Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, June 18, 1897, Sonntags-Blatt., Image 15

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    Da
« ges-mais non Modektkoun
Mär-man von G. Schcäklek
« Perasini.
Gorisetuncj
Er kra: In die Hütte. Heidwig hatte
die Rufe des Alten gehört. Das fla
ckernde Licht beleuchtete ihr bleiches
Kindergesicht
Er lyastte viele Schuldige gesehen,
und doch war es ihm- ins diesem Au
genblicke, als könnten diese Augen un
möglich so ruklyig ten Totdeskamps ei
neg Nebenmensschen mit ansehen, als
wären sdiese kleinen zarten Kinder
hände wohl fähig, Blumen zu pflü
cken, niemals aber einen anderen zu
tw.
»Was wollen Sie? Was soll mit
mir geschehen? stammelte Edie Gou
vertraut-se angstvoll.
»Ich bin der Criminalagent Grosser
und gekommen, Sie zu verhaften «
lautete seine Antwort «
Sie schrie leise auf.
»Ich wußte, daß es so kommen wür
de. O weshalb ließ- man mich nicht
sterben?«
Der ake Holzbasrthel lauer-te völlig
" fassunaslos aus einer Bank. Er wußte
sich nicht mehr zu helfen. Nicht nur,
baß ihm wide hundert Mark verloren
gingen, et hatte auch die Fmcht, ver
haftet zu werden.
Der Lammwirth von Ost-ca erhielt
tiefe Nacht keinen Fdöchi.
Gan-z tm Geheimen betrieb der Jn
speltor am nächsten Tage die Vorbeis
reinmgen zur gemeinschaftlichen
Flucht. Er befand sich in steigern-der
Eiergang weil er beständig von der
Furcht gemartert wurde, es könnte
am Ende hoch noch vor Abend sich et-s
was ereignen das die Flucht in Fra-:
ge stellte. Troßsdem ihm nichts an-;
vers im Kaier lag als dieses gemein
meinschastliche Enwttominen durfte ers
sich sein inneres, aufgeregtes Wesen !
roch nicht amtierte-n lassen, da er auch «
jetzt noch beständig fürchtete, beobach
tet zu weiden.
Endlich wunde es Nacht, mild Franz
kann-te sich aus sein Ztmnier begeben.
Dort schrieb er einen Brief an seinen
Vater, einen zweiten an den-« Baron
Wengetsly und steckte sodann aUes
vorhaan Geld ein, das für die
nächsten zwei Monate ausreichte
Er hatte nun alles geordnet unid
wartete mir noch ans das Nahm der
späten Stunde, wo auf dem Gute al
les schlief ten-d er sich unbemerkt eivs
svrnen konnte
Obwohl der Hausmeisier die Thit
ren verriegelt antd die Schlüssel rns
fest-m Besitz hatte sv wußte Fremd
doch einen Weg, aus dem er entweichen
konnte, nämlich durch eines der Par- g
terrefeiiister, die nach dem Pakt hin
mögst-regem Auf dieselbe Weise war es
ihm »in der Montdnsacht gelwnqem un- ;
gesehen nach Wiederbeginn imd wieder
zurück zu gew.
Ohne entdeckt zu werden, verließ er
hos und Parl und eilte babd unter
dem Schatten des Waldes Min- Je
näher er seinem Ziele kam desto mehrs
beschleunigt-e er seinen Marsch. Ams
Oftrateiche machte er kurze Riast mid!
blickte mit seltsamen Etnpfindimgens
in der Brust aus das grüwgliderWes
Dann- ailte er. weiter· Nun stcmd ;
er ausf dem freien Platze vor Baatheks
hätte. Es brannte kein Licht. s
7,,L-ou"cc olcs lluk köij Iclll, UM
—?« Er eilte rasch auf die Thür der
Hütte zu
Dort bemerkte er eine Gestabt Es
war Barth-L doch machte der Alte gar
seine Anstalten, sich zu erheben, als
Franz auch schon dicht vor ihm Ida-ich
Der JUspekior wirßte in diesem Aus-»
gen-blicke, daß einin geschehen war
»Wi) ist meine «Vrai«t?« stieß er
hervor. »Fort? Wohin fortt?« rief
Firma
,.Verhaftet, ins CriminiakP lautete
Barth-PS Antwort.
Der junge-Jnspektor taimielte wie
von einemsSch1«age getroffen zurück.
»Von wem ·verhafte-t?«
»Von einem Crimiinacageiiiem ich
zittere noch jetzt an a n Gliedern-,
wenn ich daran denke. Um ein Haar
« wäre auch ich mitgenommen worden.
Sie werden mich schon noch holen,
denn glauben mik- ja nicht« daß ich
die Gouverimiiste ain Ufer des Ostw
teiches biegenko fand miid mir aus rei
rierbe Barmherzigkeit aussen-Nimm
W «
»Er-Höhle mir, tviie es kamt«
»Es war in der gestrigeii Nacht»
gleich nachdem Sie davonng. Ich
wartete noch eine Weile, dann ging ich »
irr die Hütte Das heißt, sich kam gar .
sticht dazu, denn der Polizist, der hin- «
der dem Strauche dort und belaiijcht
hatte, pack-te mich an der Schulter und I
hielt mich fest. Er sagte mir auf den i
Kon zu, daß ich die Gouvernaiiste
versteckt hal-,te und er gekommen sei
sie zu verhaften. Ich schrie wach Hül- ;
fe, aber Sie hörten m ja nicht« i
»Als-riß er mech, daß ch hier wori« "
fragte Franz.
»Freilich, aber vielleicht hast er Mit- l
leid mit Ihnen- mitd kümmert sich nicht»
darum, weil er doch Dtej hat, die
er suchen mußte Devise-i ie Its-ein
Schiipfey Herr Jnspektor, wenn es
sich so vevhätt. Jch nehme in- meinem
ganzen Leben Niemand mehr aus
Barmherzigkeit auf Was haibsich jent
davon? Angst wnsd Sorge! Alles
verloren; auch die hundert Mart!
Der Jnsspektor spraing auf. Er
wahm eine Gewvolle ans der Tasche
und wars sie Barthel zw.
» »Du sollst nicht ukmsonst barmher
zeg gewesen sein-! Wenn jetzt auch
Alles verloren istff so hast Du doch
unseren Dank verdient!« -
Der Alte sing »das Geld- aus usntd
fühlte sich wieder bedeutend wohler.
Der Jnspettor stürzte durch den
td davon
Rasschey als er gedacht, erreichie er
das Gut und sein« Zimmer wieder-. Er !
verbrannte die beiden geschriebenen !
Briefe und wars sich aus tdas Bett, J
ohne Ruhe zu sitt-deine Die erfolgte J
Verhaftusnsg Hedwig’s mwßte von sden -
Behövdon noch verheimlicht worden T
sein, sonst hätte man auf Idem Wen
gersty’schen Gut doch im Laufe des
Tages davon gesprochen. Dies war
jedoch nicht geschehm
Als ev Mittags vom Felde zurück
kehrte, fand et einen Brief aus Nie-s
derbeoncn vor.
Sein Vater schrieb ihm, er mde
seine Stellung aufgeben und nach
Niedevbronn zurückkehren, da er die
Gouvernsante, eine Mövderin, sdoch
nimmer heirathen thing und sda die
haushälterin auch todt sei, so wären
die streitiqen Pwntte zwischen Vater
M Sohn gefallen, und es thäte viel
leicht gerade je —"t Noth, daß ste Beide
fest zusam «elten, unt hinterlisti
gen Schwrken die Spitze zu bieten.
Diesen Zusatz fand Franz unver
ständlich. Er schob den Brief nachdenk
bich ins die Miit-nicht Aber er kün
digie seine Stellung nicht« ging auch
nich-i nach Niederbrcnm ebenso wenig
schickte er eine Nachricht dorthin
Hedwig war in das Criminalge
fängniß zu B . . . cingeliefert .wor
den. Apathisch ließ sie sich zu den
Verhören vor den Untersuchungsrsiche
ter führen, aparlyisch antwortete te
auch. Sie gab dasselbe an, was te
schon in Niederbronn zu Protokoll ge
geben hatte, es war ihr kein Geständk
niß zu eint-lockern Auch wie sie befreit
war-»de, erzählte su, fand damit aber
keinen rechten Glame Ein
Mann mit geschwärztenr Gesichte, »der
Gmevemasnte völlig fremd, sollte auf
solch' romantische Weise eine Verbre
cherin befreit haben? Das war nicht
recht den-than
Hedwig änderte ihre Aussagen je
doch nicht. Sie entlastete auch den
alten- Holzbaribel, so gut sie vermoch
te. Aus Verzweiflung hatte sie im
Ostrateiche den Tod suchen wollen-,
wen- jedoch trccftlos am Ufer zusam
mmgebrochenz woran-f der alte Mann
sie gefunden- imld in sei-ne Hütte get-ra
gen bät-te.
So waren nun bereits mehrere Ver
höre vergangen-, ohne Idaß man in der
Angelegenheit weiter gekommen wäre.
Eines Vormittugs hatte sder Pol-is
zeiaigent Grosser eine Unierredung mit
dem Untnswchimsgsrichien Er hörte
aufmerksam M Aquen des
Beamten zu. Als dieser ihn dann
schließlich um seine Meinung befragte,
antwortete er:
»Wenn ich offen sein soll, Herr
Richter, ich fürchte, man hat hier eine
Unschuldige verhaf«iet!«
Das hatte der Richter nicht erwar
tet, zu hören. Nicht wenig überrascht,
blickte er Grosser an.
»Wie meinen Sie das? Sie könn
ten die Gmwemante für ten-schuldig
halten-? Unmöalich!« rief er.
»Der Fall würtbe nicht vereinzelt
dastehm,« meinte Grosser. »Meistens
spielte eine geheime Liebes-geschickte
mit. Sind die Betheiligten einiger
maßen romantisch beanlagt, so spie
len sie nicht selten Tdie Märtyrer, um
den Schuldigen Fu retten.«
»Sie glauben, daß dies auch bei
der Gouvernante der Fall sein
könnte?'«
»Allevdings!«
Der Untersuchwgstichter konnte
sich noch nicht recht mit diesem Ge
danken befreunden.
»Hu-then Ssie vielleicht irgend welche
Beweise für diese Ihre Anmbnte?«
fragte er.
»Nein, keine greifbaren wenigstng
es ist nusr ein gewisses instinktivez
Empfirtdon.«
»Doran kann ich nichts geben«
»Ich weiß, aber ich möchte mir noch
einen kurzen Urlaub aiusbittem um
msich nochmals nach Niederbronin und
dessen Umgegend begeben zu könnerU
XIV-fes liegt gcmz bei Ihnen ch
hoffe davon jedoch nstchi viel. Lier
wäre es mir wenn man die Bei-haftete
dazu bringen könnte, ein Geständwiß
abzulegen« «
-,,Glauben Sie etwa, daß der Ver
lobte Ides Mädchens, loer Lunge Wald
ner oder dessen Bat-er vielleicht in
Verbindung mit idem Morde stehen
tötmte?«
»Ja, ich leugne nicht! Aber trotz
dem ich sorgfältig nachforschte, fand
sich doch nichts, das bis jetzt die beiden
eigentlich belasten könnte. Ich sage
absichtlich: bis jetzt, »den-n jeder Tag
und jede Stunde kann neues Material
bringen Dann suche ich auch noch
immer vergebens jenen Mann, der mit
geschwärztem Gesichte zu dem- Fenster
grmcsiigttzvernnnte hinmefstieg mch idiese
;,,Sie glauben wirkt-ich, dasß es sich
so verhielt, wie die Verbaftete an
giebt?« I.
»Ja; ich habe sogar schon einen lei
sen Verdacht.« -
Mach welcher Seite oder acus weni«
,,Dar·über möchte ich mich noch aus
schweigen, weil ich leicht einen Un
schuldigen verdächtig-en könnte. Wol
len Sie mir nsoch einige Tage Zeit ge
ben, Herr Commissärx bis dahin wer
de ich Gewißheit haben.«
»Wie Sie wolle-wi« bemerkte der
Untersuchumgsvichter.
Eins Diener trat ein und meldete
den junge-n oorr Wakdner, der den
Herrn Commissär zu sprechen wünsche.
»Hat der Herr nicht gesagt, welches
Aniiegen ihn hierhergeführt?« fragte
der Beamte.
»Nein; er bitt-set mir ovrgelasssen
zu werden«
»Lasseni Sie den Her-m einstreten.«
Der Diener ging.
»Wollen Sie vom Nebenzimemer
aus hören, was der Jnspektor mitzu
theilew hat, so ziehen Sie sich rasch zu
rück,« wendete sich der Commissär an
Grosser.
Dieser schob sei-nen« Stuhl bei Seite
mid verschwand im Seitenztmmer.
Der Commissär verdieste sich an
scheinend in seine Atten. Gleich »da
: rasus trat Franz ein, Eder sdem Unter
» suchumgörsichter persönlich bekam-et
’ war, wen-n auch nur flüchtig.
»Was haben Sie mir mitzuwi
len, Herr von Waldwer?«
»Ich habe erfahren, daß Sie, Herr
Commissär, die Untersuchung iiber
Herr Mord aus Niederbronn führenf
s begann Franz, der nur miit Mühe sei
sne hochgraidige Erregunsa unterdrücken
konnte.
; »Dein ist so.«
; »Die Verhaftete ist meine Braut!«
stieß der Jnspektor lhervor.
»Ich weiß sdiesl«
»Sie ist unschuldig! Glauben Si(
unr, Herr Commissär, das Mädcher
kann die Haushalterin nicht ermorret
!«
»Wesbalb nicht?« fragte der Rich
ter kalt und blickte forschend- im das
Gesicht des jungen Mannes.
»Es ist eben unmöglich; ich glaube
nicht daran!«
»Wenn Sie mir keine positiven
Gründe für Jhre Behauptung anzu
geben vermögen,« erwiderte der Letz
tere, »so ändern Sie wenig an dem
Schicksal der Verhafteten.«
»Die Ermortdete war ein ziemlich
leichtfertiges Geschöpf, ldas nicht viel
i auf Treue bei ihren Qiebschaften hielt,«
! versetzte er dann erregt. »Es wäre
« leicht möglich, daß ein abgewiesener
- oder schon früher betrogen-er Liebha
iber die That aus Rache svollfiibrt hat. '
»Haben Sie bestimmte Anhalts
puntte?«
»Nein-l«
»Also auch nur bloße Vermutlyun
gen!« mein-te der Conrmissär achsel
zuckend »Damit ist nichts zu machen-.
Wie der Fall liegt, ist keine axnsdere
die Thäterin als ldie Govvernante
Sie stürzte in das Zimmer der Er
mordeten, Verstört, mit flammen-dem
Blick. Man hörte einen Schrei, einen
Fall, unid gleich daran erscheint »die
Gouvernasnte wieder unid schleppt sich
. kraftlos die Treppe hin-auf, um am
nächsten Morgen freiwillig nicht zu er
scheinen.«
j »Der Knecht, »der dies alles gesehen
i haben will, kann die Unwahrheit ge
sagt haben!« bemerkte Franz.
I »Sie vergessen-, daß die Verhaftete
jeden Angaben des Mannes gar nicht
entgegentvitt, sie also gewissermaßen
—I.-4k4·::«-.t«
i
f
i WILL-LECLAI
l »Und doch ist sie nicht die Mörde
4 M!«
! ,,Wns töninte denn die Gouvernsainste
mitten in der Nacht im Zimmer der
Hausbälteriin zu schaffen haben?«
»Das- -ivseif3 ich nicht! Aber ein
z Mord würde ihrer ganzen Natur
E widersprechen«
! »Wir haben nur nrit Beweisen für
« iiiiitd wirer zu rechnen. Uebrigens trägt
die Gouvernante seit dem Morgen
Wes Mord-es ein starkes, unheimliches
Wesen zur Schau Haben Sie dafür
Ioielleicht eine Erklärung?«
»Nein —
»Ist Ihre Braut vielleicht mors
süchdig, idaß sie siin dem Nächten um
! herivaiidelt ohsne es zu wissen P«
I »Nein, durchaus nicht, ihr Qustand
ist völlig normal. «
»Dann bedauere ich, Jhiieni keinerlei
i Hoffnung geben zu tönneii.«
j ,,Kei·nerlei Hoffnung! Das ist ent
setzlich! Man wirtd sie also verur
« theilen?«
,,Vorauösich"tlich!"
»Ja-Mem fte tdie That Ein Abrede
» stellt?«
»Man wknd site überstile Die
i Beweise smsb ja auch erdrückend vor
I Waden
f Der Jrispeitor sprang, sei-wer selbst
»Nicht mehr mächtig, auf und rief:
»Dann begelst masn einein Justizniotidt
Iwnfchuldig Meilti Es ist ent
l ROTHE
f Bis ikez Jus-»erst- ekschiiitsert schlug
J der jun-ge Mann beide Hände vor das
does-chi. ,
! »Schaffe» Sie Erlie Beweise für ldie
Unschuld lerer Braut nnd wnseee
Richter weist-eins Ihnen mir dankbar
dafür sitt-n. Allein auf eine bloße
Empfindung hm läßt sich kein sicheres
Urthoilg rüM
Deeåomspekior tieß die hände vom
Besitka
i »Sie hast-en recht, Herr Commissär.
Jch werde noch einmal nach diesen Be
wisen forschenR Damit empfahl sich
der jusnsge Manni, und noch eine gwnze
Weilesblickte ihm sder Beamte msit be
denklichems Kopfschiitieln nach.
Darm wamiote er sich wach der i
Thüre des Seiitmzimmers. Grosser i
start-d dort. ;
»Sie haben gehört, was der Man-n »
wollzew fnagtte der Commissär.
« a.«
»Und was sdetnlew Sie tisber die gan- »
ze Art umsd Weise, wie der Martin sich
benath
»Ich werde ihn- ntischt mehr aus den
Augen lassem Steht er msit dem- Mor
sde in Ver-MA, so habe ich irr-tier
halb dreier Tage wie Gewißheit davon,
Md da ich msch handeln möchte, bitte
ich wm einen Verhafksbefehl acuf ihn."
Der Winchset nickte und
fertigte iden Befehl aus.
Eine Zg libe Stint-de später verließ
ein A- r die Stadt. Mmanid
hätte isn demselben Gwsser wiederer
kamst
Nachdem et etwa dreivieriiel Stim
den gewandert, setzt-e er sich am- Weg
wnid wieder, zog eint Flasche aus dem
Rocke und kaltes Fleisch, worausf er
sich die Wie Mahlzeit behaglich
schnan ließ. Nach kurzer Zeit näh
erte sech von Oder Niederbwtmer Seite
her ein Mann-, denGrosser schon längst
erkannt hast-ie.
,,Griiß Gott, alter Fremilv,« rsief er
diesem u. »Musik« des Weges?«
Der Zhgeredete fuhr erschrocken zu
sammen stutzt-e und blieb stehen-. Es
war ider Christiam, der Hausbursche
von Niederbrmm
»Ach so, Jst-r seid cse Jch dächt-e
Jsbr hättet Arbeit genommen auf dem
Gute ides Bin-Ton Wenaerskv?«
»Wilich, am Begräbnsißtage wer e
mordeten Haushälterin,« nickte Gros
ser. i»Es war nichts-, ich gisng wieder,
weil msir’s nicht gefiel. Hof ver Hen
ker alle großen Herren!«
»Das sage ich auch,« fuhr Chri
stian auf. »Die Hälse mögen sie sich
brechen allesammt!«
Grosser schaut-e neugierig den Bur
schen von der Seite an.
»Ihr habt wohl Streit gehabt msist
Eurem Herrn?« fragte er ruhig.
»Wir-d schon so sein. Aber das zahle
ich ihm heim!« drohte Christian
Er meint wohl, sich wäre wie sdie An
koeren unsd fürchte-te mich tvosr ihm. Er
soll sich wundern!«
Grosser winkte iihm heran
,,Setzt Euch eine Minruste und
schwentt Euch Eben Aerger mit eignem
kräftigen Schluck himvnter.«
Christian ließ sich nicht lange nö
thigen Er befand sich übrigens in
höchst gereizter Stimmeng.
»Was wüsrsdet Jhr thu:n,« fragte er
Grosser, »wenn Euch der Gustsherr die
Hundepeitsche in’s Gesicht schlüge, an
statt den- Lohn zu erhöhen?«
»Je nachdem; ich würde suchen,
ihm dem Streich heimzuzahlen und da
zu eine passen-de Gelegenheit abwar
ten.«
,,Hei·mzckhlen! Das ist sdas Rich
t-ige,« schrie Christian, »und die Ge
legenheit habe ich schon.«
»Ihr wollt wach der Staldt?«
«,,Jatoohl, wnds sogar auf die Poli
ze1.«
,,Verfluch-t auch! Was habt Jhr
dort zu thun! Von Ider Polizei mag
ich nichts wissen-! Aber Wzahlsen
wer-be ich es dem seinen Herrn von
Niederlbronn — und einem anderen
dazu. Mehr sage ich aber wicht. Pro
sit Kamerad!«
Jetzt erhob sich Christian
s »Ich darf mich nicht länger auf
halten. Solang-e ich dsie Sache asuf
mir sitzens habe, finde ich kein-e Ruhe.
thielleicht treffen wir uns später i
- gendwo in der Gegenw
« »Soll mir recht sein.«
lir reichte benr Burschen dlie Hnntd,
« untd dieser entfernte sich.
Grosser sah ihm lange nach.
»Er will etwas verrathen-, das dem
Gutsbesitzer Schaden bringt? Wenn
ich wüßte —? Nein, ich bleibe, oder
vielmehr, ich gehe niach Nivderbroinin!«
Grosser setzte seinen Weg- fort.
Wohl ein Stirn-de mochte vergangen
sein, er hatte Ostra bereits- passtrt, als
er Dem wie toll fahre-when Gutsbesitzer
oon Mederbrown begegnete, krer alle-m
Art-schenke nach Christian zu verfol
gen schien.
' Als Wald-net lden Arbeiter bemerkte,
eisz er tdie Zügel zurück.
»Hei-etl« schrie er Grosser an.
»Habt Jilyc keinem Burschen gesehen,
der zur Stadt ging, röthlich - gelbe
Haare, eisne Narbe über »der Nase
emsd ziemlich groß2«
»Wohl, Herr,« nickte Grosser;
stimmt schont Der sagte, er wolle
mach der Stadt untd ausf die Polizei!«
Der Gutsberr fluchte.
,,Wo war dies nnd wom?« riin er
darin-.
»Wohl eine Stunde von- tda, weit
hinter Ostra,« antwortete Grosser.
»Jetzt muß er das Stadthasues längst
erreicht her-bem«
»Wenn- er sich nicht ins einer Schatte
am Wes- kesvgiseer han« stieß Ward
ner hervor umso ließ »die lange Peit
schenschnusr über die Pferderückm sau
Jn wilder Erlie gmg es weiter der
qu
fM Wchsmkschk ermittelt-e
Gro er
Des PVW Mtts recht. Chri
stiiatni beim-? wm sdsiese Zeit bereits das
Stall-Maus mud stieg Mc breit-e Treppe
hinauf.
Der Gutsbesitzer hatte sich diesmal
ins seiner Hoffnung getäuscht gefun
den, als er glaubte, Christian isn ei
ner Schenke am Wege anzutreffm.
Das Verthgmäß stockte seine Wege
gehen.
10.
Unmiitteksbar poer hatte sich im
Hause Wald-new- folgsnde Scene ab
gespielt
Christi-an war in seinem Dienst im
mer nnchlässrger uan fauler gewor
dew Und zog sich dadurch wie durch
sein fTeches Bett-chauen sdsie größte Er
bitckermtg sei-»wes Herr-n zu. Er wußte
dies ganz gut; es war Ihm jedoch
einerlei, ja er wollte nsur noch die pwaxr
nge abwarten Ideie er Wasldner als
Bedenkzeit gab, daran aber noch ganz
anders austreten-.
M Zeit war nusns vorsbei. usntd
Christian erschien widdevmm von dem
HGMBOM, Usnbescheidener als je.
Hm vom- Wakdner befand sich, seit
dem ihn sei-w Sohns ohne jede Antwort
ließ, in beständig- errethser, gereizter
l Stimmung und gerade Christian
I hakte die schksinnnste Stunde gewähTL
I Die Rästgesrte in- Der Hand schrittHerr
vom Walldner in seinem großen Ge
mache auf und nidder, hakbbawte Ber
münschnmrgew vor sich hinmutmellnid,
als Christian ein-trat
,,gtåteni Fig Herr von Waktmer.«
» s wi t Dus?« er te i
Waldnser an-. h rsch ihn
»Ich wollt-e rnsusr hören, ob Sie sich
die Sache mit sdesr Lohn-erhöhung über
legt haben, Herr,« antwortete Chri
stiarns frech.
Wakbsner wurde von heftbgstem Zorn
gepackt-.
»Da braucht es keine Ueberlegunsg!«
rief er. »Du kannst Dich zuim Teufel
scheeren!«
Der Bursche lächelte impertisnenL
,,Lassen Sie sich noch eines sagen-,
Herr, ehe es zu spät ist. Jch will zur
Stadt, habe aber kein Gelb Sie
werd-en mir einige Thal-er geben und
mir überwies höheren Lohn zusichern.«
»Was Du nicht sag-st, Bursche!«
stieß Waltmer heftig hervor. »Was
wende ich den-n sonst noch alles thun?
Und wewn ich mich w-eigerie, was
bainn1?« -
»Das wäre thr eigener Schatden
dem-n falls ich von Ihn-en jetzt kein
Geld erhalte, gehe ich zwsar auch nach
der Stab-t, aber nicht lin’s- Wirths
haus«
»Was willst Dsu damit sagens?«
»Ich gehe aufs Stadthaus zur Po
lizei, Unsd sdie Folg-en werden Sie Dann
schon erfahren«
»Du willst iben Aingebsar spielen?«
knirschte der Gutsbesitzer surnId die
Zonnsabern schwsollen ihm auf der
Stirne an.
»Ich wende vier Polizei rnur ein-en
Wink gebe-m wo der Möoder ber
Haushalterhn zu suchen i«st!« ant
wortete Christi-am
»Du wagst es, mir das in’s Ge
fecht zu sagen —- Du?« keuchte Wald
ner. »Du kennst tden Thäter?«
,,Jawohl. Daß es die Gouvernante
nicht ist, Das wissen Sie selbst ja ganz
genau-l«
Ehe sich Christi-ans siini Sicherheit
bringen könnte, sah er den wie toll sich
gebendenlben Mann aus sich zustürzem
hörte eine-n pfeifentden Ton durch die
Luft, umsb die Reitpsitsche bearbeitete
ihn unbarmherzig
Eir schrie laut auf; sda schleppte ihm
side Faust des Gutsherrn wach der
iThijr unsd warf ihn den Corrildor
hinauf-.
Schmettennsd fiel hinter ihm die
leiir in’s Schloß.
Eine wilde Drohung schickte Chri
stian dem Dienstherrns nach, usan
danni erhob er sich und stürzte auf iden
Hof
»Die Genidavmen schicke ich Euch!
Jn’ s Auchthans müßt Jhr alle!« schrie
er über-laut
Dann rannte er zum Thor hinan-s.
Wald-ne: hatte sdie letzten Drohworie
Christ-bang deutlich gehört. Jetzt ent
sank ihm die Raitgerte, und er fiel
ächzean in den Stuhl. Nnir langsam
erholte er sich. Unsd daan besann er
sich auf das Vorgesallene
Jetzt sprang er auf.
Herrgott, wen-n dieser n«isederträch
tige Mensch seine Drahumsg wahr
machte, wen-n er zur Polizei -ginge?!
Waldnser hätte ihn idoch zuiriickhsalsten
sollen, ob ins gutem oder bösem! Der
Gutsherr riß ein Fenster auf.
»He! Johann, Bernhard! Schirrt
mir die beiden Braunen vor den Lan
dauert Jch will in füiwf M«'1rutsen
ausfalyrem alleini!«
Die Knechte flogen-. Wenige Mi
ntuston daran-f ließ er die Pferde mäch
tig ausgreifens, wntd Ader Wagen- flog
über Stock und Stein-. Herr vorn
Wald-net kam zsus spät. Esrholte Chri
sti-ern nicht mehr em« umtd wollte niun
noch sehe-m ob sich der Bursche wirt
cich ins das Stadthans begab.
Um gman beobachten zu- können,
benutzte der Gutsherr- vonNiederbrann
ein Gast-was als Quiartier, das dem
Stasdthas usnd dessen- Hampteiingan ge
rade gegenüber lag, aus dem plötzlich
Christian trat.
Wald-net öffnete das Feniter usnsd
wallte rufen. Doch Ehmkstiiasni hat-te
ste! Bursch-s schng M höhnisch-D
Gelächiesr auf, deutete niit’dem Dem-s
man· hinter sich nach dens oberen« Fen
stevns des Statdthausses umid Dei-schwand
in« einer ider Seitengassm
»Jetzt ist alles verlocken-L« murmelie
Waldcney ließ sich sei-ne Pferidte wiiaden
ansfchmen imcd fuhr wach Hain-seq
Wär-e der Chvisstiun ihm m dm W
gelaufen, m- wiesde ihn- etkschliageiq
Jm der Nähe des Baron Weniges
ky’schm thes angelangt, schlienWaM
haben Aber-er bekam ihnnicht zuz
Gesicht an diesem Tage.
net mit einem schnxeren Entschiwsse zu
kämpfen Aber schließiich ließ er die
Peitsche auf »die Rücken« der Pfequ
fallen, umld vom- nruem fkog »der Was.
gen davon
Dem Untersuchungs-richtig ins Sa
chen der Fallekfchien Mordafftasire war
s ihm wieder ein Mann gemeldet wor
den, der Angaben- ins dieser mystesriösens
Angelegenheii machen- wollie. Es wars
etwa zwei S.twndiem, nachdem Gwsser
den Richter verlassen hatte Sonder
bar; Einer folgte heute »dem- Andemll
Der Cmnmissär hieß dew Mann vor-«
Es wes-r der Knecht und kuBdiener
Christian Dem Comässär war er
bekannt, da er ja zuerst die Nsachrichsk
von dem Morde brachte umsd auch- die
Herden der Greichisconvmässivn naeq
Riesdieribswnw f11ihr.
Das Aussehen des Burschen was
nicht idsas günstigste.
»Ich bitte um Verzeih-Ung, Herr
Wams-, begann er etwsas un
sicher-; »ich möchte mir die Frage ges-;
statt-ren, ob dkie Gouvemante wirklich
verurtheilt wird, auch wenn sie nichts
gesteht?«
Der Beamte blickte einiyevnmßen
verblitfsft ihns an. Schan- Fratnz von
Walwnser hatte ähnlich aefvaat.
»Sie werden wohl von Herrn von
Waldner geschickt, vosn idem alten
Herrn-, meine ich?« erwiderte der Com
msissar auf Christsian’s Frage «
Die-r Bursch-c schüttelte hastllg den«
Kopf.
»Nicht vnsm Alten usnd ausch nsichtt
vom Jnnaem Es hast mich keiner ge
schickt; ich bsim von selbst gekommene
Uebrigen-s habe ich aus keinen dieser
Beiden irgend welche Rücksicht zu neh
men.«
»Stehen Sie den-n- nichst im Dienste
bei dem Guitsbesitzer?«
»Nein, er hat mich entl—assien.«
,,W-eshalb?«
»Mein Gesicht gefiel ihm nicht mehr,
mud dsa ich gar L«ohner-h·ö-thmsg undnoch
einen freien Tag dazu be-anspruchte,
schlusg er mir die Peitsche irr-s Gesicht.
Aber diese-n Hieb soll er mir entgelten
Uebirigsens ist die Gouverniante tin-schul
dig.«
»Wie? Das sage-n Sie, ihsr Haupt-«
belastungszeugie?«
»Nim, ich denke, eins Anderer kann
dise That ja auch begangen lhcrben.«
»Ein Anderer? Wer?«
»Der junge Herri«
»Herr Franz von Waldner? vies
dier Beamte überrascht aus-.
»Ja, er, der Jnspektorl Jch halbes
ein Gestäxnsksniß zu mache-n, Herr Com
missur. Bei meiner Vernehmung auifj
Niederbronsw habe ich manch-es ver
schwiegen. Jch hatt-e dazu meines
Gründe; theils erwies ich idem Guts-«
besitzer damit einen Gefallen-, wenn ich
Verschwieg, was er nicht wiss-en- lass
sew wollte, theils handelte ich aus eige
nem Interesse so. Heu-te wtill ich es
IUUUUJIUUML
»Sprechen Sie!«
Und Christian begann:
»An dem Abende, als sdcr Mord
später geschah, befand ich mxich auf dem-«
Corridor des obersten Stockioierkes, wo
sich die eigentliche-n Familienszimmer
befinden. Jch hatte im Hause man
cherlei Arbeiten Izu besorgen usnid ver
spätete mich dabei. Die-r Gutsherr usntd
wohl auch die iibriacn Hausbewsohner
sahen es nicht gern, wen-n ich noch so«
spät mich im Haus-e aufhielt. Jch ver
suchte deshalb möglichst ohne Geräusch
durch den Corridor nach unten zu ge
langen. Als ich an lder Thür vorbei
la«in, »die in das Zimmer sder Gouver
nasnte führte, hörte ich lautes Spre
chen. Das war auffällig, usnd ich blieb
stehen, um zu lauschen. Jrh erkannte
zwei Stimmen, »die ein-e gehörte dev
Gouvernante an, die antdere unserem
jungen Herrn, dem Jnspeltor in
Oftra!«
Der Untier-suchunadrsichter hob über
rascht den Kopf
(Fortsetzung folgt.)
—- Ein gefährlicher Dich
te r. »Der Dichterling Schmierer
kann Einen mit den Kindern seinev
Muse schon zur Verzweiflung brin
gen!« — «Allerdings! Er bezieht auch
von vielen Reduktionen ein Iponome
sixum für Nichteinsendung seiner Ge
dichte!"
—- Die höhere Tochter. —
Vatev: »Du wirst den armen Schlucker
doch nicht heirathen wollen? Das ver
biete ich Dir.« — Tochter: ,,Erwägun
gen höherer Art führen mich zu einer
Negation Deiner Autorität. Jch er(
kenne die national - ökonomischen
Schwierigkeiten finanziell un leich·
fundirter Ehen wohl an, abev ich offe,
daß dieser Fehler sowohl durch das
Steigen des Volkswohlstandes als auch
durch höhere Anspannung unseres Per
fonal - Creditg paralysirt werden
wird.«