Im sinken-mirs des Philipp Sanetampten «Mt Isw H m- Gemin Pse- D Pius co. Mer lieber Herr Rennkttonäri Dies is das letzte ·’.mo1, daß ich die Zszsz wag mei ZAlte ps, un Zone !fchreiwe kosse. Sell biet jo doch einiges, wann e , F r a u so gege z jhmejgneMann, weidoch sower wsw vgpr - -- -.. « in die Zittie WIWIW W -—·—-· c "C-UU UUU Ilc Ps, schimpfe duht. Jetzt hot se sich hinnet de Dacktee gemacht un der hot mich - tikte Order gewwe, noch nit zu chreiwe, hitahs ich deht sonst die ganze Kur spxulr. Well, eene Woch will ich dann noch emol warte, awwer dann seht-Z los un dann will ich Jhne emal , M ekaunt von die Lizzie ttiere Wein Einschenke Heut müsse Se sich unnet die Zirkumstenzes noch emal mitaus mich zufridde stelle, womit ich ver bleiwe Jhne Ihr liewet Philipp Sauerampfer. Die-wes RedacktionäkrchenE Jch könnt vor Freud e halwes Du YTU send Sommersetz schlage, daß Mein Hoßband, der Mister Saueramissen » such nit sei Händ juhse kann. So hen ib doch noch emal e Tschths- ihm eins Cuszuwische Wisse, ich sin ja auch mit mei Zung bei die Hand, wie der Bettelmann mit die Laus, wie mer in bit alte Kontrie sage dhut, awwer der Trobbel is, der Phil, wo sonst so en gutmiethiger Esel is, der kann orfel Fraß werde, wann er mähd is. Sehn Se. dann hallet ich und off Kohrs, dann hallert e r auch un dann is en Radau in das Haus, das-, die Nehbetsch denke, mir dehte Nuhjierstag Nacht Iellebrehte Awwer, wann ich schreiwe, dann gibts wenigstens kei Neus. Sehn Se, der Philipp is jo nit so bät-, - thtahl, awwer Bäckbohn, den hot er Vit. Am Liebste gleicht er-so een Dag, wie de Annere erum zu duhsele, bein ·Wedesweiler zu gehn, Bierche zu drinte Im dann heim zu gehn un zu schlohse. IWisse Se, er is, was met uss gut Ideitsch en Schlohpok nenne duht. Bei Solle, wann ich en Mann wär, wei, ich « wollt ebbes disserentes aus mich mache. Es ist gut genug, der Philipp hot das Pulwer nit erfunne, un es is ja auch sgar nit nöthig gewese, sell hot schon en scnnerer getäckelt. awwet ich sin schuhr, »O hot noch plentie Leit, wo noch dum mer sin, wie er. Es wär mei größtes Plescher, wann er emol e popplick Assis kriege könnt. Es is doch atig schön, wann mer sa e kann, mein Hoszbend is Zahl impleud. Wei, der Philipp könnt grad so gut Mayor von - die Zi..".e sein, wie einiger annerer Schofskopp. Jch hen teen Dant, daß Halle Saluhnkiepersch sor ihn wohte behie, awwer wie ich schon rimahett « den« et hot kei Bäckbohn. Jch denke en Mann wo so gut gerohstet is, wie der Phil könnt iesig uff de Stump hn un Spietsches mache. Wann der Phil wär, ich deht sor Senneter konne. Jch deht die Wohtersch einiges prammisse Ich deht en sage: »Fel let Zittisens« deht ich sage, »wann Jhr wich elekte duht, dann kriegt Jht gute Zeite, plentie zu s chaffe, guteWehtschekik, lattse Geld, kee Täckses un das all. i Die deterieis gehn Uff, wie en Hefe- I llös, alle Schäpps müsse gerehst wär’n, ; bitahs es rxerd nit mehr Ruhm genug drin sein, Eier Wethsches mißt Ihr am Zahldag mit en Etspreßirage heim I kahrte. Jhr werd all Eier Hohm ei gene, Detts gibts nit mehr, un in e paar Jiihrcher odder so, dann habt F Ihr soviel Geld gemacht, daß Jhr an ! Eier Jnntresse lewe könnt. Sehn Se, E« den Weg dehi ich spreche un ich bette i Jhne einiges, die ganze Kraut deht for ; mich wohte, bikahs es bot immer noch plentie Dumme, wo einiges glauwe, k, was mer zu se sage duht. Wann ich f dann in mei Afsis wär, dann deht ich s en Dreck drum gewwe, ob mei Brom ? wisse rielleise duhn odder nit. Dann E deht ich einfach sage: »Well, do kann I- mer nit helfe,« deht ich sage, ,,so«r die schlechte Geschäfte do is nicks wie die T harte Zeit for zu blehme, awwer gebt E. nor die Hoffnung nit uff, betahs die Praßperriteh die muß doch endlich emal komme un einiger Bißneßmann hot schon en Totsch derfon gesiehlt.« Dann wäre alle Leii sattisseid un dehie Duerah sor Sauerampser« hallere. Jch weiß nit, ob in so e Afsis ebbes zu mache is, awtoer ich hen schon gehört, daß mer schon das größte Rindoieh sein muß, wann mer in so en Schapp nickt mache dhut, Well, un so dumm is der Philipp doch enihau nit un an Iest is er auch wann er’sch helfe kann. Wes. was is die· Juhs, zu tahte, der Phil is nii zu bewege, daß er emal sißnes meint. Jes, er is ja schon e rast mal geronnt, awwer noch nie nit or ebbes ecksimes. Un die Pallitiks, heiizndag doch noch das einzige Biß jcs, wo ebbessdtin is. Manchmal hen ich met Muts, was mit den Phil de Miittet is. Jedes macht en Fuhl aus Ihn un blos wann er heim is, dann hot et sein Mund an die rechte Spatt. Man er die Kids wippe un mich Wohll- kann, dann is et en ganzer Am, answer for een Ding sin ich - froh, mich kann er doch nit biete. Ums, was hen ich’s dem schon «ML Do hätt einig-er anneret trit» sor e Diwohrs gesuht, M der l, der geht dann einfach . - km Wedesmiler In drintt Biecche Zo« no, so en Man-ei Es is blos gut, Me- cls- II get-singe whi, was er « j»«.ss—s je s, an »in-ich hat. Wisse · « sen-se « ganze Gäng, wo et O - HHH 4 r Istv mit verkehrt un schon ost hen ich ihm e Warning gewwe. Awwer nor sehr seldom hört er usf mich. Nicks wie fuhlische Sache hot er im Rapp. Er weiß gut genug, warum ich nit gleiche, wann er so oft in en Saluhn geht, weil er fast immer mit enDust heim kommt. Er weiß auch gut genug, warum ich mich iei heierd Medche nemme un das all. Well, ich will Jhne doch noch emal verschle, was se nit lang zerick widder for en Trick an ihn gespielt hen. For die ganze Zeit, wo er die Jnscherie an sei Händ hot, do is er mit den Wedesp weiler alle Dag fort, en Wahi zu new me. Jch hen nicks dergege gesagt, awwer dieselwe Zeit hen ich doch e we nig gewatscht. Bei un bei hen ich ausgefunne, daß der Wedesweiler nor bis an die Korner mit ihm gange is un von do an is der Phil allein gange. Jch hen den Karlie gesagt, er soll emol sein Pa nachgehn. Der Karlie hoi mich riportet, daß der Pa mit noch e paar annere Fellersch in e Bruerie jammert. Sehn Se, sell gleich ich ganz un gar nit. Wann en Mann schon so weit komme is, daß er nit mehr sein Dorscht in en Saluhn lösche kann. dann is er weit komme. Jch hen auch mit ihm driwwer gesproche. Er hot dineid, daß er von wege das Bier in die Bruerie gehe deht, er wollt nor mit de Fellersch Bißneö duhn. Jch hen ihn gewarnt, awwer er is widder hingange. Ein Mittag nach das Din ner, do is er widder losgeschowr. Es bot geregnet wie alles, awwer do hot er nicks drum gewwe. Er hot sein Umbeella mit genomme un hot en vor die Dohr von die Bkuerie stehe gelasse, weil er sohiin wett war. Jnseit do hvt er ganz schnell en große Dust ge habt, un es war noch nit halb nach drei Uhr do hot er for heim gestatt. Wie er sein Umbrelle hot täckele gewollt, do war der- so schwer, daß er ’n bardlie lifte konnt. Er hot en awwer doch in die Höch gebracht awwer in denselwe Mohment wo er den Umbrrlle uffge-: macht hot, do is ebbes bassirt: Brocke dick un dinn, sin ihm uss de Kon un uff sei Suhi gefalle un er hot in e Minnitt geguckt, wie e Pick. Denke Se emol, do hot ihm einer sein ganze Umhrelle voll Biehn-Suhp geschiitt ge habt, un den Sioss hot er mich all mit heim gebrachi. Hunnerte von Kids sin hinnig ihm drein gelaufe un hen ihn ausgelacht. Jch hen mich geschehrnt wie alles. Die Saht is gespeult for immer-. Ich deute es war auch noch Tahr odder Maschien Eul in die Sirt-n Seitdem is er nit mehr in die Bruerie. Gelt, dovon hot er Jhnc nicks verzäblts Jhne Jhr gute Missus Lizzie Sauerampser. Wurst und Durst. Nach »gel)rannten·i Feuerwein« dür zten die Gelehrten der in S. Paolo in Trasilien erscheinenden ,,Gerrnania«, nachdem sie sich an einer »Recensions: warst« gütlich gethan. Das Blatt schreibt nämlich: »Wir sind zwar et was wurschtig veranlagt, aber die Re censions - Exemplare der uns aus der neugegründeten Wurst - Fabrik des Herrn Adolf Steiner zugegangenen diversen Wurstsorten haben selbst un sere Wurschtigleit besiegt. Und das will viel sagen. Das nennt man Wurst! Arn liebsten hätten wir dieser erhabenen Schöpfung poetisch gehal digt, aber der Platz reicht leider nicht aus. Wollten wir beispielsweise die Leberwurst besingen, so würden Paß sojof, Salami etc. ungerechtfertigter Weise zurückgesetzt. Wir wollen des halb all unsere erhebenden Empfin dungen in dem einen verllärenden Satz zum Ausdruck bringen: »Ja, das war Wurst!« — Unseren Lesern aber rufen wir zu: Jn Rom gewesen zu sein und den Papst nicht gesehen zu haben, ist noch lange nicht so schlimm, als in Z. Paolo teine Wurst von AdolsStei net genossen zu haben. Seien uns hier anschließend noch einige Wörtlein gestattet: » Wie bekannt ist, macht ja Wurscht, Da gesalzen, immer Durscht. Durscht jedoch, wie auch bekannt, Wird durch Trinken nur gebannt. Auch lehrt ja die Sanitäts, Nimm ’nen Schnur-»O aus Fettes stets. Leider sind nun quel tekkexuty Alle unsere Fläschchen leer. Außerdem, welch’ heer Malheur, Kein dir-beim für Liqueur. Darum, Freunde, ’s kann nicht nähen, I Kommt, uns «geistig« unterstützen, L l Sein-et ausgk Fraschchm eiu s Vorn get-rannten Feuern-ein. Datum hütet, mil pas-don, Unsre durscht’ge Redaktion. i Vom ftiwåbischen Sees-erweis. Ein württembetgiicher Premiet war nach Berlin commandirt und ließ sich im Lisiziertafino einem preußischen scharf lateinsprechenden Lieuienant ge genüber zu dem schwäbifchen Ein-erla tiv hinkeißem »Aber hör-et Se an, Herr Kamerad, des iicht anml saumiißig verloge«. Der Preuße fuhr auf und schrie nach Genugthuung, der wackere Schwabe aber lächelte gewinnt-nd und sagte: »Ha, dciö dnfet Sie net für übe-. nehmen, wenn mir sagen ,,saumüf;ig verloge«, na ischt des grad, wie wenn Sie sagen »Nicht unglaubiich«. fff —- Katheberbliiihe. Pto sessou »Meine herren, mit der Erfin dung der X-Sttahxen ist es wieder b demend heller geworden in den Werks der Raturfocichet.« Meer dummer Streits. sen crust Traute-. Seine Mutter behauptete. das Kin dermadchen hätte ihn fallen lassen, als er kaum ein halbes Jahr alt war nnd so krank wurde. Der Doktor dagegen schwor bei Secirmesser und Zange, es sei die englische Krankheit gewesen, und hierüber zantten sich nun der graue Jünger AeskulaiW und die stattliche Frau Rittergutsbesiherholms schon seit fast sechzehn Jahren. »Das reden Sie mir nicht ein, mein lieber Medicinalrath«, schloß sie je desmal die Debatte; »ich habe sechs gesunde Kinder, die immer nur an zu kurzen Höschen und Kleidchen gelitten haben, und gerade dieses eine sollte — ach, gehen Sie mit Jhrer englischen Krankheit! Meinen Seligen haben Sie doch auch gekannt, und dann se hen Sie mich an —- unmöglich!« Und dabei kreuzte die stattliche Dame beide Arme iiber der stramm sitzenden Taille ihres Seidentleides und der lie benswürdige Doktor machte der Mut ter von sechs gesunden Kindern »ein Compliment und betam eine zweite Tasse Kaffer. Joachim hatte, in seinem Rollstuhl sitzend, diese Debatten oft mit ange hört und sich gewundert, daß seine Mutter und der Doktor immer wieder dasselbe sagten. Eigentlich hätten sich beide schämen sollen; der Arzt, weil er die englische Krankheit nicht kuriren konnte, und die Mutter, weil sie den kleinen Joachim unzuoerlässigen Dienstboten anver traute. Schließlich war es doch ganz gleich giltig, ob ein Kindermädchen oder eine säinderkrantheit daran schuld waren, daß er sich nur mit Hilfe einer Krücke bewegen konnte, den größten Theil sei nes Lebens im Rollstnhl saß und im mer wieder Jndianergeschichten und Seeabenterrer lesen mußte, in denen nur banmstarte gesunde, fixe Jun gens vortamen nnd deren tolle Strei che und ungeheuerlichen Fährnisse er alle in der Phantasie mit durchlebtr. Dann fühlte er sich nicht mehr als Joachim Holmä, neben sich eine Krücke. sondern als der Denn-ann häuptling Untaä oder als Bod, den Schiffsjungem der im heulenden Sturm allein oben ans einer Braut ftange Aus-girrt hielt Die ganze Familie war znm Som mer einmal wieder zusammen gekom men und das Holmstörer Gutshaus ballte wider vom Singen, Lachen, Kreischen und Tanzen der sechs gesun den jungen Holms nebst zugeladenen Freunden und Freundinnen. es- tcst t- --— .- «——.-I-L Selbsi die Nächte waren unruhig, denn wenn alle andern sich schon aufs die Seite gedreht hatte. ans der sie ge- « wohnt waren einzuschlasen. führten » Kurt, derCadett, und Franz. der Stu dent, noch Gesechte mit Wasserkannen, Stiefeln nnd Haarbürsten, manchmal flogen sogar ein Paar Hosen durch die Luft. Joachim lag dann still lachend in seinem Bett und verfolgte das Duell mit großer Spannung ; er unterschied ganz genan, ob ein Wasserguß direct aus die Dielen platschte, oder erst aus einem menschlichen Rücken Station ge macht hatte, und schwebte dabei in To desangst, daß ein Warnungsrus der Mutter dem Treiben ein Ende machen würde; es war so lustig, wenn man des Abends im Bette noch etwas erle ben konnte Wenn er nur fidele Menschen sah, nur teine traurigen Mienen, dann war Joachim ganz zufrieden. Ein jeder zeigte ihm Liebe und Güte. Der älteste Bruder, der Marineossi cier, brachte ihm bei jedem Urlaub neue Bücher mit, die Schwestern verzo gen den armen, hilflosen Bruder; erst seit der Aeltesten Verlobter nun auch zum Besuch da war, hatte sie we niger Zeit, mit Joachim Tomino zu spielen. Noch hatte keiner den freundlichen sechzehnjiihrigen Krüppel traurig gese ben, er schien immer zufrieden, nur die Mutter glaubte in letzter Zeit beobach tet zu haben, daß seine großen, blauen Augen zuweilen vom Baltonsenster aus mit sehnsüchtigem Drangen über die weite See hinaus schweiften. Sie weinte sogar eine Nacht hindurch, als er der hübschen Cousine Dora vor acht Tagen eine kleine, selbstgefertigte Fe derzeichnung schenkte; es war ein klei nes Stimmun sbild. Eine tritt-welt ge, zerzaufte iefer auf einer Sand düne einsam stehend. Vielleicht hatte sich Joachim nichts dabei gedacht, aber seine Mutter weinte darüber viele Stunden. Die Stille im Hause heute Nachmit tag tam ihm ganz eigenthiimlich vor. Er hatte sich in seinem Stuhl aus die Veranda schieben lassen. Eine leichte Brise tanzte über die sonnenglitzernden Wellen und trug den frischen, her ben Salzgeruch der Nordsee zu ihm herein. Er mochte nicht lesen, nicht einmal in der Nordpolexpebition von Nonsen. Zum ersten Mal dachte er dann, wie gern er heute mit der fidelen jungen Gesellschaft nach der Jnsel hinüberge ; segelt wäre. « Die Mutter war schon am Morgen in die Stadt gefahren und das zurück gebliebene junge Voll überbot einander im Uebermuth. Der herr Lieutenant zur See beanspruchte den Vorsitz bei der Tafel und jeder, der nicht rnit lachte, wenn ein Wiß gemacht wurde, mußte ur Strafe sein Glas anstrins ten. t Joachim hatte ei teinc Roth; der gute Junge lachte so viel. W das sein Roclstuhl tr» Laufen gekom men war. Jeder hatte oon dummen Streichen zu erzählen gewußt, selbst die jungen Damen, aber die beste Geschichte war doch die des Studenten. der höchst an schaulich darstellte, wie er mit anderen einen schlafenden Nachtwächter mittels Bindfaden an einer Haueglocke festge bunden hatte. Ja, das war ein fideles Mitta essen gewesen« und nachher wurde ein ienic auf der Jnsel vorgeschlagen und ehe zehn Minuten vergingen, Haß die ganze Gesellschaft mit einigen oollgepaciten Körben in zwei Booten und flog mit vollen Segeln dort hinüber, wo man s von Joachims Plage aus mit bloßem « Auge die Gebüschgruppen der Jnsel er kennen konnte. An Joachim hatte wohl keiner ge dacht. Nur Cousine Dora fragte, ob er nicht mittäme und diese eine Frage gab ihm mehr zu denken, als der ganze Lederstrumpf. »Nein, nein. es ist besser, ich bleibe zu Hauf-. Mutter würde sich doch viel leicht ängstigen, wenn sie niemanden hier anträfe, und dann — störe ich auch wohl. . .« Das Letztere hatte er ganz leise ge sagt und er wußte nicht einmal, obs sie es gehört hatte. Sie saß nachher mit Bruder Franz in einem Boot und als dieses schon weit draußen in der See tanzte, tonnte er noch ihr wehendes lichtes Haar im Sonnenglanz schimmern sehen. Er war traurig geworden und starr te so lange auf das flimmernde Was ser, bis ihm die Augen weh thaten und zwei Thränen langsam über seine zar ten Wangen rollten. Er hatte nie Neid gefühlt, er gönnte ja allen die gesunden Glieder, wenn er nur ein Mal hätte solche- dummen Streiche machen und davon erzählen können! Vielleicht wiitde ihn dann auch die Cousme so anblicten wie heute den iibermiithiaen Studenten bei Tisch, ob gleich der zwei frische Renommir schmisse besaß und von den Andern deswegen ausgelacht wurde. Jetzt waren jene wohl schon drüben angelangt und packten die Eßwaaren aus. Eine Flasche Champagner hatten sie auch mitgenommen Diese Stille im Hause, diese länd liche Sonntags - Nachmittagruhe that ihm weh. Kein Laut zu hören, nur aus der Ferne vom Dorfe herüber klangen Singstimmen von Burschen und Mädchen. Ein Volt Tauben kam an der Veranda vorübergesaust und wirbelte mit blitzenden Schwingen ge gen die blendende Sonne hinauf. Am Strande schoß ein Strandläufer auf stinken Fäßen hin und her. An anderen Tagen würde sich Joa chirn darüber gefreut haben, aber heu te? Warum denn nicht heute? Dann hörte er ein dumpfes Ge räusch und aufschauend bemerkte er, daß Schiffer Martin mit der Jolle zu rückgetommen war und das Segel her untergelassen hatte. Der alte Martin war Joachimå bester Freund. Dieser Riese pflegte ihn oft an den Strand hinunterzutragen ins Boot und mit ihm lange Fahrten zwischen Jnsel und kiciiste zu machen. Zwar weiter, ins offene Meer, durften sie nicht hinaus-, die Mutter hatte es verboten »He, Martin!« rief er, sich aufrich t::td. s« »Ja, gnä’ Herr. »Was kommst Du denn schon zu rücks« »Min Tochter is ut un il möt nah Dat Veib tiien. Klock fis sohr it wed oer heut« »Es ist wohl eine gute Brise, Mar tin?·' ; »Ja, dat lann angohn, dat heit, bu T ten geit an stiesen Wind!« Und dabei reckte er die breite, braune Tatze aus, ins ossene Meer hinaus deutend, und schritt dann mit schweren Schritten davon, die Ruder der Jolle auf der Schulter balanzirend Joachims Blicke hingen an der zier lichen Jolle, wie sie dort am Anlertau aus und ad tanzte. Das wäre doch ein Spaß, wenn er sich hineinsetzte und ganz allein hin überfiihret Der Wind iam land wärts und soviel verstand er zur Noth auch vom Segeln; er hatte oft das Steuer geführt, wenn er mit Martin hinausfahr. Nein. —- es war doch ein dummer Gedanke. Die Mutter betäme sicher einen Schreck und sie hatte ej verbo ten. Ja verboten!. . . Aber alle die dummen lustigen Streiche kamen doch immer daraus hinaus, etwas Verbote nes zu thun, wobei etwas zu ristiren wart. . . Die Jolle tanzte und tanzte. Jhk dreisarbiger Wimpel flatterte im Win de. . . Bis die Mutter käme, tonnte er schon wieder zurück sein. . . Die er staunten Gestchter, wenn er plötzlich ganz nahe an der Jnsel vorbeisegelte, hurrah schrie nnd die Mütze schwenkte! . . . Dann würde er das leichte Segel umsehen, und der Gesellschaft aus der Jnsel vor der Nase aus- und aimen zeu. Der älteste Bruders Ra, das Schim pfeni — Alle würden ihn slehentlich bitten, an’s Land zu gehen. « Nun hatte er schon die Ktiiete ge faßt. Ei ging zwar langsam und mühsam, aber nach einigen Minuten war er doch am Boot ankelangn Allein, endlich ein Ma allem, ohne Aufsicht Er blickte sich scheu um Kein Mensch zu sehen, nur die grau tkate lag in der Sonne auf den Ver andaiiufem Er litfte die Kette aus dem Eifenrtng des Anlerpfalfls und griff zutn Bootslzalen, urn unter vie lem Stöhnen das Fahrzeug ins tiefere Wasser zu drücken und das Bugfprit fegen die See zu wenden. Das kleine leichte Segel war bald wißt und mit der Leine in der band schob er sich an’s Steuer heran. So nun konnte et losgeheni Er war-warm geworden nnd Schweißperlen standen ihm unter den lockigen, rathblonden haaren. Ganz langsam und sanft zuerst glitt das Fahrzeug aus der kleinen Bucht heraus, dann rascher und rascher, die kurzen Wellen kletterten bald am mes ferscharfen Kiel hinauf. Nun noch einen Druck aufs Steuers« Wie ein Vogel flog er dahin, voll vorm Winde, die schwach wogenden Wellen theilend. scharf auf die Jnsel zu. Er hätte schreien mögen vor Lust! -—— Sie saßen alle im Kreise auf dem Sande, sie auch, Dara, im himmel blauen Sommentleide und in der Mitte standFrauz und schwenkte etwa-I in der Luft. Joachim war fo nahe schon, daß er ihre Gesichter erlennen konnte. s »Im-sit Neptun!« rief Franz und ließ die leere Flasche im weiten Bogen durch die Luft sausen, daß sie plat fchend ins Wasser fiel. ,,Prosit!« schrie Joachim, die Miitzc hoch fchtventend. Plötzlich stand die ganze Gesellschaf auf den Füßen. Joachim unterschie: , ganz genau ihre überraschten Mienen I und brach in ein Gelächter aus, weii s der Eadett vor lauter Staunen verges j fen hatte, den Mund zuzmnachen. Der s Iceofficier rang an den Strand unt; H rief durch die hohle Hand: s »Oui, Joachim, weiß Gott, Menfdj ; bist Du von Sinnen?'« j ,,Hurralz!« antwortete Joachim nur, ; lene den Kurs zu ändert-. Die erst: ; Isoge der freienNordsee glitt sanft un .:r dem Kiel auf. · i »Segel herunter, Joachim, —- hörs; ! Du?! Nimm die Ruder,,Du kannst it nicht zurück. Beidrehenil Zum Dan nerwetter!« i Der auene Halm vergag ganz m de-. EFrtegung daß Joachim mit den Rn dern auch nichts hätte anfangen tön ncn, selbst wenn sie der alte Martin im I Boot getassen hätte. i Joachim lachte still m sich hin Di: i mochten nur ein Bischen zappeln, dane iW nollte er schon zur rechten Zait beider f »Ja —- a —- chim, Segel herr- — :1nter!« Er hörte dies noch, sich nmblickend, nnd gewahrte, wie sein Bruder in Las zurückgebliebme Boot sprang and wie in diesem das Segel auffing. »Hurrah, — sangt mich!« Er tlemmte das Steuer zwischen Linn und Brust und-drückte es noch fe .;er heran. Was tümmerte es ihn, daß Die leichte Nußschale jetzt schon wie ein Fällen die Wogen hinaus und hinab sprang; daran dachte er gar nicht! Es kam wie ein Rausch über ihn. . . Vor sich das Meer und hinter ihm der Versolger das war eine regel techte Jagd, genau wie Ali. der Frei-« beuter vor der englischen Brigg das Weite suchte. Für alles Andere ging ihm in der i Erregung die Beobachtung verloren, auch siir den immer schärferm Knall .:Iit dem die Wellen Zug um Zug ge gen die leichten Planken anfchlugen, hinauf, hinab, nur zu! hei, das war eine Fahrt, und das Sprühwasser flog ihm in glitzernden Schaumflocten über das heiße, rathe Gesicht. Zurückspähend gewahrt er das an dere Boot, es hatte noch keinen Fuß breit gewonnen denn es war eine schwere Schifferdarir. Sollte es genug des Spaßes sein ?——— Stein« noch die nächste Welle hinaus, die dort antam mit schneeweißem Kamm, dann wollte er wenden. Da, als die Woge wie eine schwarz blaue, enle breite Wand beransuhr, durchrieselte es ihn talt. Das sah so unheimlich dunkel aus mit dem tan zenden weißen Saume darüber, so un barmherzig und gewaltig, wie eine dro hende Faust. Vielleicht hatte er sich doch zu weit hinausgewagt? Ah, ihm seste der Athem aus, wie ee in seiner Jolle an der Wasserwond hinauswirbelte. Da, schon wieder eine, —- dahinter noeh mehr, —- Reihe aus Reihe, wie zur Schlachtordnung geordnete Trupp-en . Er verliert den Kopf vollständig, nur im Ohr klingt ihm der Ruf des Bru ders, als er an der Jnsel vorbeifuhr Segel herunter! Gewiß, ja, jeht ist es höchste Zeit, er läßt die Leine fahren und will zum Mast rutscheni Das Segel wirbelt heruml Als wollte sie aus dem Element flie gen. so saust die Jalle hinaus dreht sich- stürzt hinab ———« die nächste Welle —— — «hilsel« »Joachimt« tönt es noch einmal über das Wasser und dann —- -— tie «loben tanzt die Jolle von Welle zu Welle, —- eö sieht ganz leicht und lustig aus, obgleich der im anderen Boote glaubt, in dieser Selunde graue Haare bekommen zu müssen. »Jo —- a —- chiiim!" Ja wo ist Joachim? —- — Du lieber, freundlichen armer terll Es war dein erster dummer treich!. . . Otnie Interesse. Pariser Slijze von Feiz ksptdp h, Vor einem der großen Caseö am Boulevarid des Italiens stand er — der held meiner Geschichte nämlich. Zum hundertsten Male bereits nimmt , i et seinen Hut ab, um immer mit dein- . selben Enthusiasmus auszurufem »Meine Dame- und Herrenl Die Industrie wirkt Wunder; Arbeitclohn giebkz nicht mehr; die Concurvenz macht, daß wir alle umsonst arbeiten; früher war eine Uhr ein großer Schatz, heute trage sogar ich eine bei mir. Sehen Sie, meine Herren und Damen, sehen Sie heol Eine Kette, eine Re monteirnhr, welche man ausziehen kann, sehe schön gearbeitet, unverwüst lich, ganz fasnos, um Jhte Kinder, Jhre Richten, Ihre Neffen oder Ihre Enteltindet glücklich damit zn machen; das Alles für? — für-? —- siir dreißig Centinieå, meine Herren und Damen; dreißig Eenkimes, sechs Soug!!!« Ein junger Geck lauft ihm zwei Uhren as nnd zahlte mit einem Zehn fmrccsstiick Der Mann läßt sieh von einem der Kellnee sein Geldstiick wech seln und fängt daran an, vor dem nächsten Snfe seinen Resrain mit noch mäfzerem Eifer zn singen: »Dreißig Ceniinicg, sechs Sons!« O I O , Zufällig kannte ich ein kleines Stück seiner Lebensgeschichte Vor einigen Wochen hatte ich ihn im Atelier des Bildhauers Not-try, meines « Freundes, gesehen, dem er fiir Brust und Arm Modell stand In den Ateliers hatte man ihm den Ieinamen »Be! - Ocil" gegeben, weil er so schöne hellblaue Augen hatte, die non Geist nnd Lebenslust sprühten und suntelten. Einjungcr Maler-Hatte ihn entdeckt und ihn ein paar Male Modell sitzen lassen; so war erv allmälig in den Tlteliers bekannt geworden-. Aber bald schon begann das ewige »Modellsitzen« ihn zu langweilen, unt-» sir bat-te der anternelimende »Be! - Oeilqy angefan gen, Handel zu treiben· Anfangs mit selbst sabrizirten Aesschen und Hünd chen aus Wolle, dann mit Kuchen, Ge beibiichern und Kirchenbiichern, später mii Uhren fiir Kinder-, mit Taschen bleistiften und tausendmal-· anderen Kleinigkeitem Währenddessen hatte ersich eine Le bensgesähttin erwählt, nnd der ge schickte Kaufmann war-Vater- gewor den. Aber Blanche begann zu lriinkelm nnd mit ihrer Gesundheit entslohen auch seine Sparpsennige der einfachen, hoch oben auf dem Montrnartre gele genen Wohnung. So ward Claude denn wiederum »Bei-Seil« und wanderte, wie früher-, ieden Morgen nach der Plaee Pigalle, in der Hoffnung, von einem in der Nähe wohnenden Künstler geholt zu werden Ersi am Nachmittage nahm· etdann seine Lieblingsbeschiiftiguna, den Han-« del, wieder ani. So hatte er es mög lich gemacht, seine kranle Frau bei sich Eelsalten zu können; um keinen Preis liiite er sie. so lange es nicht unum aänglich nöthig war, in eines der ihm so verhaßten Kranienbiiuser gebracht. « II- . Aus dem Trotioir war ein Aufruhr :nlstanden. Einen Augenblick später sah ich, wie der ask-nie Claude von zwei Schutz leuten auf das Polizeirevier gebracht wurde. Er war todt«enblafz, die Thriinen standen ihm in den Angen, und er stammelte nur in einem fort: »Ich habe das Zehnsrancsstiick selbst von einem Herrn bekommen; ich hin unschuldig; meine arme Frau, meine arene Frau!« Die Menge indessen schrie nnd johlte: «Schurte! Falschmünzer! Gan nett« Einer der herren eerhite, daß Claude dem Kellnet ein falsches Zehn francsstiicl gegeben und gegen gutes Geld eingewechselt habe.. »Wenn er das absichtlich ethan hätte, würde er sich doch gewis ans dem Staube gemacht haben! warf ich ein, aber leider vergeblich. Erst drei Tage später wurde der arme Mann auf Mantiss Veranlas sung wieder freigelassen. Tags darauf sprach ich den Bild dauer· Er stürmte von der Pvöfeetur direct in sein armselige-I Dachsiiihchen. Es war geschl'ossen. . Seiner Kinder hatte sich eine mit-’ teidiae Nachbarin angenommen. Seine Frau hatte vor Angst und Erregung einen heftigen sieberanfall bekommen; rnan hatte sie«n das Ho spital »Lari oitiere« transporstirt Erst nach drei Tagen durfte Claude sie besuchen. An einen zweiten Trans port war gar nicht zu denken. Und doch —- doch hörte ich ihn ge stern Abend schon wieder rufen »Dreißig Centirne5, sechs Sonst« Ein armen Teufel kann sich den Luxus nicht gestatten. den Muth zu verlieren. Claude mußte essen; seine Kinder mußten genährt und gekleidet werden! Nonen war naiv genug gewefen, die in kurzen Worten verfaßte Schilde rung von Claud« Schicksal einein Pariser Platte einzusenden. Voller Jronie hatte man ihm geantwortet: »Aber) ich bitte Sie, mein herr, - solche » Geschick-ten passiren hier alle Tage. Wir würden Sie sehe erne verpflichten, aber wirklich, die acht ist gar In anbedeutend.« .