W weih-meide- qui-pp Suuetampfeu Wisse-J bjssse Getan-I Prescwa Mein lieber Herr Redaktionäri Es duht mich akig leid, daß ich Jhne diesmol nit .fchrciwe kann, ich hen soviel uff mer Herz, aber ich hen auch arig viel an mei Eis un an , niei rechte Hand. Es hot mich nam lich e Flei, ich senkt se hot Peusen in sich gehabt, hot . sich in mci Eilidd un e annere hot sich in mein rechte Jndeksfinger ge Fchr. Mehbie, es war auch ein un die - we Flei, wo mich an die zwei Platz - Ietäckelt hoi Der Truwel is, ich kann ; Iicks sehe un die Lizzie, was mei Altie « ji« die hat mich for die paar Leins die "nd geführt. Die Lizzie hot sich, wie . - Pohriethaus Steht hot iotie ge sellt, mit das Hetschet in die Händ ge chlage un weil se bei-H Schreiwe links « , do is fe nit ehbel gewese, von mich It ripohrtr. Der Karlie, wo auch . s. z gutinit die Penn händig is, war s » E frei un hoi den Schapp for mich. omme. Jch schicke Jhne seinJ Hjstieß was et gefchriwwe hct hen ich - III Ekaunt von mei Jnscherrie nit lese ; staunt Plies korrekte se s e wenig.: J hen en Eidie, daß der Brib vieles FIißiehks gemacht hot, bikahs die deit- ( L Lengwitsch is nit so händig for! Die schmatteste Leit hen oft die stvßie Esel von Kids. Womit ich verbleiwe Jhne Jhrn liewer I Philipp Sauerampfer. 1 — i Mein Pa is heit nit ehbel zu s Schrein-e un do will ich emol ebbes ZU mich g.ewwe Der alte Mann it doch g,blos er hätt alleins das lwet etfunne, awwer ich hen’ s auch. jage jo nicks gege ihn, dann er is immer fozusage mein Pa, awwer kann Jhne sage, unsereins hot tie Butter mit die alte Leit. Nicks mer se recht mache, immer werd Ist gefchkohlt un in’s Bett muß mer, Eis-W die annere Kidds noch all Form U die Striti hawwe derfe Do is Doch schuht keen Senz drin Mein Pa, sssKohtg der hot all den Foun, wo . schalt-we will un er bras. Icht auch die ;Mgat nit zu meinde. Wann di. « alte LÆdie feite duht, dann zieht cr sei ein un geht bei de Wedesweiler T wollt nor emol sehn, wann ich so duhn dehtl Wei, dann debt ich Birken kriege, daß ich for drei Wrr che mei Frontfeii liege mißt cchukir W, die Ma is gege uns Kidds arig M nickts kann se ftende, atrwer ; est de Pa, do is se noch viel zu gut. wann ich so en Hoßbend hätt, ich Dis keiteweg an die Kohrt Sein Mifehler is sein Dorfcht. Jch denke, is erblich. Wei, einige Zeit kann , Wie, un es is sonni, daß er ice »Wer gleicht. Wei wann er not «3ji« daß ich en Dipper mit Wasser k; FI, dann fchiwwert et schon. Jch hen TM oft gedenkt, er deht die Wollduht i set die Dollwuth hawwe, bikahs in I Wer Mister Redacktionieker! Z »Es WITH-W THE Kondischen drinke die Hunde auch FF Wasser, sell hen ich in die Schul in . Hi Tichiagraffie gelernt. Jch denke, Te Mister Wedesweiler is e gut Diel mei Po zu blehme un die Ma schi, er deht fein Salulm muhfe. So Licht die alte Lehdie immer, awwer weiß besser. Jn ihr Jnnseii do L;ji- fe’s ganz gut gleiche, daß der Pa ivfi fort is. Wann der alte Mann p« das Haus is, dann geht die Mo e Ruhl auch fort Se kahlt an agraut-e un dann werd Koffie ge un iwwer die Nehberfch ge - scpr daß es e Art hot. Jch war’n F emol mit Ach, was hen ich do kicheene Geschichte gehört! Jch hens J kweg die annere Kidds verzehlt un Ma bot große Truwel gehabt. Von km hen ich nit mehr mitgedurft fiel-le arig sarrie derfor, bitahs kleiche Geschichte zu höre, wo Kidds ;nii wisse derfe Ich gleiche auch Ml in de Saluhn zu gehe, aw »so is die Ma ariq fonni se sagt, s- mich e beeses Eckfempel an mei me. Awtver fell duhi mich kee Its-wir dieselwe Zeit fiick ich mei Ma. Wisse Se, mit den « do is nit viel los. Wei, ·«W mer mii so en Pa? Er mich nit mit an kein Plan, un auch kei Spendgeld All mei Jena«-den Spendgeld, — muß allein mitaug duhn. »der Trutvel is, er duhi zuviel W niede Denke Se nor - - an deof otte Tschulei hen Ich hen das Lewe iterti. awiver kei Geld. Mit « bot er mich vier Vennies Feier-works zu kaufe. Off ich das bische Geld in de gespend. Drei Pennies Sockerfch un ein Vennie tretts. En enger-endet doch ebbes zu schmohie auch nit, wann mer » Die e Eid. Otvendz, do e Seit Fonn gehabt after Mann, der bot bei Tier thust un die Ma in« aichingtonx Do hin Rettung geiend. Well, ,Cfs wann ich unser brenne foklt for daß gehabt hen Jch is gekeeini sum-er uff e cidie kriegt, vie war Miit Ich ben mich n l E Z. F ? e paar von meine Schentelmen Frendg gernfe un hen gesagt: »Bohs«, hen ich gesagt, »die Fohts sin nit heim un do wolle mir emol e gute Zeit hen.« Dann sin ich in den Groserstohr, hen mich Kutlie5, Banahnseses, Arrensches, Pickels, Feierträckers, Ciindy, Pruhn fes und Brickstein Tschies geholt Jch hen den Großer gesagt, er sollts zu die Mifz Saueriimper tschartsche un er hot gesagt, sell wiir schon ahlrecht, et deht mich troste. Wisse Se, der Stohr kieper hot mich gelennt, bilahs ich hole alle Woche fünf Cents werth Schnuff , for mein Pa. Früher hot er mich im ! mer noch e Kultie derbei geschenkt, awwer jetzt is er arig stinschie. Jch hen ihn emol gefrogt un do sagt er, die Zeite wäre zu hart, er tönnt’s nit mehr erfordern. Well, ich kann Jhne sage, mir hen e gute Zeit gehabt! Jch sin in de Keller un hen en Krack vom alte Mann sein Wein geholt. Sell hot awwer gut geschmeckt un mir hen eens nach das annere geleppert, bis das mer all gut gefieblt heu. Jch hen auch noch en Nickel in mein Pa sei West packet gesu:ine, do hen mer uns Sitte retts gekauft. Mir hen auch das Feierwort errunnergebrennt, awwer in den Pahrler un sell war fuhlisch. Awwer sehn Se, wann der Mensch gut fiehlt, well dann fiehlt er gut. Mir hen de Karpet voll Löcher gebrennt un hen auch so ebaut e Yard un e halb von die Lehs Kohrtens verbrennt. Das ganze Haus war voll Rauch un Schmvht. Mir hen auch gesunge, eck säcktlie wie große Schentelmänner. Uff eemol geht die Diehr uff un der alte Mann kimmt instit. Do is die Gäng awwer ausgerisse, wie alles. Erner hot mein Pa umgerennt nn, o mei! was hot der alteMann geschwore! Er bot mich am Schlafittche kriegt un hot mich gelicki, daß ich vuttinier halb drekvertels doht war. Er hot sei lange Peif usf mich verschmisse, un sein Buhtjäck un dann bot er mit alle Fist’s uff mich geschmisse, daß mich alle Bottonhohls, wo ich an mich ge habt hen, ausgerisse sin. Schierussa lern, was hen ich do geltischel Well, Mister Redaktionierer, ich denke, so brauch mer doch en Bub nit zu ver hammatsche wege e bische Foun! Aw wer, ich ben’s jo gesagt, ich hen lein Jnhs vor mein alte Mann, bikahs er macht mich zu Viel Truwel. Mache: Se, daß mein Pa mein Brief nit sehn - duht, sonst krieg ich de Dickens. Rispeckfuhlie Karlie Sauerampfer. Unter zwei Herren. Ein sonderbarer Ort in seiner Staaigaiigehörigteit ist dag- Dorf Wol tcrf auf der prensziich-brannichweigiichen («-)ren;e. Wie Moresnet bei Nachen ge lidrt dass Torf in zwei verschiedenen Ländern, Zu Preuss-en und zu Braun schweig. Dementsprechend besteht auch die Einwohnerschaft Woltorfes ans preußischen nnd brannschweigiichen Etaateanaehörigem Bei der Volke zahlung list-Z waren von seinen 716 Seelen 475 preußifch und 243 braun fchweigisch. Die Hause-r dieser Woltor fer liegen nun innerhalb des Dorfes, nicht etwa in zwei verschiedenen Theilen, einem preußischen und einem braun schweigischen, beicinander, sondern sie sind bunt durcheinander gewürfelt: das Nämliche ist mit den Ackerstiicken der Fall, die sich fast schachbrettartig, hier preußisch, dort braunschweigisch, durch einander drangen. Um das verworrene Bild vollständig zu machen, giebt es noch gemeinschaftliche, dem ganzen Dorf gehorige Grundstücke, die noch heute unter der gemeinschaftlichen Hoheit bei der Landesregierungen stehen. Dazu kommt der den preußischen nnd braun fchweiger Woltorsern ebenfalls gemein sam gehöriae grosze Wald, der abers unter Aufsicht eines preußischen Försters ; steht. Das Torf, eine Station an der Bahn von Braunschweig nach Hannover, besteht also in der That aus zwei Ge meinden. Der preußische wie der braunschweigische Antbeil hat seinen eigenen Ortsvorsteher-, der preußische zwei, der braunschweigische eine eigene Kneipr. Jeder Theil hat seine beson deren hausnuinmern nach den verschie-f denen Brandtassen, hier werden für Vrannschweig, dort für Preußen Steu ern gezahlt und Rekruten ausgehoben u. s. w. Jn den aemeinschaftlich ab aebaltenen Gemeinderathssitzungen führt bald der preußische, bald der« draunschweigische Ortsvorsteher den Vorsit. Die Gemeindeabgaben sind so gere elt, daß drei Fünftel auf die prenßi chen, zwei Fünftel auf die braun ichweigischen Bewohner entfallen. Die Doppelaemeinde besipt indeß nur eines Kirche. Das Dorf ist sehr alt; es er scheint schon 1170 als Walthorpe lWalddorf) in den Urkunden Wahr scheinlich haben nicht Verträge, sondern: alte Gebrauche daran mitgewirtt, dass die Höfe und Felder jest so bunt durch einander liegen. ; — Mormonisrnus. Fritz chen: »Mama, was ist das —- Mor monen?« Maina: «Mormonen, Fritz chen, sind eine Seite, bei welcher ein Mann dreißig, vierzig Frauen heira then kann.« Fritzchem »Ach Gott« ach Gatt, das muß ja schrecklich sein!« Mainm »Wie meinst Du das, Fritz chen?« Fritzchem »Nun dent’ Dir nut, wenn man da von dreißig, vierzig Mamcks baue kriegt!« —- Ein BeweismitteL — Richter Luni Klä er): »Wie wollen Sie bewe sen, da die Ohrfeige die hnen der Angeklagte gegeben, gar so räftig war?« »Ich bitte Heer Rich ter. der Anaeklaate ist Claaueut t« Ist stüailittltr seg. Von M. Stadt Jahrelang hatte er gearbeitet und gestrebt, um diesen Tag feiern zu tön nen, den glücklichften seines Lebens! Am frühen Morgen —- er war nach anstrengenden Strapazen der vorher gehenden Tage sehr spät zur Ruhe ge kommen und in freudiger Aufregung erst vor Kurzem eingeschlafen —- weck ten ihn die langgezogenen Töne eines Chorals vor seinem Fenster. »Mein Gott, wen begraben sie denn da heute zu so früher Stunde?« dachte er schlastrunlen. Da klopfte es an seine Thür. »Herr Direktor, die Stadttapelle bringt Jhnen ein Stündchen, da müs sen wir wohl Wein und Cigarren be reit hatten?« fragte Kunde, sein ge treuer Famulus. Als er an das Fenster trat, erblickte er sämmtliche Beamte und Arbeiter seiner Fabrik in Festtagstleidern und um sie herum einen geschlossenen Kreis von Kindern, Weibern und Neugieri gen des Städtchens. Nichts war ihm mehr zuwider als öffentliche Demoiistrationen, und wie J er nun aus den Balton hinaus mußte, um die Ansprache seines Wertfiihrers . entgegenzunehmen, fühlte er sich so ziemlich wie sein Verurtheilter am Pranger. Der gute Mann lobte ihn so entsetz lich, als ob es das höchste menschliche Verdienst sei, eine Fabrik zu besitzen und Hochzeit zu feiern, und er wünsch te so«viel Glück und Segen auf fein Haupt herab,dasz mindestens drei kom mende Generationen der Seebalds da mit das Paradies aus Erden haben konnten. Er ließ nun Alle, die an der Huldi gung Theil genommen, in sein Haus kommen, wo Kunhe schon Wein und Cigarren aufgetischt hatte. Je mehr die seuchtfröhliche Stimmung um sich griff, umsomehr Reden hielten sie. Sie ließen zuletzt seine todten Großmütter im Grabe und feine noch ungeborenen Kinder leben. Endlich hielt er ihnen eine kleine Abschiedsrede und schickte sie weg, da er doch unmöglich seinen Hochzeitstag mit ihnen beschließen konnte, sondern sich trauen lassen mußte. Kaum waren sie gegangen, da ließ sich ein altes Frauchen bei ihm melden. Sie war die Mutter eines weggejag ten Arbeiters, der ihm einst schrecklich viel Aerger und Schaden zugefügt hätte. Nun tam sie, kläglich und jämmer lich, mit einer Schilderung von solch einein gotteserbärmlichen Elend, mit so viel Thränenftrömen und bitterli then Klagen« daß ihm selbst elend und flau zu Muthe wurde. Und weil heute seine Hochzeit fei, darum fühlte sie sich berechtigt, all ihr Unglück auf ihn zu wälzen und feine Theilnahme für sich zu beanspruchen. Sie rührte so viel Aerger und un liebsameckrinnerungen in ihm auf, dasz er Zeit brauchte, fein inneres Gleichge wicht wieder zu finden, nachdem sie ge gangen war. l um zwoii uyr ioute er schon aus! dem Stande-Samt sein. Er wollte sich I nur noch ein halbes Stündchen aus ruhen und ein paar nöthige Disposi tionen treffen, ehe er an die Toilette ging, da kam ein Eilbote vom Stan- ( desamt und noch einer von seiner Schwiegermutter. Der Standesbeamte meldete« daß eins von den nothwendi gen Papieren nicht eingesandt sei, und daß deshalb die civile Trauung nicht stattfinden tönne und die Schwieger mutter schrieb: »Mein Mann reißt mir den Kopf ab. ich kann nicht mehr! Kein Mensch hilft mir, die Gäste kom men, nichts ist sertig, die Tischord nung ist noch nicht gemacht. Gertrud hat Migräne und Weintramps, der Lohndiener hat die schöne Krhstall Bowle mit acht Flaschen Mosel und drei Flaschen Seit zerschlagen. Es wird am besten sein, wir schieben die Hochzeit aus.« — Wie einNasender stürzte der Fabrik direttor Erich Seebald zuerst auf das Standesamt. Es tostete endlose Mühe, Boten, Lauserei und Zeit, bis das sehlende Papier zur Stelle gebracht war, das sich sicher geborgen im Schreibiisch des Schwiegervaters vorsand, der hoch und theuer schwor, es rechtzeitinggesaitdt zu haben oder —- es seiner Frau zur Besorgung gegeben zu haben. Nachdem dies erledigt, hatte Erich den dringenden Wunsch, seine Braut zu sehen und ein paar Augenblicke mit ihr allein zu sein. »Um Gotteswillem sie muß Ruhe haben, sie darf sich jetzt nicht ausre gen!« wehrte ihm seine Schwiegermut ter den Zutritt in ihr Gemach, das von Damen, Tanten, besten Freundinnsn und Cousinen belagert war und in dem es wie in einem Taubenschlag aus und einging. »Sie hat ein Antipyrin - Pulver genommen, eine Morphium - Einst-ri tznn bekommen und Tante Evetixse ma t ihr jeht Umschläge.« »Aber sie war ja gestern noch ganz gesund," erwiderte Erich erschrocken. »Mein bester Erich,« sa te Tance Dorchen feierlich, indem siei re reiße. weiße hand beschwörend aus eian Arm legte: »Ihr Männer habt keine I Ahnung, was ei heißt, sich von Eltern J und Vaterhaui losreißen. um einem z fremden Manne zu so ent« i Und sie schluchzte leise in the Ta schentueh. Sämmtliche anweiende ältere s men schrien-zielt sich, mischten die Au gen und drückten der Brautmutter, die in heftiges Weinen ausbrach, innig und theilnahrnsdoll die hand. Der hochzeitsmorgen, den er sich so schön gedacht hatte, schloß für ihn da mit, daß er die Tischordnun machen durfte, und als er nach mshfeligein Kopfzerbrechen fertig war, kam sein Schwiegervater und rang die Hände, daß er eine Frauhauptmann über eine Frau Major gesetzt und die beste Erb tante, die eine silberne Kasseelanne ge schenkt, neben einen Mann ohne Titel Wie er schließlich noch Zeit sand, die nöthige Toilette zu machen und die unumgiinglichen geschäftlichen Angele genheiten zu ordnen, die an jeden Mann herantreten, der verreiicn und sich von feiner täglichen Berufsarbeit beurlauben will, wußte er selbst uichi. Er kam erst wieder zur Besinnung, als er mit seiner Braut zun. Standes amt fuhr und bemerkte. wie reizend Gertrud in ihrer rehfarbenen Seiden toilette aussah und in dem Lapi-thut chen mit Moosrosem schon ganz wie eine junge Frau. Er hätte sie für sein Leben gern in die Arme genommen und ordentlich abgeliiszt, aber ihm gegenüber saß fein Schwiegervater, neben ihm ein sehr würdevollerOnlel, und Gertrud knüpf te an den zwölf Knöpsen ihrer Hand schuhe, als hinge das ganze Glück ih rer liinftiaen Ehe davon ab, daß teän Knon offen blieb. Und bei der Rückkehr vom Stande-, amt, wo Alles furchtbar eilig und ge schäftlich zuging, bildeten so viel Neu gierige Spalten die in die Kutsche hin einstarrten, daß Gertrud isim nicht ein mal erlaubte, ihr die Hand zu dritciem Zwischen der Civiltrauuitq und der kirchlichen Trauung hoffte er auf ein halbes Stündchen Ruhe und Zusam-s mensein mitGertrud, damit sie lich nur endlich einmal bewußt würden, welrtf einen schönen, wichtigen Tag sie heute feierten. Und sein Herz war voll den all’ dem Lieben und Guten, was er ihr ; zu sagen hatte, damit sie so recht her - zenseinig den Schritt zum Altar thun konnten. Aber gerade in dem Augenblick traf noch ein Pathenonlcl mit seiner Frau von auswärts ein, ein Stratrattn Ver älteste Bruder des Brauzoaterz, bu sich so ziemlich als Hauptversnn in let e»amilie zu fühlen schien und mit gro iier Auszeichnung behandelt werden mußte. Er hielt alsbald Erich am Hinl tnopf seit und wünschte, ibn, als mu es Familienmitglied, näher kennen zii lernen. Die Tante Stadtrath beanspriickxtc unterdessen aller Uebrigen und besass-. ders Gertruds ungetheilte Aufmeri famieit siir die Geschenke, die sie mit gebracht hatte, Von denen sie selbst un geheures Aufsehen machte-, so daß Dir ganze Familie und besonders dar Brautxisar ficb in Bewunderung und Dank erschöpfen mußte. Und dann wurde Gertrud wieder hinter verschlossene Thuren gesteckt, un: große Brauttoiiette zu machen. Ach, er hätte sie ja gern in Sackleins wand geheirazbei, wenn er sie dafiir jetzt ein Stündchen für sich haben könnte. Alles-, was nun lam, war eigentlich gar nicht wie ein persönliches Erlebniß, sondern nur eine große Schauftellung. bei der er sich wie ein Statist fühlte· Und mitten in dein Tumult sah er Gertrud, bleich und derweint, von wei ßen Schleierwollrn und schleppender weißer Seide umwallt, mit ihrer Mut ter den hochzeitswagen besteigen. Und er tonnte sich gar nicht hinein denken, daß das seine Braut sei, der er jeht Treue fiir ein ganzes langes Leben schwören sollte. Bei dem Gang durch das lange Kir chenfchiff war es ein Kunststück, Ger trud mit ihrer fürchterlich langen At lasschleppe und die Kinder, die sie tru gen, sicher dor den Altar zu bringen, ohne daß sie alle auf die Nase fielen. Brausende Orgeltiine, Gesang, Blu mendust, Kerzenflimmerm rauschende Seidenrobrn, leises Schluchzen und Flüstern um ihn herum und dazwi schen die volltönende Stimme des Geistlichen —- es wollte sich eben etwas wie eine schöne, weihevolle Andacht in .-sein Herz schleichen, da tuschelten zwei Damenphinter ihm: - »Mein Gott« der Kranz sitzt ja schief-« - . - -. » .. «Sag' mai, m oag nlche grau »pra sident da oben auf dem Chor ?" »Na, die platzt vor Neid, weil ihre Aelteste noch nicht unter der Haut-e ist« Und gleich darauf mußte er den gro ßen heiligen Schwur fär’s Leben able gen. Aber trotz des Spießruthenlau fens durch die gaffendeMenge, trotzdem er bei der Rückiabrt iaum die Finger spitzen seiner bleichen, zitternben Braut zu drücken und zu küssen wagte, wegen des Spalier bildenden Publikums, trotz der neuen,heitigeren Thriinenaus briiche, mit denen die alten Damen ihn, seine junge Frau und sich unter einander bei den Gratulationen um armten, trotz der flehenden Bitten, die ibin alle Tanten und die Schwiegerel tern der Reihe nach in’s Ohr flüstert:n, doch ja ein gruer Ebernann zu werden ——— und trotz der nicht enden wollmden Toaite beim Hochzeitsbitter —- trotz all’ dieserGeduldprüfun en kam das Glück, das große, jubelvo e Glück wie ein Wonnerauich über ihn. Und alt er einen Abglanz dieser Seligkeit in dem Auge feiner Braut durch schimmernde Tbräueu hindurch — - aufleuchten sah. nachdem er sie im Ret iejkoagen als sein Eigenthum am het zen hielt, da war er keinen Augenblick im Zweisel, daß dies der glücklichste Tag seines Lebens sei. AA fff Bei den Grödner Schreiber-m Von Ierdinand Kronesm »Das interessanteste und dabei ver baltniszmaßig am. weni sten bekannte Hpchthal Tirols ist das grimme-Thal mit seinem Voll von Künstlern. Ueberreich an landwirthschastlichen Schonheiten, das That zu dem Zau bergarten der Dolomiten, dabei kul turell so voll von Besonderheiten und Merkwürdigkeiten, daß man sich wun dern muß, daß der Strom der Frem den noch immer unten bei Waidbruck vorbei aus-.und absluthet, ohne einen stärkeren Arm auf jene prächtige hoch gebirgslandschast zu senden. Abgesehen von allen anderen Beson derheiten ist das hochintelligente, kunst sertige Volk der Grödner schon des halb interessant, weil es der letzte Rest der Urbevölterung Tirols ist, die ein zigen echten Rhätier, die sich da oben im Laufe vieler Jahrhunderte, über den Sturm der Völkerwanderung hin aus, in ihrem weltabgeschiedenen Hoch thale rein und unverfälscht erhalten haben. Es ist von den Gelehrten viel über diese »Spracheninset'« gestritten wor den, aber die tiesgriindigen Forschun gen Dr. Tappeiner’s haben zweifellos die direkte Abkommenschast der Gräb ner von den alten Rhätiern festgestellt, die schon Vor Christi Geburt und vor Eroberung Tirols durch die Römer die Thäler dieses herrlichen Landes bewohnten. »Nu: wenige, fremde römische Elemente während der römi schen Herrschaft,« so schreibt Dr. Tap Peiner, »und etwas mehr germanische Elemente haben sich im Laufe der Zei ten mii den alten Nhiitiern vermischt.« Diese Mischungen kommen auch in der merkwürdigen Sprache der Grödner zum Ausdrucke und dadurch war es ihnen immer möglich, sich mit Leichtig keit die Nachbar-Jdiome: das Deutsche und Jtalienische, anzueignen. So weltverloren und abgeschieden die Grödner Gebiete auch sind, so un terhielten doch schon seit vielen Jahr hunderten ihre Bewohner den regsten Verkehr mit der Außenwelt. Vor 500 Jahren schon wurden da oben vorzüg liche Soitzenklövvelarbeiten erzeugt, die dann von Burschen und Mädchen aus der ,,Araxn« hausirend durch die Lande getragen wurden. Erst vor un gefähr 200 Jahren begann man mit dem Holzschniszem das dann nach und nach solche Ausdehnung gewann, daß heute weit iiber 3000 Personen — Männer, Weiber, Kinder — damit beschäftigt sind und reichlich Verdienst finden. So ist denn heute in Gröden jedes Gebäude, von den großen, schö-; nen in St. Ulrich und St. Christinaz angefangen, bis hinaus zu den zierli chen Bauernhiitten hoch oben auf den Berglehnen, ein Bildhauer-Meint Jm Hauptorte St. Ulrich eoncentrirt sich die Erzeugung kirchlicher Schnitze reien vom tkeinsten Cruzisixe bis zu iiberlebensgroszen Heiligenstatuen aus Holz und prachtvoll geschnitzten gothi schen Flügelaltären etc. Jn St. Chri stina ist der Sitz der Spiekwaaren · Industrie. sp · — « Die Kunstfertigkeit dieser einfachen Bergbauern ist geradezu verblüffend—— ihr Geschmack und Empfinden für das Schöne bewunderungswiirdig Schon unter Kaiser Franz 1., zu Beginn die ses Jahrhunderts-, war in St. Ulrich eine Zeichenschule auf Staatstosten er richtet worden. Durch sie erhielt die heranwachsende Jugend in der Volks schule mehrere Stunden wöchentlich Unterricht im Zeichnen. Es hatte lan ges Bitten getostet, bis endlich dieses schwacheZugeständnisz unter dem schul ieindlichen »gütigen« Negenten gemacht worden war. Als der neue Erwerbs zweig immer mehr blühte, da fand sich die Regierung bewogen, die Mittel für den theoretischen Unterricht etwas reichlicher fließen zu lassen und die Schule zu vergrößern. Die hervorragendsten Verdienste aber um die Hebung der Holzschnitzers iunst in Gröden hat sich ein Grödner selbst erworben. Einer der bedeutend sten Künstler, Ferdinand Demetz, gründete in St. Ulrich eine Fachschule, wo der theoretische Unterricht der Boltsschule erst seine praktische Vollen dung fand. Zahlreiche vorzügliche Schniker sind unter seiner iundigen Leitung herangebildet worden, und heute noch arbeiten in seinen immer mehr vergrößerten Ateliers iiber sech zig Bildhauer. Lange Zeit war diese Demetz’sche Atademie ftaatlich subven tionirt, bis endlich vor wei Jahren eine eigene t. t. Fachschule inSt. Ulrich selbstständig geschafer wurde, die, reichlichsi mit Lehrmitteln und vor züglichen Lehrlräften ausgestattet, dazu bestimmt ist« eine außerordentlich segensreiche Thätigieit zu entfalten· An des-Spitze ist hans Larch alöDirec tor und erst kürzlich iit der in München ausgebildete Maler Morader, einer der besten Defieggerschiiler, dafiir gewon nen worden. Hochinteressant ist eg, die Abend iurse zu besuchen, wo die Alten noch die Schule besuchen. Von weit über Berg und Thal, unbekümmert um Sturm undNeaem kommen die biirtigen Män ner daher, nachdem sie den ganzen Taa über emsig gearbeitet haben und voll heiligen Eifers wird da nun gezeichnet, den Vorträgen gelauscht und notirt. Ob Opfer-ersehnst sann ihre Freud — Es haben mit dieser lernbegterigen Schil lerschaar. » Aber nicht nur hier verrath sich die hervorragende Intelligenz dieses Berg volles, sondern auch nach der laufmans »sich-u Seite hin sind sie außerordent lich fix begabt. Wie schon vorhin er wähnt, haben die Grödner durch Jahr hunderte in immer wachsender Zahl ihre heimathlichen Gefilde verlassen um als hausirer durch die Lande zu ziehen, erst mit Spitzen, dann mit dem gewonnenen Gelde Tücher, Band-h Leinen in Bozen einhandelnd und im mer weiter ihre Kreise ausdehnend, stets freundlich, ehrlich, emsig und vor Allem sparsam. Dann tam der Han del mit den Schnihereien und da war« der Grödner Hausirer, namentli bei der Jugend, ein gern gesehener ast. Jn vielen großen Stadien Europas existiren heute noch Firmen, wie Bank geschäfte, Großhandlungshiiuser, deren Gründer ehemals arme Grödner Hau sirer gewesen sind. Und es waren recht merkwürdige, originelle Leute unter diesen Reichge wordenen. Als besonderes Beispiel dafür mag der alte Johann Dominil Mahltnecht dienen, der trotz seines Neichthums stets armselig wie der ärmste Bettler gelebt hat. Er hatte laum die nothdürstigste Schulbildung genossen, dann das Holzschnitzen ge lernt, aber sein unruhiger Geist trieb ihn hinaus. Jm Jahre 1750 unge fähr zog er mit seinem ,,Kraxele« fort, durchstreiste alle Provinzen Oester reichs als »Holzbub,« wie man sie da mals nannte, brauchte täglich laum 2—3 Kreuzer und nachdem er die Handelsverhültnisse mit offenem Au e studirt hatte, handelte er zum Schlu, e einfach mit Allem, was ihm eben unterlam. Aber als reicher Mann war er noch immer gekleidet wie ein Bettler; nachdem schon längst aus ihm der »reiche Mahllnecht« geworden, der bei der Kaufmannschaft in Wien, Bo zen, Trient, Jnnsbruck etc. belannt war und hoch in Ansehen stand, ver brauchte er auf seinen Reisen nie mehr als höchstens H Kreuzer täglich. Als er starb, hinterließ er ein Vermö gen von über 500,000 Gulden. Und dabei hatte er Zeitlebens immer reich lich für die Armen gespendet und seine Verwandten sehr sreigebig unterstützt. Aus der Hinterlassenschaft flossen auch jetzt den Armen und Wohlthätigleits anstalten die reichsten Gaben zu. Jn ihren Höhen, wo eine Feldwirth schaft nicht mehr betrieben werden kann, waren die Grödner naturgemäß aus Hausindustrie und Hausirhandel angewiesen, denn wie sollten sie da oben in ihrer vollständigen Abgeschie denheit sonst ihr Leben fristen? Wie abgeschieden sie waren, davon lann sich der heutige Mensch laum mehr einen Begriff machen. Keine Straße ver band sie mit dem Eisatthale unten, wo der Anschluß an die natürliche Verbin dungstinie von Norden nach Süden liegt. Von Klausen aus führte da stundenweit ein schmaler schwindelerre gender Weg hoch über Felsen und Grate nach St. Ulrich hinauf, der im Winter auch vom Kühnsten nicht be gangen werden tonnte. Wie ein Mär chen klingt es heute, wenn man hört, daß die Todten von Collsusena und Wollenstein ,,im Winter in irgend ei nem Winkel unter Dach oder in freier Lust dem Gefrieren ausgesetzt wurden und erst im Frühjahre nach dem Schmelzen des Schnees nach Albeins zur Beerdigung getragen werden tonn ten.« Vor vierzig Jahren war es erst that triiftigenMiinnern, an ihrerSpitze dem Bürgermeister Burger, gelungen, den Bau einer Straße von Waidbruck na St. Ulrich in’s Wert zu setzen, was bei den großen Terrainschwierr leiten nur mit riesigen Kosten und Au wand aller Energie möglich gewesen war. Seither ist das herrliche Grödner Ländchen in bequemer dreiftündiger Postfahrt von Waidbrurl aus zu errei chen, und in den letzten Jahren quillt den Einwohnern ein neuer Born der Einnahme aus dem Fremden- und Touristenverlehr. ff «- «-», Attentate auf die Königin Viktoria. Tag Leben der Konigin Vittoria ist häufiger bedroht gewesen, als das irgend eines anderen europäifehen Herrschers. Zum ersten Mai war es am 10. Juli list-U als ein 17iähriger junger Mann Edivard Oxford zwei Pistolenschüsse auf sie abfeuerte, ohne sie zu verwunden. Der Verbrecher wurde für wahnsinnig ertlärt und in ein Jrrenhaus gesteckt. Zwei Jahre später, am 30. Mai 1842 schoß ein gewisser John Francis nachihr. Er wurde zum Tode verurtheilt, aber von der Kdnigin begnadigt. Zwei Tage nach feiner Begnadigung versuchte ein Anderer Namens Bean die Königin zu ermorden. Man verurtheilte ihn zu drei Jahren Gefängniß und öffentlicher Ausbeitschung, da die Todesftrafe für versuchten Konigsiuord inzwischen abge schafft war. Am lit. Mai 1849 machte ein Jrlander ein neues Attentat und wurde auf sieben Jahre dedortirt. Jm folgenden Jahre schug ein ehemaliger Husarenlieutenant Robert Pate der Königin mit einem Stock heftig ins Ge sicht und wurde ebenfalls auf sieben Jahre devortirt. Dann ionnte Viktoria 22 Jahre lang ruhig leben. denn bis 1872 trachtete man ihr nicht nach dem Leben. Das leiste Attentat gefehah am 2. Mär-z lässt-. Der Schuldige, ein gewisser Maclean, wurde in ein Jrrens haus gebracht. — A l l z u viel Vorbereitung ver dirbt zuweilen das Gelingen. Yy s