Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, June 25, 1897, Sonntags-Blatt., Image 16

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    41 I k
cis-net schreivedtiet des Iyilipp
Hanekampien
che Isq7 by the See-Ia Pe- . Plan co.
Mein lieber Den Redaktionütl
e»Die Lizzie, was
mei Altie is, is
doch zu e gewisse
Etstent recht. Ter
Wedesweilet, wo
ich so arig getroßt
- hen, is un bleibt
Q- -. en Echmoiak, wo
nor en Fahl aus
mich mache will.
Sehn Se, ich
gleiche mit einigem Mensche Pies zus
den« awwer mit den Wedesweilet do
könnt mer puttiniet sage, es wär im
.passibbk1. Wisse Se, e: is von vonl
Dticks un gleicht immer Fonn mit an
nete Leit zu mache. Das Dummste is,
daß ich nit zeige derf, wie mähd daß ich
fin, sonst hen ich zu den Schade auch
noch de Spott von die ganze Gäng.
Well, ich denke, enihau is es nit recht,
. daß er mich den Weg triete duht. Jch
fticke immer zu den Wedesweiler. Wei,
was hen ich schon for en Truwel mit
die Lizzie wegen den Fellee gehatt; wie
oft hen ich schon sein flättes Bier ge
drunke, wann-Z keen anneker Mensch
hot drinke wolle; wann ich nit so viel
Geld in sein Saluhn spende deht, do
hätt er noch heit e Mohrgehtsch us sein
Prappettie, awer Undant is der Welt
Lohn. E paar Dag zerick, do hen ich
e wenig Truwel mit die Lizzie gehatt.
Se hot nämlich arig drin-wer ge
schkohld, daß ich so wenig zu die Jahrd
Lende deht. »Unser Jahtd guckt wie e
Farmjahtd,« hot se gesagt, »du duhst I
nii sprinkle, du duhst des Gräß niti
I-LÅ- -n-I II--A sp-» Ist-! ..—L LI
. , .,.«.-.(. »M« »
OUICL, UULI III-US UUU OLSIII UlIU UN
Wieds die fin puttinier so hoch als wie
die Portsch. Es is e Schehm un unser
Jahrd is in so e schlechte Kondischen,
daß se einige Jahrd an die Sttitt biete
habt. Jch wollt gar nicks sage. wann
du die Zeit nit hätt’st, awwer du hast
in die ganze Welt nicks zu duhn, als
wie dei Peip zu schmohte un bei den
Wedestveiler zu gehn. Sell duhst du
nit negleckte, ich sin schuhr.« Jch hen
gewißt, daß se widder von mei Bierche
spreche deht un das hot mich mähd ge
macht. Well ich sin in die Kohlschett
, Sange un hen die Hohs getäckelt. Oft
, ohrs war keen Wafcher do un ich hen
erscht zu de Hardtoehrstohr schicke ge
· mißt, for mich e paar zu kriege. Wie
ich dann die Hohs angeschtruht gehatt
hen un das Wasser angedteht, do is
»auch noch teen Droppe eraustommr.
.Bei Galle, hen ich gedenkt, was is
dann do die Mätter? Jch hen vorne
enei geguckt un hen hinne enei geguckt.
·atv1ver ich hen nicks sehn iönne. Uff
eemth was wer-Ei Se denke, is die
» «.hohs an e haltves Dotzend Plätz ge
boßt un ich war in e Minnitt soblin
wett. Do hen ich awwer e Wuth kriegt
wie alles-. Jch hen mei Specks geholt
An do hen ich dann ausgefunne, daß I
Deus von die Kidds die Nofsel mit
Kindlingholz und Korbettäcks zuge
«stopft gehabt hot. Jch hen en Schapp
gehabt« bis das ich das Loch widder in
e gute Scher gehabt hen! Off Kohrs
« hen ich doch nit sprinkele gekönnt, bi
7 Iahs die Hohs war alliwwer geboßt un
« do hen ich dann die ganze Geschicht
’ . Uidder in die Kohlschett gedahn. Sell
hot die Lizzie erscht recht mähd ge
macht. »Kannst du die Hohs nit
sickse?« hot se gesagt, »du bist gut for
, «uatting! Wann ich do annete Män
ner sehn, wei, die sin so händig wie
. alles un könne einiges mache.« —
««Dann krieg dich doch en annern,« hen
T· ich gesagt, »for« all was ich drum geb.«
» Dei Schinio, ich war’n mähd! Jch sin
LI- «teiteweg zu den Wedesweiler gange for
. mich en Drink zu nemme. Wisse Se,
es bot nie nit egried mit mich, wann
.- ich in die Wuth gedrunte hen, awwet
E zwma ich drum getvtoe? Bei un bei
F
yen ich atig gut gekieyu un ich yatt
mich mit die ganze Welt unnerhalte ge
könnt Der Wedeöweiler hot for e Eck
Jepschen e Koppele seine Kostimersch
gehabt, die hen blos zehn Cent-Drinks
omme Der Wedesweiler bot auch
met ebbes un se genomme. Die Si
saht-s, wo er genomme bot, die bot et
all in sei Westpacket gestoche. Jch weiß
gut genug,wann er se so e paar Stunn
mit sich erum geschleppt bot, dann legt
st se widder in die Backs un verkauft
se noch empl. Jch hätt gar zu gern ge
gliche, auch en Tahk mit die Schentel
Männer zu ben, awwer der Wedeswei
Ist list mich noch nit emol introduhst.
satts die Diss, hen ich gedenkt, ich
M das ja auch meiselbst besorge
Wjjuhse Se mich, Schenkelmänner,
steiu Name is Sauerampser,« hen ich
vIssiisgt »Das is natting,« hot eener
Im dene im reinste Deitsch gesagt·
fsmm ich gewißt hätt, daß die auch
.- Msch verstehn, do hätt ich doch nit
ksglisch zu tahke gebraucht. Well, ich
h noch e paarmol getteit, en Tahk
Iß se zu kriege, awwer se hen mich gar
— Møhtist Schließlich sagt der
Mlett »Du bisi die reinste
Js- I, du vertreibst mich mit dein
«; W noch all mei Kostimersch «
Vette, fes war auch nit recht von
st Æmitey baß er mich so in
von die Strebnschers blamire
Ich ben gesagt ich könnt auch
U vMund halte, awwer er how nit
- is bi. Er bot gesagt: «Phil « bot
IF It ast, »was-Inst du e halwe Stund
-- kannst, mitaus e Wort zu
« Z - bezahl ich alle Drints un
» ’·· Fahrt wo in die haltve
J naturae duhstTu mitget- dich noch
«t« —- »All
« U ach-IN Wi-Z heu ich gesagt
wolle mer mal ielia ver
W
diene un die Drinkg kolle den Feller
auch etwas schönes ko e. Dann hot
der Wedesweiler uff sei Mark geguckt
un sei Kostimetsch auch un dann hen
ich gesiart abzuschoiir. Jch sin an die
Bat gange un hen nach die Wißkie
battel gepeunt. Der Wedesweiler hot
gut genug verstanne was ich gewollt
ben. Dann hen ich nach die Sikahr
backs gepeunt un er hot mich en
Schmohk gewwe. Dann hen ich wid
der emol for e Tschehnfch e Bierche ge
nomme un uss den Weg hen ich e
splendid Zeit gehabt. Was hen ich
drum gewwe, ich hen jo doch gewißt,
daß der Wedesweiler alles hot bezahle
müsse. Mehetemals hoi der Medus
weiler mich ketsche gewollt. Er hoi
niich als emol e Kwestschen gefragt, so J
sor instenz: Seh, Phil, willst du auch
e Schleische Belohniei oder: Denkst du
nit, daß die halwe Siund iwwer is?
Awwer der Philipp war so kee Rind- ;
vieh von eme Kaweei. So iehsig sin ;
ich doch nit. Die Strehnichers, die »
hen gelacht wie alles un ich hen mich ;
gesteit, wie noch nie. Denke Se emol, »
was ich alles gedrunke Hen! Wei, das
Beste, was der Wedesweiler in’s Haus
hot gehabt, hot er mich gewwe gemißt.
Jch hen en auch e paar Mol in de
Keller gehe mache. . Eernol hen ich
mich iewen e Battelche Schlampanjer
gewwe losse, awwet gesproche hätt ich
nicks, nosser, noch tee sinkel Wort. Es
is mich arig hart geworde, bikahg ich
gleiche zu tahke, awtver wenn ebbes in
it is, dann sm ich auch reddig, einiges
zu duhn. Well, eene Minnitt is nach
die annere um gange un der Wedes- »
weiler is atig uniefig geworde. Es
ben vielleicht noch drei Minniits ge
fehlt, uff emol do sagt der Wedeswei
ler: »Jetzt will ich Jhne emol ebbes
sage, Schents. Was denke Sie, wie
das is, wann mer een kennt, wo mer
immer sor en gute Freind genomme
hot un wo mer die Welt von geoenn
bot, wann so en Feller hingeht un geht
her un geht in die Nachbarschaft erum
un macht eem schlecht un sagt, mer deht
die Leit um ihr Geld schiete?« — »Sel!
is e mien eirisch Trick,« sagt do eener
von die Männer, »wer is dann der
Räslel?« —- .,Dort sitzt derSchnwiat,«
sagt der Wedesweiler, un denke Se
emai, hot uf mich gepeunt. Do sagt
ich: »Sel! is e ganze verdollte Lei un
wer das sagt, is e Rindvieh un das
sag ich!« Do hen se all wie aus ein
Mund gehallert: »Der Phil hat ver
lore, die halrve Stund is noch nit
iwwe1.« Un do war ich geleist. Jch
ben mei Bill mit drei Dabler un e halb
bezahlt un sin mitaus e Wort zu sage,
heim. Ich denle awwer doch, daß das
arig schmahle Potehtes von den We
desweiler sin·
Womit ich verbleiwe
Jhne Jhrn liewer
Philipp Sauerampser.
Ists-eh
Von Reinhvld Fuchs
Lindtosend streichelt die Spihen
Schwellender Aehren die Lust;
Aus dem Weiher ein Flimmern un-. »
Blitzen; ;
Um die Wälder ein zitternder Dust. ;
, i
Jn den Nestern Gezirp und Geslatter,
Und Gesumm in dem Lindengezweig; l
Wie ein Strahl heischt schimmernd die !
Ratter
Ueber den moosigen Steig·
Wildröslein blühn an den Wegen;
Aus dem Weizen leuchtet der Mohn;
Mild kräuselt verschwendrischer Segen
Von des Sommers funkelndem Thron.
Fast schauen in sonniger Weite
Die schwelgenden Augen sich blind;
Bein Schatten ruh’n mir zur Seite
ein blühendes Weib und mein-kind. .
Zu fchön fast ift es auf Erden, —
Doch Sonnenwend’ ist vorbei,
Vorüber das Knospen und Werden
Und die Zeit der Verheißung, der Mai.
O Tage des Schwankens Und
Schwebet-is
Zwischen Hoffen und fehnender Qual,
Vorbei! — Von der Höhe des Lebens
Blickt sinnend das Auge zu Thal.
Kaum wagt sich’s das Herz zu gestehen,
Was es Holdes und Liebes besitzt,
Eh’ die Roer im Winde verwehen,
Eh’ die Sichel im Felbe blitzt.
Ueberrofcheiebe Auslese-up
Jm Gasthofe eines fchlefifchen Ge
birgsdorfes hängt eine Tafel aus, auf
der sämmtliche Trunkenbolde, an die
Getränke nicht berobfolgt werden dür
fen, mit Namen aufgeführt sind. Der
Landratb des Kreises lehrt eines Tages
dort ein, ym sich zu überzeugen, ob die
Verordnung auch befolgt werde. Nach
längerem Aufenthalt in der Wirthsstu
be verspürt er Durst und bestellt ein
Glas Bier, erhält aber von dem Wirth
zur Antwort: ,,Daraus wird freilich
nifchtl B tritt mer leid, her-r Linide
aber ich darf anen kein Bier nich ein
fchenien.« »Warum denni« »Weil
Sie halt auch auf der Seiferlifte sie
bent« erwidert der Wirth, indem et auf
die an derWand hängend-e Tafel zeigt
Arntiiche Bekanntmachung.
Den nachstehend Benannten dürfen
Getränke nicht verobfolgt werden:
Schneider Jofef Rubrik-,
Bbttcher Karl Siiffel,
Schmiede-geer Smil Pichler,
ritulein Panla Timpelz
cht Fridolin GlueleL
--------------------
Der ibnigliche Landrath
—
Tante sonni- Illincheru
Von Paul Bonhomnrr.
Chrisostomus Picavd, Vieevorsieher
des Präsidialbureaus des Ministeri
ums, bezog ein sehr anständiges Ge
halt und verdiente genug, um seine;
übrigens mehr als bescheidenen Bes
diirsnisse bestreiten zu können, in Be
zug auf das Kapitel «Ausgabenconto'«
aber war er bon einer geradezu exces
siven Genauigkeit, und der Posten
»unvorhergesehene Ausgaben« exisiirte
gar nicht für ihn, von «unnöthigen«
Ausgaben gar nicht zu reden. So ver
langte er beispielsweise von seiner
Frau, daß sie selbst koche.
»Kannst Du kochen?« fragte en
»Ja? Nun gut. Da Du kochen kannst,
und wir ganz gewiß nicht zwei Kö
chinnen brauchen, so brauchen wir gar
keine Köchin.« Und außerdem ver
langte er, daß seine Frau mit den 800
Francs Hausgeld, die er ibr an jedem
Ersten gab, absolut austornmr. Nach
tragscredite aber wurden absolut nicht
bewilligt.
Schließlich waren für zwei Perso
nen 300 Franks auch wirklich genug.
Leider aber hatte herr Pirard die üble
Gewohnheit, so oft es ging und, wie
Frau Pirard im Stillen sich sagte, so
oft es auch nicht ging, seine Freunde
»zu einem Löffel Suppe« oder einem
Glase Wein einzuladen und, da er aus
Princip leinen Zuschuß gab, so kann
sich Jeder vorstellen, in welche Verle
genheit Frau Picard häufig ge enEnde
des Monats kam, wo sie o t nicht
wußte, wie aus und wie ein, denn
Schulden . . . ! Um Gotteswillen, das
hätte noch gefehlt! Nein, daran wagte
Frau Picard gar nicht zu denken, ge
schweige denn, sie zu machen.
Kein Wunder, daß die gute Frau
manch böse Stunde des Kampfes und
des Kopszerbrechens hatte, denn trotz
all-n Refeckmenä nnd twb aller An
strengungen, dein Hause aEhre zu ma
chen« und dabei doch ihr Bud et nicht
zu überschreiten, tarn es doch ier und
da vor, daß sie gegen Ende des Mo
nats ohne einen Pfennig dastand, so
daß sie sich wohl oder iibel entschließen
mußte, wenn dieSituation gar zu ver
zweifelt wurde, eine gute alte Tante
in der Normandie urn Hilfe aus der
Noth anzuflehen.
Ein Briefchen genügte, und die gute
Tante Nanni schickte sofort das nö
thige Geld. Aber wie?
Herr Picard durfte bei Leibe nichts
davon wissen. Als liebevoller Gatte
öffnete er stets alle Briefe, die an Ma
dame Picard ankamen. hätte er nun
die blauen Scheine gesehen, dann wehe!
Dann —- hätte er sie zwar nicht an
Tante Nanni zurückgeschiclt, nein, aber
dont nächsten Monatsgelde der Ma
dame Picard hätte er sie sicherlich ab
gezogen.
Da kam Tante Nanni auf eine gran
diose Jdee. Sobald der Hilferuf ihrer
Nichte erscholl, liesz die gute alte Dame
einem Hälmchen den Kragen umdre
hen, ließ es rupfen und putzen und
vollkommen bratgerecht zurichten, so
dasz es einfach nun, wie es da war, auf
den Soieß zu kommen brauchte. Jn
der Höhlung des Hühnchens versteckte
die gute Taute, als kostbare Füllung,
den oder die blauen Scheine, in graues
Löschpapier noch recht sorgfältig einge
wickelt. Dann wurde die Leibesöff
nung des appetitlich daliegendenHiihm
chens noch mit einem Stück Butter ver
stopft und —- der Braten konnte den
Weg nach Paris wandern, um dort
seine doppelte Mission »Du helfen und
zu schmecken« auch recht zu erfüllen.
Dein Hühnchen aber lag stets ein
Brief bei: »Liebe Nichte! Das Huhn
brauchst Du blos an den Spieß zu
stecken und zu braten. Jch habe schon
ein Stück Butter hinein gethan, und
gepfeffert und gesalzen ist es auch.«
« Sobald der- Zussß stand:L »gepses-«
Icsc UUU gcsusocu lsc II III-,- WH«
wußte Madame Picard schon, woran
sie war: dann war das Geld da, das
langersehnte Geld, das das Loch in
Madame Picards Beutel stopfen sollte
Mit einem Seufzer der Erleichterung
nahm sie dann das Hühnchen im Bei
sein Picardö aus dem Korbe heraus
und Herr Pieard mußte stets das
prächtige Hälmchen bewundern, ohne
von dessen tostbarem Inhalte etwas zu
ahnen.
Jch weiß nicht, wie es kam, waren
es die Osterfeiertage, welche an Ma
dame Picard solche Anforderungen ge-«
stellt hatten, oder was anderes, turz,
am 20. April hatte Madame Pirard
wieder lein Geld mehr und gerade an
dem Tage sündigte Monsieur Picard
ihr an, daß morgen Abend einige
Freunde »aus einen Bissen Brod« zu
ihm kommen würden. »Mache Dir
Ehre,« sagte »er. ’«Jch weiß ja, dasz
Du das veostehst.« Und dann stellte
er selber das Menu zusammen, aus
welchem »der Bissen Brod« bestehen
sollte: Austern, kaltes Hahn, Gänse
eberpasteten, Fleischpasteten, Aus
- itt etc. etc.
»Wir sind ja erst am Anfang der
zweiten hälste des Monats,.« sehte er
dann noch hinzu, »der weiß ich ja, daß
Dir das eine Kleinigkeit iss.«
Die gute Frau sagte«iein Wort.
Mai aber war Monsieur- Pieard fort,
sejte sie sich hin nnd schrieb Tante
Ranni einen Brief, »mit Eilboten zu
bestellen«, nnd als Tante Ranni das
Schreiben bekam, da wurde in aller
Getqu ein hübschen gewptt
nnd . . . . siehe oben.
Tros aller Eile, Jnit welcher Tante
Amt aber das hühnchen abgeschickt
Eite, kam et aber doch erst Abends,
rz voo Beginn des Abendbrotes an.
Lin demselben Augenblick aber. da der
W
Posibote das Hitbnchen iibsetbrachte,
trat, o Tücke des Schicksals, auch there
Pirard itber die Schwelle.
»Sieh doch, sieh dacht« rief er, »was
Tante Nanni Dir schickt! Jch wette, ei
ist ein huhn.«
Madame Pieard konnte nicht umhin,
Erstaunen zu »beucheln.
»Ab! Die gute Tantel« dies sie
sreudestrahlend aug, »und wirklich, das
hätte ich nun nicht erwartet!« setzte sie
hinzu.
Dann nahm sie schnell den Korb zur
Band und ging ganz erregt damit in
die Küche. Sie hatte den gewöhnlichen
Begleitbries noch nicht gesehen und war
neugierig, zu wissen, wieviel Tante
Nanni geschickt hatte.
herr Picard aber-, der sich beeilt
hatte, den Postboten abzusertigen, kam
leich nach und »nicht schneiden, nicht
chneiden,« ries er. »Es ist schade um
den schönen Bindfaden! Gieb her.«
»Aber Picard. . .«
fGieb her, sag ich, ich knote ihn
au .'·
Und langsam, so iangsany daß es
Madame Plcard eine Ewigkeit düntte,
tnotete er den Bindfaden auf. Dann
endlich össnete er den Korb und zog
das Hühnchen beraus.
»Wie schsn es ist!« vief er aus.
»Wie fett, wie. . . .«
»Ja, Männchen, wunderbar, aber
jetzt gieb ber.«
»Sieh nur den schönen Kam-n an.«
»Ja doch, ja, sehr schön, sehr... .«
zappelte Frau Picavd, die ganz wo
anders hin, als nach dem Kamme des
Hühnchens sehen wollte.
»Wind sich«’s aber auch bis Sonntag
halten?" fragte Herr Picard
»Warum bis Sonntag? Du erwar
test doch Deine Freunde heute zum
Abendbrod?«
»Wieso? Das Abendbrot ist doch
fertig? Hast Du denn heute teinHuhn
-.-I«--ICO«
,.........
»Ich —- ich — ich hatte keine Zeit
und dann — eine Ahnung —"
»Aber es kann ja nicht mehr gar
werden. . . .«
»O doch, gieb es nur her. Wenn wir
es gleich an's Feuer thun.«
»Aber es wird dann nicht kalt fein.«
»Auch das. Nur darf keine Zeit
verloren werden. So gieb doch her.«
Und kaum hatte sie das huhn in der
Hand, als sie jenen Theil instinctib in
die höhe ihrer Augen brachte, in dem
das Geld versteckt sein mußte.
»Was thust Du denn2« fragte Mon
sieur Picard. »Du riechst Ia dran?
Glziubst Du denn, daß es nicht frisch
ist «
»Nein —- ja —- aus —- aus Vor
sicht," siammelte das Weibchen, das
ihren hertn Gemahl gerne dorthin ge
wünscht hätte, wohin man seinenMann
eigentlich nie wünschen sollte.
»Also schnell, schnell an den Spieß, «
sagie er.
Frau Picard siieg auf einen Stuhl,
um den Spieß hetahzunehmen. Da
bei petlten ihr die Schweißtropfen nur
so auf der Stirn, denn die Situation
war ja fürchterlich.
Wenn sie das Huhn vor ihrem
Manne aufspießen mußte, wenn .....
Jhr schwindelte.
»Aber zieh Dich doch aus, Männ
chen,« sagte sie. »Geh doch ich..
»Störe ich Dich vielleicht?«
»Nein doch, aber. . .«
»Na also, ich will Dir sogar helfen.
Jch will das Hahn felbev an den Spiesz
sieckenf
»Du?!« rief sie erschreckt.
»Nun gewiß. Du thust ja so, als
ob Du glaubtest, ich kanns nicht. «
Jn diesem Augenblick ilingelte es.
--.. m----h -ä-- I-: du«-.- M-IÄ s
san-s pure-u- HIUH qe uuuuuu von Y
Dant. Schnell die Butter fort, schnell
Aber nein, da trat auch schon herr Pi
card wieder ein. Schnell also die
Butter wieder hinein.
Ein Brief von Tante Nanni.
»Liebe Theuret Anbei ein huhw Dos
sentlich schmeckt5. Du brauchst es nur,
wie es da ist, an den Spieß zu stecken.
Es ist heute sogar doppelt gepsessert
und gesalzen.«
»Ach die gute, gute Tante!« ries
Mddarne Picard und eilte zu dem
huhsh das sie in ihrer Freude beinahe
geküßt hätte.
herrPicard sah sie ganz verdußt an.
»Ihr Frauen seid doch verrückt. Jeßt
sreust Du Dich. weil sie das huhn ver
salzen und überpsessert hat« Wir
werdens ja kaum essen können. Ra
einerlei. Gieb her.« Und er nahm es
und —- Madarne Picard stieß einen
Schrei aus —- und — steckte es an den
Spieß, den er sogleich über’s Feuer
stellte.
»So, und jetzt sieh ich mich uni.'«
Kaum war er dvaußen, stürzte Ma
dame Pieard aus das Huhn, riß es
vom Spieße und — zog das blaue
Packpapier mit den blauen Scheinen
aus dem huhnr. Zitternd schob sie
das Geld in die Tasche, zitternd das
Zahn wieder an den pieß. Dem
elde war, von einigen tslecken ab
gesehen nichts geschehen
’ Herr Pieard aber tarn im selben
Augenblick wieder.
«Donnerwetter,« ries er, »Du hast
ja das buhn wieder her-abgenom
men!"
»Es —- es war aus einer Seite zu
schwer —- ej —«
«Soi Nein, nein, Du wolltest wie
der nur zeigen,.daß ich ei nicht kann.
Aber ich will es an den Spieß thun,
ich. Jch will doch zeigen, wer here im
hause ist." Und wieder riß er das
huhn vom Spieß und wieder spießte
er es aus. «So.« sagte er, »und ießt
bleibe ich dabei, bis es gar ist.«
·Abev Männchen,« hab’ ich denn je
aewollt. daß Du nicht da bleibst.«
i
kgte Madame Pieard in ihrem süße
en Tone und.
So sind sie eben, unsere lieben
Frauen, so find sie!
444
f
see Effekt der Gragiidim
Von Richard D’Rontvy.
Jn der Cornådie Gauloise fanden
die Proben zu der großen
fünfaetigen Tragödie in Ver
sen ,,V eilest-ins Mocletinuus« aus
der Feder des ausgezeichneten Dichters
Palamdde Razov statt. Das Stück
; spielte im dritten Jahrhundert unserer
- Zeitrechnung,
demnach in einer so
wüsten und grausamen Welt, daß es
beinahe modern genannt werden
konnte. Man lernte ferner in dem
Stücke nicht blos einige schöne Verse
kennen, sondern auch echte numidische
Elephanten, Löwen, erste Christen,
deren Knochen man im Cirrus krachen
hörte, eine ganze Welt von Leglonären
und Freigelassenen mit Costümen, ge
zeichnet von Burdini. Schließlich gab
es in dem Stücke die Rolle der Vateria,
der zum rechten Glauben bekehrten
Courtisane, welcher dev verruchte Kai
ser die Augen ausstechen läßt: eine
Rolle, die von unserer berühmten Tra
gödin Liona gespielt werden sollte
Der Soussleur stat in seinem Loche.
« An einem Tischchen im Bordergrunde
f
!
!
l
saßen der Autor Palarndde und Di-»
rectoo Bravanne während sich bei dem
zweifelhaften Lichte zweier Lampen,
die von den Sossiten herabhingen,
Liona in einer aus-geschnittenen Sam
metrobe und mit einem schwarzen Fe
detnhute zu Füßen eines Herrn in
grauem Gewande bewegte, der kein
Anderer war, als der große Bavbon
der Darsteller des Diocletian. Und
Liona heulte mit aroßen Gesten
i
)
)
i
»O Deine Stirn ist finster, voller
Drohung,
Auf dieser düstern weilt die Freude
nicht!
Jm Auge glüht Dir ein geheimes
Feuer-—
Ein ungestillier Durst nach heißem
lut
Plötzlich erhob sich Bravanne von
seinem Sitze, und indem er sich mit
start ausgesprochener übler Laune der
Gruppe näherte, rief er, das rauschende
Manuscnipt schüttelnd:
Rinden Jhr habt diese Scene
genial gespielt . » aber das muß an
ders werden!'«
»Anders,« beitiiftigte
grunde Palamüde Razov.
»Steckt etwas dahinter?«
Barbon.
»Was fehlt denni«' rief Liona, in
dem sie sich mit einem Faustschlag den
Hut zurechtriicitr.
»Bist Allem hört man die Knochen
der Märtyrer in der Coulisse nicht ge
horig krachen: das geht Merizier an.
Was aber Dich betrifft, so hast Du
nicht den Schrei einer Frau, der man
die Augen aussiicht.«
»Wie? Schreie ich nicht genug?«
»Ach ja, aus voller Kehle! Aber es
hat nicht den Ton. Wir müßten da
von den Eindruck einer entsetzlichen
Marter bekommen: Du aber schreist,
als hättest Du Dir mit Deiner Chora
lade den Mund verbrannt. Was Sie
anbelangt, Meriin: wenn Sie nicht
etwas finden, was besser die Knochen,
die krachen, imitirt, so müßte ich Ihnen
zu meinem großen Bedauern Jhre
Stelle entziehen. Meine herrschastem
die Probe ist aus. Morgen, um ein
Viertel aus Zwei. fiir den dritten Aet.«
Die Pensioniire dep Eomeidie Gau
loise, seit vier Stunden in die Couliss
sen gebannt, die so kalt und finster wa
O-fl4- I--I-— k- III-O
im Hinter
fragte
--- s-: .- -8
sks IUIG Ists Ist-Ost ssssssssss
Wonne hinaus, um die frische Lu t der
Boulevardz zu athmen. Merizier
schritt nachdenklich dahin, indem er sich
mit den händen den Kopf hielt, und
Liona sprang in ihren Wagen, der
rasch den Weg zu ihrem Privathotel
nahm, Avenue du BoiödesBoulognr.
»Bravanne glaubt, daß das so leicht
ist!'« sprach sie ärgerlich vor sich hin.
»,.Woher soll ich wissen, was man em
pfindet, wenn Einem die Augen aus
gestochen werden? Jn «Michael Stro
gosf" hat doch derActeur etwau hinein
zulegenl »Für Gott! Für den Zarenl
Fiir der Vaterland!’ Jch aber habe
nur einen Schrei. einen großen Schrei,
und das ist Alles! Sehen wir einmal,
was vorher zu sagen ist!«
Sie suchte in ihrev Rolle nach die in
schöner Nundschriit copirt war, und
indem sie sich manchmal in dem tleinen
Spiegel des Wagens betrachtete, verla
mirte sie:
»O hüte Dich! Denn aus der Wunde
mein
Ergießt Dich einst eidn dFlutstrom über
O hiite Dich! GarRtlriigerisch ist der
Aus Deinem höchsten Siege wird er
Auch Deine tiefste Niedeurlagel —- —«
»Nein,« sagte sie entmuthigt: «a
das giebt mir nicht meinen Schrei.'«ll
Sie langte in ihrem Hotel Avenue
du Boizs Ile-Boulogne an, und nachdem
sie ihrer Zose geläutet, damit ihr die
selbe beim Ablegen des Straßenlleidei
helfe, verletzte sie ihv unter einem nich
tiaen Vorwande eine Ohrfeige. Das
Kammermädchen stieß einen kleinen
Schmerzenslchrei aus —- dat war aber
durchaus nicht das gesuchte Geheul.
Immer miirrilcherer Laune begab sich
die Schauspieleoin m ihren Wintergav
ten, um lich gut ihr stolzes Sopha hin
zustrecken, und da ver rub sie sich in
die stillen, in Brocat, tlas und Pe
f luche. Sie rief den englischen Grimm
Find da ·er nicht rasch enug herbeikam,
I zog »Die ihn empfindli bei den Ohren.
g, Uorii« ächzte der kleine Mann
präsumt- » t
Mit diescm dritis Schwur war
auch nichts zu ma ent Was thunt
Die grosze Tragödtn konnte Mk DIE
außerordentlichen Bezüge, die sie klika
Dienerschaft einräumt-, damit sie ihoe
Launen willig ertrage, die Leute doch
nicht der Tortur unterwerfen! Plötz
lich, während ihr Blick zwischen den
exotischen Pflanzen des Wintergartens
umherivrte, bemerlte sie i ren Affen
Reluslo, der unter den s rerllichsten
Grimassen, so sehr er nur konnte, an
seiner Kette zog, um sich dem Kaladu
nähern zu können. Dieser hockte aus
seiner Stange und betrachtete - den
Affen mit erschrockenen, runden Augen
— der Schopf sträubte sich dem Vogel
förmlich zu Berge.
»Schau, schau,« sagte Liona vor sich
gin: »da ließe sich vielleicht etwas ma
en.«
Und dann befreite sie ruhig und mit
einem grausamen Lächeln —- o dieses
Lächeln! — Nelusto, vergrub sich wie
der zwischen die Kissen ihres Sophas
und wartete. Sobald sich deoA fe
frei fühlte, machte er einige Lu t
spriinge, dann näherte er sich init der
allergrößten Vorsicht auf allen Vieren
dem Katadu. Mit einem Satze war er
auf der Stange des Vogels und machte
es sich an der Seite des Aevmsten be
quem, welcher durch einen Ring am
Fuße festgehalten war, nicht entfliehen
konnte und den Affen mit immer er
fchrocleneren Blicken, immer entsetzter
gesträubtem Schopfe betrachtete.
Neluslo hatte seine Jdee. Er be
trachtete einen Augenblick seinen Nach
barn, indem ev seine Zähne in einem
diaboiischen Grinsen zeigte, dann
näherte er seine langen behaarten Fin
ger dem weiß-rosigen Schopfe des Vo
aels und riß eine Feder heraus, die er
i
H» .
mit Vergnügen zernagtr. Der Kaladu
stieß einen ohrenzeoreißenden Schrei
aus, den sonoren, prachtvollen Kehlton
eines Papageig in Todesängstern »
»Welcher schöne Tonl« rief die Tra
gödin aus. »O, wenn ich ihn nach
ahmen lönntel«
Der Affe setzte seine Tortur er
barnnungslos fort, indem er langsam,
wie ein Gourmand, nach einander die
Federn aus dem Schopse des Kaladug
zog, bis der Kopf desselben ganz lahl
war, während der unglückliche Kaladu
vor Schmerz und Furcht heulte und
seine Klagetöne ausstieß, wahre Trom
petenstiisze, die im ganzen hause wider
hallten. -
Und aufmerksam, mit lechzenden
Augen und durstigem Ohr, den stops
horchend vorgebengt, lag Liona zwi
schen ihren Kissen, lauschte dem Klang
der Schmerzensschreie und bemühte
sich, sie so treu und genau wie möglich
wiederzugeben. Schließlich gab es ei
nen so dringenden, furchtbaren Schrei
der Ver weislung, daß die Tragödin
triump irend ausrief:
»Das ist’s! Jch habe meinen Ef
fert!«
Dreimal wiederholte sie den Schrei
vor dei- Nase Nelustoö, der nun selbst
erschrocken davonlief und sich hinter
den Palmen verborg- ·;
Und am nächsten Tag bei der Probe,
als man zu der bewußten Stelle lam,
schloß der Dichter Anton Palami-de
Raon Liona weinend in seine Arme
und rief:
»Das ist wunderbar! Das ist
genial! Es löust mir noch lalt über
den Rücken. Sie werden sehen —- ganz
Paris wird herbeistiirzen, diesenSchrei
zu hören!«
Jm selben Aufenblicke l»Er-te man
hinter den Coul ssen ein entsehliches
Krachen.
»Herr Direriok,« sagte Medizier be
scheiden, indem er die Bühne betrat,
»ich glaube, ich habe das Nichtige ge
funden. Urn das Krachen der Kno
chen zu imiiiren, wenn die Christen
von den Zähnen der wilden Thiere zer
rissen werden, zeviriimmere ich leere
Cigarreanshieln. Was sagen Sie
dazw«
»Bravo. Meriziekl Bravo!« rief
der Director. »Auch Sie hatten einen
großariigen Einfall. Jetzt wird un
ieoe Mart rerseene ungeheuren Effekt
machen! eh möchstie etwas für Sie
thun, lieber Freund . . . Welche Rolle
haben Sie im »Dioeleiian?«
»Ich stelle den numidilchen Elepham
ten zur hälste dar —- ich mache die
hinterfüße.«
»Wohlan! Jch lasse Sie avanci
ren!«
»Mir Herr Director, so viel Güte..«
»Ja, von morgen ab werden Sie die
Vorderfüße des Elephanten machen!«
fff
Der Jäseez
Mauer himmel wölhi sich nieder
Aus die reifen Ernteselder,
ifihornklänge hören wieder
ll die tiefen Buchenwälder. «
Wo die weichen Wälder dunkeln
Naht sich's gut nach kühnem Jugen, —
Zäger. sich', zwei Augen funkeln,
ie sich an Dich selber wagen. . . .
Buchwaldraulchen, Märchensinnen,
xchen hat Dein Derz gestohlen;
ie Gefährten sind von hinnen, —
Mußt et Dir schon selber holen.
4Christian Flüssen.
—- Nichi so leicht. »Sie
haben es leicht, als Offizier zu einer
carlie zu iommenl« »Leichi? Jeh
bitte Sie! Bis man sich da überall et
lundigi hal, wo das Meiste sitt«