Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, June 25, 1897, Sonntags-Blatt., Image 9

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    esonntags - Platt.
---"
Beilage des ,-Anzeiger und Herolds
I. P. Windolph, Herausgehen
-——————t—s
Grund Island, Nebk., den 26. Juni 1897.
No. 42, Jahrgang 17.
—
· per »Hier-uns des »Jaget-.
Erzählung ans dem fernen Westen, von W.
v. Schterbrand.
Es war zur Zeit als die Gegend am
Timarron - Fluß besiedelt ward. Das
ist s werer Weizenboden dort, und ss
war ein Wunder, daß die Squatters
ichon vereinzelt Niederlassungen da
elbst hatten, ehe noch Onkel Sam auf
Grund des Traltats mit den ndia
,.nerftiitnmen jenes-Gegend, den herv
« kees und«Choelazo5, im Jahre 1889
Diese fruchtbaren Ländereien, deren
jungfräuliche Erde seit ungezählten
, Jahrhunderten des Säemanns harrte,
dem Weißen Mann überließ. Natürlich
gab es damals heiße Kämpfe um den
endgiilti en Besih dieses fetten Landes-,
- denn diese Squatters waren ein zähe-Z,
« tampflustiges Völkchen, die nur der Ge
walt wichen und auch dann häufig nur
nach vielem Blutvergießem Jn dem
«District, wo heute Acklogee steht, war
.Jim Brandon, ein riesiger Kentucky’er,
dessen Büchse niemals fehlte, zum An
führer der Squatters ernannt worden,
der mit den Eindringlingen, die jetzt
" schaarenweise aus den »Staaten« her
seingeströmt kamen, unterhandeln muß
te, um von denselben so günstige Be
dingungen wie möglich zu erlangen.
Und in weitaus den meisten Fällen ge
lang ihm dies. Entweder wurden die
sSquatterö auf dem von ihnen mit Be
schlag gelegtem Boden gelassen oder sie
erzielten eine angemessene Entschädi
gung. Brandon, der sich seit jener Zeit
mit Stolz den Titel »Captain« beile
- en ließ, blieb auf seinem eigenen
istrund und Boden, wo er es schon zu
rnößigem Wohlstand gebracht· hatte in
nerhalb fünf Jahren, und sein Nach
bar wurde ein gebotener Deutscher.
JTsoc CH;-I«- hso Its-I Ostia-Z Drum-III
in Muslogee Eounty, Ohio, ausgege
ben hatte, um hier aus neuern Land mit
seinen bescheidenen Mitteln mehr zu er
reichen, wie es damals als Oklahoma
serössnet ward, Tausende anderer Far
—rner in den West- und Mittelstaaten ge
than haben. Spieler war mit einer
Schottin verheirathet, die ihm einen
reichen Kindersegen bescheert hatte und
- rnit der er in liicllichster Ehe lebte. Die
Ifamilie indes lain erst einige Wochen
, päter nach, als die Zustände, die An
’san Detwas lebensgesähtlich waren,
sich in etwas gebessert hatten. Dann la
-rnen sie, Frau und acht Kinder, mit ei
ner größeren Anzahl anderer Nachziig
ler an. Gebäude, selbst dte bescheiden
sten Blockhäuser, standen selbstver
«stiindlich dortnoch nicht« und die circa
’50 Familien, die um Acklogee herum
sich ansiedelten, campirten zusammen
in einem Zeltlager, was auch bei dem
herrlichen, mildenWetter eher einLuxus
als eine Entbehtung zu nennen war
«Jm La er aber war Martha, das
jüngste ( öchterchen Carl Spieler’s, der
anerkannte Liebling. Sie war ein rei
zendes Kind; vom Vater hatte sie das
goldene Haar und die tiesblauen Au
gen,«und von der Mutter die schlanke,
anmuthi e Gestalt unddas herrliche
Wesen. Zhr selbst nanz eigenthümlich
Tindesz war das silberhelle Stimmchen
Und der Frohsinn, sodaß sie überall
«wohin sie lam, wie ein Sonnenstrahl
«wirlte, erheiternd und ermunternd.
nn Martha nicht gewesen wäre, so
wurde wohl ihr Vater, den »Capt.« s
Brandon zuerst auch nur alsEindring- »
«ling mit scheelen Augen ansah, an dem T
rauhen Kentucky’er nicht einen so be- ’
reitwilligem treuen Freund gesunden «
haben. Aber der ..Cavtain« hatte die
Kleine in’s Herz geschlossen, seit dem
ersten Tage, da sie ihm ihre Botsch
bändchen so zutraulich gegeben hatte
bei der Begrüßung.
I B .
So konnte es denn der Familie
: Spieler nicht fehlen. Der baumstarle
Kentuckh’er, dessen Einfluß auf zehn
sMeilen in der Runde sich erstreckte, hielt
gute Nachbarschast mit ihnen, und bei
( .em Bau der Farmgebäude und der
· ( anzen Einrichtung hats er ihnen mit
» « ath und That. Als der Winter lam,
« war die Familie Spieler unter Dach
und Fach und im sol enden Frühjahr
war eine reichliche We genernte aus der
« neuen Form zu erwarten.
s Doch es lam anders-.
Denn es ereignete sich eine furcht
bare Ueberschwemmung im April des
nächsten Jahres. Der Cimarron trat
. . aus seinen Usern und erreichte eine
’ «-göhe wie seit Langem nicht. Die ganze
egend—glich einem- ungeheuren See,
in dem« todtes Vieh,sMenschenleichen,
« Ballen, Dächer, ganze Häuser herum
schwammen. Und unter denen, die hier
bei um’s Leben lamen, war auch die
Familie Spieles-. Jhr Land lag im
ttesen FlußthaL dicht am Wasser, und
s « da- sie nach nicht die Eigenthümlichleit
« des Cimarron lannte, über Nacht rie
— sig anzusehn-eilen und ans seinenUsern
zu treten, so hatte sie ihr Verhängnis
unvorbereitet getrossen. Ali sie sich
schlasengelegt hatten, war scheinbar
noch leine Gesahr im Anzug gewesen.
Aber mitten aus tiesem Schlaf wurden
sie aeweckt durch einen Stoß-es war
H
das Wa er, das die Stilßen des an
es umr . Und so waren ihre Le chens
ortgeschwemmt worden mit sammt’
m hause.
Es kamen damals entseßliche Scenen
im Flußthal des Cimarron vor. Ein
zelne Körper von Ertrunkenen, zer
schunden und bis zur Unlenntlichleii
entstellt, wurden meilenweit in’s Jn
nere gefpiilt, und andere wurden von
dem reißenden Strom mitgefiihrt aus
Nimmerwiedersehen. Die blühende,
fruchtbare Landschasi war in ein Bildf
des Grauens verwandelt. Vundertez
von Wohnstätten waren von der Fluth
mitgerissen, und die Felder und Wiesen ’
waren verschlarnmt und verwltstet.
Nachdem jedoch der Fluß einige Tage
später wieder gesunken war, stellte es
sich heraus, daß viele gerettet waren,
die man schon für todt aufgegeben.
Manche von ihnen wurden erschöpft
und schlimm zugerichiet in Bäumen ge
funden, auf die sie sich rasch gerettet,
während andere auf denGipfeln kleiner
Hügel angetroffen wurden, die Tage
lange von einem Meer gelben, gurgeln
den Wassers umgeben gewesen waren.
Und eines der geretteten Wesen war
die kleine Martha. Sie war in ihrem
kleinen Bettchen in jener Nacht von den
Wogen fortgerissen worden, und dann
hatte sie sich, als dasselbe umgestijlpt »
worden war in der rauschenden Fluth, J
dem Jnfiinct der Selbfterhaltung fol- ;
gend, auf die schwimmende Thür eines s
Häuschen-s gerettet, die dicht bei ihrs
vorbeikam. So war sie langsam fort-s
getrieben die ganze Nacht durch; ost- ;
mals stieß fie mit ihren kleinen, halber- i
frvrenen Händchen ein Hinderniß aus ?
dem Wege, das drohte, ihr Floß umzu
stoßen. Als der Tag graute, da trieb ste
auf ihrem wunderbaren Gefährt gerade
gegen das Haus des Mike Baughan,
eines Jrländers, das 10 Meilen unter
halb»der Farm ihres Vaters stand. Mit
I lllsc clllcV lallgcll OslllVylllcllD IUUlUc
sie auf's Trockene gezogen, und so war
sie denn gerettet.
VI II li
Einige Tage später, als das Wasser
wieder abgelausen war und man Ruhe
siir solche Dinge gewann, wurde auch
die Frage ausgeworfen, was man jetzt
mit der Kleinen anfangen sollte.
Schließlich lam man überein, das
Schicksal Marthas einer Lotterie zu
überlassen. Es wurde ein »Pool« ge
bildet, in dem jeder der Ansiedler der
Nachbarschaft, der nicht zu sehr von
der Ueberschwemmung gelitten hatte,
eine Summe — je nach dem Vermö
gen und Willen jedes Einzelnen —
zahlte, und wer bei der Ausloosung
gewann, der sollte nicht allein das
ganze Geld sondern auch den »Liebling
des Lagers«, .—— wie die tleine Martba
Spieter noch immer hieß, erhalten, um
sie an Kinder-statt auszuziehen.
Doch ehe dies noch eingeführt wer
den lonnte, traf Capt. Brandon von
seiner Form, die ihrer höheren Lage
wegen nur wenig gelitten hatte, auf
Baugban’s Anwesen ein und machte
den Plan zu Schande.
»Was ist das hier?« schrie er, indem
er schweren Schrittes und von seinem
ältesten Sohne Dixie begleitet, -in das
Zimmer trat. »Ich bin der Erbe und
Vertreter des Vaters dieses Kindes —
und Niemand wage es, mir dies strei
tig zu machen. Jch habe sie lieb wie
mein eigenes Kind, und meine Frau
auch. Nicht wahr, Martha, Du kommst
zu mir?« Und dabei bückte er sich und
hob das rosige Gesichtchen der Kleinen
i·n·die Höhe.Mart«ba schmiegte sich
sofori zariiich an ihn an
Nun, und so wurde es denn auch.
Gegen Capt. Brand-ins Wünsche
wollte Niemand antämpsen. Sie ioiirde
oon dem rauhen, aber sehr gutherzigen
3 Aentucky’er einige Monate später ge
« setzlich adoptirt, und unter seiner und
der Seinigen Fürsorge und Liebe
wächst jetzt die kleine Martha heran.
Zwei Zitttieikin
Aug disni Ungnrischen des Ludwig Bodrogi.
Aller Phantasie bar, mit einsachem,
grünem Trich überzogen, steht langge
streckt der Gerichtstisch da; vor dem
Crucisix slactern kleine dicke Wachs
terzen mit ihrem gelben Schein; mit
ihrer rauchigen Flamme beleuchten sie
das gleichgiltige Gesicht des Staats
anwalts und das Lächeln des zu lar
mender Rette-nie sich anschickenden dür
ren Vertheidigers.
Zwischen zwei Jastizsoldaten sitzt
der Angeklagte. Sein Gegenüber ist
der Gerichtspräsident Ein hochragen
dei-, stolzer Mann. ,
»Betennen Sie sich ldig?«
Der Angeklagte, ein auer im Lei
nentittei, mit ehrbarem Gesicht, steht
manierlich aus, streicht sich mit seines
gewichtigen Hand das ergranende Haai
aus der vor der Sonne geschüdten
weißen Stinne und spricht:
,,Gniidiger Gerichtshof! Alle zeug
ten gegen mich, die dort waren, ick
selbst leugnete es auch nicht. Ich er
mordete den Burschen, ich schan ihr
mit M« U todt, die dort auf dem
Tischle des et es liegt. «Jch habe ei
wohl bedarf-H ich L auerte ihm auf und
hieo ihm tief tu u RIEMANN-«
hinein. Dann siel Ich Ubek mem«
junge Frau her. Möge " denn cht VIII
zusammenfließen, wenn ich schau n«
meinen eigenen An en hatte Jcha
müssen, wie ihre Mk e sich Hemms
wik ihr Athem kam-anders »H
wiire auch so am besten gewesen '
soll nun je ,die es junge Weib it. Ists
M — die ess jin-Wem vier-z ., I,
ib? Es wäre das Beste flir sie
sen, mit dem Geliebten in einem M
zu sein, wenn sie mich schon mit ihre-«
betrogen hat. Mich hat sie betrogen;
obwohl ich sie mit meiner beiden ndei
schwerer Arbeit erhalten habe, e irr
theuerewnjkteidern einhergehen ließ, sie
mit se’ enen Schürzen aufpußte, diese
Niemandstochter, dieses niuthwillige
Feentind der Kleinhäuslerin vom Dor
fesendr. Jch schlug ihren Geliebten
todt — ich wollte, ich wünschte seinen
Tod; ich hätte auch die Frau erschla
gen —- denn ich liebte sie, ich liebte sie
sehr. Jch liebe sie auch jetzt noch —
und beiiinde sich nicht diese Kette an
meiner band, ständen nicht die Wacht- »
leute neben mir, wüßte ich nicht, waHs
ich den Richtern schuldig bin ——— und er I
wendete sich dahin um« wo sich aus
« schreiend zwischen der Menge ein feu
rig blickendes, frech aussehendes Weib
verbarg — so würde ich sie jetzt auch
noch mit jener Art erschlagen —- und
das wäre sehr recht und ich wüßte
selbst dann sehr wohl, daß ich mich
nicht schuldig sühlen würde.«
Der Präsident ließ ihn reden. Nicht ;
einmal bei der Drohung winkte ers
ihm ab. Voll gieriger Hast sprach er.
ihm in seiner Seele nach: »Ich schlug
ihren Geliebten todt — ich wollte, ich
wünschte seinen Tod, ich hätte auch
die Frau erschlagen — denn ich liebte
sie irti liebte sie irh liebe sie mich ietit
noch sehr -—" , -
Und wie er die Worte anhörte, die
er in seiner Seele nachsprach, langte
er mit einer Art siebethaster Begierde
nach der dor ihm liegenden blutigen
- Axt, hob«sie leicht aus, riß sie dann
H lrampshast empor und ries mit
s schmetternder Stimme
s »Mit dieser?«
! »Jatvohl, mit der, gnädiger Herr
J Präsideni!« lautete die dumpfe Ant
wort.
Und in der Spanne Zeit der lurzen
s Antwort durchbliclte das Erinne
! rungsbermögen des hochtvohlgebore
nen Herrn Präsidenten mit wahnsinni-"
get Eile die ganze delle, die ganze —
Komödie. Sie war eine arme Ger
bertiochtet Jhre Bildung bestand
in einer Bibliothel schlechter Romane,
dann dem lästigen Stickrahmen und
der HälelnadeL Doch der Kleidung
nach eine Lilie, der Stimme nach eine
Rosen erweckende Nymphe« in ihrem
sorglosen Liede ahnungsvoll finster,
und dennoch, ach! in ihrem leuchtenden
Blicke die geheimnisvolle Psyche, wäh
rend sie ihn ansah, den würdevollen»s
ernsten, stolzen Mann, als ob sie, Ge
sahr betgend, fragen wollte: »Gefalle
ich Dir? Da bin ich, ich blühe, ich
strahle —- psliicle mich! Du feierlicher,
besonnener, ernster, strenger Mann!
Ah, nicht wahr, ich gefalle Dir? Nun,
so pslticle mich, ich werde Dein sein,
nimm mich hin! Du wirst mich neh
men, mußt mich nehmen« denn ich bin
schön —- schön, sehr schön, und Du
starker, mächtiger, hochroohlgeborener
cu» km nimm-h km dumm« bist der
liebt « bift ein Narr! ——— —
Und er heirathete sie —- —
Und er war glücklich mit ihr, wie
glücklich! Glücklich in martverzehren
der Liebe, glücklich ohne Eifersucht!
Sie ist ja ein solches Kind, solch’ eine
Frau ohne Falfchl Sie wollte keine
Bergstiigungem teine Unterhaltungen,
keine Liebesabenteuer — keinen Tanz,
keine Musik, keine Ritter; nur ihn
s— den fünfzehn Jahre älteren
Mann — -—— —
Und heute Morgen, ehe er in das
haus der Gerechtigteit kam, um iiber
den entsetzlichen Verbrecher zu Gericht
zu sitzen, der laut der unerbittlichen
Anklage und nach der wissenschaftli
chen Meinung Unbestechlicher Aerzte
gemordet hatte —-— gemordet mit Vor
bedacht, mit Berechnung, auflauernd,
mit nüchternem Verstande — heute
Morgen hatte er bei einem unerwarte
ten Oeffnen der Thür die Mutter sei
nes Kindes, die hochgewachsene Juno
— mit einem Kerl, mit einem unbedeu
tenden Gerichtsteserenten tosen sehen
müssen!
Er legte die Axt wieder auf der
Tixch und tief die Frau des Bauerr
au .
»Ist es wahr, daß er Dein Gelieb
ter war?« fragte er sie strenge. Ani·
dem Blicke seines Auges spricht die Er
munterung: »Sage es, gestehe es ein
hilf damit Deinem Gatten, Du ehrlo
fes Weib.«
»Meiner — niemals!« antworte
das Weibsbild.
»Wenn er es nicht war, warun
i hätte« es·"Dei·n·"PfcsnT denn getyai«·«"
spricht der Präsident.
« »Weil er ein Narr war, weil er mit
seinem grauen Kopse eifersiichtig zu
«werden anfing; weil er auch das sah,
was nicht ist,·« polterte die Frau ant
-wortend.
- ,,Eda, bei Deinem Glauben, bei Dei
- ner Seligkeit, bei Deinem Gotte, ge
I « stehe es ein, daß der Bursche Dein Ge
I liebter war —- nicht wahr, er war es ?«
- Befremdet blickte der Staatsanwalt
D den leidenschaftlich redenden Präsiden
« ten an. Der Vertheidiger sah mit sau
re Lächeln seine eigene Kreuzsrage
si entschlüpsem die er sicherlich nicht
i "n so unglaublich leidenschaftlichem
I
Z «ne ausgesprochen hätte, wie der
ytsz sidentz Nun wird es nicht mehr
fein-L 1erdienst sein, wenn die Frau ge
« stehe, ex ? wird.rem das Verdienst des
Htääw ten sein, wenn sie gesteht, daß
tm- Bmfäd « ihr Geliebter war. Welctf
Möchäw m «ldernder Umstand — und
nicht est wich bn herausgepreszt! Mit
diesem Mildwil «en Umstand sind es
. » b —
gis-W I Us«
vielleicht der Galge. milderndm U :
denten den Ruhm des ab u-a en m;
standes vor der Masse dsrlsfgmi ruf
at mit scharfer Stimm· asmk SU«
»Sie- wollen akfo nich-i Si sinnen
vaß es JHk Gent-me war-» OGOl M
Jhren Mann atsors an den agen
brinaen2« ·
»Das tümmerti mich« wwig!« D
Es fiel etwas Hart-« auf. -. U
Wachtmeister beeilte« sich, die- dcwti« «
Axt aufzuheben» welchev aus darf sest zur
smnmengepreßten Faust das Präsiden
ten bei leichter Lockerung auf eitrsnaLs
herausfiel. Ein spöttisches,,fasi a
freutes Lächeln» das ersreute Lächeln
einer neuen Ueberzeugung spielte unr- »
seine Lippen. Er wendete sich zu demf
Bauer,.der mit blödcm Staunen die
Frau anstarrte, und sagte- miis fasit
I-;0--«- Cccmms
k- h LI-«
»Es war schade, daß Ihr-das um
dieses Weibes willen thaten Stephan
Bodo; Jhr hättet sie lieber davonjagen
follen.« —- Dann flüsterte er dem
Wachtmeister in’s Ohr: »Sie gehen
zu· der gnädigen Frau; ihre-Mutter ist
« schwer erkrankt. Sie soll sofort, ver
stehen Sie, sofort zu ihr hinreisen..
Dies Geld aber bringen Sie ihr.v als
Reisespesen!«
Sprach-s — und lehnte sich ins sei
nen Sessel zurück — und urtheiltes
nach dem Gesetze und nach seinem.G.e-:
wissen.
Huttiliokisti.skts.
Humoreste von Rubolvh Braune
Ewald Jllgen saß mit seiner jun
gen, hübschen Frau am Kasfeetisch
Ihm zur Seite lag die Zeitung und
ein Brief großen Zauber-T
»Nun?« fragte Frau Hilma.
»Ich!« antwortete er mit einer
spöttischen Handbewegung, »Post
stempel Berlin, was soll’5 da sein?
Eine Arbeit zurück.«
»So sieh doch mal nach!«
»Mag mich nicht ärgern. Liegt
doch ein gedrucktes Anschreiben dabei:
,,Bebauern, Sie um Jhre Arbeit nicht
bitten zu tönnen.«
»Es könnte aber doch mal anders
sein,« behauptete sie, »vielleicht, daß
die Redaltion nur irgend einen Punkt
abgeändert haben möchte und dann-J
Er lachte. »O glückliche, leichtgläu
biae Jugend.«
Sie ließ sich nicht beitren und öff
-I«?
llklc Ucll Quq. Usuuiu usu« au
wenn er das gar nicht sähe, und rührte
eisrig in seiner Tasse. Dennoch
schielte er nach dem Gesicht seiner
Frau. Als er sah, daß es sich ent
täuscht verzog, fragte er scheinbar
neugierig: ,,Nun?«
»Wir bedauern, Stettin Jhre Ar
beit nicht bitten zu tönnen,« sagte sie
lleinlaut.
»Nun, siehst Dut« meinte er la
chend. Dann sing er an iriißniiitt)ig
zu werden und sprach: »Ich habe
eben kein Glück. Die Novelle ist nicht
schlecht, im Gegentheil, sie ist eine
meiner besten Arbeiten, aber, aber . . "
Hilnia tätschelte ihm die Hand.
»Nur nicht Trübsal spinnen, das
Glück muß doch einmal tommen.«
»Das Glück? Daraus warte ich
nun schon acht Jahre lang. Aber
nein, ich hatte ja Glück, es tvar ja
schon ein großes Glück siir mich, daß
wir den Onkel beerbten, baß ich den
Schulnieisterrock ausziehen und hier
in unserm Friedenswintel so in aller
Gemüthlichieit schreiben konnte, was
mein Her-i bewegt.«
»Du überstandest bisher mit Ou
mor alle Schläge,« sagte sie-.
Er lachte schon wieder, sein Miß
muth war verschwunden. »O, mein
Humor,« ries er, ,,mein Humor, wenn
ich den nicht hätte. Schon längst hätte
ich die Feder hingeworfen. Aber so!
Mein Humor soll mich auch noch zum
Ziele silhren.«
»Weißt Du?« fragte sie. »Vor drei
Jahren, als alle Deine Arbeiten ange
nommen wurden . . .«
»Als die Hundertmarkscheine nur
so regneten,« lachte er, »und ich an
fing, berühmt zu werden? Ja, Schatz,
damals tam mir die Mode entgegen,
alle Welt wollte realistisch geschriebene
Sachen. Jetzt aber verlangt man
symbolistische Gemälde. Symbolisti
sche Gemälde. Verstehst Du das?«
»Und kannst Du nicht symbolistisch
malen?« fragte Hilma lächelnd.
»Und wenn ich es könnte, wenn ich
in jede Zeile drei Blödsinnigkeiten
hineingeheirnnissen könnte, ich thäte es
nicht. Jch beuge mich teiner Mode.
Jch bin ein Dichter, halte mich wenig
stens dafür und schreibe ruhig weiter,
ohne mich um das Urtheil der Menge
zu kümmern. Vielleicht werde ich erst
nach meinem Tode anerkannt werden.«
Hinter der Thüre ließ sich eine
Kinderstimme vernehmen: ,,Mama».
Mama.«
»Der Junge,« sagte Ewald Jllgen
und nickte lächelnd nach der Thür hin.
»Ja, Junge, Du wirst mal einen be
rühmten Vater haben und wirst Dich
mit meiner trauernden Wittwe in
meinem Ruhme sonnen.«
Hilma sprang auf und hielt ihm
den Mund zu. »Ja, Benni, gleich!
Nun schwatz keinen Unsinn, Ewald.
Du bist ein Dichter. Nicht Du allein
hälst Dich dafür, sondern viele ur
theilsfähige Leute nennen Dich so.
Du wirst schon durchdringen. Nur
Geduld, Du bist ja erst zweiunddrei
ßig Jahre alt.«
Sie küßte ihn und wollte der Thüre
zueilen, hinter der die rufende Kinder
stimme von neuem erklang.
Ewald hielt sie fest. »Gleich,
Eu« TgT gleich- nur noch eine Minute
M» «ld. Was meinst Du, Hilmm
--—--—---«--s
XII-« die Novelle nicht mal nach Wien
si- -,"ss-.Zsit.ung schicke-«
»Ach, z te nimmt ja nichts von Dir,
He schickt BLMr Ia atles zurück.«
»Wenn M ch. Die oder eine andere.
Eva-äch» die at sie und letzte Seite muß
ch noch einma l abschmlkem dte smd
chmutzig geword. ’U- Weißt Du, Du
Ieftest nachher Las OPUs VOU fu
chem-« - .
»Ja-, jen« Sie riß 1.'ch los und eilte
n die Kammer-, in der Benni schrie:
,Mama, Merma, die Minute ist um.«
Ewald stand auf und trug das
Manuskript in sein Zimmer, zündete
ich eine Cigarre an und fing an zu
Irbeiten. Er schrieb die erste Und
etzte Seite der Novelle »San
sliihen« ah, versah ein Couvert mit
)er Adresse der Wiener Redattion und
Erfaßte ein sehr höfliches Begleit
vchreiven. Dann machte er sich an die
Durchsicht einer anderen Novelle, de
«en Reinschrift er erst gestern vollendet
Jatte und die in losen Bogen vor ihm
ag. »Hm«, sprach er in sich hinein,
,die ist freilich nicht so gut wie ,,Son
1enaliihen«, die werde ich deshalb
vahrscheinlich los-werden« Er ver
"ab die Blätter mit Seitenzahlen, legte
Illes zusammen und trug es zu seiner
»Frau in’S Wohnzimmer. Benni kam
ihm jauchzend entgegen. Ewald legte
vie Papiere auf den Nähtisch und
fan den Wildfang auf. Der wollte
mit ihm schwatzen und spielen und
Geschichten von ihm hören. Als er
ihn endlich los wurde, sagte er zu sei
ner tFrau: »So, Schatz, hier liegt
»Sonnengliihen« und noch ein Redak
tionsschrecken Bitte, hefte beides.
Sonnenglühen schickst Du nach Wien,
k.-« ..«k.... t-(. :.(. —:- M
Zik-« denn
PQ
»Ist rcsssscs
---·(«-·-J kOHUUHsqu--kom .—q
UUV Utäuctc UUU U» uns Jxkusuzz ·
Dir ab. Und nun, Benni, den Papa
nicht stören. Papa muß arbeiten,
Papa muß fiir Benni Geld verdienen,
viel Geld, damit Benni Milch trinken,
Chololade essen und ein neues Kleid
kriegen kann. Und Nachmittag gehen
wir. zusammen spazieren.« «Mama
soll auch ein neues Kleid kriegen«, rief
Benni. Ewald und Hilma lachten.
»J(1«, sagte Ewald, »wenn ,,Sonnen
glühen« angenommen wird, kriegt
Mama ein neues Kleid«
r Mit diesem Entscheid entfernte er
Ich. s
Fturz vor Mittag pochte es leise an
seine Thür. Er hörte gleich, dafz das
Benni war. »Herein« machte er. Da
arbeitete es am Schloß, ohne daß die
Thür sich öffnete. Er mußte aufste
hen und selbst öffnen. Vor der Thüre
stand Benni mit dem in Zeitungspa
pier eingeschlagenen Manuskript.
.,Guten Tag, mein Herr,« sagte Ewald
mit muthwilliger Feierlichteit, »was
verschafft mir die Ehre?«
mHier ist das, was Du geschrieben
hast, Papa,« antwortete Benni, »und
Mama läßt schön grüßen und Du
möchtest doch zum Essen kommen.«
»Schön, mein kleiner Mann. Sag’
ich würde sofort erscheinen. Gehe
voraus und melde mich an.«
Benni lief weg, und Ewald durch
blätterte das ManufiiiPL Auf ein
mal ftutzte er· »Nanu?« sagte er. Ersz
blätterte weiter und wurde immer er-7
staunten Das gin ja durcheinander
wie Kraut und üben, da fehlte jal
jeder Zusammenhang. Waren die
Blätter falsch geheftet? Er fah nach«
den Seitenzahlem die folgten auf ein- ;
----e-A—-s
-.-1 H—- »
inder, wie sie folgen mußten. Er las
oeiter, die Arbeit wurde immer wun
)erlicher. Plötzlich begriff er. Er
türzte hinüber, da saßen Hilma nnd
senni am Tische, warteten auf ihn
rnd lächelten ihm zu. Jhm schwebten
inige unmuthige Worte auf der
Zunge, aber er besann sich . .. m Ge
kenwart des Kindes nicht . . . unkd
Jann hatte es ja gar keinen Zweck, aus
xebracht zu sein. Das Versehen war
einmal geschehen und ließ sichmcht
furücknehmen. ,,Also trag’ es mit dei
rem berühmten Humor!« sagte er sich.
Er setzte sich, löffelte in seiner Suppe
herum und fragte endlich: »Hast Du
.,Sonnenglühen« weggeschickt, Hil
ma?«
»Ja, ich habe es um zehn Uhr zur
Post geschickt, es wirdkmjt dem Elf
U T".:« we e an en rn.«
hätåi rriicidg där lRedakteur eine
Freude haben«, sagte er ironisch. t
»Wieso?« fragte sie tzerwtmderh
»Du sagtest doch, die Novelle sei gut?«
»Wäre gut,« verbesserte er, »mcht
fei. Sie war thatsächlich gut, jetzt ist
sie’s nicht mehr.« »
Sie sah ihn fragend an. ·
Er blinzelte ihr listig zu. »A-.
liebes Kind, Du hast ja die beiden
Novellen durcheinander geheftet, das
ist ja das reine Chaos geworden.«
Sie ließ erbla end den Löffel sin
ken. ,,Also doch.«
»Also doch?« fragte er.
»Benni bekam die beiden Manu
skripte in die Hände und brachte sie
durcheinander,« erklärte Hilma. »Ich
rmbm Ri- ibm alt-ich mea und ordnet-!
sie wieder auseinander. Aber es
ist mir also nicht gelungen?«
»Nein, es ist Dir nicht gelungen.
Na, wird der Redakteur eine Freude
haben!«
»Kannft Du nicht gleich schreiben
und ihn aufklären?«
»Nein, nein, das macht mich erst
lächerlich. Laß nur sein, mehr als
zurückschicken kann er doch nicht.«
Sie fah ihn bittend an. »Bist Du
böse?«
»Schr, « erwiderte er, »und Deine
Strafe hast Du ja auch, Du solltest jct
iun ein - neues Kleid kriegen,
oenn «Sonnenglühen« angenommen
oijrde.«
»Aber Venni kriegt ein Kleid, nicht«
oahr, Papsr2« fragte der Kleine.
»Ja, Vermi kriegt ein Kleid.« — —
Bier Wochen waren vergangen, und
Ewald hatte fast jeden Tag ruckend
efragt: »Nun, kein Brief aus Wien?«"
Jedes Mckf war Hilma erröthet,
nd mehr allg- ein Mal hatte sie ge
Jgt: »Deine Neckereil Ich werde
Dir Deine Arbeiten gar nicht mehr
eften.«
,,J—a,« meinte er d«arm«,, ,,.Strafe muß
k:n.«
Eines Tages kam aber wirklich ein
lrief aus Wien» kein Großes-. der eine
bnelehnte Arbeit« enthielt-, sondern et
er von gewöhnlichem Foxmcrt Ewald
etzte sich feierlicb aufs Sopha Und
Igte zu feiner Trau: ,,Poftstempel
Bien. Wahrscheinlich das Urtheil
ber Sonnenglühen: Siehst DU. der
liann begnügiftctj nicht damit, die
iovelle einfach zurückzushtsibkem er sen
et noch einen groben BviefvorauQ
llfo höre.« Er öffnete rten Brief.
Sehr geehrter Herr!" — Was-? das
ft ja höflich. —- »MiisVergniigen ha
sen wir Ihre herrliche fymbosistische
Dichtung ,,Sonnenglijhen«« meeptirt
md möchten wir Sie« aarrzr ernebenst
sitten, auch fernerhin unserem Blatte
Ihre geschätzte Mitarbeiterschaft zuzu
oenden. Für ,,Sonnenglü«hen«' über
enden wir anen mittelst Poßanweis
ung 150 Gulden.«
Hilma jubelte latet auf und schlang
seide Arme um ihren Mann. Der ließ
sen Brief sinlen und sagte schelmisch:
Ich werde dem Herrn schreiben, er
olle lieber meine Frau und meinen
Zungen zur Mitarbeiterschaft einla
sen.«
-.-—--— —
—-— Fortschritt »Bummelt der
Ztudiosus Müller noch immer so
’urchtbar?« ——— »O, jetzt geht er bereits
n kleinerem Bogen um die Universi
:ät.«
— M a litiö s. Kritiler: »Der
Oialog in Jhrem naturalistischenMär
hensDrama ist sehr originell!« —
Dichten »O — ich dunkel« —- Kriti
ker: »So gemein sprechen nämlich die
Beute im gewöhnlichen Leben nie!«
—— Fortschritt. »Nun, wie
zeht’s jetzt mit dem Radean« »Er-los
sal fortgeschritten — fahre jetzt die
Leute schon um, ohne selbst Schaden
zu nehnien!«
—- O diese Kritikerl Mut
ter (des kleinen Fritzchens, zu einem
bedeutenden Miisit-Kritiler): »Ich
glaube, in unserem Fritzchen steckt ein
großes musikalisches Talent. Wenn er
einmal eine Melodie gehört hat« ver
gißt er sie in seinem Leben nicht mehr.«
Musik-Kritiler: »Hm —- da mag er
allerdings ’mal ein bedeutenderOpeteh
ten-Componist werden.«