Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, June 11, 1897, Sonntags-Blatt., Image 10

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    Änzeiger u. Her-old
J.P. Windolph, Herausgeber-.
Stand Iöland, Rede-.
« säävwieihichmnaea
Unkraut im Garten.
Nicht nur das Unkraut zeigt eine
sehr zähe Lebenskraft, auch die Samen
desselben verlieren ihre Keimfiihigkeit
nicht so leicht. So wurde z. B. der
Samen der Trespe —- Cheat —- zwei
und dreimal an Thiere verfüttert und
wie er in die Erde gelegt wurde, teimte
ev noch. Hierdurch wird es erklärlich,
woher plötzlich neues Unkraut, oder
solches, das man längst als ausgerottet
betrachtete, plötzlich sich wieder einfin
den. Wie lange die Keimkraft man-!
cher Untrautsamen anhält« laßt sich
durch Versuche schwer bestimmen. Es
steht aber fest, daß z. B. tief unterge
pflügter Samen. nach einem oder zwei
Jahren, wenn derselbe durch erneute
Bearbeitung des Landes wieder nach
oben kommt, seine Keimfähigkeit be
wahrt haf. Wollen wir also im Gar
ten das Unkraut zerstören, so kann die
Hacke gar nicht fleißig genug gebraucht
werden.
Das fortwährende Hinweisen auf
Bearbeitung des Bodens im Garten
mit der Hacke und mit Cultivatov und
Erm- msf hpm Iplho »Ist-iin act »s
wiß übertrieben, ist aber durchaus nö
thig. Wir verbessern dadurch einmal
die Beschaffenheit des Bodens ganz
außerordentlich und ferner bedeutet
der Kampf gegen das Unkraut ja mehv
Raum und mehr Nahrung für unsere
Rutzpflanzem also bessere Ernten; und
überdies wird trotz der häufigsten Be
arbeitung und der bei derselben ange
wendeten größten Sorgfalt doch noch
ftets genug Unkraut verbleiben. Woll
ken wir deshalb nachlassen im Kampfe
gegen dasselbe, so würden unsere Ern
ten gar bald davon durch ihren gerin
gen Werth Zeugniß geben.
Auch das Unkraut braucht Nähr
ftoffe und zwar sind die Unkrautpflam
zen alle sehr starke Zehrer an der«Bo
denkraft; was sie also verbrauchen,
entziehen unseren Nutzpflanzen.
Trotz häufigen Hinweises darauf wird
der Zerstörung des Unkmutes lange
nicht der Werth beigelegt, der ihm bei-«
elegt werden sollte. Sehr sich einmal
Jeder jetzt in seinem Garten, in den
Winkeln und Ecken unter den Sträu
chern und am Zaune entlang um, ob
fich da nicht überall Unkraut rn Menge
und im üppigsten Wachsthum befindet.
Darf es ungehindert weiter wachsen, so
kommt es zur Reife und dann wird
der Samen durch Wind u. s. w. über
all hin verstreut. Einmal sich bücken
nach einer blühenden Unkrautpflanze
und sie vernichten, erspart hundertta
ches Blicken späterhin und manche
mühevolle Avbeitsstunde mit der Hacke.
Wenn man es durchsührt, zu keiner
Jahreszeit irgend ein Unkrauipflänzs
chen im Garten zu dulden, so wird
man sehr bald an der geringeren
Menge Unkraut und an weniger Ar
beit die Folgen sehen.
Ein vortreffliches Mittel, Unkraut
von Gartenbeeten wegzubringenfist die
zeitige Herrichtung und griindlicheå
Durchhacken derselben alle 8———14Tage,
womöalich bei Sonnenschein. Man
wird staunen, welche Unmasfen eben
anaekeimter Samenkörner und kleiner
Pflänzchen herauskommen und dann
in der Sonne bald vertrocknen und ver
nichtet sind. Durch rechtzeitige Zerstö
rung des Unkrautes erspart man fich
viele Arbeit.
Behandlung der Milch.
Jede Hausfrau weiß aus Erfah
rung, daß die Milch sehr schnell den
Geschmack und Geruch von fremden,
strengriechenden Dingen annimmt, im
Milchschrank oder Milchkellev darf sich
des lb derartian nicht vorfinden.
Da aber oft schon die Milch im Stal
le oder in der »Kuhhard'« solche schlech
te Beimischungen erhält, wird sehr
—Miufig außer Acht gelassen. Man
wundert sich oft, woher mag doch die
Milch oder die Butten den häßlichen
Beigeschmack haben; da ist doch nichts
im,Schra-nte oder Keller, das solchen
Geschmack geben könnte. Dort ist al
lerdings nichts-, aber im Stalle und im
Viehhofe findet sich genug, um bei Un
schtsamteit die Milch so zu verderben,
daß nie gute Butter daraus gemacht
werden kann.
Um diesem Uebelstande abzuhelfen,
besteht man in manchen Gegenden da
dauf, daß die Milch ungeseiht in die
Butterfabriten abgeliefert wird. Die
Folge davon ist, daß deo Farmer sehr
vorsichtig beim Melken der Kühe ist,
daß kein Schmutz in die Milch kommt;
in Folge dessen herrscht größere Rein
lichkeit und Vorsicht in der ersten Be
dluna der Milch. Das Melten
ellst übt dabei einen Einfluß aus-.
seimMelken mit der vollen, oft schmu
en nnd- nngewaschenen Hund«
mt die Milch bestandig mit der
sausen inneren, nnsanberen Handle
O in Berührung; vootheilhafter er
W sich das Melken mit dem einge
Mem Daumen und nur zwei Fin
Diese Art des Melkenz macht
es tun-Z glich, daß die ans den Strichen
ttteg Milch mit der Vani- selbsi in
mit-eng kommt.
r und sehr verbrei
dai lanqe Stehen
g k- Hiäm Cialie soerimBie ofe
U tm
» Mweastw Dies-: «
get-let macht sich um so mehr bemerk
r wenn auch noch das Abtiiblen der
Milch im Milchtiihler im Stalle selbst
oder ganz in ver Niibe des Viehhofes
am Brunnen vorgenommen wird. Der
feine Strahl in welchem dieMilch bat
Euter der Kuh verläßt, die großen
MengenSchaum, welche sich bei Mel
ken anf der Milch bilden, schafxn eine
große und geeignete Oberfläche fiir
usriabrne von Staub, Schmui und
Gefilchen allerArt, baß es um so schwe
rer wird, gute und wohlschmectende
Moltereiprodutte herzustellen, je mehr
die Reinlichteit der nächsten Umgebung
im Stalle und Hofe vernachlässigt
wird. Wenn Sirohmangel herrscht,
bietet das Reinhalten der Euter im
Stalle und Hofe Schwierigkeiten; aber
oft mag der Strohhaufen ganz in der
Nähe liegen und verrotten, wie selten
geschieht es doch, daß einige Forten voll
in den Biebbos gewoosen werden. Da
liegen die Kübe des Nachts im tiefsten
Schmutz unb des Morgens beim Mel
ken wird das Euter mit der flachen
Hand überwischt und mit der nun völ
lig beschmutzten Hand frisch drauf los
gemeltt. Aus solche Weise gewonnene
Milch kann niemals saubere und feine
Butter geben, trotz der später-n größten
Vorsicht und den besten Einrichtungen
füo Butterbereitung.
DieBearbeitung desMais
Es ist erstaunlich, tote fest derMensch
am Hergebrachten hängt, wie schwer e:
alte, liebgeworbene, wenn auch be
schwerliche Wege verläßt und bequeme
sk, auch akus- WIZC gcqh Olcscb Uc
danle drängt sich uns auf, wenn wir
im Osten und Süden jetzt noch manche
Farmev in den Maisfeldern mit ihren
zweischaufligen und mit einem Pferde
bespannten Cnltivatoren sieht, wie
sie nur die halbe Reihe beim
einmaligen Durchgehen bearbeiten,
also in derselben Reihe zurück
müssen, um die andere Hälfte zu
pflügen. Es erfordert also gerade
doppelt so viel Zeit einmal durch ein
Maisseld zu gehen, als mit den im
Westen , gebräuchlichen Cultivatoren,
die eine Pflanzenreihe an beiden Sei
ten zu gleich bearbeitet. »Seit ist Geld«
scheint auf vielen Formen jener Gegen
den noch unbekannt zu sein.
Von Wichtigkeit ist die Frage, mit
welchen Schauseln oder Cultivator
scharen tönnen wir unsere Maisfelder
am besten bearbeiten? Die Erfahrung
hat den aufmerksamen Former gelehrt,
daß ev mit breiten Schaufeln die beste
Arbeit ausführen kann. Man hat be
obachtet, daß dasselbe Feld, so weit es
mit breiten Schaufeln bearbeitet wur
de, bessere Ernten, größere Aehren lie
ferte, als der Theil, wo mit schmalen,
spißen Schaufeln oder sinken gearbei
tet wurde. Die Ursache hiervon ist je
doch nicht schwer zu erkennen. Mit
breiten Cultidatorscharen können wir
H Zoll von den Pflanzen entfernt
bleiben, bei späterem Durchpfliigen
noch weiter, die breite Schar wirft ge
nügend lockere Evde seitwärts. Dies
ist nicht der Fall bei schmalen und
spitzen, zinkenariigen Schaufeln. Um
mit diesen lockete Erde an die Pflanzen
zu bringen, müssen wir denselben so
nahe wie nur irgend möglich kommen;
aber weil sie schmal und spitz sind,
dringen sie tief ein und dies ist besonss
derö schädlich in der nächsten Nähe der
Pflanze; denn hier liegen die obersten
Wurzeln noch teiue zwei Zoll tief·
Diese werden also mit den schmalen
und scharfen Zinten beim jedesmaligen
Durchpflilgen nahe an der Pflanze ab
gerissen, was der Pflanze doch sicher
lich weit mehr schadet, als wenn wir
mit den breiten Schauseln einen Fuß
weit von der Pflanze die Wurzeln zer
reißen. Außerdem müssen die kleinen
Schauseln sehr dicht stehen; sechs ge
nügen taum, um die ganze Fläche von
Z Fuß und 7——-9 Zoll dunchzuarbeiten.
Die an Federn — Spring-Tooth
Cultidator —- beseftigten Schauseln
keiften außerordentlich gute Arbeit-; sie
werfen die Erde weit genug, so daß
man den Pflanzen beim spätern Pflü
gen nicht zu nahe zu kommen braucht;
ebenso die gedrehten —- twisted — ·
Schautem Bei beiden Schaufelfor
men ist aber besondere Sorgfalt bei
dev Arbeit geboten, da sie sonst zu tief
greifen und viele Maiswurzeln sich um
dieselben hängen. Sie lasfen das
Land zwischen den Pflanzreihen voll
ständig eben und bilden teine Rücken.
Es gibt auch Cultioatoren mitStreich
breit —- Moldboard —- an den Schau
feln. Diese bilden aber Rücken und
vertheilen die feine Erde nicht gleich
mäßig genug.
Breite Schaufein verdienen den
Vorzug. Tieferes Pflügen mit diesen
beißt nicht unteo allen Umständen, die
Wurzeln zerreißen; ebensowenig heißt
flaches Bearbeiten mit fchmalenSchau
feln, Wurzeln schonen Zur Zeit des
letzten Pflügens liegen die Wurzeln in
der Mitte zwischen den Reihen etwa S
Zoll tief, von hier nach jeder Seite zu
den Pflanzen bin, ftei en sie allmählich
auf, io daß sie in dee iibe der Pflan
zen etwa nuo 2 Zoll tief liegen. hier
aus erhellt, daß tiefes Beacheiten in
der Mitte weniger Wurzeln trifft, als
flachet Cnltiviren in det- Nöhe der
Pflanze. Gleichzeitig beveik die Wur
zellage auch, daß ein allwhli es An
häufen der Erde nach der Pflan nen
reibe zu von Bottbeil ist und der nn
ielbildung entspricht.
. - Bozhaftfa tphre Bibliothec
ist wirklich sehr schön-' Alles in
Schweinsleder ebunden!« . »Ihr-l
einig-scheian los modern-e Litera
—
Die sehe-ertrug der Schiffs-m qui
» Den Rem.
Die waltiae Ausdehnung welche-·
die S fffahrt « auf unteren grasen
Seeen erreicht hat und die bedeutendes
Concurrenz, die fie den Eifenbahnerr
macht, erhellt aus der That ache, daß
irn verflossenen Jahre den anlt Ca
nal 16,231,061 Tonnen Waaren pas
sirten und für de:en Beförderung Ils
511,000 bezahlt wurden; die Trans
porttoften stellten sich auf nur 0.99
Mille pro Tonne und Meile, während
die am sparfamften verwalteten Eisen
bahnen auf weite Entfernungen minde
ftenz fünf Mal fo viel berechnen. Nach
den soeben zur Veröffentlichung ge
langten Ausweifen über den Verkehr
irn Sault Canal betrug der Werth al
ler von und nach dem Superiorfee im
Jahre 1895 beförderten Waaren Ule
557,129 und im verflossenen Jahre
ea. 886.0()0,000 mehr, trotzdem die
Preise einen durchschnittlichen Rück
gang von 14 Procent erfahren hatten.
Wären die Preise des Jahres 1895
auch im1 verflossenen Jahre maßgebend
gewesen so hätte der Gefammttoerth
der w "hrend desselben beförderten
Waaren wohl die Höhe von sM.(-M),
000 erreicht. Seit der Existenzdesz
Canals hat vor dern Jahre 1884 kein
einziger Jahresvertehr die Ausdeh
nung eines einzigen Monatsvertehrs
des Borjahres erreicht und 25 Jahre
zusammengenommen ergaben erst den
Verkehr des Jahres 1896. Noch vor
10 Jahren stellten sich die Transport
ioften auf 2.30 Mille pro Tonne und
Meile, seitdem aber sind die Frachtw
ten stetig heruntergegangen. Damals
betrug der Werth der Fahrzeuge, wel
che während eines Jahres den Canal
passirten, 819.700,000, im Vorfahre
dagegen 845,00(),000. Vor 10 Jahren
wurden 7 Procent aller Waaren von
und nach dem Superiorsee in canadi
schen und briiischen Schiffen befördert,
im Vorfahre nur noch 4 Procent.
Wie der Verkehr in rapider Weise
gewachsen ist, so sind die demselben die
nenden Schiffe immer größer gewor
den. Noch vor 6 Jahren galt ein
Fahrzeug mit 2500 Tons Tragefiihig
teit bei einem Tiefgang von 14 Fuss
als ein wahres Monstrum für die obe
ren Seeen und damals beschäftigten
sich die ersahrensten Fachmänner ernst
lich mit der Frage, ob fiir den Verkehr
auf den Seeen je größere Schiffe ge
baut werden könnten bezw. ob sich sol
che eventuell. als nuhbringend erweisen
würden. Heute gibt es Schiffe mit 16
Fuß Tiefgang und vor dem Jahres
schluß wird dieser Tiesgana noch um
einen Fuß erhöht werden« sobald der
Fortschritt der von der Bandes-Regie
rung projeciirten Schiffsahrtsstraße
von 21 Fuß dies gestattet. Ein Fuß
Tiefgang mehr bedeutet aber eineLade
sähigteit von 500 Tonnen mehr und es
werden mithin vor Jahresschluß die
Ladererords eine entsprechende Zunah
me zeigen. Die größte Ladung, näm
lich 5376 Tons, wurde im verflossenen
Jahre von dem Dampfer »QueenCitn«
durch den Canal befördert," während
im Jahre 1895 die größte Ladung nur
4294 Tonnen betrug. Der Record der
»Queen City« ist im laufenden Jahre
von der Barte »Aurania« schon um
174 Tons übertroffen worden. Vor
drei Jahren lief das erste 4000 Tons
Fahrzeug vom Stavel, im Jahre 1896
verkehrten aber schon 32 Stahlschifse
von größerer Tragfähigteit auf den
Seeen, 11 luden sogar iiber 5000 und
zwar durchschnittlich 5250 Tons. Jm
verflossenen Jahre legte dasStahlschiff
»Kearsarge', dessen heimathshaien
Duluth ist, während der 235 Tage
dauernden Saifon 47,709 Meilen zu
rück und beforderte 98,000 Tons
Fracht, während das »Schisf »Victo
rh« sogar einen Record von 96,877
Tons erreichte.
Soweit amerikanische Schiffe in Be-·
tracht kommen, können sich hiermit die
im haer von New York und anderen
Oeeanhiifen vertehrenden Kaufsahrer
bei Weitem nicht messen. Während
die dem Verkehr auf den großen Seeen
dienenden Fahre-enge aanz anders als »
die Oceanschisfe consiruirt sind, be
sitzen sie ebensolche Stärke. ja bei ihnen
sind manche bedeutungsvollen Neue
rungen im Schiffsbau, wie die Qua
drupel - Erpanfconsrnaschinen, zuerst
zur Anwendung gelangt. Die im Pas
sagierdienst der Greai Norihern Ei
senbahn ihiitigen zwei Dampser, welche
zwischen Duluth und Bufsalo fahren,
legen 20 Meilen pro Stunde zurück.
Es ist dies eine hemerienswerihe
Schnelligkeit, wenn man in Erwägung
zieht, daß die Schiffe enge, seichte und
gewundene Fahrsiraßen sowie Schleu
sen zu passiren Find in zahlreichen
Zwischenhäfen anzulegen haben. Be
wundernswerih wie ihre Geschwindig
keit find auch die Ladefacaliiiiien der
Seeschissr. Mit Getreide können sie in
der Rate von 1000 Bushelg pro Mi
nute und mit Erz in der Rate von
1000 Tons pro Stunde beladen wer
den; Kohle wird eladen, indem Ma
schienen ganze ' aggsns über die
Schiffe heben, umdrehen und den Jn
halt istm den Rzugil entgegen schDaz
Enila -von o en ge iein
in der Rate von Mbistzoo Tons
pro Stunde. - - .
Daß mit der riesigen Entwickelung
des Verkehrs auf den großen Seeen
die Tage, da der Capiiiin zugleich Be
sitzer des von ihm esiiheten Schiffes
war und sich die Besi aniheile an ein
zelnen Fohrzeugen di in Bierundsech
i stel zersplitietien, für immer ooei
s e sind, li tan der nd. Die
modernen ·ffe von nnd mehr
W Tragfähigieit tosten gewaltig
—
Summen und deshalb eoncentrirt sich
der Verkehr immer mehr in den Hän
den des GWitalL
Meyer-ei s »Sie-this Mit« , v
in Schasamt in Washington be
schäftigt man sich augenblicklich mit ei
net—tpteessdortheißt—sehrtnters
essanten Einwanderungösrage, die ’e
doch bei näherer Betrachtung nur tin
sofern von Interesse sein sollte, als
man aus derselben wieder einmal die
belannte Kuvzsichtigleit der Einwande
rungs - Autoritäten ersehen muß.
Es handelt sich nämlich um nichts
Geringerej, als um den Versuch, einer
Privat-Korporation betreffs des Con
tractarbeiter - Gesetzes eine ganz fa
mose Hinterthür zu schaffen, und zwav
unter dem Deckmantel eines stark nach
Monopol duftenden Stellenverrnitt
lungs - Bureaus auf Ellis Jsland
selbst, wie es im Text der Applilation
heißt ein »Clearing Hause« fiir Ein
wanderer. Es soll sich nämlich ein
Eoncern gebildet haben, das um die
Erlaubniß eingelammen ist, auf dem
ohnehin mehr als raumbeschräntten
Ellis Island ein größeres Privatges
bäade errichten zu dürfen, von welchem
aus die dort landenden Einwanderer
auf die verschiedenen Staaten der
Union vertheilt werden sollen, und
zwar seitens der betreffenden Ange
stellten des Privat-Tonkuns.
Die Folgen einer der-artigen Neue
rung, die einer Erwägung seitens des
Schatze-mirs nicht werth sein sollte, lie
gen auf derhand und wurden unzwei
felhaft eine monopolisirtellmgehung
des Contractarheiter- Gesetzes invol
viren.
m no , ,,» L.- I-kt
AUO Dcll Oclullllllunchs Ucp erhu
ren oder vielmehr nach der Durchfüh
rung desselben gilt bereits ein Einwan
derer als Contractarbeiter, dem ein
hier anfäfsiger Bekannter schrieb, er
wende ihm hier eine Stelle zu so und so
hohem Wochen- oder Monatslohn be
forgen. Solch ein Mann wird eben
einfach zurückgesandt. Der Zweck fol
cher Maßregel ist der, eine Massen
Herbeiziehung billiger Arbeitskräfte
möglichst zu verhüten. Und nun foll
eine Privat - Corporation mit einem
Stellenvevmittelungs - Monopol auf
der Einwanderer - Insel festen Fuß
fassen, um die Gelandeten sofort unter
ihre Fittiche fzu nehmen und weiter zu
versenden.
Aus dem betr. Plane ist es nun lei
neswegs zu erfehen, daß jene Gesell
schaft, über deren Zufammensesung
noch ein tiefes Dunkel herrscht, sich bei
dem Unternehmen von Nächstenliebe,
von einer fpeciellen Rücksicht für die
Einwanderer leiten läßt. Es scheint
aber ebenso ein Geschäft mit gutem
Profit fein zu sollen, wie das Beför
dern der Bagage derEinwanderer, ihre
Betöftigung etc. ihn abwerfen. Es
wird somit ein Coneern gefchaffen, das
sich auf diesbezügliche Reauisition des
Arbeitgeber-s verpflichtet, ihm zu con
tractlich ftipulirtem Lohnfatze grüne
Arbeiter zuzufchicken. Jn den meisten
Fällen würde dieser Contract naturge
mäß abgeschlossen werden, wenn der
betr. Einwanderer noch auf dem Ocean
schwimmt, denn ein Vorrath arbeits
suchender Einwanderer ift bekanntlich
fchon längst nicht mehr vorhanden.
Somit landet der betreffende Einwan
derer, wenn auch nicht dirett individu
ell unter Contract, fo doch ganz ähn
lich wie ein unter Contraet Jmpor
tirter, denn in den meiften Fällen wird
er sich von Angestellten des Concerns
noch viel leichter beschwahen lassen, als
das bereits gelandete und vorsichtiger
gewordene Grünhorn von den soge
nannten Minenagenten.
Und nun die Lohnfragel Mit dem
Augenblicke, wo dev Einwanderer sich
unter die Obhut des ·Clearing houfe«
begibt, etlifcht die Verpflichtung der
Dampfer - Gefellschaft, fiir die Belli
stigung desselben auf der Einwanderu
Jnsel zu forgen. Das Coneern tritt
an die Stelle des Einwanderun »Ne
ftaurateurs. der in ieder hinti t un
ter Controlle steht. Wer zahlt dann
die nöthigenUnterhaltungsi und Reise
losten, der westliche Arbeitgeber gewiß
nicht, und die auf einen Profit ausge
bende Gesellschaft noch viel weniger,
oder sie hält sich durch höhere Spor
teln siir gelieferste billigeArbeiter schad
los.
Nun saselt manin Washington al
lerdings von einer strengen Controlle
jener Gesellschaft, aber nach dem Con
traetarbeiter - Gesetz ist eine derartige
Cantrolle bezüglich der Lohn - Skala
nicht möglich, denn dasselbe verbietet
nur das Jrnporstiren "von Arbeitern
und setzt keineswegs einen Minimal
Lohn fest. Der Arbeiter könnte somit
seitens der Gesellschast unter Contrart
weiter erpedirt werden, ohne daß die
Einwanderungs - Behörde sich um die
Bedingungen des Contracts kümmern
dürste.
Und über eine der-artige Reuerung
zerbrechen sich die herren m Washing
ton die Köper
—- Man muß sich nur u
belsen wissen, denkt eine Gasttvirtsk
wittwe in Deagendors, indem sie in ib
ren Lotalen eigenartige Borrichtungen
zur Schlichtnng allenfallsiger Excesse
und zurAbtiiblung besondererdinkiipse
anbringen läßt. Es wird nämlich in
den in Betracht kommenden Räumlich
keiten an die Wasserkitung je ein
Gnrnmischlanch von entsprechender
Länge nnd Stärke mit bahnen an e
bracht. wodurch der Frau Wirthiy Ze
leaenbeit geboten ist« Isofort mit einem
ordentlichen Stroh auskutparten
Pelz-. ein Einschreiten nbtb s werden
a
sticische Miallssb
Ueber eine schier nnglaubliche Bru
Wtiit aus einem der zwischen South
amyton und Kapstadt sabrendenDams
biet der »in-sue Lim- wikv von einem
Augenzeugem einem Berliner Maschi
nenfabrilanten berichtet, und zwar soll
sich der Vorfall ans dem »A:undel
Mitle« zugetrngen haben. Aus dem
Schiff ist sitt 144 Reisende dritter
Klasse und 90 Jwischendecks - Passa
giere nur eine Dadewanne vorhanden.
Bei der fast unerträglichen Temperatur
am Aequator ist der Badernum dort
von Morgens bis Abends ununterbro
chen besetzt, außerdem warten immer
mehrere Personen aus das Freiwerden
der Wonne, wobei die Nicht-Engliinder
von den Englandern soviel wie mög
lich zurückgedrängt werden sollen. Ei
nes Abends — das Schiff befand sich
undter 1,2() Grad nördlicher Breite
und 10,30 Grad westlicher Länge —
beabsichtigten zwei Deutsche zu baden.
»Endlich, gegen elf Uhr Abend-XI so
heißt est-in dem Bericht, ,,to:1rde die
Wonne frei, und die Beiden, itnluftsig
zu noch längerem Warten, benutzten
den Baderaurn zu gleicher seit. Dic
ses in Anbetracht der Umstände gewiß
entschuldbare Compromth init dem
Anstandögesiihl erregte die sittliche
Entrüstung der Engländer, die sich
auch alsbald betbätigte. Ein Mr. G.
E. Beckett ans London erlletterte die
Brüstung der Badezelle Und richtete
unter dem Gejohle der sonst noch auf
Deck anwesenden englischen Sittlich
teitsentbusiasten einen Schlauch, der
mit der Dampfspriye in Verbindung
steht, aus die Wehrlosen, so daß diese
unter Vehemenz, mit der ein dreizölli- «
ger Wasserstrahl gegen sie geschleudert
wurde, in Gefahr schwebten, zu ersti
cken. Außerdem wurden Eimer und
andere Schisssutensilien iiber die Brü
stung geworfen, ohne daß sich Jemand
darum litmmerte, wohin sie trafen.
Zu entrinnen war den Beiden unmög
lich, da man die Thitr von a::s;en ver
rammelt hatte. Schließlich erbarmte
sich ein Stetvard der Unglücklichen und
befreite sie aus ihrer Lage. Tser eng
lische Mob jedoch gerieth über diese
Störung des »Justizactes« dermaßen
in Wuth, daß er nunmehr ans den
Steward los-ging eine Ablenlung die
es den beiden Angegriffenzn erindgs
lichte, sich durch Flucht weitzren Miß
handlungen fiir diese Nacht Zu entzie
hen. Am nächsten Morgen aber dräng
ten sich etwa 200 En länder auf das
Zwischendeck. Jn egcnwart der
foieiere und des Schiffsarztes wurde
ein Gerichtshof constituirt, der die tei
den »Schuldigen« gewaltsam vor sein
Forum zerrte. Der »Priisident" und
der »öffentliche Antläger«, sowie die
Zeugen sprachen nur englisch, »die An
getlagten« nur deutsch. Mit der eng
lischen Sitte, daß die Zeugen var der
Vereidigung die heilige Schrift lüssen,
fand man sich dadurch ab, daß ihnen
ein Tabalsbeutel zum Kuß gereicht
wurde. Das Urtheil lautete, wie
nicht anders zu erwarten, auf schuldig,
und als Strafe wurden Diebe mit ei
nern Tau und heißer Seife aus das
nackte Gesäß diltirt. Bei Verkündi
gung des Urtheils wurde den Verm
theilten verständlich gemacht, es sei auf
heiße Seise erkannt worden, weil man
dadurch «leichter auf das rohe Fleisch
täme." Bei alledem sei man sehr gnä
dig mit ihnen verfahren, derartige
Uebelthiiter müßten eigentlich über
Bord geworfen werden. Mr. Beckett,
der schon Tags zuvor durch die Füh
rung des Spritzertschlauchs seine exem
torische Tüchtigkeit erwiesen hatte,
wurde einstimmig zum Vollziehungb
deamten designirt. Da die Verurthetls
ten sich auf's Bitten verlegten und aus
Schamgefiihl die Kleider nicht ablegen
wollten, riß man sie ihnen mit Gewalt
vom Leibe. Auf eine im leßten Au
genblicl getroffene Anordnung des
Chief Steward wurde alsdann die
Strafe anstatt mit heißer Ieise mit
einem nanen, gewundenen yanoruq
vollzogen. Man muß die vor Angst
und Scham verzerrten Gesichter gese
hen und die ilehentlichen Bitten der
beiden Leute gehört haben, um die un
menschliche Rohheit dieses gebildeten
Mob richtig beurtheilen zu tönnen.
Man sah sogar Leute mit Amateurta
sten, um das empörende Schauspiel im
Bilde festzuhalten. DerVollstreckungs
beamte rechtfertigte das in ihn gesetzte
Vertrauen; die Gezüchtigten waren
nach Vollng der Strafe nicht mehr im
Stande, ohne Unterstützng ihre La
gerstätten zu erreichen. Zwei Stun
den später durchschritten der Eapitän
und Dr. Wellburn, der Schiffsarzt,
das Zwischendeck, ohne sich nach dem
Befinden der beiden Gemißhandelten,
bie iirztlicher hilfe dringend bedurften,
auch nur zu ertundigen.« Der Ge
währömann der zehn beeren namhaft
macht, die sieh schriftlich bereit erklärt
haben, die Wahrheit der geschilderten
Vorgänge zu bezeugen, hat den Cahi
tiin vergeblich um Feststellung der Na
men der an dem bestialifehen Att un
mittelbar Sehuldigen ersucht, um die
Anaele enheit in Capstadt dem Ge
richt it ergeben zu lönnem
Die Entwicklung der vor
zwei Jahren von Mitgliedern der
.Grand Artny" im Südwesten von
Georgia gegründeten Colonie Fis
rald bleibt. wie Mittheilungen aus
ugusta besagen. hinter den Erwar
tungen weit zurück. Dies wird zum
Theil auf die ungünstige La e des
Ortes urückgeilihrt, auch so en die
Toloni en nicht bie nbthige Arbeits
metgie bekundet haben.·
Greise des wache-.
- Nach der »Landwirtbschafili » .
Chronil des Cantons Waadt« sie n«
bei dem Orte MavenssdesSion im—
Canton Wallis zwei uralte Lärchen
von 20 Meter höhe und mit einem
Stamme, der in der Nähe « , rzel
6——7 Meter Durchmesser bei . ide i
Bäume sind aus einem im Ja re 1546 ’
aufgenommenen Plane bereits ver
zeichnet, wo sie als »die beiden großen
Lärchen hinter dem hause« erwähnt
werdens sie müssen u jener Zeit also
bereits ein beträchtlfches Alter gehabt
baben,»und seitdem sind weitere 351
Jahre vergangen lnd noch immer
scheint ihr Alter sie nicht einmal zu
drücken, denn sie sind noch durchaus
frisch und lebenskräftig. Jn demsel
ben Canton gibt es eine andere be
rühmte Lörche auf der Alpe de Tor
rent bei dem Orte Albinen, die man
den »Grenzbanm« nennt, weil an ihr
alle hundert Jahre die Bewohner von
Albinen und von Bad Lenl zusam
menlamen, um ihr renzablommen
zu erneuern. Auf dem Stamme des
Baumes ist eine Art von Nische in die
Rinde gegraben, und auf dem so stei
gelegten nackten Holze findet man die
Daten 1400 bis 1700 eingeschnitten;
die Zahlen sind noch bis heute gut er
halten, da das Holz der Lärche sehr
hart ist. Die oben genannte Zeitschrift
erwähnt dazu noch die Thaisache, da
in einer Senndiitte in Bad Lenl a
der Decke ein Ballen aus Lärchenholzx
-«r..--t.·;-r zrr h-. ..--·. du« hä« 0«Kl
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1586 trägt. Das Alter des »Ganz
baumes« wird man annähernd 600
« hre schätzen können. Die englische
eitschrift »Garden andForest« spricht
in ihrer letzten Nummer von einem
Baume, gegen den die oben erwähnten
noch als Kinder erscheinen müßten.
Auf dem Kirchhofe der tleinen Stadt
Title in Mittelamerita, die an der
Straße von Guatemala iiber Tehuan
tepec nach Oaxaca liegt, steht dieser
Baum, ein Exemplar der Art Tum
(1ium niucrsonatum. lj Meter über
dem Boden mißt der Stamm 44 Me
ter Umfang; sein größter Durchmesser
beträgt 12 Meter. die Höhe des Bau
mes ist 50 Meter. Die Zweige seines
Wipfels dehnen sich ettva auf demsel
ben Umfang aus wie der Umfang des
Stammes am Boden. Das Alter des
Baumes wird auf 2000 Jahre ge
schätzt. Sicherlich ist dieses einer der
ältesten Bäume, die es überhaupt gibt.
Die genannte mexitanische Baumart
ist überhaupt dafiir bekannt, ein unge
wöhnliches Alter zu erreichet-« Welt
beriihmt ist die sogenannte »Er-preise
des Mantezuma« bei der Stadt Oa
rara, deren Alter sogar auf 6000
Jahre anaegeben wird, eine Scheidung,
die sicherlich erheblich zu hoch ist.
Das vad tm payaeeeataucTeichh D
Das entsiihnende Bad im Mahama
tan - Teiche hat dieses Jahr eine un
geheure Pilgerschaar nach der alten
Stadt Kombatonum hingezogen. Zu
diesem Bade wird heiliges Ganges
wasser verwendet. welches trotz der
großen Entfernung dorthin in den
Teich gebracht wird. Der Gan es ist
ja aus dem Haupte Sioas ent prun
gen und durchfloß Himmel, Erde und
Untertoeltx wer an seinen Ufern stirbt,
oder vor seinem Tode von seinem
Wasser trinkt, ist des Paradieses sicher.
Aus diesem Grunde trägt man Ster
bende zu ihm und versendet fein Was
ser weithin. Da in diesem ahre Hun
gersnoth und Pest die evösterung
Indiens in besondere Aufregun der
setzt und die Heilsbediirfnisfe si da
durch gesteigert haben, so wurde auch
das religiöse Ie Mahamatan tu der
heiligen Stadt ombatonum mit be
sonderer Pracht und unter besonders
großem Pilgerzudrange efeiert. Die
Stadt Kombatonum, eren Name
»Mitndung des Wassertruges« bedeu
tet, liegt in einer fruchtbaren Ebene
des Kavertz - Deltas im Diftritt
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LCUUIUJUL Un pensionuswuss Jan-e
dras, nicht weit von der Küste. Nach
dem letzten Cenqu hatte sie 54,300
Einwohner, darunter 51,000 Vinduö.
Sie war früher Hauptstadt des Tfchoi
lareiches und gilt heute noch ais einer
der heiligsien Orte der anzen Präsi
dentichast Madrag, sie i der Sitz der
tiefsten Hindugelehrsamteit und wird
wie eine einheimische Universität an
gesehen· Zablreich sind die Tempel
und heiligen Teiche und unter diesen
ist einer, der sich dadurch auszeichnet,
daß in sedem zwölften Jahre sein
Wasser eine io entfiibnende Krast ge
winnt, daß ein Bad darin alle Sünden
und körperlichen Leiden von dem Be
nuder wegnimmt. Nicht nur aus den
benachbarten Städten, wie Madras,
Tranauebar, Mavaveram, sondern
aus großer Ferne strömten die Pilger
zu Fuß oder meistens mit der Eisen
bahn herbei, welche die Tausende kaum
sortschassen konnte. Man rechnet, daß
diesmal über 300,000 Pilger an dem
einen Tage versammelt waren. Wie
schon bemerkt, ioar es die Pesifurcht.
die diesmal den Andrang bewirkte.
Große Processionezi durchzogen Kom
batonum, die rei ’tgende Erremonie
des Mabamaian and statt und alle
die 300,000 stürzten sich nach und nach,
von 1 Uhr bis Mitternacht in den trit
ben, mit allem möglichen Schmuh die
ser Menschenmenge verunreini ten
Teich. Nach dem Verlassen desse den
folgte allerdings ein wirWh den Kör
per reinigendech im Kavetvslusit
—- Erkliirunz »Was-um
nennst Du Deine Frau stets Dei-e
Sowei« «Weil sie mir heiß W.