Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, August 13, 1897, Sonntags-Blatt., Image 10
Anzcigcr und Hemd. J. P Pudolvkh Hei satte er Grund Js-."«lm!d,«)kr1«.n ——, -s Lsndwktihschaftltches. M i l l e t - H e u. In unserem Lande werden beson ders zwei Arten Millet angebaut, der deutsche und der ungarische —- Hunga rian Gruß. Die erstere Sorte gibt groberes Heu und ist selten so ertrag reich, wie die letztere, daher der unga vische Millet meistens den Vorzug er hält, besonders in den Nordstaaten. Der Futterwerth des Heues beider Ar ten ist ziemlich gleich, ebenso Bestellung und Ernte. Millet ist ein vorzügliches Ausbile mittel, wenn die Heuernte knapp aus gefallen ist. Man kann in den Mittel und Südstaaten noch Ende Juli Mil let säen und eine gute Heuernte davon heimholen, während in den Nordstaa ten das Herbstwetter dem Trocknen des saftteichen Millet selten günstig ist. Die beste Saatzeit für denMillet bleibt f natürlich das Frühjahr, sobald das l Land genügend durchwärmt und keine ; Fröste mehr zu befürchten sind; denn ! gegen Frost ist der Millet äußerst em- s pfindlich. Millet verlangt reichen und I gut vorbereiteten Boden; von armem, ausgetragenem Lande, sowie von ober flächlich aufgetratztem Erdreiche will der Minet nichts wissen. Man säet I etwa ji«-l Busbel per Acre und bringt l den Samen nicht zu tief unter. Das Land sollte nicht zu naß sein Und kein T stehendes Wasser haben. Auf sumvfiss H gem, nassem Boden gedeiht der Millet ’ nicht. Bei günstiger Witterung zeigen i sich die jungen, frischgriinen Pflänz chen in wenigen Tagen und in 8—10 Wochen ist er schnittreif. Also in Ge- I genden, wo vor Ende October kein Frost zu erwarten ist, kann ders Far mer seinen tnappen Heuvorrath noch durch eine Milleternte ergänzen. Mit dem Schneiden darf man nicht zu lange warten, die Aehren müssen in voller Blüthe stehen, dürfen also noch nicht ganz ausgewachsen sein und reife Körner enthalten. Wartet man so lange, so sind die Halme stockig und holzig und der ganze Nährwerth ist be reits aus Stengeln und Blättern in die Aehren und Körner gezogen. Die ganze Kraft sitzt in den Körnern. das Heu hat weniger Werth wie Roggen- · stroh und ist außerdem als Pfer-defut ter gänzlich ungeeignet; denn die öl- . haltigen, anStickstoff sehr reichen Mil letkörner an Pferde verfüttert, treiben · diese sehr auf und verursachenSteifheit ; in den Beinen, so daß die Thiere er- ? scheinen, als ob sie an »Founder-" lei den. Kühen dagegen schadet solches heu nicht. Um vorn Millet gutes Pferdeheu zu erlangen, muß man den selben also schneiden, bevor die Körner reif smd, wenn die meisten Aehren in Blüthe stehen. Von solchem Heu kann man den Thieren täglich geben; jedoch ist Maßhalten auch hier rathsam. Es werden sich immer hier und da Aehren finden, die schon reife Körner haben. Das Trocknen des Milletgrases ist oft recht schwierig; denn wenn schon alles Heu nicht viel Regen vertragen kann, so ist dies beim Millet noch besonders der Fall; außerdem aber trocknen die saftigen Halme auch beim günstigsten Wetter nur sehr langsam. j Salz füv Hausthierr. Jm alten Vaterlande wird wohl kaum so viel Salz an Hausthiere ver füttert, wie hierzulande. Wer nun deshalb glauben wollte, unsere Haus thieve könnten hier auch des Salzes entbehren, würde bald durch unange nehme Erfahrungen, durch Abmage tung und Krankheiten der Thiere dar auf aufmerksam gemacht werden, daß Salz unbedingt nothwendig zu ihrem Wohlbesinden ist. Jch sah auf den reichen Prainien des nordwestlichen Iowa ans der denkbar besten Weide eine Rinderheerde, die trotzdem brand mager und von müdem und traurigem Aussehen war. Auf Befragen erfuhr ich, daß dieThiere während dreier Mo nate lein Salz erhalten hatten. Der Farmer hatte das Vieh von anderen l Farmern auf Weide genommen und wollte nun aus Geiz die Auslagen für Lecksarz sparen. Es scheint, ais »k- I Salz als Zugabe bei wildem Grase ! l l I noch mehr nothwendig ist, als bei un seren angebauten Gräsern. Durch Salzgeben roin bei dem Vieh die Freßlust belebt; es wirkt günstig I auf Magen und Nieren; auch aus die « hautthätigleit wirkt es vortheilhaft,l wie man bei den Thieren an dem glän enden haar gar bald erkennen kann. l Besonders haben Milchliihe Salz noth -tvendig und wiederum vor Allem zu l Anfang des Weideganges, weil in dem jungen Grase wenig Salz enthaltenl I Viele Former salzen ihn Heu beim ( Tini-ringen nnd geben in dieser Weise ! während der Zeit der Stallfiitterung ! i ren Thieren die nöthige Salzgabr. i gch manche Farmer sind keine beson- i W Freunde vom Salzen des Heuei s »«-.-1)alten dann im Futteetasten eine i -. «.«dcse«· ele stets mit Salz efiillt, so » .. ,- » »Fr- zkdkkzkit ih- cdiiksniß : « predigen können. Auch f ·- j, V » » U- Sdslees twi der « "1.Y»M;Ragägleädiekkstöße «« «·’«z » · «". , inaml das Sols in besonderen s ( Trögen aus over tn alten Bau-unum psen, und zwar so, daß es gegen Thau und Regen geschützt ist. Man hat fest auch eigens für das Vieh gepreßte Salzrollen hergestellt, die mit Schutz vorrichtungen versehen und aufgehängt werden können. Man sollte sich hüten, die Thiere zum Salzfressen zu zwin «-n indem man Salz mit ieder Fitt terung mischt; da lann man dann des Guten leicht zu viel thun und tritt dann sogenannte Salzvergiftung ein. Düngung mit Jauche. Die Jauche ist bekanntlich ursprüng lich nichts anderes, als der flüssige Theil der thierischen Ausscheidungen, nämlich der Harn, der abev bei Durch tränkung der festen Excremente und des Streumaterials sich wesentlich der ändert, indem einerseits in dem Harne die enthaltenen Stickstosfverbindungen in Ammoniak, andererseits aber bei diesen Durchttänlung auch die bis da hin festen Stoffe in die nun »Jauche« genannte Flüssigkeit übergefiihrt wer den. Der Haupttheil der Jauche ist der adgeflosseneHarn, welcher eine grö ßere oder geringere Menge von festen Bestandtheilen aufgelöst enthält und außerdem findet fast immer eine Bei mischung von Wassers, welche z. B. durch Regen und Schnee verursacht wird, statt. hierdurch wird denn auch erklärlich, daß der Gehalt an Pflan zennährstosfen, also der Werth der Jauche, sehr verschieden ist, je nachdem von dem einen odev anderen Theile viel oder wenig in derselben vorhanden ist. Die chemitche unrersuchung zeigt uns-, daß der werthvollste Bestandtheil der Jauche die Alkalien und Stickiioff sind und es erklärt sich daraus die trei bende Kraft der Jauchendüngung, de ren Wirkung aber nicht anhaltend ist. Es ist deshalb die Anwendung von Jauche dort zu empfehlen, wenn es sich darum handelt, einer schwächlichen Saat rasch aufzuhelfen, einer sehr nährstoffbedürftigen Pflanze, z. B. Tabak, Mai-T zur Zeit ihres größten Wachsthum-Z schnell neue Nährstoffe zuzuführen. Eine länger andauernde Wirkung etwa noch auf die nachfol gende Frucht odev auch nur auf den zweiten Schnitt einer Futterpflanze kann nicht erwartet werden. Die für die Pflanze nöthigen Rährstosfe finden sich in der Jauche in der gelösten und meist schon in solcher Form, wie sie schnell von der Pflanze ausgenommen werden können. Es ist daher nicht rathsam, durch Jauche so viel Kraft in den Boden dringen zu wollen, daß dieselbe für längere Zeit vorhält. Es würde dadurch mehr Schaden wie Vor theil erzielt werden und außerdem durch Regen sehr viel in den Unter grund gewaschen werden, also verloren gehen. Es ist auch der verschiedene Bedarf der Nährstoffe eine wichtige Rolle. Die Mistjauche ist nämlich reich an Kalt. aber arm an Phosphorsäure. Alle Getreidearten bedürfen aber zur Ausbildung der-Körner viel Phosphor säure, während die Futterpslanzen wieder besonders viel Kalt verlangen; deshalb wird die Jauche mit dem größten Vortheil aus Wiesen und Kleei feldern verwendet. Man soll die Jauche stets mit Wasser verdünnen, damit sie nicht ätzend auf die Pflanzen wirke. Eine Düngung mit Jauche kann auch aus noch nicht besöetem Lande angewendet werden, indem die selbe mit der Obevlrurne vermengt wird. Sehr wirksam erweist sich Jauche als Kopsdüngung für Kohl und Flachs. Auf Kleefeldern geschieht das Uebers-ihren am zweckmäßigsten im Winter, besonders auf Schnee. Durch Zusatz von Kunstdünger kann die Wir kung der Jauche erhöht wersden und durch Zusatz von Schwefelsäure kann die Berflüchtigung der Gase verhütet werden. Was die Bodenart anbelangt, aus welcher Jauchedüngung in Anwendung kommen tanu, so tann Jauche auf al len Bodenarten gleich vortbeilhaft ver wendet werden. Es tommt immer hauptsächlich aus die Pflanzenart an, die gedüngt wenden soll. Nur muß man aus leichtern Boden, der mit einem Male keine größere Menge ausnehmen kann, jedesmal wenig, dafür aber öfter düngen; auf thonigen und humusreis chen Boden also kann man größere Mengen bringen« Allein mit Jauche ein Ackerstück düngen zu wollen, wäre durchaus falsch; denn diese hat niemals die Wirkung auf die Bodenbeschaffen heit, wie der Stalldung sie bei sei ner Zwsetzung ausübt, z. B. die Aus lockerung thonigen Bodens. Jhre vor theilhafte Verwendung liegt darin, daß sie eben sehr schnell wirkt und deshalb auf Wiesen und Grasselderrn auch im Garten von größtem Werthe ist. ff Zum Ausbeffern zerrifs sener Kleider. Das Wangen bleiben« mit den Kleidern hat schon mancher Dame argen Verdruß berei tet, weil die Risse sich fehr oft nicht derart ausbessern lassen, daß " die Flickerei unsichtbar bleibt. Durch der artige Riffe werden darum die Kleider oft unbrauchbar gemacht. Jn fylchen Fällen breite man die betreffendeStelle glatt und genau aneinanderpaffend auf ein Tuch. die Rückseite nach oben, lege ein entsprechend großes Stück Guttaperchapapier darüber, hierauf ein dünnei Papier und ftelle nun ein heißes Bügeleisen darüber. Fast au genblicklich find dann die Nisse fest und bei- eniigender Dicke des Stoffes ganz un cchtbar geheilt. t J l ««- -. -.—— -q————.. » ««-f- --—.——-A—— —.—.-.——.————— Die geheimnisvolle syer In Begleitung mehrerer Gelehrten und eines Luftsehiffers hat Prof. Wil liam Libby von der Universität in Princeton nach New Mexico eine For schungsexpedttion angetreten, welche, wenn seine Erwartungen nur halb wegs in Erfüllung gehen, Licht über einen der geheimnißvollsten Theile un seres Landes verbreiten dürfte. Die Expedition hat die Erforschung der »Man-r Encnntndu« (der bezauberten Meso) zum ·3we.«l· welche, ca. 75 Mei len von Albuqueraue belegen, ihre senlrecht cmporrcgenden Fclowänfe 7(T-(- Fuß brich erhebt und in der Ge stalt einer riesigen 8, aus ungeheuren Massen von rothem und weißereronfi stein besteht; diese Mesa sfpochplateaiy umfaßt ungefähr 40 Arres. Von der Ferne aus gesehen, gleicht die Mesa einer gigantischen Burg, allein noch keines Menschen Fuß hat die geheim nißvollen Höhen zu erklimmen ver mocht. Professor Liber hofft mit Hilfe eines Drachen - Flugapparats, den der bekannte William A. Eddh construirt hat und welcher aus vier riesigen Drachen besteht, den Aufstieg bewertstelligen zu können. Man will den Apparat in die Luft über die Mesa steigen lassen und in angemessener Höhe soll eine automatische Bottich . tung ein Gewicht mit einer Schnur « zum Fallen bringen. Mittels dieser ? Schnur und eines Flaschenzuges sollen starke Seile iiber die Felsen gezogen « und letztere auf Strickleitern erklettert werden« Gelingt dieser Plan nicht, dann will man Rateten, an denen Seite befestigt sind, auf die Felsen feuern und in dieser Weise den Auf stieg ver Nabel ermöglichen. Die in jener Gegend hausenden Jn dianerstämme glauben, daß jenes ge heimniszvolle Hochplateau bezaubert ist, . und daher rührt der Name Ali-sk FJn(-.-tnt-u1u««. Die Tradition erzählt, daß dort im 16. Jahrhundert ein blü . henves Gemeinwesen der Aromas be standen habe. 1500 Köpfe start, pflanzten die Bewohner des Mesa Mais, Bohnen u. s. w. am Fuße des Felsens, wo auch ihreHerden weideten; sie selbst aber wohnten in voller Si cherheit gegen feindliche Ueberfiille auf dem Plateau. Auf dasselbe führten « Stufen, die an der Qstseite des Fel sens gehauen waren, bis zu einer Höhe « von ca. 300 Fuß; von dort wand sich der halsbrecherische Pfad durch einen höhlenartigen Eingang in das Innere ; des Berges und weitere Stufen führ T ten schließlich zu dem auf dem Plateau belegenen Dorfe. Eines Tages wurde das Dorf von einer furchtbaren Kata strophe betroffen. Während die jün geren Männer mit den Frauen und erwachsenen Kindern auf dem Felde in der Ebene mit Erntearbeiten beschäf tigt waren. entlud sich ein schreckliches Gewitter und ein Blitzstrahl zerschmet terte das vorspringende Gestein, in welches die nach oben führenden Stu fen gehauen waren. Dadurch waren die oben zurückgebliebenen alten Leute nebst den tleinen Kindern von ihren 3 Stammes-genossen in der Ebene auf ewig abgeschnitten und letztere ver mochten nicht mehr zu ihrem. Dorfe emporzusteigen. Von der Ebene aus konnte man wohl in der schwindelnden Höhe angsterfiillte Gesichter in dieTiefe schauen sehen. auch das Wehllagen der von der Welt Abgeschnittenen hören, allein allmälig nahmen oben die Nah rungsmittel ab und alle fielen dem Hungertode zum Opfer. Als die Aco mas in der Ebene sich der Gewißheit, daß alle ihre Angehörigen sämmtlich durch den Tod von ihren Qualen erlöst waren, nicht mehr verschließen konn ten, wanderten sie in die Wüste fort und schließlich bauten sie aus einer anderen, etwa 600 Fuß hohen Mesa ein neues Dorf. das noch heute steht, ein Wunder fiir zahlreiche Touristen, die namentlich im September während der Stammesfeste der Acomas das selbe zu besuchen pflegen. Daß auf der »Man-i schnaufend-W reiche Fande, welche für den Alter dtburnsforscher von unschänbarem Werthe sind, geholt werden tönnen, lann im Hinblick aus die culturelle Entwicklung dersAcomas nicht bezwei felt werden; abgesehen von diesen aber hofft man, dort auch Erzlager zu fin den, welche allein die Kosten der Expe dition mehr als aufwiegen dürften. —-. Setbftmotdsieber. P a r i L-, 10. Juli. Ln jin-« sit« inmirirs —- die Luft am Sterben —, so lieith iin Anschluß an den RomanZolcks »l-« jni·- di« visit-« und im Gegensatze dazu die Ueber schrift zu einem senfationellen Kapitel der Pariser Selbstrnorde. Schon seit einiger Zeit hatte es das Selbstrnord fieber zu einem ständigen Tagesartitel gebracht; in dieser und in der vorigen Woche handelte es sich uni eine junge Künstlerim die an Liedeskuininer litt und ihren Freundinnen ihren Beschluß folgerichtig begründete; und diese Freundinnen, weit entfernt davon, ihr abzurathen, begriffen den Entschluß, seßten sich auf den Trab und erstanden ihr ein Gift, angeblich Jliegenpapier« aus dein sie einen Trank bereiteten,den die Arme in ihrer Gegenwart ein nahinz sie sttztb unter entsetlichen Qualen. Unwilltiirlich wird man an » Sokrates erinnert, der in Gesellschaft sseiner Bett-anderer den Scherlingss l becher leerte und unter weisen Be « trachtungen die Reise nach dein Styx antrat. Der gestrige Fall unterschied sich von dein der vorigen Woche da ! durch. daß sich vier junge Weiber m und Madam im« inte- mi 7 bis 26 Jahrm, zufånrnienthatem : ihr Leid in einer Flasche Kirschbrannt wein ertränlten und dann ihr wehseli ges Leben in den Dünsten eines Koh- s lenbeckens erstickten. So eschehen aus ? dem vierten Stocke einer Elsiethslaserne I des Boulevard Poissonniere. Dort » hauste in einer kleinen Wohnung die Näherin Frau Marechal, die sich von ihrer Hände Arbeit redlich nährte und sich außer ihrer jungen Schwester Ma rie Ravenel noch drei Gehilsinnen zu gesellt hatte: die 24jährige Frau Ber tha Souchard, das 26jährige Fräulein i Emilie Chio und das Fräulein Aline C. Mit Ausnahme der letzteren litten alle an einem Kreuz. Frau Marechals s heißgeliehter Gatte wanderte nach lur- s zer und glücklicher Ehe rettungslos wahnsinnig in’s Jrrenhaus. Jhre Schwester, die kleine Marie Ravenel, weinte ihrem Schatze nach. der ihr un treu geworden, um einer stattlichen Pußmacherin der Rue Maubeuse nach- ; zulausen. Frau Bertha Souchard J verwünschte täglich und stündlich ihren s Mann, der sie verlassen und ihr zu- ; gleich ihr liebes Kind vorenthielt. Und i das arme Fräulein Emilie Chio ; schließlich war am schlimmsten daran; s sie stand vor ihrer Entbindung, aber J ihr schöner Verehrer, sobald er von ih- s l l rem Zustande, ,,an dem er vielleichtj nicht die Schuld trug«, wie er sagte, » Kunde erhielt, hatte das Weite gesucht. Und so saßen denn diese Trauergestal- i ten allahendlich, wenn die Finger vom · Nähen müde geworden. beieinander » und stimmten ihr Klagelied an, das s schließlich in einen Grabgesang über gehen sollte. Wiederholt schon hatten sie von diesem schädigen Leben Ab schied genommen und Tag und-Stunde ihres Todes bestimmt; zurück hielt sie nur die lleine Ravenel, die die Hofs nung auf eine Versöhnung mit ihrem Galan nicht ausgeben wollte. Vorge- l stern aber, als er ihr trotz ihrem Bit- · ten und Flehen den Lauspaß gab, ver zweifelte sie; teine Stunde länger wollte sie leben. Gestern nun, nach langen Thränenergijsien saßen die vier Frauen zusammen zu Abend, leerten ein Liter Kirschwasser, machten von 9 bis 9z Uhr einen Spaziergang auf den Boulevards und wurden dann heute Morgen mitsammt dem lleinen Kinde der Frau Marechal erstickt aus dem Bette ausgefunden. Die oben genannte Gehilfen Aline C» stieß, als sie sich» zur Arbeit einstellte, auf eine geschlos sene Thür; der Polizeicommissär ließ sie ausbrechen. Ein Rohlenbecken stand mitten im Zimmer, und aus dem Tischchen lagen ein offener Zettel und vier Briefe. Der Zettel enthielt die Collectiverllärung: »Wir sterben zu samtnen freiwillig und ohne Bedau ern.« Der Brief der Frau Souchard meldete ihrer Tante, daß nur der Ge danle an ihr Kind sievom Tode hätte zurückhalten können, da man es ihr aber geraubt, falle jede Rücksicht fort. Fräulein Chio’s Brief an ihre Schwester war lalonischer, er bat um Stillschweigen betreffs ihres Todes. Frau MarechaPs letzter Gedanke war ihrem Gatten gewidmet, während die lleine Navenel ihrem Geliebten mit theilte, das-; sie sich seinetwillen denTod gegeben. Jn ihrer Näherinnentracht mit der Arbeits-schätze hatten sie vorn Leben Abschied genommen. Gift in Ungarn. Die Bewohner der weltentlegenen Gehöfte im ungarifchen Tieflande, der Hodmezö-Vasarhelner und Szegediner Tannen, so schreibt der »Pefter Llond«, sind fest überzeugt, daß die beriichtigte Heldin des Vasarhelher Giftmifcher Processes Marie Jager an ihren Ber folgern sich gerächt, daß ihre geheim nißvolle Macht den Leiter des fensatio nellen Giftrnord - Processes, Präsiden ten Alexander Muslo, mitten im Lau fe der Verhandlung getödtet habe. Die während ihres Berhöres und im Laufe des Processes so ruhig vor sich blicken de, scheinbar gutmüthige alte Frau hat auf ihre Umgebung und auf das unge bildete Voll einen außerordentlichen Eindruck gemacht. Aber auch das ge wählte Auditorium des Mordproeesse5, die Richter und Aerzte waren verblüfft von dem gründlichen Wissen dieser An getlagten, die nach übereinstimmenden Aussage-n über die Wirkungen des Giftes, über die Symptome, die bei den Opfern hervortreten müssen, und über die tödtliche Dosis des Mittels die genauesten Angaben gemacht hat te. Jhr Wissen hat die Jäger zwei fellos aus Erfahrung geschdpin —- ein lten-cis mehr, daß fie schon seit langer Zeit ihre verderblichen Mittel zu ver vreeherischen Zwecken gebrauchte. Fast zu gleicher Zeit, da die gräßli chen Detaits der in Hodmezö-Vasar hely verübten Giftmorde veröffentlicht wurden, entdeckte man in Zsebely eine andere Bande, die mit denselben Gif ten wie die Vasarbelyer Mörder obe rirte, um unbequeme Gatten zu besei tigen oder allzu lange hinausgeschobene » Termine von Erbschaiten abzutürzen. Hier wie dort spielten das äußerst gif tige weiße Arsen (Arsensäure-Anhh dtrt),sotvie das alte alsSchönheitsmit tel gebrauchte «Szeresita« eine große Rolle. Daß- die Giftmischer so leicht in den Besitz der Gifte gelangen konn ten, erklärt sich unschtver aus dem Um stande, daß gefährliche Mittel in den Apothelen wohl nur unterBeobachtung von Vorsichtsmaßregeln verabfolgt werden« der Gisthandel überhaupt aber sanft in Ungarn fast schrantenloi ge übt wird. Das ungemein giftige Su blineat (Queckfilbeechlvrid) und Arsen sf l werden in den Gegenden, wo dieses Mittel vom Volke gebraucht werden, , von Dorftriimern und Hausirern seit Menschengedenlen ausgeboten undj verkauft, wie etwa Zucker und Mehl. ( Von Martt zu Markt, von einer s Tanha zur andern ziehen hausirende j Weiber, die sog. »Ketitös Asszonhol« H (mit Wafchblau handelnde Frauen), den kleinen, mit einem blauen Tuch-l zugebundenen Handlorb am Arme.s Mit großer Zungenfertigleit preist die 4 Hausirerin ihr unübertrefflichesWafche ! blau an, das der Korb angeblich birgt. ? Jnteressirt sich aber ein junges Mäd-« chen oder eine gefallsiichtige Frau fiir den Jnhalt des Korbes etwas näher,. dann kommen vom Boden desselben1 alsbald allerhand Geheim- und Schön heitsmittel zum Vorschein, unter die sen das berüchtigte, in ganz Südwi garn gebräuchliche »Szerecsita«, wel ches bei den Gerichtsverhandlungen in Hod-Mezö-Vasarhelh eine so große Rolle spielt. Es ist ein unscheinba res weißes Pulver, das in der Chitin gie als Desinficienö so start gebrauchte s Sublimat, einesder stärksten ätzenden s Gifte. Das Pulver wird von der Hausirerin in einem fingerhutgroßen i Löffel zugemessen und für ein paar Kreuzer verkauft. Nebenher betommts die Käuserin noch gute Rathfchläge,wie s sie das Kosmetilum zu gebrauchen I habe. Eine tleine Menge des Pulvers s wird in Molle oder Milch gelöst unds am Abend wird das Gesicht mitders ätzenden Lösung gewaschen. Am ern-s deren Tage röthet sich die Haut; sie; fällt schuppenförmig ab und die gefall- i füchtige Schöne hat ihr Ziel erreicht, z denn mit der Haut sind auch die-Som- ? mersprossen oder andere Hautfehler T verschwunden — ein schöner, zarter s Teint ift das Resultat der Manipuia- J tion. Aber u-. welchen Preis? Bei wiederholter Anwendung des Gifte-z; treten unfehlbar die Folgen der chroni- I schen Quecksilbervergiftung auf: diej Zähne fallen frilhzeitig aus, die Haut ; schrumpft zusammen, wird spröde, ris sig und ganz junge Frauenspersonenj bekommen den Habiius von ältlichen I Matronen. Das frühzeitige Altern s der südlichen Bewohnerinnen des Lan- ; des ift zumeift auf den Gebrauch des« Szerecgila zurückzuführen, es wird aber auch durch die Anwendung der zahlreichen als tosmetische Mittel die- « nenden Salben und Schminten be-« fchleunigt, welche schädlich wirlenda Blei- und Bismuthverbindungen ent- ’ halten. A Istk.« «..2—L !... M-(l -:.· Yclll Hucusltucl tun-» un Quer usu- i vielfeitige geheimnißvolle Heilwirtungs zugeschrieben. Die »jui«:isiesszc"snz-cik«« (Quactsalberinnen) verordnen oft Räucherungen mit Zinnober zur Hei-» lung angeblich Befessener tbei Epilep- - sie) oder was noch häufiger vorlommt, : um die Quecksilberdämpse als Mittel » bei dunklen Verbrechen zu heniiszen. Der Erfolg solcher Ruren ist zumeist der Tod der Patienten; der offieielle Todtenbeschauer, der Herr Kleinrichter, findet dann —- er versteht es ja nicht « besser! —- ein beliebiges Leiden als Todesursachr. Bei der Quecksilberräu cherung wird Zinnoberpulver auf glü hende Kohlen gestreut und der mit ei- . nem Tuch bedeckte Patient athmet die aus dem Zinnober sich entwickelnden Quecksilberdämpse ein. Diese Räu cherungen werden besonders im Banat und inSiebenbiirgen angewendet. Sel tener ist der Gebrauch des Quecksilbers zu solchen Zwecken in den Komitaten Tolna und Baranya, ferner bei den Banater Schwaben, die zuweist Pflan zendetotte benutzen. Zu diesen Zwecken i werden vom Volt die jungen Zweige - desSadebaumes Himmel-us sirbiniue ; ist Tit-umwand gesammelt und ge- . tocht. Verwendet werden ferner die’ Blätter und jungenZweige des Lebens- « baumes (’l’lmju Neide-an des Eiben- E baumes Wann-« bnccntn), der stark ; riechenden Raute muta- grsmscsolisns), z ferner lttota orieutults und Latium s Halm-tri- Diese oft tödtlich wirtenden Mittel sind Ursache zahlloset Fami-« lientragödien im Bauernvolte. ; Ausfallend ist aber die weite Ver-» hteitung des Gebrauches von Arsen,. welches Gift fast in allen Theilen des Landes in den Händen des Bauern voltes zu finden ist. Neu dürfte vielleicht die Mittheilurcg sein« daß es in Ungarn auch Arseno phagen (Atsen-Essee) gibt, und zwar ist die gefährliche Unsitte des Arsenit genusses —- wie Professor Arpad Bo tay mittheilt —- unter den Weibern im Herzen Ungarns. im Beteser Komitat verbreitet. Auch in den an Körnthen grenzenden Komitaten stöhnt das Volk dem 5diesen-Lasten Das Gift wird von den aus Kärnthen und der Krain ins Land kommenden hausirern« in Leder beuteln vertvahrtL vertaustxv .—k.—-!A-.—— Bei der Feststellung der Veroreiiung der Gifte ist es ein groszes hindernis, daß in Ungarn die Vergiftungsfiille nirgends ausgezeichnet werden; in der tm Ministerium des Jnnern gesammel ten Statistik der Todesfälle gibt es nur eine Rubrik siir Zwaltsame To desfälle ohne nähere ezeichnung der Todesart Dieser Umstand macht es unmöglich, genau festzustellen, wie viel Schaden der von den Behörden nir gends controlirte Gebrauch ver Gifte stiftet, und nur die vom landezcheini scheanstitui und von der gerichtsiirzt lichen Anstalt oeröffentliciiten Fälle weisen das zahlreiche Vorkommen von Vergiftungen nach. Ein Monstre-Gistmischerpfscrfz n la HodmezöWasarhely oder Zsekscln wur de in Ungarn seit den achtziger Jahren nicht verhandelt· Damals wurde in Melencze cToronialer Komiiah eine organisirie Gifimischetbande mehan » Atsen und Quecksilber waren auch da mals die von der Bande verwendeten Gifte, der, wie auch jetzt. in überwie ge der Zahl Weiber angehörten. » Jkn Auslande und auch in Oesiers reich ist der Handel mit Gifien gesetz lichen Beschränkungen und der behörd lichen Controlle unterworfen. Die Ortsbehörde wacht iibek die Einhal tung dieser Bestimmungen. Die Ein führung solcher Verfügungen, die eine leichte und sichere Eontrolle der verab folgten Giftslosse ermöglichen, würde auch in Ungarn vielen Mißbräuchen ein Ende machen. AAA Minister-verbraucht. Der gegenwärtige Zeitpunkt ift dazu angemessen, die lange Reihe der «Staatsrnänner an sich vorbeiztehen zu lassen, die seit dem 15. Juni 1888 die höchsten Aemter in Deutschland und in Preußen inne gehabt haben. An der Spitze der Reichsregierung haben dret Reichskanzler gestanden. Fürst Bis marct, Graf v. Caprivi. Fürst Hohen lohe. Jhnen zur Seite waren zwei Staatssecretäre des Auswiirtigen Amtes, Graf v.Bismarck und Freiherr ; v. Marschall, ein Staatssecretär des Reichsamtes des Innern, v. Boctticher, drei Staatsfecretäre des Reichsschaszj amtes, v. Jacobi, Frhr. v. Maltzah IT und Graf v. Pofadowsiy, dreiStaats secretäre des Reichsjuftizamtes, v. Schelling, Hanauer und Niederding, ein Staatssecretär des Reichs - Post amtes, v. Stephan, vier Staatsseeres täre des Reichs - Marineamtes, Graf v. Monts, Heusner, Hvllmann und Tirin. Jn Preußen hat man wäh rend dieser neun Jahre gesehen: vier tlltinisterpräsidentem Fürst Bismant, Graf .v Cavrivi, Graf zu Eulenburg und Fiirft Hohenlohe, drei Minister. des Artswärtigem Fürst Bismant, Graf v. Caprivi und Fürst Hohenlohe, zwei Finanzminister. v. Schvlz und v. Miquel, vier Minister des Innern, Herrfurth, Graf zu Eulenhurg, v. siöller und Frhr. von der Recke, drei Minister der Landwirthschast, Frhr. v. Luciu"5, v. Hehden und Frhr. v. Harn merftein, fiinf Krieggminifter, Bron sart von Schellendorff 1., von Kalten born - Stachau, v. Verdy du,Bernoi5, Vronsart v. Schellendorff 2· und v. Goszler, drei Justizininifter, v. Fried verg, v. Schelling und Schönstedt, drei Handelsminifter, Fürst Bismarch Frhr. v. Berlepsch und Brefeld, zwei Minister der öffentlichen Arbeiten, v. Manbach und Thielen, drei Cultusmi nister, v. Goßler, Graf v. Zedlitz und Posse. Von den preußischen Staats ministern ist tein einziger während die ier Zeit tin Amte gestorben, von den Staatssecretären Graf v. Monts, ha nauer und v. Stephan Nicht weniger als 19 preufzifche Staatsminister sind fett dem 15. Juni 1888 aus der Re gierung geschieden, von ihnen sind Brvnsart v. Schellendorff 1. und v. Friedderg mittlerweile gestorben, die übrigen 17 leben noch. Es sind Fürst Bismarch Graf Bismant, der dem Ministerium als Staatsminister ohne Portefeuille angehörte, Frhn v. Ber lepsch, Bronsart . Schellendorff 2., Graf v. Caprivi, Graf zu Eulenburg, v. Goßler, Herrfurth, v. Heydem v. · Aaltenborn - Siachau, V. stiller, Trhr. v. Luciug, v. Maybach, v. Schelling, v. Scholz, v. Verdv du Vernois und Graf v. Zedlitz. Von allen diefen be findet sich uur noch Herr v. Goßler im Staat-Dienst Von den Staats-secu tiiren sind, von Bvetticher und Mar ichall abgesehen, mit dem Ausscheiden aus ihrer Stellung auch aus jeder amtlichen Stellung geschieden: Graf v. Bis-manch v. Jacobi. Frhr. v. Mal tzahn, Heusner und Hollmanm «:-s- « PLME P — « Jst III-Isid- s —.--.-.—.-—— Schotte-March Jm Jahre 1813 residirte im St. Gallukhofe in Würzburg Marfchall Augerau, der von Napoleon zum Gou verneur von Frantfurt und Würzburg ernannt worden war. Er war troh feiner 56 Jahre als Generalgouver neur von Würzburg ein flotter Lebe niann, und im Hofe sitt st. Gallura ging es damals hoch her. Er hat sich um den Würzburger Durst unfterbliche Verdienste erworben durch die Erfin duna des Schotte-Morle. Sein Lieb lingsgetriint war nämlich alter Wein mit Mineralwasser von Niederfelters gemifcht, das er sich nach Würzburg nachfenden ließ, und sein ftehender Trintfpruch, wenn er mit dem perlen den, prictelnden Trant anftieß: tou jmusn Nimm-In Die Würzburger adoptirten diese mit altem Furt-ten wein so treffliche Mifchung mitfarnmt dem Trintfpruch des Marfchalls. Der tun wurde der Kürze halber weggelas fen, und fo entstand für das Getrünt der Name Schurlamur, was sich als bald in das gemüthliche Schule-Mark verwandelte. --. —- Der Fabrttasrbeiter Hiemann aus Wolkenftein legte in der dortigen Ahnert’fchen Baumwollspin nerei aus Spielerei Zündbliittchen auf ’die Schienen des Selfartorwagens. Ein Funke der auftnallenden Blättchen entzündete den Wollstaub, und die große Fabrik mit Nebengebiiuden und Arbeiterwohnungen brannte ab. Es entstand dadurch ein Schaden von 800,000 M. Der leichtfertige Arbei ter wurde vorn Landgerieht In Chem xgtzmzu 8 Monaten Gefängniß neun-. e . 1 ( « « (