besitzen. Selbstverständlich erklingt dieses Leitmotiv nur bei alltäglichen Anlässen, wenn es sich um Nebensache-n handelt. Es gibt aber keine Neben fache, um die sich dieser Allwissendc nicht kümmertr. Einmal hat er im Necbenfchaftsbeeicht eines Ministeri: sogar an den für Briefporto eingestell ten Beträgen etwas aus-zusetzen Ein zweites Leitmotiv der Brieie ist das Wort »Canaille«. Wer nicht auf der Höhe des Kaisers steht, beißt dumm; was seinem Willen entgegen tritt, gehört zur Canaille. Die Ita liener,-die ihr Vatetzland vertheidiaen —- Canaille; die Spanier-. die um ihre Freiheit ringen — Canaillex die Tr roler, die für Haus und Hof kämpfen s — Canaille. Damit wird nur kurzer Proceß gemacht. Auf den Sandhau fen gestellt und todtgeschosfen, das ift das Gewöhnliche Hie und da wild auch ein bischen gefoltert. Einen Sei-anspielen der raisonnirt, läßt er auspeitschem einem angeblichen Spion läßt er die Daumschrauben anlegen. iJn anderen Ländern besteht freilich noch um diese Zeit der Pranger, der Staupenfchlag, das Spiefzruthenlau sen; aber fiir das neue, aus- der Revo lution hervorgegangene Frankreich war dieser Rückfall in die barbarische Vorzeit unerhört. Von allen Seiten lnattern die Qelotonfeuet »Vorh ii’nv(-z Inn-i la grundp manidis(-s,« schreibt der Kaiser seinem Bruder Louis, der in Holland menschenfreund lich regieren wollte. Er hatte sie, die große Manier. Unverlennbar ist seine Vorliebe für Massenhinrichtungen. Wo er hinkoniint, schnaubt Schrecken nnd Grauen vor ihm her. »Diese zwölf Personen ideutsche Patrioten) lassen Sie sofort erschießen« — »neh men Sie dreißig der schlechtesten Bür ger von Madrid und lassen Sie sie er schießen« —- ,,inan wähle fünfzig Ver dächtige aus, Jtaliener oderFranzofen, und lasse sie erschießen« —- dies nur ein paar Strophen aus- dem blutigen Rundreim. Auch in Hamburg und Breinen soll eines Tages mit der Ca isaille aufgeräumt werden, mit Kauf leuten nämlich, welche des Schmuggels befchuldigt waren, aber diese Canaille bat Geld, und da riihrt sich wieder der Geschäftsmann: »Könnte man nicht echt bis-! zehn Millionen aus ihnen her auskriegen?« Die Hanfeaten miissen .-:ahlen, wenn sie nicht fterben wollen. Tirol möchte er in einem Blutnieere ersäufen. ,,Sechs große Dorfschaften iniiifen aevliindert und verbrannt wer den, aber so, daß keine Spur von ihnen iibria bleibt und daß sie ein Denkmal unserer Rache seien.« Außerdem sol len hundertiindfijnfzig Geiseln aus«-gek liciben werden. »sn·wz i(-i-1-il)l»«« set-reibt er dem Marschall Lefedre, und hoffentlich werde er sich nicht hinters » Liebt führen lassen pur who ni mein-m Diesem Manne war der Mensch, jeder Mensch ein Nichts, ein Wurm, den man mit dem Absatz zertritt, ein Insect, das man unter dem Fingernm ael zerquetscht. Auf Erden scheint ihm nur das- Geld einen gewissen Re spekt einqeflöfit zu haben, denn Geld ist Macht. Er achtete das Geld als eines der sichetsten und qewaltiasten Mittel den Menschen zu demüthiqenx in diesem Sinne verehrte vermehrte er c- und hauste er seine Millionen zu sammen, schnüffelte nach pro ttliclien Geschäften umher, lieh auch wohl von seinem Gelde einiges aug, aber auf Wucherzinscn und gegen unzweifel: hafte Sicherstellung. Napoteon als Geschäftsmann, das wäre ein interes santes Kapitel, das sich aus den Brie sen ausziehen ließe. Und ein anderes-, vielleicht noch in teressanter, müßte heißen: Navoleon al» Falschmünzer-. Geld! Geld! Wie sehr er diese Großmacht zu schätzen wußte, beweist ein Ausspruch aus ei nem seiner Schönbrunner Briefe: er hätte sich, meinte er, den Krieg von 18("-9 erspart, wenn erOesterreich schon Mit-J in seinem Geldwesen zu Grunde gerichtet hätte. Die Wiener Bank notenprcsse ärgerte ihn zu Tod. Ein Staat, der in Zeiten der Noth einfach Z- bis 400 Millionen Papiergeld druckte, schien ihm kaum besiegbar zu sein. Wie aber, wenn er den Zauber der Banknotenpresse vernichtete, Pa piergeld mit Papiergeld bekriegtek cis kam ihm der Gedanke, Oesterreich mit falschen Banknotcn zu überschwemmen Diese schmutzige Sache war längst be kannt, und im Wiener Banlarchiv diirsten die schmerzlichsten Spuren da von zu finden sein, doch das Einge ständnisz von napoleonischer Seite fehlte bisher. Nun hat man es Schwarz auf Weiß. Der saubere Fouchfl wurde von Schönbrunn aus mit der Ausführung des Schelmen stiicles beauftragt, so recht ein Auftrag siir diesen Schnapphahn. Der Kaiser schreibt ihm: «Maret wird Jhnen eine Sammlung Wiener Bankzettel von allen verschiedenen Werthaattungen über-senden. Jch wünsche, das; Sie zur Herstellung aller dieser Sorten das Nöthige unternehmen, bis zum Betrag von hundert Millionen. Man brauchte " wohl eine Maschine, die monatlich zehn Millionen liefern lönnte.« Bald daraus verlangt er zweihundert Mil lionen, »verwendbar im Kriege wie im Frieden«. Mit anderen Worten, der Mann ist entschlossen, auch nach dem feierlichen Friedensschwure diesen Hal lunlenkrica gegen Oesterreich in Nacht nnd Dunkel fortzuführen. »Es ist eine politische Maßregel,« tröstete er, lich-, weil denn doch sei-n Gewissen« ickiichtern sich rührt, auf Geldgewinn habe er es dabei nicht abaesehem « und dasselbe läßt er Metternich antworten, als dieser das Jahr daraus in Paris W Vorstellungen erhebt. Die Thatsache wird nicht geleugnet: man hat in Pa ris österreichische Banknoten nachge s macht, aber keine einzige davon sei in " Umlauf gesetzt worden. »Alle diese Zettel wurden seither, wie billig, ver brannt und vernichtet,« erklärt Cham pagny dern österreichischen Botschafter im Jahre 1810; eine Lüge mehr oder weniger, daraus kam es ihm ja nicht an. Drei Jahre später schreibt der Kaiser dem Prinzen Eugen,: »Sie wer den ein Packet zugeschiekt bekommen, eine Million Wiener Papiergeld ent haltend; machen Sie davon entspre chenden Gebrauch.« Auf Geldgewinn war es nicht abgesehen, hin und wieder jedoch hatte man kleine Trinkgelder zu vertheilen, ein Milliönchen dem Einen, ein Milliönchen dem Anderen, und da scheint man es als eine wesentliche Er leichterung empfunden zu haben, daß man dieseKleinigleiten auf den Rücken Oesterreichs abladen, mit einem Griff in fremde Kassen Zufriedenheit und Freude um sich her verbreiten konnte. Jedermann begreift jetzt, warum Na voleon lll. Anstand nahm, den Brief mechsel des Oheims vollständig zu ver öffentlichen. Die napoleonische Staats kunst in ihrer grauenhaften Gewissen losiafeit konnte er nicht eigenhändig an den Pranger stellen. Der Bauch Jm Obst steht uns nicht nur ein her vorragende-J Naht ingsmittel zur Ver stigung, auch als Heilmittel besitzt das selbe einen hohen Werth. Die meisten Uåstsorten hat«-en einen hohen Gehalt an Apfelsäure, Weinsiinre und Citro nenfäure, sowie einen s rken Zuckerge halt. Besonders der Ap el enthält milde und angenehme Sänren, welche aus den Körper wohlthuend einwirken. Es ist derselbe nicht nur nahrhaft, sondern auch eine-H der bervorragendsten diäte tiscltpen Mittel. Ein regelmäßiger Apfel ssscrwird seltjnanBerdanungsschwäche Leiden oder bon Halgtrankheiten ge plagt werden Der Apfel besitzt auch stät-Lende Eigenschaften Er enthält eir Phogbisorsäure in leichtverdau lichfter Be rbi dring, als irgend eine an der-: tslanze. Cr wirkt daher vortheil haft auf das Gehirn und die Leber. Ulrich alg Schlafntittel gilt der Apfei, wenn er regelmäßig Abends vor dem Schlafengehen genossen wird, und soll, wie es- heißtt »Die Gerüche der Mund lxbble desinficiren, die überschüssigen Sau-ten dekz Magens binden, hämor rboidale Störungen paralysiren, die sckretiriende Tbätigteit der Nieren be fordern und dadurch Steinbildung ver l)indern.« Getochte Aepsel sind für jün gere Kinder geradezu unentbehrlich und machen mancheArznei überflüssig. Was-. uns den Apfel noch besonders werthvoll macht ist, daf-, er bei guter Aufbewah rnng und richtiger Behandlung das ganze Jahr hindurch ausdauert, um uns durch seine säfteverbessernden und anregenden Eigenschaften zu erfreuen. Alle ljkartfchaligen oder mit Unverdauli cher Haut bedeckten Früchte, zu denen auch der Apfel gehört, sollte man vor dem Verspeisen schalem Für Kinder, die es lieben, meist herzkiaft in den un aeschiilten Apfel zu beißen, sollte der selbe, besonders wenn von Händlern l zogen, Vorher gewaschen oder wenig stens mit einem reinen Tuche tüchtig aogerieben werden Es erfordert dies Die Zanberkcit sowohl, als auch die ac 511nds««eitlsrs«en Rücksichten bei einer Frucht, die schon durch wie vieler Leute Hätt de gern nae n is. Das Lied vom Radelm Anfangs hab ich’s auch geiadelt Und ich schwur, ich führe nie — Und nun hab’ ich doch geradeli, Aber fragt mich nur nicht — wie? Als ich neulich pfeilgeschwinde Stcil bergab gefahren bin, Flog mein Zweirad gleich dem Winde, Aber fragt mich nicht —- wohin? Ach da gab es großen Schrecken, Und mein Körper fchmerzt mich so Von den vielen blauen Flecken, Aber fragt mich nur nicht — wo? Und mein Rad, das arg ruinirte, Trug die Eisenbahn an’3 Ziel, Und der Radarzt liquidirte, Aber fragt mich nicht »s— wieviel? Daß ich ausglitt, wenn’s geregnet, ’ Leute anfuhr unverhofft, Jst mir gleichfalls schon beaegnet, Aber fragt mich nicht —- wie oft? Angstvoll lef’ ich in den Sternen Ob ich jemals fahren kann — Ja, gewiß! Jch werd’ es lernen, Aber fragt mich nur nicht-wann? - —-— Strengftes Jncogniim Bedienten »Ist kein Brief da an mei nen Herrn?« Postbeamter: »Wie heißt denn der Herr?« Bedienten »Ja, das darf ich nicht sagen, denn mein Heer ist nur ganz incognito biet-«