Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Aug. 20, 1897)
P t ) ) s I - Vor Gericht Kriminalrornan von Paul Oglur Höcker (10. Fortsetzung.) Tamphausen zeigte auf das Tele käiphenamt vor dem sie zufällig ste geblieben waren. »Wozu hätten Dir die Einrichtung des Telephons, wenn wir sie nicht in solch dringlichen Fällen in Gebrauch nehmen wollten?« »Sie wollen sich mit dem Direktor der Firma in Verbindung seyen, um Iach Gödeckes Leumund zu fragen ?« »Nicht direltx auf eine solche Ansta ge würde selbstverständlich die Ant wort verweigert werden. Aber durch ein paar geschickte Fragen über Neben fächlichleiten erfährt man oft mehr als durch einen umständlich zurechtgenrachi ten Apparat.« Der- Auditeur trat in das Postamt, ein und löste einen Schein zum Fern-I fprechervertehr· Seiner Aufforderung unchtornmend, folgte ihm Vollrath in die kleine Zelle. J Camvhausen ließ sich, nachdem die Verbindung hergestellt war, von derj Direktion des Seestern über ein paart qefchäftliche Dinge auftlären. »Ich habe den Auftrag, die Zöglinge einer; Privatseemannsfchule zur Versicherung cnzumelden,« gab er vor. »Können Sie mir einen zuverlässigen Agenten Bier am Orte nennen?« »Für Kiel — Agent Gödeele.« »Ist das aber auch ein durchaus ge- . wissenhafter Mann? Sie müssen schon verzeihen —- ich weiß in diesen Dingen wenig Bescheid —, und wenn man eine fv große Summe in fremde Hände le gen soll . . .« E Aus den Schallbechern, die die bei den Herren ans Ohr hielten, klang es wie ein lurzes Lachen. ; »Herr Gödecke hat Tausende in Hän den, für die er unfer volles Vertrauen genießt. Uebrigens hat erst gestern eine Revision bei ihrn stattgefunden, bei : der alles in bester Ordnung war." : »Wie?« fragte der Auditeur, mirs Qollrath einen schnellen Blick anstatt-« sehend. »Ich verstehe nicht!« ! »Ich sagte: daß erft gestern früh eine » Revision bei Herrn Gödecle stattgefun- ; den hat. Sie können ihm also Jhre fpaar hundert Mart ruhig anver-« Ist-mem« « L i Wieder klang es wie ern Mitleidtges ; Lachen aus dem-Apparat - I «Sonft noch was gefällig?'« ! .Nein, dunkel« gab der Auditeur in l Was Mundrohr zurück. »Schluß.« l Man hängte die Schallbecher wieder I isan den Apparat und verließ den Post H kaum. B Auf dee Straße gingen sie erst « chweigend nebeneinander weiter. End Ich nickte Camphaufen mit dem Kopf "»" und sagte: »Gestern früh hat bei Gö-v - kecke Revision stattgefunden —- das ift - I Der Punkt, den wir im Auge behatten i 1uüssen!« i I Sie waren inzwischen zum Militär- » ? Weftiokah einem quadratifchen, un-« , schönen Backfteinbau, gelangt. Der » ""- Posten Präsentirte vor dem Anditeur Knd ließ ihn sammt seinem Begleiter ungehindert ins Innere. ; Auf der Wache ließ Samt-hausen " den dienstthuenden Schliefzer rufen. ; ,.Führen Sie uns nach der Zelle des ; sablmeifters Scheuermann!« z Die Wanderung ainq durch lange« . Cotridore. Todtcnstille herrschte über IS H c II, » Z all. Vor einer Thür- des östlichen Flä g Ils, der zur Jnhaftirung der Unter-F 's« inchungsgefangenen diente, machte der; »Is« Schließer Halt und isffnete, seinen k; schweren Schlüsselbund in Bewegungk H sehend Sobald die Tbür aufgina, fah s man den in seinen Paletot gebüllteni H Zadlmeifter hastig von dem Unser-nen IC schernel ausspringen, der neben dem ei - fernen, nur mit Matt-ane, wollenerl Decke nnd Laien ausgestatteten Bettge- - « ZEIT-and « — I Ist BLI is »ch1nietster Scheuermann von der z Werftdioision in Untersuchunqghaft!«j meldete der Beamte, miliiiiriiche FJ:l- I Luna vor dem Aubiteut annehmenb. ! ..Ri.ii)ten Sie!« sante Camphausen z kiihL indem er seine Mütze ablegte und j em dem Tisch Vo: dem vergitterten s Fenster Platz nahm. Er- hatte denj Schemel zu sich herangezogen und lud I benSchifssbaumeister durch eine Hand- Z bewegunq ein, auf der einzigen sonsti- ; » gen Giegeleoenheih dein Kasernenbett, « sieh niederzulassen Nun lkolte er eine make Aktenmavpe aus der Fettnetz che seines Militärpaletots, begann - verschiedene Blätter auszubreiten und « sagte dann in ruhigem Tone: »Sie ha js sen sich Ihre Laqe selbst erheblich ver s· schlimmern Zahlmeistet Scheuetmmn Instan hätten Sie gestern früh, als O Sie sahen, daß Herr Kavitänlieute gis-M Wettetling sieh keine Flausen vor- ; « FMchen läßt, sofort Jhr Unrecht einse- » Den nnd-Ihre dienstwidrige Versäum « Uzgiß nicht mit dem Märchen entschuldi Fig-u soll-u, daß Sie sich zwischen acht pd neun Uhr nach den Düfternbrooiee Plagen versitgt und vor-i den Buc des Herrn Lieutenants o. Meer .« » end yetrosfen hätten. Die Unwahr » · dieser Aussage wurde Ihnen ja so nachaewiesetn Aber auch jetzt noch « hielten Sie es für angebracht, ein I Z Geständniß abzulegen. Ihr · gestand ist uns in nunmehr klein« . « «I en —- nnsete Antwort auf Jhte · -- . be is die am gesteigert Tage ge 1Fee erhobene Anklage wegen Mor — schenetmann packte uue unmerklich ; Ein bitteres Lächeln trat x Missis- LEDM- Wis- HI Ihnen schon « We. M UNDER-· G lebe der Untersuchung ruhigen Gemüths entgegen." »O, mein Freund, doch nicht wohl so ganz ruhigen Gemüths. Denn warum hätten Sie denn estern, als ich Jhnen , den dringenden erdacht, der gegen Sie vorliegt, mittheilte, von Neuem zu Aussliichten gegriffen, von Neuem sich in künstliche Lügengewebe verstrickt?« Der Zahlmeistev war aschsahl ge worden. »Ich bleibe bei jeder meiner Behauptungen.« »Auch dabei, daß Sie bot-gestern Abend —— oder vielmehr gestern früh-— vom »Elhsiurn« aus dirett nach Jhrer Wohnung gegangen sind?« »Jawohl, Herr Auditeur!« Jetzt sprang Vollrath Sendlinger aus, musterte den Zahlmeister durch bohrenden Blickes und ries: »Das ist eine Lüge, Zahlmeister Scheuermannl Jch.habe Sie mit diesen meinen Augen gesehen —- Nachts um zwei Uhr — wie Sie das Etablissement verließen und in Begleitung Gödecke’s und des Bur schen HansGödecke den Weg nach Belle vue zu einschlugenl« Scheuermann schwankte wie vom Blitz getroffen. Der Auditeur war dicht an ihn her anaetreten. »Scheuermann,« sagte er in mildem, aber ernstem Tone, »Sie wissen, daß es beim Militär nur ei - n e n Fall gibt, in dem mildernde Umstände beigemessen werden, und das ist der bei der Verurtheilung eines teu müthig Geständigen. Noch ist es Zeit, Scheuermann, durch eine ossene Dar stellung Jhrer Verirrungen die Milde Jhrer Richter zu gewinnen. Seien Sie ein Mann und treten Sie als Sol dat süv das ein, was Sie auf Jhr Ge wissen geladen haben!« »Ich — bin unschuldig — ich bin ganz unschuldig an dein —- dem Tode des Lieutenants!« Er brachte es stockend und mühsam hervor. Die Adern waren in seinem Antlitz ange schwollen, die Augen hervorgetreten. Ein verzweifelter Kampf schien sich in der Brust des Mannes abzuspielen. «Scheuermann, ich weiß auch, wes halb Sie mit der Sprache nicht heraus wollen. Sie fürchten damit einen Men schen, der Jhnen nahesteht, zu vernich ten — oder doch, gleich sich selbst, in die Untersuchung verwickelt zu sehen Soll ich Jhnen auch sagen, wer dies ist?« »Ich —- -— wüßte —- — Nieman den.« O-- M..L:L--.- K-LL- s- k- --U--"L USE ØUUIIIIUI YUIDI slq IU Vbsshsssl daß er in das von dem kalten Winter licht feharf beleuchtete Antlitz des Zahl meisters fah. »Sie sagen ja schon wie der die Unwahrheit. SchenermannZ . . . Warum zittern Sie denn fonsi? . . . . Ihr künftiger Schwiegervater ist dabei im Spiele!« Der Zahlmeifter schwieg. »Ich nehme an, daß er sich in Zah lungsschwierigteiten befunden het. Es ift ja immerhin ein guter Zug tat-n th nen, daß Sie gewillt waren, ihm ans der Klemme zu helfen. Denn daraus hin wird ja doch wohl Jhr geftri er Frühspaziergang hinan-kommen e stern Morgen war nämlich Kasse-invi sion bei dem Beksicherungsagenren Gö decke, und zwar zu derselben Stunde, zu der Sie mit dem Jhnen anvertrau ten Gelde verschwunden waren, nicht wahr?« »Mir ist nichts davon beiannt.« «Freundchen, Freundchem meine C e duld ist bald erschöpft Jch warne Sie davor, sich noch länger hinter Lügen zu verstecken« Scheuer-maan sah den Auditeur mit einem zornigen Blicke an und preßte die Lippen fest aufeinander. Er schien entschlossen, ehev den allerschlimmiten Verdacht aufkommen lassen zu wollen, als durch ein offenes Geständniß auch dritte Personen in Mitleidenschaft zu ziehen. Der Auditeur hatte ihn lange ZeitI ernst gemuftert. Seinem geübten Blick entgan die qualvolle Unruhe nicht« die der Angeklagte hinter feiner angenom menen Feftigleit zu verbergen suchte. »Sie werden es noch bereuen, Zahl meister Scheuer-mann, sich in der Vor untersuchung so verftockt gezeigt zu ba ben. Sie haben sich dadurch jeden An; spruch auf Schonung verscherzt. — Kommen Sie, Herr Zeuge," wandte er sich darauf an Sendlinger, »im Hause des Herrn Gödecle dürften wir weniger verschlossenen Lippen begegnen.« Einen Augenblick lang schien es, als ob der Zahlmeister ijber die zuletzt ge machte Andeutung des Auditeurs so erschrocken wäre, daß er sich verrathen würde. Aber gleich darauf prexzte er die Lippen wieder fest zusammen und sah die beiden Besucher tr«otzig, ja haß erfüllt an. Zornig verließ Camphausen die Zelle; Bollrath Sendlinger folgte ihm. Jn der Gesellschaft des Schließers wartete vor der Thür der Jnspettors des Arrestlolals. »Nun, herr« Feldtvebellieutenantj Teubner,'· redete Camphausen den s weißhaarigen Soldaten an, »was brin- i gen Sie mirs« l Der Alte hatte militärische Stellung angenommen und erstattete in ge dämpfteni Tone eine Meldung. Sendlinger hörte nicht, um was es sich handelte, er sah aber den Auditeur hastig nach einem in Papier gewickelten Goldstück greifen. das der Feldwehel lieutenant thin tn dev geöffneten Hand hinhielt. Dann studtrte er den Zettel, auf den ein paar Worte mit Bleistift geschrieben waren. Camphausen fehten zu schwanken, ob er nicht noch einmal in die Zelle zurück kehren solle. Plöklich aber wandte er sich an den Schiffsbanrneistey ersuchte ihn. wentae Augenblicke unten oor dem — hause zu warten, und verschwand dann an der Seite des«Jnspeltovs. Es mochten immerhin zehn Minu ten vergangen sein, als der Auditeur sich endlich wieder seinem Begleiter bet gesellte. Er war seht fester und sieges , gewisser in seinem Auftreten als vor - her und sagte zn Volltath sofort: »Scheuermann ist so gut wie geliefert. Er hat einen Bestechungsversueh ge macht.« »Nicht möglich!« überrrascht aus. »Der Kalfattor, ein junger Gestei ter, hatte ihm die Frühlost gebracht. »Wenn Sie mir diesen Zettel an seine Adresse befördern, so sind die zehn Mart, die ich hineingewiclelt habe, Jhr Eigenthum!« flüsterte ihm der Zahl meister zu. Der Kalsaitor nahm die Sache scheinbar an, iieferte das Geld aber vorhin an den Jnspeiior ab· Der armeTeufel mag keinen leichten Kampf mit sich geiämpft haben, wenigstens hat es lange gedauert, bis er mußte, was er zu thun hatte.« rief Sendlinger »Und an wen ist das Schreiben ge-? richtet I« »An seine Braut. »Ueh:r alles schweigen —- Vaier folgen —- fqnsi wir beide verloren!« Das ist sein Inhalt. Nun, sagt das noch nicht geniig'-'« Vollrath war erstaunt stehen geblie ben. »Es- ist so gut wie ein Geständ niß2« Der Auditeur nickt-. »Jetzt rasch zum alten Gödecte. Dort gilt re, die Hauptschtacht zu schlagen!« i t l l 1 l I i Elstes Tapitek Gödicte war nicht daheim, ais der Besuch in die Wohnung Des Versiche rungsagenten gelangte. tiiithe stand schüchtern an der Thür nnd sah vie bei den Herren ängstlich an. »Es ist FräuleinGödecke selbst, wenn ich mich vom Ballsest her richtig ent sinne!« sagte Bolltath schnell zum Au diteur. »Sie gestatten, daß wir eintreten!· versetzte Camphausen in festem Tone. »Ich habe an Sie verschiedene Fragen zu richten im Interesse Ihres Berich ten, des Zahlmeisterz Schwert-Unm Furchtsam war Käthe bis in die Wohnstube zurückgewichem »Es thut mir leid, ich tann Ihnen teinerlei Ans tunst geben — Vater hat wir streng untersagt, in seiner Abwesenheit Be suche zu empfangen.« Den Schiffsbaumeister rührte die Oiiiiofigteit des Mädchens- Aber auch er merkte, ebenso wie sein Begleiter-, sa iort aus dein Benehmen der Zahlrnei sterbraut heraus, daß sie bereits in szruirt war. »Als Jhr Verlobter gestern früh bier war,« begann der Auditenr in scheinbar ruhigem, gleichgültigein To ne, ,,verspätete er sich beim Dienstan tritt um ein paar Minuten, nnd so tan eZ —« «Mein Verlobter war gesiernsfriih überhaupt nicht hier,«« stainmetteKäthe, purpurroth werdend, »ich habe ihn seit dem Feste noch nicht aesehen.« Camphansen schüttelte den Kopf. »Sie müssen das Lüan erst nost; ler nen, mein liebes Kind. Die China-z keit steht hnen so deutlich aus dem Gesicht ge chrieben, daß Jeder Versuch der Täuschung sofort aufs-Um muß:'« Käthe wurde noch röther und sah b. schämt zu Baden. »Ueb: that. pt liegt n aar kein Grund vor die Sache gebeiizizuhatten Jhr Bräutigam hat es ganz ruhig einge standen, daß er gestern früh noch acht Uhr hier wars« Ein Seufzer der Erteiüksknnq nsaid hörbae. Camphausest und Sendun aer konnten nicht umhin, sich lächelnd anzublicken «Jhrs Vater hat Ihnen woh. desha Isv h«-s"fw ------ this-It-- D« me, uuruuer zu spuan Käthe hauchte ein leises «Ja«. »Aber wozu denn BerfterlsnsipieteM Wir wissen frhon den ganzen Vergang. Ihr Bräutigam hat Ich freian ziem lich lange gesperrt, ehe er die ganze Geschichte aufdeckte, aber i-.t:liei·,li.1) sah er doch ein, daß der Fall viel milder beurtheilt werden würde, wenn e: ein freirniithiges Geständnifz ablegte; und fo enthüllte er uns denn alleis——a!1eå!" Das Mädchen fah die leiden Herren ganz fassungslos an. »Aber das — das wird Fritz die Sielle tos:rn!« Jn Thränen ausbrechend tief Eier »Wir es denn wahr, daß man ihn schon festge nommen hat?« »Na, den Kon ivird’s ja nicht gleich loften. Erzählen Sie tmr nur die Sache ebenfo offen und rücklznitiioz wie Jhr Bräutigam, dann ist fern-n viel geholfen. Sie müssen Ihrem Verlor ten beistehen, müssen qleichfatis die volle Wahrheit sagen, ganau fo wiel er; denn wenn Sie tecn Rein Ihre-IF Vaters folgen und Ausfliichte nnchenz —- ja, wer weiß, ob dann Dei Fall nicht viel, viel härter beurtheilt werden wird! Und Sie wollen Joch bald Hoch( zeit halten, nicht wahrt Also Ttehen Sie fü: Jhren Bräsuigam ein nnd er zählen Sie der Wahrheit gemäß! Be ; fonders die Sache inii der Revis-on ge J itern früh — wissen Zie, nsit Der Kas 1 fenrevision, die Entzressirt ·.nich.« I Den Schiffsbau-neiin quälte die , Verzweiflung oez Mädchens-. Er " mußte sich abwenden, da ihn der fu: t bate Kampf, den die tsleemste mit ,i:h nagst-fechten fchien, in tiefster Seele er arii . E Käthe begann leife undftoetend in weinerlichem Tone. Der »Und-neue nickte wiederholt Luftng vor sich l;in, als ob die Axt-fegen des Mädchens sich vollkommen deckten mi: dem, was er bereits wußte. »Schaut-meines sagte mie, daß Sie sieh Anfangs gegen die Sache gesträubt ibättenk nahm der ·Audkteur, nachdem Inathe staune-, was sie wußt-, von ve Seele gewälzt hatte, vorsichtig aus. »Wenigstenö gestand er eit-, daß am » Ballabend wegen dieser Schiebnng ein eZwist zwischen Ihnen entstanden seit« Das Mädchen bejahte zogerno und Isegte dann hinzu: »Und auch Hans war es natürlich nicht recht, daß er sich so etwas gegen seinen Herr-i zu Schul den kommen lassen sollte.«' Camphausen hatte sein Gesicht, in dem sich sieberbafte Spannung aus prägte, schnell abgewandt. Jn ge zwungen ruhigem Tone sagte er nun: »Ja, allerdin s, die Sache war ja im merhin mit esahr verknüpst!« »Wenigstens fürchtete er, daß er von feinem angenehmen Posten abgelöst werden würde, wenn es beraquänm daß er seinen Herrn absichtlich ver schlafen lassen wollte.« »Verschlasen?« »Nun ja, damit Herr- v. Meerbeimb Zwist zwischen anen entstanden sei!« »Ach so —- r«ichtig! Scheuermann sagte mir daö ja!« Der Auditeur warf seinem Begleiter einen vielsagenden Blick zu. »Aber schließlich erklärte sich Hans doch damit einverstanden?« »Nein, als wir ausbrachen, sperrte er sich noch immer dagegen. Deswegen begleiteten sie ihn ja auch noch ein Stück Weges, nachdem sie mich alle drei bis hierher gebracht hatten-« »Sie haben wohl nicht gehört, um welche Zeit Jhr Vater nach Hause kam?« Käihe zögerte mit derAntwort. Im mer mehr übertam sie eine seltsame Angst und Unruhe. Sie bereute es schon, soviel ausgeplaudert zu haben. »Es muß wohl schon früh um fünf Uhr gewesen sein —- Scheuermann’s Angabe nacht« forschte Camphausen weiter. Jetzt schöpfte das Mädchen wieder neuen Muth. »Ja, um halb fünf Uhr wars Vater ging gar nicht erst zu Bett; ich hörte ihn hier noch lange aus und ab gehen. Dann schlief ich aber endlich ein.« »Dur. Und Morgens gleich nach acht Uhr kam dann Scheuermann, brachte das Geld und wartete so lan ge, bis die Revision zu Ende wars« »Nein, er hatte keine Ausdaueo — nm neun Uhr lief er plötzlich weg — zu Golland, wo er den Onkel Tobias mit dem Gelde zu treffen hoftet" Der Auditear niclte. Das Mädchen hatte die Geschichte der Schiebung schon vorhin ziemlich llar erzählt. Camphausen sah jetzt laum eine Lücke mehr. Es war Käthe’s Vater und dem Zahlmeifter daran angekommen, den BurschenMeerheimbs dazu zu bewegen, daß er seinen Herrn —- der nach dem anstrengenden Randemarisch ungeweckt nicht sobald erwachen würde —- am anderen Morgen die Zeit vers lasen ließe. Zu diesem Zweck hatten re den Matrosen trunken gemacht und schließ lich sogar zu dem verwerflichen Mittel gegriffen, ihm einen Schlaftrunl beizu bringen. Ein Räthsel war es dem Auditeur aber nur-, wie Scheuermann —- vielleicht auch in Gemeinschaft mit dem Agenten Gödecke —- es fertiage bracht hatte, den Gisttranl auch dem Lieutenant v. Meerheimb einzuflöszen. Camphausen hatte, während Käthe sprach, den zerlnitterten Zettel, den Scheuermann an seine Braut hatte ge lanaen lassen wollen« wieder aus der Tasche hervorgeholi, ihn voll allerlei ernster Gedanken musternd. Es war ein aus der Rückseite beschriebenes Blatt gewesen, das schon einmal zur Einwiclelung eines Gegenstandes ge dient halte. Da es mit dienstlichen Bemerkungen vollgetritzelt war, so hatte Camphausen angenommen, daß es aus einem alten Journalbuch des Zahlmeisters stamme. Seine Züge nahmen aber den Ausdruck höchsten Erstaunens an. als ev ietzt den Inhalt etwas niiher musterte. »Ich danle Jhnen für Jhre Aus tunst, liebes Fräulein!« sagte der Au diteur plötzlich in sehr lebhaftem Tone, indem er das Blatt rasch in seine Tasche schob und nach seiner Mütze griff. »Sie haben mir durch Jhre foeimiithigen Aussagen sehr viel ge hstka - .. - s Käthe hatte die Hände ineinandetge schlangen. »Ach, Herr Auditeut, wenn es aber nur nicht untlug von mir war, und wenn Vater nut nicht zantt... ich hoh’ eine solche Angftl« .Beruhigen Sie sich, liebes Kind, Jhnen wird nichts geschehen!« »Und — Fritz auch nicht? . . . ,Ach, here Auditeuk, in zehn Tagen sollte die Hochzeit sein« und wenn nun die Untersuchung solange dauert, — ach, Hänge-ten Sie uns doch nicht unglück s l .« ..Alles, was ich unternehme, tann nur zu Ihrem Glücke dienen «- wenig- i i stens Sie vor iurchtbatenEnttäuschun- I nen bewahren!« : Er hatte einen ernsten, saii seietli-. eben Ton angeschlagen. Käthe sah ihn " änattlich forschend an. Doch noch ehe sie eine Frage aethon hatte, waren die beiden Heeren schon mit kurzem Gruß durch denKorridot geschritten, in ziem licher hast die Wohnung oerlassend. Auf dee Treppe hielt der Auditeur still. »Schemeniann hat dem Burschen Meeoheienbs gleichfalls den Schlaf trunt gegeben! Und ist et es nicht ge wesen, der Ihren Freund vergiftet hat, so war ei Gödecie!« »Aber wie sollten diese Leute zu dem Mowhium aelangt sein?'« Camphousen reichte seinem Beglei ter das Blatt, das ihm durch Teubner ausgeliefert worden war. «Lesen Sie! W « l Aus irae file einem Jota-at mag dre ieö Blatt stammeni« ,,Aui dem eines Lazarethgehilfem Ich lese da die Anfzeichnung über den Dienft im Lazareth, Revierdienst im Halt No. I; alle Befehle übrigen-, die sich« auf den »Lazarethgehilfen Macht« beziehen, nd unterstrichen.« »Was olgern Sie daraus?« .Daß das Journal eben diesem La zarethgehilfen Kracht ehört.« »Und Sie werden fqiforit sehen, daß Sie sich nicht getäuscht haben! . . . He, Kutscher!« rief er den Lenker einer leer vorüberfahrenden Drdschle an. »Wohin wollen Sie?'« fragte Send linger. »Noch dem hulk No. 1.« Eine Viertelstunde später hielt das Gefährt am Hafen, nnd die beiden Männev verfügten sich nach dem Raser nenschiff. Dem Wachthabenden befahl der Auditeur, ihn und seinen Begleiter. nach dem Revierzimmer u führen. , »Ist der Lazarethgehilzfe Kracht zu-! aeaen?« fragteCamphausen beim Ein-« treten. Die paar in Drillichanzügen in der Stube herumsitzenden Revierirankens waren hastig aufgesprungen. Hinteri einem Wandschirm tauchte ein Unter-. officier auf· . »Oberlazarethgehilfe Krachtk« mel-. dete er sich. »Wann befördert?« fragte der Au diteuv. »Seit zwei Jahren bereits habe ich diefe Charge, Herr Auditeur.«« »Hm, dann zeigen Sie mir einmal ein älteres Journal —- oder vieimehr das Dienstbuch, das Sie in der Zeit ge führt haben, als Sie früher einmal als« Lazarethgehilfe hier« im Huik Dio. 1 itationirt waren.« Kracht sah sich verlegen um; »Ich habe so ein paar ältere Hefte hier-hinter meinem Schirm herumliegen, weil sich noch viele leere Seiten darin befinden, aber geordnet habe ich die alten Dinger nicht.« »Ist dieses Jhre Handschrift?« Der Oberlazarethgehilfe nahm das Blatt und las. »so Befehl, Herr Au diteur!" sagte er sofort. »Haben Sie die Apotheke hier in der Stube?« forschte Camphausen weiter. »Ja Befehl —- in diesem Schranke!« »Können Sie sich erinnern, os Sie ihn in der letzten Zeit stets verschlossen gehalten haben?" »Das ist Vorschrift, Herr Auditeur. Er stand nur zwei Tage lang offen, weil das Schloß ruinirt war, aber während dieser Zeit waren keine Kran ten hier anwesend. Diese Leute da haben sich erst heute früh trank gemel det.«« - — —. . - . -. »Dann seyen Die einmal m Hycetn fSpind nach, ob irgend ein Gegenstand ehlt.« Der Oberlazaretbgebilse kam der Weisung nach. Erschrocken ries er nach kurzer Muster-ung: »Jawobl, ein Kolben sehlt·« »Was befand sich darin?« »Morpbin —- siir die Jnjeltionen, die ich aus Anordnung des Herrn Oberstabzarztes dem Oekonomiehand werker Bleigerber machen mußte.« »Sie vermissen das Objekt jetzt erst?« - »Ich habe seit ungefähr acht Tagen nicht mehr- nachgesehen. Bleigerber ist gestorben· Der Auditeur machte sich ein paar Notizem dann dankte er kurz und ging. »Ahnen Sie jetzt den Zusammen hanc, Herr Schiffsbaumeister?« fragte er draußen. Sendlinaer athmete tief aus. »Ja. Aber wer hätte ein solches Rassinemeut voraussetzen sollen!« »Sie baben also gleichfalls sofort gemerkt, daß kein anderer als Scheuer rnann den Kolben mit dem Opiat ant wendet haben kanni« « »Ich bin von seiner Tshiilerschaft überzeugt —- und nicht nur in diesem einen Falle! — Die arme,. unglückliche Braut!« » - - « si- k --» . » Der Auslieur rvroerre Denn-ungr aus, ihn nun noch aus einem letzten Gange zu begleiten, und zwar auf dem in’«g Marinelazareth zu Hans-. Bereit williq lam Vollrath demErsuchen nach. Der ehemalige Bursche dez Lieutes nants v. Meerheimb befand sich noch immer in übler Verfassung. Man hatte ihm siir mehrere Tage »Scho nung« gegeben, ihn also von allem Dienst befreit, gleichzeitig aber atch ihn « abgeschlossen von jedem Verkehr mit der Auszenwelt oder mit Kameraden. Hans Gödecte scesz hohlängia in der lleinen Laznrethstnbr. Seine Gesichts sarbe war blaß und angegriffen. Er sah in der für Militiirkranle üblichen Drillichtleiduirg recht ärmlich nnd hin fällig aus. Seine hände hatten auch jeht noch ein leises Zittern, das sich zu ziemlicher heftigleit steigerte, wenn ev in Erreauna gerieth. Der Auditeur schlug dem Mairasen aeaeniiber fett einen viel schärferm und drobenderen Ton an als wie gelegent lich der ersten Vernehmnnaen. hans imnd mürrisch und versteckt da. Er blieb worttara Und stellte sich- als ob er die Fragen nicht verstünde. Vollrath Sendlinger erkannte den ehemals so frischen, aufgewecktle Bur schen nicht wieder. »Aber was ist denn in Sie gefahren, Gödeese?« redete er den Matrosen end Hm an. ..f’««st das etwa der- Dank siir «die gute Behandlung, die Sie bei Ili rem armen Herrn ersahrens haben ?«« ; Bei der Erwähnung seines Herrn ; zuate Hans Gödrcke schmerzlich zusam s men; das nerriise Zittern seiner hände ’ versiärite sichs v ; »Es muß Ihnen doch selbst daran liegen. endlich matt-it in die Sache zu dringent« nahm nun der Audmue » wieder das Wort. »Alle Ihre Ber wandten haben ausgesagh so viel sie verrathen konnten, ohne gerade ch selbst in Unannehmlichieiten su b n gen —- Sie sind der einzige, der ießt noch den Schweiger spielt. Nehmen Sie sich in acht, daß schließlich nicht noch der furchtbare Verdacht ganz allein auf Ihnen hängen bleibt!« »Auf mir?« stieß derMatrose grim mig hervor. »Jawohl, auf Ihnen. Es liegt völ lia in. meiner Hand, auch Sie in die Anklage mit hineinzuziehen. Und Sie wissen. was die Anklage annimmt: daß Ihr Herr durch Beibringung von Gift ermordert worden isi.« Hans stöhnte gequält auf und be deckte seine Augen mit den zitternden Händen. »Warum wollen Sie allein denn noch uns Schwierigkeiten bereiten? Muß ich Jhnen wirklich erst auseinan dersetzen, daß wir schon alles wissen, was Sie sich fürchten einzugestehen?« Ein trotziges Lächeln trat auf die Lippen des Matrosen. Der- Auditeur fuhr unbeirrt fort: »Sie glauben viel leicht, es sei eine Finte, die ich anwende, um Sie zu einer unborsichtigen Aeuße rung zu reizen? Nein, Gödecke, ich halte Sie dafür für viel zu klug. Aber andererseits halte ich Sie auch wieder für gutherzig, denn ich weiß, daß die Sorge um Jhre Angehörigen es ganz allein ist, daß Sie zu schweigen veran laßt. Nun, habe ich etwa nicht recht?« Hans Gödecte hatte . den Kopf tief herabgebeugt. Er wagte nicht, dem Auditeur in’s Auge zu sehen, aus Furcht, sich zu verrathen. »Aber sehen Sie, Gödecke, die Schie bung, die Jhr Oheim vorgenommen hat. urn bei der Revision dur den Di rektor der Versichewngsgesell chaft den Bestand der Kasse in Ordnung zu ha ben, war ja gesetzlich eigentlich nicht einmal ein Vergehen. Ja, wenn er das-Geld überhaupt nicht mehr- besessen, wenn et eg verjubelt, verpufft hätte, dann würde das Manöver allerdings einem Betrug gleichgetomtnen sein. Aber da er genau wußte, daß Jhr Va ter ihn mit dem schuldigen Gelde nicht im Stiche lassen werde, da war es eine zwar unerlaubte Hilfe, daß er den Zahlmeister Scheuermann veranlaßte, ihm auszuhelfen — ein Verbrechen aber war es nicht« O-- M-.5--k- I--11- LI- ds—-I.- . ----1. . Ia USUOWIL »Es-II III IJUSUI ZIIUIWY feli. Als er vernahm, daß das ge fährliche Mernöver schon vollkommen entdeckt war, ging eine seltsame Ver wandlung mit ihm vor. Jäh schoß ihm das Blut in die Schläfenz er preßte seh-: hände fest gegeneinander und fagte in tiefer Ergriffenheit, fast fiebernd: »Und Onkel Gödecle wird deshalb nicht belangt werden?« Camphanfen zuckte dieAchseln. »Ich habe mit dev Angelegenheit nichts zu thun und will damit nichts zu thun haben, es sei denn, daß Sie mich durch Ihr fortgesetztes Schweigen zwingen, auch die bürgerlichen Gerichte mit der Untersuchung der Angelegenheit zu be helligen.«' Hans Gödecke sals ein, daß er selbst nun nichts mehr in der Sache geheim zuhalten vermochte-. »Wenn der Herr Auditerrr so gut sein wollen und die Sache nicht weitergehen, dann will ich ja auch gerne alles sagen, was ich weiß. Aber daß mein armer Onlel um seine Stellung kommen soll, weil mein Vater das Unglück gehabt hat, den richtigen Termin fiir die Rückzahlung zu ler vassen — ach, das thöie mir doch furchtbar leid!' Ganz verzweifelt sah der Bursche den Anditeur an. Der- schiit:lte den Kopf und sagte: »Na ja, ich weifj ja —- weil Sie fühlen, daß Jhr Vater die eigentliche Schuld an der Klemme Jbres Onlels trug, deswegen scheuten Sie sich davor, mir zu sagen, was der Zahlmeister Scheuermann hnen an dem Sonntag Abend besa l, und in welcher Weise Sie sich gegen Jhren Herrn vergangen haben!« »Das heißt —- ich habe mich ja drch immer-zu gesträubt, aber schließlich meinten alle, es wäre ja lein Verdre even-" »Nun, Sie hätten sich in nuchternem Zustand ja schließlich wohl doch nicht Man bereit erklärt. denn Sie find ja immer ein ordentlicher und gewissen haner Bursche gewesen· Aber Jht Ontel und der Zahlmeifter haben Ih nen von der Bowle im Eins-um« wacker eingefchentt, nicht wahr? Und als Sie von den beiden Herren nach Hause gebracht wurden —« »Ich bin anz allein nach Haufe ge aanaen!« Lfagte der Matrose mit einemmal wieder trotzig. »Aber Gödecle,« mahnte der Schiffs baumeiiter, ,,waeum wollen Sie denn plötzlich wieder den guten Eindruck Jhrev Offenheit durch eine so haltlofe Behauptung umftoßen? Ich habe Sie doch selbst in Begleitun des in Rede stehenden Paareö den Heimweg vom »Elysium" nach Bellevue zu ein schlagen fehenl« Der Matt-le schlug verwirrt den Blick nieder. »Uebrigens hat ja Scheuermann es gleichfalls eingeräumt!« nahm der Au diteur in sicherem Tone wieder auf. »Auch Jhre Bafe. ScheuerinannI Braut, hat ausgefaat, daß Sie zu dritt sie bis nach Haufe begleitet hätten und dann gemeinsam nach der Düften-t brooter Gegend weitergegangen feien. — Wie verhält fiel-I nun aber mit dem Schlaftrunt. den hnen Scheuerrnann gegeben zu baben ehauptet?« Hans war entsetzt zurückgefahrem «Jch weih von keinem Schlaftrnnt!« (Fortseßung folgy