Sonntags - Platt. J. P. Windolph, Herausgehen WBeilage des ,,Anzeiger uthd Herold« — « Grund Island, Ncbt., dcn M. Juni 1897. — No. 41, Jahrgang 17. I Diana. Von M. Camillih Nun waren sie schließlich in ihrem Heim angekommen. Was das doch für eine Freude ist, so einen eigenen kleinen haushalt zu haben. Käthe empfand das doppelt, weil sie eine Waise war und nie auf ein solches Glück hatte rechnen können, wie es ihr jetzt in so überreichem Maße zu Theil ward. Paul war groß und stattlich. Dabei hielt er seine schlanke, mustulöse Ge stalt ohne jede Anstrengung letzen gerade. Aber das schönste war doch an ihm sein schmucker, blonder Schnurrhart, und das allerschönste seine tiefblauen , Augen, in die sie niemals, ohne zu er röthen, hineinzusehen vermochte. »Wenn Du mir heute die Freude machen wolltest, daheim an meiner Seite zu bleiben.« Sie suchte allen Liebrei , der ihr eigen war und für den er ich keines wegs als unzugänglich gezeigt hatte, in diese Worte hineinzulegen. Nun glaubte sie ihrer Sache sicher zu sein und sah ihn glückselig, fast triumphi rend an. Aber zwischen den sonst so milden und freundlichen Augen von Paul zeigte sich heute eine Falte. So hatte sie ihn noch nie gesehen während ihres kurzen Ehegliicks; sie begann jetzt ge linde zu bezweifeln, daß er ihre Bitte erfüllen wurde. »Es ist nicht möglich, mein Schatz,« sagte er denn auch, ihr mit ernster Miene iiber die Wange streichend. »Heute geht es aus den Hirsch. Das ist die vornehmste Beute, der sich ein Jäger zu erfreuen vermag. Einen schö neren Abend und eine schönere Nacht als die kommende tann man sich dazu nicht wünschen.« d Sie senkte betrübt den Blick zu Bo en Ein tiefer Seufzer verrieth die Em gfindungem welche sie in ihrem Innern arg. Darm schien ein neuer, glücklicher Gedanke in ihr aufzuleuchten. »Ich werde Dich begleiten, Paul!« Es lag etwas eigenthiimlich Rüh rendes in dem Klange ihrer Stimme. Und doch war die Antwort wieder um ablehnend: , »Auch das geht nicht, mein liebes Käthchm Die abgelegene Schutzhiitte ist fast eine Meile weit entfernt. Da kannst Du unmöglich bis zum Morgen bleiben." . Nun war es aus mit dem Bitten. Nicht lange und Paul nahm die Büchse über die Schulter, schritt über den kleinen Hof der Oberförsterei und verschwand im Hochwalde, auf den be reits die ersten Schatten des Herbst abends sich herabzusenken begannen. Jhre Blicke folgten ihm, bis er den selben böllig entschwunden war. Dann starrte sie einen Augenblick wie abwe send vor sich hin: es war die erste leise Disharmonie in ihrem jungen Ehe gliick. Wie leicht konnte aus diesem »ein Wenig« eine dunkle Niesenwelle erstehen, die ihren ganzen süßen Lie bestraum mit einem einzigen Schlage zu zerstören vermochte. »Das Glück ist gar wandelbar,« hatte die Taute, welche sie erzog, so oft esagt. »Ich könnte Dir manch’ ein åtiickchen davon erzählen.« Jetzt erst empfand sie es, daß sie in einem viele Meilen weiten, endlosen Walde wohnten Ein Gefühl der Unruhe bemächtigte sich ihrer. Sie fuhr zusammen. Es überlief sie eisig kalt. Hätte sie sich doch noch einmal mit ihrer Bitte hervorgewagt. Vielleicht würde Paul ihr schließlich doch Gehör gegeben haben. Sie strich, wie aus einem Traum erwachend, unsicher mit der Hand über das lange, wellige Haar. Dann eilte sie in die Wirthfchaftsräume und fchaffte und wirkte ohne Aufhören herum, um auf andere Gedanken zu kommen und die finfteren Schatten, die ihr zu folgen schienen, zu fliehen. Wenn sie ihm doch nur noch einmal recht ihre Liebe hätte beweifen können. Wie gern würde sie ihr ganzes Sein fiir den geliebten Mann hingegeben haben. Das Mädchen, welches ihre große Unruhe bemerkte, fah die herrin ver ftohlen von der Seite an. « Mithe fühlte fich beobachtet. Sie eilte in ihr Zimmer, um mit ihren Ge- « danken allein zu fein, legte ein paar Bücher ihres Mannes in den Schrank « und nahm fein Notizbuch zur Hand. Flüchttg bliitterte fie in demfelben. Da ftand ihr Name und ein süßer, lieber Vers darunter. Sie lachte, weinte, warf Alles bei seite nnd lief eilends hinaus in's Freie. Ja, da drinnen war es u enge. Die tiihle herbftluft würde ihr wohl thun. Dennoch trat sie gleich darauf, den kleinen lecken Jagerhut mit der Reiberfeder auf dem Kopfe, in die« Stallungem um zu sehen —- zu fragen —- anzuordnen ——. Sie wußte selbsi nicht was. Nun kam sie wiederum auf den Hof. Da fiel ihr Blick auf Diana, die große braune Hündin, die an der Kette zwi schen ihren jungen Hündchen lag. Die Kleinen waren eigentlich der mütterlichen Obhut entwachsen. Sie spielten mit einigen größeren Hasen inochen und inapperten bereits wohlge muth an denselben herum. Diana sah wie flehend zu der jun gen Herrin empor. Eine arme Gefan gene inmitten dieser schönen, herbst lichen Natur, die Bäume und Sträu cher mit lieblichen bunten Farben schmückt, so sprach es aus den Aung des klugen Thieres, das so dringend um Befreiung von der drückenden Fessel bat. Käthe verstand das arme Geschöpf· Sie trat zu ihm heran und streichelie sein brauner-, glattes Fell. Dianas Sprossen ließen die Hasen inochen einen Augenblick wohlverwahrt unter ihren Pfötchen ruhen und sahen, die Köpfe hin und her drehend, halb belustigt auf den neuen Ankömmling hin. »Du gute, liebe Alte,« sagte Käihe, während die Hündin näher an sie her aniroch, auch durch ein leises Winseln nochmals ihr Bittgesuch in Erinne rung zu bringen suchte. Die junge Qberförsterin konnte einer solchen stummen und doch so beredten Sprache der treuen Gefährtin ihres Mannes nicht widerstehen. Diana kam ihr dabei entgegen. Der Hund suchte an der Herrin empor zu klettern. Käthe fuhr mit der Hand über das freund liche braune Gesicht. Sie löste das Halsband. Die Kette fiel llirrend zu Boden s Diana machte vor Vergnügen ein paar tolle Sprünge, schnupperte einen l Moment an ihren Kleinen herum, wie , um Abschied zu nehmen. Dann ging es mit riesenhaften Sätzen unter lau tem Getliisse über den Hof hin. Genau dort, wo der Oherförster vor fast zwei Stunden den Wald betreten » hatte, verschwand auch die Hündin in » demselben. Käthe stand einen Augen ’ blick wie versteinert da. Ein Jägerbursche ihres Mannes trat eilig aus der Thüre eines Seiten gebäudes heraus. Er hatte den Lärm vernommen, den der Hund machte, als er soeben von dannen lies. »Oh, nun wird es schlimm werden, gnädige Frau,« ries er einigermaßen von dem Geschehenen in Erregung ver setzt. »Der Herr Oberförster hatte mir auf das Strengste anbesohlen, den Hund zu überwachen und ihn unter keinen Umständen von der Kette los kommen zu lassen. Jetzt ist die Hirschjagd für unseren Herrn vorbei, denn Diana läßt sich hier nicht mehr einsaugen. Sie solgt der Spur des Herrn Oberförsters un mittelbar und verscheucht sicherlich das Rothwild. Sie ist ein ungezogener und manch mal auch sehr bösartiger Hund« »Oh, mein Gott, was habe ich ge than!« ries die junge Frau. Ganz gewiß war das der Anfang von ernsten häuslichen Mißhelligleiten. Dem Jägerburschen that seine Her rin leid, da er sie so bewegt sah. Nach kurzem Ueberlegen erbot er sich, nach dem hirschstande zu eilen, um mögli cherweise die Hündin von dort zurück zu holen und dadurch eventuell dem Herrn Dortforsler vie weitere Juge- zu ermöglichen. Käthe war gewiß einverstanden mit diesem Vorschlage. Arn liebsten wäre sie freilich selbst zu ihrem Manne ge eilt, um ihn über den fatalen Zwischen sall zu beruhigen. Aber hiermit hätte sie nochmals, und zwar nun bewußt, gegen seinen ausdrücklichen Wunsch ge handelt So holte denn Fritz Ulrich schleu nigst seine Waffen und folgte flüchti gen Fußes seinem Herrn und dem Hunde nach. — I Der Oberfiirster Paul Vollmann war mit innigem Behagen in den herbstlich geschmückten Wald eingetre ten. Welche Abwechslung bot sich jetzt dem Auge dar! Auch in seinem Leben war nach der jahrelangen Monotonie ein lieblicher Wechsel eingetreten. CI war nicht wahr gewesen, was ihm start pessimistisch angehauchte, im Junggesellenthum vertnöcherteFreunde und Bekannte hatten weiß machen wollen. Frauenliebe und echte. reine Minne waren doch noch immer reich be glüclende Kräfte, die über die trübe Alltiiglichteit und den Egoismus des äunggesellenthums hinaus Herz und inne erquickten und dem Leben einen neuen, unvergleichlichen Reiz zu geben wußten. Nach einer Weile führte ein schmaler Pfad über eine Waldwiese hin, deren lang hingezogener äußerster Zipfel sich in der heraus-ziehenden Dämmerung zwischen vuntlen Kiefern fast dem Blicke entzog. Der Oberförfter blieb einen Augen blick stehen. Ja dort in der Ecke war es gewesen. Ein paar Schritte vom Wiesentande entfernt, im Schatten, hatte er gestan den und dem Rothwild gelaufcht, das hier unten nach dem Thale zu vor überzog. Und dann —- noch im vori gen Frühjahr konnte man es genau eriennen, wie die Kugel, die für ihn bestimmt gewesen, einen starkenStamm gestreift hatte. Nun waren zwei Jahre vergangen. Der schwarze Jochen mußte es hinter Schloß und Riegel bitter büßen. Der arme Wicht! Wenn er auch in der Aufregung schwur, er wolle es ihm noch vergelten, zu bedauern blieb er darum doch. Wer wußte es zu sagen, welche traurigen Verhältnisse ihn auf diese abschüssige Bahn brachten? Jetzt mußte übrigens seine Schmer zenszeit beendet fein. Das war ihm zu gönnen. Für eine freie Natur ist der Kerker mehr als ein Grab. Der Oberförster war weiter ge schritten. Eine niedere Tannenscho nung schloß ihn ein. Es war ein war mer Herbsttag gewesen. Der aromati sche harzige Duft stieg in der Däm merstunde doppelt erquickend aus dem Dickicht herauf. Da raschelte es vor ihm in niederem Gestrüpp. Er lauschte einen Augenblick. Ein Hase lief, wie aufgefcheuchi, quer über den Weg. Der Oberförster Volkmann huldigte nicht dem Aberglauben, den man unter den Grünröcken so viel verbreitet fin det. Aber merkwürdia war es doch auch damals, wie er jenes Nencontre mit dem schwarzen Jochen hatte, huschte zuvor ein Häschen warnend über den Weg. Er dachte an Käthe. Wann er sie wiedersehen würde? Ob vor Mitter nacht? Oder gegen Morgen erst? Oder —- Ein trüber Gedanke durchzog seinen Kopf. Er hatte Mühe, ihn zu verscheuchen. Nach etwa einer Stunde ward die Wildhiitte erreicht. Der Oberförster nahm eine Streich-« hölzerschachtel zur Hand, machte Licht und unterzog das Jnnere des einfa chen, aus Tannenstämrnen zusammen geschlagenen Häuschens einer eingehen den Revision. Nichts Auffallendes war zu bewer ken. Sodann untersuchte er nochmals die Büchse, sicherte dieselbe, löschte das Licht aus und stieg eine kleine rohe Treppe empor, die oben in einein Loche ini Dache mit einein Sitzplatze endete. Nur der Kopf ragte bei einer geducks ten Stellung über das abgeschrägte Dach hervor. Das war ein vortrefflicher »Aus guck«. Wenige Schritte von der Hütte ent fernt, verlor sich der Wald mehr und mehr, indem niedere kleine Tannen kufseln sich vereinzelt nach einer sanft ansteigenden Berghalde zu verliefen. Drüben, etwas höher gelegen, zog die Lisiere des Hochwoldes in einer Ent fernung von wenigen hundert Metern vorüber. Gerade wie der Obersörfter oben an langte und zum ersten Male feineBlicke sich spähend hinauswandten trat der Mond hinter einer Anhöhe über den dunklen Winseln des Hochwaldeg her vor. Der Wald sah bei dem arellen Lichte fast noch finsterer aus, während die sich vor ihm ausbreitende freie Fläche umso schärfer abgegrenzt und erhellt ward· Es regte sich kein Lüftchen. Die ge fiederten Tagessänger schienen zur Ruhe gegangen. Nur aus der Ferne wurde die lautlose Stille durch das Nöhren eines Hirsches von Zeit zu Zeit unterbrochen. Dann war es wieder Todtenstille· Nach einer Weile ließ sich in der Nähe der Wildhiitte der Ruf eines Käuzchens vernehmen. Der Oberförster wandte feinen Kopf dorthin, von woher der Ruf vernehm bar geworden. Seine Augen schweisten über ein langes Wildgestell, das sich in fast direkter Richtung aus die Hütte hinzog. Dann hefteten sie sich, wie durchbohrend, aus das finstere Dunkel der rechten seitlichen Einsassung dieser langen Waldschneise. Allein es war vor der hand nichts wahrnehmbar. Der stille Beobachter dort oben lauschte mit vorgebeugtem Kopfe, das eine Ohr etwas höher und oorgeneigt haltend, um jeden leisesten Laut als bald schars mit dein Gehör aufzufas sen. ,,Horch!« Das war die Antwort. Der Widerruf eines zweiten Käuz chens. Der Oberförster Paul Voltmann hatte ein sehr scharfes Ohr. Er ver stand sich auch vortrefflich darauf, die Vogelstirnmen nachzuahmen. deswean kannte er die Schwierigkeiten, welche tn dieser Kunst liegen. Seine Augenbrauen zogen sich finst:r zusammen. Wie mechanisch langte die Rechte in die Brusttasche nach dem Re vvlver, um sich zu überzeugen, daß er an seiner rechten Stelle sei. Eine geraume Zeit war verstrichen. Ein paar Hasen spielten zwischen den letzten Büschen und Strunken am Rande der Berghalde. Drüben unter den großen Bäumen des Hochwaldes schienen die Schatten länger, vereinzelt auch beweglich zu werden. Etwas später konnte man deutlich Rothwild unterscheiden, das vorsichtig äugend, allmälig auf Aesung heraustrat. Das da wäre in der That ein präch tiges Bild für Käthe gewesen. Da knackte es wie von unsicherem Tritte unweit der Hütte verdächtig im Gehölz. Wie ein Blitz fuhr es dem Obersör ster durch den Sinn, ob er vorhin wohl die Thüre hinter sich verriegelt habe? Lautlos glitt er die Treppe hinab. Einen Augenblick später war er im Dunkeln an dem Eingange der Hütte angelangt. Gerade jetzt ward dieselbe von un sichtbarer Hand geöffnet. Ein Licht flammte aus« Das wilde Gesicht des schwatzen Jochen sah unmittelbar vor ihm spähend in die Hütte hinein. Die Ueberraschung war zu groß ge wesen. Sie zuckten beide zusammen. Das Licht war erloschen. »Teufel,« brüllte draußen der fin stere Geselle und griff zum Messer. Aber er prallte zurück. Der Oberför ster hatte von innen die Thüre zuge worfen, so daß Jochen sich an derselben stieß und zurücktaurnelte. Gleich daraus stürmte er mit erneu ter Gewalt gegen die Bretterthüre, de ren völliger Verschluß dem Wertheim ger nicht gelingen wollte, da irgend ein Gegenstand, der zwischen die Thüre ge kommen sein mochte, denselben verhin dern mußte. Es war ein gewaltiger Kampf mit großer Kraftanwendung von beiden Seiten. »Wie würde der Ausgang fein? Da trat einen Augenblick eine Pause ein. Draußen war es stille geworden. Dann hörte man ein heiseres Lachen, gleich daraus die Schritte eines neuen Ankömmlings. »Ergebt Euch, Obersörster, wenn Euch Euer Leben lieb ist; jetzt seid Jbr in unserer Hand,« klang es gebietend von außen her. Mit ruhiger Würde erfolgte von innen die Antwort: »Wir werden ja sehen, wer der Herr im Walde ist.« Das Wort war noch nicht verklun gen, als eine Kugel durch die Thüre schlug und dem in etwas gebückter Haltung sich befindenden Forstmanne dicht am Kopfe vorbeipfiff. Der Wilderer hatte seinen Standort in der Hütte erfahren wollen, um ihn dann um so leichter treffen zu können. Er sah nun ein, daß er von der unmit telbaren Vertheidigung der Thüre Ab stand nehmen müsse, deshalb zog er sich mit dem Gewehr im Arm in das Jnnere weiter zurück. Es war stocksinster in dedeaumr. Ein paar Minuten mochten"vergan gen sein. Da riß der Oberförster wie instinktiv die Büchse an den Kopf. Jn demselben Augenblicke trachte ein Ort-up Unter wildem Wuthgeschrei brach der eine der Wilderer in der Thiir zu sammen· Aber auch unmittelbar da rauf stürzte sich der zweite des saube ren Gelichters auf den Forstmann und umschlang ihn. Es entspann sich ein wildes Ringen, ein Kampf um Leben und Tod. Man sah sich nicht, aber umsomehr empfan den beiderseits die Gegner die Wucht ihrer Schläge, den gigantischen Druck ihrer muslulösen Arme. Lange konnte die Entscheidung nicht ausbleiben, dazu wurde von number ein mit Einsetzung alles Vermögens gestritten. —- Allmälig fühlte der Oberförster sich matter und matter werden. Seine körperlichen und gei stigen Kräfte begannen zu schwinden. Die rohe Gewalt des dunklen visit-via schien den Sieg zu behalten. Ein toller Jubelschrei des Gegners sündigte seinerseits diese Wahrneh mung an. Da dröhnte plötzlich ein wildes Ge heul durch den Wald. . .. Ein furchtbares unsichtbares Etwas fuhr in die Hütte. Gleich darauf war der Oberförster von feinem Gegner be freit, während der letztere wahnsinnige Schmerzensschreie ausstieß. ,,Hilfe, Hilfe!« rief er einigemal vom Boden her. Dazwischen hörte man die halb gurgelnden, halb bellenden Laute eines wiithend lämpfenden Hundes. Als der Oberförster einen Moment später von der Ueberanstrengung zur Besinnung gekommen, griff er nach dem Revolver, und denselben mit der einen Hand haltend. riß er mit der an deren Feuer an. Gleich daraus war feine am Feuerzeug befindliche Kerze entzündet. Der eine der Wilderer lag, vom Schusse niedergestreckt, noch wie besin nungslos in der Thüre. Den anderen suchte ein brauner Hund auf dem Bo den der Hütte zu zerfleischen. Mit großer Mühe nur vermochte der Oberförster, die wie sinnlos vor Wuth war, von ihrem Opfer abzubrin gen. Der schwarze Joch-en lag in sei nem Blute und konnte sich vor der Hand nicht mehr wehren. Gleich darauf waren beiden Wild dieben die Wafer abgenommen, auch dem schwarzen Jochen die Hände gefes selt. Die vor Jngrimm schäumende Diana ward aus der Hütte ausge sperrt. Und nun verrichtete der brave Oberförster an seinen elenden Geg nern, die ihn gemein hatten hinmorden wollen, Samariterdienste. Diana umkreiste heulend und wuth fchnaubend das Häuschen. Plötzlich wurde sie stille. Man vernahm Von draußen her Tritte. Diana begrüßte den Freund mit einem leichten Ge winsel. Gleich darauf sah das erstaunte Ge sicht von dem Jägerburschen zur Thür herein. Ein jaher Schrecken fuhr über seine fahlen Züge, wie er im Eingange an einen scheinbar leblosen Körper stieß. Aber nur noch vermehrt wurde sein Entsetzen, als er den heftig bluten den, schwarzen Jochen, über den sich der Oberförster soeben niederbeugte, mitten in der Hütte liegen sah. »Sie kommen gerade zur rechten Zeit, Ulrich,« sagte der Oberförster. »Gewiß haben Sie etwas brauchbare Leinewand am Leibe, ein Taschentuch, oder dergleichen? Wir müssen vorerst den Doktor spielen, wenn diese Beiden hier am Boden ihren Uebermuth nicht mit dem Tode büßen sollen.« »Das hätten wir verdient um Sie, Herr Oberförster,« fiel ächzend der Schwarze ein, dem nun der Großmuth des Oberförsters gegenüber die Reue kommen mochte. »Armer Jochen!« erwiderte der Obersörster. »Zwei Jahre im Gefäng nisse und dann zum ersten Mal im Grünen ein solcher Empfang« Er suchte ihm einigeTropfen aus seiner Felvslasche einzuflößen, indeß sich der Jägerbursche mit dem anderen Wilddiebe zu schaffen machte. Wie dieser wieder zu sich kam, glaubte er den Kampf- bei welchem sein Denken Vorhin so plötzlich unterbrochen war, sogleich wieder aufnehmen zu niuHen. irr schlug mit den Hunden um sich. Der Neuling in dem Waidmaiins werte bekam einen solchen Schreck, daß er aus seiner hockenden Stellung heftig von dem dicken Michel, als welcher die ser nun erkannt war, zurücktaumelte. »Laß es, Michel,« flüsterte der Jo chen, ,,es ist schon aus« Der Herr Oberförster hat uns zu Zweien unter bekommen.« Bei einer näheren Untersuchung schienen die Wunden der beiden Bagn bunden nicht lebensgefährlich zu sein. Der Oberförster that für die immerhin recht Elenden,was den Umständen nach zunächst möglich war, dann kam Diana an die Reihe, die in dem heißen Kam pfe auch eine Wunde davongetragen hatte und aus der einen Pfote stark schweißte. Diana mnllfo holl» Dnnkfmrkpit fiir die enipsangene Wohlthat nicht aufho ren, ihrem Herrn die Hände zu lecken. Darauf brach der Oberförster in der Richtung nach Hause auf, um Gespann und Leute zur Fortschasfung und Fest nahme der Frevler zu besorgen. Diana hnmpelte auf drei Beinen hinterher. Ulrich mußte in der Hütte bleiben, um den Verwundeten den nöthigen Beistand zu leisten. Das war auch eine passendc Gelegenheit, um seinen Muth auf die Probe zu stellen, oder um denselben anzufachen, wenn es nö thig sein sollte, was in der ersten Zeit seines Dienstes manchmal so scheinen wollte. Der schwarze Jochen hatte es auf den ersten Blick gewittert, daß über den Forsteleven etwas wie Hasensüszig teit gekommen, sobald sie allein mit ihm waren. Er mochte es deshalb für angezeigt halten, dem Bürschlein dies beengende Gefühl zu benehmen. »Sehen Sie,« sagte er, »wenn man so mit uns umgeht, da braucht kein Mensch vor dem schwarzen Jochen Be sorgniß zu haben. Der Obersörster hätte uns vorhin die Lichter schon aus blasen können, ohne daß auch nur eine Maus in ihrem Loche davon etwas zu wissen bekommen hätte. Allein er hat es nicht gethan, wiewohl wir es arg genug mit ihm im Sinne führten. Da rum werde ich ihm meiner Lebtag nicht wieder in die Quere tommcn.« si- -o· si Mittlerweile war der Obersiirster, der übrigens wunderbarer Weise völ lig mit heiler Haut davongekommen, rüstig ausgeschrittem Auch Diana — schien es, trotz der nur drei gebrauchs fiihigen Beine, eilig zu haben, denn nun mochten ihr die verlassenen Hünd lein in der kalten Hütte wehmüthig in Erinnerung gekommen sein. Als sie auf dem Hofe der Oberföri sterei anlangten, ließ sie ein freudiges Geheule laut werden, um den Kleinen im Voraus ihre Ankunft oanzuzeigem Jndeß trottete sie, so schnell es gehen wollte, auf die heimische Hütte los. Die Frau Oberförsterin hatte wohl achtsam in ihrem Zimmer den Lärm gehört. Sie kam ihrem Manne mit ausgebreiteten Armen entgegen und zog ihn in das Wohnzimmer hinein, wo die große Lampe hell auf dem Ti sche brannte. Die Jagd war gestört durch sie. das wußte sie nun. Aber sie wollte Paul freundlich zureden, daß er ihr solchen Borwitz, der ihm sein Vergnügen raubte, verzeihen möchte. Jeht sah die junge Frau ihrem Manne voll in’s Gesicht, und — — nur mühsam un terdrückte sie einen Schrei des Schre ckens und Entsetzens — so ernst und finster waren die Züge, in denen sie zu lesen versuchte. Was war geschehen? Grollte er ihr wirklich so sehr? Kaum hielt sie die Thränen zurück. »Oh, mein lieber, einziger Paul, zürne mir nicht, wenn ich Unrecht ge handelt habe!« Er begriff nicht, was das heißen sollte. Noch von dem voraufgegangenen wilden Kampfe und Streit innerlich erschüttert, sah er unwillig finster auf »Was hast Du gethan?« fragte er mit einer rauhen Stimme, die ihm sonst nicht eigen war. »Ich? Ach, ich habe Dir ja Deine ganze Freude zerstört.« »Ich verstehe Dich nicht,« fuhr er, trübe blickend, fort. Da sah sie mit einem Male den zer H rissenen Aermel seines Rockes und fri sches rothes Blut an der Leinewand, das vom Kampfe herrührte. »Was ist geschehen, mein geliebter Mann?« Das arme Weib bebte am ganzen Leibe. . »Ja, das war ein harterStrauß mit den Wilderern. Wäre die Diana nicht dazuaekommen, nie würde ich wieder vor Dich getreten sein.« »Du bist verwundet?« rief sie er regt. »Nein, Gott sei Dank, ich kam un versehrt davon.« Jetzt weinte Und lachte sie zugleich. Ungestüm warf sie sich an seine Brust. »Paul, lieber Herzens - Paul! — Jch habe ja die Diana von der Kette losgemacht — Die Jagd habe ich Dir gestört, aber ich bin damit Dein Retter geworden. —- Das macht mich so glück lich!« Der Obersörster stellte eilends die Büchse an die Wand, schloß sein jun ges Weib in seine Arme und drückte einen innigen Kuß auf ihr lockiges Haar. »Heute und immer werde ich in Dei ner Schuld bleiben.« flüsterte er. —— Eine amiisante Gesell sch a f t. »Ist die verwittwete Amts richterin wirklich eine so vorzügliche Gesellschafterin, wie man sich erzähli?« —-—- O ink Die ifi in frbnn arm-i Mnl wegen verleumderischer Beleidigung be straft worden!« —BeimHeirathsvermitt ler. Dame: »Paßt der Herr auch be treffs der Größe einigermaßen zu mir?« — Heirathsvermittler: »Hm, sonst wäre er ja eigentlich etwas zu gros; für Sie ..... aber glücklisbcp weise hat er einen Buckel!« —- A n z ü g l i ch. Nachbar (mit seiner Gattin Abends auf Besuch Lom mend): »Wir sind so frei, uns wieder einmal nach Jhrem werthen Besindm zu ertundigen. Weshalb kommen Sie denn nicht auch manchmal Abends Zu ung?« —— »Na, wissen S’, ich hab’ mit halt denkt, am Abend will doch a Je des sein’ Nuh’ hab’n!« —- Heiingezahlt. Mann Gr gerlich): »Ich muß doch schrecklich dumm gewesen sein, als ich Dich hei rathete.« — Frau: »Das wollt' ich meinen —- aber die Dummen haben immer das arößte Glück!« —- Ach so. »Sie seufzen ja und sind doch erst vorige Woche glücklich in den Hasen der Ehe eingelaufen.n »Ja, — aber in einen Kriegshasen.« —- Alle Achtung. Junge Frau (zum Gatten): »Siehst Du, Karl, die Würstchen habe ich ganz allein gewärmt.« — Seltenes Vergnügen. Frau: »Diese Woche bin ich fast alle Tage beimZahnarzt gewesen« Mann: (gallig): »Du mußt natürlich jedes Vergnügen auskosten!« ; -— Ein Mißtrauischet. «...Sie wollen ihre Kinder nicht m deln lassen? Und es ist doch so e sund!« »Wenn’s gesund wäre, w r den’s die Aetzte nicht empieblent«. -«-·